Nr. 259. 22. Jahrgang. 2. Beilage des Vorwärts" Berliner Volksblatt. Sonnabend, 4. November 1905.
Gesamtparteitag der sozialdemokratischen Arbeiterpartei Beifall.)
Berichterstatter ist
daß sich seine Kollegen ausnahmslos dem Generalstreik anschließen werden.( Bravo !)
Für die Bergarbeiter des Reviers Mladno gibt Auft( Tscheche) die gleiche Erklärung ab.
Lebens würdig ist, zu bereiten!( Stürmischer, minutenlanger Sie hören von mir sonst nicht solche Worte. Ich bin ein nüchterner, vielleicht allzu nüchterner Mensch. Aber ich habe eine feste Marime: In jedem Moment das zu tun, was der Moment not- Für die Eisenbahner spricht Rudolf Müller- Wien : Auch bei wendig macht nicht mehr, aber auch nicht weniger! Und uns gibt es keine besondere gewerkschaftliche, sondern nur eine wir stehen in einem Moment, wo es nötig ist, alles mit allem durch sozialdemokratische Politif. Tomschit eröffnet die Verhandlungen: Die Wiener Arbeiter zusetzen.( Erneuter Beifall.) Somme ich aber jetzt zu dem, lastet eine ungeheure Verantwortlichkeit. Ich kann deshalb nicht ( Bravo !) Auf uns Eisenbahnern find dem Rufe des Parteitages gefolgt. Der Parteitag des Wahl- warum wir eigentlich kämpfen müssen, so ergreift mich ein so präzise Versprechungen abgeben wie meine Vorredner. Aber ich rechtstampfes hat gestern vor dem Parlament getagt.( Lebhafter Gefühl tiefster Beschämung. Warum kämpfen wir? Um das kann Ihnen sagen, daß unsere große Organisation im gegebenen Beifall.) jämmerliche Bißchen Wahlrecht, um das Wahlrecht, das, wenn wir Augenblick das geeignete Mittel in Anwendung bringen wird, das Nach dem Bericht der Mandatsprüfungskommiffion es haben, nicht mehr ist als die Luft, um darin zu leben, aber auch dem Mittel, das Sie ausgesprochen haben, wahrscheinlich gleich find 187 Mandate aus 75 Wahlkreisen vorgelegt worden, darunter so notwendig ist wie die Luft, weil wir nur in dieser Lebensluft kommen wird. 12 für weibliche Delegierte. Alle Mandate werden für gültig er- fämpfen können. Haben wir nicht in Oesterreich endlich nationale immer mit Ihnen gegangen. In einigen Orten stellen wir direkt ( Stürmischer Beifall.) Unsere Organisation ist flärt. Bertreten sind die Deutschen durch 79 Delegierte, die Ordnung zu schaffen, seine Arbeiterklasse tulturell zu entwickeln, die Cadres für die politische Organisation. Kein Beruf hat ein so Tschechen durch 61, die Polen durch 30, die Ruthenen durch 4, die die verrottete soziale Gesetzgebung vorwärts zu treiben? Aber wir großes Interesse an der Erringung des allgemeinen Wahlrechts wie Slowenen durch 9 und die Jtaliener durch 4 Delegierte. fönnen nichts machen, ohne über diesen ersten Wall zu stolpern, an gerade wir. Seit vielen Jahren tut die soziale Gesetzgebung für Der Parteitag gelangt nunmehr zum nächsten und letzten diese Mauer zu stoßen. Deshalb müssen wir über diese Mauer! die Eisenbahner absolut nichts. Die Erbitterung unserer Leute Punkt seiner Tagesordnung: Das Wichtigste ist, daß die Arbeiterklasse weiß, was vorgeht. ist außerordentlich groß, sie warten nur auf das Signal.( LebDer Generalstreik. Gehen Sie zu den Deutschen , den Tschechen, den Italienern, den hafter Beifall.) Die Organisation wird alles aufbieten, um die Slowenen und den Polen , die ja die Nachbarn der russischen Re- Blinden sehend, die Tauben hörend, die Zaghaften mutig zu machen. Dr. Victor Adler : Unter wesentlich anderen Umständen haben volution sind, überall werden Sie sehen, die Arbeiter wissen: Es Verlassen Sie sich darauf: Wir werden bereit sein,( Stürmischer wir diesen Punkt auf die Tagesordnung gesetzt, als die Umstände geht etwas vor, was wir nicht gehofft haben zu erleben, es geht Beifall.) find, unter denen ich über ihn spreche. Vor einem Jahre war der etwas vor, was geschichtlich ist, was es uns unmöglich macht, Adelheid Popp : Wir Frauen werden es als unsere Aufgabe Massenstreit für die österreichischen sowie für alle anderen Sozial- barum werden wir den Massenstreit machen können, jest oder fondern auch die Frauen, die in der Heimarbeit und in der peiter zu leben in der Schande.( Stürmischer Beifall.) Und betrachten, nicht nur die Arbeiterinnen aus den Fabriken zu nehmen, demokratien ein Gegenstand ernster, aber wesentlich akademischer Erörterung. Seit 5 Jahren hat sich um diesen Gegenstand nicht nie Zwar ist das österreichische Proletariat wohl ein opfer- auswirtschaft tätig sind, aus Hemmnissen in begeisterte nur eine umfangreiche Literatur, sondern auch eine rege, zum Teil fähiges, aber auch ein armes Proletariat. Allein fo arm wie wir, Mitstreiterinnen der Männer zu verwandeln.( Stürmischer aufgeregte Diskussion entwidelt. Die Idee, daß das Proletariat find die Proletarier Rußlands auch( Stürmischer Beifall.) Beifall.) im Klaffenkampf die Waffe benutzen soll und kann, die ihm die Was wir verhindern müssen, ist, daß voreilig und überflüssig In gleichem Sinne spricht Genossin Mack aus Prag. natürlichste ist: daß es die Arbeit niederlegen kann, ist nicht von Kraft vergeudet wird, daß die Leidenschaft an einzelnen Orten Für die Wiener Holzarbeiter spricht Richter: Wir wissen, daß Theoretikern ausgeheckt und nicht philosophisch begründet worden, Kräfte müssen konzentriert werden mit derjenigen Disziplin, die spielen können. Aber am entscheidenden Tage werden die Wiener überschäumt und die Kraft für den Hauptkampf schwächt. Die wir, die wir in Kleinbetrieben arbeiten, keine entscheidende Rolle sondern sie liegt dem Proletariat in Fleisch und Blut. Das große dem Kampfe die größte Wirkung bringt und den Kämpfern die ge- Holzarbeiter bis auf den letzten Mann die Werkstätten verlassen. Wert:„ Alle Räder stehen still, wenn dein starker Arm es will" ist nicht von einzelnen Denkern des Proletariats in das Bewußtsein ringsten Opfer auferlegt. Und dafür können wir sorgen, weil wir( Stürmischer Beifall.) der Maffe hineingetragen worden, sondern dieser Gedankengang die Erziehung der Arbeitermassen durch die Gewerkschaften Diamand- Lemberg: Wir sind mehr als die Nachbarn der Ne= entspricht und entspringt der ökonomischen Funktion des Proletariats in der heutigen Geſellſchaft. Es gibt keinen internationalen werkschaften sich für den Massenstreit entscheiden sollen. Bei uns besät. In den russischen Sterkern ſizen Genossen aus unserer OrIn Deutschland sind Auseinandersehungen gewesen, ob die Ge- volution. Ihre Schlachtfelder sind mit den Knochen unserer Brüder fißen Rongreß, auf dem dieſes Stampfmittel nicht erörtert und durch wird es solche Stämpfe nicht geben. Bei uns find die Gewerk- ganiſation. Wir sind ein induſtriell zurückgebliebenes Land dank Resolutionen erledigt werden mußte. Wenn wir vom„ Generalstreil" reden, so ist das eigentlich ein schaftler Sozialdemokraten und die Sozialdemokraten Gewerk - unserer Usurpatoren und unserem Adel. falscher Zungenschlag. Wir meinen immer den Maffenstreit", falscher Zungenschlag. Wir meinen immer den„ Massenstreit", schaftler, ganz wie in Deutschland , nur mit dem Kleinen Unterschied, industrielle Leben nicht so unterbinden, wie es Ihnen gelingen wird. nicht als letztes Mittel zur Aenderung der Gesellschaftsordnung, daß dasselbe gewerkschaftliche und sozialdemokratische Gehirn die Aber wir werden diesen Mangel durch unsere Begeisterung fondern als ein heutiges Mittel für den heutigen Kampf gesamte Aktion leitet. Das Proletariat Desterreichs hat nur eine und unsere Energie ausgleichen.( Lebhafter Beifall.) Maschine, nur ein Organ, wenn es gilt, Lebensnotwendigkeiten Wityk- Lemberg( Ruthene): Auch mein Volk stellt seine Märin beſtimmten Momenten des Klassenkampfes, mag er sich nun auf für die politische und für die gewerkschaftliche Organisation zu threr für die russische Revolution. In der Ukraine sind wir tätig, politische oder auf wirtschaftliche Forderungen beziehen. Der Begriff des Massenstreits hat Wandlungen durchgemacht erkämpfen.( Lebhafter Beifall.) und in Charlow, Bultawa und Jekaterinoslaw ist ruthenisches Blut Die Vorbedingung für den Massenstreit soll er gelingen geflossen. Wir haben dort großen Einfluß, wo ihn die Genoffen nicht durch Nachdenken am Schreibtisch, sondern durch die Tat- ist, daß gewerkschaftliche und politische Organisationen vorhanden sonst nicht haben: bei den Randarbeitern und Bauern. Vor zwei fachen, die wir erlebt haben. Wir haben den Massenstreit in find. Aber in diesem Sinne sind wir nicht mehr bei der Vor- Jahren hatten wir einen großen Landarbeiter- und Bauernstreik, Belgien gehabt und haben 1893 gerufen: Man wird belgisch bereitung, sondern bei der Ausnuzung der Kräfte, die schon an der die galiziſche Schlachta auf das empfindlichste traf. reden, so wie wir jekt rufen: Wir werden russisch reden. Wir gesammelt sind. Wenn wir nachher wieder zusammenkommen, gvarstreits werden wieder ausbrechen, fie fürchten die Schlachzigen haben ihn in Belgien mit wechselndem Erfolge erlebt, wir haben werden wir uns überlegen, wie wir für den nächsten Kampf die am meisten. Für den Augenblick werden wir noch andere Mittel ihn in Italien , Holland und Schweden gesehen, er hat sich als Tat- Organisation stärker machen. Unsere Organisationen werden jetzt anwenden, die ich hier nicht nennen will.( Stürmischer Beifall.) ſa che entwickelt, er ist als Tatsache etwas anderes geworden, zeigen, was sie können. In zwei Stunden hatten wir in Wien Nur so viel: Wir werden die Schlachzigen in ihren Häusern zu er ist von der Absicht, alle Räder still stehen zu lassen, zu der Tat- gestern abend die Probemobilisierung. Wird Alarm geblasen, so finden wissen!( Erneuter Beifall!) fache geworden: große Streits zu veranlassen und durchzuführen tut Wien seine Schuldigkeit. Und so wie gestern am Franzensring, an den Stellen, wo sie dem Staat und den öffentlichen Gewalten wird es auf allen Kampfplätzen aussehen, die Desterreich hat. am empfindlichsten sind. ( Lebhafte Zustimmung.)
Man hat darüber gestritten, was aus dem Massenstreit werden kann, man hat die Grenze zwischen Massenstreik und Revolution zu ziehen versucht und behauptet, sie seien dasselbe. Auf dem Papier lassen sich beide Dinge vereinigen und ausein anderlegen je nach Bedarf. Aber mit allgemeinen Urteilen tommt man nicht aus. Wir haben den Massenstreik in Italien aus Anlaß der Arbeitermassatres gesehen: er wurde mit italienischem Feuer geführt, und doch ist keine Revolution daraus geworden. Wir haben erlebt, wie die Massenstreits in Rußland und Polen begannen: Zu nächst in rein ökonomischer Form um die Regelung der Lohnberhältnisse. Aber die Zeit war reif, das Proletariat tonnte seine persönlichen Forderungen bon dem allgemeinen politischen Bedürfnisse nicht mehr trennen, und die Streits, die in beschränkter Form begannen, wurden zu großen politischen Streits, die gewiß in erster Linie zu dem glorreichen Resultat beitrugen, das wir alle jauchzend miterlebt haben.
Und nun zu Oesterreich : 1894 hat eine wichtige Bedingung für den Massenstreit gefehlt. Er wäre damals gekommen, nachdem die Entscheidung in der Hauptsache schon vorüber war, er wäre in die Arbeiter hineingetragen worden in einer Zeit, wo ihre großen Massen weder von der politischen, noch von der gewerkschaftlichen Organisation genügend ergriffen waren. Die Massen waren erregt, aber nachhaltige Dauer und Wirkung konnte man dieser Erregung nicht zutrauen. Aber die Verhältnisse haben sich geändert. Seit 12 Jahren sind wir stärker und unsere Gegner sind schwächer geworden.( Lebhafter Beifall.) Und wenn der Erfolg des MassenStreits davon abhängt, daß das Ziel, das im Augenblick beabsichtigt ist, auch wirklich erreichbar, daß die Erfüllung der Forderung reif ist. so müssen wir sagen: War unser Ziel 1894 reif, so ist es heut überreif.( Stürmischer Beifall.)
Bei alledem gilt es einen naheliegenden, aber mißverständlichen Gedanken zu bekämpfen. Man sagt: Wenn ich den Maffenstreit machen kann fürs Wahlrecht, fürs Koalitionsrecht, für den Achtstundentag, ja, zum Teufel auch, warum kämpfe ich da für diese Kleinigkeiten, warum kämpfe ich da nicht ums Ganze? Dieser Gedanke, der in allen steckt, ist das schwerste Hindernis für die zielfichere Anwendung des Massenstreiks. Es sollte aber flar sein: Wenn wir auch eine bestimmte Macht errungen haben, so haben wir doch nicht die Allmacht, und wenn unsere Gegner auch schwächer geworden sind, so ist doch noch ein weiter Weg bis zu ihrer Ohnmacht.( Sehr irchtig!) Wir dürfen nicht vergeffen, daß die herrschenden Gewalten anders kämpfen, wenn fie ihr Leben verteidigen, als wenn sie sich gegen die Erfüllung von Forderungen wehren, die sie längst hätten erfüllen können.
haben.
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Redner verlieft folgende Resolution: Resolution zum Puntt 5: Der Massenstreit Der Gesamtparteitag steht auf dem Boden des Beschlusses des Amsterdamer Sozialistentongresses. Er weist daher phantastische Projekte eines nationalen oder internationalen General ftreits zum Zwede der Aenderung der Gesellschaftsordnung ab, mögen diese Projekte von anarchistischer, anarcho- sozialistischer" oder syndikalistischer" Seite ausgehen.
Deshalb können wir das
Große
Cingr- Mährisch- Ostrau, Dolinsek- Trifail( für die slovenischen Bergarbeiter) und Habermann- Pilsen ( für die tschechischen Landarbeiter), Pieftiner- Czernowvik, Kristan- Wien ( Slovene), TittoniTriest erklären die Bereitschaft ihrer Organisationen für den Maffenstreit.
Damit schließt die Debatte.
In seinem Schlußwort bezeichnet Dr. Adler als Zived der Debatte den Nachweis, daß nicht aus einer plöblichen Stimmung heraus, sondern nach ruhigen, langjährigen Erwägungen ein Plan beschlossen wird, der bis in alle Einzelheiten durchdacht ist und innerhalb der Grenzen der Kraft des österreichischen Proletariats Hingegen erkennt der Parteitag an, daß der Massenstreit in liegt. Das haben die Worte bewiesen, die wir von den Vertretern einzelnen großen Betriebszweigen ein äußerstes, aber wirksames der organisierten Arbeiterschaft der größten Industriezweige und politisches Kampfmittel sein kann, das in bestimmten entscheiden von den Vertretern der Arbeiterschaft aller Provinzen und Nationen den Augenblicken zu klar bestimmten und umgrenzten Zwecken die gehört haben. Gestern abend haben 500 Vertrauensmänner Wiens ganze Kraft der politisch und gewerkschaftlich organisierten Ar- einstimmig beschlossen, daß am Tage des Zusammentritts des Parlabeiterschaft zur Geltung zu bringen vermag, um entweder einen ments die Arbeit in Großwien ruhen wird.( Stürmischer Beifall.); reaktionären Anschlag der Machthaber auf das politische und Und Wien wird an diesem Tage nicht allein bleiben.( Erneuter ökonomische Recht des Proletariats abzuwehren oder um ihren Beifall.) Sagt jetzt den Genossen im Lande: Der Parteitag hat Tetzten Widerstand gegen die endliche Gewährung eines längst ernsthaft geprüft, hat mutig beschlossen. An Euch ist es nun, fällig gewordenen Rechtes des Proletariats endgültig zu über- mutig und aufopfernd zu handeln und dafür zu sorgen, daß diese Schlacht für unser Recht zum vollen Siege führe. Den
winden.
In diesem Sinne ist die Bereitschaft zum Masien- Freunden und den Feinden rufen wir zu, daß wir nicht weichen streit nicht die Gefährdung der politischen und gewerkschaft werden, foste es, was es wolle!( Stürmischer Beifall.) lichen Organisation der Arbeiterschaft, sondern eines der schärfsten Die Resolution für den Massenstreit wird hierauf unter Tautem Mittel, um die Möglichkeit und Sicherheit jeder Art der prole- Jubel einstimmig angenommen. tarischen Organisation dauernd zu schüßen.
Der Erfolg dieses Kampfmittels hängt von denselben Bedingungen ab wie der jedes proletarischen Kampfes überhaupt: von dem Grade und der Verbreitung des Klassenbewußtseins, von der Stärke, der Festigkeit und Einheitlichkeit jeder Form, insbesondere der gewerkschaftlichen Form, der Organisation der Arbeiterschaft und schließlich von der einhelligen, energischen und opferbereiten Durchführung.
Der Parteitag fordert darum die Arbeiter Desterreichs auf, gerade in diesen Tagen der politischen Krise, die zu jeder Stunde die Notwendigkeit einer einschneidenden Aftion herbeiführen tann, mit verdoppeltem Eifer an dem Ausbau ihrer politischen und gelverkschaftlichen Organisation zu arbeiten, die in der Zeit des Stampfes um so leistungsfähiger sein und ihre Gefahren um so sicherer überdauern wird, je gefesteter und größer sie ist.
Der Parteitag legt die Entscheidung, ob und in welchem Augenblick in den Kampf ums Wahlrecht, dessen Er ringung eine Lebensnotwendigkeit für das Proletariat geworden ist, auch mit der Anwendung des politischen Massenstreits eingegriffen werden muß, in die Hände der Vertrauensmänner der Organisationen des Proletariats und weiß, daß sie sich ebenso des vollen Gewichtes der Verantwortung für eine Aftion bewußt sind, die dem Proletariat schwere Opfer auferlegt, als auch der Verantwortung dafür, daß nichts unterTassen werde, was geeignet ist, den Sieg des guten Rechtes der Arbeiterschaft herbeizuführen.
Dr. Adler schließt: Parteigenossen! Diese Resolution legt Ihren
ihrem Namen zu geloben, daß fie diese Pflicht erfüllen werden. Wir erwarten von Ihnen, daß Sie dafür sorgen, daß das Proletariat in Desterreich seine Pflicht tut, feine Pflicht tut in diesem Stampfe um unser aller Leben!( Stürmischer, minutenlanger Beifall.)
Ich sage, der Massenstreit ist attuell geworden ( Stürmischer Beifall.), ich sage das im vollen Bewußtsein, damit auszusprechen, daß die Arbeiterklasse im Begriff ist, eine Summe schwerer Opfer auf sich zu nehmen. Nicht leichtherzig, sondern nach ernster Prüfung unserer Gewissen nehmen wir alle diese Verantwortung auf uns.( Lebhafter Beifall.) Der Massenstreit ist ein äußerstes Mittel, aber nur für unseren Entschluß, weil wir dem Proletariat auferlegen müssen zu hungern für sein gutes Vertrauensmännern eine große Pflicht auf. Ich getraue mich in Recht! Aber der Massenstreit ist nicht das äußerste Mittel in bem Sinne, daß er das letzte Mittel ist!( Stürmischer, langanhaltender Beifall.) Geben wir uns darüber keiner Täuschung hin, und wollen wir über die Lehren der Geschichte, der allerältesten wie der aller neuften, nicht hinwegsehen. Wir wollen uns nicht täuschen, wir baben auch keinen Grund, andere zu täuschen.( Stürmischer Stein- Wien( Tscheche) empfiehlt in begeisterten Worten, als Beifall.) Wenn wir der Arbeiterschaft zurufen, sich bereit zu halten, zweiter Referent, die Resolution für den Massenstreik. so tun wir es nicht, weil wir den Massenstreit gern auf uns In der Debatte erklärt nehmen. Jeder von uns weiß, welche Gefahr für den Einzelnen, Heinrich Beer( Metallarbeiter, Wien ), daß der Streit gemacht welche Gefahr für die Organisationc fein fann. Aber es werden muß, weil die Zustände unerträglich geworden gibt Zeiten im Leben der Völker, Momente im Klaffenkampf des find, in politischer, wie in gewerkschaftlicher Hinsicht. Die Erringung Broletariats wie jeder anderen Klasse, wo ein Zustand unerträglich des allgemeinen Wahlrechts ist ein wichtiges Instrument, um weitere geworden ist. Sollten wir in die Lage fommen, nicht nur unser Forderungen der Arbeiterschaft durchzusehen. In den ausschlagLeben täglich dem Dienste des Proletariats au mid men, sondern gebenden Industrieen( Bergbau, Transportmittel und Lebensmittelunser Leben auch zu beendigen im Dienste dieses Proletariats industrie) muß der Hauptschlag geführt werden; in der Metall- und -nun, ich fage es Ihnen ganz ruhig und ganz nüchtern in Textilindustrie muß der Streit ben Kapitalisten so fühlbar werden, diefem Desterreich hat sich der Wert des Lebens so sehr vermindert daß sie auf die schwache Regierung drücken. Gehen wir an die ( Stürmische Zustimmung.), unser Leben ist so vergällt, ist uns so Arbeit, bereiten wir den Streit vor.( Lebhafter Beifall.) zum Efel geworden, weil jede Möglichkeit fehlt, menschlich zu Hornof- Prag ( Metallarbeiter, Tscheche) gibt dieselbe Erleben, daß dieses Leben keine bessere Widmung erfahren fann, flärung ab. als geopfert zu werden, um dem Wolfe neues Leben, das des
In die Kontrolle der Gesamtparteibertretung werden gewählt: Raumann, Kubalet und Frau Schlesinger- Wien . Auf Vorschlag der Gesamterefutive werden die Punkte der Tagesordnung: Alters., Invaliden- und Witwen- und Waisen- Versicherung sowie Militarismus von der Tagesordnung abgesetzt.
Im Namen der Gesamtegekutive schlägt Pernerstorfer eine Rundgebung für das allgemeine Wahlrecht, die der Parteitag an die Völter Desterreichs erlaffen soll, vor. Das Manifest lautet: Der Gesamtparteitag der sozialdemokratis schen Arbeiterpartei Oesterreichs an das ar beitende Volt aller 8ungen Oesterreichs . Der Zarismus hat sich vor der Revolution gebeugt. Die Völker Rußlands haben die Despotie besiegt. Die Freiheit ist in Rußland auf dem Marsche. Der Zar hat sich für das allgemeine Wahlrecht erflärt. Rußland hat Desterreich überflügelt.
Aber auch der König von Ungarn hat das allgemeine Wahlrecht in sein Programm aufgenommen. So stehen die Völfer Oesterreichs zwischen dem schon erkämpften allgemeinen Wahlrecht in Rußland und dem versprochenen allgemeinen Wahlrecht in Ungarn auf der einen Seite und dem allgemeinen Wahlrecht des Deutschen Reiches auf der anderen Seite mittendrin, behaftet mit einem Parlamente, dessen Grundlage die Kurienschande, eine unerträgliche Form der politischen Ungerechtigkeit ist. Dieser Zustand ist nicht mehr zu ertragen. Wir fragen: Ist das arbeitende Wolf Desterreichs minderwertiger als das Proletariat Rußlands und Ungarns ? Soll das bittere Unrecht, das die Völker Desterreichs nun 38 Jahre lang gedrückt hat, noch weiterbestehen? Sollen wir nicht allein den Völkern des Westens, sondern sogar denen des Ostens zum Gespötte dienen? Haben wir nicht so viel Kraft in uns, den Schrei nach Recht, den wir unablässig erhoben haben seit Jahrzehnten, nun endlich in die Tai umzuseßen? Sollen wir uns noch länger den Uebermut der Topflojen Staatsmänner und hülflosen Parteiführer einer unfähigen Bourgeoisie gefallen lassen?
Nein, arbeitendes Volt in Oesterreich , Deine Geduld ist zu Ende. Wir wollen nichts mehr von Vertröstungen und Hinhaltungen wissen. Wir verlangen unser primitivstes Recht in fürzester Zeit. Wir wollen anerkannt werden als gleichwertige Staatsbürger, der Kurienwahnwik darf kein neues Parlament mehr gebären. Wir fordern das allgemeine, gleiche und direkte Wahlrecht von der Regierung und dem Parlament. Wir fordern es als unser Recht und als die erste Lebensnotwendigkeit Defter reichs und seines geistigen und wirtschaftlichen Fortschrittes. Arbeitendes Volt! In dem großen weltgeschichtlichen Augenblick, den wir eben mit erleben, eröffnen wir von neuem den Kampf um das allgemeine, gleiche und direkte Wahlrecht. Wir sind entschlossen, diesen Kampf mit dem Massenstreit, mit den äußersten Mitteln zu führen.