gaben, sondern die aus dem Bericht der Generalkommission I" Ent«weder die Maifeier hat keine Bedeutung, dann soll man sie aufheben,oder sie hat Bedeutung, dann darf man den deutschen Arbeiternwohl die Energie zumuten, daß sie an ihrer Durchführungtätig sind.Es folgen dann in bunter Reihe Redner für und gegen dieArbeitsruhe am 1. Mai. Brinkmann(Zimmerer) sprach sich als ersterunter den Diskussionsrednern gegen die Arbeitsruhe am 1. Mai aus.Die Maifeier habe in den Gewerkschaften die Wirkung, die einFremdkörper in einem menschlichen Körper hervorruft. Die Arbeits-ruhe am 1. Mai durchkreuzt vollständig jede vernünftige gewerk-schaftliche Taktik. Müller hält es für notwendig, auch einmal eindeutsches Wort über die Zusammensetzung und den AbitimmungsmoduSbei den intemationalen Kongressen zu reden. Gegenüber den Behaup-tungen, daß eS sich bei der Abneigung gegen die Arbeitsruhe am 1. Mainur um die Meinung einiger Gewerkschaftsführer handelt, stellte erfest, daß die von Robert Schmidt und ihm gestellte Resolution fürAufhebung der Arbeitsruhe in der Versammlung der Zentral-vorstände mit Ausnahme von zwei Vorständen allseitig angenommenwurde.Schienen im Anfang Gegner und Anhänger der Arbeitsruhe aufdem Kongreß gleich stark, so schienen, nach den Zwischenrufen zu urteilen,die Gegner derselben sich entweder zu mehren, oder doch durch denVerlaus der Debatte an Mut zu gewinnen. Die Art, wie man den aufAufhebung der Arbeitsruhe gerichteten Forderungen zustimmte, der-anlaßte den Genossen Bock- Gotha zu der Aeutzerung, das Gefühlder Zusammengehörigkeit zwischen beiden Teilen der Arbeiter-bewegung sei bei einer Anzahl der im Saale anwesenden Ver-treter der Gewerkschaften nicht mehr vorhanden. Als dieGewerkschaften noch klein waren, hätten sie gegen denWillen der Partei die Arbeitsruhe propagiert. Jetzt, wo sie mächtiggeworden seien, fangen sie an, ängstlich zu werden undden ersten Mai auf Abbruch zu verkaufen. Hier wurde der Rednervon der einen Seite der Versammlung stürmisch unterbrochen, erhieltjedoch von der anderen Seite dafür um so größeren Beifall, als erausrief:.Wenn Sie, statt abzubremsen, mitgegangen wären, dannwäre die Maifeier dies Jahr noch imposanter gewesen, alssie es schon war." Welche Stimmung einen Teil der Gewerk-schaftler gegen die Maifeier erfüllt, mag der Ausspruchvon Leimpeters erweisen, der da ausrief:.Ich sehe nichtein, daß wir diesen lendenlahmen Gaul vor unserenAgitationskarren spannen sollen." Zur Abstimmung kam eSnoch nicht. Es liegt außer der Resolution Schmidt noch einesolche von Glocke im Sinne der Parteitagsbeschlüsse vor. Bockbrachte in später Stunde noch den Antrag ei», daß sich die General-kommission mit dem Parteivorstande in Verbindung setzen möge,um dem nächsten Parteitage gemeinsame Vorschläge zur Stellung-nähme zu unterbreiten.—__Der Flottenverein im Strahle der Hofgunst.AuS Stuttgart wird offiziös gedrahtet:Im königlichen Schloß fand am Donnerstag abend HoftafelStatt, zu welcher geladen waren die Mitglieder der königlichen Familie,'ie Hofstaaten der königlichen Prinzen, der preußische und bayerischeGesandte, die Mitglieder des Staatsministeriums, der Komman-dierende General des 13. Armeekorps, der Kommandant von Stutt-gart, die Mitglieder des Präsidiums des deutschenFlottenvereins sowie der geschäftsführende Ausschußdes Württcmbergischen Landesverband es desdeutschen Flottenvereins. Während der Tafel brachteder König einen Trinkspruch aus, in welchem er seinerFreude Ausdruck gab, die Vertreter des deutschenFlottenvereins begrüßen zu können. Wie in ver-schiedenen deutschen Städten, so würde der Flottenverein auch einewarmherzige Aufnahme im Schwabenlande finden. Er an der Spitzeheiße daher die Herren von Herzen willkommen. Der König führtedes weiteren aus:„Bin ich doch so lebhaft wie einer überzeugt, daßeine starke Wehrzur Seeeine unausbleibliche Not-wendigkeit für unser Vaterland ist. Wie sehr SeineMajestät der Kaiser von denselben Anschauungen durchdrungen ist,von dem festen Bewußtsein, daß ohne eine tatkräftige Flotte es un-denkbar ist, unsere Stellung im Kreise der Mächte zu behaupten,deutschen überseeischen Unternehmungsgeist zu schützen und denWeltfrieden zu bewahren, wissen wir alle. Seine Marine istdem Kaiser besonders ans Herz gewachsen. DerKönig schloß mit einem Hoch auf Seine Dtajestät den Kaiser.Der Präsident des Flottenvereins, Fürst fu Salm-Horstmar,dankte namens des Präsidiums des Flottenvereins und brachte einHoch auf den König aus.Ueber die morgige Tagung des FlottenvereinZ wird fernergemeldet:In den Verhandlungen des Flottenvereins werden zunächstdie geschäftlichen Angelegenheiten erledigt, sodann der Antrag aufGründung eines Südwestafrika-Fonds beraten und vom GeheimenAdmiralitätsrat Felisch-Berlin Über den China-Fonds berichtet. Denwichtigsten Punkt der Tschesordnung bildet am Sonntag der Vortragüber das Ergebnis der bisherigen Agitation, Richtung undZiel der Agitation für die nächste Zukunft. Bericht-erstatter hierüber ist Graf Eckbrccht v. Dürkheim. Der König,PrinzHeinrich, der morgen früh in Begleitung des Korvetten-kapitäns Schmidt v. Schwind hier eintrifft, und alle Prinzendes königlichen Hauses werden morgen abenddem großen allgemeinen Feste in der Lieder-halle beiwohnen.—_Ueber de« Gesundheitszustand Eugen Richters teilte Abg. Müller-Sagan in einer Versammlung zu Hagen i. W. mit, daß zurzeitallerdings ein hartnäckiges Augenleiden den Abg. Richter hindere,selbst zu lesen und zu schreiben. Aber es sei unrichtig, daß er anZuckerkrankheit, einem Nierenleiden oder einem anderen konstitutionellenUebel erkrankt ist, wie in verschiedenen Zeitungen mitgeteilt war.Es bestehe die Hoffnung, daß Herr Richter sich im Herbst wieder anden Verhandlungen von Reichstag und Landtag in alter Weise be-teiligen wird._Ei» Opfer krankhafter Neigung.Ueber die Verhandlung gegen den Husaren-OffizierJoachim Hans v. W i n t e r b e r g vor dem Kriegsgericht der achtenDivision, worüber wir gestern schon telegraphisch berichteten, wird unsnoch aus Halle geschrieben: Im Grunde genommen handelte es sichum Ausschweifungen nach tz 175. wie sie semer Zeit auch GrafPückler, der von erster Instanz sehr'hart bestraft, vomMagdeburger Oberkriegsgericht aber freigesprochen wurde, zur Lastgelegt wurden. Bemerkenswert ist, daß derartige Abnormitäten,n höheren Militärkreisen nicht selten auftauchen. Die Verhand-lung dauerte über sieben Stunden und fand, wie das nicht anderszu erwarten war, hinter verschlossenen Türen statt. Auch die Urteils-begründung war wegen Gefährdung der Sitte und dermrlitärdienstlichen Interessen geheim. Zur Beweis-ausnähme waren Offiziersburschen. Offiziere und einige Danien ge-laden. Der Angeklagte wurde per Droschke zur Verhandlung ge-bracht und auch in derselben Weise von einem Oberleutnant ab-f eholt. Er nahm nicht, wie andere Sterbliche, auf der Anklagebank,andern auf einem Stuhl vor der Anflagebank Platz. Nachder Tat hatte sich der Angeklagte in die Schweiz begeben,weshalb auch eine Anklage wegen Fahnenflucht nebenher lief. DasUrteil lautete, wie bereits berichtet, auf 3'/, Monate Gefängnis.15 Tage Strafe wurden auf Haft in Abrechnung gebracht.—Lübeck, 25. Mai. Hier soll am Montag die Wahl-entrech tu ng von der„Bürgerschaft" fertig gemacht werden.Die außerordentliche Lage, sagt der Senatsantrag, rechtfertigt besondere Maßregeln." Nach den von Senatsseite gemachten Aeuße-rungen sollte in der Lübecker Bevölkerung die„Verfassungsreforin"eingehend erörtert werden. Das ist auch geschehen, und zwar mitdem Erfolge, daß sich nur ein ganz verschwindend Neiner Kreis derEinwohnerichaft mit derselben einverstanden erklärt hat; die weitüberwiegende Mehrheit hat sich jedoch dagegen ausgesprochen. An-statt Kmn den Wünschen der Majorität der Bevölkerung auch nur teil-weise Rechnung zu tragen, behandelt Senat und Bürgerschaft dieOeffentlichkeit— deren Stimme sie doch angeblich hören wollten—einfach als Luft. Bei diesen beiden Körperschaften war also derRechtsraub in der vorliegenden Form schon beschlossen, bevor dieVorlage beraten war.Wegen Beleidigung des KöuigS von Sachsen wurde der Rcdak-teur der„Freien Presse" in Straßburg, Genossc Peirotes, zuvier Monaten Festungshaft verurteilt. Die Beleidigung wurdein einem Artikel des Blattes über Angelegenheiten der ehemaligenKronprinzessin von Sachsen gefunden.—Die neue WahlkreiSeintcilung in Bayern soll nach MitteilungdcS„B. T." von der Regierung in der Weife vorgenommen werden,daß insgesamt 13 größere Wahlkreise, in denen bisher je 4 oder 3 Ab-geordnete gewählt wurden, verkleinert werden. Es werden geteiltdie v i e r m ä n n i g e n Wahlkreise: Speyer-Ludwigshafen drei pluseins, abgezweigt Speyer-Stadt; Neuswdt-Dürckheim zwei plus zwei;Bayreuth drei plus eins; Hof drei plus eins, abgezweigtKronach-LichtenfelS; Kulmbach zwei plus zwei; Kempten drei pluseins, abgezweigt Jmmenstadt-Southofen; Eichstätt-Weißenburg zweiplus zwei; Würzburg-Land zwei plus zwei. Ferner die drei-man»igen Wahlkreise: Rosenheim zwei plus eins: Grafenauzwei plus eins; Zwcibrücken-Pirmasens zwei plus eins, abgezweigtSt. Ingbert; Ansbach zwei plus einS; Neustadt an der Aisch zweiplus eins.Die Einteilung soll dem Zentrum recht günstig sein, ftir dasder Ministerpräsident v. Podewils gesorgt hat. Die bevorstehenderscheinende Demission des Ministers des Jimern v. Feilitzsch, derbei der Einteilungsfrage die liberalen Wünsche befürwortete, ist nureben vermieden worden.Ein konservativer Gründer. Wegen einer ganzen Reihe vonVerbrechen und Vergehen der versuchten und vollendeten Urkunden-fälschung und Betrugs hatte sich vor der Strafkammer in N ü r n-b e r g der vormalige Buchdruckcreibesitzer Ludwig Friedrich Gebertzu verantworten. Er halte im Jahre 1399 eine Buchdruckerei ge-gründet, in der das von seinem Vater herausgegebene konservativeTageblatt für Franken usw.„Süddeutsche Landpost", gedrucktwurde. 1993 übernahm er auch den Verlag des Blattes undgründete eine Genossenschaft unter dem Titel„Süddeutscher Zeitungs-Verlag". Als es bald darauf rückwärts ging, suchte sich Gebert durchdie Gründung von Spar- und Darlehnskassen Geld zu verschaffen.Seine erste Gründung war die Spar- und Darlehnskasse Nürnberg,die Genosse der Mittelfränkischen Darlehnskasse in Ansbach war.Er war deren Rechner und erhob, indem er die Unterschriften derVorstandsmitglieder fälschte, nach und nach Beträge, die nahezu39 999 M. ausmachten und die er zum größten Teil für sein Ge-schäft verwendete. Tann gründete er eine Sparkasse, wobei er andie Ansbacher Kasse Zeugnisse über die Kreditwürdigkett der Vor-standsmitglieder senden mußte. Diesen Leuten dichtete er Vermögenan, die sie zu ihrem eigenen Bedauern nicht besitzen, und die Dar-lehnskasse ließ sich täuschen. Ein Schreinermeister war mit 299 999Mark eingetragen! Eine eigentliche Gründung war gar nicht erfolgt,das Protokoll über die Gründungsversammlung war einfach fingiert.Auf Grund dieser falschen Mitteilungen erhielt er 35 999 M. vonder Kreisdarlehnskasse. Viele kleine Leute legten ihre Ersparnissebei der gar nicht bestehenden Kasse an und haben nun das Nachsehen.Als es schief ginxu machte sich Gebert aus dem Staube. Zuerstwendete er sich nach Amerika, dann kehrte er zurück nach Antwerpenund ging von da nach Griechenland, spater kam er wieder nach Nürn-berg und stellte sich dem Gericht. Er wurde zu 4 Jahren Gefängnisund 5 Jahren Ehrverlust verurteilt.—Kein Schutz für die Fanner.Am 5. April wurde im Hererogcbiet die Frau des FarmersSchenkel von einer umherstreifenden Hererobande, die die Farmausplünderte, ermordet. In einem Brief an die„Köln. Ztg."schildert jetzt Schenkel die näheren Umstände des Vorfalls. Zunächstführt er bittere Klage darüber, daß man ihm nicht den notwendigenSchutz für die Farm gewährt habe. Anfangs zwar habe man ihmfür seinen im Oktober vorigen Jahres erworbenen Besitzeine militärische Besatzung von sieben Mann gewährt,doch sei diese ihm nach zwei Monaten unter einemlächerlichen Vorwand entzogen worden. Der kommandierende Offizierin Okahandja habe ihm erklärt, die Soldaten seien zurückgezogenworden, weil er, Schenkel, sich eines Bestechungsdersuches gegenübereinem Beamten der Schutztruppe schuldig gemacht habe. Dieser„Bestechungsversuch" habe sich dann als eine„ganz harmloseGeschichte" entpuppt.Am 5. April nun, als er sich auf einen halben Tag von derFarm in Geschäften entfernt hatte, sei der Ueberfall erfolgt. Als erauf die Nachncht hin mit einer rasch requirierten Straswache aufder Farm angekommen sei, sei das Unheil bereits geschehen geivesen.„Ein entsetzlicher Anblick bot sich da unseren Augen. DasFarmhauS war zum zweiten Male vollständig ausgebrannt unddas Feuer brannte noch unter der Asche. Umsonst rief ich denNamen meiner geliebten Gattin. Da fanden wir an der HinterenAusgangstür das drei Nionate alte Kind auf dem Stein-boden liegen, nur mit einem Hemdchen bekleidet. Es war Gottsei Dank nicht tot, es strampelte mit den Beinen, es weintenicht mehr, es hatte sich jedenfalls schon müde geweint, aber eslebte noch. Da brachte man auch schon meinearme Frau herbei. Den grausigen Eindruck vermagkeine Feder zu schildern; ich wundere mich heutenoch, wie ein Mensch soviel Schmerz ertragen kann. MeineFrau war leblos, starr, vollständig entkleidet.Eine tiefe Wunde im Genick hatte wohl ihrem Leben einEnde gemacht. Der Körper zeigte mancherlei Spuren vonMißhandln n g. Glauben Sie mir, ich war auch einer vondenen, die den K a f f e r mit Güte als Menschen b e-handelten, ich bin aber gründlich anderer Meinung geworden.Denn kein wildes Tier kann so grausam seinwie ein Kaffer(Herero). Einen bewaffneten Man» mitUebermacht anzugreifen, dazu find die Leute zu feige, aber ineinem unbewachten Augenblick eine hülflose Frau hin-z u m o r d e n. das ist Kaffernart. Es rede mir noch einmal einervon Milde mit de« Kaffern."Es ist in der Tat unglaublich, daß man einer Lappalie willendie Schutzwache von der Farm zurückgezogen hatte. Wozu sind denndie zwölftausend Soldaten in der südwestasrikanischen Zandwüste,wenn sie nicht einmal bedrohten Ansiedlern Schutz gewähren. Unddie nötigen Mannschaften waren in diesem Falle vorhanden,sie wurden nur eines blöden BureaukratismuS wegen nicht ver-wendet IWas fteilich Schenkels Auslassungen über die HereroS anlangt,so zeugen sie zwar von dem begreiflichen Sckimerz über den Verlustder Gattin, aber auch von maßloser Ungerechtigkeit. Sind es denndie von ihm mit Güte behandelten Kaffern gewesen, die seine Fannüberfallen haben? Nein, es waren versprengte Flüchtlinge, die durchdie Trothasche Ansrottungsstrategie zu verwilderten Desperados gemachtworden waren! Unzählige ihrer Stamincögenosse», wahrscheinlich auchFamilienangehörige waren erbarmungslos wie wilde Tiereniedergehetzt und'dem Tode des Verschmachtens preisgegeben worden.So rächten sie nur durch die Bluttat einen winzigen Teil desihnen widerfahrenen Schicksals. Und haben denn nicht auch nachden unwidersprochen gebliebenen Meldungen deutsche Soldaten wehr-lose Hererosrauen hingcinordct'? Man hat die Hereros, statt ihnenein Vorbild christlicher, zivilisierter Kriegsführung zu geben, wiewilde Tiere behandelt— man spare sich also die Klage, daß sie sichgelegentlich auch als solche gebärden!—HueUttd.Solidaritätskundgebung des italienischen und österreichische«Proletariats.Eine gemeinsame Konferenz der österreichischen unditalienischen Sozialdemokratie fand am 22. Mai in Trieftstatt. Zweck derselben war, gegenüber den Hetzereien desbürgerlichen Jrridentismus die Gemeinsamkeit der polittschenInteressen des Proletariats der in den Grenzbezirkenwohnenden Nattonen festzustellen. Nach einer eingehendenDebatte, an der sich u. a. die Genossen Adler, Ferri undBissolati beteiligten und in der völligste Einheitlichkeit derAuffassungen zutage trat, fand folgende Erlkärung einstimmigeAnnahme:„Die italienischen Sozialdemokraten der adriatischen Länderund des Trentines erklären, in der parlamentarischen Gruppe derSozialdemokratie Oesterreichs und nur in dieser stets die kräftigsteVerteidigung des Rechtes des üalienische» Volkes und der Freiheitvor den Uebergriffen der Regierung, der österreicheluden Kamarillagegen die Bedrückungen durch die Polizei gefunden zu haben; dieitalienischen Sozialdemokraten in Oesterreich verdanken es denGenossen Abgeordneten der übrigen Nattonen und insbesonderedem Genossen Dr. Ellenbogen, wenn sie den Behörden einengewissen Respekt vor der Pretz-, Rede-, Versammluugs- undKoalitionsfreiheit abgerungen haben; die italienischen Arbeiter inOesterreich verdanken der Unterstützung der Genossen der übrigenNattonen einen großen Teil ihrer Erfolge in der politischenOrganisatton und im gewerkschaftlichen Kampfe.�Ferner wurde in der gemeinsamen Sitzung der Exekuttven,an der teilnahmen für die italienische Parteileitung GiovanniL e r d a und Guido M a r a n g o n i; für die österreichischef arteileitung Dr. Vittor Adler, Anton N c m e c. Elbinr i st a n, Giuseppe L a z z a r i n i, Giovanni Oliva.Valenttno Pittoni und Dr. Antonio Piscel; für dieungarische Parteileitung Desider B o k a n y i, EmanuelB u ch i n g e r und Dr. Adolf G o l d n e r; für die italienischeFrattion Rinaldo R i g o I a, Dino R o n d a n i, EuricoFerri und Leonida Bissolati; für die österreichischeFrattion Engelbert P e r n e r st o r f e r und Dr. WilhelmEllenbogen, einstimmig folgende Resolutton beschlossen:„Im Unverständnis mit dem Referat des Genossen Pittonierklärt die Konferenz, daß es nach wie vor die Aufgabe desProletariats der beiden Staaten O e st e r r e i ch- U n g a r nItalien ist, gegen alle Forderungen des Mili-t a r i s m u S und gegen alle Formen der militärischenExpansionsbestrebungen einen unermüdlichen Kampf zuführen.Da das Bestreben der österreichischen Sozialdemokratte daraufgerichtet ist, allen Völkern die volle Freiheit derEntwickelung zu sichern, so erkennt sie, konform demBrünner Programm, das die nationale Autonomie alsdie Voraussetzung dieser Entwickelung ansieht, die auf die Her-stellung der Autonomie des Trentino genchteten Be-strebungen als berechtigt an.Ebenso wird sie im Sinne dieses selben Programms wie bis-her und wie insbesondere der Abgeordnete Ellenbogen in derparlamentarischen Debatte über die italienische Universität imNeunen der Partei erklärt hat, die berechtigten und notwendigenKlllturforderuugen der Italiener sowie allen anderen Nattonenunterstützen.Die sozialdemottattsche Pattei in beiden Staaten hält es fürihre Pflicht, dem Mißbrauch nattonaler Interessen als Deck-mantel für militärische Hetzereien und kriegerischeExpansionspolitik im Parlament und in der Pressemit aller Entschiedenheit entgegenzutreten und wird ihm,ohne sich durch chauvinistische AugeublickSpolitik irre«führen zu lassen, die einzig wahre nationale Politik deSProletariats, die in der Förderung der wirtschaftlichen, politischenund kulturellen Entwickelung aller Nattonen besteht, entgegen-setzen.Schließlich fordern die versammelten Exekuttven dasitalienische Proletariat diesseits und jenseits derGrenzen auf, seine organisatorische Arbeit, die es mitdein Proletariat aller Länder verknüpft, im Sinnedes Klassenkampfes unbeirrt fortzusetzen.Den diplomatischen Jntriguen und dynastischen Ambitionenauf beiden Seiten setzt die Sozialdemokratie die Solidarität desProletariats von Italien mit dem aller in Oesterreich-Ungarnlebenden Nattonen entgegen.Oesterreich-Ungarn.Antisemitische Avancements.Aus Wien wird uns unterm 25. Mai geschrieben;Der Tod des Vizebürgermeisters Strobach bat den Wienerchristlich-fozialen Sumpf tüchtig aufgewühlt. Im Kumulieren vonAemtern war nämlich Herr Strobach ein wahrer Meister. Erwar Gemeinderat, Landtags- und Reichsratsabgeordneter, Vize-bürgerineister und Obcrkurator der LandeS-Hypolhekenanstalt(wasdie vom Landtag verliehene, für Lebenszeit geltende gut dotierteSinekure ist) und Landmarfchall-Stellverttcter, bezog also aus denMitteln der Gemeinde und des Landes ein jährliches Einkommenvon mehr als 29 999 Kronen— was über die den Wiener Christlich-Sozialen in die Auge« stechenden Gehälter der Sozialdemokratenaus„Arbeitergroschen" beträchtlich hinausgeht. Die Ver-teilung dieses stattlichen Erbes hat nun die erbärmlichen Streber-gelüste der Partei von Strebern zur Leidenschaft angefacht. Umdem Andrang der„Bewerber" halbivegs zu genügen, mußte, wieschon gemeldet, Herr Lueger die Zahl der Wiener Bürgermeister aufvier erhöhen. Für Herrn Strobach war ursprünglich der bisherigeLandesausschuß(so heißen die vom Landtag gewählten Verwalterdes Landes) Steiner in Aussicht genommen— unter allen christlich-sozialen Politikern der weitaus anständigste, der sich auch alsReferent der Sanitätsanstalten insbesondere mit dem Baue zweierLandesirrenanstalten unleugbare Verdienste erworben hat. Zu den«Zwecke mußte er aus sein LandeSauSschußmandat verzichten, wo ihmals Nachfolger jener Herr Bielohlawek gegeben wurde, dessenBerühmtheil sich auf den fabelhaften Ausspruch gründet:„Wenn ichvon einem Buch höre, habe ich schon genug". Dieser Mann ist nunder Vertreter des Landes in den Spitälern, Gebäranstalten, in gewisserHinsicht ein Vorgesetzter der Professoren au der medizinischenFakultät! Herr Steiner ist übrigens nicht Vizebürgermeister geworden: Herr Lueger konnte eS nämlich nicht aushalten, wenn ihmjemand zur Seite gesetzt wird, von dem es heißt, daß er befähigtund ausersehen sei, ihn zu ersetzen. Er erhielt nur jene Sinekure inder Landesbank. Zum Vizebürgermeister wurde ein Klerikalerschwärzester Art gewählt: der Advokat P o r z e r, von dem die Sagegeht, daß er, wie man im antisemitischen Jargon sagt, ein„Juden-stämmling" ist. Jedenfalls zeigt das Rennen um die Stellen undDiäten, wie es im Innern der Partei beschaffen ist. Die AutoritätLuegerS und die von ihm geübte eiserne Disziplin hält die Hordezwar nach außen stramm zusammen, aber wenn einmal der Häupt-ling die Augen schließt, wird diese unnatürlichste aller Parteien raschzerfallen.—Dänemark.Eine neue radikale Linkenpartci ist am Sonntag auf einerLandesversammlung in Odcnse gegründet worden, an der über699 Delegierte aus allen Teilen des Landes teilnahmen, unter ihnenmehrere hervorragende Politiker, Vertreter der Presse, Wissenschafts-männer, Schriftsteller und Künstler. Die neue Partei führt denNamen„Det radikale Venstre"(„Die radikale Linke"). Es wurdeein Manifest und ein Parteiprogramm angenommen, das dem Pro-gramm der sozialdemokratischen Partei sehr nahe kommt, sowohl inVerfassungsfragen als auch hinsichtlich deö Militarismus sowie derSozialgesetzgebung. Die neue Partei ist ohne Mitwirkung der