It. 99. 22. 2. KtilU dkg Jomlrtg" Serlim VolKsbl««. Freitag, 28. April IM. Sechste Generalversammlung des Nerbandes der Litho- grapheu, Zteindrucker und vermandten Kerufe. Berlin , 26. April. 3. Verhandlungstag. Vormittags S Uhr wurde durch Sillier die Generalversammlung von neuem eröffnet, und wies dieser auf die nunmehr abgeänderten Statutenbestimmungen des Senefelder -Bundes hin. Die Delegierten des Verbandes haben in den letzten drei Verhandlungstagen an den Statutenberatungen des Senefelder - Bundes teilgenommen und letzterer, bisher ein reiner Unterstützungsverband mit Kranken Invaliden-, Witwen- und Sterbeunterstützung, hat nunmehr sein Statut_ auch_ ausgebaut zur Vertretung der materiellen Interessen seiner Mitglieder; mit Schaffung dieses umgeänderten Statuts sei der Verband der Lithographen, Steindrucker und verwandter Berufe überflüssig geworden. Die Generalversamm lung nahm darauf nach dem Vorschlage SillierS einen Antrag an, wonach die Generalversammlung an die G eneralve rs ammlung des Senefelder -Bundes das Ersuchen richtete, den Verband der Litho« graphen, Steindrucker und verwandter Berufe zu übernehmen. Eine Delegation von drei Personen wurde eingesetzt, welche sofort zur Senefelder-Bund -Generalversammlung entsendet wurde, um dort obigen Antrag zu unterbreiten. Nach einer kurzen Pause berichtete Sillier, daß der Senefelder -Bund mit 42 gegen 3 Stimmen den obengenannten Antrag angenommen habe und zwei von den mit „nein" stimmenden Vertretern noch erklärten, trotzdem im Sinne des Antrages wirken zu wollen. Dieser Bericht wurde mit allseitiger Befriedigung aufgenommen und erklärt, daß damit der Verband, weicher seit 1. April 1891 besteht, mit dem 1. Juli d. I., bei Jnkrast- treten des neuen Senefelder -Bundstawts aufzulösen ist. Als Liqui- datoren wurde der bisherige Berbandsvorstand und Ausschuß be- stimmt. Dem Ausschußvorsitzenden wurden 159 M. für seine Tätig- keit im letzten Geschäftsjahre zugebilligt. Der Vorsitzende gab noch einen geschichtlichen Rückblick auf das Entstehen des jetzigen Verbandes. Die Gründung von Fachvereinen im Jahre 1884 m Nürnberg erscheinen als erster Anfang der» selben. Bis zum 1. April 1891 bestanden bereits 34 Fachvereine. Nun wurde der Verband gegründet. Mit etwas über 2999 Mitgliedern trat er inS Leben. Die ersten Jahre nur langsam steigend, hat der- selbe es zurzeit bis auf 11 383 Mitglieder gebracht. Tie in den Verband gesetzten Hoffnungen find im reichsten Maße in Erstellung gegangen, was nach der Verschmelzung mit dem Senefelder-Bunde in noch reicherenr Matze zu erwarten steht. Hierauf wurde die Generalversammlung durch den Verbands- vorfitzenden Sillier geschloffen und die Delegierten begaben sich zur weiteren Mitberatung in die Generalversammlung des Senefelder - Bundes. 12. Generalversammlnvg des Verbandes der Federarbeiter Dentschlands. Zweiter BerhandlungStag. Dresden , 26. April. vor Eintritt in die Tagesordnung spricht die Generalversamm- lung den im Kampfe stehenden Kirchhainer Lederarbeitern ihre vollste Sympathie aus. Die Debatte über den Bericht des Vor- standes und Ausschusses wird fortgesetzt. Der Vorbandst Vorsitzende Mahler gibt zu seinem Bericht noch verschiedene Er- gänzungen, dabei die Stellung des Vorstandes zu den verschiedenen Maßregelnngsgesuchen skizzierend. In der Debatte bespricht man mehrere Lohnkämpfe, wovon einen breiten Raum die Streik« in Brandenburg , Berlin und Magdeburg einnehmen. Beim Punkt: Bericht der Redaktion und Preßkommission konstatiert Mahler, daß die Preßkommission nicht in Tätigkeit getreten ist. Ein längerer Bericht erübrige sich deshalb. In der Debatte werden die üblichen Klagen über gekürzte VersanmilungS berichte laut. Buch werden einige Beschwerden laut, die nicht der Preßkommission zur Kenntnis gebracht worden sind, aber wenig Bedeuwng haben. Gegen die allzu große Beschränkung der Ver- samnilungsberichte wird geltend gemacht, daß diese von den Kollegen mit viel größerem Interesse gelesen würden, als große Leitartikel. Bei entsprechender Auswahl der Schriftführer würden die Ver- sammlungSberichte ein sehr lehrreiche« Bild geben von dem in den einzelnen Verwaltungsstellen pulsierenden Leben. DaS Resultat der Diskussion ist, daß man prinzipiell und im allgemeinen mit der Redaktionsführung einverstanden ist. Der Redaktion wird einstimmig Entlastung erteilt. In der NachmittagS-Sitzung wirb zur Beratung der zum Punkt„Presse" gestellten Anträge über« gegangen. Verschiedene lauten dahm, die Fachzeitung häufiger er- scheinen zu lassen als bisher. Ein anderer verlangt eine Beilage. Ein Antrag Elmshorn verlangt, daß, wenn Mann und Frau Mit- glied des Verbandes sind, die Frau die„Gleichheit" bekommen soll. Ein Antrag Dresden fordert monatlich einen Bericht über die Markt- preise der Produtte, ebenfalls werden fachgewerbliche Arttkel ver- langt. ES entspinnt sich über die Anträge eine lebhafte Debatte. Von einigen Delegierten wird der weitere Allsbau der Presse dringend verlangt, weil viele Kollegen die TageSpreffe nicht halten und vielfach aus Furcht vor Maßregelung eS nicht wagen, während der andere Teil das bisherige Blatt für ausreichend hält, weil die politische Arbeiterpresse genügend Gelegenheit gibt zur Bildung und Belehrung. Der österreichische Delegierte schildert in interessanter Weise die Schwierigkeiten der österreichischen Fachpresse schon wegen der Vielsprachigkeit. Jetzt wird das Fachblatt in zwei Sprachen, in der deutschen und tschechischen, herausgegeben. Es erscheint also wöchentlich eine Nummer ttotz einer um die Hälfte geringeren Mit- gliederzahl. Der Borsitzende, Mahler, tritt warm für ein häufigeres Er- scheinen ein, schon, um schneller über Lohnbewegungen berichten zu können. Die dafür nöttge Summe von 899 vi« 1999 M. könne keine Rolle spielen gegenüber den großen Mitteln, die aufgebracht werden müssen für Streiks. Der Vorsitzende meint, daß manche Redakteure polittscher Blätter manchmal Ansichten über die Gewerk- schaftsbewegung zum besten geben, die Kopfschütteln erregen. Sabath(Vertteter der Generalkommission) spricht über die Bedeutung der gewerkschaftlichen Preffe. Die politische TageSpreffe könne sich nicht so intensiv mit den gewerkschaftlichen Fragen be- schäftigen; sie habe andere Aufgaben. Redner spricht für einen Ausbau der gewerkschaftlichen Preffe. um die gewerkschaftlichen Ansichten zu' propagieren, die als die wünschenswerten erachtet werden. Auch der Mitarbeiterfonds müsse erhöht werden. ES sei keineswegs empfehlenswert, daß der Redakteur alle Artikel selber schreibt. Schnelle spricht gegen den übereilten Ausbau der Preffe. ES müssen zunächst größere Aufwendungen für den Ausbau des UnterstützungswesenS und für Agitation gemacht werden, Redner ist dann für öfteres Erscheinen, wenn dadurch keine Mehr- aufwendungen notwendig resp. die bisherigen Beamten imstande find, die Mbeit zu leisten. Antrag Heerdt auf dreimal monatliches Erscheinen der 16 gegen 7 Sttmmen in namentlicher Ab- Der Fachzeitung wird mit stimmung angenommen. Die Anträge Gera und Dresden (Berichte über Marttpreise und fachgewerbliche Artikel zu bringen) werde» dem Borstande zur Be- rücksichtigung überwiesen. Dem Redakteur soll betr. Mitarbeit künftig keme Beschränkung auferlegt werden.(Bisher hatte er 199 M, jährlich zur Verfügung.) Der Vorstand beantragte die Panschale für Annoncen und Tabellen der Lederarbeiterkrankeniasse im Fachblatt auf 299 M, pro Jahr zu erhöhen, um die Selbstkosten wenigstens zum Teil ersetzt zu bekommen. Das wird nach einiger Debatte beschlossen. Ein GeschästSordnungsantrag(Schnelle und Genossen) verlangt als besonderen Punkt auf die Tagesordnung die Regelung der Bei- träge zu setzen. Schnelle begründet seinen Antrag damit, daß die Generalversammlung ihm außerordentlich bewilligungslustig erscheint, ohne an die Deckung der dadurch entstehenden Kosten zu denken. Nach kurzer Debatte wird der Antrag gegen 3 Stimmen abgelehnt und die Sitzung geschlossen. � Dresden , 25. April. Vom Verband der Schuhmacher ist der Zentralvorsitzende Kölle erschienen. Ueber Punkt 4 der Tagesordnung: Organisation und Agitation referiert der Verbandsvorsitzende Mahler: Die sogenannte Sonn- tagnachmittags-Agiwtion, die nur bei Gelegenheit betrieben werde, habe nicht jenen Erfolg gezeitigt, wie es wünschenswert sei. Wenn wir von zirka 49 999 Lederarbeitern erst 6999 organisiert haben, so ist es kein Wunder, daß wir im Punkte Verbesserung unserer Lohn- und Arbeitsbedingungen nicht so viel erreicht haben, wie das wünschenslvert ist. Besonders bei den vielen unserer Kollegen, die in Keinen Orten ein kleines Grundstück haben und darum so billig arbeiten, ist mit der Gelegenheitsagitation nichts zu machen. Hier haben die bestehenden Agitationslommissionen, deren Mitglieder diese Agitationsarbeit nur in ihrer freien Zeit erledigen können, nicht die Möglichkeit, erfolgreich tätig zu sein. Dazu kommt, daß auch eine gewisse Bildung zur Agitation erforderlich ist, die sich ein Kollege, der selbst eine lange körperlich und geistig abspannende physische Arbeit ständig zu verrichten hat, gar nicht aneignen kann. Die Maßregelung durch die Unternehmer macht es diesen Kollegen außer- dem unmöglich, in der richtigen Weise diese Agitationsarbett zu leisten. Auch der Ausbau der Agitationskommissionen ändert an diesen Tatfachen nichts, denn die numerische Verstärkung der Kom- Missionen hilft nichts. Unterstützung von den Gewerkschaftskartellen darf man auch nicht sehr viel erwarten. Aus all diesen Erwägungen ist der Vorstand zu dem Vorschlage gekommen, eine Einteilung in Gaue vorzunehmen und, soweit die Mittel reichen, an die Spitze dieser Gaue fest besoldete Beamte zu stellen. Ueber das, was der Verband finanziell leisten kann, darf natürlich nicht hin- ausgegangen werden. Man darf aber auch nicht am falschen Ende sparen. Wir müssen oft bei Streiks für indifferente Kollegen Geld aufwenden, was viel mehr Nutzen bringen würde, wenn wir das für die Agitation verwenden könnten. Daß es notwendig geworden ist, auch die Frauen in unseren Verband aufzunehmen, darüber ist nicht viel zu sagen, denn jedem wird es bekannt sein, wie sehr die Frauen auch in unserem Beruf Konkurrentinnen der Männer geworden sind. Eine wichtige Frage ist insofern noch aufgeworfen worden, als die Verschmelzung unseres Verbandes mit denen der Schuhmacher, Sattler usw. zu einem Jndustrieverband angeregt worden ist. Wo die Entwickelung so weit gediehen ist, daß verschiedene Berufsgruppen in großen Be- trieben zusammenarbeiten, also wirtschaftlich schon verbunden sind, ist Redner der Ansicht, daß da die Verschmelzung notwendig sei. Zurzett halte er aber die Verhältnisse dafür bei den Lederarbeitern noch nicht für reif. Man könne ja beschließen, daß die Verbands- leitung in Unterhandlungen wegen dieser Frage eintrete, aber ein endgültiger Beschluß sei noch nicht möglich. Die Debatte gestaltet sich sehr umfangreich. Mit den Ansichten des Vorstandes über die Art der Agitation ist man im allgemeinen einverstanden. Ali gute« AgitattonSmittel wird die Einführung der Krankenunterstützung empfohlen. Für die Anstellung besoldeter Gauleiter werden von den Delegierten Lehmann, Kuntzsch, L o ß und anderen, besonders für die süddeutschen und rheinischen Bezirke, eine Reihe von Gründen, die aus praktischen Erfahrungen resultieren, geltend gemacht. Gegen die Verschmelzung macht sich eine wesentliche Gegenströmung nicht bemerkbar. Allgemein steht man der Verschmelzung nicht unsympathisch gegenüber. In der NachmittagSsitzung wird die Debatte fortgesetzt, Kölle(Sekretär des Schuhmacherverbande s) geht auf die VerschmelzungSfragc ein und meint, daß die Wünsche auf Ver- schmelzung hauptsächlich auS den Gegenden kommen, wo die Gerber und Schuhmacher in einem Betriebe beschäftigt sind. In der Zu- kunft würde zweifellos eine verstärkte Fusion der Leder- und Schuh- fabrikation stattfinden, was ja ebenfalls für eine Verschmelzung spreche. UeberS Knie lasse sich aber diese Frage nicht brechen. Zu- nächst sei vielleicht ein Kartellverhältnis inS Auge zu fassen. Burkhardt. Berlin I erklärt sich im Namen seiner Filiale gegen die Anstellung von Gauleitern, weil die Notwendigkeit einer solchen nicht erwiesen sei. Er hat die Erfahrung gemacht, daß die Zentralvorstände das Bestreben hätten, in allen Gewerkschaften die Anstellung von Gauleitern zu betreiben. Er wendet sich energisch gegen daS Recht des Zentralvorsitzenden, wenn die Anstellung von Gauleitern beschlossen werden sollte, diese zu ernennen oder zu be- stättgen. Die Mitglieder sollten nur bezahlen, aber nichts zu sagen habe». Krauspe- Mülhausen bezeichnet den Standpunkt der Ber - liner Kollegen von der Filiale I als einen reaktionären. Ein ge< werkschaftlich aufgeklärter Arbeiter kann einen solchen Standpunkt unmöglich heute noch vertreten. ES sei zu erwägen, ob nicht eine Sitzverlegung de« Verbandes von Berlin vorgenommen werden müsse, tv ein Zusammenarbeiten des Zentralvorstandcs mit den Berliner Kollegen nicht möglich erscheine. Redner spricht für An- nähme d«S Antrages des Zentralvorstandes. Runge-Berlin spricht sich ebenfalls gegen die Anstellung von Gauleitern aus. wenn auch diese Gegnerschaft keine Erfolge haben kann, weil schon von feiten des Vorsitzenden auf den verschiedenen Konferenzen vorgearbeitet wurde. Auch die Herren Beantten der verschiedenen Organisationen, die im Berliner GewerkschastShauS zusammenkommen, haben nichts weiter zu tun, als sich über dies und zenes System zu unterhalten, und die haben den Vorsitzenden Mahler sehr bald-dafür gewonnen. Der Zentralverband muß in Berlin bleiben, damit er von den Berliner Mitgliedern überwacht werden kann. Noch niemals habe der Zentralvorstand sich soviel Eigen- Mächtigkeiten erlaubt wie vor dieser Generalversammlung. In namentlicher Abstimmung wird der Antrag Eschwege -GaiS- bürg, daS Gauleitersystem einzuführen, mit 13 gegen 5 Stimmen angenommen. Ter Antrag des Zentralvorstandes, der die Zahl der anzustellenden Gauleiter dem Zentralvorstande überläßt, wird mit 21 gegen 1 Stimme abgelehnt und gegen 4 Sttmmen beschlossen. einen Gauleiter für Hessen und Rheinland anzustellen. Die An- stellung soll durch den Zentralvorstand im Einverständnis mit dem in Frage kommenden Gau erfolgen. Das Gebiet des Deutschen Reiches wird in 19 Gaue eingeteilt. Der Titel des Verbandes wird durch die Worte„unk> Arbeite- rinnen" erweitert, Folgende Resolutton wird angenommen:„Die 12. General- Versammlung beauftragt den Vorstand, eine Aussprache mit allen verwandten Berufen herbeizuführen zwecks Schaffung eines Industrie- Verbandes," Beschlossen wird ferner, daß man, wenn Mann und Frau Mitglied des Verbandes Md. die Frau die„Gleichheit" bekommen soll. ,« Der Verband der Zigarrensortierer und Kistenbekleber, wie er jetzt heißt, nahm im weiteren Verlauf seiner zu Leipzig tagenden Generalversammlung den Vorschlag der für die Beratung der Statutenvorlage eingesetzten Kommission an. wonach das Um z ug s g e ld bei Ortsveränderungen auf eine Entfernung von 19 bis 29 Kilometer 19 Mark und für jede weiteren 19 Kilometer 1 Mark mehr betragen soll. Der Höchstbetrag des Umzugsgeldes ist 199 Mark. Wenn ein Mitglied beim Umzüge vom Unternehmer Entschädigung erhält, soll der etwa an den Kosten fehlende Bettag vom Verband zugezahlt werden. Bei der Er« örterung des Verhaltens in Lohnkämpfen wurde von der Zahlstelle Berlin beantragt, den§ 29 Absatz b zu streichen, wonach Vorsitzender und Ausschutz nach eigenem Ermessen einen Ausstand für beendigt erklären können. Hentzschel-Berlin begründete diesen Antrag damit, daß man dem Ausständigen, der Hunger und Elend erdulde, auch ein Mitbestimmungsrecht einräumen müsse; zum mindesten hätte der Borstand die Pflicht, sich mit den Stteikenden in Verbindung zu setzen, bevor er von den ihm im 8 29 eingeräumten Rechten Gebrauch mache. Nachdem der Haupt- vorstand sich gegen den Berliner Antrag ausgesprochen hatte, wurde er abgelehnt. Beschlossen wurde auf einen von Breslau aus ge- stellten Antrag hin, den weiblichen Mitgliedern im Falle eines Wochenbettes auf sechs Wochen die Beiträge zu erlassen; die Unterstützung in diesem Falle bettägt drei Mark wöchentlich. Die Bestiinmungen über den Wiedereintritt in den Verband lauteten bisher, daß ein mit Rest gestrichenes Mitglied in solchem Falle sechs Wochenbeiträge zu entrichten hat. Diese Bestimmung wurde dahin abgeändert, daß solche Kollegen 2 M. Eintrittsgelo entrichten sollen, während aus dem Verband ausgettetene Kollegen beim Wiedereintritt das gewöhnliche Eintrittsgeld von 59 Pf. zu entrichten haben. Ein Antrag der Zahlstelle Bruchsal , ein Mitglied erst für gestrichen zu erklären, nachdem es acht Wochenbeittäge schuldig geblieben, wurde abgelehnt. Siebente Generalversammlung des Zentralverbandes der devtscheu Glasarbeiter. I e n a. 26. April. Dritter BerhandlungStag. Nach Eröffnung der Sitzung legt die Redaktionskommission nach- stehende genieinsame„Resolution" zu dem Referat über Sonntagsarbeit vor: Die 7. ordentliche Generalversammlung des Deutschen GlaS- arbeiter-Verbandes in Jena , abgehalten vom 23. bis 26. April 1996.! beschließt in Sachen der Sonntagsruhe in Glashütten das Folgende: 1. Es wird der Hauptborstand beaustragt, eine Statistik aufzu- stellen, an welchen Orten, in wieviel Betrieben dieser Orte und wieviel Arbeiter an Sonntagen beschäftigt werden, sowie über die Dauer und in welcher Tageszeit die Beschäftigung ausgeübt wird. 2. Es sind Ermittelungen anzustellen über die Orte bezw. Be- triebe, in welchen die Sonntagsruhe, sowie in welchem Um« fange dieselbe bereits durchgeführt ist und wieviele Arbeiter diese Sonntagsruhe genießen. 3. Der Hauptvorstand wird beauftragt, an alle Unternehmer heran- zutreten mit dem Ersuchen, bis zu einer bestimmten Frist die Sonntagsruhe gemäß der dem Reichstage und der Reichs- regierung zur Berücksichtigung vorliegenden Petition des Glas- arbeiterverbändes einzuführen. Im übrigen wird der Vorstand beauftragt, eventuell die erforderlichen Schritte zur Durchführung der Sonntagsruhe einzuleiten. 4. Der Vorstand wird beauftragt, jedes Jahr an all den Orten, wo die SonntagSarbeit noch besteht, Flugblätter zu verbreiten, in welchen die schädigenden Folgen der SonntagSarbeit, namentlich für die jugendlichen Arbeiter, nach allen Seiten hin geschildert werden. Wnßmann, Peschel, Horn. Die Resolution gelangte einstimmig zur Annahme. Nunmehr referiert G i r b i g- Berlin über: „Unsere Taktik bei Lohnbewegungen". ES sei nicht möglich, auf diesem Gebiete zu schablonisieren, es müsse vielmehr in jedem einzelnen Falle bei Lohnbewegungen nach den jeweiligen Verhältnissen geurteilt werden. Das Unternehmer- tum habe eine gut disziplinierte Truppe in seiner Organisation. namentlich in der Flascheninduftrie. Auf Gruud dieser Macht, auf die sich das Unternehmerttim stütze, habe man die Unter- drückung der Arbeiter so weit getrieben, daß die öffentliche Meinung darüber empört sei; das scheine man sogar in den Kreisen der Glasindustriellen zu empfinden. Die Blamage, ivelche sich die Weltfirma Siemen? wegen ihrer allzu rigorosen Behandlung ihrer Arbeiter zugezogen, beweise, daß die Seffent- lichkeit mehr von den skandalösen Verhältnissen in den Glashütten unterrichtet Iverden müsse. Im übrigen aber lasse sich eine be« stimmte Tattik nicht festlegen. Redner erörtert dann noch die vom Unternehmertum in Aussicht gestellten ABC-AuSsperrungen und setzt dcS näheren auseinander, daß dem Zenttalvorstande mehr Machtbefugnisse eingeräumt werden müssen bei Stteiks und Aussperrungen, namentlich bei AngriffsstreikS sei es unbedingt erforderlich, daß die Genehmigung des Hauptvorstandes vorher ein- geholt werden müsse. Der Hauptvorstand müsse auch in der Lage sein, einen Streik im geeigneten Moment abbrechen zu können, ohne die Zustimmung der streikenden Zahlstellen. Weiter empfiehlt der Referent die Pflege der Stattstik nach jeder Richtung, da die Statistik der Gradmesser für die Stärke der Organisation sei. K a st n e r» Dresden als Vertreter des Ausschusses pflichtet dem Referenten bei und ergänzt die Ausführungen des Geschäftsführers. G e b e l- Stralau tritt dem entgegen. Die Machtbefugnisse des Vorstandes seien groß genug; er möge nur stritte nach dem Statut verfahren. Die Mitglieder dürften sich nicht das Recht der Selbst- Bestimmung nehmen lassen. Richtig sei. daß die Streikenden die Situatton manchmal zu günstig beurteilten. Dem könne dadurch entgegengewirkt werden, daß der Vorstand mit Zustimmung von V« der Streikenden befugt sein solle, Stteiks im geeigneten Moment aufzuheben. Unter keinen Umständen dürfe man dem Vorstande die volle Gewalt einräumen. E« entspinnt sich hierauf eine mehrstündige Debatte, in welcher ein Teil der Delegierten den Standpunkt de« ZentralvorftandeS ver- tritt, während die anderen Redner Gebel beipflichten und mit mehr oder weniger kleinen Abweichungen den Standpunkt des Vor- standes bekämpfen. Der Vertreter ber Generalkommission. Umbreit, verteidigt den Standpunkt des Vorstandes. Zu der Angelegenheit liegen drei Anträge vor. Zur Annahme gelangt schließlich mit 36 gegen 23 Sttmmen folgender„Antrag Lubitz": „Der Vorstanv ist befugt, in jedem Stadium eines Stteiks oder einer Aussperrung den Versuch einer Einigung zur Beilegung des Ausstandes zu unternehmen. Gewinnt der Vorstand während der Dauer eines Streiks oder Aussperrung die Ueberzeugung, daß ein Weiterführen der Bewegung aussichtslos oder für die Organisation schädlich ist. so kann der Vorstand nach Zustimmung der Vertrauensleute der an der Bewegung beteiligten Bettiebe und der Lokalverwaltung den Ausstand für beendet erklären. Die Ausständigen habe» sich dem Beschluise zu sügen und die
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