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Nr. 232.

Erscheint täglich außer Montags. Brets pränumercando: Biertel­jährlich 3,30 Mart, monatlich 1,10 mt, wöchentlich 28 fg. fret in's Haus. Einzelne Nummer 5.Pfg. Sonntags- Nummer mit illuftr. Sonntag 6- Beilage Neue Welt" 10 Pfg. 3oft- Abonnement: 8,30 Mt.pro Quartal. Unter Kreuz­ band : Deutschland u. Defterretch= Ungarn 2 Mt., für das übrige Ausland 3 Mr. pr.Monat. Eingetr. in der Post- Beitungs- Preisliste für 1892 unter Nr. 6652.

Vorwärts

9. Jahrg.

Enfertions- Gebühr beträgt für die fünfgespaltene Petitzeile oder deren Raum 40 Pfg., für Vereins- und Bersammlungs Anzeigen 20 Pfg Inferate für die nächste Nummer müssen bis 4 Uhr Nachmittags in der Expedition abgegeben werden. Die Expedition ist an Wochen­tagen bis 7 Uhr Abends, an Sonn­und Festtagen bis 9 Uhr Bor­mittags geöffnet.

Fernsyrech- nfchlu Amt I, tr. 4186.

Berliner Bolksblatt.

Zentralorgan der sozialdemokratischen Partei Deutschlands .

Redaktion: SW. 19, Beuth- Straße 2.

Gegen

Dienstag, den 4. Oktober 1892.

Es ist nun nothwendig, daß diesem Bor­gehen der französischen Bruderpartei sich die fchaften, wie die Arbeiterparteien und Arbeiter­

den Beschluß des lehten Trades- deutsche Sozialdemokratie und die Gewert. Unionskongresses in Sachen der organisationen der anderen Länder anschließen.

Achtstunden- Konferenz.

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Den alten englischen Gewerkvereinsführern, die sehen, daß sie dem Strome der Bewegung nicht mehr widerstehen können und nun Wie bekannt, hat der Trades- Unionstongreß zu durch ihr separatistisches Vorgehen versuchen, zu retten, was noch Glasgow beschlossen, in bälde einen internationalen zu retten ist, muß flar gemacht werden, daß sie es nicht mehr sind, Gewerkschaftstongreß nach London einzuberufen, welche die Bewegung leiten. Die Arbeiterparteien des Kontinents auf welchem die internationale Einführung des Acht stunden müssen durch entschiedenen Widerstand gegen die Quertreibereien tages berathen werden soll. Dieser Beschluß wurde seitens der von jener Seite die vorgeschrittenen Elemente in der englischen alten Gewerkvereinsführer durchgesetzt, um zu verhüten, daß die Arbeiterbewegung zu stützen suchen, die bisher mit wachsendem, englischen Gewertvereine sich auf dem nächstjährigen internatio- wenn auch noch nicht mit entscheidendem Erfolg die Fettwamft­nalen Rongreß zu Brüssel vertreten ließen und dort Gelegenheit politik der alten Trades- Union- Führer untergraben haben. betämen, bas sozialistische Gift in sich aufzunehmen. Der alte Trades- Unionismus ist trotz aller gegentheiligen Gegen diefen, die internationale Solidarität der Arbeiter Kongreßbeschlüsse Wanken; ihn gänzlich zu stürzen, tlasse schwer schädigenden Beschluß hat der Kongreß ist das lebhafte Interesse das lebhafte Interesse der vorgeschrittenen Arbeiter­zu Marseille Stellung genommen und sich in wünschens- bewegung aller Länder. Hält der Sozialismus erst in werther Deutlichkeit darüber ausgesprochen. Die auf Antrag die alten englischen Trades- Unions mi Lafargue's angenommene Resolution lautet:

" In Erwägung, daß der Achtstundentag einer der Programm­punkte der Arbeiterparteien beider Hemisphären ist, und seine Verwirklichung auf dem internationalen Rongres zu Zürich in Betracht gezogen wird;

at

" In Erwägung, daß die Trades Unions von Großbritannien und Irland, nachdem sie am internationalen Rongreß zu Brüffel theilgenommen, das dort getroffene Uebereintommen gerriffen haben, indem sie in Gegensatz zu dem internationalen Rongreß 8t Zürich sich stellen und einen internationalen Kongreß nach London einberufen;

" In Erwägung, daß die Agitation für die gesetzliche Ein­führung des Achtstundentages der Anregung des internationalen Rongresses zu Paris im Jahre 1889 geschuldet ist und die alten Trades- Unions diefelbe nur unter dem Drucke der sozialistischen Bewegung angenommen haben;

iegenden Fahnen seinen

Einzug, dann ist dies von entscheider r Bedeutung für ganz Europa . Und diese Möglichkeit ist vor den. Die ökonomische Vorrechts- und Herrschafts- Stellung Englands ist für immer er­schüttert und schwindet immer mehr. Das begreifen die eng­lischen Proletarier, und daher ihr Drängen nach gemeinsamem Handeln mit den Proletariern aller Länder. Das Eisen ist warm, also fchmieden wir es!

Das Allerneneste aus dem Reiche des Herrn von Stephan.

Herr von Stephan hat bekanntlich die außerordent­liche Güte gehabt, dem Hamburger Postperfonal für seine aufopfernde Thätigkeit während der Cholerafeuche In weiterer Grwägung, daß die internationale Arbeiterpartei flärte fogar, er ei bereit, soweit die Mittel der kaiser­feine reffon Bige Anerkennung" auszusprechen. Er er­nicht wünschen kann, daß die Agitation der Arbeiter auf die lichen Ober- Poteftion nicht ausreichen, den Betreffenden Frage des Achtstundentages begrenzt werde, wie es die Majorität durch Bewilligung von Unterstützungen aus den Mitteln des Unionskongresses zu Glasgow will; des Reichs Postamts zu Hilfe zu kommen", soweit einzelnen Beamten und Unterbeamten ans Anlaß der Maß­regeln zur Abwehr der Krankheitsverbreitung Nachtheile er­wachsen oder erhöhte Ausgaben bei Wahrnehmung ihres Dienstes entstehen".

beschließt der Nationalkongreß der französischen Arbeiter partei, bestehend aus den Vertretern der Syndikatskammern und oer sozialistischen Gruppen,

dem Kongreß zu London fernzubleiben. " Der National- Kongreß tadelt die Majorität des Glasgower Das heißt also Bettelpfennige ver Rongresses, daß sie durch die Einberufung eines Rongresses nach sprechen! Was fagt man nun zu folgenden uns zur London die internationale Arbeiterbewegung zu spalten versucht, Verfügung gestellten amtlichen Artenstücken? und lädt sie ein, sich der internationalen Arbeiterbewegung anzu­schließen und ihre Vertreter auf den Kongreß nach Zürich zu Tenden."

Feuilleton.

Macbrud verboten.)

Die Waffen nieder!

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Berlin C., 23. Geptember 1892. Es ist in Anregung gebracht, bei den Postbeamten und Post unterbeamten zum Besten der von der Cholera heim­

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Expedition: SW. 19, Beuth- Straße 3.

gesuchten Berufsgenossen in Hamburg eine Geldsammlung zu veranstalten und den Ertrag dem Herrn Ober- Post­direktor in Hamburg zur Vertheilung an die Betroffenen zur Ber­fügung zu stellen. Seine Exzellenz der Herr Staatssekretär des Reichs- Poftamts, welcher von dem Vorschlag mit großer Bes friedigung Kenntniß genommen und denselben gebilligt hat, hat den Vorsteher der Ober- Postdirektion in Hamburg ermächtigt, die ihm von seiten der Berufsgenossen zugehenden Beiträge entgegen zu nehmen und, unter Mitwirkung eines aus An­gehörigen der Verwaltung zu bildenden Ausschusses, für deren Vertheilung an die Heimgesuchten Sorge zu tragen. Das kaiserliche Verkehrsamt wird beauftragt, die dort beschäftigten Beamten und Unterbeamten hiervon in Kenntniß zu setzen und ihnen anheimzugeben, sich an diesem Werke echter Menschen liebe und kollegialischer Ges, finnung, ein Jeder nach seinen Kräften zu be­theiligen. Damit sich Jeder über die Lage der Verhältnisse in Hamburg unterrichten kann, lasse ich dem kaiserlichen Verkehrsamte hierneben einen Auszug aus dem an das Reichs- Boftamt erstatteten Bericht der kaiserlichen Ober- Postdirektion in Hamburg von 17. d. Mts., die Einwirkung der Cholera- Epidemie auf die Personalverhältnisse betreffend( siehe unten) zugehen. Die zur Verfügung gestellten Beiträge sind, für jeden Einzahler beson­ders, in die beifolgende Sammelliste einzutragen und bald­thunlichst an die hiesige General- Posttasse mittelst Bostanweisung einzusenden. Die Sammellisten dagegen sind auch für den Fall, daß Beiträge nicht gezeichnet fein fallten gleichzeitig unter Umschlag mit entsprechender Bezeichnung hierher einzu­reichen.

B, 25488.

pp.

Der Kaiserliche Ober- Postdirektor. Geheime Ober- Bostrath.

Griesbach.

Hamburg , 17. September 1892.

Gestorben an der Cholera. Erkrankt und dienstunfähig an Cholera, Cholerine und Krankheiten der Verdauungs­organe

an sonstigen Krankheiten.

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1 Beamter, 13 Unterbeamte,

74 Beamte, 154 Unterbeamte, 50 Beamte, 54 Unterbeamte. Von 588 im Arbeiterverhältniß zur Verwaltung stehenden Personen, welche als Mitglieder der Postfrankenkasse angehören, sind in der Zeit vom 17. August bis einschließlich 15. September 59 an Cholera pp. erkrankt. Die 92 Postillone der hiesigen Post­halterei sind sämmtlich gefund geblieben. Unter den Familien­mitgliedern und denjenigen Angehörigen von Beamten und Unter­beamten, welche mit diesen einen gemeinsamen Hausstand bilden,

mein Herz voll ist, und so klein er ist Du weißt es im Mittelalter Brauch war, um die Horden anzufeuern; ja ist er schon eine Art Freund seiner Mutter. jetzt tönnte man ihnen als Lohn höchstens eine freigebige Ich fange auch schon an, mit ihm zu reden, wie mit einem Vertheilung von Erbswurst in Aussicht stellen; das wäre Bernünftigen, und dafür ist er mir dankbar. Ich meiner aber etwas matt, also heißt es verblümt: diejenigen Er­seits bin ihm dankbar für die Liebe, die er Dir weiht. holungen" und so weiter. Dabei kann sich. Jeder denken, Es ist so selten, daß Kinder ihre Stiefeltern gut leiden was er will. Das Prinzip des in" Feindesland" zu mögen, freilich ist an Dir auch nichts Stiefväterliches findenden Kriegslohnes lebt im Soldatenstil noch fort. Du fönntest mit einem eigenen Jungen nicht zärtlicher, Und wie wird Dir in Feindesland" zu Muthe sein, nicht gütiger sein, Du mein Zärtlicher, Gütiger! Ja, die welches ja eigentlich Dein Stammland ist, wo Deine Güte die große, veiche, milde die ist Deines Wesens Freunde und Deine Vettern Leben? Wirst Du Dich Ob Dich diese Zeilen erreichen? Und wo und wie? Grundlage und wie sagt der Dichter? so wie der dadurch erholen", daß Du Tante Korneliens hübsche Villa Db nach einem heißen Schlachttage, ob im Lager, ob Himmel aus einem einzigen großen Saphir sich wölbt, so dem Erdboden gleich machst? Feindesland" das ist vielleicht im Lazareth ... auf jeden Fall thut es Dir wohl, formt sich eines edlen Menschen Charaktergröße nur eigentlich auch so ein fossiler Begriff aus jenen Beiten, wo Runde von Deiner Martha zu erhalten. Wenn ich auch aus einer Tugend der Güte. Mit anderen der Krieg noch unverhohlen das war, was feine raison

Eine Lebensgeschichte von Bertha von Suttner .

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nur Trauriges schreiben kann was anders als Trauriges Worten: ich lieb'' Dich, Friedrich! Das ist ja doch d'être vorstellt: ein Raubzug;- und wo das Feindesland tann in einer Beit empfunden werden, wo die Sonne durch immer der Refrain alles dessen, was ich von Dir und dem Streiter als lohuverheißendes Beuteland winkte bas große schwarze Sargdeckeltuch verfinstert wird, welches Deinen Eigenschaften denke. So vertrauensvoll, so zuver- Ich spreche da mit Dir, wie in den schönen Stunden, für das Baterland" aufgehißt worden, damit es auf die Kinder sichtlich lieb' ich Dich ich ruhe in Dir, Friedrich, da Du an meiner Seite warst und wir, nach beendeter bes Landes herabfalle dennoch bringen Dir meine Zeilen warm und sanft. Wenn ich Dich habe versteht Lektüre irgend eines fortschrittlichen Buches, miteinander Zabung... denn Du haft mich lieb, Friedrich- ich weiß es, wie fich. Jetzt, da du mir wieder entrissen bist, ist's mit über die Widersprüche unserer Zeitzustände philosophirten, ieb, und mein geschriebenes Wort frent und bewegt Dich, meiner Ruhe natürlich aus. Ach, wäre der Sturm nur so einig, so einander verstehend und ergänzend. In meiner wie ein fanftes Streicheln meiner Hand. Ich bin schon vorbei, vorbei wäret ihr doch in Berlin , um dem Umgebung ist Niemand, Niemand, mit dem ich über derlei bei Dir, Friedrich, wisse das: mit jedem Gedanken, mit König Wilhelm die Friedensbedingungen zu diktiren! Dinge reden könnte. Doktor Breffer war noch der Einzige, jebem Athemzug, bei Tag und Nacht. Hier in Mein Vater ist nämlich fest überzeugt, daß dies des Feld- mit welchem sich kriegsverdammende Ideen austauschen aneinem Streise bewege ich mich und handle und spreche zugs Ende sein wird, und nach Allem, was man hört ließen, und der ist jetzt auch fort selber in den ver­und liest, muß ich es wohl auch glauben. Sobald, urtheilten Krieg gezogen aber um Wunden zu heilen, mechanisch; mein eigenstes Jch das ja Dir gehört und liest, muß ich es wohl auch glauben. das verläßt Dich keinen Augenblick Nur mein Bub' mit Gottes Hilfe, der Feind geschlagen ist"- so nicht um sie zu schlagen. Eigentlich auch ein Widerstun, erinnert mich, daß die Welt mir doch noch etwas ent- lautete ja Benedet's Aufruf- werden wir ihn auf die Humanität" im Kriege ein innerer Widerspruch. hält, was nicht Du" heißt Der gute Kleine dem Fuße verfolgen, und ihr werdet in Feindesland Das ist ungefähr so, wie die Aufklärung" im Glauben. wenn Du wüßtest, wie er nach Dir fragt und sorgt! euch ausraften und diejenigen Erholungen" und so Entweder, oder diejenigen Erholungen" und so Entweder, oder aber Menschenliebe und Krieg, Ver­zwei sprechen miteinander eigentlich von gar nichts weiter. Was sind denn das für Erholungen? Heutzutage nunft und Dogma: das geht nicht. Der aufrichtige, Anderem, als von" Papa". Er weiß es wohl, der fein darf kein Anführer mehr laut und unumwunden sagen: loderude Feindeshaß', gepaart mit gänzlicher Verachtung fühlige Knabe, daß dies der Gegenstand ist, von dem Ihr dürft plündern, brennen, morden, schänden," wie dies des menschlichen Lebens das ist des Krieges Lebens­

Wir

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