Nr. 166. 22. Jahrgang. 2. Mge i>cs.Amilrls" Knlim WMM Mittwoch, 19. Inli 1963. partei-)Zngelegenkeiten. Die Stichwahl im Kreise Oberbarnim findet am Freitag, den 21. Juli statt. Erst am 18. erfolgte die Bekanntmachung des Wahltermins. Es bleiben also nur wenige Tage für die Agitation. Mit desto größerem Eifer werden die Parteigenossen an die Arbeit gehen. Der Kreis ist aber auf die tatkräftige Hülfe der Berliner Genossen angewiesen, namentlich für den Wahltag. Wir bitten deshalb die Berliner Genossen auch am Stichwahltage den Kreis durch rege Mitarbeit zu unterstützen. Heut abend findet im G e w e r ks ch a ft s h a u s e, Enjjel'Ufer 15, eine Zusammenkunst aller Genossen statt, die am Freitag bei der Wahlarbeit helfen wollen. Diejenigen Arbeiter, die in Berlin und den Bororten arbeiten, aber in Ober«Barnim wohnen, bitten wir dringend, ihr Sttmmrecht am Wahltage auszuüben. Trotz unserer vielfachen Auf- forderung haben bei der Hauptwahl viele dieser Arbeiter nicht gewählt. Sie dürfen wenigstens bei der Stichwahl nicht fehlen. Das Wahlkomitee. Gustav Nowag-Strausberg. berliner j�admekten. Seht die Wählerlisten nach! Das erste Flugblatt zur Stadtverordneten - Wahl von 1905, das am Sonntag durch viele Tausende unserer Parteigenossen den Wählern überbracht worden ist, beschäftigt sich zunächst mit der Pflicht jedes Wählers, die Wählerlisten nachzusehen. Alle Jahre in der zweiten Hälfte des Juli werden diese Listen zur Prüfung und eventuellen Berichttgung öffentlich ausgelegt. Und alle Jahre ergeht an die Wähler die Mahnung, daß möglichst jeder die Listen nachsehe und sich überzeuge, ob er darin verzeichnet ist. Denn wer nicht in der Liste steht, darf nicht mit- wählen. In Jahren, in denen keine Stadtverordneten-Wahl in Aussicht steht, mag mancher diese Mahnung für überflüssig halten, obwohl auch das durchaus irrig ist, da schon mancher Wahlbezirk durch Mandatsniederlegung oder Tod seines bis-. herigen Vertreters sich plötzlich vor eine unerwartete Stadt- verordneten-Wahl gestellt gesehen hat. In Jahren aber, die uns, wie das Jahr 1905, die regelmäßigen Ergänzungswahlen zur Stadtverordneten- Versammlung bringen, sollten die Wähler ihre Pflicht zur Prüfung der Wählerlisten doppelt gewissenhaft nehmen. Das Opfer, das ihnen zugemutet wird, ist nicht groß. Unsere Parteigenossen, die ihnen die Mahnung in das Haus getragen haben, hatten ein sehr viel mühevolleres Stück Arbeit zu leisten, und haben es dennoch freudig auf sich genonimen. Die Listen liegen, wie schon in dem Flugblatt mitgeteilt ist, vom 15. Juli bis einschließlich 30. Juli wochentags von 9—8 und Sonntags von 9—1 im Wahlbureau, Poststr. 16. aus. Wer nicht selber hingehen kann, dem wollen die im Flugblatt mit Namen und Wohnung aufgeführten Genossen die Mühe abnehmen. Jeder Wähler wird in die Liste mit derjenigen Wohnung aufgenommen, die er zur Zeit der Auf- stellung der Liste hat, und dort übt er auch im November sein Wahlrecht aus. Wer heute in einem Wahlbezirk wohnt, in dem im November eine Ergänzungswahl vorzunehmen ist, aber zum Oktober nach einem Wahlbezirk umzieht, in dem diesmal nicht gewählt wird, der wählt mit und zwar natür- lich in seinem alten Bezirk. Solche zum Oktober um- ziehenden Wähler sollen nicht glauben, daß sie„nicht nötig haben", sich zu vergewissern, ob sie in der Liste stehen. Die Wählerlisten zu prüfen, das sollte überhaupt— wie schon gesagt— jeder Wähler als seine Pflicht ansehen. Fehler sind in den Listen durchaus nicht so selten, wie viel- leicht mancher meint. Neben vollständiger Auslassung von Wählern finden sich mitunter Irrtümer im Vornamen oder in der Berufsangabe, aber auch in diesen Füllen kommt der Wähler in Gefahr, seines Wahlrechts verlustig zu gehen. Ani Wahltage erkennt er dann, wie töricht er ge- handelt hat, sich um die Wählerlisten nicht zu kümmern. Ein Wähler, der an den Wahltisch tritt und sich sagen lassen muß, daß er gar nicht in der Liste verzeichnet ist, pflegt ein höchst klägliches Bild zu bieten. Er„steht als der Dumme da". Dir Landpartir. Hinaus ins Freie, ins Grüne, um den Sonntag zu feiern I Manchmal ein eigenes Vergnügen, so eine Landpartte de? Berliners, im Schweiße seines AngesichlS mühsam erworben und grimmig erkämpft. Mit der Elektrischen nutzukommen, dauert ge- wohnlich am längsten. Mit Seufzern der Geduld muß da die Gelegenheit abgepaßt werden, also lieber hinein ins Bahnhofsgewühl mit Weib und Kindern. Im dichtesten Ge- dränge kämpft er wie ein Held, die treue Gattin an seiner Seite, die heulende Kinderschar nach sich zerrend. Pustend und schnaufend, der neue Hut eingeknickt, die Krawatte herausgerissen, aber mit dem zustiedenen Blick des Siegers steht er im Wagenabteil und nickt der Gattin zu:„So, mitjekomm' wärst wir ja, nu man weiter mit's Bergnüjeu!"— Endlich irgendwo angelangt. Die guten Vorsätze von Spaziergängen im kühlen Walde werden im nächsten Garten- lokal begraben.".Bei die Hitze und mit die Kinder kann man doch weit loosen," erklärt Mutter lind Vater ist gleich einverstanden. .Jetzt erst mal Kaffee trinken!" rufen die Kinder. .Na Mutter, sieh mal zu, ob Du rankomnfft in de Kaffeeküche, sagt Bater mit einem verkniffenen Lächeln. Jetzt ist die Frau au der Reihe, sich in'S Gewühl zu stürze«, allein, ohne Mann den wilden Kampf in der Kaffeeküche aufzunehmen, aber sie kennt ihre Pflicht als Familienmutter und läßt nicht locker, bis sie alles herangeschleppt hat, Kaffee und Milch und Tassen. Dann sinkt sie erschöpft auf den Stuhl:.Ach Jotte doch, laßt mir bloßst bisken verpusten I"— Es wird alles mit einer Art von Galgenhumor ertragen, der Staub, die Hitze, die Mücken, die kleinen Biergläser, oie ein- gettockneten Stullen und was sonst noch zu einer Berliner Land- partie gehört, allerlei Angst und Not mit den„Jvhren" und ein Ge- Ivitter oder Platzregen nicht zu vergessen. Man ärgert sich ganz schön durch bis zum Schluß, nämlich bei der Rückfahrt. Da hört alle Gemütlichkeit auf, und wenn diese Prüfung überwunden ist, dann steht der Entschluß felsenfest:.So'ne Landpartie nie wieder, in mein' janzen Leben nich I"— Na, und nächsten Sonntag probiert man es doch wieder. Gern erzählen die alten Berliner von den Landpartien, wie sie „früher" gemacht wurden. Ja, das war doch etwas anderes I Mit dem Kremser nach Tegel und Schulzendorf , nach Treptow oder nach dem Grunewald ! Das Achtel Bier wurde gleich mitgenommen, ein Fläschchen Gilka dazu; die Harmonika durfte nicht fehlen, denn ohne „Musite" ging es nicht, und für schwere Pakete mit Stullen und Kuchen war gesorgt. In einer festlich gehobenen Stimmung ging es loS, in eine fast unbekannte Gegend hinein, weit weg von Berlin (waS beut« freilich so nah geworden ist). Lustig und fidel wurde es, das war selbstverständlich. Männlein und Weiblein freuten sich ihres Lebens im Grünen, und das Drängeln und das Drücken im Kremser machte„riesigen Spaß", ganz anders wie heute auf der Bahn, wo aller Spaß auf- hört, Ivenn das Drängeln anfängt. Etwas schief geladen, fuhr man kreuzfidel wieder nach Hause.— In der Erinnerung macht sich das alles noch viel hübscher. Trotz alledem, eine Kremserfahrt nach den früheren Ausflugsorten, die lange zu Mietskasernenstätten geworden sind, brachte ihren Teil- nehmern wohl häufig mehr Erholung, als fie die Ausflügler Berlins unter den„modernen Verkehrsverhältnissen," die weitere Ausflüge von Arbeiterfamilien auch pekuniär noch vielfach illusorisch machen, auf ihren Sonntagsfahrten meistens erlangen können. Der Streit um die Abdeckerei in Blankenfelde . Dem Berliner Magistrat ist jetzt vom Niederbarnimer Kreisausschuß die B e- gründun g des abweisenden Urteils mit dem Bemerken zugegangen, daß der Rekurs gegen das Urteil beim Minister für Handel und Gewerbe ihm nun innerhalb vierzehn Tagen zusteht. Die Urteilsbegründung ist von großer Bedeutung. Es heißt darin, daß es nicht möglich erscheine, die Errichtung einer Abdeckerei im Gebiete der näheren Vororte Berlins zu genehmigen. Die Stelle, auf welcher der Magistrat die Anlegung der Anstalt plant, könne auch nicht als abgelegen im Sinne des Gesetzes gelten. Dabei sei zu berücksichtigen, daß das Unternehmen nicht für die nächsten 5 oder 10 Jahre an die Stelle gesetzt wird, sondern voraussichtlich mindestens für einen Zeitraum von 50 bis 60 Jahren. Bei der alle Erwartungen übersteigenden raschen Entwickelung Berlins und seiner Vororte und unter Berücksichtigung einer>v eiteren Verbesserung der Verkehrsmittel dürfe man daher für die Frage nach der Einwirkung des Unter- nehmcns auf die Nachbarschaft auch nicht nur die zurzeit in der Um- gebung des Projekts vorhandenen menschlichen Ansiedelungen in Be- tracht ziehen, sondern müsse bei der Prüfung die erwähnte Aus- breituug der Gemeinde berücksichtigen, umsomehr als für die Umgebung bereits Bebauungspläne bestehen und feit dem 21. April 1903 die Villen bauordnnng eingeführt ist.— Dem Magistrat sind in« zwischen verschiedene, von menschlichen Wohnungen entfernt belegene Gelände angeboten worden.— Die Nachricht aber, daß der Berliner Magistrat mit dem Baron v. Veltheim wegen eines Geländes bei Tegel in Unterhandlung stehe, ist unrichtig. Tie Ehrenwäsche im Klub 1900 wird vielleicht doch noch eine Nachprüfung durch die Staatsanwaltschaft erfahren. Das Ministerium des Innern hat von der zuständigen Behörde Bericht über die Spielklubs im allgemeinen und insbesondere über die Vorgänge im Klub 1900 eingefordert. Das nach zwei Richtungen hin eingeleitete Ermittelungsverfahren bezieht sich, laut„Kons.", auf folgende Fest- stellungen: Haben Klubmitglieder durch das Spiel ihr Vermögen verloren? Liegt bei Klubmitgliedern der Verdacht gewerbsmäßigen Spielens vor? Ist anzunehmen, daß Klubmitglieder vom Spiel ihr Leben fristen? Haben durch Klubiuitglieder eingeführte Gäste sich am Spiel einmal oder öfters beteiligt? Es würde sich vielleicht empfehlen, bei dieser Untersuchung das Tempo einzuschlagen, das man etiva bei Recherchen über vermeintlich stattgefundene und nicht angemeldete sozialdemokratische Versamm- lungen anzuwenden beliebt. DaS Abenteuer zweier Frauen im Wartezimmer eines Zahn- arztcS, über das wir vor einigen Tagen berichteten, hat eine Harm- lose Aufklärung gefunden. Der Zahnarzt war als die Patienten gegen 8 Uhr abends zu ihm kamen, im Begriff, fortzugehen. Um die von Zahnschmerzen Gepeinigten noch abzufertigen, begab er sich nach dem Operationszimmer, um dort die nötigen Vorbereitungen zu treffen, während die beiden Frauen im Wartezimmer blieben. In diesem Augenblick wurde der Zahnarzt an das Telephon gerufen, und im Verlaufe des Gespräches vergaß er die Anwesenheit der Patientinnen. Daß keine böse Absicht vorlag, geht schon daraus her- vor, daß der Zahnarzt nicht nur das Operationszimmer, sondern auch die Türen der sich daran anschließenden Wohnung offen ließ. Erst kurz nach 10 Uhr entsann er sich wieder der beiden Frauen und eilte sofort nach Hause, um die Gefangenen herauszulassen. Diese waren aber inzwischen schon mit Hülfe eines Schlossers befreit worden. Der Aufruf einer Mutter. Seit drei Wochen wird die fünfzehn- jährige Tochter L u c i e des Kaufmanns Tißmer vermißt. Es liegt die Vermutung nahe, daß das Mädchen von einem jungen Manne beeinflußt und versteckt gehalten wird. In diesem Vorgehen ist ein Racheakt seitens des jungen Mannes zu suchen, der sich gegen Frau T. richten soll. Inzwischen ist nun der Vater der Vermißten, der sich zurzeit in einer Heilanstalt befindet, derartig schwer erkrankt, daß der Tod bei ihm stündlich eintreten kann. Die bekümmerte Mutter bittet daher auf diesem Wege ihr Kind, falls es den Vater noch lebend antreffen will, sich so bald als möglich nach der Heil- anstalt in Lichtenrade zu begeben. Sie kann zu jeder Stunde dort- hin gehen. Die Beerdigung des auf so tragische Weise verstorbenen Dr. Curt Grottewitz , unseres langjährigen Mitarbeiters, findet am Mittwoch, den 19. Juli, um 6 Uhr nachmittags in Müggelheim statt. Teilnehmer der Beerdigung werden darauf hingewiesen, daß um 2 Uhr nachmittags ein Dampfer von der Jannowitzbrücke nach dem genannten Orte abgeht. Der Präsident des Deutschen HandelStages, Geheimer Kommerzien- rat Adolf Frenze!, ist nach einem langwierigen Leiden am Montag gestorben. Frenze! betrieb bis in die siebziger Jahre ein großes Getreide- und Oelgeschäft, daS später in eine Aktiengesellschaft um« gewandelt wurde. Frenze! war auch Mitglied des Herrenhauses. Unter seinem Präsidium ist der Deutsche HandelStag, sicher ohne seine persönliche Schuld, zur politischen Bedeutungslosigkeit herab- gesunken. Anscheinend an Genickstarre erkrankt ist das achtjährige Söhnchen Alfred des SchuhmachermcisterS Johann Wiese, Steglitzerstr. 65. Die Mutter wurde veranlaßt, sich mit dem erkrankten Kinde von der übrigen Familie abgesondert aufzuhalten. Christlich -soziale Brüder. Eine am Montag in der Tonhalle stattgehabte Pückler-Versammlung nahm ein vorzeitiges und stürmisches Ende. Nachdem Graf Pückler sein Ausbleiben bei der Verhandlung in Moabit am Sonnabend damit begründet hatte, daß er die Vorladung verloren habe und nachdem er gegen die Groß- bazare zu Feld« gezogen war, erklärte in der Diskussion ein Christlich -sozialer namens Kluge, Graf Pückler hätte besser getan, in Klein-Tschirne zu bleiben. Bei dieser Aeußerung entzog der Versammlungsleiter dem Redner das Wort, was das Signal zu einem mächtigen Tumult war. Die Anhänger des Grafen Pückler riefen:„Herunter von der Bühne!" die Christlich -sozialen wieder „Weiter reden lassen!" Es entstand ein Gedränge um den Mann, der seine Zuflucht auf die Bühne nahm, aber wieder heruntergezogen und gestoßen wurde. Bei dem zunehmenden Skandal wurde die' Versammlung geschlossen. Die Polizei räumte den Saal. Zum Milchkriegc. Der Vorstand des Vereins Berliner Milch- Pächter hat beschlossen, angesichts der Massenzufuhr von dänischer und sonstiger ringfreier Mich den Mitgliedern folgenden Antrag zu unterbreiten:„Vom 1. Oktober 1905 ist jedes Vereinsmitglied ver- pflichtet, nur ringfreic Milch zu pachten und zu führen." Eine Versammlung der Milchhändler wird zu diesem Antrage Stellung nehmen, der eigentlich nur eine Erneuerung eines bereits zu Anfang des Mtlchkrieges gefaßten Beschlusses darstellt, der später w den Zeiten der WlchknapMit in. Vergessenheit geriet. Mit dem Geriist zusammengebrochen ist gestern bormittag der 21 Jahre alte Anstreicher Franz Swinarski. S. hatte am Eckhause der Kopps i- und Langestraße Reparatur- und Abputzarbeiten vorzunehmen. Während er sich an einem Seile nach oben ziehen wollte, brach der obere Teil des Gerüstes zusammen und S. stürzte zwei Stockwerk auf daS Schutzdach nieder. Besinnungslos wurde der Verunglückte von seinen Arbeitskollegen aufgefunden und zur Unfall- station am Grünen Weg gebracht. Er hatte einen kompliziertest Armbruch, eine Gehirnerschütterung und schwere innere Verletzungen davongetragen und fand im Krankenhause am Friedrichshain Auf- nähme. Neierfall im Tiergarten. Zwei junge Mädchen wurden am Montagabend gegen 9V2 Uhr auf der Charlottenburger Chaussee, nur etwa 3 Minuten vom Großen Stern entfernt, von einem angeblich gut gekleideten Manne überfallen. Bevor sie recht zur Besinnung kamen, hatte der Mann der einen Dame gewaltsam das Hand- täschchen entrissen, welches einen kleineren Geldbetrag und verschiedene Schlüssel enthielt, und war mit dem Raub seitwärts in den Büschen verschwunden. Auf das Hülfcgeschrei hatten sich im Augenblick eine große Anzahl Passanten angesammelt, jedoch war eine Verfolgung des Verbrechers mit Rücksicht auf die Dunkelheit von vornherein aussichtslos. Der nächste Schutzmannsposten wurde von den verängsteten und eingeschüchterten Damen in der— Siegesallee angetroffen. Die Marmorgruppen befinden sich in Sicherheit. Bon einem Fledderer während der Eisenbahnfahrt empfindlich bestohlen wurde der Maurer Gustav Hübscher aus der Sparrstr. 2. H. wollte nach dem Wcdding fahren und schlief während der Fahrt ein. Erst nachdem der Zug in Charlottenburg gehalten hatte, er- wachte der Maurer und stieg dort aus. Es fiel ihm hier auf, daß der ihn begleitende Arbeiter Franz Gryga aus Spandau schleunigst im Gedränge verschwand. Auf seiner Weiterfahrt bemerkte dann H. zu seinem Schrecken, daß ihm das Portemonnaie mit 100 M. ge- stöhlen war. Er erstattete bei der Kriminalpolizei Anzeige, und diese ermittelte, daß der verdächtige G. schon seit mehreren Wochen aus Spandau verschwunden ist und von der dortigen Militärbehörde gesucht wird. Gestern ist nun G. ermittelt und festgenommen worden. Durch Sturz aus dem Fenster tötete sich gestern morgen die 59 Jahre alte Amtmannswitwe Olga P e i l e r, die schon seit etwa 15 Jahren im Witwenstande lebte und mit zwei Töchtern im vierten Stock des Hauses Lützowstr. III wohnte. Die alte Dame schlief allein in einem hofwärts belegenen Zimmer. Sie litt an Ueberreizung der Nerven und wurde früher destvegen ärztlich behandelt. Sie soll sich eingebildet haben, daß ihr Zustand zu einer Unterbringung in eine Anstalt sichren könne und dagegen eine gewisse Furcht empfunden haben. In der Nacht sprang sie auf den Hof hinab, ohne daß jemand die Tat merkte. Als morgens um 5� Uhr ein Bäckerjunge das Grundstück betrat, fand er die Frau auf, die mit zerschmetterten Gliedern tot auf dem Hofe lag. Mit Lysol vergiftet hat sich der 26 Jahre alte Bäckergeselle Moritz Burkhardt. Er wohnte Lottunrstraße 18 a in Schlafstelle, seine Eltern leben im Königreich Sachsen ans einem Bauerngut. Burkhardt hatte seit drei Monaten keine Beschäftigung und wurde von den Eltern erhalten, die verlangten, daß der Sohn nach Hause komme. Diese Zumutung wies er zurück, indem er äußerte:„Ehe ich Landarbeit mache, nehme ich mir daS Leben." Eine 13 Jahre alte Tochter seiner Wirtsleute fand ihn nachmittags um 4 Uhr tot auf einem Stuhl sitzend in seiner Schlafstelle auf. Er besah keinen Pfennig mehr. Verschwunden ist die noch nicht 16 Jahre alte Weißnäherin Marie Hentschel aus der Maricnburgerstr. 18. Sie nahm in einem Geschäft 61 M. für die Inhaberin einer Nähstube, bei der sie beschäftigt ist, in Empfang und ist weder in das Geschäft, noch zu den Eltern zurückgekehrt. Nach einer den Angehörigen gewordenen Mit. teilung soll das junge Mädchen in feiner Kleidung auf der Straße bemerkt worden sein. Sonach scheint es das Geld für sich verbraucht, aus Furcht vor Strafe sich einen Unterschlupf gesucht zu haben und in schlechte Gesellschaft geraten zu sein. Die Verschwundene ist groß und kräftig gebaut und hat dunkelblondes, in das Schwarze spielen- des Haar. Beim Sommcrfest des 6. Kreises ist ein Regenschirm gefunden. derselbe ist abzuholen bei Fahrow, Ravenestr. 6. Verloren ging eine kleine Damentasche. Der Finder wird gebeten, dieselbe an obige Adresse abzuliefern. Fahrplanänderung beim Teltowkanal. Die Personenschiffahrt des Kreises Teltow auf seinem Kanal hat soeben einen neuen Fahr- plan erhalten. Er ist durch Acnderungen im Fahrplan der Eisenbahn bedingt. Die Fahrt ab Glienicker Brücke 6 Uhr 50 Min. nach Neu- Babelsberg , an 7 Uhr 14 Mn., ist 5 Minuten früher gelegt worden, damit der Anschluß an den durchgehenden Zug nach Berlin ab 7 Uhr 16 Min. in Neu-Babelsberg erreicht wird. Bei der Fahrt von Potsdam nach Neu-Babelsberg sind von 4 Uhr 23 Min. bis 5 Uhr 10 Min. sämtliche Abfahrtszeiten 2 Minuten früher gelegt worden. Die Schiffahrt des Kreises findet immer mehr Zuspruch. Auch ganze Dampfer werden mehr und mehr gemietet, da der Kreis eine Agentur in Berlin errichtet hat. „Sterilisol". Das Polizeipräsidium erläßt folgende Warnung: Unter dem Namen„Sterilisol" wird ein Konservierungsmittel mit dem ausdrücklichen Hinweis in den Handel gebracht, daß es un- veanstandet Verwendung finden könne und in gesundheitlicher Be- zichuna völlig einwandsfrei sei. Demgegenüber ist durch die im chemischen Laboratorium des kaiserlichen Gesundheitsamtes ausgeführten Untersuchungen festgestellt worden, daß Proben dcS Präparats etwa 2% Proz. Formaldehyd enthalten haben. Nach einem Gutachten der königlichen wissenschaftlichen Deputation für das Medizinalwesen sind aber sowohl das Formalin als auch alle Zu» bereitimgen, welche diesen Stoff enthalten, als gesundheitlich bedenk- liche Konservierungsmittel für Nahrungs- und Genußmittel anzu- sehen. Bei der gewerbsmäßigen Zubereitung von Fleisch ist ferner die Verwendung von Formaldehyd nach den gesetzlichen Bestimmungen ausdrücklich verboten. Ein neuer Sportplatz soll in B i e S d o r f an der Ostbahn er- richtet werden. Ein Berliner Konsortium hat daselbst ein 45 Morgen umfassendes Gelände erworben und beabsichtigt es in einen mit den modernsten Einrichtungen versehenen Sport- und Rennplatz um- zuwandeln. Bei einer Wettfahrt zweier Automobilwagen kamen vorgestern abend auf der Köpenicker Chaussee zwei Personen erheblich zu Schaden. Die beiden Automobile fuhren, von Ober-Schöneweide kommend, mit rasender Geschwindigkeit durch Köpenick in der Rich- tung nach Berlin . Als sie in die Bahnhofstraße einbogen, stieß der eine Kraftwagen gegen die Bordschwelle des BürgersteigcS, und zwar mit solcher Gewalt, daß sich das Gefährt buchstäblich über- schlug. Die beiden Insassen, zwei Herren, sowie der Chauffeur wurden auf den Bürgersteig geschleudert, doch blieb der Fahrer un- verletzt. Die beiden anderen Herren erlitten Kontusionen an Kopf und Armen, setzten jedoch, nachdem das Automobil mit Hülfe von Passanten wieder hochgerichtet war, die Fahrt fort, ohne daß ihre Personalien festgestellt waren. t Fcuervericht. In der letzten Nacht wurde die Feuerwehr siebenmal alarmiert. Gegen 11 Uhr brannte in der Havelbergcr- straße 13 ein Bretterzaun und nach 11 Uhr in der Bülowstr. 53 ein Hängeboden. Um Mitternacht wurde der 7. Zug nach dem Küstriner Platz 2 gerufen, wo ein Backofen brannte. Eine Stunde später mußte am Weinbergsweg 2 ein Prcßkohlenbrand gelöscht werden.
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