Nr. 17. 23. Jahrgang.

Theater.

4. Beilage des Vorwärts" Berliner Volksblatt.

Lessingtheater  . Und Pippa tanzt." Ein Glas­hüttenmärchen in vier Atten von Gerhart Hauptmann  . Der starte Beifall, der nach dem dritten Atte und auch nach dem vierten, als einige Mißvergnügte ihre Stimmung durch vernehmliches Bischen verrieten, zu stürmischen Ovationen anschvoll, wird kaum als Vor­zeichen eines dauernden Erfolges zu deuten sein. Daß der Applaus hier nicht als Gradmesser für die Stärke des unmittelbaren Ein­bruds zu nehmen war, zeigte sich schon nach dem ersten Aufzug, dem schwächsten, schlechthin wirkungslosen, der auch noch nicht die geringste Perspektive auf den weiteren Gang der Dichtung erschloß, aber darum doch das Echo eines ungewöhnlich lauten und lang anhalten­den Klatschens weďte. In der Ehrung, die man dem neuen Werk bereitete, wollte man wohl für den berühmten Dichter, für die Ge­famtheit seines künstlerischen Schaffens demonstrieren. Achtungswert und sehr wohl begründet, wie diese Dankbarkeit ist, wird sie die uns befangene Wertung des Neuen darum nicht beirren dürfen. Ja gerade dann, wenn man aus Hauptmanns eigenem Schaffen den Maßstab nimmt, treten die schlimmen Unzulänglichkeiten des„ Glas­hüttenmärchens" mit um so trasserer Deutlichkeit hervor. Wie tiefsinnig war die Verschlingung von Märchenwelt und Wirklichkeit in seinem„ Hannele", wie fügten sich die einzelnen Momente zu tünstlerischer machtvoll ergreifender Einheit zusammen! Das flang nicht, wie die Wunder- reiche und wunderlich zerfahrene Pippa- Fabel am Schlusse in ein Preislied auf die menschlichen Hammer ver­güldende Phantasie aus, man schaute diese Phantasie in ihrem lebendigen Wirken, wie sie mitten in das tahle Elend des Armen­hauses den Himmel ihrer seligen Visionen auferbaut. Hier war Bollbringen, dort ist unsicheres Tasten. Und so unvergleichlich weit die„ versunkene Glode" hinter jenem wahrhaft genialen Wurfe zurüdsteht, sie enthält doch, wie es der Titel schon ausspricht, ein der Einbildungskraft und der Erinnerung sich bedeutsam einprägen­des, das Ganze in sich zusammenfassendes Symbol, während die Szenen, die von dem Schicksal der kleinen Pippa und ihres ver­träumten Liebsten berichten, in alle Winde zerflattern. Das Stoff­liche des Märchens, das Hauptmann, sei es vom Volfe übernommen oder selbst ersonnen hat, läuft größtenteils ganz ohne innere orga= nische Beziehung neben dem Gedanken her. Bis zu dem letzten Afte fonnte fein Mensch erraten, nach welcher Richtung denn eigentlich der Weg gehen sollte.

Realistisch hebt das Drama an. In einer verschneiten schle­fischen Gebirgsschenke fizzen Glashüttenarbeiter mit einem italienischen Kollegen beim Kartenspiel. Auch der Direktor ist er. schienen, er möchte Pippa, das schöne Kind des Italieners tangen fehen. Der alte Huhn, ein ehemaliger Glasbläser, der außer seinem Waldmenschenaussehen gar nichts Geheimnisvolles hat, sich aber zu allgemeinem Ueberraschen später als Bauberdämon entpuppt, und ein verfrorener Handwerksbursch, der, kaum aufgebaut, luftig von seinen hochfliegenden Plänen plaudert, kommen hinzu. Der sticht der Kleinen in die Augen, ihm zu Liebe tanzt sie; und der Wald­mensch affompagniert mit täppischen Bewegungen. Der Italiener wird beim Falschspiel ertappt, er flieht, die anderen eilen hinter ihm her. Der verliebte Riese aber nußt die Gelegenheit, padt das Mädchen auf die Schulter und jagt mit seinem Raub davon. In dem verfallenen Bau, wohin er sie geschleppt, wird sie von dem windigen Handwerksburschen entdeckt.

mit dem Teleskop Himmel und Erde durchspäht und in der Fülle seiner Weisheit sich auch aufs Wundertun versteht. Dem Direktor, der ihm seine Liebesqual um die verschwundene Pippa borklagt, ber­spricht er Seelenheilung. Er flatscht in die Hände, und sofort stürzt das Mädchen zur Tür herein, Hülfe rufend für ihren lieben Gesellen, den der Frost auf der Straße gelähmt hat. Der Rettungs­dienst, den der Direktor dem Erstarrten leistet, macht ihn selbst mit einem Schlage gesund. Michel aber, sobald er wieder zu sich ge­tommen, will mit dem Mädchen abermals im Sturm und Wetter dem großen Reiseziel entgegen. Wann hält die beiden zurüd. Was Michel nie erreichen wird, die Wunderstadt, läßt er, dem Burschen eines seiner Zauberschiffchen in die Hände gebend, im Geiste sehen. Pippas verklärte Lieblichkeit schmeichelt sich in die Seele des Greises, ruft längst entschwundene Gefühle wach. Doch er überwindet sich und, ein treuer Wächter, streckt er den Waldmenschen, der die ent­rissene Beute zurückholen will, durch Zauberkraft zu Boden. Die Kleine hat Mitleid mit den Schmerzen des Verfolgers. Lindernd legt sie die Hand auf seine Stirn, und der neidische Unhold lohnt ihr, indem er sie zu wildem, tödlichem Tanze lockt. Er habe, rühmt er von sich, ihr gläsernes Seelchen, das unbezwinglich lockende, im Glasofen geschaffen, er dürfe sein Gebild zerstören. Michel er­blindet, doch in um so flarerer Herrlichkeit wird die Stadt seiner Sehnsucht, wird Pippas leichte, erdentrückte Schönheit vor ihm schweben! Mit diesem Segensspruch entläßt ihn der Greis. Die Lobpreifung der Phantasie verliert sich so in ganz willkürliche Phantastik und, was der Dichter sonst etwa noch an Jbeen hat ver­förpern wollen, geht in dem ungeordneten Wirrwarr der Begeben­heiten rettungslos verloren. Es würde nicht die Mühe lohnen, sich da auf Auslegungsversuche einzulassen, so bag, so leer oder, je nach­dem, auch so vieldeutig ist alles.

Glänzend war Willy Grunwald   in der Rolle des ver­träumten, unverwüstlich hoffnungsvollen Handwerksburschen, eine echte rechte Märchenfigur, voll eciger Komit. Auch Fräulein Ida Orloff   als fleine Bippa traf ganz vorzüglich diesen Märchenton. Patry spielte den Direktor, Ritiner den alten Huhn, pracht­volle Momente hatte Sauer, der die Mystik der mythischen Persönlichkeit" durch seine warme, tiefe Herzlichkeit belebte.- dt.

Wochen- Spielplan der Berliner   Cheater.

Opernhaus. Sonntag: Der Wildschüß. Montag: Tannhäuser.  ( An­fang 7 Uhr.) Dienstag: Don Juan  . Mittwoch: Der schwarze Domino. Donnerstag: Cosi fan tutte. Freitag: Der Evangelimann. Sonnabend: Der lange Sterl.( Anfang 8 Uhr.) Sonntag: Die Zauberflöte  : Montag: Der lange Kerl. Slawische Brautwerbung.

Schauspielhaus. Sonntag: Wilhelm Tell  . Montag: Nathan der Weise. Dienstag: Das große Licht. Mittwoch: Der Schwur der Treue. Donnerstag: Göß von Berlich ingen.( Anfang 7 Uhr.) Freitag: Gold­fifche. Sonnabend: Brinz Friedrich von Homburg  . Sonntag: Der Schwur der Treue. Montag: Die Journalisten.

Neues Königl. Operntheater. Sonntag: Margarete. Montag bis Sonnabend: Geschlossen. Sonntag: Torquato Tasso. Montag: Ge­schlossen.

Leffing- Theater. Sonntag: Und Pippa tanzt. Nachmittag 3 Uhr: Die versunkene Blode. Montag: Die Weber  . Dienstag: Und Pippa tanzt. Mittwoch: Stein unter Steinen. Donnerstag: Und Pippa tanzt. Freitag: Nora. Sonnabend: Und Pippa tanzt. Sonntag: Und Pippa tanzt. Nachmittag 3 Uhr: Traumulus. Montag: Elga.

Heilbronn  .

Schiller Theater O.( Wallner Theater.) Sonntag: Ueber unsere Straft. Nachmittag 3 Uhr: Nora. Montag: Zapfenstreich. Dienstag: Ueber unsere Straft. Mittwoch und Donnerstag: Königsglaube. Freitag: Cyprienne. Sonnabend: Königsglaube. Sonntag: Flachsmann als Er. zieher. Nachmittag 3 Uhr: Nora. Montag: Cyprienne.

Sonntag, 21. Januar 1906.

In Behandlung. Montag bis Sonntag: Der Weg zur Hölle. Sonntag nachmittag 3 Uhr: Jugend. Montag: Der Weg zur Hölle.

Windsor.

Nenes Theater. Sonntag und Montag: Ein Sommernachtstraum. Dienstag: Liebesleute. Mittwoch und Donnerstag: Ein Sommernachts­traum. Freitag: Liebesleute. Sonnabend bis Montag: Ein Sommer nachtstraum. Luisen Theater. Sonntag: Pension Schöller: Nachmittag 3 Uhr: Die lustigen Weiber von Windsor  . Montag: Der Störenfried. Die Dienst­boten. Dienstag: Pension Schöller. Mittwoch: Die lustigen Weiber von Donnerstag: Der Verschwender. Freitag: Maria Stuart  . Windsor. Sonnabend: Der Kaufmann von Venedig. Sonntag. Der Verschwender. Nachmittag 3 Uhr: Pension Schöller. Montag: Die lustigen Weiber von Komische Oper. Sonntag: Der Corregidor. Nachmittag 3 Uhr: Hoffmanns Erzählungen  . Montag: Hoffmanns Erzählungen  . Dienstag: Mittwoch: Der Corregidor. Donnerstag und Freitag: Die Bohème. Hoffmanns Erzählungen  . Sonnabend: Die Bohème. Sonntag: Hoffmanns Erzählungen  . Nachmittag 3 Uhr: Der Corregidor. Montag: Hoffinanns Erzählungen. Theater des Westens  . Sonntag: Die Schüßenliesel. Nach Mittwoch: Undine. Duncan.( Anfang 8 Ubr.) mittag 3 Uhr: Undine. Montag: Die Schüzenliesel. Dienstag: Jaoora Nachmittag 3 Uhr: Der Kurprinz von Brandenburg  . Donnerstag: Herr der Hann. Freitag: Die Zauberflöte. Sonnabend und Sonntag: Die Schüßenliesel. Sonntag nachmittag 3 Uhr: Bar und Zimmermann. Montag: Die Schüßenliefel. Trianon- Theater. Sonntag: Die Wetterfahne. Nachmittag 3 Uhr: Die herbe Frucht. Montag bis Sonnabend: Die Wetterfahne. Sonntag: Die Wetterfahne. Nachmittag 3 Uhr: Die herbe Frucht. Montag: Die Wetterfahne. Residenz- Theater. Sonntag: Der Prinzgemahl. Nachm. 3 Uhr: Der Schlafwagenkontrolleur. Montag und folgende Tage: Der Prinz gemahl. Sonntagnachmittag 3 Uhr: Herkulespillen.

H

Carl Weiß- Theater. Sonntag und folgende Tage: Die lebende Brücke auf Kuba  . Sonnabend, den 27., nachmittags 4 Uhr: Der gestiefelte Kater. Zentral Theater. Sonntag: Die Fledermaus.( Anfang 7%, Uhr.) Donnerstag: Nachmittag 3 Uhr: Die Geisha. Montag: Die Puppe. Dienstag: Der Mittwoch: Die Glocken von Corneville. Vogelhändler. Bruber Straubinger. Freitag: Das süße Mädel. Sonnabend: Die Fleder  maus. Nachmittag 4 Uhr: Prinzeßchen Goldtraut. Sonntag: Der Zigeuner  ( Anfang 72 Uhr.) Rachmittag 3 Uhr: Das füße Mädel. baron. Montag: Bruder Staubinger. Thalia- Theater. Allabendlich: Bis früh um Fünfe. Sonntag nachmittag 3 Uhr: Charleys Tante. Sonnabend, den 26., nachmittags 4 Uhr: Hänsel und Gretel. Sonntag, den 27., nachmittags 32 Uhr: Charleys Tante.

Deutsch  - Amerikanisches Theater. Sonntag und folgende Tage: Er und Jch. Sonntagnachmittag 3 Uhr: Ueber'n großen Zeich. Sonntag, den 27., nachmittags 3 Uhr: Ueber'n großen Teich. Walhalla   Theater. Sonntag und folgende Tage: Nach Afrika  , nach Kamerun  . Anfang 8 Uhr. Cafino- Theater. Allabendlich: Die goldene Brüde. Sonntag nachmittag 4 Uhr: Das Opferlamm. Sonntag, den 28., nachmittags 4 Uhr: Das Opferlamm. Apollo Theater. Allabendlich: Prinzeß Rosine. Spezialitäten. Somm tagnachmittag 3 Uhr: Berliner   Luft. Spezialitäten. Sonntag, den 28., nachmittags 3 Uhr: Berliner   Luft. Spezialitäten.

Passage Theater. Allabendlich: Spezialitäten. Anfang 8 Uhr. Gebr. Herrnfeld Theater. Allabendlich: Der Familientag im Hause Brellstein.

Wintergarten. Spezialitäten.

Reichshallen Theater. Stettiner Sänger. Belle Alliance Theater. G Allabendlich 8 Uhr: Der grüne Teufel. Sonntagnachmittag 3 Uhr: Der grüne Teufel. Spezialitäten. Sonntag, den 28., nachmittags 3 Uhr: Der grüne Teufel. Spezialitäten. Folies Caprice. Allabendlich: Der Beheme. Nach dem Zapfen.

Witterungsübersicht vom 20. Januar 1906, morgens 8 Uhr.

Deutsches Theater. Sonntag bis Dienstag: Der Kaufmann von streich. Er hofft dort einen Unterschlupf zu Benedig. Mittwoch: Das Käthchen von Heilbronn. Donnerstag bis irania- Theater. Taubenstraße 48/49. Sonntag bis Donnerstag: finden und vergnügt sich zuerst in einem langen Selbstgespräche. Sonntag: Der Kaufmann von Benedig. Montag: Das Käthchen von Am Golf von Neapel  . Freitag: Alpen  - und Wüstenfahrten im Ballon. Sanz unvermittelt schlägt hier der Stil ins Märchenhafte um. Sonnabend bis Montag: Am Golf von Neapel. Anfang 8 Uhr. Michel erzählt von Wunderdingen, die er in seinem Ränzel mit fich führt, indeß sein größter Stolz ist eine Ofarina, ein unscheinbares Instrument, zu deffen Klängen Pippa tanzte. Für den letzten Taler hat er es in der Schenke erstanden. Er bläst, und Pippa, bei dem Ton aus ihrem Schlaf erwachend, steht plötzlich leibhaft vor ihm. Diese Szene, tie Michel den Verstand zu verlieren glaubt, ohne sich viel barüber zu härmen, dann durch den Kuß des Mädchens von der Wirklichkeit des Traumbildes überzeugt wird und nun entzückt vor Pippa seine Schäße rühmt und sie beredet, mit ihm zusammen nach dem Süden zu ziehen, zu der sonnenbeglänzten marmornen Lagunenstadt, ist von liebenswürdigem Humor und frischem Farben­Michel Hellriegels Phantasien gemahnen in ihrem unge reiz. stümen Lauf an des Jbsenschen Peer Gynt" schwungvoll großartige

Lügenkunst.

Wieder ändert sich der Schauplah, man sieht ein mit Fernröhren, Pergamenten, Schiffsmodellen seltsam ausftaffiertes Zimmer, in welchem Wann, eine mythische Persönlichkeit", wie der Theater­gettel voraus vertündet, haust ein mild dentender Forscher, der

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Schiller- Theater N.( Friedrich- Wilhelmstädtisches Theater.) Sonntag: Cyprienne. Nachmittag 3 Uhr: Crainquebille. Montag: Cyprienne. Stationen Dienstag: Hans. Mittwoch: Cyprienne. Donnerstag: Die Logenbrüder. Freitag: Ueber unsere Straft. Sonnabend: Cyprienne. Sonntag: Ueber unsere Straft. Nachmittag 3 Uhr: Crainquebille. Montag: Zapfenstreich. Berliner   Theater. Der Widerspenstigen Zähmung. Sonntag: Nachmittag 3 Uhr: Wilhelm Tell  . Montag bis Mittwoch: Der Wider spenstigen Zähmung. Donnerstag: Kean. Freitag: Wilhelm Tell  . Sonn­abend: Kean. Nachmittag

21 Uhr: Die Jungfrau von Drleans. Montag: Unbestimmt. Sonntag: Der Widerspenstigen Zähmung.

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Stinembe. 764 N Hamburg 767 23 Berlin 765 WNW Franfj.a. M. 771 SW München 769 3 Wien

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766 2 Wetter- Prognose für Sonntag, den 21. Januar 1906. Zunächst tälter, vielfach heiter bei mäßigen nordwestlichen Winden; fpäter wieder etwas Erwärmung mit zunehmender Bewölkung ohne erheb Berliner   Wetterbureau.

Kleines Theater. Sonntag: Hidalla. Nachmittag 3 Uhr: Nachtafyl. Montag: Ghetto  . Dienstag: Hiballa. Mittwoch: Nachtafhl. Donnerstag: stinder der Sonne.( Anjang 74, Uhr.) Freitag bis Sonntag: Kinder der Sonne. Sonntagnachmittag 3 Uhr: Nachtasyl. Montag: Unbestimmt. Lustspielhaus. Sonntag: Der Weg zur Hölle. Nachmittag 3 Uhr:| liche Niederschläge.

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