daß nach Beendigung der Arbeitseinstellung bei den elektrischen Werken die Arbciterzahl der in der Nähe des Nordrings gelegenen Fabriken beträchtlich vergrößert worden ist, hat dem Vernehmen nach die königl. Eisenbahndirektion Berlin veranlaßt, die Züge auf dem Nordring weiter zu verstärken und die bau- lichen Anlagen auf einigen Stationen, namentlich soweit sie den Ab- und Zugang vermitteln, zu verbessern. Es wird auch die höchste Zeit, daß die Nordringziige verstärkt werden, denn die auf diesem Gebiete herrschenden Mißstände schreien schon längst— und nicht erst nach Beendigung der Arbeitseinstellung bei den elektrischen Werken— zum Himmel. Bei den elektrischen Versuchsfahrten auf der Strecke Nieder Schönewcide— Spindlersfeld handelt es sich zunächst um die Prüfung verschiedener Neuerungen an den für die Hamburger Stadtbahn bestimmten Triebwagen. Die Versuchsfahrten werden noch einige Zeit andauern, und da die Stadtbahnverwaltung danach erst auf der Hamburg — Altonacr Strecke Erfahrungen zu sammeln beabsichtigt, liegt die Umwandlung der Berliner Stadtbahn für den elektrischen Betrieb noch in ziemlich weiter Ferne. Interessant ist die Ge- samtanordnung der neuen elektrischen Zugcinheit, wie sie für den Stadt- und Vorortbctrieb gedacht ist. Sie besteht aus zwei kurz- gekuppelten, langen Wagen und enthält drei Motoren, von denen zwei an dem Zugende liegen, an welchem die Stromentnahme— durch zwei Bügel— erfolgt. Diese Anordnung empfahl sich, weil so zwei Gefahrenpunkte(der Strom in der Oberleitung hat be� kanntlich(5000 Volt Spannung) dicht beieinander liegen. Der Ar beitsstrom gelangt zunächst in die Umformerkammer und wird von hier erst den Motoren in einer Spannung von 750 Volt zugeführt. Bei der Fahrt arbeiten die vorn und hinten befindlichen Motoren gleichzeitig. Auf den Betriebsbahnhöfen ist eine Stromspannung von nur 300 Volt vorgesehen. Die Wagen sind dreiachsig und so angeordnet, daß bei der Zugeinhcit je zwei Achsen mit Drehgestell an den äußeren Enden stehen. Zu unbegründeten Mordgerüchtcn hat gestern und vorgestern die Auffindung zweier Frauenleichen Veranlassung gegeben. Im erstereu Falle handelt es sich um folgenden Tatbestand: Seit dem 1. Oktober hauste die am 1. Dezember 1848 geborene Witwe Anna Steick in einem bescheidenen Stäbchen in dem Hause Hagelsbcrger- straße 30. Seit dem 21. Oktober hatte die Alte nichts von sich hören und sehen lassen. Den Nachbarsleuten war dies allmählich aufgefallen. Als Frau St. auch bis zum vorgestrigen Mittwochabend nicht aus ihrer Wohnung herauskam, schöpfte man Verdacht. Es wurde die Polizei requiriert und die Stubentür gewaltsam gc- öffnet. Auf dem Fußboden lag die Vermißte als Leiche. Eine Woche hindurch hatte sie tot dort gelegen. Die Todesursache konnte nicht an Ort und Stelle mit Sicherheit fest- gestellt werden. Es hat jedoch allen Anschein, daß die Witwe in einem Anfall von Herzschwäche in ihrer Kammer zusammen- gebrochen und hülflos gestorben ist. Irgend welche Spuren äußerer Gewalt waren an der Toten nicht zu entdecken. Zur Feststellung der genauen Todesursache wurde die Leiche nach dem Schauhaus gebracht.— Der zweite Fall wird uns aus Rixdorf gemeldet. Dort hat in dem Hause Hobrechtstraße 1 die 70 Jahre alte Witwe Sophie Schulz geb. Galle eine kleine Wohnung inne. Auch die Sch. wurde seit einer Reihe von Tagen von den Mitbewohnern vermißt. Als gestern nachmittag der Schuhmacher Friedrich Feldmann aus der Warschauerstraße 37 seine Schwägerin, die Sch., besuchen wollte, klopfte er vergeblich an der Korridortür. Da F. auf seine Er- kundigungen bei der Nachbarschaft erfuhr, daß man seine Schwägerin schon seit Sonntag nicht mehr gesehen habe, ließ er die Wohnung öffnen. In ihrer Küche vor dem Herde fand man die Greisin als Leiche vor. Sie hatte jedenfalls das gleiche Schicksal geteilt als Frau Steick. Der sofort hinzugerufene Kreisarzt stellte fest, daß der Tod schon vor einigen Tagen infolge Herzlähmung ein- getreten ist. Die Gerüchte, die darauf hindeuteten, daß Frau Sch. einem Verbrechen zum Opfer gefallen sei, entbehren somit jeder Begründung. Der Viehbestand in Berlin . Nach den Erhebungen der städtischen Steuerdeputation aus Anlaß des Viehseuchengesetzes waren am 1. Dezember 1904 in Berlin 45 721 Pferde und 10 480 Stück Rind- Vieh vorhanden(gegen 43 732 bezw. 10 020 im Vorjahre). Nach dem Hnndesteuer-Kataster gab es im 1. Quartal 1904 in Berlin 37 208 Hunde; ihre Zahl hat sich gegen das Vorjahr um 1165 vermehrt. Die Sonntagsruhe im Handel mit Roheis und im Gewerbe- betriebe mit Eisfabriken regelt eine soeben veröffentlichte Polizeiverordnung des Regierungs-Präsidenten für die Gemeindebezirke Lichtenberg , Reinickendorf , Box- ha ge n- R u m m e l s bur g, Tegel , Weißensee, Erk- uer, Köpenick , Grünau , Mariendarf, Britz , Steglitz und Teltow sowie für die Gutsbezirke Köpenick- F o r st, P l ö tz e n s e e und für die zum Gemeindebezirk Rosen� t h a l gehörigen Ortsteile Wilhelmsruh und Nordend. Die für die Beschäftigung von Gehülfen, Lehrlingen und Arbeitern usw. freigegebenen Stunden sind für die einzelnen Gemeinden, die in drei Gruppen geteilt werden, verschieden festgesetzt; im übrigen entsprechen die Vorschriften dieser Polizeiverordnung, welche am 15. November d. I. in Kraft tritt, den für den Landespolizesi bezirk Berlin erlassenen Bestimmungen. Für Uebcrnahme des Rettungswesens in die Hände der städtischen Behörden tritt in einer Zuschrift an das„Berliner Tage- blatt" ein Arzt ein. Er schreibt:„Vor einiger Zeit war in der Presse die Notiz zu lesen, daß die städtischen Behörden zu Beginn des nächsten Jahres im Nathause eine Nachweisstelle für freie Betten in Krankenhäusern einzurichten gedächten, bei der eventuell auch Krankentransportwagen bestellt werden könnten. Die vor jetzt acht Jahren auf Anregung und unter Vorsitz des Geheimen Rats Pro- fessor v. Bergmann begründete Rettungsgesellschaft, deren in der Ziegelstraße im Langenbeck-Hause belegene Zentrale den Nachweis freier Betten in den Krankenhäusern als eine ihrer weitgehenden Aufgaben betrachtet, hat nach dem übereinstimmenden Urteil der Sachkenner besonders diese Aufgabe in mustergültiger Weise erfüllt. Da die Zentrale mit sämtlichen(nicht allein den städtischen) Krankenhäusern, nicht nur Berlins , sondern auch von Nachbar- gemeinden, ferner mit den in allen Teilen der Stadt verteilten neun Rettungswachen, mit dem Polizeipräsidium und noch anderen Stellen durch direkte Tclcphondrähte verbunden ist, so ist sie in der Lage, ihren Zwecken vollauf zu genügen. Allein im Jahre 1904 wurde die Zentrale in 47 516 Fällen in Anspruch genommen. Da auf allen Rettungswachen Aerzte und Heilgehülfen ständig anwesend sind, so ist es möglich, bei größeren Unglücksfällen durch einen ein- zigen Anruf Aerzte und Lmlfspersonal in genügender Anzahl und schnellstens an die Unfallstelle zu schaffen. Ganz besonders aber sind die über das ganze Gebiet von Groß-Berlin und namentlich auch in der von der minder wohlhabenden Bevölkerung bewohnten Peripherie verteilten zahlreichen Rettungsstationen der Rettungs- gcsellschaft, der Unfallstationen vom Roten Kreuz und der Sanitäts- wachen als Wachtstationen bei einem Einfall von Epidemien zu dienen berufen. Bei drohender Cholera zum Beispiel werden die a"f den Stationen befindlichen Aerzte die Erkrankten, bei denen sie die Erkrankung festgestellt haben, mit Hülfe der Zentrale, die das Hospital von dem Eintreffen des Kranken vorher benachrichtigt, un- vcrzüglich in das Krankenhaus schaffen, der Krankheit Verdächtige sofort an die vorgeschriebenen Stellen zur Bewachung überweisen, so daß sich die Stationen als treffliche Vorposten im Kampfe gegen Seuchen bewähren können. Solche Erfolge lassen sich nur durch die ständige Hülfsbercitschaft von Aerzten erzielen, und hieraus geht schon hervor, wie durchaus notwendig die V'rtbindung der Zentrale mit den Rettungsstationen ist. Es ist also, nur zu wünschen, daß die städtischen Behörden, die das Rettungswesen bisher nicht ausreichend versorgt haben, jetzt ganze Arbeit schaffen und die Einrichtungen, die von privater Seite in nicht genug anzuerkennender Weise ins Leben gerufen und erhalten worden sind, in eigene Verwaltung übernehmen. Tann kann und wird in sozialer und hygienischer Beziehung etwas wirklich Nutzbringendes und der Großstadt Würdiges geschaffen lSerden. Die Zentrale der Rettungsgesellschaft, die verschiedenen Rettungs- stationen, das vom Verband für erste Hülfe erst jüngst und unter Ueberwindung unendlicher Schwierigkeiten geschaffene Kranken- transportwcsen, der in der Zentrale der Rettungsgesellschaft befind- liche Krankenpflegenachweis, alles das gehört in das Gebiet städtischer Fürsorge. Die geplante Nachweisstelle im Rathause könnte nur beschränkten Wert haben und dadurch bisher bewährte Einrichtungen schädigen." Die hier geniachten Ausführungen decken sich im wesentlichen mit dem. was seit Jahren von sozialdemokratischer Seite im Roten Hause verlangt wurde. Die Sonntagsruhe der Schlächter auf dem städtischen Schlacht- hose in Gefahr. Für die Wiedereinführung der©onntagsarbeit auf dem städtischen Schlachthofe verwenden sich die Engros schlächtermeistcr in einer Petition an die städtische Schlachthosi direktion. Bekanntlich sind die Sonntagsschlachtungcn infolge einer umfassenden Bewegung der Schlächtergesellen vor einiger Zeit ver- boten worden. Die Engrosschlächter betonen nun, daß ihnen durch diese Maßnahme großer Schaden erwächst, da das am Montag zum Verkauf gelangende Fleisch am Tage vorher hergerichtet werde/ müsse. Insbesondere müsse der Talg und die Schinken am Sonntag präpariert werden. Hoffentlich ist die Organisation der Schlächtergesellen auf der Wacht, um den Anschlag auf die Sonntagsruhe abzuwehren. Schwerer Bauuufall auf den Aschingcrschen Adrißgrundstückcn. Nachdem erst kürzlich, wie wir berichteten, beim Niederlegen des Grundstücks Königgrätzerstr. 129, das wie die Nebenhäuser Nr. 124 bis 127 abgerissen wird, um Prachtbauten der Aschinger-Gesellschaft Platz zu machen, ein Arbeiter durch Absturz verunglückte, haben wir heute wieder einen ähnlichen Unglücksfall zu verzeichnen. Durch Einsturz eines Balkons wurde ein Arbeiter tödlich und ein anderer leicht verletzt, während es zwei weiteren Arbeitern gelang, sich noch rechtzeitig in Sicherheit zu bringen. Der Abriß der Gebäude ist durchweg bis zum ersten Stock vollendet. Ms nun gestern(Freitag) früh der Vorderbalkon des Hauses Nr. 125 niedergelegt werden sollte, brach dieser plötzlich in sich zusammen. Von den vier Arbeitern, die gerade ans ihm standen, retteten sich zwei durch einen Seitensprung. Zwei andere aber stürzten mit den Steinmassen zur Erde, wobei der 34 jährige verheiratete Arbeiter S ch l e m m e l aus Rixdorf vollständig unter den Steinmassen begraben wurde. Der Schreckensschrei, der über den weiten Bauplatz laut wurde, rief sofort Dutzende von Arbeitern an die Unfallstelle, die sich gleich an die Befreiung des Kameraden machten. Er wurde zwar noch lebend unter den Trümmern hervor- zezogen und durch einen schnell herbeigeholten Krankenwagen nach dem Elisabeth-Krankenhaufe geschafft, doch ist sein Befinden hoff- nungslos. Neben einem Bruch der Wirbelsäule scheint er noch andere schwere innere Verletzungen davongetragen zu haben. Ein Kollege von ihm, der ebenfalls mit in die Tiefe gerissen wurde, erlitt geringere Verletzungen. Einem Schutzmann, der sich gerade unter dem Schutzdache des Baues befand, wurde von dem herab- stürzenden Balkon beim Durchschlagen des Schutzdaches der Helm vom Kopfe gerissen, doch kam er mit dem bloßen Schreck davon. DaS Apollo-Theater hat mit einem reichhaltigen und ab- wechseluiigsreichcu Programm den neuen Monat angefangen. Da Berlin jetzt im Zeichen der Pariserinnen steht, hat sich auch das Apollo-Theater eine solche in Gestalt der Mad. D e b e r i o zugelegt, eine Französin, die ihre liebenswürdigen Chansons mit Zauber- und Perwandlungstricks begleitet. Eine ganz neue Spezies in der Akrobatenwelt sind die 3 Votgerts, welche mit ihren waghalsigen Tricks auf dem Schleuderbrett das Publikum in atemlose Spannung versetzen. RobertSteidl hat, wie immer mit seinem uuverwüst- lichen Humor, die Lacher stets auf seiner Seite. Das Ballett „Quadrille parisienne" wird von 24 Damen in farbenprächtigen Kostümen getanzt, Die Gebrüder Wille sind noch eine Zeit- lang gewonnen worden. Eingeleitet wurde der Abend durch Vinckes populäre Operette„Frau Luna ". Im Zoologischen Garten beträgt das Eintrittsgeld am heutigen ersten Sonntag im Monat 25 Pf. fiir die Person. Von nachmittags 4 Uhr ab konzertiert im großen Festsaale die beliebte Kapelle des Königin Augusta-Regiments, Dir. Przywarski. Versammlungen. Bor Einbrechern in Lackschuhen und Zylinder mögen Geschäfts leute und Hausverwalter auf der Hut sein. Sie gehören zu den Spezialisten, die durch die Decken leerstehender Wohnungen in die darunter befindlichen Läden einsteigen und dazu eine Strickleiter be- nutzen. Es sind zwei Spitzbuben, die gemeinsam arbeiten und ganz planmäßig vorgehen. Sie erkundigen sich, wo eine Wohnung im ersten Stock über einem Laden oder höher über anderen Geschäfts- räumen frei ist, tun so, als ob sie sie mieten wollten und lassei, sich vom Hausverwalter alles zeigen. Dabei untersuchen sie durch Klopfen, ob die Diele aus Holz besteht oder etwa gewölbt oder sonst gesichert ist. Einmal ftagten sie auch, ob es erlaubt sei und auch nachts nicht störe, wenn, sie in den Räumen einmal kräftig hämmerten, wie das in ihrem Geschäfte vorkommen könne. In der nächsten Nacht nach der Besichtigung kommen dann die„Mieter" mit Dietrichen, Sägen und Brecheisen, um die Geschäftsleute unter der Wohnung heimzusuchen. In mehreren Fällen wurden sie gestört und kamen nicht zum Ziel, in anderen hatten sie Erfolg, zuletzt in einem Seidenwarengeschäft in der Oranienstr. 135, wo sie für 2000 Mark Blusen und bares Geld erbeuteten. Die beiden Ein- brecher sind mittelgroß und gehen fein gekleidet; der eine trägt einen kleinen runden schwarzen Hut, der andere einen Zylinder und Lackschuhe. Mit Bcnzindämpfen vergiftet hat sich gestern bei der Arbeit der Lehrbursche Albert Bachwitz in der Glanzlederfabrik von Meyer in der Pinzen-Allee 54. Dort wird Benzin gebraucht, um das Leder zum„Tollen" weich zu machen. Bachwitz goß nun zu viel auf, so daß ich starke Dämpfe entwickelten, die er einatmete. Plötzlich brach er ohnmächtig zusammen und mußte mit einem Lückschen Wagen nach dem Krankenhause Moabit gebracht werden. Spurlos verschwunden ist seit Dienstag abend der t9jährige Hermann Schwahn, der bei den Eltern, Kottbuser Damm 16/17, wohnte. Es wird vermutet, daß dem jungen Mann irgend ein Unglücksfall zugestoßen ist oder er ist das Opfer eines Ver- brechens geworden. Bekleidet war derselbe mit dunklem Jackett- anzug, grau gestreiftem Ueberzieher. schwarzem geknifften weichen ~ilzhut, besaß einen vierkantigen grauen Spazierstock mit runder rücke und trug schwarze Schnürstiefel. In der freien Hochschule beginnt am Montag, den 6. November. von 8—9 Dr. Johannes Schubert seinen vierstündigen Zyklus über: „Geschichte des deutschen Volksliedes" mit erläuternden Gesangs- Vorträgen zur Laute.— Die Vorträge finden im Rathaus Zimmer 109 (Eingang Jüdenstraße) statt. Hörerkarten für die Mitglieder der Gewerkschaften zu ermäßigten Preisen bei Horsch, Gewerkichaftshaus, Engel-Ufer 15. Feuerbericht. Am Halleschen Ufer 34 kam in einem Stein- kohlenlager ein größeres Feuer aus. Es mußte längere Zeit Wasser gegeben werden, um die Gefahr zu beseitigen.— Gardinen, Kleidungs- tücke, Möbel ic. gingen dann in der Dcmminerstr. 6, Schillingstr. 36 und in der Dorkstr. 1 in Flammen auf, während es in der Kleinen Markusstr. 17 in einer Küche brannte.— Allerlei Gerümpel und Verpackungsmaterialien wurden in der Gontardstr. 3 und Kartons zc. in der Boxhagenerstr. 24 eingeäschert. Schließlich hatte die dritte Kompagnie noch Karlsbad 19 einen Brand zu unterdrücken, der den Fußboden und die Balkenlage ergriffen hatte.— Die übrigen Alarmierungen, die außerdem in der Zwischenzeit aus dem Zoologischen Garten, aus der Waldemarstr. 61 und noch aus einigen anderen Orten einliefen, waren auf„blinden Lärm" zurückzuführen. Zwei böswillige Alarmiruugen der Feuerwehr sind aus der Nacht zum Freitag zu melden. Sie führten nach dem Vinetaplatz und nach der Rügenerstraße. Da beide Alarmstcllen nicht weit von ein- ander entfernt liegen, so ist anzunehmen, daß ein und dieselbe Person in beiden Fällen in Bettacht kommt. Leider gelang es aber nicht, den frevelhaften Burschen bei seinem lichtscheuen Treiben ab- zufassen. Die herbeigeeilten Löschzüge mußten vielmehr unverrichteter Sache wieder abrücken. Ein probates Mittel, renitente Hausbesitzer zur Erfüllung ihrer gesetzlichen Verpflichtungen zu zwingen, hat der Amtsvorsteher in Nowawes-Neuendorf angewandt. Ter Bauunternehmer Schultheiß hatte vor seinem Hause an der Schulstraßenecke in Neuendors eine Veranda errichtet, die zur Etablierung einer Restauration Per- Wendung finden sollte. Da er jedoch nicht die polizeiliche Erlaubnis zu dem Bau eingeholt hatte, wurde er verurteilt, die Veranda wieder abzureißen; der Hausbesitzer war jedoch trotz amtlicher Aufforderung hierzu nicht zu bewegen, und so erschienen am Tonnerstag Mannschaften der Feuerwehr, welche unter Leitung des Gemeindebaumeistcrs die Veranda abrissen. Natürlich hatte der Hausbesitzer neben dem nicht unbeträchtlichen Schaden noch den Spott der zahlreichen Zuschauer zu tragen Zcntralverband der Töpfer. In der Generalversammlung der Filiale Berlin , die am 26. Oktober in den„Andreas-Festsalen" tagte, hielt Ernst Brückner einen Vortrag über„Partei und Gewerkschaften", der beifällig aufgenommen wurde. Auf Antrag von K e m n i tz, der bemertte, daß wohl viele mit den Ausführungen des Redners nicht ganz einverstanden wären und darum eine längere Aussprache nötig sei, wurde die Diskussion auf eine spätere Ver- sammlung vertagt.— Dann berichtete der Kassierer H e i n z i g über die Abrechnung vom dritten Quartal, die den Mitgliedern bereits im„Töpfer" gedruckt vorgelegt worden war. Die General- Versammlung erteilte dem Kassierer einstimmig Entlastung. Tie Filiale zählte am Quartalsschluß 2458 Mitglieder. Es wurde getadelt, daß viele von Berlin abgereiste Mitglieder sich nicht ab- gemeldet hatten und deshalb wegen Beitragsschulden gestrichen wer- den mußten.— Zur Vervollständigung der Bibliothek wurden außer den bereits zur Verfügung stehenden 100 M. noch 150 M. bewilligt. Ueber den kürzlich abgehaltenen G a u t a g berichtete Sorg. Die Diskussion über diesen Punkt wurde vertagt, bis der ausführliche gedruckte Bericht im„Töpfer" vorliegt.— Hierauf gab der Vor- sitzende Sorg den Bericht über die Fen st erfrage. Der Beschluß, vom 15. Oktober ab nur bei verglasten oder genügend verschalten Fenstern zu arbeiten, ist auf fast allen Bauten mit er- freulicher Konsequenz durchgeführt worden. 500 bis 600 Töpfer ließen die Arbeit ruhen. Die meisten konnten am Montagmittag oder am Dienstag weiterarbeiten, eine große Zahl war jedoch die ganze vorige Woche arbeitslos. Unterstützung wurde bis jetzt an 109 Kollegen zirka 850 M. gezahlt; viele dazu Berechtigte haben jedoch ihre Unterstützung nicht verlangt.— Auf Antrag des Vor- standes erklärte die Versammlung sich damit einverstanden, daß auch die in der Woche vom 15. bis zum 21. Oktober im Nachweis eingeschriebenen Arbeitslosen als durch die Fensterfrage in Mitleiden- schaft gezogen die Unterstützung erhalten.— Zum Revisor des Zentralvorstandes wurde Bohmhamel gewählt. Richtigstellung. In Nr. 255 des„Vorwärts" vom Dienstag, den 31./10. 05, in dem Bericht der am 29./10. 05 in Rixdorf stattgefundenen General- Versammlung des Zentral-Wahlvereins für Teltow-Beeskow-Storkow- Charlottenburg wird gesagt: Es wurde eine Kommission, bestehend aus den Genossen Baake, Zubeil, Wetzker, Thiel, eingesetzt usw. uslv.- Es muß heißen: Dem Zentralvorstande mit den Genossen Baake, Zubeil, Wetzker, Thiel ist der Auftrag erteilt, ein Statut des Kreis- Wahlvereins der Neuorganisation entsprechend auszuarbeiten. J. A.: W. Eberhardt. Vermifcktes. Eisenbahnunfall. Auf dem Bahnhofe Gebelsberg-Haufe fuhr, wie nach einer amtlichen Meldung aus H a g e n i. W. telegraphiert wird, gestern abend 7 Uhr 20 Minuten der Eilgüterzug 6075 ohne Auftrag bei falscher Weichenstellung ab und stieß nach 100 Meter im falschen Gleis auf einen vor dem Prellbock stehenden Güter- wagen. Dieser bohrte sich in den Führerstand der rückwärts fahrenden Tenderlokomotive ein und tötete den Lokomotivführer und den Heizer, beide aus Hagen . Eine aufregende Ueberfahrt hatte, wie ein Kabcltelegramm aus New Fork meldet, der Dampfer„Graf Waldersee" von der Hamburg- Amerika-Linie , der gestern dort eingetroffen ist. Während einer Musikaufführung auf dem Dampfer am Abend des 27. Oktober brach ein schwerer Sturm über das Schiff herein. Gleichzeitig entstand in einer der Vorratskammern Feuer. Die Fahrgäste waren indes von dem Konzert so in Anspruch genommen, daß sie von dem Feuer nichts bemerkten, obgleich die Hälfte der Besatzung des Dampfers zur Unterdrückung der Flammen kommandiert wurde. Großfeuer brach gestern morgen, wie aus Köln gemeldet wird, in der Horn- und Fischbeinfabrik von Wahlen in Köln-Ehrenfeld aus. veranlaßt durch die Explosion leicht brennbarer Flüssigkeiten, die dem Feuer zu nahe gekommen waren. Zwei in dem Raum beschäftigte Arbeiter wurden schwer verbrüht und in hofsnungs- losem Zustande dem Hospital überliefert. Sämtliche Kölner Feuerwehren traten in Aktion und verhüteten eine weitere Aus- brcitung des Brandes. Oeffentliche Bibliothek und Lesehalle z« unentgeltlicher Be- Nutzung für jedermann, S\V., Alexandrinenstr. 26. Geöffnet täglich von 5'/,— 10 Uhr abends, an Sonn- und Feiertagen von 9—1 und 3—6 Uhr. In den Lesesälen liegen zurzeit 515 Zeitungen und Zeitschnstcu jeder Art und Richtung aus. Freireligiöse Gemeinde. Sonntag, den 5. November, vonn. 8'/, Uhr, im Bürgersaale des Rathauses, Saal 109, Eingang Jüdenstraße: Versammlung. freireligiöse Vorlesung. — Um 10'/, Uhr vormittags in der Schul-Aula. leine Frankfurlerstt. 6: Vortrag dcS Herrn Dr. Bruno Wille :„Wer ist Christus? I. DaS Ideal antiker Sklaven." Gäste, Damen und Herren, sehr willkommen. Berein zur Bekämpfung der Tuberkulose.(Gegründet von ehe- maligen Patienten der Heilstätte in Belzig .) Sonnabend, den 4. November, abends 8'/, Uhr, in den Königsälen, Neue Königstr. 26: Vortrag über „Der Tuberkulosckongretz zu Paris ". Gäste herzlich willkommen. Verein der Buchdrucker und Tchriftgicsicr für Rixdorf-Britz. Sonntag, den 5. Dezember, nachmittags 2 Uhr: General-Versammlung. Deutscher Berein für Bolkshygiene(Ortsgruppe Berlin ). Sonn- abend, den 4. November, abends 8 Uhr, im Bürgersaale des Rathauses: Herr Pros. Dr. med. Rotter über„Die Wundbehandlung und die Ver- hütung von Wundttankheiten". Der Zutritt steht jedermann unentgeltlich frei.__ Berliner Marktpreise. Aus dem amtlichen Bericht der städtischen Markthallen-Direktion. Rindfleisch la 64—68 pr. 100 Psund, IIa 57—64. nia 50—55, IVa 40—48. Kalbfleisch la 83—88, IIa 70—80, lila 55—68, Hammelfleisch la 63—73, Ha 48—58. Schweinefleisch 68—75. Rotwild Psund 45— 51 Ps. Hasen Stück 3,50— 4,10, klein 1,50— 3,30. Kaninchen Stück 0,50—1,08. Krammctsvögel 0,20—0,25 Ps. Rebhühner, junge la 0,80 bis 1,16, junge lla 0,80—0,90, junge kleine 0,00—0,00, alte la 0,65—0,80, alte IIa 0,00-0,00. Hühner, alle 0.90—1,85, junge 0,75—1,80 das Stück. Tauben, junge 0,40—0,62, alte 0,35—0,46. Enten, junge 2,55. Gänse la, 3,50— 4,00, lla 2,50— 3,50 per Stück, la 0,60— 0,65, IIa 0,39—0,60 per Psund. Hechte 82—93 M.. Schleie, unsort. 105—112, Aale, groß 00-00, mittel 00,00 M. Plötzen 00—00 M. Karpfen 74—78, Lachs 00,00 M., Schellfische 16 M., Flunder 21 M. pro 100 Psund. Schottische Vollheringe(gesalzen) 36-38 M Zttebse, kleine. Schock 00,00 M.. unsortiert 0,00 M. Eier, Schock 0,00. Butter pro 100 Psund la 120—124, IIa 114—120, lila 110—114, abfallende 100—110. Kartoffeln pr. 100 Psd. rote 2,00—2,20, Rosen 0,00—0.00 blaue 0,00—0,00, runde weiße 1,80—2,00. Wirsingkohl pr. Schock 4.00—8,00, Weißkohl 6,00-8.00. Rotkohl 4,00-8,00, Holl. 10-13 M. Saure Gurken, neue. Schock 0,00. Verantwortlicher Redakteur: Hans Weber, Berlin . Für den Inseratenteil vertlittw.: Glocke, Berlin . Druck u, Lttlag: Vorwärts vvchdruckerü u. Verlagsanstalt Paul Singer& Co., Berlin SW.