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setzgebung geben zollte und den Arbeitern tängst versprochen ist. Wenn es dabei zu Katastrophen kommt, wie der Bergarbeiterstreik eine war. dann können die Arbeiter nicht verantwortlich gemacht werden, sondern die Verantwortung haben jene zu tragen, welche die Notwendigkeit des Arbeiterschutzes wünschen, aber nicht wagen, dem Machtgebot der Kapitalisten entgegenzutreten. Der erste Mai ist ein Tag der Agitation. Gelingt es den Arbeitern, ihren Organisationen, Gewerkschaften und Partei neue Anhänger zuzuführen, dann erweitern sie ihre Macht. Nur was die Arbeiter sich selbst erobern, werden sie haben. Jedes Hoffen auf andere Hülfe ist töricht. Wenn die Arbeiter an Macht gewinnen, dann ist damit mehr erlangt als durch die Versprechungen in kaiser  - lichen Botschaften, Erlassen, Thronreden und Reden des Reichs- kanzlcrs. Hermann Molkenbuhr  . Kleinbauern, Landarbeiter und Maifest. Waruin feiert der ländliche Arbeiter und der Kleinbauer den Maitag nicht mit, wiewohl für ihn, für seine Familie in allererster Reihe eine Arbeiterschutzgesetzgebung nottut, wie sie die Maifeier anstrebt? Er feiert sie mit, freilich nur geistig. Von der Betätigung der Mitfeier halten Ausnahme- g e s e tz e ihn zurück, die in dem größten Teil Deutschlands   noch gegen die Kleinbauernschaft nnd den ländlichen Arbeiter gelten. Bedrohen doch den.freien" ländlichen Arbeiter noch heute in fast ganz Deutschland   sso für Preußen in den Provinzen Brandenburg  , in Ost- nnd Westpreußen, in Pommern  . Schlesien  , Sachsen  , West- falcn und der Rheinprovinz  ) Gesetze mit Strafe fürUngehorsam oder Widerspenstigkeit" gegen den Arbeitgeber, fürun- berechtigtes Verlassen oder Nichtantreten des Dienstes", für V e r- abredllng der Arbeitsein st ellung oder Auf- Forderung" hierzu I Und ähnliche Gesetze gelten in Anhalt, Reuß, Mecklenburg  , Bayern   und anderen deutschen   Staaten. Diese Ausnahmegesetze sind die Uebcrbleibsel einer Gesellschaftsordnung, die nicht auf der Arbeit eines freien Mannes, sondern auf der von Sklaven beruht. Diese S k l a v e n k e t t e n z u zerreißen liegt im Interesse des ländlichen Proletariats, nicht minder aber im Interesse der industriellen Arbeiter und der gesamten Kultur. Fort rnit allen diesen u n d ähnlichen Ausnahme- Vorschriften, her init Schutzvorschriften zugunsten des geistigen und leiblichen Wohls der ländlichen Bevölkerung, der Kleinbauern, des ländlichen Arbeiters, des Gesindes   das ist ein Mahnruf, der am ersten Mai die Feiernden begeistert. Klärt die ländliche Bevölkerung darüber auf. daß sie mitschuldig sei in der Last der Ketten, mit denen Großgrundbesitzer, Junker und Kapita- listen jeder Art sie binden. Soll der ländliche Arbeiter ewig Sklave bleiben?. Nein, er wird nicht ewig Sklave sein. Haben nur reiche Menschen ein Recht auf deS Frühlings Lust, des Sommers Wärme, des Herbstes Früchte? Ist, waZ Menschen- autlitz trägt, nicht gleichberechtigt? Freilich: Nur der verdient sich Freiheit Wie das Leben Der täglich sie erobern muß. Nicht umsonst ist der Kampf für Befreiung des ländlichen Proletariats gewesen. Hat doch die nimmersatte Schar der beute- gierigen Jnnkerschgst neue Ausnahmegesetze gegen die ländliche Bevölkerung in Preußen erst unlängst geplant. Und der Plan ist vorab zerstört. Ein neues Leibeigenschafts- Gesetz sollte die ländliche Bevölkerung in neue Fessel» schlagen. Danach sollte jeder Landarbeiter und Kleinbauer in Verruf erklärt werden, der die Arbeit aus Gründen verließ, die ihm gerechtfersigt erschiene». Der Arbeit.g e b e r   sollte bestraft werden, der sich der BrotloSmachung des Arbeiters nicht anschließen wollte, fondern ihn in Dienst nahm. Dieses neue Ausnahmegesetz gegen die ländliche Bevölkerung ist nicht zuletzt dadurch gefallen, daß die gesamte industrielle Arbeiterschaft sich wie ein Mann gegen diese brutale Gesetzcsabsicht erklärte und daß selbst die Landarbeiter durch den Gesetzentwurf auS ihrer Ruhe aufgepeitscht wurden und gegen dasselbe Front machten. Der Laudarbeiter ist nicht machtlos, wenn er sich feiner Lage bewußt wird und bewußt wird seiner Kraft. Seine Kraft beruht in seiner Masse. Vereinzelt vermag der Arbeiter nichts, vereint mit seinen Arbeits  - nnd Lcidensgenossen gar vieles. Der Arbeiter ist demHerrn" unentbehrlicher als der Herr ihn:. Denkt an die Zusammenraffung der ländlichen Arbeiter in Ungarn  , in Italien  , selbst in Rußland  : überall ist dort durch die Empörung der Arbeiter ihre Lage in etwas gebessert. Pflicht der Arbeiter ist es, ihre Macht zu gebrauchen: hinein in die gewerkschaft- lichen und politischen Vereine! Das ist ein Ruf, der auch für die ländlichen Arbeiter am 1. Mai gilt. Fürst und Volk. Zum KapitelSoziale Monarchie". Die proletarische Maifeier ist ein Fest der Menschcngleichheit. Ter Sozialismus vollendet, was die Demokratie als Weltanschauung proklamiert hat: die Gleichheit aller Menschen. Diese Gleichheit ist nicht Uniformität Sie ist vielmehr die Vorbedingung gerade zu einer menschlichen EntWickelung, in der die Gesellschaft aus freien und eigenartig gebildeten Persönlichkeiten bostcht. Das Prinzip der Gleichheit muh verwirklicht werden, um die Hemmungen zu beseitigen, unter denen die Masse der Menschen verhindert wird, menschlich zu werden. Die Würde der Menschheit, von der die klassischen Philosophen und Dichter sprachen, liegt in der Würde eines jeden Mitgliedes der Gesellschaft. Jeder Bürger hat das gleiche Recht, aber auch die gleiche Pflicht, imDienste derGemeinschaft alle seine persönliche Fähigkeit zur höchsten Möglichkeit zu entfalten. Im schroffen Widerspruch zu dieser Weltanschauung steht einmal die kirchliche Täuschung, die den Rechtsanspruch der Menschen» gleichheit durch die Einräumung einer Gleichheit vor Gott   abzu- speisen sucht, und sodann alle feudalen patriarchalischen und kapita- listischen Auffassungen, die sämtlich in der einen oder anderen Form mehr oder minder bewuht, mehr oder minder brutal die Masse der Menschen zu einem Werkzeug einer kleinen Minderheit erniedrigen. Macht man die Menschen zu Ausbeutungsobjekten des Kapitals, zum Gesinde eines Herrn, zu willenlosen Gläubigen einer Kirche. zur Leibgarde oder auch nur zur Staffage fürstlicher Herrlichkeit, so nimmt man den Menschen und der Menschheit die Würde, die nur in der selbsttätigen und sich selbst bestimmenden Freiheit aller Glieder, im Dienste der Gesamtheit, sich vollendet. Insbesondere geht das. was man soziale Monarchie nennt, durch- aus von der Anschauung aus, daß die Menschen eigentlich nur um des Monarchen willen da seien, des Monarchen und seiner engeren auserlesenen Sippschaft. ES besteht nach dieser Meinung ein un- übcrbrückbarer Wesensunterschied zwischen Volk und Fürst. Der Fürst und seineReisigen  " sind aus einem ganz anderen Stoff gefügt, als das Volk. Der liebe Gott hat es so gewollt, daß«in Volk da sei, bloß damit der Monarch von Gottes Gnaden etwas habe, worüber er herrschen könne. Und wenn auch die Volksschul- bücher wohl einem Hohcnzollcrn nachrühmen, daß er sich den ersten Diener seines Staates genannt habe, so gehört das zu den vielen Legenden, mit denen die monarchische Heuchelei verschleiert wird, die mit der kirchlichen das gemein hat, daß sie heutzutage nicht mehr sich selbst zu bekennen wagt, sondern vielmehr den demokratischen Mächten des Umsturzes scheinheilig Konzessionen macht. Gegenüber dieser Heuchelei ist es erquicklich, einmal Dokumente zu lesen, in denen sich die primitive Auffassung von den zweierlei Menschengeschöpfen ganz harmlos und naiv in aller Offenheit kundgibt. ImVorwärts" wurde schon neulich auf die Lebens- erinner ungen des Prinzen Kraft zu Hohenlohe- In gelfingen   hingewiesen, in denen dieser Flügeladjutant Friedrich Wilhelms IV. und Wilhelms I. seine Erlebnisse und seine -Auffassungen voi Menschen und Dingen erzählt. Es ist sicher, daß Der Ernngnng deS Achtstundentages gilt in erster Linie die Demonstration des ersten Mai. Ist die Erringung des gesetzlich be- schränkten Arbeitstages eine Unmöglichkeit? Gerade auf dem ländlichen Gebiete haben vor 33 Jahren selb st die konservativen Grundherren die Notwendigkeit einer Verkürzung der Arbeitszeit anerkannt. Auf der Maikonferenz der ländlichen Arbeitgeber im Jahre 1832 wurde mit überwältigender Mehrheit folgender Anschauung zugestimmt: Eine angemessene Abkürzung der vieler Orten üblichen Arbeitszeiten ländlicher Tagelöhner ist für deren materielle, geistige und sittliche Hebung eine Notwendigkeit. Dieselbe liegt zugleich im Interesse der Arbeitgeber wie der nationalen Produktion überhaupt. Gesetzliche Bestimmungen über die Länge der Arbeits- zeiten(Normalarbeitstag in diesem Sinne) müßten nach der Natur des Landbaues von gesetzlichen Bestimmungen für industrielle Ärbeitszweige sich wesentlich unterscheiden, namentlich sich der Landesüblichkeit in den verschiedenen Gegenden möglichst anschließen nnd für verschiedene Jahreszeiten verschieden sein, kürzer im Winter, länger im Sommer. Für Ueberstunden über den in der betreffenden Gegend und Jahreszeit festgesetzten Normalarbeitstag ist besondere Zahlung zu vereinbaren." So 1872. Sechs Jahre zuvor kurz vor dem Kriege mit Oesterreich   hatte selbst die preußische Regierung die Sicherung des vollen Koalitionsrechtes für die ländlichen Arbeiter verbürgt. Und heute? Beschränkt, fast völlig aufgehoben ist das Koalitions- recht der ländlichen Arbeiter, unendlich lang selbst da, wo Maschinen in der Landwirtschaft benutzt werden, ist die Arbeitszeit des Klein- bauern und des ländlichen Arbeiters. Der Junker, der Groß- grundbesitzer, der Kapitalist jeder Art hat als reicher Bettler an die Pforten des Staates geklopft und hat Liebesgaben für sich in Ge- statt von Getreidezöllen, Nahrungsmittelzöllen, Branntweinsteuern aus der Acrmsten Haushalt für sich begehrt. Und siehe da, die Pforten sind ihm aufgetan. Und schwerer noch drückt die Arbeitslast auf die erwerbstätige Bevölkerung, den Mittelstand, den Arbeiter. Wie kommt das? Hand aufs Herz: bist du nicht selbst mitschuldig, Bauer und Arbeiter? Hast du nicht vertrauensselig den Versprechungen beutegieriger Junker nnd Junkergenossen Glauben geschenkt und sie durch deine Sttmme unterstützt? Unterstützt durch Fernbleiben an dem gewaltigen großen Kampf der Arbeit gegen die Uebermächt des Kapitals. Jene Großen klagen ohne zu leiden und wollen, daß du leiden soll st. auch ohne auch nur klagen zu dürfen. Sie sinnen darauf, in wirtschaftlicher Botmäßigkeit, in politischer Rechtlosigkeit, in geistiger Oede dich ewig zu halten. Mit Pfafferei und Frömmelei, mit Hunger und mit Polizei haben dich die Feinde der Arbeit und der Arbeiter einzulullen gewußt und dich in ihre Gefolgschaft gezogen. Fort von der Stelle, wo du deine eigenen Ketten schmiedest. Du bist Mensch, du bist frei, wenn du es nur willst. Tritt auf die Seite der Kämpfenden, der um Brot und Lebenslust Kämpfenden gegen deine Ueberwinder. Mühsam, unendlich mühsam, ist der Kampf um die Befreiung von Wirtschaft- sicher und polittschcr Knechtschaft, dieser geistige Kampf, den die Arbeiterschaft durch unablässige Aufklärung und durch Zusammen- schluß führt. Mühsam, aber notwendig nnd siegesgewiß. Es lacht der Mai. Der Wald ist frei Von Eis nnd Reifgehängen; Der Schnee ist fort, Am grünen Ort Erschallen Lustgesänge. Ja es erschallen Lustgcsänge der mit zuversichtlicher Gewißheit dem Sieg entgcgenschauenden Arbeit. Sie wird siegen. Siegen wird sie, weil sie die Trägerin der Kultur, des Fortschritts, der Menschlichkeit ist. Und den die ländliche Scholle bearbeitenden Klein- bauer und Landarbeiter darf die Siegeszuversicht am 1. Mai doppelt und dreifach erfüllen. Dein ist der Wald, dein die Heide, dein der Acker, wenn du nur willst. Ja, du ackerst und du säest, und du nietest und du nähst, und du hämmerst und du spinnst, sag', o Volk, was du gewinnst? Nichts, als die Unzuftiedenhcit mit dem Zustand der Dmge, solange die Menschenrechte, das Recht jedes Meiischen auf Freiheit, Gleichheit und Glückseligkeit von der kleinen aber mächtigen Schar der Besitzenden mißhandelt wird und du Arbeiter die MißHändler noch unterstützst. Her mit dem Grund und Boden für die Allgemein- heit, für alle! Glücklich der Fuß, welcher über weite Flächen des eigenen, durch eigene Kraft bearbeiteten Grundes schreitet. Glücklich das Haupt, tvelches die Kraft der grünenden Natur einem ver- ständigen Willen zu unterwerfen weiß. DaS Leben des Landwirts ist ein unaufhörlicher Kampf, ein endloser Sieg über die Natur. Ihm stählt die reine Luft die Muskeln des Leibes, ihm zwingt die vieles in diesen Erinnerungen auf Gedächtnistäuschungen beruht, auch ist selbstverständlich dieser Flügeladjutant der Weltgeschichte nicht geeignet, historische Vorgänge, von irgend welchen tieferen Gesichtspunkten aus zu betrachten.Enthüllungen" sind gleichfalls in diesen Aufzeichnungen nicht zu finden. Dennoch aber ist das Buch höchst merkwürdig und belehrend, und zwar gerade aus dem Grunde, weil hier mit einer seltenen Ehrlichkeit, die keinerlei Rück- sichten auf die Ansprüche einer demokratischen Kultur nimmt, als ettvas ganz Selbstverständliches in zahlreichen kleinen Zügen ver- raten wird, wie man eigentlich am Hohenzollcrnhofe der beiden Könige über das Volk buchte. Die menschliche Gesellschaft zerfällt nach diesem Vertrauten zweier preußischer Könige in folgende Gruppen: Voran marschiert der König, einsam in seiner strahlenden Pracht. Wo der Leser aus den treuherzigen Erzählungen, die der Prinz Kraft zu Hohenlohe aus dem Dasein Fricorich Wilhelms IV. auftischt, nur die ab- stoßenden Erscheinungen eines geistig verfallenen Kranken wertet, da erblickt der Flügeladjutant Genialität, Weitblick, Edelsinn. Merk- würdig ist es allerdings, daß diese Gottcsgnadentümlichkcit, welche selbst in einem königlichen Schlaganfall noch ein Wunder bestaunt, nur dem Fürsten   zugebilligt wird, dem man gerade dient; denn die Persönlichkeiten anderer Höfe, die Prinz Kraft besucht hat, werden nicht selten in höchst boshaften Karikaturen geschildert. Gerade weil der Autor nicht ohne Grund sich als einen Mann vorstellt, der mit dem gewöhnlichen Schranzentum und Hofgeschmciß nicht das mindeste zu tun habe, darum ist seine preußisch-monarchische Manie um so aufklärender für den Geist, der selbst die besseren Elemente im höfischen Ghetto bannt. Die zweite Kategorie der Menschheit besteht aus den Hof- fähigen Persönlichkeiten. Sie werden geschildert in der Bunt- schcckigkeit der Individualitäten, aus denen sich die Menschen ge- meinhin zusammensetzen: Kluge und Dumme, Gemütliche und Perfide, temperamentvolle und pedantische Sterbliche. Dahinter aber kommt nun die große dunkle Masse des Volkes, die Untertanen. Das Volk zerfällt wieder in zwei scharf getrennte Klassen: Einmal in die beamteten und nicht beamteten Lakaien, deren Beruf es ist, sich in Dicnertreue an die erhabene Gestalt des Herrschers zu klammern, über seine Leiden zu weinen, über seine Güte gerührt zu sein. Im weiteren Umfang gehört dann zu diesen Lakaien das spalierbildende Volt, das sich auch wohl um ausgestreute Silbermünzcn aus dem allerhöchsten Geldsäckel die Hälse bricht. Diese Leute werden mit einer gewissen gutmütigen Herablassung geschildert. Sie find als Hülfe und als Staffage für den Fürsten   nicht ohne Wert, wenn auch der prinzliche Kopf natürlich niemals auf den Gedanken verfällt, daß diese Menschen etwa dieselbe Würde wie der Fürst und die'Hofgesellschaft haben. Die zweite, gottlob kleinere Gruppe des Volkes das sind die oppositionellen Elemente, die ihrem König die schuldige von Gott   gewollte Ehrfurcht nicht in allen Stücken bezeugen. Das sind entweder alkoholisierte zu jeder Schandtat bereite, gänzlich rohe und wüste Verbrecher oder aber es sind lächerliche Persönlich- leiten, Emporkömmlinge, die sich ohne irgend welches Recht an- Ordnung der Natur auch die Gedanken zu geordnetem Lauf. Wen» andere Arbeit den Menschen in enge Mauern verschließt, in die Tiefe der Erde, zwischen die Planken des Schiffes, in die Fabrik- säle sein Blick hat nur zwei Grenzen: oben den blauen Himmel, unten den festen Grund. Ihm wird die höchste Freude des Schaffens, denn was sein Befehl von� der Natur fordert, Pflanzen und£iere, das wächst unter seiner eigenen Hand zum allgemeinen frohen Leben auf. Auch dein Städter ist die grüne Saat und die goldene Halmftucht des Feldes, das Rind auf der Weide, das galoppierende Pferd, WaldeSgrün und-; Wiesenduft Erquickung des Herzens. Aber kräftiger, stolzer, edler ist das Behagen des Mannes, der mit dem Bewußtsein über die Flur' schreitet: dies alles ist mein, meine Arbeit, meine Kraft schuf es, mir und der Allgemeinheit zum Segen. Die tägliche Arbeit ist sein Genuß, und in diesem Genuß wächst seine Kraft so lebt der Mann, welcher selb st der arbeitsame Wirt seines Grundbesitzes ist. Seine Arbeit, sein Schaffen, weiß er. nützt nicht nur ihm. seinen Kindern, seiner Fannlie eS ist auch nutzbringend für die Allgemeinheit. Die uneigennützige Arbeit an dem Wohle der Menschheit, die allen Nutzen bringende Tätigkeit, ist das Höchste, dem der Mensch nach- streben kann. Darum sttebt der arbeitsame Landwirt einem Zustand nach, in dem tätig freie Menschen wetteifernd sich mühen, mensch- lichen Geist zum Siege über die Kräfte der Natur zum allgemeinen Besten zu bringen. So handelt der arbeitsame Bauer, der selbst arbeitet und die Arbeit seiner Mitarbeiter achtet. Wie ganz anders der Junker,� der Großgrundbesitzer, der nicht freier Arbeiter unter freien Menschen ist, noch sein will, fondern der seinen Besitz durch die Arbeit des Bauern, des ländlichen Arbeiters, seiner Mitmenschen in selbstsüchtiger Weise ausbeutet, F:r Großgrundbesitzer, der andere für sich arbeiten läßt, der'�beit selbst ausweichend, nicht freie Menschen sehen will, sondern der Herr über Sklaven sein will, die seinem Willen Untertan seien, die nur leben sollen, um für andere arbeiten zu müssen. Am ersten Mai geloben sich die Arbeiter aller Länder, un- ablässig zu arbeiten an der Beschleunigung des Sieges der Arbeit, über die Macht des Kapitals, des Sieges der Freiheit und Gleich- heit über Unrecht.Auf freien: Grund mit freiem Volk Wilbich st ehe n", das ist der Arbeit unausrottbar Sehnen. Und ist dies Ziel naturnotwendig, wenn anders der Fortschritt unabwendbar ist, so liegt die Beschleunigung der Herannahung des Siegestags an der klaren Erkenntnis der Notwendigkeit dieses Sieges und der Entschlossenheit, diesen geistigen Kampf mit- zukämpfen, mitzusiegen. In Bereitschaft sein ist alles. Seid bereit zum Siegen und halb habt Ihr schon gewonnen. Träume, wer träumen mag, Krieg ist das Losungswort. Sieg, und so klingt es fort. Artur Stadt Hägen. Der Arbeiterschutz im Auslande. Von Zeit zu Zeit müssen die politischen Parteien ihre Pro- gramme einer Durchsicht unterziehen, weil manche ihrer Forderungen an den Staat und die Gesellschaft erfüllt sind oder weil veränderte Verhältnisse zu neuen Formulierungen zwingen. Bezieht sich ein Programm auf mehrere Länder, so tritt der Fall friiher ein, daß Programmpunkte durch die Gesetzgebung eines oder auch mehrerer Wirtschaftsgebiete verwirklicht wurden, so daß sich eine Umgestaltung des Forderuugskomplepes nötig machen muß. Wenn wir nun am 1. Mai 1903 zurückblicken auf den Inhalt der Resolution des inter  - nattonalen Kongresses von 1839, durch die wir zur Feier des I.Mai veranlaßt werden, so finden wir leider, daß nichts zu ändern ist an dem dort aufgestellten Arbeiterschutzprogramme. In mehr als einem halben Menschcnalter ist die Arbeitergesetzgebung so wenig vorgeschritten, daß noch alles zu erkämpfen ist, was wir hundert Jahre nach dem Ausbruche der großen französischen   Revolution ge- fordert haben. Vor allen: gegen die Einführung des Achtstundentages, ja über« Haupt einer Begrenzung der Arbeitszeit der erwachsenen männlichen Arbeiter wehrten sich d:e herrschenden Klassen, aber auch die Fort- schritte auf den Gebieten des Frauen- und Kinderschutzes sind durch- aus ungenügend. Wenn auch in den letzten Jahren viel über den Arbciterschutz gesprochen, geschrieben und verheißen wurde, so sind doch die Leistungen auf diesem Gebiete völlig ungenügend. » Vor genau einem halben Menschenalter trat auf Ver- anlassung des deutschen   Kaisers in Berlin   und nicht in Bern  , wie ursprünglich beabsichtigt war, eine internationale Arbeiterschutzkonferenz der Regierungen zusammen. Ihre vollkommene Ergebnislosigkeit ist bekannt; es wurde von internationalem Arbeiterschutz nur noch maßen, Politik zu treiben, für die doch letzten Endes nur der König in seiner Weisheit berufen sei. Im günstigsten Falle sind eS Tölpcl, die sich in guter Gesellschaft nicht zu bewegen verstehen. Das Lakaienvolk ist zwar sehr brauchbar, aber es wird doch immer im gebührenden Abstand von den eigentlichen Bollmenschen des Hofes gehalten. Da ist z. B. der bekannte Hofrat Schneider, ein ehemaliger Schauspieler, der Friedrich Wilhelm IV.   und Wilhelm I.   Schnurren vorgelesen hat und der mit besonderem Eifer seinen königlichen Herren die Auffassung beigebracht hat, daß die achtundvierziger Revolution nur von Ausländern, von Polen  und Juden, gemacht worden sei. Diesen Schneider nennt Prinz Krafteine treue, ehrliche, brave, mutige, dem Könige auf Tod und Leben ergebene Seele, die sich 1818 erprobt hat". Trotzdem wurde Schneider, wenn er zu einer Vorlesung befohlen wurde, immer an ein besonderes Tischchen gesetzt, auf das zwei Lichter gestellt wurden.Kam die Zeit des Abendbrotes, dann wurde für Schneider in einer Zimmerecke aufgetragen und um ihm dies weniger empfindlich zu machen, setzten sich dann Adjutant und Kammerhcrr zu ihm." Prinz Kraft verwahrt Friedrich Wilhelm IV.   gegen den Vor- Wurf, daß er seine ganze Umgebung mißhandelt habe.Das war rein erfunden", schreibt er,Schelten erfolgte nur gegen die Dienerschaft, gegen die übrige Umgebung war der König höflich, freundlich, liebenswürdig wie immer". Wer könnte etwas dagegen einwenden! Die Dienerschaft muß sich sicher geehrt fühlen, von einem König nur wörtlich mißhandelt zu werden. Von dem getreuen Volk der Untertanen hat der Flügcladjutant die schmeichelhaftesten Vorstellungen. Dieses Volk wird beherrscht von der erhabenen Weltanschauung etwa eines Hofmarschall von Kalb. Am Einzugstage der Prinzessin Viktoria im Jahre 1358 waren an dem englischen Botschaftshotel die Buchstaben F. W. V. in Flammen dargestellt.Das Volk hielt das V," so berichtet Prinz Kraft,für eine Fünf und glaubten, es heiße Friedrich Wilhelm V. Oho, hörte ich, wat soll denn das, so weit sind wir noch lange nich, noch heißt unser König Friedrich Wilhelm IV.  , wat bilden sich die Engländer inn. Und man wollte die Fenster einwerfen." Auf welche Weise aber bildet sich auch nach der Meinung des Hofes die Charakterbildung und Auffassung der Untertanen? Da erzählt Prinz Kraft von einem besonders populären Prinzen, der sich bei den Soldaten des dritten Armeekorps populär gemacht habe und ein Abgott des Korps geworden sei.Die Stimmung des ge- meinen Mannes im dritten Armeekorps," fährt der Prinz fort,ist aber maßgebend für die Ansicht der Bevölkerung von Berlin  , in die die ausgedienten Soldaten von Regimentern dieses Korps zurückkehren. Der Prinz wurde daher auch bald... der Abgott des Berliner   Bottes und ist es geblieben." So unterrichtet sich das Volk, so bildet eS seine Ueberzeugung. Für ganz selbstverständlich wird es gehalten, daß selbst nach einer nocb in Kindesjahren befind. lichen Prinzessin Alcxandrine von Preußen auch im Auslande die ganze Bevölkerung und der ganze Verkehr sich zu richten habe. Auch das italienische Volk beglückt die preußische Majestät auf seine Weise. AuS Lorto wird folgende Szene geschildert:Der König befahl, Geld unter das arme Volk zu werfen. Der Leibjäger hatte