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Vorwärts
9. Jahrg.
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Der österreichische Kaiser und die Antisemiten.
auslagen
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Sonntag, den 9. Oktober 1892.
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Expedition: SW. 19, Benth- Straße 3.
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Stadtrath Statt
man mit in den Kauf nimmt, und insbesondere sein poli- antisemitischen Blödsinns die politische Märtyrerkrone aufs tischer Radikalismus ist ein Faktor, dem gegenüber man ein Haupt drückt. Denn soweit sind wir heute schon in Auge zudrückt, etwas, was man ihm verzeiht, aber durchaus Desterreich, daß die offene Parteinahme der eigentlichen nicht ein Grund für seine Wahl. Leider ist, obwohl die schwarz- gelben und altliberalen Kreise gegen irgend eine Wahl Kronawetter's von unserm Standpunkt außer Sache diese beim Volke fördert. Darum konnte den Unsere Wiener Antisemiten zeichnen sich durch eine ordentlich wünschenswerth erscheint, festzustellen, daß Krona Antisemiten garnichts Besseres passiren als diese kaiserlichen rechheit aus, welche bei allen Gelegenheiten hervortritt, wetter schwach genug ist, den Liberalen viel mehr Bugeständ- Auslaffungen. nd die sich insbesondere auch durch den immer wieder nisse zu machen, als es mit einem strammen politischen Charakter Wie tief eingewurzelt in Desterreich der Größenolten Versuch der Obstruktion auch bei den kleinlichsten verträglich ist. Hoffentlich wird er, nachdem er gewählt ist, wahn ist, vafür hatten wir vor einigen Wochen pielen, also insbesondere im Gemeinderath und Landtag, Vergangenheit befinnen. ragen in allen Körperschaften, wo sie irgend eine Rolle sich auf sein politisches Programm und seine ehrenhafte ein Beispiel in Böhmen . Der böhmische Statthalter Graf Thun empfing auf einer einer Rundreise den iußert. Neben begabteren Leuteft wie Lueger spielen Für österreichische Verhältnisse sehr charakteristisch ist Stadtrath von Schüttenhofen . Einer der Räthe noch ein anderes Moment. Wenn überall der Parlamen- benutte die Vorstellung dazu, dem Statthalter die Sregorig und Schneider eine Rolle. Die letzte tarismus eine Scheineinrichtung ist, so ist er in Deftereich Bitte vorzutragen, er möge beim Kaiser durchsetzen, daß er | session des niederösterreichischen Landtages hat ihnen mehr der reine Schwindel. Und ein wichtiges Symptom davon sich gegen die Zweitheilung ausspreche, und knüpfte daran ad Gelegenheit gegeben, sich zu zeigen. ist der unverhüllte, ausschlaggebende Einfluß, den der weiter die Bitte, der Kaiser möge sich zum König von Sie machten aus der Frage des Jupfzwanges, Monarch ungescheut bei jeder Gelegenheit nimmt. Wenn Böhmen krönen laffen. Diese Wünsche mögen ja ebenso elcher in Desterreich, nebenbei gesagt, noch nicht durch in irgend einer wichtigeren Frage die Zustimmung des wenig der Zeit und der Dertlichkeit angemessen gewesen geführt ist, energische Opposition und erklärten die Kuh: Parlaments durch die augenblickliche Widerhaarigkeit irgend sein, als sie überhaupt vernünftig sind. Aber wie begeguete oden- Impfung für einen jüdischen Schwindel. Ebenso einer Gruppe in Frage gestellt ist, wird im legten Moment der Statthalter dem freien Vertreter des freien Bürgergriffen sie die Gelegenheit bei der Debatte über eine einfach der Führer dieser Gruppe zum Kaiser befohlen und thums? Er fragte:„ Was sind Sie?" ächerlich geringe Summe, welche für Desinfektions- ihm dort unter vier Augen der Standpunkt flar gemacht öffelmann:„ Stadtrath und Dekonom." zur Verhütung der Cholera eingestellt Am nächsten Tage geht die Abstimmung austandslos nach halter: So fümmern Sie sich um Ihre Dekonou und wurde, um über die jüdischen Aerzte zu schimpfen, Wunsch vor sich. Aber der Kaiser übt auch sonst eine nicht um hohe Politik." Und diesen jarakjeden Mann ohne Unterschied chen Patienten, ob mit Cholera behaftet oder nicht, in die für unmöglich halten sollte. Man erinnert sich, in welcher der Partei empören muß, theilte die„ Neue Freie Preffe" holerafpitäler transportiven würden, um sie umzubringen. Weisefer beim Besuche der Prager Landesaus stellung die Jung- ohne jeden Widerspruch mit, aber mit einer zynischen Anblödsinnig dieses Gerede ist, so lächerlich ist andererseits czechen fritifite. Und jetzt hat, wie der Vorwärts" schon merkung, welche den Stadtrath als„ Schufter" noch lächerfürchtbare Entrüstung, welche die Liberalen darüber geinekdet, er beim Empfang der Delegationen wieder licher machen sollte. ußern. Anstatt dieſe Dummtöpse einfach auszulachen, seinem Mißfallen über das Vorgehen der Antisemiten verden förmlich Kreuzzüge gegen fie arrangirt, welche im niederösterreichischen Landtage in ähnlicher Weise Ausatürlich erfolglos bleiben, da man über sie schießt, und druck gegeben. Nun hat ja der Kaiser so gut wie jeder welche die antisemitische Minderheit im Gemeinderath und die politische Meinungsäußerung des Kaisers, die wir ihm Landtag in bezug auf gewisse Verwaltungsfragen übt, in gewiß nicht beschränken wollen, soll eben nicht mehr Gewicht| pielen die Autisemiten heute die Rolle des Hechts im jeden anderen. Der Kaiser von Defterreich ist aber geRarpfenteiche, wäre und die Kliqueuwirthschaft der wohnt, seine Urtheile über politische Parteien als endgiltige eine absolute und widerspruchslose, Urtheilssprüche auszusprechen, von welchen es eine Berufung Vom preußischen Defizit. Ein Offiziöser hatte jüngst nicht unter der Kontrolle dieser leider an irgend eine andere Instanz überhaupt nicht mehr giebt. die von uns sogleich bezweifelte Nachricht eines sehr großen beschränkten Opposition stünde. So lange das Und es ist charakteristisch, daß die Schiedsrichterrolle, die Defigits, das im preußischen Staatshausozialdemokratische Element in unseren Vertretungs- er sich zuspricht, gerade von unseren liberalen Bar- halt für 1893/94 zu erwarten sei, in die Welt flattern orpern fehlt, wird es unvermeidlich sein, daß die Anti- teien unbedingt anerkannt wird. Die Verurtheilung der lassen. Jetzt verkündet ein Geschäftskollege des Bruder emiten neben der Masse von Unsinn auch einiges Ver- Antisemiten durch den Kaiser wird von der liberalen Presse Offiziofus, das sei nicht richtig, Beschränkung der Ausgaben nünftige vertreten, und zwar ganz allein. Für die Libe- in frechfter Weise ausgeschrotet, und zwar nach der Rich werde allerdings nothwendig sein, aber sie werde sich nicht Antisemitismus oder vielmehr für oder gegen die durch den Monarchen noch Antisemit bleibt, förmlich der zungen des Juſtigministeriums würden berücksichtigt werden. den" das Um und Auf aller Politik geworden. Andere Majestätsbeleidigung gezichen wird. Nun wäre ja das cine Bekanntlich wird seit langem über den Mangel an einer litische Fragen existiren einfach nicht mehr für sie. Es Sache, die der Kaiser mit dem freisinnigen Bürgerthum abzu- genügend großen Zahl Richterſtellen Klage geführt. Die Bezirke der Stadt Wien nur deshalb möglich wird, weil nicht vergessen, daß bei unsern rückständigen Verhältnissen ein sie nicht verbesserungsbedürftig ist. So hat ja erst dieser bezeichnend, daß die Wahl Kronawetter's im ersten machen hätte, eine rein interne Angelegenheit. Aber man darf Lage der Bolksschullehrer freilich ist so gut, daßß man Kronawetter für einen muthigen und geschickten Be- großer Theil der aus guten Gründen unzufriedenen Be Tage Herr Miquel erklären lassen. tampfer der Antisemiten hält. Daß der Mann freiheitliche völkerung heute noch im Lager der Antiseiniten steht, reiche parlamentarische Erfahrung hat, das sind Dinge, die die gerade entgegengesetzte Wirkung übt und der Partei des kunden zur Charakteristik des Unternehmer- Klüngels, der in nschauungen, eine außerordentliche Sachkunde und eine und daß bei diesen Elementen der Eingriff des Monarchen
Bausch
Liberalen
Denn
des
balen
fie
Feuilleton.
achbruc verboten.
Die Waffen nieder!
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Auf dem Steingerölle eines Hügelabhanges liegt ein blutiger Knäuel. Es sind ein Dutzend Soldaten. Der Sani täts- uteroffizier bleibt stehen und legt ein paar Verbände an. Aber mitgenommen werden diese Verwundeten nicht; erst müssen die geholt werden, die mitten auf dem Gefechtsfelde fielen- vielleicht kann man diese hier beim Rückgang auflesen...
Und wieder geht die Patrouille weiter, dem Kampf Eine Lebensgeschichte von Bertha von Suttner. play näher. In immer dichteren Schaaren wanken- Berwinete heran, sich selber oder einander mühsam fort dient doch kein schleppend. Das sind solche, die noch gehen können. Unter da verdreht doch sie wird der Juhalt der Feldflaschen vertheilt, man legt Und„ Feldscheer " ihnen eine Binde auf die quellenden Wunden und weist
„ Bei
der
Sanität"
efcher, strammer, schneidiger Junge
Da
Unser Bürgerthum ist dieser Zustände würdig.
Politische Uebersicht.
Die Könige im sozialen Reiche. Jmmer neue Ur
unterscheidbar, deutlich in die Weite dringt. Da kommt auch noch ein Adjutant herangesprengt:" Mannschaft von der Sanität?"" Zu Befehl!" erwidert der Korporal. „ Mir nach."
Offenbar ein verwundeter General.. Da heißt es gehorchen und die anderen verlassen. Muth und Geduld, Kameraden, wir kommen wieder." Die es sagen und die es hören, sie wissen, daß das nicht wahr ist.
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Und wieder geht es weiter. Dem Adjutanten- der, voransprengend, die Richtung weist im Eilschritt nach. Da giebt es unterwegs kein Aufhalten, ob auch von rechts einer die Köpfe der Mädchen. und links die Weh- und Hilferufe ertönen, ob auch auf die wenn der auch heute nicht mehr so sondern Regiments- ihnen den Weg nach der Ambulance. Und wieder geht es hinstreckt Eilenden selber manche Kugel fällt und einen oder den anderen nur weiter, nur vorüber. Vorüber an unter rt" heißt, der kann sich doch mit feinem Kavallerielieutenant weiter. An Todten vorüber- ihrer Wunden sich krümmenden Menschen, entsetzlichster Agonie. welche von über sie hinjagenden Rossen zertreten, oder von Der Sanitätskorporal fommandirt seine Leute nach einer die Hände in die über ihre Glieder fahrenden Geschützen zermalmt wurden Riebering, gegen welche eine Batterie ihr Feuer eröffnet hat. Erde gebohrt die Haare des Bartes aufgerichtet und welche, die Rettungsmannschaft erblickend, in ihrer
neffen?"
Viele dieser Todten zeigen die Spuren unnatürlich weit aufgerissene Augen
Sie gehen durch den grauen Schleier des Pulverdampfes, und zusammengepreßte
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Jetzt durch einen Hohlweg. Hier liegen sie auf
Staub und Erde, da, wo eine Kugel zu ihren Füßen ein- Lippen die Beine starr ausgestreckt, so liegen sie da. hlägt, wirbelt vor ihnen auf. Sie sind nur wenige Schritte
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vorüber!
Das geht in den rothen heften noch seitenlang so fort.
egangen, so begegnen sie schon Verwundeten leichter geschichtet. Todte und Verwundete untereinander. Letztere be Berwundeten, die sich entweder einzeln oder paarweise, grüßen die Sanitätspatrouille wie rettende Engel und flehen Was der Regimentsarzt von dem Gang einer SanitätsEiner fällt zufammen. Es ist aber nicht seine Wunde, die wimmerud, rufen sie nach Rettung, nach einem Schluck viele ähnliche und ärgere Dinge. So die Schilderung jener inander gegenseitig unterstüßend, zur Ambulance schleppen. und schreien um Hilfe. Mit gebrochenen Stimmen, weinend, patrouille über das Schlachtfeld erzählte, das enthält noch
hm die Kraft gebrochen
wei Tage nichts gegessen Marsch von zwölf Stunden
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machten einen forcirten und was tönnen die wenigen Menschen thun? Ein jeder Granaten fallen, neue Wunden reißend; oder wenn die Zutamen ins Bivouat... müßte müßte hundert Arme haben, um da retten zu können... fälligkeiten der Schlacht den Kampf und die Verbandplätze doch jeder thut, was er tann. Da erschallt der langgezogene felber, knapp, an die Ambulancen bringen und das ganze Ton des Sanitätstufes. Die Leute stußen myd halten in Sanitätspersonal, sammt den Aerzten und sammt den Berlaßt uns nicht, ver- Kranken, mitten in das Gewühl der ringenden oder fliehen
wei Stunden darauf Alarm und die Schlacht."
Die Patrouille geht weiter. Diese Lente finden selber
gren Weg und können den zusammengebrochenen Kameraden ihren Handreichungen inne. itnehmen. Die Hilfe muß auderen, noch Hilfsbedürftigeren laßt uns nicht!" flehen die Unglücklichen; doch wieder und den oder verfolgenden Truppen geräth; wenn scheue, ledige fgespart werden.
wieder ruft das Hornsignal, welches, von allem andern Getöse! Rosse des Weges gerast kommen und die Tragbahre fum