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Nr. 283. 22. Jahrgang.

1. Beilage des Vorwärts  " Berliner Volksblatt. Sonntag, 3. Dezember 1905.

Parteigenossen von Berlin   und

Umgegend!

Sonntag, den 17. Dezember 1905, mittags präzise 12 Uhr, findet in den Germania- Festsälen"( oberer Saal), Berlin  , Chausseestraße 103, die Beratung und Beschlußfassung über das Statut des Verbandes der Sozialdemokratischen Wahl bereine Berlins   und Umgegend, sowie die Wahl der Vorstands­mitglieder statt. Zutritt haben nur die mit Legitimationskarten versehenen Vertreter der Sozialdemokratischen Wahlvereine Groß- Berlins  . Vertreter der Presse wollen sich wegen Eintrittskarten an den Genossen

wenden.

Eugen Ernst  , Buchdruckerei ,, Borwärts", SW., Lindenstr. 69, 2. Hof, 2 Tr.

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proviantierung der Truppen dienen; aber noch ist uns nicht der mindeste der Bahn! Telegraphieren Sie noch heute hinaus, Nachtveis dafür erbracht, daß für Südwestafrifa eine dauernde Ver- damit der Bau gleich beginnen fann. ( Lachen bei stärkung der Schußtruppe bis zu der jetzt vorhandenen Stärke er- den Sozialdemokraten.) Sie sagen, die Hottentotten haben ihre forderlich ist. Nur baut man aber doch Eisenbahnen nicht Gewehre abgeliefert! Ja gewiß, 74 alte Gewehre aus dem vorigen ein Aufstand in dieser Form und Ausdehnung kann sid ja doch nicht fie, und später graben sie sie wieder aus und schießen und damit allein eines vorübergehenden militärischen Bedürfnisses willen, denn Jahrhundert, die haben sie abgeliefert. Die neuen aber vergraben wiederholen. Ueber das wichtigste also, über die wirtschaftlichen tot.( Heiterkeit bei den Sozialdemokraten.) Noch kämpft Morenga, Ansichten der Bahn, darüber schweigt des Sängers Höflichkeit in lange noch wird unsere Truppe im Süden bleiben müssen. Für eine Rentabilitätsberechnung aufzustellen, aber man wird dann 3ch bitte sie also, bewilligen Sie die Bahn und bewilligen Sie der Denkschrift vollständig. In der Tat wird es sehr leicht sein, diese Besabung aber ist die Bahn einfach eine Lebensbedingung. nicht übersehen dürfen, daß andere Einnahmen als vom Reiche fofort!( Lebhafter Beifall rechts und vereinzelt links.) nicht zu erwarten sind, daß das Reich alle Ausgaben leisten, aber auch alle Einnahmen liefern wird.

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Die Kommission zur Vorberatung der Statuten. wie von Schwarzmalerei. Dreizehn Jahre hindurch haben die amt- was wir schon vorher vermißt haben. Nach Mitteilungen, die ihni

Reichstag.

5. Sizung vom Sonnabend, den 2. Dezember 1905, nachmittags 1 Uhr.

Am Tisch des Bundesrats: Frhr. v. Richthofen  , Frhr. 6. Stengel, Prinz Hohenlohe- Langenburg  . Eine Anzahl Rechnungsfachen wird ohne Besprechung in erster Beratung erledigt. Der Gefeßentwurf betr. die Kontrolle des Reich 3 haus halts, des Landeshaushalts von Elsaß- Lothrin­ gen   und des Haushalts der Schuhgebiete für das Rechnungs­jahr 1905 wird ohne Besprechung in erster Lesung erledigt und in zweiter Beratung angenommen.

Es folgt die erste Beratung des Gesezentwurfs betr. die Fest stellung eines zweiten Nachtrags zum Haushaltsetat für die Schuß­gebiete für das Rechnungsjahr 1905. Nach der Vorlage sollen dem Reichskanzler 5 050 000 M. für den Bahnbau Lüderikbucht- Subub zur Verfügung gestellt werden. Stellvertretender Kolonialdirektor Bring Hohenlohe- Langenburg  : Nachdem ich erst vor einigen Tagen die Stellvertretung des Beurlaubten Kolonialdirektors übernommen habe, werden Sie nicht bon mir erwarten, daß ich Ihnen über alle Einzelheiten der Kolonialverwaltung Auskunft geben kann, da es bei dem Um­fange der Tätigkeit, welche die Kolonialverwaltung entfaltet, nicht möglich ist, in so kurzer Zeit sich eine umfassende Uebersicht zu verschaffen. Ich werde mir daher erlauben, meine Räte zu be­auftragen, den Herren in allen Einzelheiten Rede und Antwort zu stehen.

Heute handelt es sich aber um eine Vorlage, welche von einer derartigen Wichtigkeit und verhältnismäßig so klar ist, daß ich es für meine Pflicht halte, sie Ihnen selbst warm ans Herz zu legen. Es handelt sich um den Eisenbahnbau Lüderihbucht­Kubub. Die ganz abnormen Aufwendungen, welche für den Transport von Furage und Proviant gemacht werden mußten für denjenigen Teil der Schuttruppe, welcher gegen die Hottentotten tämpft, hat die Gedanken nahe gelegt, ob es nicht möglich wäre, hier Abhilfe zu schaffen.

Die Verhältnisse haben sich durch den Tod Hendrik Witbois und die Unterwerfung feines Nachfolgers fehr gebessert, immerhin ist nicht sicher, wie sich die Verhältnisse im Süden gestalten werden, da dort die Hottentotten unter der Führung des tatkräftigen Häupt­lings Morenga stehen. Ein neuer schwieriger Um­stand hat sich durch Einschleppung der Rinderpest auf dem so­genannten Beiwege" von Lüderizbucht nach Subub herausgestellt. Wir sind dieser Gefahr durch fofortige Tötung sämtlicher verdäch tigen Tiere begegnet. Trotzdem haben sich die Schwierigkeiten wesentlich erhöht, namentlich infolge des Ausfalls an Ochsenwagen. Dadurch wird der Ihnen vorgeschlagene Bahnbau besonders dringend. Was die finanzielle Seite anlangt, so wird sich eine möglichst baldige Ausführung der Bahn als eine große Ersparnis herausstellen. Eine Verzinsung und Amortisation von zusammen 8 Proz. wird sich immerhin noch als eine Ersparnis von mehreren Millionen herausstellen.

Die alsbaldige Jnangriffnahme des Bahnbaus, falls der Reichs­ tag   die Bahn bewilligt, ist der Deutschen Kolonialgesellschaft für Eisenbahnbetrieb in Südwest- Afrika, an deren Spike die bekannte Firma Lenz u. Co. steht, übertragen. Der Bau der Bahn würde innerhalb 8 Monaten fertig gestellt werden können. Schon vor der ganzen Fertigstellung fönnten einzelne fertiggestellte Teilstrecken für den Transport benutzt werden. Es sind vorwiegend militärische Interessen, welche für den Bahnbau in Betracht kommen. Ich er­achte es als besonderen Vorzug, daß es mir vergönnt ist, Ihnen

zuerst eine Vorlage zu unterbreiten, die im Intereffe der braven Söhne unseres Vaterlandes gemacht wird, welche draußen unter tausend Entbehrungen und Kämpfen für Deutschland   ihr Leben ein­gesezt haben.( Bravo.)

Abg. Erzberger( 3.): Mit den Ausführungen des Bundesrats­bertreters kann ich mich im allgemeinen einverstanden erklären. Ich bebaute nur, bag, als im Mai 1905 schwere Angriffe gegen den hochverdienten Generalleutnant v. Trotha gerichtet wurden, die damaligen Bertreter des Bundesrats schnöde geschwiegen haben. Präsident Graf Ballestrem: Der Ausdruck schnöde" ist

nicht parlamentarisch.( Heiterfeit.)

wird

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Abgeordneter Ledebour  ( Soz.): Die gangen Ausführungen des Herrn Erzberger liefen darauf hinaus, daß der Reichstag der angesichts der Sunderte von Millionen, die es gefoftet hat, neue mocht, daß vielleicht neue Tatsachen mitgeteilt werden könnten, hat Wenn angesichts der 2000 Opfer, die Südwestafrika erfordert, Bahnbau ablehnen müßte. Er hat nur die Einschränkung ge Ausgaben für Südwestafrika verlangt werden, so muß der Reichstag   aber andererseits selbst auf die Unzuverlässigkeit der Angaben der fich die Frage vorlegen: Ist diese Kolonie wirklich dieser Opfer, Kolonialverwaltung hingewiesen. In der Tat hat sich bisher ge­diefer Kosten wert? Ich war nicht bei der afrikanischen Partie zeigt, daß in der Kolonialverwaltung sehr viel Köpfe und sehr ( Heiterkeit), aber ich habe die amtlichen Denkschriften und anderes wenig Sinne bestehen.( Sehr richtig! links.) Herr Oberst Deim Material über Südwestafrika sorgfältig studiert, um ein Urteil haben ling hat trob seines schönen Pathos, das ich ja durchaus verstehe, zu können, und ich halte mich möglichst fern sowohl von Schön- doch, was die sachlichen Gründe anlangt, alles das offen gelassen, lichen Denkschriften den Wasserreichtum mindestens einiger Distrikte ein dortiger Ingenieur gemacht habe, sei es möglich, die Bahn der südwestafrikanischen Kolonie behauptet: und jetzt kommt eine auf granitnem Untergrund laufend, unter Vermeidung der Sand­amtliche Denkschrift und erklärt: Wir können über die etwa vor- dünen, herzustellen. Es tut mir nun leid, den Herrn Oberst aus handenen Wassermassen überhaupt nichts Sicheres feststellen! der Dentschrift überführen zu müssen, daß entweder er oder der ( Hört! hört! links.) Stollege Eugen Richter  Kollege Eugen Richter   den ich leider Ingenieur oder die Dentschrift irrt, denn diese betont ausdrüdlich, hier im Hause nicht sehe, von dem ich aber hoffe, daß daß die Bahn durch Sandhügelstreden gelegt werden müſſe. er bald wiederkehren hat immer über die Aus ferneren Mitteilungen der Vorlage geht hervor, daß diese Bergbau hat er aber leider völlig recht gehabt und auch die Vieh- notwendig machen, um den Betrieb überhaupt aufrecht erhalten zu Unergiebigkeit Südwestafrikas gewißelt; in bezug auf Aderbau und Sandstrecken sogar Tunnelbauten in der Länge von 2 Kilometer wegs diesen Erwartungen entsprochen. Und nun die Hafen von Tieren und leider auch von Menschen den Weg zur nächsten zucht, auf die man früher so große Hoffnungen fezte, hat keines- tönnen. Untergrundbahnen in einem Gebiet, wo nur die Kadaver verhältnisse? Was ist uns nicht alles über Swakopmund   Wasserstelle zeigen, ist eine ungeheure Vergeudung von Bolts­erzählt worden? Einmal hieß es gar, Swakopmund   sei auf dem vermögen und Menschenkraft, zumal bei einer Bahn, die niemals Wege, ein Welthafen zu werden.( Heiterkeit.) So ging es bis auch nur die Betriebs- und Verwaltungskosten decken wird.( Sehr etwa 1900; dann wurde es in den amtlichen Schriften still über wahr! bei den Sozialdemokraten.) Man beruft sich stets auf die den zukünftigen Welthafen; von anderer Seite erfuhr man dafür schnelle Inbetriebsetzung der neuen Bahn. Aber diese Tunnel­derungen für Hafenarbeiten auch amtlich zugestanden wurde. und Sandstürmen auf die Dauer werden widerstehen können, sollen von der fortschreitenden Versandung, die dann in Gestalt von For- bauten, von denen auch noch nicht feststeht, ob sie den Wanderdünen In betreff der südwestafrikanischen Eisenbahnen finden sich in den erst später gebaut und vorläufig durch Schutzflanken und Dämme amtlichen Berichten auch allerlei Widersprüche. Es wird nicht mit längs der Bahntrace erfekt werden, Einrichtungen, deren Zweck­geteilt, warum denn das Privatkapital nicht diese Bahn baut? mäßigkeit und Brauchbarkeit noch keineswegs festgestellt ist. Ferner, wenn die Landstraße von Lüderikbucht nach Kubub so gut Oberst Deimling sprach weiter von der Möglichkeit genügender ist, wie sie in dem einen Bericht geschildert ist, warum fordert Wasserbeschaffung. Bisher ist Wasser in diese herrlichen Gegenden man teine Kraftfahrzeuge von uns? Das wäre doch viel billiger. von Slapstadt aus geschafft worden, für 30-40 M. pro Kubimeter. Ferner wurde diese Straße nach den offiziellen Berichten schon Brunnen sind erst in einer Entfernung von 75 Kilometer von zweimal fertiggestellt. Im Jahre darauf aber hieß es, daß der Lüderizbucht vorhanden; jetzt soll ein neuer Kondensator für Meer­ganze Weg noch nicht fertiggestellt werden konnte.( Hört! hört! wasser angeschafft werden. und Heiterkeit links und beim Zentrum). Auch die Kameruner Deutschriften beweisen, daß dem hohen Sause nicht immer die volle Wahrheit mitgeteilt wird; das werde sich bei nächster Gelegen­heit beweisen. Warum kostet nun eigentlich der Kilometer der Lüderizbahn nur 48 000 M., in Stamerun aber 90 000 m.? Das muß doch aufgeklärt werden! Bei dem Bau der sogenannten Eselsbahn" von Swakopmund  , die 1897 ohne den Willen des Reichstages begonnen wurde, wurde der Voranschlag auf 4-5 Mill. berechnet. Tatsächlich aber kostete der Bau gegen 15 Millionen. ( Hört! hört links.) Dann kommen seitdem schon 5 Millionen für Reparaturen und ferner unsere großen Zuschüsse, da die Renta bilität nicht vorhanden war. Wir haben also dringende Beran­lassung, dafür zu sorgen, daß aus Lüderibbucht nicht ein zweites Swakopmund werde.( Sehr richtig! bei den Sozialdemokraten.) Weiter ist mir mitgeteilt worden, daß in Südwestafrika Unter­schleife borgekommen feien. Durch Artikel in füdafrikanischen Beitschriften wurden diese Angaben bestätigt. Ich habe dem Ober­kommando der Schutztruppe davon Mitteilung gemacht und richte nunmehr die Anfrage an die Kolonialverwaltung, ob ein Bericht des Oberkommandos eingelaufen ist. Weiter möchte ich fragen, ob cs richtig ist, daß außer mir bereits im Sommer eine dritte Person der Kolonialverwaltung von diesen Unterschleifen Mitteilung ge­macht hat.

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Wir sind, wie bereits Windthorst vor 20 Jahren erklärt hat, teine prinzipiellen Gegner der Rolonialpolitik, sondern sind stets bereit gewesen, für eine gesunde Kolonialpolitit auch Opfer au bringen. Aber wir haben das allergrößte Bedenken gegen die Art der Kolonialpolitit. Vor allem vermissen wir das von uns unbe­dingt verlangte Entgegenkommen gegenüber den Missionen. Ein Professor, der jetzt an einem orientalischen Seminar tätig ist, er­flärte auf dem deutschen   Kolonialkongreß:" Ich sehe in jedem Deutschen   in den Kolonien einen gegebenen Feind der Missionen." ( hört! hört! im Zentum.) Ein katholischer Geistlicher hat sogar ge­sagt, jeder Schritt weiter in unserer Kolonialpolitif bedeutet eine weitere Ausbreitung der Syphilis. Wegen der ernsten Bedenken, die wir gegen die Vorlage haben, bin ich angewiesen, feine weiteren Anträge für die geschäftliche Behandlung der Vorlage zu stellen. Oberst Deimling:

rationen gegen die Hottentotten beauftragt. Ich bin somit ein Ich war 1 Jahr mit der selbständigen Zeitung der Ope­Augenscheinzeuge im Süden und speziell für die in Betracht fommenden Gegenden. Unsere Truppen im Süden sind auf den Weg Lüderizbucht- Ketmannshop angewiesen und auf der anderen Seite auf die englischen Unterhändler am Orange. Gefällt es nun der engliſchen Stapregierung, wie es im Januar und Februar der Fall war, als ich gerade die Operationen gegen die Karras­berge leitete, einmal die Grenze zu sperren, fo find die Truppen lediglich angewiesen auf den Baiweg. Lüderikbucht selbst ist, wie und die gesamten weißen Einwohner im Süden für die Zufuhr ich versichern kann, ein ganz ausgezeichneter Hafen, der noch den Abg. Erzberger  ( fortfahrend): Als einer der späteren Redner Vorteil hat, daß er, so lange die Welt steht, niemals versanden habe ich es damals als meine Aufgabe angesehen, Herrn v. Trotha wird, während der Hafen von Swakopmund   einst vollständig ver­in Schutz zu nehmen, und ich muß mich in demselben Sinne auch fanden wird.( hört! hört! links.) Der Hafen in Lüderizbucht heute aussprechen. Wenn heute von der leitenden Stelle die Not- hat eben den Vorzug, daß er durch Felsen und Inseln geschützt ist. wendigkeit und die Raschheit des Bahnbaus betont wird, so müssen Von Lüderitzbucht aus nun geht die Stalamitat allerdings los. wir doch erstaunt fragen, warum uns diese Vorlage nicht schon Da führt der Weg 120 Kilometer lang durch Flug- und Wander­früher vorgelegt wurde. Denn diese Berechnungen sind bereits im dünen. Die Ochsen und Esel verbrennen in der heißen Jahreszeit Mai aufgestellt, das Haus war versammelt und wurde am 30. Mai ihre Hufe, ihre Leistungsfähigkeit finkt herab. Und noch schlimmer auffallenderweise nicht vertagt, sondern rasch geschlossen. Es scheint ist es mit dem Durst, dem sie ausgesezt sind. Denn auf dieser mir ein eigenartiges Anfinnen an das Haus zu sein, wenn es jetzt ganzen Strede gibt es nur einen einfachen Brunnen, der aber im Surratempo die Vorlage vor Weihnachten   erledigen soll. ungenügend ist. Die Ochsen fallen massenhaft; auf einem Marsche Es ist in der ganzen Presse im vorigen Sommer das Verlangen wurden 576 Ochsentadawer gezählt, die die Luft berpesteten. Man gestellt worden, wegen der Verlegungen des Budgetrechts den Reichs- braucht nur der Luft nachzumarschieren, auch wenn man den Weg tag zusammenzuberufen, damit dieser ein Urteil über die weitere nicht kennt. Daß ein solcher Weg nicht ausreichend ist, ist ja klar. Kriegsführung fällen fönne. Darauf ist eine Antwort von leitender Ich habe als Truppenbefehlshaber in Kentmannshop die Portionen Stelle nicht ergangen. Jedenfalls fann man dem Reichstag   jetzt für den einzelnen Mann auf% herunterseßen müssen, die Leute teinen Vorwurf machen, wenn er sich die Vorlage mit aller Gründ- mußten ihren Gurt um 3 Löcher enger schnallen, alle Genußmittel lichkeit ansieht. find dabei ausgeschlossen. Wenn es der englischen Kapregierung Auch das Auftreten der Rinderpest darf für eine schleunige mal wieder gefallen sollte, den Transport zu untersagen, oder sollten Erledigung nicht entscheidend sein; denn wie sich jetzt bei allen Stonkurrensstreitigkeiten unter den Händlern ausbrechen, so daß die Marinevorlagen ein Aufstand einzustellen pflegt, zu dessen Be- Bufuhr aufhört, so müssen die Truppen dem Hunger verfallen, und fämpfung man Schiffe dringend notwendig braucht, so hat jede das Blut dort ist dann umsonst geflossen. Jeder, der die Kalamität Stolonialbahn jetzt das Glück, eine Rinderpest zu ihrer Unterstüßung mit eigenen Augen geschaut hat, muß uns bezeugen: nur eine vorzufinden.( Sehr gut! im Zentrum.) Bur Sache selbst haber Eisenbahn kann uns helfen. Es ist eine Trace gefunden worden, meine Freunde, in deren Namen ich hier spreche, nicht die Ueber- die über granitenen Untergrund führt, und an die die Flugsand zeugung gewinnen fönnen, daß das militärische Bedürfnis mit region nicht mehr heranreicht. Es ist auch genügend Wasser für den ihm allein wird die Vorlage begründet ein absolut notwendiges Betrieb vorhanden. Der Ingenieur der Berliner   Firma, die den und zwingendes ist. Die innere Kraft des Aufstandes ist gebrochen, Bau ausführen soll, sagte zu mir im April: Wenn ich heute vom die Hottentotten zum großen Teile unterworfen, und heute sollen Reichstage das Telegramm bekomme, ich darf anfangen, so ist die auch zwischen den Hereros und Regierungsvertretern Verhand- Bahn bis zum 1. November fertig. lungen stattfinden. Die aufständischen Volksstämme als solche sind Soll aber die Truppe hungern? Sie riefen Bravo  ! als seine vernichtet; Straft und Widerstandsfähigkeit auch ihrer einzelnen Hoheit die Verdienste der Truppe anerkannte. Sie erkennen diese Teile gebrochen. Die Bahn Lüveritzbucht- Kubub soll der Ber- Berdienste also auch an. Zeigen Sie das durch die Bewilligung

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Alle diese Tatsachen zeigen, doch, daß von einer wirtschaftlichen Nutzbarmachung des Landes nicht die Rede sein kann. Vom Berg­bau ist nichts zu erwarten, ähnlich steht es mit der Viehzucht. Das geben jetzt selbst die Kolonialenthusiasten zu. Wozu soll denn das Blut dort fließen, wenn nach allem, was die Sachverständigen äußern, sie niemals wirtschaftlich brauchbar werden. Man spricht von deutscher Ehre und sagt, da einmal deutsches Blut gefloffen fei, müßten wir dieses Land behalten. Das begreife sonst jemand! Daß törichterweise so viel deutsches Blut geflossen ist, kann uns doch nicht bewegen. einer Unternehmung unsere Zustimmung zu geben, die noch mehr Menschenleben fordert. Aufklärung muß ich noch fordern über die Kriegspolitik des Generals v. Trotha, insbesondere gegenüber den Hottentotten. Am 25. Mai habe ich schon einen Erlaß dieses Generals besprochen, den er an die Hottentotten richtete, in dem er ihnen mit Ausrottung drohte, wenn sie sich nicht ergeben würden. Es waren in diesem Erlaz Breise ausgesetzt, die bei Hendrik Witboi mit 5000 M. ansingen. Ich habe damals meine Entrüstung darüber ausgesprochen, daß so etwas möglich sei, daß

man derart Meuchelmörder dinge.

Ich habe es nicht für möglich gehalten, daß ein deutscher General einen solchen Aufruf erlassen konnte! Ich fragte schon damals bei der Kolonialverwaltung darüber an. Der damalige Kolonialdirektor wußte aber am 25. Mai noch nichts davon, ob­gleich der Erlaß vom 23. April bereits am 1. Mai in den Wind­huker Nachrichten" veröffentlicht wurde. Diese aber trafen am 30. Mai hier in Berlin   ein, gerade als der Reichstag   geschlossen wurde. Warum beitand fein telegraphischer Verkehr über diesen wichtigen Erlaz? Ich richte nunmehr an die Herren von der Stolonialvertaltung die Frage: Was hat die Kolonialverwaltung auf diesen Erlaß hin getan? Hat se den General v. Trotha zur Rechenfchaft gezogen? Hat fie die Zurüdnahme des Erlaffes ver­anlagt? Solche Maßnahmen wären um so notwendiger gewesen, als General b. Trotha beim Kampf gegen die Hereros einen dem Sinne, wenn auch nicht dem Wortlaute nach gleichen Erlek ge= geben hat und damals von der Solonialverwaltung rettifiziert wurde. Infolge des plöblichen Reichstagsschlusses und der er­sonalveränderung in der Kolonialverwaltung sind wir nun leider gezwungen, uns hier mit einem Herrn auseinander zu sehen, der Fragen aber nur aus zweiter Hand unterrichtet sein kann. die größten geistigen Fähigkeiten besigen mag, über die vorliegenden der deutschen   Grenzen wird jeder Herero mit oder ohne Gewehr, mit oder ohne Wich erschossen, ich nehme teine Weiber und feine mit oder ohne Vich erschossen, ich nehme keine Weiber und keine an das Volk der Herero  . Kinder mehr aus, ich lasse auf fie schießen. Das sind meine Worte Der große General des mächtigen Staisers."( Sört! hört! bei den Soz.) Zur Abmilderung dieses Erlasses ist gesagt worden, es handle sich dabei um eine Order an geschossen worden sei. Die Weiber und Kinder aber haben sich von die Soldaten, und die Leute wären fortgelaufen, wenn den deutschen   Soldaten wegen des Hungers gefangen nehmen laffen. Man ist an Stellen gekommen, wo die Kadaver der Berhungerten und Berdursteten haufenweiſe gelegen haben.( hört! hört! bei den Soz.) Die Wirkung des Erlasses war die, daß die Soldaten die männlichen Herero totschoffen, und es liegt in diesem Erlaß eine ungeheure Infamie.

Vizepräsident Graf Stolberg: Sie dürfen einen dienstlichen Erlaß eines preußischen Generals nicht als eine Infamie be­zeichnen.( Zuruf bei den Soz.: Er ist es doch! Sehr richtig! bei ben Soz.)

Abg. Ledebour( fortfahrend):

Welche Stellung nimmt die Kolonialverwaltung und der Reichskanzler gegenüber dem General v. Trotha ein? Das deutsche  Bolt, das fein Gut und Blut dahingegeben hat, kann verlangen, über jede Phase dieser Vorgänge unterrichtet zu werden, besonders über Vorgänge, die dem deutschen   Namen zur Unehre gereichen. Der Schriftwechsel mit Trotha muß dem Reichstage borgelegt werden. ( Sehr richtig! bei den Soz.)

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Später scheint übrigens der Herr General insofern eine richtige Politik eingeschlagen zu haben, als er dafür war, mit dem allgemein als anständigsten Führer anerkannten Morenga Frieden zu schließen. Diese Absicht geht aus einem Telegramm des Generals vom 23. Juli also 2 Monate nach dem Hottentottenerlag hervor, das an den Reichskanzler gerichtet ist und in der Zukunft" vom 23. September veröffentlicht wird. Es lautet: Ew. Exzellenz haben, glaube ich, keine Veranlassung, von mir eine schwächliche Strieg führung oder Politik zu verlangen; ich muß aber mit den Schwierig­teiten rechnen, die ich übersehe. Deshalb erschien mir ein Abschluß mit dem einzig anständig friegführenden Morenga nicht nur er­wünscht, sondern geboten. Aus diesem Telegramm geht nun aber andererseits hervor, daß der Herr Reichskanzler gegen ein der= artiges Verfahren Einspruch erhoben hat.( hört! hört! bei den Soz.) Darüber müssen wir unbedingt Auskunft verlangen, denn darüber müssen die Herren informiert sein. Wenn das richtig ist,