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Nr. 225.

Erscheint täglich außer Montags. Preis pränumerando: Biertel­jährlich 3,30 Mart, monatlich 1,10 mt, wöchentlich 28 Pfg. fret in's Haus. Einzelne Nummer 5 Pfg. Sonntags- Nummer mit illuftr. Sonntags- Beilage Neue Welt" 10 Pfg. Post- Abonnement: 3,30 Mt.pro Quartal. Unter Kreuz­ band  : Deutschland   u. Defterreich­Ungarn 2 Mt., für das übrige Auslands Mt.pr.Monat. Eingetr. in der Post- Beitungs- Preistifte für 1892 unter Nr. 6652.

Vorwärts

9. Jahrg.

Insertions- Gebühr beträgt für die fünfgespaltene Petitzeile oder deren Raum 40 Pfg., für Vereins- und Bersammlungs- Anzeigen 20 Pfg Inferate für die nächste Nummer müssen bis 4 Uhr Nachmittags in der Expedition abgegeben werden. Die Erpedition ist an Wochen­tagen bis 7 Uhr Abends, an Sonn­und Festtagen bis 9 Uhr Vor­mittags geöffnet.

Fernsprech- Anschlug Amt 1, Nr. 4186.

Berliner   Bolksblatt.

Zentralorgan der sozialdemokratischen Partei Deutschlands  .

Redaktion: SW. 19, Beuth- Straße 2.

Abonnements- Einladung.

Sonntag, den 25. September 1892. Expedition: SW. 19, Beuth- Straße 3.

Thatsachen schwer rechtfertigen läßt. Denn was der Aufzu fichtsbeamte für Elsaß- Lothringen   in seinem, das erste Mal als besondere Druckschrift( bei Schulz in Straßburg  ) ver­Mit dem 1. Oktober eröffnen wir ein neues Abonnement öffentlichten Jahresbericht mittheilt, das betrifft alte, ein auf den gewurzelte Uebel, die allen hochindustriellen Gegenden ge­meinsam sind. Und solche Uebel werden nicht durch offiziöse Vertröstungen auf das nächste Jahr" beseitigt.

Vorwärts

Berliner   Volksblatt

mit der illustrirten Sonntagsbeilage

Neue Welt".

Für Berlin   nehmen sämmtliche Beitungsspediteure, sowie unsere Expedition, Beuthstr. 3, Bestellungen entgegen zum monatlichen Preise von

1 Mark 10 Pfennige frei ins Hans,

wöchentlich 28 Pfennige.  

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werden. Wie nach solchen Erfahrungen der Inspektor an einer anderen Stelle seines Berichts meinen fann, die gerade Durchführung der gesetzlichen Vor­schriften dürfte hier um so weniger Schwierigkeiten bereiten, als einer der Geschäftsinhaber wohl Bürgermeister ist", bleibt nicht ganz verständlich. Je mehr verschwägert die Ortspolizei mit dem Unternehmer­thum ist, desto schlimmer werden die Fabrikaufsicht und der Arbeiterschutz fahren. Oder sind die Worte des Aufsichts­beamten gar ironisch zu verstehen? Dann stehen sie am richtigen Orte.

" Fabrikinspektor ist mir ein horribler Gedanke." So mögen vielmehr die reichsländischen Unternehmer mit ihrem Kollegen vom Anfang der siebziger Jahre gesagt haben, als sie den neuesten Bericht durchsahen. So ruhig und gemäßig derselbe nach Form und Inhalt abgefaßt ist er läßt doch erkennen, Der reichsländische Inspektor ist in und außer den Fas daß die Arbeiterbevölkerung der Reichslande, namentlich des briken gut zu Hause. Er stellt noch die höhere Unfallgefahr der Unterelsaß, einfach verwüstet ist durch ein rücksichtsloses jugendlichen Arbeiter, verschiedene Arbeiterschindereien in Unternehmerthum. Erst neuestens wird das Alergste ein Biegeleien, Mühlen und Sägewerken( mit theilweise wenig beschnitten, und die Kinderarbeit, die bis vor Kurzem 36 stündigen Schichten), sowie die traurigen Wohnungs­nach französischen   Gesetzen fast unbeschränkt gestattet war, verhältnisse der Arbeiter in Straßburg  , Mez, Geb­etwas zurückgedrängt. Dafür befleißigt sich das reichs- weiler, Kolmar  , Markirch  , Thann  , Masmünster, Groß­ländische Unternehmerthum einer Ausnüßung jugendlicher, moyenovre, Hayingen   und Saargemünd   fest. Der ganze

Für außerhalb nehmen sämmtliche Postanstalten Abonnements namentlich weiblicher Kräfte, die fast einzig dasteht. Neben Zusammenhang, in welchem z. B. die Daten über die Wohn­zum Preise von

3,30 Mark für das 4. Quartal

unter Nr. 6652.)

entgegen.( Eingetragen in der Post- Zeitungs- Preisliste für 1892 Neu hinzutretenden Abonnenten wird der bisher erschienene Theil des Romans ,, Die Waffen nieder!"

Eine Lebensgeschichte von Bertha von Suttner  , auf Verlangen gratis nachgeliefert, worauf wir noch besonders aufmerksam machen. Die Redaktion und Expedition des Vorwärts" Berliner Volksblatt.

Horrible Dinge

5661 jugendlichen männlichen Arbeitern werden nicht weniger verhältnisse gegeben werden, läßt erkennen, daß der In­als 5115 jugendliche weibliche beschäftigt. In der Textil spektor die Mißstände ganz richtig als Folgen der schlechten industrie hat diese Ausbeutung seit dem Vorjahre um 4,5, Erwerbsverhältnisse auffaßt. Weitere Folgen schildert er in in polygraphischen Gewerben um 8,5, in der Industrie der folgenden erschütternden Zeilen: Wenn auch in vielen Steine und Erden um 20, und im Hüttenwesen sogar um Fabriken, namentlich der Textilindustrie, die Beispiele nicht 31 pet. zugenommen! Dabei haben diese Angaben eine selten sind, welche einen üblen Einfluß( der Fabritarbeit auf Klaffende Lücke. Es fehlen die Zahlen über die Bewegung die körperliche Entwicklung der jugendlichen Arbeiter) an­der erwachsenen Arbeiter in den betreffenden Gewerben. nehmen lassen, wenn da auch Personen beiberlei Wahrscheinlich sind diese entweder gar nicht, beziehungs Geschlechts mit abnorm oder schlecht ents weise unwesentlich gestiegen, oder sie haben fogar ab- wideltem Rörper, vonzuweilen nur 1,40 Meter Körper­genommen, da die Eriverbskrisis des letzten Jahres vor der länge bei 20-40 Jahren Lebensalter, junge Männermit Grenze von Elsaß- Lothringen   nicht Halt gemacht haben f chiefen, schwächlichen oder zu kurzen Beinen, dürfte. Und dann bedeutet die theilweise ganz horrible" andere mit bärtigem Gesicht und kindlich Krebsschaden. In den Reihen der jugendlichen Arbeiter me i sten eine geringe Brustentwidelung, allein müssen wieder die Mädchen bei einigen Industrien überhängende Haltung, schlaffer Gang, auf das Gebot der Unternehmer den Jungen drückende bleiche verlebte Farbe eigenthümlich sind, Konkurrenz machen; so kommen auf 100 Burschen in der so steht doch nicht immer fest, ob der Fabritarbeit 106, in der Textilindustrie 135, in der oder üblen Familien- und Ernährungs­

Bunahme der jugendlichen Arbeit einen doppelt tiefen ich einen bem Leibe ziemlich häufig und ben

aus Ellak- Lothringen  . Betteibungsindustrie 154 und in der Genußmittel- Industrie Berhältnissen und örtlichen Einflüssen die

Es steht mit Bestimmtheit zu erwarten, daß der nächst vollends 163 Mädchen. Selbstverständlich fehlen auch all die Schuld vorwiegend beizumessen ist. Die Beurtheilung der jährige Bericht des Fabrifinspektors für Elsaß- Lothringen   Kleinlichen Erbärmlichkeiten kapitalistischer Kinderausbeutung, Frage ist um so schwieriger, weil inzweifelhaft die nicht in mit Bezug auf die wirthschaftlichen und sittlichen Zustände Nichtgewährung der Arbeitspausen, Ueberschreitung der Abrede stellbaren schlechten Einflüsse der Fabrikarbeit ört­unserer Arbeiterbevölkerung ein weit günstigerer sein wird, Maximal Arbeitszeit, Beschäftigung zur Nachtzeit u. s. w. lich, namentlich in den Gebirgsgegenden, unterstützt werden als der vorliegende es ist." So schrieb vor einigen Tagen nicht. Bezeichnend ist, daß die Norddeutsche All- durch gewisse, mehr oder minder verbreitete Unfitten der die Norddeutsche Allgemeine Beitung" mit gemeine Zeitung" in ihrem Eingangs erwähnten Artikel Bevölkerung. Die Thatsache zum Beispiel, daß in einigen Bezug auf den neuesten Jahresbericht des über den Jahresbericht kein Wort von den blamablen nahe bei einander gelegenen Fabriken die auffallend reichsländischen Gewerbe- Aufsichtsbeam Feststellungen sagt, die der Aufsichtsbeamte bezüglich der abnorm Entwickelten einem Dörfchen angehörten, ten. Abgesehen davon, daß das der Regierung so nahe- ortspolizeilichen Fabrikaufsicht machte. Er schreibt: An in welchem, nach Angabe der Fabrikanten, früher stehende Blatt nicht einmal weiß, daß das nächste Mal drei manchen Orten fehlte sie völlig und in Geschlechts- Verkehr, Naheheirathen und

"

Gewerbe- Juspektoren, die schon beinahe seit Anfang dieses einigen Orten wurde sie durch die als starter Schnapsgenuß gebräuchlich sind, legt den Ge­Jahres fungiren, berichten werden, auch die Bestimmtheit", Ortspolizei fungirenden Beamten der danken nahe, daß diesen Unfitten ein Theil der Schuld zukommit. mit welcher für das Jahr 1892 günstigere" Arbeiterverhältnisse Werte ausgeübt..." Schöne Zustände im Reich Der Beamte sucht hier mit Gewalt nach anderen" Ein­in den Reichslanden prophezeit werden, dürfte in einem der Sitte und Ordnung! Werkbeamte als Arbeiterschutz- flüssen und" Unfitten"; er möchte die der Fabrikarbeit ganz unbestimmten Optimismus iurzeln, der sich durch Behörden Unifum dieses verdient festgehalten allein nicht gelten lassen. Aber wir zweifeln nicht daran,

Feuilleton.

Nachorua verboten.]

Die Waffen nieder!

( 30

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" Ja, tödtlich. Und doch hätte ich beinahe das in mehr möglich wäre, und doch eine äußere Einwirkung und liegende Billet ungelesen verbrannt."

"

Da wäre ja der ganze Spaß mißlungen-" " Welcher Spaß?"

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" Du hättest am Ende noch geglaubt, daß ich Dich wirk­lich betrüge. Laß mich bei dieser Gelegenheit Dir beichten, daß ich in einer verrückten Stunde es war nach dem Diner bei Deinem Vater, wo ich neben Tilling saß, und weil ich zu viel Champagner getrunken hatte daß ich da wirklich mein Herz so zu sagen auf einem Präsentierteller ihm antrug Und er?"

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noch fester und näher immer näher durchdringen fich die Herzensatome.

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umschlingen und

So hatte Lori's ziemlich geschmackloser Aprilscherz auf uns gewirkt, und so wirkte noch ein äußeres Ereigniß, welches kurz darauf eintrat. Ein heftiges Nervenfieber nämlich, das mich sechs Wochen auf das Krankenlager warf. Ein an sich zivar trübes Ereigniß und doch wie furchtbar an glücklichen Erinnerungen für mich und wie ein­Eine Lebensgeschichte von Bertha von Suttner.  flußreich auf den oben geschilderten Vorgang: das Noch­Wie wonnig mir solche Worte ins Herz fielen! Ich war näher- bringen" von zwei so allernahesten Herzen. War es dem anonymen Briefschreiber förmlich dankbar, daß er mir die Furcht, mich zu verlieren, die mich dem Gatten noch zu diesem süßen Auftritt verholfen. Auch habe ich jedes Wort Und er mir noch rechtzeitig sagte, daß er Dich über theurer machte, oder war mir seine Liebe nur noch offen­in die rothen Hefte gesetzt. Hier kann ich die Eintragung alles liebe und fest entschlossen sei, Dir bis zum Tode treu barer geworden durch sein Krankenwärter- Benehmen noch nachlesen, unter dem Datum 1/4. 1865. Ach wie weit zu bleiben. Damit Du nun dieses Phänomen desto kurz, während dieses Nervenfiebers und nach demselben wie weit liegt das alles zurück! besser schätzen lernen mögest, ist der ganze Spaß gemacht fühlte ich mich noch viel mehr und noch viel sicherer geliebt als zuvor.

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Friedrich hingegen war gegen den Verleumder höchlichst aufgebracht. Er schwor, herauszubringen, wer das Mach­wert verfaßt, um den Thäter gehörig zu strafen.

worden."

"

Von welchem Spaß redest Du nur immer?"

"

"

Du weißt ja doch nachdem der Brief sammt Einlage " von mir kommt Ich erfuhr noch am selben Tage, was Ursprung und Von Dir?... Ich weiß nichts." Zweck des Schriftstücks gewesen; den Erfolg desselben" Hast Du denn das Begleitschreiben nicht umgewendet" nämlich, daß Friedrich und ich uns nunmehr noch ein sich her: hier steht ja auf der Schrseite der Name und das wenig näher gekommen- hatte der Urheber schwerlich Datum: Erster April. vorausgesehen.

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Vor dem Sterben hatte ich mich auch wohl ges fürchtet. Einmal, weil es mir schrecklich leid gethan hätte, ein Leben zu verlieren, das mir so reich an Schönheit und Glück schien, und meine Lieben Friedrich, mit dem ich so gern alt geworden wäre, Rudolf, den ich so gern zum Manne auferzogen hätte, zu verlassen; zweitens auch nicht in Selbstsucht, sondern im Hinblick auf Friedrich war mir der Gedanke an den Tod ent­Am Nachmittage ging ich zu meiner Freundin Näher gebracht immer näher! Ich habe es ersetzlich, denn ich wußte, fo gewiß als man nur wissen kann, Lori, um ihr den Brief zu zeigen. Ich wollte sie auf- fahren, daß die Annäherungsfähigkeit liebender Herzen zu daß der Schmerz, mich zu begraben, den Beraubten schier merksam machen, daß sie einen Feind habe, von welchem jenen Dingen gehört, die keine Grenzen haben wie zum unerträglich wäre wie zum unerträglich wäre... Nein, nein: glückliche Menschen fie fälschlich verdächtigt wurde, und wollte mit ihr über Beispiel die Theilbarkeit. Man sollte glauben, ein Partikel- und von theuren Wesett geliebte Menschen können den Fall lachen, daß mein diktirtes Billet so mißdeutet chen sei schon so klein, daß es nicht fleiner gedacht werden nicht Todesverachtung empfinden. Zu dieser gehört vor könne, und doch: es läßt sich noch in zwei Hälften spalten; Allem Lebensverachtung. Ich konnte auf meinem Lager, und man sollte glauben, zwei Herzen seien schon so in wo die Krankheit mit ihrer tödtlichen Gewalt mich um­einander verschmolzen, daß ein innigeres Einswerden nicht schwirrte, wie der Krieger auf dem Schlachtfelde von Kugeln

worden.

Sie lachte mehr als ich geglaubt.

" Also bist Du über den Brief erschrocken?"

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