Sr. 199. 22. W.Mg.% Keilllge des„Mmjlllg" Kttlinn WIKödlM. s-«"b-'d. Ai imt 1905.partei-Hngelcgenbeiteti.Der Sozialdemokratische Zentralwahlverein für Teltow-Beeskow-Storkow-Charlottenburg hält am Sonntag, 27. August,nnttags 12 Uhr, seine Generalversammlung inTeltow, Restaurant Pieckenhagen, Berlinerstraße 16 ab.Tagesordnung: 1. Der Parteitag in Jena. Referent: Reichs-tagsabgeordneter Fritz Z u b e i l. 2. Diskussion über die zumParteitage gestellten Anträge: a) Anträge zum Organisations-statut; b) Sonstige Anträge zum Parteitage. 3. Wahl vonDelegierten zum Parteitage. 4. Wahl von Delegierten zurBrandenburger Provinzialkonferenz. 5. Resolution betr. den„Vorwärts". 6. Verschiedenes.— Laut Statut ist jederWahlverein berechtigt, drei Delegierte zu entsenden. DieDelegierten müssen mit Mandat versehen sein. Parteigenossenhaben als Gäste Zutritt.Der Vorstand. I. A.: W. Eberhardt.Lerlmer �ackricdten.Ucber die Heilsarmeeschreibt man uns: Wenn sich die Oeffentlichkeit etwas mehr mitdem Wirken der Heilsarmee beschäftigen möchte, dann würde sehrbald der Nimbus fallen, der diese Organisation umgibt. Von einemIdealismus und einem.segensreichen Wirken" konnte man vorvielen Jahren einmal reden; heute ist die Wohltätigkeit und diechristliche Liebe der Heilsarmee nichts weiter als ein wohlberechneterTeil eines großen Geschäftsunternehmens, welches ungeheuere Summeneinbringt. Das lernt man am besten kennen, wenn man das Wirkender Heilsarmee in Amerika beobachtet. Dort fühlt sich diese Ge-sellschaft so recht zu Hause, noch mehr als in ihrer Heimat England.Bei den Amerikanern hat sie die größten Erfolge flies Einnähmen)zu verzeichnen. Von New Dork bis San Francisco findet man siein jedem Neste wie die Bettelmönche, immer beim Einsammeln IJedes Wohltätigkeitsessen wird unter lautem Tamtam und mitPauken und Trompeten angekündigt. Jede kleine, bescheidene Ein-richtung zum Nutzen von armen Leuten wird weit und breit bekanntgemacht, um daraufhin wieder fleißig einsammeln zu können. DieKolonien der Heilsarmee sind sehr verrufen bei Arbeitern, die wegenArbeitslosigkeit einmal davon Gebrauch machten. Wie die Mitgliederdieser Armee, entgegen dem Bibelwort, stets darüber wachen, daßihre linke Hand wohl weiß, was die rechte tut, so beten sie auchnicht im stillen Kämmerlein, sondern mit Vorliebe an recht belebtenStraßenecken. Da steht ein Trupp von der Heilsarmee, singt,musiziert und betet, wirft sich auf die Knie und schreit gen Himmelum Vergebung seiner Sünden, so daß diese zur Schau gestellteFrömmigkeit einen Deutschen geradezu abstößt, dem Amerikaneraber gewaltig imponiert, und so frommen Leuten gibt er gernreichlich. Vor einigen Jahren wurde in einer sozialistischenZeitung in Amerika eine Serie von Artikeln über die inneren Zu-stände in der Heilsarmee von einem ehemaligen„Soldaten" ver-öffentlicht, worin deutlich gezeigt wurde, daß diese Organisation aufden Gelderwerb versessen ist wie irgend ein Ausbeuter-Konzern.Sie macht sich die Not ihrer Mitmenschen zunutze, läßt arme unddumme Teufel für sich arbeiten, indem diese auf den Bettel unterdem Mantel des Christentums dressiert werden, den„WarCry"(Kriegsruf) verbreiten und sich sonst nützlich machenmüssen. Viele, von der Not getrieben, wenden sich derHeilsarmee zu, wo es ihnen auch jämmerlich schlechtgeht. Wer avanzieren will, muß schlau und geschickt.arbeiten" undin der Heuchelei Meister sein. Dann kann er einer von den Großenwerden, die herrlich und in Freuden leben, während der armeLazarus mit den Brosamen zufrieden sein muß, die von des reichenBruders Tische fallen.Nach dem amerikanischen Muster wird natürlich auch in Deutsch-land Verfahren. Hier hat sich die Heilsarmee in diesen Tagen ver-rechnet, was ihr nicht häufig passiert. Da glaubte sie mit demKongreß und der großen Parade in Berlin eine Reklame machenzu können, und in England oder Amerika wäre dies glänzend ge-lungen, aber hier ist man etwas kritischer veranlagt. In derPresse fing man an, den Schleier des Geheimnisses, mit dem dieHeilsarmee ihre Praktiken verhüllt, ein wenig zu lüften. Man ver-langt Rechnungslegung über die eingenommenen Bettelgclder undzeigt, wie die Großen in ganz unchristlicher Weise die Kleinen aus-deuten.— In Parteikreisen ist man manchmal geneigt, die Heils-armee ihres scheinbar so wohltätigen Wirkens wegen milde zu be-urteilen. Das ist ein Irrtum und außerdem darf nicht vergessenwerden, daß diese Armee beständig wider den Geist der Aufklärungstreitet, in dem sie des Teufels Wirken sieht. Und die ganze Parteiist doch unablässig für die Aufklärung tätig!Berlin und die Bororte.Der§ 53 des Kommunalabgabengesetzes vom 14. Juli 1893hat verschiedenen Vorortgemeinden, so Ripdorf, Weißeusee, Adlershof,Boxhagen-Rummelsburg und der Gemeinde Zinna bei Jüterbog alsHandhabe gedient, vom Berliner Magistrat Zuschüsse zu ihrenGemeindeausgaben zu verlangen. Der Magistrat hat diese Ansprüchesämtlich zurückgewiesen. So hat Weißensee im Jahre 1893 für 1897einen Zuschuß von 85 000 M. verlangt, weil eine große Zahl vonPersonen, die in Berlin beschäftigt sind, dort wohnen. Dadurch seiender Gemeinde bedeutende Lasten für Schulen usw. und eine lieber-bürdung der Steuerpflichtigen entstanden. Später hat Weißensee107 000' M. beim Bezirksausschuß eingeklagt. Dieser hat denAntrag als verspätet zurückgewiesen und die Klage abgewiesen.Das Ober-Verwaltungsgericht verwies dann aber auf Berufung dieSache an die Vorinstanz zurück. Der Berliner Magistrat hat, wieseinerzeit mitgeteilt wurde, die Anwendbarkeit des§ 53 bestrittenund das vorgelegte Material als durchaus unzuverlässig und denNachweis der Ueberbürdung als nicht erbracht bezeichnet. Berlintvies darauf hin, daß Weißensee an der Entwickelung Berlins teil-genommen und Vorteile davon gehabt hat. Insbesondere aus derSteigerung der Grundrente, des Nutzungswertes der Käufer, desGeschäftsumsatzes der Gewerbetreibenden usw. Ferner hat Weißen-see Vorteile von dem Vorhandensein bezw. der Benutzung gemein-uütziger Anstalten in Berlin, wie z. B. der städtischen höherenLehranstalten, Krankenhäuser usw., die Weitzensee entbehrt.Auch durch die Berliner Armenpflege hat Wcißensee be-sondere Vorteile, denn es gelangt noch nicht die Hälfte derAufwendungen für die dort heimatberechtigten Personen zur Ofc-stattung. Selbst die Steuern der zum Teil kinderlosen Arbeiter undBeamten, die in Berlin tätig sind, kommen der Gemeinde W. zu-gute. Nichtsdestoweniger wurde Berlin verurteilt, der GemeindeWeißensee für 1897 13 700 M. und für 1898 12 320 M. zu ae-währen. Mit den weitergehenden Ansprüchen wurde W. abgewiesenund hat drei Viertel der Kosten zu tragen. Weißeusee hat danneinen Vergleich: Berlin solle jährlich 19 000 M. an Weißensee zahlen,vorgeschlagen, der vom Magistrat abgelehnt worden ist. Nach diesemIlrteil muß also Berlin zahlen und Forderungen aller Berliner Vor-orte gewärtig sein. Selbstverständlich sinnt man in unseren städtischenKreisen auf Abwehrmaßnahmen. So haben die Stadtverordnetenden Antrag eingebracht: Die Kur- und Krankenverpflegungssätzefür auswärtige Kranke zu erhöhen, d. h. die Selbstkosten zu be-rechnen. Einige gehen noch weiter und wollen diese Sätze ver-doppeln, andere wollen sogar nur dann auswärtige Kranke instädtische Krankenanstaltcn aufnehmen lassen, wenn Gefahr imVerzuge ist. Von anderer Seite sind, wie eine magistratsoffiziöseKorrespondenz mitteilt, noch viel einschneidendere Anträge in Aus-ficht gestellt worden. U. a. die Erhöhung des Schulgeldes für diehöheren Schüler, ferner ein Verbot des Wohnens städtischer Beamten,Lehrer, Arbeiter in den Vororten und die Ablehnung freiwilligerHülse bei Bränden(?) seitens der Berliner Feuerwehr sowie dieErhöhung der Kosten und Beiträge in den Fällen, wo Berlinden Vororten Anschluß an seine Kanalisation, Wasserleitung-c.gewährt. Weit wichtiger als manche dieser Vorschläge zur Ab-wehr, die kaum bei der Mehrheit der Stadtverordneten aufAnnahme rechnen könnten, wäre es, eine Abänderung desKommunalabgabengesetzes in der Art herbeizuführen, daßdie Personen, die in den Großstädten ihren Erwerb haben— Bankdirektoren, Direktoren von Aktiengesellschaften ze.— auch dort zurSteuer herangezogen werden können. Nicht bloß Berlin, auch andereGroßstädte leiden unter dem gleichen Mißstande. Auch diese könntenleicht die Folgen des§ 53 des R.-A.-G. verspüren. Es muß füreine zeitgemäße Um- und Ausgestaltung des R.-A.-G. gesorgt, vorallem den Städten mehr Bewegungsfreiheit bei Ausgestaltung ihresSteuerwesens eingeräumt werden.Das verständigste Mittel, um diesem erbärmlichen Krieg einEnde zu machen, wäre die Eingenieindung sämtlicher Berliner-Vororte. Aber Gründe mystischer Natur lassen diese Maßregel inden Augen der Regierung als Förderung des Umsturzes erscheinen.Der Magistrat genehmigte in seiner gestrigen Sitzung die Ab-ordnung von drei Vertretern des G c w e r b e g e r i ch t s zu der am18. und 19. September d. I, in Würzburg stattfindenden Verbands-Versammlung des Verbandes deutscher Gewerbegerichte. Abgelehntund zwar aus prinzipiellen Gründen wurde ein Gesuch um Ueber-lassung eines Raumes im Rathause zur Abhaltung eines Bazarszum Besten eines Kirchenbaues. Derartige Gesuche sind bisjetzt stets abgelehnt worden. Zur Hergabe des großen Festsaalesund der anschließenden Nebenräume bedarf es außerdem der Zu-stimmung der Stadtverordneten-Versammlung. die zurzeit Ferienhat und bei früheren Gelegenheiten die Hergabe der Räume im Rat-hause zu Bazaren abgelehnt hat.Erweiterte Sonntagsruhe bei der Post. Die' Sonntagsruhe beider Post erfährt vom nächsten Sonntag, den 27. an, wie angekündigt,eine abermalige Erweiterung, indem an Sonn- und gesetzlichen Feier-tagen die Annahme von Paketen dergestalt eingeschränkt wird, daßin Berlin und Charlottenburg nur bei den BahnhofS-Postanstaltenund bei einzelnen größeren, besonders günstig gelegenen Postämternjedes Postbezirks eine Annahme von Paketen stattfindet, die übrigenPaketannahmestellen aber geschlossen bleiben. Die Auswahl der-jenigen Postämter, bei denen auch künftig die Paketschalter an Sonn-und Feiertagen geöffnet bleiben, ist von der Oberpostdirektion sogetroffen worden, daß Pakete auch Sonntags aufgeliefert werdenkönnen, ohne daß man allzu große Entfernungen zurücklegen muß.Geöffnet werden vom nächsten Sonntag an in Berlin die Paket-annahmeschaltcr im Postbezirk C. bei den Aemtern 1 inder Heiligegeiststraße; W. 9 am Potsdamer Platz und 50 Mar-burgerstraße 12; 8W. 11 Bahnhofstr. 2a, 19 Beuthstr. 20/21und 61 Tempelhofer Ufer 1; S. 42 Ritterstr. 7; SO. 33 Skalitzer-straße 74, 36 Görlitzer Bahnhof; 0. 17 Schlesischer Bahnhof und34 Petersburgerstr. 89; NO. 16 Lichtenbergerstr. 22 und 55 Wins-straße 19; N. 4 Jnvalidenstr. 23, 39 Schulzendorferstr. 26,54 Lothringerstr. 44/45 und 58 Danzigerstr. 3; NW. 21 Turmstraße 23 und 40 Jnvalidenstr. 79. In Charlottenburg sind es dieAemter 2 Goethestr. 2/3 und 5 Schloßstr. 24/25. Bei diesen wie beisämtlichen anderen Postanstalten mit Paketannahme, die zum Ober-Postdirektionsbezirk Berlin gehören, werden von jetzt an die Paket-annahmeschaltcr auch im Sommer von 8—9 vormittags und12—1 nachmittags offen gehalten werden. Weggefallen sind überalldie Stunden von 7—8 Uhr früh, für welche in der Großstadt amwenigsten Bedürfnis vorliegt. An den Sonntagen vor den FestenWeihnachten, Ostern und Pfingsten fällt diese Beschränkung fort.Der berühmte Augenarzt Karl Ernst Theodor Schwciggerist hier gestern nach langem Leiden, 75 Jahre alt, gestorben.Schweiager ist ein Schüler von Albrecht v. Gräfe und warbis 1871 Lehrer für Augenheilkunde an der UniversitätGöttingen. Nach Gräfes Tode nahm er dessen Platz inBerlin ein.Mit den üblen Gerüchen, die von den verschiedenen auf demstädtischen Zentralviehhof befindlichen privaten Fabrikbetriebenausgehen, wird sich vielleicht das Neichsgesundheitsamt beschäftigenmüsien. Bewohner jenes Stadtteiles haben an jene Behörde eineEingabe gerichtet, dre auch von zwölf in der Gegend wohnendenAerzten unterzeichnet ist. Dr. A. Neumann, Direktor der chirurgischenAbteilung des Krankenhauses im Friedrichshain, sagt in jener Ein-gäbe:„Es wäre, speziell im Interesse der Patienten des Kranken-Hauses im Friedrichshain, sehr erwünscht, wenn Mittel und Wegegefunden werden könnten, die zeitweise außerordentlich störendenüblen Gerüche zu verhindern."Bor einer Schwindlerin seien die Gärtnereibesitzer und Kranz-binder gewarnt. Eine junge Frauensperson bestellt einen Kranz für5 M., behauptet, nur einen Hundertmarkschein bei sich zu haben undbittet, den Kranz mit den 95 M., die sie herausbekomme,»ach ihrerWohnung zu schicken, da sie augenblicklich keine Zeit habe, denSchein wechseln zu lassen. Wenn dann der Hausdiener mit Kranzund Geld kommt, so ninimt sie ihm beides ab und geht weg,.umden Hundertmarkschein zu holen". Mit diesem und den 95 M. aberverschwindet sie durch den zweiten Ausgang des Hauses auf Nimmer-wiedersehen. Jedesmal bestellt sie den Hausdiener nach einem Eck-hause, um den Schwindel ausführen zu können. Die Gaunerin istetwa 23 Jahre alt und 1,64 Meter groß. Sie hat dunkles Haar,große Augen mit stechendem Blick und ein volles bräunliches Gesicht.In einem Falle, der ihr in der Linkstraße gelang, trug sie eine blaueSatinbluse, einen weißen runden Strohhut und einen schwarzenRock, in einem zweiten, der sich in der Friedrichstraße abspielte, eineweiße seidene Bluse, einen schwarzen Hut und ebenfalls einenschwarzen Rock.Mit dreizehn Jahren in den Tod. Die SelbstmordHronik Berlinsist um einen sehr traurigen Fall bereichert worden. Ein dreizehn-jähriger Knabe hat Hand an sich gelegt. Ueber die Tat gehen unsfolgende Einzelheiten zu: Der seit neun Fahren verwitwete TischlerStrötzel hat zwei Söhne von 17 und 13 Jahren. Während derältere ein ordentlicher und fleißiger junger Mann ist. zeigte derjüngere von jeher einen Hang zu einem unregelmäßigen Leben.Zuletzt versäumte er auch öfter die Schule. Achtmal wurde er, nach-dem ihn der Vater als vermißt gemeldet hatte, von der Polizei auf-gegriffen und auf der Revierwache in der Oberwallstraße unter-gebracht, bis ihn sein Vater wieder abholte. Jetzt hatte er wiederfünf Tage lang die Schule versäumt. Als ihn sein Vater zur Redestellte, behauptete er dreist, er sei doch in der Schule gewesen, derRektor, der da? Gegenteil mitgeteilt hatte, müßte sich geirrt haben.Strötzel verlangte nun, daß er vom Lehrer eine schriftliche Be-scheinigung seiner Anwesenheit mitbringe. Natürlich kam er ohneden Zettel. Nun half kein Lüge» mehr und eine empfindliche Sttafewar ihm sicher. Um ihr zu entgehen, nahm der Junge Gift. WenigeMinuten, nachdem sie ihn gerufen hatte, fand ihn eine Frau Kerberin den letzten Zügen am Treppenabsatz liegen. Er röchelte schwerund wurde von dem im Hause wohnenden Fuhrherrn Meißner miteinem Break nach der Rettungswache in der Lindowerstraße gebracht.Hier stellte der Arzt eine schwere Lysolvergiftung fest. Nach An-Wendung der ersten Gegenmittel ließ er ihn nach einem Kranken-hause bringen, aber schon auf dem Wege dorthin starb der jungeSelbstmörder.Panik bei einer Gasexplosion. Gestern(Freitag) früh gegen9 Uhr entstand in der Hollmannstraße 32 in der GaSglühlichtsabrikvon M. P l e d a t h u. C o., G. m. b. H., eine Gasexplosion, diegroße Ausregung hervorrief. Die Firma hat ihre Arbeitsräume imzweiten und dritten Stock des linken Seitenflügels. Die Arbeits-säle haben zwei Ausgänge, von denen aber der eine in geradezupolizeiwidriger Weife stets verschlossen gehalten wird. Die benötigteKrast liefert ein Gasmotor. Als nun gestern früh die Arbeit auf-genommen wurde, machte sich im zweiten Stock in dem Arbeits-räume bereits ein Gasgeruch bemerkbar, dem aber keine Bedeutungbeigelegt wurde. Um die angegebene Zeit erfolgte dann plötzlicheine heftige Detonation, Stichflammen schössen aus den zertrümmertenFenstern und Hülferuse wurden laut. Von allen Seiten stürztennun Arbeiter anderer Fabrikbetriebe herbei, doch war ihnen der eineEingang durch die verschlossene Tür versperrt. Da angenommenwurde, daß noch Arbeiterinnen sich in dem brennenden Saale be-fänden, so sprengten die Kunstschmiede Max Beitsch und A. Bernitzdie Tür, vermochten aber infolge des Qualmes nicht weiter vor-zudringen. Glücklicherweise waren aber auch sämtliche Arbeiterinnendurch den zweiten Ausgang entkommen, ohne besonders beschädigtworden zu sein. Zwei von ihnen fielen allerdings vor Schreck aufder Treppe in Ohnmacht, erholten sich aber bald wieder. Der ent-standene Brandschaden ist nicht erheblich und konnte die alarmierteFeuerwehr bald wieder abrücken.Feuer in einer Zelluloidfabrik. Gestern abend kurz nach 3 Uhrkam in der Stallschreiberstraße 21 in der Zelluloidwarenfabrikvon Preuß u. Wittich aus noch nicht ermittelter Ursache einBrand aus, der gefährlich zu werden drohte. Die Arbeiter hattendie Fabrik längst verlassen, als plötzlich hohe Flammen auS demDache des zweiten Ouergebäudes schlugen. Die von ver-schiedenen Seiten alarmierte Feuerwehr rückte in mehrerenZügen an und griff mit zwei Dampfspritzen sofort vom zweitenund dritten Hose aus an. Der Brandherd lag im vierten Stockin einem ArbeitSraume der genannten Fabrik. Durch die entwickelteenorme Hitze war das Dach an einer Stelle schon durchschlagen undda in den unteren Stockwerken verschiedene Tischlereien untergebrachtsind, so war die Situation im ersten Augenblick besorgniserregend.Der Feuerwehr gelang es indes, innerhalb einer Stunde jede Gefahrzu beseitigen. Der Fabrikraum ist ausgebrannt und ein Teil desDachstuhles zerstört. Die Aufräumungsarbeiten hielten die Wehrnoch längere Zeit am Brandplatze fest.Festgenommen wurden drei Einbrecher, die in der Nacht zumDonnerstag aus den Schaukästen der Waffen- und Eisenwaren-Handlung von Nicolai in der Königstr. 69 zehn Revolver im Wertevon 75 M. stahlen. Einer von ihnen wurde vom Pförtner undMarkthallenarbeitern gleich nach der Tat auf der Flucht er-griffen. Dieser ist ein gewerbsmäßiger, mehrmals mit Zuchthausbestrafter Verbrecher. Die beiden anderen, die zunächst entkamen,Ivurden gestern in ihrer Wohnang ermittelt. Es sind bisher un-bescholtenc Arbeiter, die keine Beschäftigung haben und sich von demalten Verbrecher verführen ließen. Einer von ihnen wurde auffreiem Fuße belassen. Die Revolver fand die Kriminalpolizei nochin der Wohnung.Bei einem BettiebSunfall ist gestern nachmittag der TischlerAugust Rosenberg, Cuvrystraße 34, lebensgefährlich verletzt worden.R. ist in einer Fraiserei in der Badstraße beschäftigt und wollte dortan einer Fralscmaschine Holzbretter durchsägen. Die Maschinefunktionierte dabei nicht recht. R. wollte daher eine Schraube loS-lösen, um das Gettiebe wieder in Gang zu bringen; er vergaßjedoch, das aufliegende Brett vorher zu beseitigen. Als nun dieMaschine wieder arbeitete, wurde das Brett ergriffen und R. mitsolcher Gewalt gegen die Brust geschleudert, daß er bewußtlos zu-sammenbrach. Mit schweren Bauchquetschungen wurde der Getroffenein kritischem Zustande dem Krankenhause überwiesen.Berbraunt. Die zahlreichen Opfer, die beim Kochen mitSpiritus teils durch eigene Unvorsichtigkeit teils auch durchUnglück gefordert werden, sind wieder um eines vermehrt worden.Die 63jährige Frau des erblindeten Drehorgelspielers Sann, Wol-gasterstr. 2 war gestern abend mit ihrem Manne vom Spiele in ihreBehausung zurückgekommen und wollte nun das frugale Abendessenkochen. Sie benutzte dazu einen Spirittlsapparat. Als dieGreisin das kochende Wasser dem Kessel entnehmen wollte,kam sie mit dem Aermel der Spiritusflamme zu naheund die Kleidung fing Feuer. Bald darauf brannte diealte Frau lichterloh. Der blinde Drehorgelspieler merkteanfangs gar nicht, Ivas sich in dem Zimmer abspielte. Erstdurch die erschütternden Schmerzensschreie seiner Frau wurde eraufmerksam. Er tappte zu ihr hin, und als ihm jetzt die Flamme»entgegenschlugen, ward ihm die furchtbare Wahrheit nur zu klar ge-macht. So schnell es dem Alten die Blindheit gestattete, holte erDecken und Kissen herbei und erstickte schließlich die Flammen anseiner brennenden Frau. Vom Kopf bis zu den Füßen war dieUnglückliche inzwischen vollständig verbrannt. Nachdem der schwer-verwundete Körper in Watte eingehüllt worden war, erfolgte dieAufnahme der Greisin in das Lazarus-Krankenhaus. An ein Auf«kommen der Verunglückten ist kaum zu denken.Gerüchte über das angebliche Geständnis eines MädchemnörderShaben in Spandau den Polizeibehörden Veranlassung gegeben, einErmittelungsverfahren einzuleiten. Kürzlich verstarb dort ein Brief-träger, der sich eines guten Leumundes erfreute. Bald nach seinerBeerdigung tauchte das Gerücht auf, er habe auf seinem SterbebetteAndeutungen gemacht, wonach er im Jahre 1892 ein Mädchen inder Umgebung von Spandau ermordet hätte. Als die hiervon inKenntnis gesetzte Kriminalpolizei Nachforschungen anstellte, erklärtenAngehörige des Verstorbenen, von dem Bekenntnis nichts zu wissen.Da aber in ihren Aussagen Widersprüche enthalten sein sollen, sowerden die polizeilichen Ermittelungen noch fortgesetzt, um den Ge-rüchten auf den Grund zu gehen.— Tatsache ist, daß vor 13 Jahrenzwei Spaudauer Mädchen im Alter von 12 und 13 Jahren in derUmgebung der Stadt zu verschiedenen Zeiten ermordet wurden.,Feuerbericht. Freitag gegen Abend wurde die Wehr nach derBrüderstr. 4 gerufen, wo es auf dem Hofe brannte. Die Gefahrkonnte leicht beseitigt werden.— Mehr Arbeit gab eS aber dann inder Chauffeestr. 78, Ecke der Boyenstraße. Dort hatte durch dieUnvorsichtigkeit eines Hausdieners beim Abfüllen von Spiritus eingrößerer Posten von dieser gefährlichen Flüssigkeit in dem Spirituosen-Lagerkeller der Likörfabrik von L. Meyer Feuer gefangen, das sichdann schnell ausbreitete und zu einer schweren Katastrophe führenkonnte, da in dem Keller erhebliche Mengen von allerlei feuergefähr-lichen und explosiven Stoffen lagern. Die Feuerwehr war aberschnell zur Stelle und griff sofort mit aller Kraft ein. Wenn nunauch glücklicherweise eine Explosion verhütet wurde, so dauerte eSdoch geraume Zeit, bevor die Flammen erstickt waren.— In derVoxhagenerstr. 26 mußte früh gegen 3 Uhr ein Kellerbrand unter-drückt iverden.— Außerdem kam noch in den letzten 24 Stunden inder Frankfurter Allee 100 und in der Rügenerstr. 25 in WohnungenFeuer aus. Im wesentlichen wurden in beiden Fällen Möbel undKleidungsstücke beschädigt.Theater. In Otto Erich HartlebenS Komödien:„Dit sittlicheForderung" und„Die Erziehung zur Ehe", welche zur Erinnerungan den Dichter im L e s s i n g- Th e a t e r am Freitag, den1. September zum erstenmal in Szene gehen, wirken folgende Dar-steller: in„sittliche Forderung": Irene Triesch, Käthe Pochnisch, HanSMarr; in„Erziehung zur Ehe": Margarete Albrecht, AdelheidLehmann. Leonie Peppler, Käthe Pochnisch, Else Schiff, IreneTriesch, Karl Forest, Willy Grunwald, Gustav Nickelt, Kurt Stieler.Bruno Ziener.— N e u ess königliches Oper n- TheaterlK r o l l). Heute, Sonnabend geht neu einstudiert Cherubinis;„D e rWasserträger"(Zwei gefahrvolle Tage) zum erstenmal in Szeneund zwar in folgender Besetzung der Hauptpartien: Graf.Armand: HanK