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it. ib6. 22. Mtgm. Z. KeillM desVMiirts" Aerlim AIKsIllM.?-«-« Parteigenossen! Heute Mtwoch ist Lahiabenä in Verlin uns äen Vororten! Kollftreuz der Stockarbeiter Deutschlands  . Die Verhandlungen der zu Pfingsten im Geiverkfchaftshause tagenden Konferenz wurden am Sonntag vormittag vom Obmann der Berliner   Stockarbeiter, H ü b n e r, eröffnet, der in seiner An­sprache bemerkte, datz die meisten für die Stockindustrie irgendwie in Betracht kommenden Orte vertreten seien. Wie die Mandats- Prüfung ergab, waren aus 12 Orten 11 Delegierte anwesend, außer- dem als Vertreter de'' österreichischen Stockarbeiter K r u s ch k a aus Wien  . Ter Hauptvorstand des Deutschen Holzarbeiter-Verbandes war durch L e i p a r t aus Stuttgart   vertreten, der Gauvorstand der Provinz Brandenburg   durch S tusche. Der erste Punkt der Tagesordnung waren die Berichte der Delegierten über die Lage der Stockarbeiter im allgemeinen. Von Berlin   berichtet R ü ck e r t über die Celluloidbranche, Hildebrand über die Naturstockbranche. In der Celluloidbranche sind in 7 Betrieben 188 Arbeiter bc- schäftigt, von denen 150 organisiert sind. Die Arbeitszeit beträgt in 3 Betrieben 43 Stunden wöchentlich, in. den übrigen 51'ch bis 53% Stunden. Die Stundenlöhne schwanken nach einer im vorigen Jahre aufgenommenen Statistik zwischen 31 bis 70 Pf., der Durchschnitt beträgt 49,04 Pf. Bei dieser Statistik sind jedoch die Löhne der am schlechtesten zahlenden Fabrik von Bern- M h a r d Storch nicht mit eingerechnet. Außerdem wird infolge der Jahr für Jahr wiederkehrenden Arbeitslosigkeit der Jahres- verdienst bedeutend geringer, als man nach den Stundenverdicnsten annehmen könnte. Es ist ein Tarif für die Celluloidbranche aus- gearbeitet worden, jedoch noch nicht allgemein durchgeführt. Er dient zur Grundlage bei Lohnbewegungen. In der Natur- stockbranche sind 251 Arbeiter tätig, von denen 209 organisiert sind. Ueber die Hälfte arbeiten im Akkord. Die Löhne schwanken hier ebenfalls zwischen 31 und 70 Pf. pro Stunde; einzelne ver- dienen auch über 70 Pf.-Der Durchschnittslohn ist 50 Pf. Die Arbeitszeit ist in 3 Betrieben 45 Stunden wöchentlich; in den übrigen wird bis zu 54 Stunden gearbeitet. Es sind in dieser Branche auch noch zirka 150 Heimarbeiter tätig, von denen nur ein geringer Teil organisiert ist. Eine noch schlimmere Konkurrenz für die freien Werkstattarbeiter wird von der jüdischenArbeiter- kolonie in Weitzensee betrieben, wo eine Anzahl arbeits- loser Leute mit Stockarbeit für die Firma Schmäling u. Barta in Rixdorf beschäftigt werden, und zwar für die Hälfte des Akkordpreises, den die freien Arbeiter erhalten. Die Gesamtzahl der Stockarbeiter Berlins   beträgt 589, die Heim- arbeiter mitgerechnet. Der Redner berichtete ferner über die ver- schiedenen Differenzen und über das Bestreben zur Einführung eines Tarifes. Aus Breslau   berichtete der Delegierte Peter- Hansel, daß dort nur eine kleine Anzahl Stockarbeiter, un- gefähr 3V, tätig sind. Dennoch wird ein außerordentlich großes Quantum Arbeit geliefert. Tie Arbeitszeit ist ungeregelt; im Winter wird 11, 12 und 13 Stunden täglich gearbeitet. Aus Bürgel   in Thüringen  , wo die Stockinduslrie sehr stark vertreten ist, berichteten Korbach   und Lein decke r. Es sind dort 220 Personen tätig, zu einem großen Teil ungelernte. Organisiert sind 186. Es wird meist in Akkord gearbeitet. Der Durchschnitts- verdienst ist 23,50 Bit. Noch stärker ist die Industrie in P e t t e n- Hausen bei Kassel   vertreten. Es sind dort, wie der Delegierte S ch e r b e r berichtete, 350 Personen beschäftigt, unter ihnen 90 Arbeiterinnen und 40 Jugendliche. Es wird mit Dampfkrast gearbeitet, die Arbeitsteilung ist bis ins kleinste durchgeführt. 370 bis 440 Dutzend Stöcke werden hier täglich fertiggestellt. Die Akkord- löhne sind sehr niedrig. Dennoch wird von Möhringen   aus eine starke Konkurrenz betrieben, wo größtenteils Bauern sich der Stockarbeit widmen. Vorarbeiten werden im Gefängnis gemacht. Die ge- setzlichen Arbeiterschutzbestimmungen werden häufig übertreten, ohne daß es möglich ist, durch die Gewerbe-Inspektoren Abhülfe zu schaffen. S c op e- Dresden berichtete, daß in dieser Stadt nur eine kleine Zahl von Stockarbeitern tätig ist. Sie sind größtenteils organisiert. Man hat hier mit der Konkurrenz aus Meißen   zu rechnen. In Hamburg   sind, wie Tischer berichtete, 104 Stockarbeiter beschäftigt, von denen 92 organisiert sind. Seit 1900 ist die neunstündige Arbeitszeit durchgeführt. Verdient werden 21 35 Mk. die Woche; der Durchschnitt ist 27,51 Mk. Neuerdings haben sich die Fabrikanten zusammengeschloffen, um weitere Forde- rungen der Arbeiter abzuwehren. Für Ucbcrstundcn werden 25 Proz., für Sonntag sarbcit 50 Proz. Aufschlag bezahlt. Aus Köln   berichtete S t a n d k e, daß hier die Organisation stark ist. Verdient werden 34 bis 36 Mk. wöchentlich. Infolge deS russischen Krieges herrscht großer Arbeitsmangel. Ebenfalls in Leipzig  sind die Stockarbeiter gut organisiert, wie S ch k u h r mitteilte. Hier wird hauptsächlich Celluloidarbeit gemacht. Die Arbeitszeit ist 9% Stunden. Für U eberstunden wird ein Aufschlag von 33% Proz. bezahlt. In Lorch   bei Nürnberg   sind 80 bis 90 Stockarbeiter beschäftigt, unter ihnen nur wenige gelernte Arbeiter. Im übrigen ging aus dem Bericht des Delegierten F r i t s ch c hervor, daß die Verhältnisse, namentlich auch die sanitären, dringend verbesserungsbedürftig sind. Der Delegierte B l a e s aus Mülhausen   im Elsaß   berichtete, daß dort im Vorort Gingers- baufen besonders gute und tadellose Arbeit verlangt wird. Im Ver- hältnis zur Güte der Arbeit sind die Akkordpreise sehr gering. Die Unternehmer haben vor einigen Jahren zwangsweise die Arbeits- zeit von 10 auf 11 Stunden erhöht. Eine ziemlich ausgedehnte Stockindustrie ist auch in Offenbach   und dem nabeliegenden Bürgel in Hessen   vorhanden. Aus Wald berichtet B e l l e r t, daß dort infolge schlechten Geschäftsganges eine große Mutlosigkeit herrscht. Beschäftigt sind dort in 7 Fabriken 75 Personen. Die Arbeitszeit ist 59 Stunden. Der Durchschnittsverdienst ist 23,60 M. Der Vertreter der österreichischen Stockarbeiter K r u s ch k a be- richtete ausführlich über die Verhältnisse in Wien  , wo ungefähr 600 Personen in dieser Industrie tätig sind. 95 Prozent sind organisiert und zwar im Verband der Drechsler. Obgleich zur- zeit eine starke Krise herrscht und seit längerer Zeit 30 bis 100 Arbeitslose vorhanden sind, ist kein Rückgang in der Organisation eingetreten. Die Arbeitszeit beträgt 8% bis 9% Stunden. Im allgemeinen sind durch die Organisation gute Erfolge erzielt worden. Dagegen herrschen in Ungarn   unglaublich elende Zustände, Löhne von 30 bis 75 Heller täglich. Der Rcdnsr wies darauf hin, wie wichtig es ist, daß zur Regelung der Lohn- und Arbeitsverhältnisse die Kollegen der verschiedenen Orte sich miteinander und auch mit den österreichischen ins Einvernehmen setzen. Schließlich be­richtete der Obmann H ü b n e r noch über die Verhältnisse der Stock- arbeiter an einigen anderen Orten, wie Eschwege  , Frankfurt   a. M., Grimma  , Harburg  , Liegnitz   und Magdeburg  , die zwar keinen Ver- treter entsandt, wohl aber schriftliche Mitteilungen gemacht hatten. Es zeigte sich, daß auch in diesen Städten mehr oder minder große Mißstände herrschen und besonders elende Verhältnisse in Lieg  - n i tz vorhanden sind. Die Konferenz befaßte sich sodann mit der Frage:Ist es möglich, in der Stockindustrie einen einheit- lichen Lohntarif festzulegen?" Wie die mit der Kon- fcrenz verbundene Ausstellung den Delegierten vor Augen führte, wird für ein und dieselbe Arbeit an einem Orte bis zu 50 Proz. weniger bezahlt als an dem andern. Datz es unter diesen Um- ständen äußerst schwierig ist, einen einheitlichen Tarif aufzustellen und durchzuführen, ist klar, und das wurde auch sowohl Pom Ne-. ferenten Hildebrandt wie in der Diskussion stark betont. Doch war man auch allgemein der Meinung, daß diese Schwierig- leiten nicht unüberwindlich seien und datz ein derartiger Tarif für die Regelung der Lohn- und Arbeitsverhältnisse von so großem Wert sei, daß man die Mühen nicht scheuen dürfe. Dementsprechend wurde solgcnde Resolution angenommen: Die Konferenz beauftragt die Berliner   Zahlstelle, eine Kom- Mission einzusetzen, welche alle in der Stockindustrie bestehenden Tarife zu sammeln, zu sichten und das Material den einzelnen Zahlstellen in einigen Exemplaren zuzustellen hat. Dazu gehört Feststellung der Höchst- und Mindcstlöhne usw. Die Kommission hat dann auf Grund des Ergebnisses einen Tarif aufzustellen und den einzelnen Zahlstellen zur Begutachtung zu übermitteln." Hierauf wurde über die Stellung zur Heimarbeit beraten. Der Referent Rückert-Berlin schilderte, wesentlich auf Grundlage des Anfang dieses Jahres in derHolzarbeiter- Zeitung" sowie imVorwärts" erschienenen Artikels, die Aus- dchnung, das Elend und die Gesundheitsschädlichkeit der Heimarbeit in der Stockindustrie, die nicht nur Erwachsene, sondern auch junge Burschen und Mädchen und selbst Kinder in ihren Bannkreis zieht. Hierzu wurde folgende, vom Referenten empfohlene Resolution an- genommen: Im Prinzip erklärt sich die Konferenz entschieden gegen jede Heimarbeit und tritt gleichfalls für die Beseitigung der Gefängnis- arbeit ein, da durch Heim- und Gefängntsarbeit jede Verbesserung der Lage der Stockarbciter vereitelt wird. Da aber ein Kampf gegen Heimarbeit und Unternehmer äußerst schwierig ist, fordert die Konferenz die Heimarbeiter auf, sich der Organisation anzu­schließen und die Vereinbarungen mit den Unternehmern zu treffen, daß die Löhne für Heimarbeiter nicht niedriger sein dürfen als in den Betriebe n." Ueber den Punkt Agitation und Organisation tauschten die Delegierten in einer gründlichen, von Hildebrandt- Berlin eingeleiteten Debatte ihre Erfahrungen und Ansichten aus. Es wurde sodann beschlossen, eine Zentralstelle für die Agitation und Organisation der Stock- arbeiter Deutschlands   zu bilden. Sie soll zur Aufgabe haben: 1. Ausrcchterhaltung der engeren Verbindung unter den Stockarbcitern innerhalb des Verbandes; 2. Unterstützung des Ver- bandsvorstandes in der Agitation unter den Stockarbeitern; 3. Aus- kunftscrteilung in beruflichen Fragen. Als Zentralstelle soll die in Berlin   zur Bearbeitung der Tarife zu wählende Kommission fungteren. Der letzte Punkt der Tagesordnung lautete:Unsere Taktik bei Lohnkämpfen." Hierüber referierte S ch k u h r- Leipzig. Es folgte eine eingehende Diskussion, die hauptsächlich ein wechselseitiger Austausch der Erfahrungen und Ansichten über die besten Mittel und Maßregeln zur Durchführung von Lohn- kämpfen war. Die Konferenz wurde am Montag abend gegen%8 Uhr ge­schlossen. Das Protokoll der Verhandlungen soll als Agitations- broschüre herausgegeben und unentgeltlich verbreitet werden. Der Hauptvorstand wird jedenfalls, wie dessen Vertreter Leipart in Aussicht stellte, die Gelder dazu bewilligen. ** * Die Ausstellung, die im Saal II untergebracht und für die Oefsentlichkeit nicht bestimmt war, bot den Delegierten ein reiches Material zur Beurteilung der Leistungen sowie der Arbeits- löhne der verschiedenen Orte. Eine große Kollektion fertiger Stöcke in bester Aussührung war von Bürgel   in Thüringen   zur Verfügung gestellt worden. Von den übrigen Orten waren meist nur Stock- griffe in verschiedenen Holzarten, sowie in Horn und Zelluloid geliefert worden; einige Fabriken hatten auch nur die Ausstellung von Zeichnungen zugelassen. Bei allen Stücken waren die Zlkkord- preise usw. angegeben und die Unterschiede waren hier so gewaltig, baß selbst ein Laie zu der Ueberzeugung kommen mußte, datz in der Stockindustrie eine fast maßlose Konkurrenz herrscht, die den Arbeitern zum schweren Schaden und den Fabrikanten schließlich auch nicht zum Vorteil gereicht, die aber wohl durch einheitliche tarifliche Regelung einigermaßen eingeschränkt werden könnte. partei-)Zngelegenkeiten. Der Vertrauensmann vom Wedding   und der Oranien- burger Vorstadt teilt uns mit, daß die am Donnerstag im Kolberger Salon stattfindende Volksversammlung weder von der Partei einberufen ist, noch daß der Einbcrufer sich mit dem zuständigen Vertrauensmanne in Verbindung gesetzt hat. Sonntag, den 46. Juli, findet im Moabiter Schützenhause das S o m m e r f e st des sechsten Wahlkreises statt. Da in diesem Jahre das Programm besonders reichhaltig ist, wird sich das Fest zu einem wahren Volksfeste gestalten und seine alte Anziehungskraft auf Jung und Alt bewahren. Billetts sind bei den Bezirksführern und in den bekannten Lokalen zu haben. Der Vorstmtb. Serliner J�achncbten. Der Pfingstvcrkehr. Mit einem starken Gewitier, welches besonders im Nordwesten von Berlin   sich bemerkbar machte, fanden die Pfingstfeiertage ihren Abschluß. Nach Ausweis der Kassenstellen der Bahnhöfe war der Verkehr in den Feiertagen verhältnismäßig schwach und die Zahl der beförderten Personen ist gegen diejenige der Vorjahre nicht vir- erheblich zurückgeblieben. Der Hauptverkehr drängte sich aus die fahrplanmäßigen Züge zusammen, während die Sonderzüge kaum hesctzt waren und die vorgesehenen außcrfahrplanmätzigen Sonder- züge auf verschiedenen Strecken überhaupt nicht zur Ablassung kamen. Unter diesen Verhältnissen ging auch der Perkehr glatt von statten und an beiden Feiertagen liefen die Vorortzüge auf den Ferngleisen der Stadtbahn fahrplanmäßig ein. Ans den Stadt- gleisen entstanden Verspätungen, die jedoch eine halbe Stunde nicht überschritten und im Spätbetrieb wieder so weit ausge- glichen werden konnten, daß der Verkchrsschluß zur planmäßigen Zeit erfolgte. Die Ruderregatta bei Grünau bcranlatzte einen be- deutenden Massenverkehr auf der Vorortstrecke der Görlitzer Bahn, doch blieb der Verkehr auffälliger Weise ebenfalls gegen denjenigen an den Regattatagen der Vorjahre zurück. Am zweiten Feiertage mor- gcns setzte der Vorvrtbetrich verstärkt ein, toenn auch die kühle Witterung eine nicht unerhebliche Beschränkung der Ausflüglerzahl herbeiführte. Als jedoch um%5 Uhr nachmitags der Regen ein- setzte, war der Verkehr plötzlich wie abgeschnitten. Bahnzüge und Straßenbahnen fuhren von diesem Zeitpunkte ab fast völlig leer nack den Ausflugsortes, von denen aus die-Ausflügler einen Massenrückzug antraten. Bald nach 9 Uhr konnten auf verschiedenen Strecken die Sonderzüge aus dem Verkehr herausgenommen werden. Anders gestalteten sich jedoch die Verhältnisse im Fernbetriebe. Der Verkehr nack der märkischen und sächsischen Schweiz  , nach Freien- ivaldc und Swineinündc war ein ganz gcwaltiMr gewesen, jodatz die Rückbeförderung der Massen, die sich in den späten Nachmittags- stundro auf den Bahnhöfen zusgiiunen drängten, bedeutende Schw'e- rigkeiten verursachte. Die Mehrzahl der in Berlin   einlaufenden Fernzüge erlitt Verspätungen von 30 bis 70 Minuten. Unglaubliche Szenen spielten sich an der Dampffähre ab, die von Friedrichshagcn zum Müggelschlötzchen hinüberfährt. Während auf der Friedrichshagener   Seite zwei Gendarmen mit großer Mühe die Ordnung aufrecht hielten, kam es an der Abfahrtstelle beim Wirtshaus Müggelschlötzchen, durch das Verschulden einzelner, wiederholt zu einer Panik. Die Ausflügler drängten sich'mit einer geradezu wahnsinnigen Hast und tollen Rücksichtslosigkeit zur Fähre vor. Frauen wurden ohnmächtig, Kinder gerieten in Lebensgefahr, die dustigen, weißen Pfingstkleider wurden beschmutzt und zerrissen. Man wartete, trotz aller Warnungen des Fährmanns, nicht einmal bis die Fähre ganz ans Land gekommen war, sondern schob die vordersten Reihen am Landungssteg unbarmherzig ins Wasser, so daß sie mehrere Schritte unfreiwillig durchlvaten niutzten, ehe sie die Fähre erreichten. Andere wieder erkletterten die Landungsstege für die Ruderboote und sprangen von dort mitten auf die vollbesetzte Fähre, deren Führer, trotz aller Mühe, dem Ansturm gegenüber! machtlos war und nicht hindern konnte, datz das für 280 Personen berechnete Fahrzeug von 300400 besetzt wurde. Seine Drohung, den Betrieb ganz einzustellen, wenn die Leute nicht Vernunft an- nähmen, wurde mit Hohngelächter aufgenommen. Die Pläne der fünf städtischen Straßenbahnlinien, welche der Magistrat dem Polizeipräsidium zur Genehmigung ein- gereicht hatte, sind jetzt, nachdem die Aufsichtsbehörden die Prüfung beendet, an die städtische Verkehrsdeputatiow mit dem Bescheide zurückgelangt, datz, abgesehen von einzelnen Aeuderungen, dem Bau und Betriebe der fünf Linien verkchrspolizeiliche Bedenken nicht entgegenstehen. Eine der hauptsächlichsten Abänderungen in der Linienführung betrifft die erste der drei geplanten Südlinien, Großgörschen   st ratze Dönhoffsplatz. Diese Bahn muß am Hafenplatz den Landwchrkanal überschreiten, und zwar entweder unter Benutzung der schmalen und steilen Augustabrücke oder einer im Zuge der Köthenerstraße neu zu erbauenden Brücke. Gegen die erstere Alternative hat der Magistrat selbst Bedenken, wie zu erwarten stand, hat auch die Aufsichtsbehörde diese Linien» führung abgelehnt. Nun tauchte neuerdings der Vorschlag auf, die Linie durch einen Tunnel unterhalb des Bahngcländes von der Steglitzer  - nach der Luckenwalderstraße und von hier über die Schöneberger Brücke zu führen. Wiewohl dieser Plan für den Ge- samtverkchr große Vorzüge bietet, ist er jedoch wegen der sehr er- heblichen Mehrkosten abglehnt und der Verkehrsdcputation ausge- geben worden, für den Bau emer neuen Brücke im Zuge deck Köthenerstraße die erforderlichen Entwürfe und Pläne einzureichen. Die zweite der Südlinien, Kreuzberg Dönhoffsplatz, dürfte nur insofern eine Aenderung erfahren, als aus Verkehrs- technischen Gründen die Linienführung von der Zimmer- nach der Friedrich- und Krausenstraßc nicht genehmigt werden konnte; die Bahn müßte also in der Zimmerstraße weiter und etwa durch die Markgrafenstraße nach der Krauscnstratze geführt werden. Was die erste der beiden Nordlinien, Stettiner Bahnhof(Elsasscr- straße) Baltenplatz anbetrifft, so wird diese sowohl an ihrem Ausgangs- wie an ihrem Endpunkte auf die Mitbenutzung der Gleise der Großen Berliner   Straßenbahn angewiesen sein, und zwar in der Jnvalidenstraße, zwischen Garten- und Borsigstraße, und in der Pctersburgerstraße. Eine viergleis ige Anlage konnte iil der letzteren nicht genehmigt werden. Alles in allem kann man sagen, daß die am 12. Januar d. I. von der Stadtverordneten-Versammluug be- schlosscnen fünf Straßenbahnlinien die grundsätzliche Genehmigung der Aufsichtsbehörden gefunden haben. Ob, nachdem die oben er- wähnten Entwürfe hergestellt und die geforderten Abänderungen angenommen und von der Aufsichtsbehörde genehmigt worden sind, noch in diesem Jahre mit dem Bau wird be- gönnen werden können, läßt sich heute freilich noch nicht sagen; es fällt dabei unter anderem ins Gewicht, daß die Sommer- ferien vor der Tür stehen. Die Baukosten(5% Mill. SN.): sind bekanntlich schon aus dem Vorschußkonto der Hauptkasse der städtischen Werke Vorbehaltich der Erstattung aus den Mitteln einer besonderen Anleihe bereit gestellt. Zur Aussperrung der Zigarcttcnarbcitcr in Dresden   wird die Redaktion vom Deutschen   Tabakarbeiter-Verband darauf aufmerksam gemacht, daß die Zigaretten der Fabrik D e n i d z e in Dresden   in der Anzcigenbeilage zurNeuen Welt" empfohlen werden. Wir er- klären hierzu: daß Geschäftsleitnng und Redaktion dieses Blattes keinen Einfluß aus diese an eine Jnseratenfirma verpachtete Beilage haben und daher nickt im stände sind, zu veranlassen, daß die An- zeige der erwähnten Zigarettenfabrik nicht mehr aufgenommen werde. Immerhin haben wir uns bemüht, die Jnseratenfirma zur Zurück- Weisung der erwähnten Anzeige zu veranlassen. Daß wir die Zigarettenarbeiter in ihrem Kampfe um das Koalitionstecht unter- stützen, ist selbstverständlich, und wir erwarten von den Lesen: unseres Blattes. daß sie den Ausgesperrten nach Kräften beistehen und besonders den Boykott über die Ware» der Fabrik Uenibze beachten. Laut Beschluß der Arbeiter Dresdens   sowie der Gewerkschafts- kommission Berlins   ist im Einverständnis mit den Vertrauensleuten der Partei und der Frauen Berlins   der Boykott über die Dresdener Zigarettenindustrie einschließlich der Zigarettenfabrik Josetti-Berlin mit Ausschaltung der Firmen Gebr. Selowsky(Bolero und Zenithl, Casanowa, Kasaky, Kosmos, Körner und Apfelstädt   verhängt worden. Englische Gemeindevertrrter in Berlin  . Am 19. Juni treffen sechzig Engländer, Mitglieder städtischer Verwaltungskörperschaften und Grafschaftsräte, in Berlin   ein, um hiesige städtische Einrickj. tungen kennen zu lernen. Die Engländer bleiben bis zum 24. Juni hier. Im Rathaus wird der Magistrat am 19. abends 9 Uhr die englischen Gäste begrüßen und ihnen am 23. abends 8 Uhr im Zoolo. gischen Garten ein kleines Fest geben. Die erforderlichen! Kosten sollen aus dem Repräsentationsfonds gedeckt werden, deshalb hat auch der Magistrat eine entsprechende Vorlage an die Stadtver- ordnctenversammlung nicht gemacht. Die Stadtverordnetenvev- smnmlung hat in ihrer letzten geheimen Sitzung 16 Vertreter für diesen Begrützungsabend abgeordnet. Mein hoher Herr".Unter diesem Titel," so schreibt die Staatsbürger Ztg.", veröffentlicht derRoland von Berlin" ein in feuillctonistischem Gewände gehaltenes Pamphlet schlimmster Art gegen einen deutlich gekennzeichneten Prinzen des königlichen Hauses, der in der Berliner   Lebcwelt eine gewisse Volle spielt. Es handelt sich in dieserSkizze" um Unterstellungen, die unmöglich der Wahrheit entsprechen können; so kann sich kein preußischer Prinz armseligen Huldinnen gegenüber benehmen, wie es da geschildert wird. Unterzeichnet ist diese auch-literarischc Ware: Annie L____ Diese Lady ist als eifrigeBao"-Besucherin in der Lebewelt allseitig bekannt gewesen, und in der Tat bringt sie die geschwätzige Fama mit dem besagten Prinzen in näheren Zusammenhang. Aufklärung wäre jedenfalls dringend geboten." Aus dem Artikel desRoland" kann der Laie übrigens keines. Wegs herauslesen, daß es sich um einen Prinzen des königlichen Hauses handelt. Dem Angeschuldigten wird in der Zeitschrift vor- geworfen, daß er derHuldin" gegen einen Schuldschein 3000 M. zugewendet und später, als er des Mädchen? überdrüssig geworden sei, den Schuldschein an den Bureauvorsteher eines Rechtsanwalts mit alttestamentalischem Namen zediert habe. Der Bureauvorsteher drangsaliere jetzt das Mädchen und habe es zum Offenbarungseid Qrtris&Sb