Mr. 240.
Gfcheint täglich außer Montags. Brets prämunierando: Vierteljährlich 3,30 Mark, monatlich 1,10 Mr, wöchentlich 28 Pfg. frei in's Haus. Einzelne Nummer 5 Pfg. Sonntags- Nummer mit illuftr. Sonntags- Betlage Neue belt 10 Pig. Post- Abonnement: 8,30 Mt.pro Quartal. Unter Kreuz band : Deutschland u. DefterreichUngarn 2 Mt., für das übrige Ausland 3 Mt.pr.Monat. Eingetr. in der Post- Zeitungs- Preistifte für 1892 unter Nr. 6652.
Vorwärts
9. Jahrg.
Insertions- Gebühr beträgt für die fünfgespaltene Petitzeile oder deren Raum 40 Pfg., für Vereins- und Bersammlungs Anzeigen 20 Pfg Inserate für die nächste Nummer müffen bis 4 Uhr Nachmittags in der Expedition abgegeben werden. Die Expedition ist an Wochentagen bis 7 Uhr Abends, an Sonnund Fefttagen bis 9 Uhr Vormittags geöffnet.
Earnsprech- Anschluß Amt I, Nr. 4186.
Redaktion: SW. 19, Beuth- Straße 2.
Donnerstag, den 13. Oktober 1892.
Expedition: SW. 19, Beuth- Straße 3.
Die Ohnmacht der Bourgeoisie. fann, daß eine großartige Verbesserung der Waffer wärmen, wären aber 1½ Millionen Kilo Steinkohle nöthig;
-
versorgung, neue Stadtviertel für die Arbeiter zum ge- selbst wenn/ der Wärme bei der Abkühlung des Wassers Als wenn es nicht ohnedies sonnenklar wäre, daß die sunden Wohnen und große Unternehmungen für die Arbeits- wiedergewonnen würden, blieben 1/3 Million Kilo Kohlen; herrschende Ordnung" völlig unfähig geworden ist, durch losen nothwendig wären, um mit allem Glend einigermaßen da aber die Siedehize 15 Minuten anhalten müßte, irgend ein großes Unternehmen den sozialen Fortschritt zu aufzuräumen. Ein paar elende Anläufe zu diesen Schritten um alle Bakterien zu tödten, wären doch eine Million Kilo fördern, bringt fast jeder neue Tag nene Beweise dieser un unter dem Hochdrucke der Seuche, dann ein Nachlassen, Kohlen täglich erforderlich, b. h. 15 000 Mark pro unstößlichen Thatsache. Verdanımt zu sein zu elender jegt ein völliges Versagen der großartigen Pläne Verdammt zu sein zu elender jegt ein völliges Versagen der großartigen Pläne die Tag, ganz abgesehen von den kolossalen Resselanlagen; noch Flickarbeit auf jedem kulturellen Gebiete, zu hangen und bürgerliche„ Ordnung" ist wieder oben auf! Sie hat dafür ungünstiger würde sich die Sterilisirung durch Kalk gezu bangen zwischen der Erkenntniß, daß so viel zu thun zu sorgen," daß nicht mehr aufgewendet wird, als im stalten, welche ca. 24 000 m. täglich fosten würde und wäre und so wenig gethan werden kann innerhalb der Augenblick rentabel und mußbringend" ist sie weist große Umständlichkeiten mit sich bringt. Wie kann dies bürgerlichen Ordnung",- das ist das klägliche Schicksal nunmehr gelassen alle phantastischen" Pläne von eine bürgerliche Stadt für gemeinnüßige Zwecke opfern? der bürgerlichen Welt am Ende des 19. Jahrhunderts. fich. Die Seuche erlischt nach und nach, damit Das ist nicht möglich, so wenig wie dieselbe bürgerliche ,, neue Aera", nicht ohne einen erlischt das bürgerliche Pflichtgefühl- die bürgerliche Stadt eine ernsthafte Sanitäts- Kontrolle üben kann, die ja sehr träftigen Anflug von Frömmelei, ein Stückchen Weltordnung hat selbst aus einer Riesenkatastrophe teine tief ins Fleisch der Hausbesitzer schneiden würde. Lassen Sonntagsruhe auf den Eisenbahnen einführen zu Kraft zum Aufraffen gewinnen können, lahm, ohnmächtig wir's also, und tanzen wir weiter auf dem Bulkan- müffen geglaubt. Nur ein Stückchen und welche steht sie allen Anforderungen des sozialen Fortschritts ist der bürgerlichen Weisheit Schluß. Echwierigkeiten erwachsen den preußischen Staatsbahnen gegenüber. Bankerotter fann diese bürgerliche Ordnung" nicht gut bereits aus dem kleinen Anlauf! Der Apparat der Eisen- Und in Berlin dasselbe Schauspiel! Im bürgerlichen werden. bahn ist auf das bürgerliche Profitmachen eingerichtet, auf Verein zur Beförderung des Gewerbenichts weiter; er soll Dugende von Millionen als„ Ueberschuß" fleiße 3" haben sie dieser Tage darüber verhandelt, wie liefern, damit der Militarismus genährt und gefüttert werden trefflich und wie- erbärmlich doch auch unsere Wassertann. Profitmachen um jeden Preis, fapitalistischer Betrieb versorgung sei. Das„ trefflich" wurde nämlich
Da hat die
-
das
Wie viel
bis zum Neußersten,„ Sparsamkeit" in den Betriebsspesen immer laut gesagt, das„ erbärmlich" aber ziemlich deutlich Politische Uebersicht. und Sonntagsruhe für die Eisenbahnbediensteten vertragen dazu gedacht, und das Ergebniß waren dann Be sich aber nicht im alten Rahmen. Betrieb und Sonntagsruhe trachtungen, halb voll Ueberhebung, halb voll kläglicher werden sich vertragen, wenn alles nach neuen Gesichtspunkten Furcht. Aus dem Fluß, und zwar zum Theil Die Tapferkeit der deutschen Bourgeoisie äußert geleitet würde, wenn der arbeitende Mensch auch im Eisen- mit aus der Spree , bekommen auch wir unser fich bekanntlich niemals in Thaten, welche sie thut, sondern bahnverkehr wieder die Hauptsache würde, um dessentwillen Trinkwasser; schädliche Organismen sind nicht in in Thaten, welche sie sich andichtet. Sie schlägt und ver lediglich der Apparat da ist, wenn in der Woche alles arbeiten demselben, aber-„ diese beruhigende Thatsache darf nichtet den Feind moralisch; und wenn derselbe davon tönnte, was arbeiten will, sodaß am Ruhetag gar kein Be- nicht überschätzt werden, da bei der Prüfung nur das nichts merkt, so ist das nicht ihre Schuld. So fürchterlich dürfniß da wäre, das Schaffen zu verlängern. Dann wäre winzig fleine Wasserquantum von 1 cem untersucht wird; ist die deutsche Bourgeoisie, daß der Feind regelmäßig davon auch alles in Hülle und Fülle vorhanden, was der stärkste hat man z. B. ein Bassin mit 1000 cbm teimfreien Wassers läuft, ehe es zur Schlacht kommt und wenn sich hinten Betrieb erheischte zur Volkswohlfahrt- Lokomotiven, Wagen, und schüttet 1 Million Cholerafeime hinein, so würde bei nach herausstellt, daß er vorwärts gelaufen ist, so be Schienen, Bahnhöfe. Jetzt ist die Eisenbahn aber ängstlich gleicher Bertheilung auf 1000 cem Wasser je ein Keim kom- deutet das nur eine unrichtige Ausdrucksform. mir auf den Profit eingerichtet; und da sie den kleinsten men; um diesen einen zu fischen, müßten vielleicht ein paar tausendmal ist Bismarck weiland in der Konfliktszeit zerSchritt zu einer sozialen Verbesserung, zur Sonntagsruhe hundert Proben vorgenommen werden. Es bietet also die schmettert" worden! Und wie viel tausend„ moralische erlebte er, ihrer Bediensteten gemacht hat, geht ihr bereits der Athem Zählung der Keime auch noch kein genügendes Kriterium Niederlagen" bis die Bourgeoisie ihn ihre Gewalt" bekam, daß er aus. In Köln fizt schon die Regierungs- Rom- für die Beurtheilung des Wassers auf seine Schädlichkeit." so vollständig in mission, welche die Folgen und Wirkungen der Sonntags - Natürlich sind wir nicht so unzivilisirt wie die Hamburger, gezwungen war, ihr seine Stiefelspigen als Lutschbeutel in ruhe auf den Betrieb der preußischen Staatsbahnen" unfiltrirtes Wasser zu trinken wir haben unsere den Mund zu stecken, wobei es freilich mitunter etwas studirt. Und den fiskalischen Betriebsdirektoren steigen großartigen" Filtriranlagen. Daß sie aber nicht Aehnliches wie Fußtritte absetzte. schon die Haare zu Berge, weil ihnen die rheinischen Schlot- im entferntesten genügen, Teuchtet aus Den Jetzt ist unsere Bourgeoisie wieder am moralischen" barone vorrechnen, daß tausende Mart mehr an Arbeits- hutsamen Leitsätzen heraus, die der technische Siegen. Die Regierung hat vor der imposanten" Haltung löhnen, und Millionen mehr für rollendes Material und Berichterstatter in jener Versammlung aufstellte:„ 1, Verdes Bürgerthums in Sachen der Wilitärvorlage Lokomotivschuppen nothwendig sind, wenn bei der Sonn- legung der Entnahmestellen nach möglichst isolirten und solchen heibenmäßigen Respekt, daß sie schon vollständig aus tagsruhe die Befriedigung der kapitalistischen Profitwuth dem Einfluß der Bebauung entzogenen Bunkten. 2. Serab- Rand und Band ist der Reichskanzler mit dem nicht zu fing fommen soll. Da sitzen die Kommissare des segung der Filtrationsgeschwindigkeit auf ein geringes Maß preußischen Staatsministerium im Konflikt, Duell zwischen preußischen Eisenbahnministers seit dem 3. Oktober und und Vermeidung von Unregelmäßigkeiten Miquel und Caprivi, Meinungsverschiedenheit zwischen rathen und flügeln, wie sie aus der kapitalistischen Zwick durch ausreichende Regulizungsvorrichtungen. 3. Aus Kaiser und Kanzler- allgemeine Auflösung. mühle herauskommen möchten: Sonntagsruhe und doch schließung des Filtrates von der Verwendung, sobald Das Schlimme ist blos, daß die Regierung sich unt bürgerliche„ Sparfanikeit", keine Spesenerhöhung". Solche ein Filter nicht im Besiz seiner vollen diese Phantasien der schönen Mannesseelen nicht fümmert; Ropfschmerzen macht dem kapitalistischen Betrieb der kleinste 2e i stungsfähigkeit ist." Man hat die Sterilisation daß sie nicht daran denkt, das Feld zu räumen; und daß foziale Fortschritt! des Berliner Trinkwassers vorgeschlagen. Um Berlins sie entschlossen ist, die Militärvorlage um jeden Preis durchWasserquantum, welches 1891 36,5 Millionen Kubikmeter zubringen. Die, moralischen Siege" der Bourgeoisie werden sie oder täglich ca. 100 000 kbm. betrug, zur Siebdehige zu erhieran nicht hindern; und, wenn es auf unsere Bourgeoisie an
Und ein anderes Bild! Nach der Katastrophe in Ham burg allgemeine Ueberzeugung, daß es so nicht weiter gehen
Feuilletont.
Machbruc verboten.)
( 45
be
hörte die verzweifelten Opfer des in Brand geschossenen brand herbeiführen eine schwere Alternative! Was ich in Lazareths schreien; und dazwischen fielen, als würden diesen Tagen seit der Schlacht von Königgräh, Schausie laut und in des Regimentsarztes Stimme ge- riges und Trauriges gesehen, das übersteigt alle Begriffe. sprochen, Worte wie: Aašträhen, Marketenderbude, Sie müssen sich auf das Schlimmste gefaßt machen, Frau Sanitätspatrouille. Das hinderte mich aber nicht, Ginton."
"
-
...
-
daneben auch noch das Gespräch zu vernehmen, welches" Ich habe langjährige Erfahrung und Muth. Je meine Wagengefährten halblaut mit einander führten: größer das Elend, desto mehr steigt meine Willenskraft." Die Waffen nieder! „ Ein Theil der geschlagenen Armee flüchtete nach König-" Ich weiß. Dieser Ruf ist Ihnen vorausgegangen. gräs," erzählte Doktor Bresser. Die Festung aber war Jch hingegen, wenn ich so viel Elend sehe, fühle allen Muth Eine Lebensgeschichte von Bertha von Suttner. verschlossen und von den Wällen wurde auf die Flüchtigen sinken, und es stockt mir das Herz. Hunderte ja tausende Ich lehnte mich an, so gut ich konnte, aber doch geschossen namentlich auf die Sachsen , die man in der von Hilfsbedürftigen um Hilfe flehen hören und nicht helfen welche Folterlage! Wenn man sein ganzes Leben lang Dämmerung für Preußen hielt. Hunderte stürzten sich in tönnen es ist gräßlich! In all diesen um das geivohnt war, auf schwellenden Sitzen, sprungfederigen Wagen die Wallgräben und ertranten... An der Elbe stockte die Schlachtfeld eiligst errichteten Ambulancen fehlte es an Erund weichen Betten zu ruhen, wie schwer fällt es dazu Flucht, und die Verwirrung erreichte den höchsten Grad. quickungsmitteln; vor allem: fein Wasser. Die meisten vormal nach einer ermüdenden Tagereise, in einem schüttelnden Die Brücken waren von Pferden und Kanonen so voll- handenen Brunnen sind von den Bewohnern unbrauchbar gemacht worden.. weit und breit kein Stück Brot auf Leiterwagen zu sitzen, dessen harter Brettergrund nur mit gestopft, daß das Fußvolt keinen Platz mehr fand einer Lage blutfeuchten Strohs gepolstert ist. Und ich war Tausende stürzten sich in die Elbe - auch Verwundete" zutreiben... Alle Räume, die ein Dach tragen: Kirchen, doch unverlegt wie muß erst denen zu Muthe sein, die " Es soll entfeßlich sein in Horonewos," sagte Frau Meierhöfe, Schlösser, Hütten, find mit Kranken gefüllt- mit zerschmetterten Gliedern, mit hervorstehenden Knochen- Simon. Alles von seinen Bewohnern verlassen Dorf alles, was einem Wagen gleicht, wird mit einer Ladung Splittern auf solchem Fuhrwerk über Stock und Stein gejagt und Schloß. Sämmtliche innere Räume zerstört und doch Berwundeter weggeführt... Die Straßen bedecken sich nach mit hilflosen Verwundeten angefüllt... Wie wohl wird allen Richtungen mit solchen Höllentarren denn wahr Bleischper fielen mir die Lider zu. Ein wehthuendes den Unglücklichen die Labung thun, die wir ihnen bringen! lich, was da an Leiden auf Rädern rollt, das ist höllisch. Schläfrigkeitsgefühl peinigte mich. Bei der Unbequemlichkeit Aber es wird zu wenig zu wenig sein!" Da liegen sie- Offiziere, Unteroffiziere und Soldatenmeiner Lage alle Glieder schmerzten mich bei der Und zu wenig auch unsere ärztliche Hilfe," verfekte von Blut, Staub und Schmuh bis zur Unkenntlichkeit entErregtheit meiner Nerven, war ja Schlaf unmöglich; desto Doktor Bresser.„ Wir müßten unserer Hundert sein, um stellt, mit Wunden, für die es feine menschenmögliche Hilfe grausamer wirkte das nicht zu bannende Schlafbedürfniß. das Erforderliche thun zu können. Es fehlt an Inftru- giebt, Klagetöne, Schreie ausstoßend, die nichts Menschliches Gedanken und Bilder, so verworren wie Fieber menten und Medikamenten und helfen uns auch diefe? haben und doch: die noch schreien können, sind die Bes Fieber- menten träume, wirbelten in meinem Hirn. Alle die Schauer- Die Ueberfüllung dieser Ortschaften ist derart, daß der Aus- tlagenswerthesten nicht..." zenen, welche der Regimentsarzt erzählt hatte, wiederholten bruch gefährlicher Epidemien droht. Die erste Sorge ist stets sich vor meinem Geist, theils mit den Worten des Erzählers die, so viel Verwundete als möglich wegzubefördern, aber felbst, theils als die Gesichts- und die Gehörsvorstellungen, ihr Zustand ist zumeist ein so jammervoller, daß kein Gewelche diese Worte hervorgerufen hatten: ich sah die wissen den Transport auf sich nehmen kann... fie fort Schaufelnden Todtengräber, sah die Hyänen einherschleichen, schaffen heißt, sie tööten; sie dortlassen, heißt den Hospital
werden?
-
806
"
Da sterben wohl viele unterwegs?"
" Gewiß. Oder wenn sie abgeladen worden in irgend einem überfüllten Ramenden sie still und unbemerkt auf dem ersten besten Bündel Stroh, auf welches fie sich fallen ließen. Manche still manche aber auch in
-