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Mr. 21.

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Berliner Volksblaff.

22. Jahrg.

Die Infertions- Gebühr beträgt für die sechsgespaltene Kolonel. geile oder beren Raum 40 Bfg., für politische und gewerkschaftliche Bereins­und Bersammlungs- Anzeigen 25 Pfg. Kleine Anzeigen", das erste( fett­gebrucie) Wort 10 Bfg., jebes meitere Wort 5 Pfg. Borte über 15 Buchstaben zählen für zwei Worte. Inserate für bie nächste Nummer müssen bis 5 Uhr nachmittags in der Expedition abgegeben werden. Die Expedition ist an Wochen. tagen bis 7 Uhr abends, an Sonn- und Festtagen bis 8 Uhr vormittags geöffnet.

Telegramm Adresse: Sozialdemokrat Berlin ".

Zentralorgan der fozialdemokratifchen Partei Deutschlands .

Redaktion: S. 68, Lindenstrasse 69. Fernsprecher: Amt IV, Nr. 1983.

Die öde Weltherrschaft.

Nach längerem Schweigen hat Wilhelm II. eine Nede gehalten. Vor dem Antritt seiner Mittelmeerfahrt, die ihn auch nach Marotto führen soll, hat er noch in Bremen beim Verlassen des deutschen Bodens ein Denkmal feines Vaters eingeweiht. Bei dieser Gelegen­heit entwidelte der Kaiser in einer Antwort auf eine Dineransprache des Bürgermeisters seine jeg igen Auffaffungen über Weltherrschaft und Weltpolitik. Nachdem der Kaiser von seinem Vater und Großvater und ihren Denkmälern gesprochen hatte, fuhr er fort:

Der Zeitabschnitt, den die beiden hohen Herren berkörpern, die hier in Erz gegossen auf ihren Plägen stehen, ist nun geschicht lich festgelegt und es ist an der nachfolgenden Zeit und deren Generationen, fortzubauen auf der Grundlage, die die hohen Herren gelegt haben. Sie haben die Güte gehabt, die Gedanken zu erwähnen, welche Sie bewegten bei früherer Gelegenheit in diefem selben Raume. Sie entsprechen in jeder Beziehung voll­tommen dem, was ich auch damals gedacht habe.

Ich habe, als ich als Jüngling vor dem Modell des Brommy schiffes gestanden habe, mit Ingrimm die Schmach empfunden, die unserer Flotte und unserer damaligen Flagge angetan worden ist, und vielleicht, da doch mal von meiner Mutter Seite ein Stück Seeblut in meinen Adern geflossen ist, ist das der Weg ge­wesen, der für mich die Nichtschnur geben sollte für die Art und Weise, wie ich die Aufgaben aufzufassen hatte, die nunmehr dem Deutschen Reiche bevorstanden. Ich habe mir damals den Fahneneid geschworen, als ich zur Regierung kam, nach der gewaltigen Zeit meines Großvaters, daß, was an mir liegt, die Bajonette und Kanonen zu ruhen hätten, daß aber Bajonette und Kanonen scharf und tüchtig erhalten werden müßten, damit Neid und Scheelsucht von außen uns an dem Ausbau unseres Gartens und unseres schönen Hauses im Innern nicht stören.

Ich habe mir gelobt, auf Grund meiner Erfahrungen aus der Geschichte, niemals nach einer öden Weltherrschaft zu streben. Denn was ist aus den großen sogenannten Weltreichen geworden? Alexander der Große , Napoleon der Erste, alle die großen Kriegs­helden, im Blute haben sie geschwommen und unterjochte Bölfer zurückgelassen, die beim ersten Augenblick wieder aufgestanden sind und die Reiche zum Berfall gebracht haben.

Freitag, den 24. März 1905.

ist, uns weiter erhalten bleiben wird, und daß Bremen unter dem Frieden grünen, blühen und gedeihen möge.

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Expedition: S. 68, Lindenstrasse 69.

Ferusprecher: Amt IV, Nr. 1984.

freuen, der hinausgeht und mit weitem Blide neue Punkte sucht, wo wir einen Nagel einschlagen können, um unser Rüstzeug daran aufzuhängen."

Diese legte Rede Kaiser Wilhelms II. erlebte äußerlich das Schicksal früherer viel besprochener Ansprachen. Es hat sehr lange Alle diese Aeußerungen des Kaisers haben im Ausland den Zeit gedauert, bis sie den Zeitungen zugänglich gemacht worden ist. tiefen und unverwischbaren Eindruck hervorgerufen, daß die Politik Das Festmahl in Bremen begann um 4 Uhr. Bor 7 Uhr verließ Deutschlands eine Welteroberungspolitik und diesen Zwede ber der Kaiser bereits Bremen . In dieser Zeit muß also die Ansprache fieberhafte Ausbau der deutschen Flotte gewidmet sei. Es ist in gehalten worden sein. Um 411 Uhr abends erst fündigte Wolffs England trotz aller offiziösen Ableugnung nicht unbekannt ge Bureau" die Kaiserrede den Zeitungen an, aber erst nach 2 Uhr blieben, daß die Flottenvorlage ausdrücklich mit der Gegner­mit der England und Eventualität eines nachts, zu spät für die meisten Morgenblätter wurde sie den Boten schaft gegen ausgehändigt. Es hat also offenbar lange Zeit gebraucht, bis die friegerischen Zusammenstoßes mit der größten Seemacht be den Anschein einer programmatischen Kundgebung erweckende Rede gründet worden ist. Eine Unmenge von Zeitungsartikeln und die Fassung gefunden hat, in der sie von den Zensoren des Kaisers Broschüren alldeutsch verrückter Professoren und Journalisten für die Deffentlichkeit hergerichtet worden ist. forrigierten jeden Tag die Weltkarte mit dem Rotstift, um das größere Deutschland aufzuzeichnen. Die Pachtung von Kiautschou konnte nur als erste Tat auf diesem Wege gedeutet werden. Es nügte gar nichts, daß unsere deutsche bürgerliche Presse- von den fonfervativen bis zu den demokratischen Organen, die in aus wärtigen Angelegenheiten überhaupt keine Meinung hat und ihre Ueber zeugungen aus der Waschküche des Auswärtigen Amtes bezieht, immer wieder über die Verleumdung der deutschen Politit sich erregte. Die deutschen Taten zeugten gegen die Bezichtigungen, und was die wohl unterrichteten auswärtigen Staatsmänner erfuhren, fonnte nicht durch offiziöses Druckpapier entfräftet werden.

Die Ansprache steht in einem bemerkenswerten Gegensatz zu den früheren Meinungen Wilhelms II. Sie ist ein deutliches Zeichen der Gärung, in der sich gegenwärtig, namentlich infolge der russischen Borgänge, die Anschauungen befinden. Seit Port Arthur und Mukden ist das Bewußtsein von der öden Weltherrschaft" offenbar in der europäischen Diplomatie und unter den Staatslentern lebendig geworden. Bisher ist Wilhelm II. die Weltherrschaft nicht öde erschienen, sondern als romantischer Traum. Um ihretwillen hat er die Weltmachtflotte gegründet, die zum Küstenschutz oder gar zur Verteidigung des Welthandels gänzlich überflüssig wäre. Welt Herrschaft, Seegewalt war der Traum des Kaisers.

Am 18. Januar 1896 erklärte der Kaiser bereits:

Unser Deutsches Reich ist ein Weltreich geworden; tausende von deutschen Landsleuten wohnen in allen Teilen der Erde, deutsche Güter, deutsches Wissen, deutsche Betriebsamkeit gehen Absicht. Auf dem Gebiete der Handelspolitik wurde Deutschland der über den Ozean; an Sie also ergeht die ernste Pflicht, dieses größere Deutsche Reich auch fest an unser heimisches zu gliedern." 1897 sprach er bei der Einweihung des Kölner Wilhelm- Denk mals die Worte:

Der Meergott mit dem Dreizack in der Hand ist ein Zeichen dafür, daß, seitdem unser großer Kaiser das Reich von neuem zusammengeschmiedet, wir auch andere Aufgaben auf der Welt haben; Deutsche aller Drten, für die wir zu sorgen haben, deutsche Ehre, die wir auch im Ausland aufrecht zu erhalten haben. Der Dreizack gehört in unsere Fauft."

Am 13. Dezember 1897 sagte der Kaiser zu seinem Bruder Heinrich:

,, Reichsgewalt bedeutet Seegewalt und Reichsgewalt und See­gewalt bedingen fich gegenseitig, so daß die eine ohne die andere nicht bestehen kann."

Die wirre, hin und her zuckende Sprunghaftigkeit der deutschen Politik hat schließlich Deutschland bei allen Staaten als unzuverlässig und unberechenbar erscheinen laffen. Wo nur eine flüchtige Laune hinter den sonderbaren Ereignissen stedte, glaubte man eine tüdische Feind aller; die Forderungen Deutschlands waren so unmäßig, daß schon die Gefahr einer handelspolitischen Koalition gegen Deutsch­ land bestand. Endlich konnten die reaktionär taumelnden Würde. Tofigkeiten der inneren Politit bei freieren Völkern keine Freund­schaft werben; das deutsche Reich wirkte trotz der beteuerten Nichteinmischung als Gefahr für die demokratischen Staaten.

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Herr Paasche hat fürzlich unvorsichtigerweise ausgeplaudert, daß vor einigen Monaten es fast zu einem triegerischen Zusammenstoß mit England gekommen sei. Auch englische Kundgebungen ließen auf solchen Konflikt schließen. Die vergebens abgeleugnete Mobil­machung der deutschen Flotte zur Zeit der Hull - Affäre war gleichfalls eine Tatsache, obwohl man sich bemüht hat, das Wort Mobilmachung durch ein sanfteres zu ersehen, wie man etwa in fürstlichen Kreisen von Eheirrung statt von Ehebruch spricht.

Das Weltreich, das ich mir geträumt habe, soll darin bestehen, daß vor allem das neuerschaffene Deutsche Reich von allen Seiten das absoluteste Bertranen als eines ruhigen, ehrlichen, friedlichen Nachbarn genießen soll, und daß, wenn man dereinst vielleicht von Der Besuch Wilhelms II. in Langer hat nun diesen Auffassungen einem deutschen Weltreich oder einer Hohenzollernweltherrschaft in ,, Wo der deutsche Aar seine Fänge in ein Land geschlagen hat, über die Ziele der deutschen Politit neue Nahrung gegeben. Es war der Geschichte reden sollte, sie nicht auf Eroberungen begründet das Land wird deutsch bleiben," sagte der Kaiser am 1. März 1898 gar nicht notwendig, daß englische Publizisten, übrigens in recht sein soll durch das Schwert, sondern durch gegenseitiges Vertrauen zu den Marinerefruten. Schon im Jahre 1895 hat er in Stiel bei plumper und sowohl für die französische wie für die deutsche In­der nach gleichen Zielen strebenden Nationen, furz ausgedrüdt, wie der Schiffstaufe des Aegir" schwärmerisch das Bild gemalt: telligenz beleidigender Weise, den Verdacht schürten. Sicher ist, ein großer Dichter sagt: Außen hin begrenzt, im Innern un" Daher sollst du an die graue Vorzeit unserer Ahnen er- daß keinerlei Grund ersichtlich ist, warum Deutschland , nach­begrenzt." innern, an die gewaltige Gottheit, die von allen germanischen dem es sich fast ein Jahr lang über den englisch fran nieerfahrenden Vorfahren angebetet und gefürchtet wurde, und zösischen Maroffovertrag beruhigt hat, nun plöglich es für beren gewaltiges Reich bis an den eifigen Nordpol und fernen Süd- notwendig hält, durch sein Staatsoberhaupt in irgend einer pol sich erstreckte, in deren Gebiet die nordischen Kämpfe aus Weise auf die marollanische Politit Einfluß zu üben. Die gefochten, Tod und Verderben in das Land des Feindes gebracht Aufregung in Frankreich ist, obwohl das deutsche Auswärtige Amt auch in französische Blätter offiziöse Beschwichtigungsartikel

Sie haben hingewiesen auf die Schiffe, die hier erinnerungs­reich von der Decke des schönen alten Saales herabhängen. Die Zeit, in der ich groß geworden bin, tvar trok des großes Krieges für unseren feefahrenden Teil der Nation teine große und glorreiche. wurden." Auch hier habe ich die Konsequenzen gezogen dessen, was meine Borfahren getan haben. Im Innern war militärisch so viel ge- Mit der wachsenden Flotte wurden die weltpolitischen Aufrufe Tanziert, sicherlich nicht gering. Wir sind nun zwar der Ueber­schehen, wie notwendig war, jetzt mußte die Seerüstung dran- immer dringender. Bitter not ist uns eine starke deutsche Flotte", zeugung, daß der internationale Breffelärm über Maroffo wirklich tommen. Ich danke Gott , daß ich hier in diesem Mathause keinen rief der Kaiser am 18. Oftober 1899 aus. Jezt in Bremen erklärt ein Marokforummel ist. Nichtsdestoweniger ist nicht einzusehen, Notschrei mehr auszustoßen habe, wie einst in Hamburg . Die er, daß diese Not befriedigt sei, obwohl erst fürzlich von ihm Aeußes warum diese Reise gemacht werden mußte, die, wenn sie einen Flotte schwimmt und sie wird gebaut, das Material an Menschen rungen bekannt geworden sind, die darauf schließen ließen, daß auch ernsten Hintergrund hätte, zu Konflikten führen müßte, und wenn ist vorhanden. Der Eifer und der Geist ist derselbe wie der, der die neuerliche Flottenvorlage bei weitem seinen Bedürfnissen nicht fie feine Bedeutung hat, unnötigerweife Erregung und Mißtrauen die Offiziere der preußischen Armee bei Hohenfriedberg und bei fchafft. Königgrät und bei Sedan erfüllt hat, und mit jedem deutschen Striegsschiff, das den Stapel verläßt, ist eine Gewähr mehr für den Frieden auf der Erde gegeben, um so viel weniger werden unsere Gegner mit uns anzubinden suchen, um so wertvoller werden wir als Bundesgenossen.

Als ich an dem heutigen Tage Bremens Bürgerschaft über­flogen habe, sah ich die Alten und die Jungen nebeneinander stehen, die Alten mit ihren Medaillen und ihren Kreuzen, die Mittämpfer und Mittäter unter den beiden großen Herren, deren Standbilder in dieser Stadt stehen, und vor ihnen die Jugend, die hineinwachsen soll in das neue Reich und seine Was werden ihre Aufgaben sein? Stetig aus­Aufgabent. zubauen, Streit, Haß, Zwietracht und Neid zu meiden, sich zu erfreuen an dem deutschen Vaterlande, wie es ist, und nicht nach Unmöglichem zu streben, sich der festen Ueberzeugung hin­zugeben, daß unser Herrgott sich niemals eine so große Mühe mit unserem deutschen Baterlande und seinem Bolte gegeben hätte, wenn er uns nicht noch Großes vorbehalten hätte. Wir sind das Salz der Erde, aber wir müssen dessen auch würdig sein.

entspricht.

Am 3. Juli 1900 äußerte Wilhelm II. in einem Trinkspruch auf Die Bremer Rede Wilhelms II. tft offenbar bestimmt, diesem Mißtrauen zu begegnen. Niemals hat der Kaiser so refigniert ge­den Prinzen Rupprecht von Bayern : " Ihre lönigliche Hoheit habe sich überzeugen fönnen, wie fprochen. Der Rüdzug auf die Heimatpolitik, für die dann die Flotte mächtig der Wellenschlag des Ozeans an unseren Boltstoren klopft nur noch eine glänzende Dekoration darstellt, ist mit aller Un­und es zwingt, als ein großes Wolt seinen Platz in der Welt zu umwundenheit verkündet. Nichts mehr von Weltmacht, von Welt­behaupten, mit einem Worte: zur Weltpolitik. Der Dzean ist reich, von Weltpolitif. Der Traum der römischen Weltherrschaft hat unentbehrlich für Deutschlands Größe, aber der Dzean beweist sich als die Illusion einer bluttriefenden Dede erwiesen. Deutsch­auch, daß auf ihm, in der Ferne, jenseits von ihm, ohne Deutsch- land will nur fulturelle givede verfolgen, wirtschaftlich sich betätigen, land und ohne den deutschen Kaiser keine große Entscheidung mehr und wenn es jetzt ein Schiff nach Marokko entfendet, so hat fallen darf. Ich bin nicht der Meinung, daß unser deutsches auch das nur den Zweck, deutsches Salz dorthin zu exportieren. Bolt vor 30 Jahren unter der Führung seiner Fürsten Das nationale Selbstbewußtsein, das sich in dem Wort, gefiegt und geblutet hat, um sich bei großen gewaltigen daß das deutsche Volt das Salz der Erde sei, dokumentiert, Entscheidungen beiseite schieben zu lassen. Geschähe das, so hat nichts Klirrendes und Drohendes mehr. Auch die Sozialdemo wäre es ein für allemal mit der Weltmachtstellung des fratie hat übrigens das nationale Intereffe, daß dieses Salz nicht deutschen Volles vorbei und ich bin nicht gewillt, es dazu kommen dumpf werde. Obwohl wir nicht die chauvinistische Auffassung haben, zu laffen. Hierfür die geeignetsten und, wenn es sein muß, auch daß ohne das deutsche Salz die Kultur der Welt des Salzes ent eutſche Die ultur der Welt des die schärfften Mittel rücksichtslos anzuwenden, ist meine Pflicht nur, behren müsse. Aber gerade in diesem seltsam resignierten und mit den früheren mein schönstes Vorrecht." Sundgebungen in grellem Widerspruch stehenden Verzicht auf eine deutsche Weltreichpolitik wird für das Ausland ein neuer Anlaß liegen, an der Redlichkeit der deutschen Friedenspolitik zu zweifeln. Man wird diese Rede als einen Verfuch betrachten, das Ausland über die wirklichen Ziele zu täuschen, und man wird erst recht an die wahrheit dessen glauben, was der Kaiser früher als sein Programm angekündigt hat.

Auf dem Sparenberge bei Bielefeld am 6. Auguft 1900 ties Darum muß unsere Jugend lernen zu entsagen und sich zu der Kaiser darauf hin, daß die deutschen Heere hinausgezogen seien, versagen, was nicht gut tut für fie, fernzuhalten, twas ein- um die Größe und den Ruhm unseres Vaterlandes im Auslande zu geschleppt ist von fremden Bölfern und Sitten, Zucht und Ord- besiegeln und zu zeigen, daß der Arm des deutschen Kaisers auch nung, Ehrfurcht und Religiosität zu bewahren. Dann möge bis in die entferntesten Teile der Welt reicht". über das deutsche Volt einst geschrieben werden, was an In der Saalburg sprach der Kaiser den Wunsch aus, daß es den Helmen meines ersten Garderegiments steht: Semper talis", uns beschieden sein möge, in fünftigen Zeiten so gewaltig, fo fest stets derselbe". geeint und so maßgebend zu werden, wie es einst das römische Dann werden wir von allen Seiten mit Achtung, teilweise Weltreich war, damit es auch in Zukunft dereinst heißen möge auch mit Liebe, als sichere und zuverlässige Leute betrachtet werden, wie in alter Beit: Civis romanus sum, ich bin ein deutscher und tönnen stehen die Hand am Schwertknopf, den Schild vor Bürger." uns auf die Erde gestellt, und sagen: Tamen( dennoch), komme, Am weitesten aber ging der Kaiser in jener Rede vom 18. Juni 1901 in Hamburg , wo er das Wort sprach: Unsere Zukunft liegt was wolle. auf dem Wasser", und hinzufügte:

Ich bin fest überzeugt, daß meine Worte hier in Bremen auf einen guten Boden fallen werden. Von Herzen wünsche ich, daß der goldene Friede, der bisher mit Gottes Hülfe erhalten worden

,, Da tann ich mich als Oberhaupt des Reiches nur über jeden Sanfeaten, mag er nun Hamburger, Lübecker oder Bremer sein,

Deutin

Wir glauben, daß solche ausländische Auffassung unberechtigt fein würde. Der furchtbare Zusammenbruch der russischen Welt­reichpolitik in Port Arthur und Mukden hat in der Tat zum Nach denken und Einlenten in den Fragen der Weltpolitik gezwungen. Dazu kommt die Erfahrung, daß die deutsche Kolonialpolitik, dieser Schutz wahrhaft lächerlichen Besizes, selbst über die weltpolitische Kraft des Deutschen Reiches geht. Niemals ist mit solcher Sinnlofig­leit Gut und Blut für ein Nichts unnüz vergeudet worden.

Auf die romantische Schwärmerei folgt nun die Ernüchterung.