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Nr. 71. 22. Jahrgang.

Reichstag .

1. Beilage des Vorwärts " Berliner Volksblatt.

171. Sigung vom Donnerstag, den 23. März 1905, 8ivilmusiker sind ja hier oft behandelt worden. nachmittags 1 Uhr.

Am Bundesratstische: Stommiffare.

Bor Eintritt in die Tagesordnung bemerkt Präsident Graf Ballestrem: Ich möchte an die Herren Kollegen eine Bitte richten. Nachdem wir nun schon 12 Tage über das Gehalt des Herrn Kriegsministers berhandelt haben, sind noch 17 Redner vorgemerkt.( Hört! hört! rechts.) Wenn wir die Vereinbarung des Seniorenkonvents halten wollen, muß ich die dringende Bitte an die Herren Kollegen richten, sich in ihren Ausführungen zu beschränken.

Nunmehr tritt das Haus in die Tagesordnung ein: Beratung des Militäretats nebst den bereits mitgeteilten Refolutionen: Erzberger Gröber( 8.) und Stolberg ( f.)

Freitag, 24. März 1905.

Beit entweder nicht voll ausgefüllt oder sie werden Wagen habe sich früher immer ermöglichen lassen. Die Kriegs­zu durchaus nichtmilitärischen Dienstleistungen mäßigkeit der Manöver müßte ihre Grenze finden bei einer verwandt. Schon das Wort Bursche" hat beim Militär für unverhältnismäßig großen Schädigung der friedlichen Bevölkerung. unsere Dhren etwas minderwertiges. Die Beschwerden der Bevollmächtigter Generalmajor v. Gallwik: Wir sind streng Einem an den Buchstaben gebunden, der Rechnungshof würde uns die wesentlichen Teil der Beschwerden der Zivilmusiker wäre abgeholfen, größten Schwierigkeiten machen, wenn wir höhere Vergütigungen wenn die un würdige und unpassende Art der zahlen würden, als das Gesetz vorschreibt. Wenn 60 000 Menschen Retlame für die Militärmusiker verhindert würde. auf dem Manöverfeld Konzentriert werden, so geht das ohne eine Zu der Einjährig- Freiwilligen- Debatte, die wir neulich hier hatten, große Belästigung der Einwohner nicht ab. Wir bemühen uns aber, möchte ich mir den Vorschlag gestatten, daß zunächst die besonderen die Belästigungen auf ein möglichst geringes Maß herunterzu­Abzeichen an den Uniformen der Einjährigen abgeschafft und dem bringen. Schmiergelderunwesen entgegengetreten wird. Zum Schluß mache Abg. Erzberger( 8.): Es find Fälle vorgekommen, daß die ich die Militärverwaltung darauf aufmerksam, daß sie ihr Augen- Behörden Ausmusterungen abhalten an fatholischen Feiertagen, z. B. mert dem Bahnsystem in Süddeutschland zuwenden soll. Es fehlen dem 25. März. Das erste Mal also, daß der junge Mann mit dem dort manche wichtige Verbindungsstrecken, die im Falle eines Krieges Militär in Verbindung tritt, wird er verhindert, seinen religiösen sich als dringend notwendig erweisen könnten.( Lebhafter Beifall Bedürfnissen nachzugehen. Redner polemisiert sodann gegen den links.) elfässischen Abg. Dr. v. Jaunez: Er ist freilich so überaus selten hier im Abg. Rogalla von Bieberstein( f.) befürwortet die Refolution Hause, daß er vielleicht nicht weiß, daß es hier nicht gebräuchlich ist, Abg. Wamhoff( natl.) schließt sich den gestrigen Klagen des Abg. Stolberg- Wernigerode : Die Belastung der Landwirte durch die einem Mitglied des Hauses andere Motive unterzuschieben als die, Böttger über die Konkurrenz an, die die Kantinen den Gewerbe- Manöver ist um so größer, als namentlich die östlichen Provinzen zu denen er sich bekennt. Sonst würde ich an der Loyalität des treibenden machen und verteidigt die preußische Polenpolitik. Die jest viel stärker mit Militär belegt find, als früher. Ostpreußen Abg. Dr. v. Jaunez zweifeln. Leider ist der Abgeordnete aber, Soldatenmißhandlungen seien sehr beklagenswert und es müsse alles 3. B. hatte früher nur zwei, jetzt drei Devifionen. Die Entschädigungs- nachdem er gestern hier seine Rede gegen mich gehalten hat, heute getan werden, was möglich sei, um sie zu bekämpfen. Zur Be- fäge sind so gering, daß die Manöver geradezu eine schreiend un- schon wieder nach Metz oder Paris abgefahren.( Sehr richtig! im fämpfung der Mißhandlungen sei es vor allem notwendig, bei der gerechte Steuer auf den ärmeren Teil der Bevölkerung darstellen. Zentrum.) Aushebung der Refruten die größte Vorsicht walten zu lassen, ebenso( Beifall bei den Konservativen.) Kriegsminister v. Einem: Ich will nur kurz feststellen, daß das auch bei der Auswahl des Aufsichts- und Ausbildungspersonals. Abg. Mattfen( natl.) führt Beschwerde über Härten bei der Kriegsministerium keine dienstlichen Beziehungen zu den Offiziers­Redner erwähnt einen Fall, in dem ein Geistestranter zum Requisition von Gespannen im Manöver. Die Besizer, deren Warenhäusern hat. Ich glaube auch nicht, daß es Offizierkorps gibt, Dienst eingezogen wurde, in einem anderen Fall sei ein Mann ein- Pferde bei der von der Militärverwaltung verlangten Vorführung die die Warenhäuser mit Arbeitskräften unterstützen. Das wäre gezogen worden, der eine verkrüppelte Hand hatte und infolges verunglücken, sollten entschädigt werden. Ferner wünscht Redner absolut unzulässig, ebenso, als wenn etwa Offiziere ihre deffen das Gewehr nicht halten fonnte. Werde dem eine frühere Eröffnung der Konservenfabriken in Holstein mit Rüd- Burschen zur Aushülfe zu Wertheim schickten.( Heiterkeit.) Ich will Ausbildungspersonal ein befferes Refrutenmaterial übergeben, so sei ficht auf die holsteinschen Viehzüchter. die Sache untersuchen und abstellen lassen.( Beifall rechts.) damit eine Urfache zu Mißhandlungen beseitigt. Generalmajor Gallwit: Gegenüber verschiedenen Bemerkungen Abg. Liebermann v. Sonnenberg( Antis.): Die Judenfrage ist in Abg. Bruhn( Antis.) verlangt unterstügung der aus dem Hause über die Verpflegung unserer Truppen möchte der letzten Zeit nicht von uns, sondern von den Freisinnigen, ins­Handwerkerschußbestrebungen durch die Militär- ich feststellen, daß dieselbe eine sehr gute ist. Die Lieferungs- besondere vom Abg. Eickhoff, zur Sprache gebracht worden. Ob die verwaltung. Sie müsse das Warenhausunwesen bekämpfen. Ent- verträge werden alle halbe Jahre erneuert, so daß ein Monopol Auftraggeber des Herrn Gidhoff im Lande damit auf die Dauer gegen der ganzen jüdiſch- liberal- demokratischen Presse halte er baran zugunsten bestimmter Großunternehmer sich nicht bilden kann. Der einverstanden sein werden, bezweifle ich. Daß ich den Fall Mojes fest, daß Offiziere sich nicht so intim unter das Warenhaus mischen vortreffliche Gefundheitszustand unserer Truppen bildet den besten Bier hier zur Sprache bringen wollte, ist durch meine zu Protokoll dürften, daß sie in die Erfrischungsräume gingen, die in Berlin Beweis für die gute Verpflegung, die auch durch umfangreiche gegebene Aussage bewiesen. Ich bedauere, daß es mir nicht möglich einen ganz besonderen Ruf hätten. Die Inden feien besonders ge- Kontrolle gesichert ist. Ueber den Zeitpunkt der Eröffnung der gewesen ist, dies früher zu tun. Mein Vorwurf hat aber Herrn eignet, neue Reflametrids für ihre Warenhäuser zu ersinnen. So Konservenfabriken gehen die Meinungen der Züchter aus Interessen Moses Bier nicht ganz unschuldig getroffen, denn iver meine Rede fei das Warenhaus Weiß u. Co. in Grünberg mit Militärmusik er gegensägen weit auseinander. Die Fabriken selbst sind dadurch, daß vom 7. März vorigen Jahres ohne Voreingenommenheit liest, der öffnet wurden. Halte die Militärverwaltung das für zulässig? ihr Personal nur im Winter beschäftigt ist, im Sommer aber in muß daraus entnehmen, daß ich den Fall lediglich als ein Beispiel Der Redner polemisiert dann gegen den Abg. Eickhoff: Der landwirtschaftlichen Betrieben tätig ist, gezwungen, auf die Zeit für die Sucht der Juden, mit Heldentaten zu renommieren, angeführt habe. Abg. Eickhoff hat wieder die von jüdischer Seite verbreitete Legende dieser landwirtschaftlichen Beschäftigung Rücksicht zu nehmen. Das Thema probandum war lediglich: Hat Moses Bier sich mit fremden über Kaiser Friedrich hier vorgetragen. Es ist doch im höchsten Doch ist in Erwägung gezogen worden, für die holsteinischen Federn geschmückt oder schmücken lassen? Diese Frage ist zu bejahen. Grade unwahrscheinlich, daß Kaiser Friedrich diefelbe Aeußerung zum Büchter eventuell die Fabrit in Spandau zu eröffiten. Ich gebe zu, daß der Fall milder liegt, als ich ihn darstellte und Kommerzienrat Magnus innerhalb drei Jahren zweimal getan haben Generalmajor Sigt v. Armin erwidert, daß eine Verpflichtung bedauere, daß es mir nicht möglich war, diese Erklärung schon früher foll. Die ganze Geschichte ist nicht wahr, Herr Gidhoff! Kaiser Friedrich der Entschädigung für die Militärbehörde nicht bestehe. Wenn aber abzugeben. Die Tatsache, daß wirklich unter der jüdischen Be hat 1883 auf die Bemerkung eines der Berteidiger des Anti- ein Verschulden des Besizers nicht vorliege, werde die Entschädigung völferung eine außerordentliche Sucht besteht, sich mit Orden ze. zu semitismus würde das preußische Offiziertorps noch so sein, wie stets gewährt. In Südwestafrika seien feine australischen Pferde brüsten, fann ich an einem anderen Fall beweisen. In Ostpreußen es ist, wenn die Rittergüter statt im Besitz der Alvensleben und gebraucht worden, wohl aber in Ostasien ; dort haben sie sich schlecht erzählte ein jüdischer Gutsbefizer überall herum, daß er die Rettungs­Bredows im Besiz der Cohns und Lewys wären?( Stürmische bewährt. Das Urteil des Kriegsministers über die guten medaille habe. Als ihn der Landrat nach den näheren Umständen, Heiterkeit bei den Antisemiten) im Park zu Sanssouci Erfahrungen mit ostpreußischen Pferden in Südwestafrifa wie er dazu gekommen sei, frug, verschwand der Betreffende aus geantwortet: Ja, ja, man hätte früher etwas tun sollen! beruhe auf dienstlicher Meldung des Oberkommandos selbst. der Gegend.( Lachen links.) ( Hört! hört! bei den Antisemiten. Große Heiterkeit links.) Abg. Kern( f.) tritt für die Resolution Graf Stolberg ein. Die Abg. Eickhoff hat in seiner Rede vom Anfang März von seinem Wehe, wehe dem deutschen Bolle, wenn alle seine Söhne so denten, Anforderungen, die bei der Einquartierung an die Opferwilligkeit verehrten Lehrer Treitschke gesprochen, zu dessen Füßen er gesessen wie der Abg. Eidhoff!!( Stürmisches Gelächter links.) der ländlichen Bevölkerung gestellt werden, dürfen nicht zu hoch ge- hatte. Aber ich wünschte, er hätte etwas mehr von diesem seinen Abg. Eickhoff( frf. Vp.): Die Aeußerung des verstorbenen spannt werden.( Beifall rechts.) Lehrer gelernt, denn Treitschke ist ja bekanntlich einer der ver­Kaisers Friedrich, die der Abg. Bruhn in seinem Sinne gedeutet Abg. Dr. v. Derken( p.) schließt sich dem Vorredner an und haßtesten Leute bei den Juden. Abg. Eickhoff hat ferner behauptet, hat, ist selbstverständlich ganz anders aufzufaffen, er hat sie offenbar wünscht dann, den Soldaten, die auf i rlaub in die Heimat die Juden gäben gern ihr bestes für das Baterland. Das Beste nicht verstanden. Für die Aeußerung Kaiser Friedrichs, der Anti- fahren, freie Eisenbahnfahrt zu gewähren. Weiter regt der Juden ist doch wohl ihr Geld. Aber als die französische Kriegs­femitismus ift eine Schmach des Jahrhunderts, liegen mir ver Redner die Einführung einer milderen Braris für die Pensionierung anleihe aufgelegt wurde, da gaben verschiedene jüdische Bankhäuser ihr fchiedene Beweise vor. Ich weiß, daß das geäußerte Urteil durchaus derjenigen Mannschaft an, die während der Dienstzeit an ihrer Gea Bestes" dahin, nämlich für die Franzosen.( hört! hört! b. d. Antisemit.) den Ansichten weiland Sr. Majestät des Kaisers Friedrich III. ent fundheit Schaden leiden.( Beifall rechts.) Ferner hätten in der Zeit von 1882 bis 1899 nach dem Durchschnitt Sprach( hört hört! links), und ich fann hinzufügen, daß in den Abg. Pauli- Potsdam( t.): Es ist bedauerlich, daß die Militär- der Bevölkerung fich nur 2408 Juden der Wehrpflicht entziehen dürfen. mannigfachen Unterredungen, welche ich mit meinem langjährigen anwärter in ihren Besoldungen hinter den Zivilanwärtern so zurück- Tatsächlich aber taten dies 4006. Das ist die Statistit nicht von einem Freunde, dem damaligen Kammerherrn v. Normann gerade über stehen. Aber es wird nicht angehen, daß man ihnen die Militär- Antisemiten, sondern von Herrn Dr. Paul Nathan.( Heiterkeit rechts.) diefe Sache gepflogen habe, die questionierte Aeußerung, als von dienstzeit anrechnet, weil sonst die Gemeinden zu sehr belastet Ein Oberrabbiner hat der Militärverwaltung vorgeschlagen, Sr. Kaiserlichen Hoheit gemacht, nie im Zweifel stand. wären. Unter der zu häufigen Einquartierung leiden in meinem beim Fahneneid für die jüdischen Soldaten hinzuzufügen: Wahlkreise namentlich die Dörfer um den llebungsplatz Döberig. Ich schwöre ohne die mindesten Hintergedanken Sch bitte den Herrn Kriegsminister, sich dieser Dörfer anzunehmen. Der Oberrabbiner wird seine Leute schon gekannt haben. ( Bravo ! rechts. Ironische Zustimmung links.) Die angebliche Aeußerung über die Schmach des Jahrhunderts" Der Kriegsminister von Einem nimmt am Bundesratstische hat niemand mit eigenen Ohren angehört. Der einzige Zeuge, der Platz. sie hätte verifizieren können, Herr von Normann, ist nicht gerichtlich Abg. Naden( 3.): Die Methode der Ausmusterung ist völlig vernommen worden. Geheimrat Magnus hat auch nie über diese verfehlt. Die Leute müssen von weit herkommen und haben Aeußerung unter seinem Eide ausgefagt, obwohl zu jener Zeit die große Ausgaben. Die nur aus wenigen Köpfen bestehende Kom- Antisemiten fortgesett bor ben Amtsrichter Lyon nach mission sollte sich stets in die Hauptorte des Bezirks selbst begeben. Moabit geschleppt wurden. Aber wenn diese Aeußerung wirk Sie werde dort auch bessere Erkundigungen anstellen können, namentlich gefallen ist, was würde sie beweisen? Die Freis lich in psychiatrischer Hinsicht. Jezt müssen auch die Bürgermeister finnigen, die sonst von Männerstolz vor Rönigsthronen förmlich tagelang wegen des Aushebungsgeschäftes fort von ihrer Ortschaft triefen, freuen sich findisch, wenn sie das Wort eines Fürsten gegen bleiben. Eine Stadt wie Eschweiler z. B. von 23 000 Einwohnern die antisemitische Bewegung erhaschen und ausbeuten können. Ich könnte doch wohl verlangen, daß die Musterung in der Stadt selbst bin doch nicht dafür verantwortlich, wenn jüdische Zeitungen meine und nicht in dem 20 Kilometer entfernten Aachen stattfindet.( Beifall Ausführungen planmäßig fälschen, aber es ist ein grotester Gedanke, im Zentrum.) in dem Augenblid, wo die russischen Deserteure, meist

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Ein sehr verehrtes früheres Mitglied unseres Hauses, Georg b. Bunsen, hat an den Geheimrat Magnus am 20. Juni 1886 folgendes Schreiben gerichtet:

" Gestern abend nahm die Frau Kronprinzessin die Gelegenheit wahr, von der Judenheze" und der schönen Geduld" zu reden, welche die Juden an den Tag gelegt. Im Laufe dieses Gespräches habe ich dann der hohen Frau von Ihrer Absicht, das Leffing Denkmal zu errichten, erzählt. Auf meine Aeußerung, daß gerade jezt der Augenblid mir gekommen zu sein scheine, wo gar mancher fich freuen würde, seine Gesinnung zu bekunden und damit einer ebenso frechen als unerwarteten Agitation entgegenzutreten, ging fie lebhaft bejahend ein. Ich hoffe, daß man weiß, wie scharf und entschieden der Kronprinz und ich sie mißbilligen".( Hört! hört! links.)

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Derselbe Georg v. Bunsen hat an die Nachkommen des Geheim rat Magnus am 3. April 1893 folgendes Schreiben gerichtet: Noch frisch unter dem Eindrucke der Aeußerung Seiner kaiserlichen Hoheit des Kronprinzen, daß er die Judenheze als eine Schmach für die Nation empfinde, hat mir Ihr Herr Vater davon berichtet. Das weiß ich bestimmt und zugleich, daß in ganz Berlin niemand das Wort des Stadtrats Magnus in gweifel gezogen haben würde.( hört! hört! links.) Mit diesen Zeugnissen in der Hand fann ich wohl die Angelegen­heit dem Urteil der Geschichte überlassen.( Lebhafter Beifall im größten Teil des Hauses. Lachen bei den Antisemiten.)

Kriegsminister v. Einem: Die Klagen des Borredners find, Juden, uns deutlich vor Augen führen, wie wenig militärische wenn die Sache so liegt, berechtigt. Ich werde also Erhebungen Tüchtigkeit und militärisches Interesse die Juden haben( Wider­hierüber veranstalten. Die Festsetzung der Musterungsorte unter- spruch bei den Sozialdemokraten), uns zuzumuten, den Juden in liegt bekanntlich nicht allein den Militärbehörden, sondern auch den der Armee Bugang und befieres Fortkommen zu verschaffen. Daß das Bibilbehörden, welche die Interessen der Drtschaften dabei zu ver- Judentum revolutionär durch und durch ist, beweist jetzt Rußland , treten haben. beweist die Hinneigung der deutschen Juden zur Sozialdemokratie, beweist der Priester Gapon , der von Geburt Jude ist. ( Dröhnendes Gelächter lints.) Aber haben Sie denn nicht den Nachweis des bedeutenden russischen Journalisten Jwanow dafür ge­lesen? Ich lasse Herrn Eickhoff die Verhimmelung der Judenpresse. Das ist für einen Menschen von Herz, Kopf und Geschmack eine schwere Strafe, aber es sollte mich nicht wundern, wenn Herr Eick­hoff fich darüber freut.( Vereinzeltes Bravo! rechts.)

Abg. Graf Mielzynski( Bole) betont, daß, wenn er den Dft­martenverein im allgemeinen aufs schärfste angegriffen habe, er natürlich nicht jedes einzelne Mitglied desselben gemeint habe. Wer aber mit Kenntnis der Ziele und Mittel dieses Vereins ihm an­gehört, dem fann ich nur meine Verachtung aussprechen.

Abg. Kopsch( frf. Vp.): Es ist schon die Rede gewesen von den lagen der Zivilmusiker gegenüber der unberechtigten Konkurrenz der Militärmusiter. Im vorigen Jahre erwiderte der Vertreter des Herrn Kriegsministers, es sei der

Abg. Dr. Wallau( natl.) erklärt sich namens seiner Freunde für die Resolution des Grafen Stolberg und führt einen Fall an, in dem ein Landwirt 14 Tage lang 150 Mann Einquartierung gehabt Der Herr Kriegsminister hat mir vorgeworfen, daß ich nicht die habe. Er mußte fie two anders unterbringen und dafür pro Mann Namen der Beschwerdeführer, die sich an mich gewandt haben, ge­täglich 3 M. zahlen, so daß ihm durch die Einquartierung eine Extra- nannt hätte. Ich habe die Namen hier und bin bereit, steuer von 2000 m. auferlegt worden sei.( hört! hört!) Auch der sie dem Herrn Kriegsminister au zeigen, wenn er mir Resolution Erzberger stimmt Redner zu und bringt dann Beschwerden Diskretion zusichert. Es ist doch flar, wenn ich hier von Fleischern über nicht genügende Berücksichtigung bei Fleisch- die Namen öffentlich nenne, die betreffenden Soldaten fortgesetzten Lieferungen an die Truppenteile zur Sprache. Durch das Vorgehen Schifanierungen ausgesetzt sind.( Sehr richtig! bei den Polen .) Geheimerlaß des Kaifers ergangen, der sich gegen diese der Militärverwaltung werde lediglich die Ausdehnung des großen So soll es notorisch sein, daß die Polen den wirtschaftlichen Boylott Konkurrenz wende. Ich hoffe, daß die Geheimhaltung dieses Erlaffes Unternehmertums gefördert.( Beifall.) angefangen haben. Das Gegenteil ist richtig. Freilich ist nicht auch dem Reichstage gegenüber vorgeschrieben ist und bitte Abg. Storz( Sübd. Vp.): Wenn wir die Ererzierreglements usw. ein großer Unterschied zwischen dem offiziellen Boykott der Re- den Herrn Kriegsminister, uns ihn im Wortlaut mitzuteilen. Eine für das Heer und die Marine vergleichen, so sehen wir, daß in der gierung und einem etwaigen Privatboykott. Als notorisch" hat es Wirkung hat er jedenfalls nicht gehabt; es scheint, daß Marine ein gewisser freier, moderner Geist lebt, während für die auch der Reichskanzler verkündet, daß 1848 die Polen das Volt die Truppenkommandeure den ihnen nachgeordneten Drganen Armee die Gefahr einer gewissen Bertnöcherung besteht. Sehr bedenklich aufgewiegelt hätten. Das war wohl ein Wizz. Ich berufe mich auf davon nur beschränkte Mitteilung gemacht haben. Die ist, daß in den höheren Chargen der Adel viel stärker bertreten ist als das den früheren Alterspräsidenten des Abgeordnetenhauses, Herrn schamlose Konkurrenz der Militärmusiker, wie fie der bürgerliche Element. So lange nicht nachgewiesen ist, daß adelige Szumann, der in feinen Memoiren geschrieben hat, daß auf Ver- Herr Kriegsminister nannte, dauert nach wie bor fort. Offiziere mehr leisten als die bürgerlichen, muß man zu der Ansicht anlassung der Obrigkeit polnische Studenten damals vor Die unwürdige Retlame, bie die Militärkapellen vielfach tommen, daß für die Bevorzugung des Adels nicht ausschließlich dem Schloß Wache gestanden hätten. treiben, ist nicht geeignet, das militärische Ansehen zu heben. Zu militärische Rüdfichten in Betracht kommen, sondern die Familien- Kriegsminister v. Einem: Der Abg. Graf Mielzynski hat gesagt, rügen ist u. a., daß Mitglieder von Militärtapellen mit d rüdsichten oder tonfessionelle oder Raffengesichts die Ausführungen des Reichskanzlers über das Jahr 1848 feien wohl eller fsammeln geben, daß sie Bottarten mit dem punkte für die Besetzung der Stellen maßgebend find. Bom nur erfolgt, um einen Wiz zu machen. Ich halte mich für ver- Bilde des Rapellmeisters verkaufen. Mitglieder Standpunkte der Gerechtigkeit muß man doch sagen, daß das pflichtet, dagegen zu protestieren. Graf Mielzynski hat ausgeführt, preußischer Militärkapellen sollten doch nicht in Konkurrenz treten gegenwärtige System, welches die jüdischen Mitbürger von den der offizielle Boykott sei schlimmer als der private. Ihr Bontott ist mit Kellnerinnen. ( Sehr richtig! links.) Nach dem Erlaß von 1894 offiziellen Stellen ausschließt, sich auf die Dauer nicht aufrecht ganz offiziell polnisch, denn Sie gehorchen Ihren Führern aufs Wort. sollte die Konkurrenz der Militärmusiker gegenüber den Zivil­erhalten läßt. Anzuerkennen ist, daß die Militärverwaltung Das ist genau dasselbe, wie wenn von der Regierung ein Boykott mufifern möglichst eingeschränkt werden. In Solingen hat aber das ben Soldatenmißhandlungen energischer entgegentritt als früher, das verhängt wird, der übrigens in dieser Schärfe gar nicht besteht. Trompeterkorps des 11. Husarenregiments in Parade Uniform ist aber wohl auf das energische Drängen des Reichstages zurüd( Sehr gut! rechts. Lachen bei den Polen .) Der Abgeordnete Graf auf Dienstpferden am Feftauge eines Regler. zuführen. Wir wollen hoffen, daß die Befferung des Einkommens Mielzynski hat sich gewundert, daß die Polen nicht mehr das minder Verbandes teilgenommen.( hört! hört! links.) In einer Ser Unteroffiziere auch auf diesem Gebiete eine Befferung herbei wertige Bolt find. Haben sie das, was sie jetzt find, aus eigener Beschwerde an den Kriegsminister wiefen die Zivilmufiler darauf führen wird. Den Offizieren muß aber auch in erhöhtem Maße Straft erreicht oder durch die Maßnahmen und Vorsäge der hin, daß Parade- Uniform und Dienstpferde nicht dazu da seien, um zur Pflicht gemacht werden, die Vorgänge in den Kasernen au ton- preußischen Regierung?( Sehr wahr! Sehr gut! rechts.) Diese bei so profanen Gelgenheiten verwendet zu werden. Der tomman trollieren. Ein Offizier, der Mißhandlungen berübt oder still- Frage wird jedermann im Bolte, der verständig ist und etwas von dierende General hat darauf erwidert, daß er die volle Verant schweigend übersieht, darf nicht länger im Heere bleiben. Die Mann der Geschichte weiß, sich selbst beantworten fönnen: nämlich durch wortung dafür trage, da der Reglerberband sich stets durch fchaften müffen fo behandelt werden, daß fie fich als Angehörige den Staat Preußen!( Lebhafter, lang anhaltender Beifall rechts.) patriotische Gesinnung ausgezeichnet habe.( Lachen Abg. v. Treuenfels( f.) bestreitet dem Generalmajor v. Gallwig links.) Bor noch nicht langer Zeit war den Militärkapellen die Mit­Bo die Burschen bei abfommandierten Offizieren oder einige der gestern gegen den Redner gerichteten Ausführungen. Die wirkung bei Festlichkeiten liberaler Vereine berboten, Bezirksoffizieren, Militärbeamten und dergl. beschäftigt find, ist ihre rechtzeitige Ankündigung der Uebungen und der Requifitionen von während fie auf Tivoli bei Festlighteiten, bei denen Herr

eines freien Bolles fühlen.