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Nr. 27.

Abonnements- Bedingungen: Abonnements Preis pränumerando: Bierteljährl. 8,30 Mr., monatl. 1,10 Mr., wöchentlich 28 Pfg. frei ins Haus. Einzelne Nummer 5 Pfg. Sonntags­nummer mit illustrierter Sonntags­Beilage Die Neue Welt" 10 Pfg. Post­Abonnement: 1,10 Mart pro Monat. Eingetragen in die Post- Zeitungs­Preisliste. Unter Kreuzband für Deutschland und Desterreich- Ungarn 2 Mark, für das übrige Ausland 3 Mart pro Monat.

Ericheint täglich außer Montags.

Vorwärts

Berliner Volksblatt.

22. Jahrg.

Die Infertions- Gebühr beträgt für die sechsgespaltene Kolonel zeile oder deren Raum 40 Pfg., für politische und gewerkschaftliche Vereins­und Bersammlungs- Anzeigen 25 Pig. ,, Kleine Anzeigen", das erste( fett­gedruckte) Wort 10 Pfg., jedes weitere Wort 5 Pfg. Worte über 15 Buchstaben zählen für zwei Worte. Inserate für die nächste Nummer müssen bis 5. Uhr nachmittags in der Expedition abgegeben werden. Die Expedition ist an Wochen­tagen bis 7 Uhr abends, an Sonn- und Festtagen bis 8 Uhr vormittags geöffnet.

Telegramm- Adresse: ,, Sozialdemokrat Berlin".

Zentralorgan der fozialdemokratifchen Partei Deutschlands .

Redaktion: S. 68, Lindenstrasse 69. Fernsprecher: Amt IV, Nr. 1983.

Mittwoch, den 1. Februar 1905.

Expedition: S. 68, Lindenstrasse 69. Fernsprecher: Amt IV, Nr. 1984.

"

"

Zolljak des neuen

Zollfak

nach den nach den allgem. neuen alten Tarifs Berträgen Verträgen pro 100 kg pro 100 kg pro 100 kg

4,-

Obst und Südfrüchte.

24,-

10,-

frische, zum Tafel­gemuß.

20,-

4,-

4,-

andere Trauben

20,-

10,-

10,-

Birnen, Quitten, under­

frei

frei

frei

2,50

2,-

frei

10,-

3,20

frei

10,-

5,-

frei

8,-

2,-

4,-

vom 1. Sep. b. 30. Nov.

6,-

frei

frei

1. Dez. b. 31. Aug.

6,-

2,-

frei

6,-

2,-

frei

6,-

1,-

frei

20,-

10,

frei

10,-

4,-

12,-

3,25

12,-

frei

12,-

2,-

4,-

24,-

8,-

8,-

30,-

4,-

10,-

0,20

0,12

0,20

0,20

0,12

0,20

Bau- u. Nuzholz: beschlagenes, hart.

0,50

0,24

0,30

weich

0,50

0,24

0,30

1,25

0,72

0,80

weich

1,25

0,72

0,80

0,40

0,24

0,30

0,30

0,20

0,20

"

"

and. harten Holz weichem Holz

0,40

0,30

0,30

0,40

0,30

0,30

1,50

frei

frei

7,-

2,-

frei

Der neue deutsche Zolltarif.

Alepfel,

Die Regierung hat, nachdem sie am Sonnabend in der Nordd. Allgem. Ztg." fast ausschließlich nur jene vertragsmäßigen Zoll­ermäßigungen veröffentlicht hatte, welche Rußland , Desterreich- Ungarn, Italien , Belgien , die Schweiz , Rumänien und Serbien den deutschen Ausfuhrartikeln zugestanden hatten, sich nun nachträglich doch dazu Weintrauben, eingestampft herbeigelassen, auch die vertragsmäßigen Herabsetzungen bekannt zu geben, welche die Zollsätze des neuen allgemeinen Tarifs vom 25. Dezember 1902 erfahren haben. Dadurch ist es jetzt endlich möglich, einen wenn auch nicht ganz vollständigen, so doch die wichtigsten Punkte umfassenden Ueberblick über die Gestaltung des neuen Zoll­tarifs zu gewinnen. Im nachstehenden geben wir zunächst eine Uebersicht über die neuen deutschen Vertragszölle für Produkte der Landwirtschaft, des Gartenbaues und der Forstwirtschaft, denen wir zum Vergleich sowohl die bisher gültigen Vertragszölle, als die Zollfäße des neuen allgemeinen Zolltarifs hinzugefügt haben. Eine gleiche Uebersicht über die Industriezölle werden wir morgen bringen. Getreide, Reis und Hülsenfrüchte.

Die Mitteilungen der Norddeutschen Allgemeinen Zeitung" über Die Gerstenzölle bringen eine Korrektur oder richtiger Ergänzung der Wiener Meldungen. Nach diesen war anzunehmen, daß der Vertrags­zoll für Futtergerste ebenso wie der für Malzgerste 2 M. pro Doppel­zentner beträgt, nach den Angaben der Norddeutschen Allgemeinen Zeitung" stellt er sich für Futtergerste aber nur auf 1,30 M. In ihrer Darstellung heißt es:

In dem mit Rußland geschlossenen Vertrag und weiterhin auch in denjenigen mit Rumänien und Serbien ist der Zollfaz für Gerste mit Ausnahme der Malzgerste auf 1,30 M. für einen Doppelzentner, somit um 0,70 M. niedriger als zurzeit vereinbart worden.

Und ferner wird in bezug auf die Unterscheidung von Futter­und Malzgerste erklärt:

packt oder nur in Säden: vom 1. Sept. bis 30. Nov. 1. Dez. 31. Aug. Mepfel, Birnen, Quitten in anderer Verpackung:

"

in einfacher Umschließung in mehrfacher

Pfirsiche Pflaumen, gewöhnliche

Pflaumen, andere Kirschen. Erdbeeren

Obst, getrocknet: durchiveg Apfelsinen Zitronen. Andere Südfrüchte Feigen, getrocknet Mandeln, getrocknet.

Erzeugnisse der Forstwirtschaft. Bau- und Nukholz: rohes, hart weich

Viehzölle.

Pferde des norischen Schlages, fo­wie der als Flamländer, Bra­banter u. Ardenner bezeichneten Schläge( reines Kaltblut):

im Werte bis 1000,- das Stück

Die Unterscheidung nach dem Hektolitergewicht entspricht dem Bau- und Nugholz: gesägtes, hart. Umstande, daß im Gerstenhandel als höherwertige Braumalzgerste im allgemeinen nur solche angesehen wird, welche ein die Grenze von Eisenbahnschwellen 35 bis 66 Kilogramm für den Hektoliter übersteigendes Gewicht Faßholz usw. von Eichenholz zeigt. Die vereinbarte Grenze von 65 Kilogramm konnte deshalb zur Erreichung des mit der Unterscheidung zwischen Malzgerste" und anderer Gerste im Geseze verfolgten Zwedes als im allgemeinen Gerbrinden. ausreichend angesehen werden. Um willkürlichen, auf Herabdrückung Quebrachoholz des Hektolitergewichts und damit auf Bollhinterziehungen ab­zielenden Vermischungen besonders voller Gersten mit leichten wirk­fam entgegentreten zu können, ist dabei neben dem Erfordernisse des Freiseins von fremden Beimischungen, Grannen usw. vorgesehen, daß das Vorhandensein von 30 Prozent Körner, die in sich einem Heltolitergewichte von 67 Kilogramm oder mehr entsprechen, die Gerste dem höheren Zollsage zuweisen soll. Als entscheidendes Merkmal ist jedoch das Hektolitergewicht nur insofern herangezogen, als seine vom Wareneinbringer anerkannte Feststellung auf 65 Stilo­gramm oder mehr die Anwendung des höheren Bollsages begründen soll. Nach der anderen Richtung hin war nicht zu verkennen, daß einzelne Gerstensendungen nach ihrer besonderen Beschaffen­heit ats Malzgerste dienen fönnen, obwohl ihr Heftoliter­gewicht die Grenze von 65 Kilogramm nicht erreicht. Für solche Fälle die mißbräuchliche Verwendung durch besondere Maßnahmen zu verhüten, ist vorgesehen, daß die Abfertigungsbeamten zur Er­hebung des höheren Zollsages befugt sind, falls der Einbringer die Versezung der Gerste in einen die Verwendung zur Mälzerei aus­schließenden Zustand ablehnt. Gerste, für welche der Nachweis geführt wird, daß sie zur Bereitung von Malz ungeeignet, zum Beispiel teimunfähig, dumpfig usw. ist, oder daß sie tatsächlich nicht dazu verwendet wird, soll den bisherigen Zollfaz ohne Rücksicht auf ihr Hektolitergewicht genießen.

Es ergeben sich demnach munmehr folgende Bollfäge:

Bollsat des

8olliat

neuen nach den nach den alten

allgem. neuen Tarifs

Verträgen Berträgen

pro 100 kg pro 100 kg pro 100 kg

90,-

50,-

im Werte v. mehr als 1000,- bis 1200,- das Stück

180,-

72,-

im Werte v. mehr als 1200,-

bis 1500,- das Stück

180,-

75,-

im Werte v. mehr als 1500,-

Pferde,

bis 2500,- das Stück andere Arten:

180,-

120,-

im Werte von 1200,- das Stück

180,-

72,-

im Werte von mehr als 2500,- das Stück.

180,-

120,-

pro

pro

Ochsen

Bullen und Kühe

Sungsier

Kälber Schafe

Schweine Federvieh: Gänse pro Stüd Hühner aller Art

Federbieh, geichlachtet Fleisch, frisch oder gekühlt

Tierische Produkte.

Nebengewerbe.

bis zu

Die Verschleppungskomödie.

Die famose Untersuchungsaktion der Regierung hat be­gonnen. Sie ist schon im allerersten Anfange vorbildlich für das, was die Arbeiter von der Regierung überhaupt zu er warten haben. Die Arbeiter haben schon jetzt die Ueber­zeugung gewonnen, daß sie am Narrenseile geführt werden sollen. Sie weigern sich, den schlechten Scherz, bei dem sie die Kosten tragen sollen, mitzumachen.

Auf Zeche Herkules" in Essen, etwa 1500 Mann Belegschaft, Direktor Tengelmann, hat man den Anfang ge­macht. Den Vorsitz führte Oberbergrat Pommer. Beisitzer waren Bergrat Belz und Oberbürgermeister Zweigert- Essen.

Die Arbeiter waren vertreten durch eine Kommission von 3 Personen. Als Vertreter der Zeche erschien der Direktor in Begleitung des Stenographen. Die Arbeiter stellten den Antrag, auch ihrerseits einen Stenographen zuziehen zu dürfen. Der Antrag wurde abgelehnt. Sodann stellten die Arbeiter den Antrag, das von der Belegschaftskommission gesammelte Ma­terial ebenfalls bei der Erhebung zu berücksichtigen. Die in dem Material angegebenen Zeugen ständen zur sofortigen Ver­nehmung bereit. Auch dieser Antrag wurde abgelehnt. In der telephonischen Unterhaltung mit der Bergbehörde gab der beisitzende Bergrat der Meinung Ausdruck, die Arbeiter stellten Anträge, um die Verhandlungen zu verschleppen. Die Arbeiter­bertreter hatten nach diesen Erfahrungen gestern schon be­schlossen, nicht mehr weiter zu verhandeln. Sie haben sich zureden lassen, Dienstag noch einen Versuch zu machen, nach furzer Zeit aber fahen fie ein, daß sie bei Komödie dieser überflüssig feien, und gingen Sie werden die Belegschaft zu einer Ver­ihrer Wege. sammlung zusammenberufen, um ihr über diese Vorgänge Bericht zu erstatten.

Wenn es noch der Beweise bedurft hätte für die Richtig­feit unferer Beurteilung der Sachlage, dann werden sie jezt stoßweise geliefert.

Die Arbeiter sollen die Absicht haben, die Verhandlungen zu verschleppen. Mit dieser lächerlichen Behauptung glaubt man doch wohl nicht die Deffentlichkeit darüber täuschen zu können, daß die ganze Regierungsaktion nichts wie eine Verschleppungs­komödie ist. Die Arbeiter haben das lebhafteste Interesse daran, daß so schnell wie möglich etwas für sie geschieht. Sie verlangen fofortiges Eingreifen der Gesetzgebung. Statt dessen beschert ihnen die Regierung eine Untersuchung, die nach den eigenen Ankündigungen der Regierung monatelang dauern kann und bei der Dinge untersucht werden sollen, über die die Akten der Wissenschaft längst geschlossen sind. Bedarf es denn noch einer Untersuchung über die Notwendigkeit und Möglichkeit des Achtstundentages, bedarf es einer Untersuchung an Ort und Stelle über die Notwendigkeit und Möglichkeit der Arbeiterausschüsse und 2 Jahren Arbeiterkontrolleure im Betriebe, bedarf es einer Untersuchung 10, pro über die Möglichkeit der Abschaffung des Wagennullens? Stüd, leber alle diese Dinge ist seit Jahrzehnten geredet und unter­sucht worden, und wenn man handeln will, dann kann man 2 Jahre binnen 24 Stunden handeln. Aber man will nicht handeln. 20, pro Darum soll untersucht werden, alles ist nur darauf zu­geschnitten, die Arbeiter durch Theaterspielen aus ihrer Kampf­stellung herauszudrängen. Nun aber, wenn schon unter­sucht werden soll, dann ist es berechtigt, wenn die Arbeiter fordern, daß auch diese Untersuchung nicht bloß eine Schein­untersuchung ist. Will man untersuchen, ob die Arbeiter guten Grund zu Klagen haben, dann muß man doch auch anhören, was die Arbeiter vorzutragen haben. Statt dessen wird den Arbeitern das Verlangen nach einer ordentlichen Untersuchung als Verschleppungsmanöver ausgelegt. 3,-

über

Stück.

pro

Doppelztr. Doppelztr. Doppelztr. Lebend Lebend Lebend gewicht gewicht gewicht

18,-

8,-

18,-

8,-

18,-

8,-

4,25 2,25 2,-

18,

18,-

8,-

3,-

18,-

9,-

0,70

frei

6,-

4,-

frei

30,-

14,-

12,-

45,-

27,-

15-17

3,33 frei

Inzwischen gehen die Verschleppungsversuche in Berlin weiter. Nachdem der Handelsminister im Abgeordneten­hause auf einige Wochen" vertröstet hat, wurden am Dienstag im Reichstage neue Versuche gemacht, die Ver­handlungen über die zum Etat des Reichsamts des Innern beantragten Refolutionen zu verschleppen, bis die Aktion im pro 100 kg pro 100 kg pro 100 kg Dreiklassenlandtage gründlich in den Sumpf geschleppt ist. Die Resolutionen sollten bereits am Dienstag verhandelt werden. Die Verhandlungen über den Kolonialetat dehnten sich aber bis in die späten Abendstunden aus. Darauf ver­suchte der Präsident, den Etat des Innern ganz abzusehen und wurde darin von den Konservativen, Freikonservativen und Nationalliberalen unterstützt. Damit ist die Verschleppungs­mehrheit für das Abgeordnetenhaus schon beisammen. Im Reichstag gelang es mit wenigen Stimmen, die Beratung für Mittwoch auf die Tagesordnung zu bringen.

Roggen

7,-

5,-

3,50

Weizen und Spelz

7,50

5,50

3,50

Gerste: Malzgerste

4,-

2,-

Kaviar

300,-

150,- 150,-

Futtergerste

7,-

1,30

2,-

Schmalz

12,50

10,-

10,-

Hafer.

Mais

7,-

5,-

2,80

Butter, frisch und gesalzen

30,-

20,-

16,-

5,-

3,-

1,60

Käse: Stracchino, Gorgonzola,

Malz aus Gerste.

10,25

5,75

3,60

Barmesantäje

30,-- 20,-

15,-

Speisebohnen.

4,-

2,-

1,50

Hartläse im Stückgew. v. mindestens

Erbsen und Linsen

4,-

1,50

1,50

40 Kilogramm.

30,-

15,-

15,-

Futterbohnen, Lupinen und Widen

2,50

1,50

1,50

Eier

9

B

6,-

2,-

2,-

Sämereien, Knollenfrüchte

Erzeugnisse landwirtschaftlicher

und Handelsgewächse.

Raps und Rübsen

5,-

2,-

2,-

Mehl( mit Ausnahme von Hafer­

Leinsamen und Hanffaat.

0,75

frei

frei

mehl

18,75

10,20

Kleesaat.

5,-

frei

frei

Reis, poliert

4,-

4,-

7,30 4,

Kartoffeln, frisch, vom 15. Februar

Baumöl in Fässern

10,

frei

bis 31. Juni

2,50

1,-

frei

Rizinusöl.

9,-

2,-

2,-

Bichorien, getrocknet.

2,-

0,80

0,80

Milchzucker

80,-

40,-

frei

Hopfen

70,- 20,-

14,-

Roter Wein und Most zum Ver­

Süchengewächse frisch:

schneiden unter Kontrolle

24-30

15,-

10,--

Champignons, einfach zubereitet

Tomaten

Melonen

Rotkohl, Weißkohl, Wirsing­tohl.

Teigwaren( Nudeln, Gries usw.)

25,-

15,50

13,50

2,50

2,50

frei

Schokolade.

80,-

50,-

80,-

50,-

10,-

Margarine

30,-

20,-

16,-

20,

4,-

20,-

8,

Bilze

20,

8,-

Artischocken, Rhabarber, Spargel 2c.

20,-

10,-

FORAAR

111118

Bei dieser Sachlage hat die Siebenerkommission durchaus recht, wenn sie in ihrem neuesten Aufruf an die Bergleute sagt, daß noch keinerlei Garantien gegeben sind für die Er­füllung der gemachten Versprechungen. Nur wenn die Berg­Teute aushalten, tönnen sie etwas zu erreichen hoffen.

*

Zur Bergbau- Untersuchung.

Die staatlichen Untersuchungskommissionen haben die Aufgabe, festzustellen, ob die Klagen und Forderungen der Berglente begründet und berechtigt sind. Dabei wird es nicht nur ihre Aufgabe sein, nachzuforschen, ob es wahr ist, daß der und jener Arbeiter schlecht behandelt worden ist, daß hundert und aber hundert Klagen einzelner berechtigt sind; wenn sie ganze Arbeit machen wollen und wenn ihre Tätigkeit für die Arbeiter wirklich Wert haben soll, dann werden sie weiter gehen müssen. Die Forderungen der Arbeiter auf Lohn­