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Die Zersplitterung der Arbeiter hindert sie an der Entfaltung ihrer Kraft, die Einigkeit erst befähigt sie, sich voll zur Geltung zu bringen und die Machtmittel des Staates in den Dienst ihrer Interessen zu stellen. Die Einigkeit aber muß eine so vollständige werden, daß nichts mehr zwischen ihnen steht. Die wirtschaftlichen Interessen der Arbeiter sind untrennbar von ihren politischen Interessen. Wenn der Bergarbeitertag angesprochen werden darf als ein Grundstein zur wirtschaftlichen Einigung der Arbeiter, so muß, soll die Einigung dauernden und wirklichen Wert für die Arbeiter haben, auch ihre politische Einigung folgen. Die Gerüchte über Friedensverhandltt«gen nehmen eine immer greifbarere Form an. In Petersburg erklärt man sich nicht mehr gegen den Friedensschluß über- Haupt, sondern man bestreitet nur noch, Japan direkt oder indirekt Friedensvorschläge gemacht zu haben. Man läßt dabei durchblicken, daß man zum Friedensschluß wohl geneigt sei, wenn Japan keine unannehmbaren Be- dingungen stelle. Als unannehmbar bezeichnet nian in erster Linie eine bare Kriegsentschädigung. Auch will man angeblich Japan keine territorialen Besitzerwerbungen auf dem ostasiatischen Festlande zugestehen. Es scheint nach alledem, als ob die russische Regierung sich endlich von der Aussichtslosigkeit einer Fortsetzung des Krieges überzeugt habe und ernstlich gewillt sei, in Friedens- Verhandlungen einzutreten. Vielleicht schweben diese VerHand- lungen bereits seit Wochen. Anscheinend sind Frankreich und Amerika in Sachen des Friedens bereits tätig. Unter diesen Umständen ist die Petersburger Nachricht, daß im April ein viertes russisches Geschwader die Reise nach Ostasien antreten werde, von keinerlei Be- deutung. Sie stellt nur noch eine hohle Demonstration dar, wie wahrscheinlich die Entsendung des baltischen Geschwaders überhaupt. Was an der Meldung, ein russisches Ge- schwader von 30 Kriegsschiffen und 14 Trans- Portdampfern sei 300 Meilen östlich von Madagaskar gesichtet worden, Wahres ist. läßt sich natürlich zur- zeit nicht kontrollieren, doch erscheint es uns sehr wenig glaublich, daß Roschdjestwensky noch im allerletzten Augenblick den heroischen Entschluß gefaßt haben sollte, sich statt mit Heringsbooten mit der japanischen Flotte in ein Gefecht einzulassen. Vom mandschurischen Kriegsschauplatze liegt auch heute keine bedeutsamere Meldung vor. Die Russen setzen ihre Flucht fort und die Japaner rüsten sich in aller Stille auf einen neuen Schlag, der in den nächsten Wochen fallen dürfte, wenn nicht bis dahin Rußland aus- reichende Friedensgarantien gewährleistet haben wird. Die russischen Kricgsverluste an Toten, Verwundeten und Gefangenen werden in einer Petersburger Berechnung wie folgt zusammenfassend angegeben: Die Armee verlor am I a l u 3000 Mann, bei Wafangkou 4000, bei Li a u j an g 26000, am S ch a h o 44000, in Port Arthur 55000, am Hunho 15000, bei Mulden 120 000, bei Tieling 2000, in kleineren Gefechten und Scharmützeln 10 000, insgesamt etwa 280 000 Mann. Die Zahl der aus der Mandschurei evakuierten Kranken wird nach derselben russischen Schätzung mit 100000 wohl nicht zu hoch gegriffen sein, ebenso der Krankeilbestand in den Feldlazaretten mit 30000. Das wäre also ein Gesamtabgang des Heeres von 410 000 Manu, ungerechnet die Verluste zur See. poUttfebe deberfiebt. Berlin , den 30. März. Die Durchpeitschung des Etats und Rheinbaben-Abfuhr. Es ist erreicht! Der Etat ist unter Dach und Fach. Ein paar Riesensitzungen hat es allerdings gekostet. Die Donners- tag- Sitzung erreichte die seit der Tarifzeit unerreichte Länge von neun Stunden und einzigartig steht es in der Geschichte des deutschen Parlamentarismus da, daß eine Sitzung aus- gerechnet abends 8 Uhr, nachdem sie um 11 Uhr be- gönnen, wegen Beschlußunfähigkeit aufflog. Es handelte sich um die Liebesgaben-Resolutionen der Agrarier auf Streichung der Zollkredite, über deren Verweisung an Kommissionen nach Beendigung der Etatberatungen abgestimmt werden sollte. Aber die Junker sind gegen die Verlängerung des Achtstundentages soweit es sich um sie selbst handelt. Es waren nur 151 Abgeordnete zur Stelle; das Haus war also beschlußunfähig. Vor dieser Blamage des Junkertums hatte sich der preußische Finanzjunker v. R h e i n b a b en, dieser fleisch - gewordene Assessorismus, eine gründliche Abfuhr geholt. Er beschwor himmelhoch den Reichstag, doch ja die gestrichene Zuschußanleihe wieder herzustellen, da sonst die Einzelstaaten unter der Last der Steuerlast zusammen- brechen würden. Das Wehklagen half Miguels Seelenerben nichts. Nicht einmal eine Antwort wurde dem schöngescheitelten Großsäckelmeister zu teil. Stillschweigend hielt das Haus auf- recht, was es in zweiter Lesung beschlossen. Der selige Cato drehte sich vor Erstaunen im Grabe um, als er das Zentrum nicht umfallen sah. In der Sitzung wurden etwa ein Dutzend Ressortetats erledigt. Beim Reichsamt des Innern suchten der Freisinns- Becker- M u g d a n und der nationalliberale M u g d a n- Becker mit negativem Erfolge sich zu rehabilitieren. Ab- geordneter G a m p bekannte sich offen als. Feind des Koalitionsrechts und bemühte sich, die Sprache des Pferde- stalles reichstagsfähig zu machen. Eine große Anzahl unserer Parteigenossen nahmen zu den einzelnen Kapiteln das Wort. Beim Militäretat wurde der tragische Fall des Leutnants Dietz in Mainz behandelt. Genosse Bebel geißelte die Mundtotmachung militärischer Kritiker und die eigenartige Dissidentenmission, die in unserem Kriegsheer getrieben wird. Beim Justizetat wurde von den Genossen Stadthagen und Thiele die Zeugniszwangstortur gebührend gegeißelt, als deren verschämter Verteidiger sich Staatssekretär Nieder- ding auftat, und beim Postetat brachte Genosse Singer die eigentümliche Zensur zur Sprache, die die Postverwaltung gegen ausländische Blätter ausübt. Am Freitag wird man zu normaler Zeit mit der Sitzung beginnen. Es stehen namentlich Wahlprüfungen auf der Tagesordnung. Preußisches Abgeordnetenhaus. Das Abgeordnetenhaus nahm am Donnerstag in dritter Lesung den Gesetzentwurf betr. die Schadloshaltung des Hauses Schleswig-Holsteiu-Souderbm'g-Gliicksburg und in zweiterLesung den Gesetzentivurf betr. die Erhebung von Kirchen- steuern in den Kirchengemeindcn und Parochialverbänden der evangelischen Landeskirche der älteren Provinzen in der Kommissionsfassung in Verbindung mit einigen Resolutionen an, von denen die eine bestimmt, daß auch Unternehmer und Aktiengesellschaften, deren Arbeiter den Gemeinden große Kirchenlasten verursachen, zur Kirchensteuer herangezogen iverden sollen. Den Schluß der Sitzung bildete die Beratung der Sekundärbahn-Vorlage, die ani Sonnabend fortgesetzt wird. Am Freitag fällt die Sitzung aus. Herrenhaus. Das Herrenhaus hat am Donnerstag den Etat mit Ausnahme des Kultusetats beraten. Zu längeren Debatten kam es nur beim Etat des Ministeriums des Innern; die Herren Graf Schrieben und Herzog v. Ratibor kritisierten abfällig das rücksichtslose Fahren mancher Automobilführer, der neue Minister des Jnnem, Herr v. Bethmann-Hollwegh, der bei dieser Gelegenheit seine Jungfernrede hielt, gab den Rednern recht, erklärte aber, daß er sich von Polizei- Verordnungen nicht viel verspreche. Ueberhauvt scheint Herr v. Beth- mann-Hollwegh im Gegensatz zu seinem Borgänger ein Gegner von Polizeiverordnungen zu sein. Mit Entschiedenheit wandte er sich gegen den Vorschlag einiger Herren, den übermäßigen Alkoholgenuß poli- zeilich zu bekämpfen. Ein Urteil über den neuen Minister zu fällen, ist jedenfalls verfrüht, aber das eine läßt sich heute schon sagen, daß er in den wenigen Bemerkungen, die er machte, mehr soziales Verständnis an den Tag legte, wie die Hammerstein, v. d. Recke und v. Köller zusammengenommen. Die Alkoholdebatte verdichtete sich schließlich zu einem Beschluß, die Regierung zu ersuchen, Bestimmungen zu treffen, durch welche Kinder unter 14 Jahren in wirksamer Weise gegen die Gefahr der Trunksucht geschützt werden. Erwähnenswert ist noch, daß der Minister die Idee des Scherl- schen Sparsystems vorläufig zu den Akten gelegt hat, die Sache gilt als abgeschlossen, falls nicht die Sparkassen selbst mit Anträgen an ihn herantreten. Freitag: Kultusetat und Kanalvorlage! Plötzliche Handelsinteresseu. Die neue Handelspolitik des Deutschen Reiches richtet sich gegen die deutsche Exportpolistk. Der preußische Minister v. R h e i n b a b e n hat im Abgeordnetenhaus gleichmütig als die notwendige Wirkung der agrarischen Wucherzölle zugegeben, daß fortan die Exportindustrie sich Einschränkungen auf- erlegen müsse. In Marokko sind die Handelsinteressen Plötzlich so gewaltig geworden, daß Deutschland deshalb selbst schwere internationale Konflitte nicht scheut, obwohl ihm außerdem dieoffene Tür" gerade durch den englisch -ftanzösischen Vertrag gesichert ist. Während man also der deutschen Exportpolitik durch die Handelsverträge unberechenbaren Schaden sogar mit einer gewissen stolzen Genugtuung zugestigt hat, legt man Plötzlich ungeheueren Wert auf den im Verhältnis zu den deutschen Gesamtinteressen völlig verschwindenden Handel mit Marokko . Im Jahre 1903 betrug die Einfuhr aus Marokko 4Vs Millionen, die Ausfuhr IVa Millionen, insgesamt der Handelsverkehr 6 Millionen Mark, gegenüber einem Gesamt- Handelsverkehr von Deutschland in der Höhe von fast 10 000 Millionen. 6 zu 10000, das ist das Verhältnis unseres Handelsinteresses an Marokko , um dessentwillen wir in europäische Wirrnis steuern. Es gibt keinen drastischeren Beweis für die gemeingefähr- liche Sinnlosigkeit der deutschen Politik, als diesen Widerspruch zwischen der Preisgabe ungeheurer Exportinteressen durch die Handelsverträge und den aufgeregten, ganz Europa provozieren- den Lärm um die lumpigen l'/s Millionen Ausfuhr nach Marokko , die man mit gepanzerter Faust schützen zu»vollen prahlt. Es ist auch gar nicht wahr, daß Deutschland dieselben Handelsinteressen in Marokko hat wie England und Frank- reich. Großbritannien hatte im Jahre 1902 eine Ausfuhr nach Marokko in der Höhe von 25 Millionen Mark und eine Einfuhr von 12 Millionen Mark, insgesamt 37 Millionen. Frankreich hatte eine Ausfuhr von 7V.z Millionen und eine Einfuhr von 2 Millionen, zusammen 9 Millionen(aus- schließlich des Handelsverkehrs mit Algier , der allein un- gefähr die gleiche Summe beträgt.) Die sinnlose Abenteuerlichkeit des Bülowschen Marokko - Rummels gewinnt in dem Bilde dieser Zahlen erst ihre ganze Bedeutung. Um der Wucherzölle für die Junker willen schreien wir vergnügt: Fort mit der Exportindustrie was liegt daran? Wegen der l'/a Millionen aber, die wir nach Marokko ausführen, suchen wir Händel mit aller Welt. Solche Weltpolitik ist nicht nur öde, sie ist vollendete Narretei! Die Huldigungen des Ränbcrhauptmanns. Am 22. Juni 1S04, als die Verhandlungen wegen der Besteiung des Millionärs Perdikaris aus den Händen des Räubers Raisuli im Gange waren, schrieb dieKreuz-Zeitung ": Die Wendung, welche die Affäre Perdikaris nimmt, kann als ein Vorspiel der Schwierigkeiten betrachtet werden, welche die penetratioQ pacifique(die friedliche Durchdringung) Marokkos bieten wird. Man kann jene Unterhandlungen mit dem Räuber Raisuli nicht ohne ein Gefühl der Beschämung und Spott ver- folgen. Im Grunde kapituliert nicht nur der Sultan von Marokko sondern Europa und Amerika vor ihm." Und acht Tage später schrieb dasselbe Blatt: WaS den Fall Perdikaris betrifft, so beneiden wir die stanzösische Diplomatie um die Lorbeeren nicht, welche sie dabei gewonnen hat. Die schmähliche Unterwerfung des Sultans Abdul Asis unter den Machtspruch eines Räubers zu befürworten, ist die erste Kund- gebung des französischen Einflusses gewesen! Was wird imn dieK r e u z z e i t u n g" zu dem gesteigerten deutschen Einfluß sagen, der sich in folgendem offiziellen Telegramm offenbart: Raisuli sprach den Wunsch aus, dem Kaiser zu huldigen; er erhielt von den Behörden Gewährleistung, daß nichts gegen ihn unternommen werden würde. Raisuli wird mit großem Gefolge in seiner neuen Eigenschaft als Kaid kommen. ObKaid" arabisch ist oder zu der auch dort landesüblichen Schlöha-Sprache gehört, wissen wir nicht. Bei unserer Unkenntnis des Schlöhaischen(auch Schalha genannt) vermuten wir, daßKaid" auf deutsch entweder Räuberhauptmann oder Generalfeldmarschall oder Fürst heißt. HuöUnd, Bauernunruhen in Rußland . Bachmut(Gouvernement Jekaterinoslaw), 30. März. Unter den Bauern in Caseno macht sich eine Bewegung gegen die deutschen Ansiedler bemerkbar. Die Bauern drohen, ihnen ihre Ländereien fortzunehmen, wenn sie sie nicht gutwillig hergeben. Gestern nacht sind eilig Kosaken hingeschickt worden, und die Behörden haben sich an den Ort des Ereignisses jbegeben. Niederlande . Haag, 30. März. Zweite Kammer. In Beantwortung einer Interpellation des Sozialisten van Kol über die Beweg- gründe des Rücktritts des Ministers oes Aus- wärtigen Barons van Lynden und über die Stellung des ehemaligen Gesandten in Konstantinopel von Weckherlin im Ministerium erklärte Premierminister Dr. Kuyper, der Ministerrat habe gelegentlich einiger politischer Geschehnisse, welche die inter - nationalen Beziehungen betrafen, van Lynden gebeten, sich die Mit- arbeit eines erfahrenen Diplomaten zu sichern. Darauf habe van Lynden persönlich von Weckherlin aufgefordert, seine Kraft zur Verfügung zu stellen. Was Transvaal anlange, bestritt der Premierminister, im Jahre 1902 mit der englischen Regierung eine Auseinandersetzung gehabt zu haben. Er habe niemals mit dem Auslande Verhandlungen gepflogen und habe auch niemals über einen engeren Zusammenschluß der Niederlande und Belgiens mit Deutschland irgend einen Meinungsaustausch gehabt. Auf die An- frage betreffend Japan zu antworten verbiete ihm das Staats» interesse. Zum Schlüsse erklärt Dr. Kuyper in aller Form, er werde das Portefeuille der auswärtigen Angelegenheiten nicht an- nehmen._ parlamentarisches. Wahlprüfungskommiffion. Bei der Nachwahl im Wahlkreis Schaum bürg- Lippe- Bückeburg erhielten Stimmen: Dr. Brunstcrmann(k.) 3584, Dr. Hans Krüger(sts.) 1453. Klingenhagen(Soz.) 2192; bei der Stichwahl Brunstermann 4517. Klingenhagen 2657. Ein Wahlprotest der Freisimiigen beantragt Ungültigkeitserklärung der Wahl, weil der Landrat v. Oheimb- Helpsen in einer Wählerversammlung, nach einem Bericht der Schaumburg- LippeschenLandeszeitung", gesagt habe, er habe einen Brief erhalten, in dem ihm mitgeteilt werde, der Kandidat Krüger habe, als er in Wiesbaden kandidiert habe, von Kriegervereinen als von Kriechervereinen ge- sprochen und fügte hinzu, da in Schmimburg-Lippe das Krieger» Vereinswesen so sehr blühe, dürfe nicht verschwiegen werden, daß Krüger sich in so verächtlicher Weise über alte Krieger und ihre Vereine ausgesprochen habe. Trotz eingesandter Berichtigungen nicht Krüger, sondern Dr. Müller- Sagau habe sich so aus- gesprochen habe weder dieLandeszeitung" noch der Landrat die über Krüger ausgesprochene Unwahrheit wider- rufen. Die Mehrheit der Kommission erklärte diese Protestangaben für unbeachtlich, weil in dem Protest keine Zeugen angegeben und die betreffende Zeitung nicht als Beweismaterial beigegeben sei, sie erklärte daher die Wahl für gültig. Ferner wurde die Wahl des Abg. Merten,(freist) im Wahl» kreise für Jcrichow I. und H.(Regierungs-Bezirk Magdeburg ) ein­stimmig für gültig erklärt, weil der vorliegende Protest nicht ge- niigend substantiiert war._ parte!- JVacbrichtcn. Freisinnige Tatarenmeldungen. Freisinnige Blätter berichten, daß der Ehrenrat der Anwalts» kammer zu Marienwerder den Danziger Rechtsanwalt W e st p h a l zu einer hohen Geldstrafe verurteilt habe, weil er sich in auf» fälliger und herausfordernder Weise an sozialdemokratischen Agitationen beteiligt habe. Diese Nachricht ist/ unwahr, ent» spricht aber dem Wunsch der dunklen Ehrenmänner, welche sie verfaßt haben. Der Rechtsanwalt Westphal ist allerdings vor den Ehrenrat zitiert worden. Er ist aber nicht zu einer Geld» strafe verurteilt worden, sondern es ist ihm ein leiser Tadel ausgesprochen worden, weil er einem Gastwirt in Marien- bnra gegenüber, von dem er den Saal zu einem juristischen Vortrag mieten wollte, nicht deutlich genug seine sozialdemokratische Gesinnung betont haben soll, und weil er in einer Berichtigung, die er denDanziger Neuesten Nachrichten" eingesandt hatte, die Polizei mit kräftigen Worten angefaßt hat. Im übrigen wurde er frei- gesprochen, insbesondere von dem Vorwurfe, als Verteidiger eines Marienburger Streikenden zu Gewalttätigkeiten an- gereizt zu haben. Der aus dem Streit bekannte Amtsrichter Ollcnroth, der ihn deswegen denunziert hatte, mußte es erleben, daß der Staatsanwalt selbst diese Demmziation als völlig u n- begründet preisgab._ DaS Schillcr-Gcdeukblatt, das von der Buchhandlung Vorwärts herausgegeben ist, wird nunmehr nachgedruckt. Wir bitten die Parteigenossen, die noch Bedarf haben, ihre Bestellung umgehend aufzugeben. Der Preis für das in braunem Ton auf gutem Papier gedruckte Blatt beträgt 20 Pf. Wiederverkäufer er- halten Rabatt. _ Bergarbeiter- Delegiertentag für Preußen. (Schluß aus der 2. Beilage.) Sodann liegt folgende Resolution vor, die von Hue(A. V.). Köster lchristl.), Hammachcr(H.-D.). Breitcnbach(christl.- soz.) und Regulski(Pole) unterzeichnet ist. Sie lautet: Der preußische Bergarbeitertag spricht die bestimmte Erwartung aus, daß, wenn der Landtag den woblbegründeten Forderungen der Bergarbeiter nicht gebührend Rechnung trägt, dann der Reichstag unverzüglich die r e i ch s g e s e tz l i ch e Regelung des gesamten Bergwesens und der Bergarbeiterverhältnisse in Angriff nimmt. Die Notwendigkeit eines einheitlichen deutschen Bergrechtes ist bekanntlich längst von unseren hervorragendsten Bergrcchtslehrern betont worden. Wir wünschen auch, daß die Frage des Eigentums bezw. der Nutznießung von den Mineralien reichs- gesetzlich im Sinne der Forderung des Allgemeinwohls geregelt, damit der gemeinschädlichen Machtentfaltung privater Jntereffen- gruppen im Bergbau ein Riegel vorgeschoben wird. Ferner spricht der Bergarbeitertag gleich anderen deutschen Arbeiter- kongressen den dringenden Wunsch auS, die Reichsregierung und der Reichstag möchten baldmöglichst Gesetze schaffen, welche den Berufs- organisationen Korporationsrechte gewähren, die veralteten Vereins- rechtsfesseln beseitigen und für die legale Vertretung der Arbeiter- intereffen Institutionen ins Leben rufen, wie sie in den Handels-, Landwirffchafts- und Handwerkskammern schon für die Wahrung der Interessen der anderen Erwerbsstände bestehen. Diese Resolution wird debattelos einstimmig angenommen. Es folgt ein Antrag Auf der Straße- Recklinghausen(A. V.): Der Bergarbeitertag erklärt: Die vorliegenden Ergebnisse der Zechen-Untersuchungen können nicht als ein Beweis für die Verhält- msse auf den Gruben bewertet werden. In Rücksicht auf die Art der Untersuchungsführung, nach welcher ein Aufdecken der tatsächlich vorhandenen Mißstände als aus- geschlossen gelten muß, und weil ferner mehrfach KommissionS- Mitglieder und Zeugen gemaßregelt wurden und demzufolge die Arbeiter sich scheuen, die Wahrheit zu bekunden, den Beisitzern und Zeugen keinerlei Vergütung für ausgefallenen Arbeitsverdienst ge- zahlt wird, beschließt der Bergarbeitertag: Die Arbeitervertreter aufzufordern, nicht mehr an den Unter- suchnngen teilzunehmen, und zwar so lange nicht, biS genügende Garantien gegeben sind, daß durch die Untersuchungen die Wahrheit zutage gefördert werden kann. Der Antragsteller verliest unter wachsender Empörung der B»c- sammlung eine lange Liste von Maßregelungen von Mitgliedern der ttntersnchuugskommissione«.