teilen. Wo eS angängig ist, sollten die Genossinnen sich sofort mit den Genossen ihrer Wahlkreise über die Wahl einer gemeinsamen Delegierten verständigen. Wo die Möglichkeit eines gemeinsamen Vorgehens ausgeschlossen ist, haben sie das statutengemäß gesicherte Recht auszunutzen, in öffentlicher Frauenversammluna eine eigene Delegierte zu wählen. Die erfolgte Wahl weiblicher Delegierten ist der Unterzeichneten mitzuteilen. Berlin , den 6. Juli 1903. Mit sozialdemokratischem Gruß Ottilie Baader , Bertrauensperson der Genossinnen Deutschlands , Berlin 3. 53, Blücherftr. 49. Hof H. Die Arbeiterpresse wird um Abdruck gebeten. Im Berein der Frauen und Mädchen für S ch ö n e b e r g und Umgegend hielt am 10. Juli Herr Dr. Sommerfeld einen beifällig aufgenommenen Vortrag über die Armenpflege. Das diesjährige Stiftungsfest findet am 12. August in Obsts Fcstsälen statt. Nächste Versammlung am 7. August. ElUgelegenheit für weibliche Angestellte. Der belgische„Staats- anzeiger* veröffentlicht soeben ein Gesetz, wonach die Inhaber von Verkaufsmagazinen verpflichtet sind, fiir die in ihren Betriebsräumen beschäftigten weiblichen Angestellten Sitzgelegenheiten zu beschaffen. Die Zahl der zur Verfügung stehenden Sitze hat der Zahl der dort Beschäftigten zu entsprechen i den Angestellten ist Erlaubnis zu er- teilen, die Sitze zu benützen, sobald der Dienst dies gestattet. Die Kontrolle fft den Fabrikinspettoren überttagen; gegen Zuwiderhandelnde werden Strafen von 1—25 Ar., Im Wiederholungsfälle von doppelter Höhe angedroht. Hua der Partei. pollielllcheu, Otrlditllchcs uhr. Polizeilich« Uedersetzungsknnst brachte Genossin Dr. Golde vor das Landgericht in Beuchen tvegen angeblicher Beleidigung der oberschlesischcn BolkSschullehrer. Sie sprach in einer polnischen Volksversammlung in Kattvwitz über die preußische Volksschule und soll dabei nach dem Bericht des uberlvachenden Polizeibeamten Korda, der rechten Hand des Polizeirats M ä d l e r, beleidigende Angriffe gegen die Lehrer gerichtet haben, die die Volksschule zu einer Stätte der Knute, der Demoralisation machten und die Germanisation der polnischen Kinder nur betrieben, weil sie durch Ostmarkenzulagen und Orden dafür bezahlt würden. Vor Gericht stellte eS sich aber heraus, daß der Polizeiboamte nicht imstande war, die angeblichen Aeußerungen der Angeklagten polnisch wiederzugeben, obwohl er die- selben in der Versammlung ahne weiteres aus dem Polnischen korrekt in Deutsche übertragen und niedergeschrieben haben wollte, sodaß der Verteidiger feststellte, daß der gute Mann überhaupt nicht polnisch könne. Auch schränkte der Zeuge mehrere seiner ursprünglichen Bekundungen derart ein, daß der Vorsitzende ausrief: „Na, Zeuge, Sie scheinen doch nicht recht zuverlässig zu sein." Den Antrag der Verteidigung, dem Zeugen im Gerichtssaal einige Minuten lang Gelegenheit xu geben, die polnisch gehaltenen Aus- führungen der Angeklagten zu notieren und dann diese Notizen mit den vom gerichtlichen Dolmetscher gemachten Aufzeichnungen zu der- gleichen, lehnte das Gericht ab mit der Motivierung:„Da das zu Be- weisende für die Bildung der richterlichen Ueberzeugung nicht mehr in Betracht komme." Das Gericht kam denn auch zur kostenlosen Freisprechung der Angeklagten, während der Staatsanwalt sehr anspruchslos die Kenntnisse des Beamten in der polnischen Sprache für genügend erklärte, die Anklage wenigstens in einem Punkte zu stützen, und einen Monat Gefängnis für die Angeklagte forderte. Der Vorsitzende meinte cmgesichtS der Blamage des Zeugen, eS empfehle sich doch, in solche Versammlungen Stenographen zu senden, obwohl das gewiß recht schwierig sei, was der auch anwesende Herr M ä d l e r bestätigte. Mit ihren UebersetzungSkünsten blamieren sich übrigens nicht nur oberschlesische Polizisten, sondern oft nicht minder oberschlesische gerichtliche Dolmetscher. So wurde vor kurzem in einen: schriftlichen Erkenntnis deö Landgerichts Beuchen , daS daS Verbot eines polnisch-sozialistischen Agitationskalenders aussprach. ein Zitat aus den Werken dcS Dichters Nowacki wie folgt übersetzt: „Mögen die Lebenden die Hoffnung nicht verlieren und vor dem Volke dmMaulkorb(!) der Aufklärung tragen." Der gericht- liche Uebersetzer wußte offenbar nicht, daß das volnffche Wart kaganice nicht nur Vdaulkorb, sondern auch Fackel bedeutet und deshalb ließ er aus der„Fackel der Aufklärung" einen»Maulkorb der Aufklärung" werden. 6ewerkrchaftli(bc9. BerUn und arngcgcnd. Hebet die Lohnbewegung der Fahrstuhlarveiter wurde in der gestern abend abgehaltenen Versammlung mitgeteilt, daß die Firma Schlund der Forderung der Arbeiter nachgekommen ist und den Tarif auf ein Jahr abgeschlossen hat. Die Firma K l a u ck e u. C o. hat ebenfalls bewilligt, sodaß bis jetzt vier Firmen die Forderungen der Arbeiter anerkannt haben. Bei den Unternehmern, über welche der Streik verhängt ist, ruht die Arbeit nach wie vor. Infolge der Arbeitsniederlegung der Fahrstuhlarbeiter haben bis jetzt gegen 000 Maurer wegen Mangel an Material die Arbeit aussetzen müssen. Der Stand der Bewegung wurde als ein durchaus günstiger be- zeichnet, der zu den besten Hoffnungen berechtigt. Während der Versammlung wurde mit einem Vertreter der Firma Vallentin verhandelt, eine Einigung kam zwar noch nicht zustande, sie ist jedoch sicher zu erwarten. Zur AuSsprrrnog der Kürschner . Gestern vormittag fand im „Alten Schiitzenhaus" eine Versammlung der Ausgesperrten und Streikenden statt, die zahlreich besucht war. R e g g e berichtete über die allgemeine Lage des Kampfes, der sich gegenwiirtig auf 300 Ar- beiterinnen und Arbeiter erstreckt. Wesentliche Veränbeningen sind in den letzten Tage» nicht eingetreten. Die Arbeitgeber nehmen eine abwartende Stellung ein, während die Ausständigen und Aus- gesperrten mit musterhafter Solidarität im Kampfe ausharren und entschlossen an ihren Forderungen festhalten. Sollten die Arbeit- geber sich nicht binnen kurzem zu Verhandlungen bereit zeigen, so ist eher eine Erhöhung der Forderungen als ein Nachgeben seitens der Arbeiter zu erwarten. Die Arbeitgeber geben sich die größte Mühe, Streikbrecher heranzuziehen, und es haben sich auch einige Personen gefunden, die diese traurige Rolle in der Bewegung spielen: aber sie sind durchaus nicht im stände, die alten Arbeitskräfte zu ersetzen, zumal bei dem guten Geschäftsgang, der gegenwärtig in der Pelzbranch« herrscht und den Ausständigen begründete Hoffnung auf einen guten Erfolg ihrer Bewegung gibt. Wie entschlossen die Ausständigen auf ihren Forderungen beharren, zeigte sich in der gestrigen Versammlung, als ein offenbar mit der tatsächlichen Be- venhing der Sache nicht ganz vertrauter Gehülfe aus einer großen Firma einen Antrag auf eine weitere Abschwächung der Forderung zur Regelung der Arbeitsvermittlung einbrachte. Sämtliche Dis« kufsionSredner wandten sich unter allgemeinem Beifall der Ber - sammelten gegen diesen Antrag und der Antragsteller sah sich schließ- lich genötigt, ihn zurückzuziehen. Die Streikunterstützung wird am Sonnabendvormittag aus- bezahlt. Mittel für die Fortsetzung deS Kampfes sind auf Monate hinaus vorhanden. Zur Lohnbewegung der FriseorgehSlfcn. Aus Anlaß der im Lokalverband der Frifeurgehülfen ausgebrochenen unbedeutenden Differenzen versuchen die Arbeitgeber nunmehr den Anschein zu er- wecken, daß die getroffenen Vereinbarungen nicht mehr gehalten werden brauchen. Dem ist natürlich nicht so. Auch der Umstand, daß verschiedene Plakate sowie rote und gelbe Kontrollkarten vom tahre 1901 in Umlauf sind, machen notwendig, vorsichtig zu sein. ne von der Lohnkommission herausgegebenen Plakate sind rot mit weißem Kreuz, ebenso die Kontrollkarlen. Letztere erhalten nur Ge- hülfen, welche organisiert find. Beide Erkennungszeichen sind nur gültig, wenn dieselben den Stempel der Organiiatton tragen und die Karten auf der Rückseite laufend gestempelt sind. Die Be- hauptungen des Herrn�Vorsitzenden der Innung, Leopold, Adalbert- straße 21, daß zahlreiche Mitglieder der Innung die Be- willigungen zurückziehen. entspricht nicht den Tatsachen. Diese Behauptungen werden auch wohl nur zu dem Zwecke gemacht, die Mitglieder davon abzuhalten, dle Forderungen der Gchülfen anzuerkennen. Bis zur Stunde sind von 2400 Geschäften 900 Bewilligungen eingelaufen. Es ist daher unbedingt notwendig, auch für die Folge alle diejenigen Geschäfte zu meiden, wo die Forderungen der Ge- hülfen nicht bewilligt sind. Hoch die Solidarität! Zeigt, daß die moralische Unterstützung unser ist.— Bewilligung zurückgezogen haben die Herren B a e r, Gollnowstraße 7, und G a n s ch o w, Jmmanuelkirchstraße 22. Die Lohnkommisfion der Frifeurgehülfen. Oeutkebe« Rt(d>. Allgemeine Bauhandwerker> Aussperrung in Kiel . In Kiel war im Jahre 1902 eine 17tägige Aussperrung der Bauhandwerker durch einen Lerttag beendigt worden, den die Bau-Jnnung ihrem Gesellen- auSschuß diktierte und der natürlich nm: daS Interesse der Unter- nehmer paragraphierte. Obwohl die Innung es schroff abgelehnt hatte, mit den Organisattonen der beteiligten Arbeiter zu unter- handeln, respektierten die Kieler Bauhandwerker bis vor kurzem jenen Vertrag, der bis zum 1. Juni 1907 dauern sollte. Dieiem friedlichen Zustande machte nunmehr die Innung selbst ein Ende. Aus einem Bau waren Differenzen zwischen organisierten Zimmerern und ftüheren Arbeitswilligen entstanden, und erstere nahmen, da der Unternehmer für die Arbeitswilligen Partei ergriff, ihre Entlassung. Daraufhin erließ die Innung hinter den ordnungs- mähig Ausgetretenen schwarze Listen. Da auch außerdem einige JmmngSmitglieder sich wenig an die Bestimmungen des Vertrages hielten und die Innung«S ablehnte. für die Auftechterhaltung des Vertrages zu sorgen, faßte» die organisierten Zimmerer den Beschluß, daß auch sie sich fürderhin nicht mehr an den Bertrag für gebunden erachteten und daß es den Kollegen freistünde, mit den Forderungen, die 1902 nicht durchgesetzt worden waren, anfs neue an die einzelnen Unter- nehmer heranzutreten. Das geschah an verschiedenen Stellen, und die Arbeit wurde, da die I Unlernehmer nicht bewilligien. eingesullt. Die Maurer schlössen sich den Zimmerern an und stellten gleich- falls auf einigen Bauten ihre alte Forderung der neuns.ündigen Arbeitszeit und der Erhöhung des Stundenlohnes von 60 auf 65 Pf. Die Innung hat infolgedessen am Dienstagabend sämtlichen Bau- Handwerkern den alten Vertrag nochmals zur Unterschrift vorgelegt und, als sich die Arbeiter zu unterschreiben weigerten, die allgemeine Aussperrung verhängt. So ist dem faulen Frieden, der 1902 einseittg von den Unternehmern diktiert wurde. wiederum der Kampf gefolgt, die Situation der Arbeiter aber ist bei der herrschenden Hochkonjunktur im Baugewerbe heute wesentlich günstiger als damals, wo die Unternehmer im Frühjahr, vor Beginn der Saison, über die Bauhandwerker hergefallen waren.— Be- troffen von der Aussperrung sind in Kiel und Gaarden 1500 Maurer und zirka 750 Zimmerer. 600 Maurer und 250 Zimmerer sind bereits abgereist. Die Scharfmacher im«estfälischen Baugewerbe beißen auf Granit und allmälig vürfte ihnen doch Angst um ihre Zähne werden. Bor einiger Zeit verbreiteten sie doch in der ihnen wohlgesinnten Presse die Lüge, der Finanzausschuß in Esten habe die vom Bürgermeister Z weigert vorgeschlagene Unterstützung der Ausgesperrten ab- gelehnt. Herr Z w e i g e r t hat jetzt diese Meldimg als blank er- logen bezeichnet und hinzugefügt, daß er, da ihm die Einigungs- Verbandlungen nicht ernstlich geführt zu werden schienen, durchaus gewillt sei. den von ihm beabsichtigten Antrag aus die Tagesordnung der nächsten Stadtverordnetensitzmig zu setzen.— Die Finanzkommisston soll den Oberbürgermeister nur gebeten haben, von dem Antrag im Hinblick auf die Vergleichsverhandlungen Abstand zu nehmen. Erst wollte der Oberbürgermeister dem nachgeben, er»st aber nun entschlossen, den Antrag doch auf die Tagesordnung der Stadtverordnetensitzung am Freitag zu setzen. Die Arbeiterschaft hat ihre Gegenmaßregeln in Essen schon er- griffen. In Essen fand eine Versammlung der Baustelldeputierten de« Zentralverbandes der Maurer statt. Es wurde beschlossen, den Kampf auszunehmen, den bestehenden Tarifvertrag aber unter allen Umständen einzuhalten. Der Schluß der Resolution lautet:„Mit dem Tage der Aussperrung, 17. Juli, wird der Vertrag als gelöst betrachtet. Es werden neue Forderungeu aufgestellt, welche lauten: 55 Pf. Stundenlohn, lOstündige Arbeitszeit für 1906, 60 Pf. Stundenlohn und O'/zstündige Arbeitszeit für 1006. Die Leitung des Maurerverbandes wird beauftragt, sofort mit dem christlichen Verband zwecks einer Einigung in der Lohnftage sich in Verbindung zu setzen." Der Gelsenkirchener Arbeitgeber-Berband für das Bau- gewerbe in Gelsenkirchen beschloß, in der nächsten Versammlung die Aussperrung sämtlicher Tischler gesellen im Bezirk Gelsenkirchen , Wattenscheid . Wanne zu empfehlen. Eine Meldung aus Essen hebt hervor, daß Essener Unternehmer Arbeiter truppweise kommen ließen, so 30 Mann mit 1100 Mark Unkosten, diese aber sämtlich nach Aufliärung seitens der Ausgesperrten wieder ab- sichren.. Versammlungen. Der Verband der an Holzbearbeitungsmaschineu beschäftigten Arbeiter hielt am Montag etnt Generalversammlung ab, die den BorstandS- und Kassenbericht entgegennahm. Der Vorsitzende Pankow berichtete, daß im letzten Halbjahr vier General-, zwei Mitglieder- und zwei Delegiertenversammlungen sowie 28 Vorstandssitzungen stattfanden. Der Obmann der Koittrollkommission teilte nnt, daß 106 Werkstattsitzungen abgehalten wurden und die Agitation in den Schneidemühlen nicht den gewünschten Erfolg gehabt habe. — Den Kassenbericht für das zweite Quartal erstattete I ä ck. Aus dem vorigen Quartal war ein Bestand von 11 321,02 M. vorhanden, eingenommen wurden 14 121,65 M., ausgegeben 14 367,30 M., so daß ein Bestand von 11076,38 M. verbleibt. Unter den Ausgaben sind folgend« Posten: Streikunterstützung 4473 M., ArbeitSlosenuitterstützung 2911,80 M.. Krankenuntersuiyung 2700 M., Sterbegeld 80 M. usw.— Die Zahl der Mitglieder betrug am Schluß des 1. Quartals 1602, am Schluß des 2. Quartals 1640.— Angenommen wurde ein Antrag, wonach die Vertretung in der Gewerkschaftskommission den beiden Berbandsbeamteit und einem dritten VorstandSinitaliede übertragen wird.— Hierauf wurden folgende Wahlen vollzogen: 1. Borsitzender Pankow, 2. Vor- sitzender Steinborn, 1. Schriftführer Geber. Revisoren g i m p e l und P i e h l, Obmann dvr Kontrollkommission W e st. Ein Antrag: Mitgliedern, die aus anderen Organisationen mit gleichen Einrichtungen übertreten, die Hälfte der dort gezahlten Beiträge bis zu 50 Wochen anzurechnen, wurde angenommen. Die Reichstags-Ersatzwahl in Oberbarnim hat gestern stattgefunden. Bekanntlich fft die Wahl des frei. konservativen Professors Pauli für ungültig erklärt worden, weil sie auf amtlicher Wahlbeeinflusiung beruhte. Eine Reihe Bürgermeister, Amtsvorsteher und ähnliche Beamte hatten unter Beifügung ihres Amtscharakters auf Wahlaufrufen, die von Unwahrheiten strotzten, für Sen freikonservativen Kandidaten agitiert. Die jetzige Wahl stand nicht minder unter dem Zeichen der Wahlbeeinflussung. Diesmal hatten die Konservativen die Krieg�vereine mobil gemacht. Obwohl diese Vereine angeblich keine Politik treiben, hat noch am Dienstag in Freienwalde eine Versammlung eines solchen Vereins statt- gefunden, in der ein Redakteur Laufen'aus Berlin einen Vorttag hielt, zu dem alle„patriotisch gesinnten" Männer, inS- besondere die Mitglieder der beiden Freienwalder Krieger« vereine, des Kampfgenossen- und deS BeteranenvereinS. dringend eingeladen waren. DaS Arrangement zu dieser Versammlung lag in den Händen des Patriotischen Vereins, der die Agitation für die Wiederwahl Paulis führt. Mtt ganz be- sonders schäbigen Mitteln hat der Reichsverband zur Bekämpfung der Sozialdemokratie den Wahlkampf geführt. Lügen und Ber- leumdungen der dümmsten Art waren sein Waffenarsenal. Durch die Abtreibung von Versammlungslokalen war uns die mündliche Agitation sehr erschwert, wir mutzten unS deshalb im wesentlichen darauf beschränken, in Flugblättern die Grundsätze der Sozialdemokratie darzulegen. Auch der wirtschaftliche Druck, den die Großgrundbesitzer ausübten, war ein außerordentlich starker. Drei Viertel der Be- völkerung zählt zu der rein ländlichen und drei Dutzend Gcoßgrund- besitzern gehört mehr als die Hälfte des Kreises. Die gestrige Wahl stand unter dem Zeichen einer schwachen Wahl- beteiligung. Nach den vorliegenden Nachrichten hat S t i ch w a h l statt- zufinden zwischen dem Freikonservativen und dem Sozialdemokraten. Beide PaMeien haben einen Stimmen- rückgang aufzuweisen, während die Freifinnigen eine Zunahme zu verzeichnen haben. lieber das Wahlergebnis liegen uns folgende Depeschen vor:• Freienwalde, 13. Juli. (W. T. B.) Bei der heutigen Reichs- tags-Ersatzwahl im Wahlkreise 5 Potsdam, Ober-Barnim, erhielten Pauli(fk.) 6067, Bruns(Soz.) 6214, Kollmann(frs. Vp.) 3511 Stimmen. DaS Ergebnis von fünf Ortschaften steht noch aus. In der Hauptwahl 1908 erhielten Sttmmen: Pauli fft.) 6329, Bruns(Soz.) 7202 und die Freifinnige BolkSpartei 2904. In der Stichwahl siegte der Freikonservative mit 9450 Sttmmen gegen den Sozialdemokraten Bruns, auf den 8357 Sttmmen entfielen. Eingegangene Dniekfebriften. <S. Günther. Die Zurechnung im Strasrecht. SS Seiten. PreiS 2 M. Seilag G. Wattendach, Berlin W. 30. Rau. Beiträge zu einer Geschichte der menschlichen Verirrunoen. Band I. Die Verirrungen in der Religion. Preis 16 M. Leipziger Verlag. G. m. b. H., Leipzig — Probstheida. E. Wirz. Der Uranier vor Kirche und Schrift. 112 Seiten. Preis 1 M. Verlag Max Spohr , Leipzig . I. Pilatus. Was verlangen wir vom Richterstande? vi Seiten. Preis 1 M. Piersons Verlag, Dresden . Dr. St. Dohrn. lieber dle geschlechtliche Aufklärung der Jugend. 7 Seiten. Pädagogischer Verlag H. Schrödel, Halle a./S. lUt�re JVacbncbten und Depefcben. Zum Grubenunglück auf der Zeche„Borussia". Bochum , 13. Juli. (Privatdepesche deS.Vorwärts".) Der Unglücköschacht„Borussia" ist fortwährend von einer großen Menschenmasse belagert. Heute wurden sechs Leichen zutage ge- fördert. Die Beerdigung findet am Samstag statt. Alle weiteren Rettungsarbeiten wurden eingestellt, weil sie sich als- nutzlos er- weisen. Tie Meldung der Kapitalistenpresse, die Belegschaft würde nicht entlassen, ist unwahr. Heute ist bekannt gegeben, von den etwa 800 Arbeitern könnten nur etwa 160 bleiben. Die Leute stehen auf dem Zcchenplatz und e r- halten ihre Abkehr. Ein starkes Polizei- und Gendarmerie- aufgebot hält die«O r d u u u g" aufrecht., ,. London , 13. Juli. (W. T. B.) Oberhaus. In Erwiderung auf eine Bemerkung des Lord Ellenborough, der darauf hin» wieS, daß mit Rücksicht auf die Lehren des russisch -japanischen Krieges die Regierung ihr Augenmerk auf die Frage der Zensur in Zeiten eines Krieges oder nationaler Not richten solle, erklärte Marquis of Linlithgow , die Frage der Kontrolle über die Veröffentlichung von Nachrichten im Falle eines Krieges beschäftige die Aufmerksamkeit der Regierung. Auf eine Anfrage des Baron of Muskerry über die Feststellung der Entschädigungsansprüche für die Beschlagnahme und Zerstörung englischer Fahrzeuge durch russische Kriegsschiffe erwiderte der Minister des Aeuheren Marquis o f LanSdowne, daß die Iesfftellung derartiger Ansprüche not- wendigerweise Zeit erfordere. Der Minister zählte dann Fälle auf, in denen von der russischen Negierung Entschädigungen gezahlt worden sind. Earl of Jersey erbat Auskunft über die Berhand- lungen mit Deutschland wegen der Marschall - und Karolinen -Jnseln. MarquiS of LanSdowne antwortete darauf: Wir stehen mit der deutschen Regierung in Unterhandlungen wegen einiger Punkte. welche über den Rahmen des Monopols der Jalutt-Gesellschaft ausi den Marschall - und Karolinen-Jnseln hinausgehen. Wir haben den Botschafter in Berlin , Sir Francis Lascelles, angewiesen. Er- kundigungen einzuziehen, unter welchen Bedingungen Land erworben werden könnte, um unS eine Ansiedelung für Handelszwecke zu sichGrn. Die Frage macht sich geltend, ob die bestehenden Be- stimmungen tatsächlich die Fremden verhindern, Ansiedelungen zu erwerben. Außerdem haben wir Sir Lascelleö ersucht, festzustellen, ob die englischen Firmen, welche vom Handel auf den Marschall- Inseln ausgeschlossen worden sind, nach dem 1. Oktober ihre Be- mühungen ohne irgend welche unvernünftigen Beschränkungen wieder aufnehmen dürfen. Wir haben ferner die deutsche Regierung auf das augebliche auf den Karolinen -Jnseln bestehende deutsche Monopol aufmerksam gemacht. Wir stehen unter dem Eindruck, daß das Handelsverbot auf diesen Inseln kein absolutes fei, sondern daß eS wahrscheinlich das Resultat unberechtigter Bedingungen fei, von welchen die höheren Behörden keine Kenntnis haben. Wir haben der deutschen Regierung nahegelegt, daß die EntschädigungS - frage erhoben worden sei, und daß wir wünschen, daß sie berück- sichtigt werde. E Sist kaum Zeit gewesen, daß wir eine Antwort auf diese Fragen erhalten konnten. Wir wissen recht gut, daß in den australischen Kolonien ein starke» Interesse für diesen Gegen- stand besteht, und wir werden nicht verfehlen, diese Tatsache der deutschen Regierung zur Kenntnis zu bringen. Kmistanttnopel, 13. Juli. (W. T. V.) Die Pforte hat die Forde- rung der sechs Großmächte betreffend die Finanzkontrolle in Maze- dornen, als über daS Mürzsteger Programm hinausgehend und die Recht« und die Unabhängigkeit der Türkei verletzend abgelehnt, außerdem sei die Maßregel bei erfolgreichem Verlauf der von der Pforte getroffenen Resormmaßregeln unnötig. 'Serantw.Red.: Franz Reh b ein, Bertin. Inserate verantw.(mit Ausnahme der.NeueDelt'-Betlage)- Xh T'.ock«, Berlin . Druck».Verlag! Vorwärts Buchdr.u.VerlagSanst.PaulSingerSEo-.verlmSV.Hietzn» veilage«».«»terhaltungSb
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