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Ueber Straßenkämpfe in Moskau  

erhält das genannte Blatt von gestern folgende Mitteilung: Der Verkehrsminister Fürst Chilkow wollte gestern abend von hier abreisen, aber niemand war bereit, die Lokomotive zu führen oder den Zug zu begleiten. Der Minister erklärte darauf, er werde selbst die Lokomotive führen. Es wurde ihm ein kleiner Zug zur Verfügung gestellt, Chilkow machte selbst alles abgangs­fertig und bestieg die Lokomotive. Aber ein Haufen Aufständischer beschoß den Zug und zwang ihn, umzukehren. Erst um 12 Uhr nachts gelang es dem Fürsten   nach Petersburg   abzufahren. Die Eisenbahner beginnen jetzt, aktiver vorzugehen. Sie vereiteln gewaltsam jeglichen Versuch, den Verkehr wiederherzustellen. Es kommt bei Zusammenstößen mit Militär und Polizei zu heftigen Straßenfämpfen. Im Hauptpostamt sind seit gestern abend in allen Ab­teilungen die Arbeiten eingestellt; das Telegraphenamt arbeitet unter starter militärischer Bedeckung. Die verdorbenen Wasserwerke sind nach kurzer Unterbrechung, welche eine Panik hervorrief, wieder instand gesetzt. Es ist also wieder Wasser vorhanden. Jetzt aber erklärten die Wasserarbeiter, sie würden sofort streiken, falls die revolutionären Führer sie dazu auffordern. Ueberhaupt drohen die städtischen Arbeiter und niederen Angestellten, darunter das Pflegepersonal der kommunalen Krankenhäuser, ferner die Techniker der elektrischen Zentrale usw., mit Streit. Der 28. Oktober wird die Entscheidung bringen. Sämtliche Ingenieure find bereits heute in den Ausstand getreten, ebenso streifen alle Apotheker. Die Pharma­zeutische Gesellschaft wurde von der Polizei geschlossen, ihr Lokal bersiegelt; mehrere Pharmazeuten wurden verhaftet. Die An­gestellten der Semstwo sind ebenfalls bereit, sich der Bewegung anzuschließen. In vielen Fabriken ist seit heute die Arbeit nieder­gelegt, auch in der Kronsbranntwein- Riederlage. Ueberall herrscht furchtbare Gärung. Täglich finden kolossale Meetings und Versammlungen statt, besonders in der Universität. Die politischen Führer halten den Zeitpunkt für einen General streit gekommen, die offene Revolution dürfte binnen kurzem zur Wahrheit werden.

und

Selbstverwaltungs­

Politifche Geberlicht.

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Waggons vorn und die Lokomotive als Beschluß. Die Soldaten Petersburg  , 26. Oftober.( Meldung der Petersburger Tele- 145 Millionen Mark greifen könnte. Eine solche Herabsehung der an waren bereit, sofort zu schießen, falls Streifende graphen- Agentur".) In einer gestern abend abgehaltenen Bersamm die Edelsten der preußisch- deutschen   Nation gezahlten Schnaps­fie belästigen würden. Der Fahrdamm wurde durch Ingenieure lung von Eisenbahnangestellten wurde mitgeteilt, daß dotationen würde auch den Bestand der ganzen neu- reichsdeutschen auch die Verwaltungen der Südost- Linien in Wologda   Herrlichkeit gefährden. wieder hergestellt. und der Ersten Gesellschaften der Lokallinien sich dem Ausstande Es ist ein recht niedliches Steuerbukett, das eine hohe Reichs­angeschlossen haben. Chartow, 26. Oftober. In der Universität hatten fich 2000 Ver regierung dem deutschen   Volk präsentiert. Nechnet man die Erträge sonen versammelt, die sich, als das Gebäude von Militär umstellt der Reichserbschaftssteuer ab, bleibt noch immer eine neue Belastung wurde, darin gegen die Truppen verbarrikadierten; des Lebensunterhaltes der großen Masse um ungefähr 140 bis sie wurden nach längeren Verhandlungen der Profefforen mit den 150 Millionen neuer Steuern. Nicht genug, daß die Lebensmittel Militärbehörden freigelaifen. Die beabsichtigte Versammlung ständig steigen und nach dem 1. März nächsten Jahres, sobald die wird mit Zustimmung der Obrigkeit unter freiem Himmel neuen Handelsverträge in Kraft getreten sind, mit einer weiteren fortgefest werden. Kurst, 26. Oftober. Auf die Aufforderung der Ausständigen bin namhaften Steigerung der Lebensbedürfnisse der großen Masse gerechnet werden muß, außerdem sollen auch noch aus dem haben die Regierungs­Bier und dem Tabak große Millionensummen heraus­institutionen ihre Tätigkeit eingestellt. geholt werden. Und zu welchem Zweck? Leicht Leicht ließen sich durch Einschränkung der fortgefeßten Heeres- und Flotten­rüstungen, durch die Aufgebung der abenteuerlichen, Hunderte von Millionen Mark verschlingenden Kolonialpolitik, durch die den Berlin  . den 26. Oftober. Schnapsbrennern in den Schoß geworfene Liebesgabe die Reichs­200 Millionen Mark nene Reichssteuern. finanzen fanieren und auf eine sichere Basis stellen. Doch für der­Die Reichsregierung befolgt in bezug auf ihre Steuerprojekte, artige Maßnahmen ist die Regierung nicht zu haben; die neu­durch die sie, wie der euphemistische Ausdruck lautet, das Deutsche   geforderten Millionensummen, die aus dem Volk herausgepreßt Reich auf eigene Füße stellen will, eine höchst raffinierte Tattit. werden sollen, sind vielmehr in der Hauptsache für neue Rüstungen Empörung, denkt fie, läßt sich ebensowenig einpökeln wie Begeisterung. bestimmt. Deshalb veröffentlicht sie die im Reichs- Schazzamt ausgebeckten Steuerpläne nicht mit einemmale, sondern nach und nach in fleinen Englische Ansichten über die deutsche Sozialdemokratie. homöopathischen Dosen. Allem Anschein nach nimmt sie an, daß London  , 23. Oktober.  ( Eig. Ber.) Lekten Sonnabend sprachen wenn das deutsche   Volk erst durch die an jede stückweise Enthüllung Lord Rosebery   und Mr. Asquith in Edinburg   über die wirt­anknüpfenden Breßerörterungen genügend trainiert ist, es die ihm schaftliche Lage Englands, wobei sie auf den Segen des Freihandels zugedachten reichlichen Steuerragout Portionen leichter ver hinwiesen. Asquith   sagte ferner, daß die Vereinigten Staaten   von dauen wird, als wenn sie ihm ohne vorherige Beeinflussung seines Amerifa und Deutschland   zwar unter einem Schutzzollsystem Geruchs- und Geschmackssinnes zum Auslöffeln vorgesetzt werden. blühten, aber die Folge der überhandnehmenden staatlichen Ein­Schon seit mehreren Monaten bringen daher ganz und halboffiziöse mischung in das Wirtschaftsleben sei das Wachsen einer Sozial­Blätter allerlei Andeutungen über die Art der geplanten Steuern, demokratie, die nirgend so gefährlich und so aggressiv sei als in ihre Form und Höhe, die dann zunächst von anderen offiziöfen Deutschland  . Darauf antwortete ihm der konservative Observer" Blättern wieder in Frage gestellt und dementiert werden; aber in von gestern:" Was die Rede von Asquith   betrifft, so möchten wir einer Weise, daß sich allmählich ein Zipfel nach dem anderen von uns nur gegen seine Behauptung wenden, daß der deutsche Sozia­dem Schleier lüftet, der die Leistungen der Stengelschen Rezeptier- lismus die Frucht des Schutzzolles" sei. Er ist vielmehr die Frucht füche deckt. des Kapitalismus, des militärischen Despotismus und der langen Nachdem auf diese Art genügend vorgearbeitet ist, hält man es Jahre der Klassenunterdrückung. In England blüht der Kapita­jetzt anscheinend in der hohen Regierung für angebracht, den Steuer- lismus in viel größerem Umfange als in Deutschland  , und doch zahlern einen etwas tieferen Einblick in das zusammengestellte wird der marristische Sozialismus bei uns abgewiesen. Unsere Steuer- Menu zu gewähren jedoch auch jetzt noch in einer Form, Arbeiterklasse ist gar nicht dazu zu bringen, ein Evangelium anzu­Infolge des Beschlusses der gestrigen Massenversammlung in die eine Reihe der wichtigsten in letzter Zeit aufgeworfenen Fragen hören, das auf dem Kontinente Millionen von Menschen in eine der Universität sind heute alle Arbeiter auf den Petersburger unbeantwortet läßt. In einer längeren telegraphischen Meldung Klassenorganisation vereinigt, um Klasseninteressen und Klassen­Eisenbahnlinien in den Ausstand eingetreten. Heute abend ver- aus Berlin  , die wir bereits auszugsweise in gestriger Nummer vorrechte zu bekämpfen. In mancher Beziehung geht es dem sammelten sich die Arbeiter der Putilow- Werte, die wiedergegeben haben, zählt nämlich die Köln  . 3tg." folgendes deutschen   Arbeiter besser als seinem Kollegen in England..., wie wahrscheinlich am Montag in den Ausstand eintreten. Bis jetzt Reichssteuer- Allerlei auf: man überhaupt, Rußland   ausgenommen, in keinem Lande so vicl verläuft hier alles ruhig, die Führer suchen Straßentrawalle zu " In den Bundesratsausschüssen, deren Schlußfizung gestern Elend sehen kann, wie in England. Es ist wohl wahr, daß die vermeiden. Alle Bahnhöfe werden durch Truppen bewacht und stattfand, ist eine vollständige Uebereinstimmung über den Inhalt Lebenshaltung in Deutschland   niedriger ist als die Englands; die Gendarmeriepatrouillen durchziehen die Straßen. Es wird eine der Reichsfinanzreform das erfreuliche Ergebnis gewesen, und Löhne sind dort niedriger als bei uns und die allgemeine Handels­allgemeine Verteuerung der Lebensmittel erwartet, die, falls der man braucht wohl feine Zweifel zu hegen, daß eine blüte ist dort nicht so sichtbar wie in England. Aber man muß be­Streit lange dauert, am Ende zu Straßentonflitten solche Uebereinstimmung auch in der demnächst abzuhaltenden denken, daß Deutschland   verhältnismäßig noch ein junges kapita­führen kann. Die Stimmung der Arbeiter ist Blenarsizung des Bundesrats vorhanden sein wird. Im all­sehr gehoben, wozu die in letzter Zeit in den Hochschulen abgehaltenen Massenversammlungen sehr viel beigetragen haben. In diesen Versammlungen wurden Reden von äußerst revolutionärem Juhalt gehalten.

Ueber den Charakter der Massenbewegung berichtet uns ein gestern nacht aufgegebenes Telegramm eines Petersburger Sorrespondenten:

Zum erstenmal nimmt die neue Bewegung die Formen einer wirklich tiefgehenden Massenbewegung au. Die Regierung, welche heute die vier Freiheiten und die gesetz­gebende Kraft für die Duma bekanntgeben wollte, hat diesen Akt verschoben. Sie ist durch den jetzigen Eisenbahnerstreik in große Angst versetzt und diskutiert Mittel und Wege, um sich aus der gegenwärtigen Lage zu befreien. Sie scheint auch jest noch zu Gewaltmitteln zu neigen. Witte trete immer noch für gemäßigten Liberalismus ein, aber seine gestern ge= haltene Rede hat einen äußerst schlechten Ein­druck gemacht.

Furcht vor der Herrschaft des Proletariats. London  , 26. Oftober.( Bureau Laffan".) Aus Peters­ burg   melden die" Times": Unter der Bevölkerung Peters­burgs greift eine Panit um sich. Man befürchtet den Sturz der Regierung und die Verkündung einer Herrschaft des Proletariats. Ju Südrußland herrscht offene Empörung. Die Arbeiter errichteten Befestigungen und Stacheldrahtzäune.

Flucht des Zaren ins Ausland.

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gemeinen wurden die Vorschläge des Reichsschaamtes an- listisches Land ist. Der Schutzzoll mag wohl verschärfend wirken, genommen; in die Vorlage haben Aufnahme gefunden die aber er kann nicht die Ursache des deutschen   Sozialismus sein, dessen Reichserbschaftssteuer und eine Erweiterung Erscheinen mit der Veröffentlichung des Werkes von Karl Mary der Tabak- und der Brausteuer und der Reichs zusammenfällt. Der Sozialismus in Deutschland   ist eine stempelaбgaben. ökonomische Lehre. Er ist dort mächtiger, weil dort wirtschaftliche Bei der Erbschaftssteuer ist auf eine möglichste Schonung der und soziale Zustände vorherrschen, die bei uns fehlen, ebenso weil bisherigen Einnahmequelle der Einzelstaaten, die bisher sämtlich der Sozialismus dort Führer von magnetischer Kraft gefunden hat. außer Waldeck   schon eine Erbschaftssteuer hatten, besonders in der In Deutschland   haben wir es mit einer Klassenbewegung zu tun, Uebergangszeit Rücksicht genommen. Die Deszendenten die in England unbekannt ist... Dei Sozialismus würde bei uns und die Ehegatten sind von der Steuer aus­genommen. Da die Erbschaftssteuer bisher in den Einzel- ebenso blühen wie in Deutschland  , wenn unsere Massen ein staaten nur mangelhaft ausgebildet war, konnte man trotz der bewußtes lassengefühl hätten." Schonung der Einzelstaaten und der Nichtberücksichtigung der Das konservative Blatt hat recht. Könnte man die englischen Deszendenten und Ehegatten für das Reich eine sehr beträchtliche Arbeiter zum Bewußtsein ihrer Klassenlage, zum Klassenbewußtsein Einnahme aus der Reichserbschaftssteuer in Ansatz bringen. Eine wecken, so hätten wir auch hier eine sozialdemokratische Bewegung. Ueberstimmung Preußens in der Erbschaftssteuerfrage hat nicht allein die liberale Partei sorgt schon dafür, daß der Arbeiter zu stattgefunden. Für die Erweiterung der Tabafsteuer hat man weder

Deutfches Reich.

die Form des Monopols noch die der Fabrikatsteuer gewählt, sondern diesem Bewußtsein nicht kommt. in möglichster Anlehnung an die jetzige Form der Tabaksteuer die besseren Tabake und die Zigaretten stärker herangezogen. Die Brausteuer erfährt eine erhebliche Erhöhung, aber unter Schonung der leichteren, ale Nahrung der ärmeren Wolfsschichten anzusehenden Die Spannung zwischen Deutschland   und England. Zur Frage Biere. Die Erhöhung des Ertrages der Reichsstempelabgaben soll der deutsch  - englischen Beziehungen ergreift auch das Londoner durch eine Novelle zum Reichsstempelgesetz erreicht werden," Court Journal" das Wort. Im Hinblick auf die eigenartige Die Summe, die das Reichsschazzamt aus diesen Steuern für Rolle, die dem König Eduard in der Maroffo- Angelegenheit London  , 26. Oftober. Der" Standard" meldet aus Peters- ihren Deckungsbedarf" zu gewinnen hofft, beläuft sich zugeschrieben wird, sind die Auslassungen des englischen Hofblattes burg  , der Zar sei in Peterhof im Begriffe, nach Dänemark   abzu- nach den weiteren Mitteilungen des rheinischen Blattes auf nicht ohne Belang. reisen, wo er zwei Monate Aufenthalt nehmen wolle, um 150-200 millionen Mart, doch fügt es wohlweislich hinzu, sich von den Aufregungen der letzten Zeit zu erholen. Voraussichtlich wird der Zar mit seiner Familie bis Weihnachten in daß dieser Bedarf zweifellos eine steigende Tendenz hat." Daß das Dänemark   verweilen. Während seiner Abwesenheit soll Witte mit Reichsschazamt sich mit der Absicht trägt, aus seinem neuen Steuer­den weitgehendsten Vollmachten betraut werden und dieselben Befugnisse erhalten wie ein Regent.

bufett einen Ertrag von mindestens 200 Millionen Mart herauszuschlagen, haben wir schon in den Leitartikeln der Nach einer anderen Lesart soll der Zar in Darmstadt   Nummern vom 1. und 7. Oftober betont. Und tatsächlich wird die Erholung von seiner Nervenabspannung zu suchen beabsichtigen. Vorlage zeigen, daß dahin die Projekte des Herrn v. Stengel zielen. Seltsam ist nur, daß er seinen Aufenthalt im Auslande nur Wieviel dazu die Reichserbschaftssteuer beitragen soll, ergibt sich aus Sie weiß nur mit­auf zwei Monate bemißt. Sollte er sich wirklich ein- der Auslassung der Köln  . 8tg." nicht. bilden, daß in zwei Monaten in Rußland   die Ruhe eingefehrt zuteilen, daß die Deszendenten und die Ehegatten( biel­die Aszendenten?) von der ist? Eine Revolution, wie sie in Rußland   ausgebrochen ist, leicht auch Reichserbschafts­pflegt sich über Jahre auszudehnen und einen immer steuer ausgenommen sind, daß also das Reichsschazamt dem am radikaleren Charakter anzunehmen. Väterchen sollte in seiner 3. Juni d. J. vom Grafen Stolberg im preußischen Herrenhause ausländischen Muße einmal die englische und französische   Re- gestellten Verlangen, wie es sich gebührt, im Interesse des ge­volution studieren! fährdeten deutschen Familienfinns" pflichtschuldigst Rechnung ge­tragen hat.

Witte als Prophet? London  , 26. Oktober.  ( ,, Bureau Laffan.") In einer Ferner spricht das Blatt von der Schonung der bisherigen Ansprache an eine Abordnung der Streifenden Einnahmequelle der Einzelstaaten" aus der Erbschaftssteuer. Das am Dienstag sagte Graf Witte nach einer Petersburger fann nur heißen, daß die Einzelstaaten aus dem Gesamtertrag der Meldung der Daily Mail" zum Schluß:" Ich sehe mur Steuer entsprechend ihren bisherigen Einnahmen aus den Landes­zwei Auswege aus der gegenwärtigen Situation. Beide sind Erbschaftssteuern, deren jährliche Erträge sich insgesamt auf ungefähr blutig. Der Staat muß entweder mit Militärgewalt 24-25 Millionen Mark belaufen dürften, entschädigt werden sollen. Ob die Revolte unterdrücken, oder der Bürgerkrieg weiterhin die Reichsregierung, wie dieser Tage verlautete, die von zwischen dem Volke(?) und den Ausständigen muß verkündet einigen Einzelstaaten gestellte Bedingung afzeptiert hat, daß fünftig werden, wenn es auch nicht ganz numöglich ist, daß die gegen­wärtigen Ruhestörungen mit dem Sturze der russischen Regierung

enden."

Daß Witte derartiges denkt, ist schon möglich, aber daß er es den Streifenden gegenüber ausgesprochen haben soll, erscheint uns doch ziemlich unwahrscheinlich!

Von der Tabafsteuer wird nur gesagt, daß weder die Form des Monopols, noch die der Fabriksteuer" gewählt ist. Demnach ist jedenfalls die jüngst durch die Presse gehende Mitteilung richtig, Das Wolffsche Bureau" bringt folgende russisch  - daß eine wesentliche Erhöhung des Tabakzollsgesprochen wird offiziösen Nachrichten:

Ausdehnung des Streifs.

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Deutschland  - so meint das Court Journal"- spiele augen­blicklich der Welt gegenüber die gekränkte Unschuld und frage, wo­durch es das Mißtrauen der Auslandspresse, insonderheit der englischen, verdient habe. Sicherlich sei der deutsche Bürger im allgemeinen schuldlos an der Absicht, die Empfindlichkeit der Nach­barn zu verlegen, aber leider könne die Macht, zu schaden, nicht immer von dem Willen, es zu tun, getrennt werden:

" Deutschland   besitzt, ähnlich wie Japan  , durch seine Land­armee die vollkommenste und mächtigste Kriegsmaschine der Welt, und wenngleich die nicht militärischen Ratgeber des Kaisers ihn daran erinnern werden, daß das Schwert am besten in der Scheide bleibe, so sind seine Generäle nicht lässig, vor der Gefahr zu warnen, es rosten zu lassen. Das Emser Tele­gramm wäre niemals von der Chamade in eine Fanfare um­gewandelt, wenn Gras Moltke nicht erklärt hätte, daß zurzeit die Armee überlegener sei, als späterhin. In der Ueberzeugung, daß ihre Kriegsmacht jetzt nahezu unwiderstehlich ist, sind die fried­liebenden Deutschen   naturgemäß bestrebt, sie als Mittel zu ge= brauchen, einen moralischen Zwang auszuüben, wo immer sie dies als vorteilhaft ansehen. Frankreich   gegenüber habe Deutschland  Tängere Zeit hindurch eine ungewöhnlich drohende Miene an­genommen und es sei ein starkes Stück" gewesen, tatsächlich die Entlassung des französischen   Ministers des Auswärtigen zu berlangen."

Eine Art von Furcht habe die Mächte ohne Zweifel zu einer vereinbarten, wenn nicht wirklich abgeschlossenen Koalition gegen Deutschland   veranlaßt, denn letteres sei fast in derselben Lage tein weiterer Zugriff des Reiches auf dem Gewie Frankreich   unter Napoleon I.  , da es eine Ärmee besike, mit der biete der direkten Steuern erfolgen darf, ber man ganz Europa   Gesetze vorschreiben fönne, so lange die­schweigt die offiziöfe Mitteilung des Kölner   Blattes. Vielleicht ist selbe nicht in Schach   gehalten werde durch noch neben anderen Schönheiten auch diese der Vorlage eingeflict. stärkere Streitkräfte." Glücklicherweise fange die Welt heute an, die Solidarität nationaler Interessen zu begreifen, und deshalb würden die Mächte keinen unprovozierten Angriff auf ein and dulden, welches sie als Zentrum der Zivilisation betrachten: Und vorausgeseht, daß England für solchen Fall Frankreich   bestimmte Zusicherung der Hülfe gegeben, so war dies nicht mehr, als letteres ein Recht zu erwarten hatte, und wäre ez berbrecherische Torheit, dies zu berbieten." Doch die Aussicht eines neuen erbitterten Kampfes zwischen Petersburg  , 26. Oftober. Jm Stadtteil Waffili Ostrow Noch weniger weiß die Köln  . 3tg." über die Form der Brau- jenen beiden Kulturstaaten sei gar zu schrecklich, und nichts konnte sind alle Magazine und Läden geschlossen. Das Post und steuer zu melden; ihre Informationen reichen nur soweit, daß sie deshalb befriedigender sein, als der Abschluß des französisch- deutschen wird Telegraphenamt die militärisch bewacht; Druckereien zu versichern vermag, diese Steuer erfahre eine, erhebliche Er- Vergleichs und Deutschlands   tatsächliches Aufgeben arbeiten noch. höhung". Ueber die Branntweinsteuer erhält die offiziöse seiner aufdringlichen Politit im Reiche des Scherif", Mostau, 26. Oftober. Die Lage verschlimmert sich Meldung kein Wort. Offenbar hat die Regierung der notleidenden wenn auch nicht zu erwarten gewesen sei, daß Fürst Bülows Be­teuerungen des Wohlwollens, welche er französischen Journalisten mit jedem Tage, die Zahl der Wechselproteſte wächst immer mehr. Die Vorräte an Kohlen für die Fabriken Agrarier sich gescheut, etwas an der Maischbottichsteuer zu ändern gegenüber machte, in Paris   als vollwertig aufgenommen würden. des Moskauer   Rayons reichen für einen Monat, Holz ist noch für in der Befürchtung, daß der Reichstag   vielleicht zu einer Ver- An Bülows Aufrichtigkeit brauche man ja nicht zu zehn Tage vorhanden. Gestern sind cle Apotheken gefchloffen minderung der alljährlich an die schnapsbrennenden Stützen von zweifeln, aber Bülow sei fein Bismard Thron und Altar gezahlten Liebesgabe im Betrage von ungefähr deutlicher Hieb nach einer anderen Stelle hin.

Petersburg, 26. Oftober. Heute morgen hat sich der Aus stand auf die handelswelt ausgedehnt. Die Läden werden geschlossen.

worden.

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von einer Zollsteigerung um 50 bis 90 Pro3., also von 80 M. auf 120 bis 150 M. und damit zugleich eine Hinaufsetzung der Ab­gabe auf inländischen Tabak von 40-70 m. beabsichtigt ist. Für Zigaretten fommt noch ein besonderer Steueraufschlag hinzu.

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und nun kommt ein