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Acht Monate soll Genosse v. LojewSkh, einen Monat Genosse Klaue dafür büßen, weil siegehetzt",mit Kot geworfen", die StaatSautorität untergraben haben", d. h. weil fie sozialdemokratische Gedanken in einem sozialdemokratischen Blatt kundgegeben haben. Das ist ihr Verbrechen l Wir sind es gewohnt, daß der Gerichtssaal in Deutschland bei Prozessen gegen Sozialdemokraten zur politischen Arena wird. Aber in so unzweideutiger, ungenierter Weise, wie es hier in Erfurt ge- schehen ist, ist es bisher wohl kaum erlebt worden. Herr Staats- anwalt Kunze zu Erfurt hat in seiner Anklageschrist auch die sozial- demokratischenHetzer" denunziert,daß die Justiz unter dem Schutze des Rechts nur ein Organ der herrschenden Klasse sei." Der Prozeß wird sicherlich manchen Arbeiter zu verwunderten Betrachtungen anregen, weshalb Herr Kunze sich gegen diese Behauptung wendet I Wir wiederholen unsere Frage: Wird die anständigere bürger- liche Presse ein Wort des Protestes gegen diesen Tendenz- Prozeß finden?_ Schlächter und Agrarier. Seit einiger Zeit sind die Viehpreise an den großen städttschen Schlachtviehmärkten im Rückgang begriffen; teilweise haben sie sogar schon jenes Niveau wieder erreicht, das sie im April vorigen Jahres zu Anfang der großen Preissteigerung hatten. Als wir Ende April vorigen Jahres zuerst auf die einsetzende Fleischteuerung aufmerksam machten, kosteten am Berliner Schlachtviehmarkt vollfleischige Ochsen 138146 M., jüngere nicht ausgemästete Ochsen 128136 M., vollfleischige Rühe 112118 M. pro 100 Kilogramm Schlachtgewicht, während sich der Preis für Schweine bester Qualität auf 126 M., für Mittelware auf 120124 M. pro Doppelzentner Lebendgewicht(mit 20 Tara) stellte. Im Laufe des Jahres erhöhten sich die Preise immer mehr. Besonders zogen die Schweinepreise an, bis sie schließlich den enormen Stand von 154 Mark für beste Ware erreichten. Seit einiger Zeit gehen die Preise jedoch wieder zurück. Es kosteten z. B. am Berliner Schlachtviehmarkt: 6. Mai. Pro 100 Kilogramm Schlachtgewicht: Vollfleischige ausgemästete Ochsen....... 142 150 Mar! Jüngere nicht ausgemästete Ochsen...... 130140 Pro 100 Kilogramm Lebendgewicht mit Tara: Schweine, bester Qualität......... 124 Mark Schweine, mittlerer Qualität........ 120122 Demnach stehen zwar die Preise für Rindvieh zurzeit noch etwas höher, als im April vorigen Jahres; die Preise für Schweine haben aber ungefähr den früheren Stand wieder erreicht. Und dasselbe gilt von anderen größeren Viehmärkten. So stellten sich z. B. die letzten Notierungen für beste Schweine zu dem Höchstpreis im vorigen Jahr(mit 20 Proz. Tara): Höchster Preis Jetziger Preis Preisabschlag in Breslau .. , Danzig (ohne Tara) , Hamburg ... . Magdeburg ... g Köln ..... Essen ..... , Leipzig .... Mannheim ... . München .... , Nürnberg .... 6771''55-59 1213 M. 6768 4446 1213 76 62 14 .. 78-79 64 14-16 .. 79 67 12 ... 80 67 13, .. 79 66 13. .. 81 70 11 .. 7484 6376 811, .. 7980 6870 1011 Trotz dieses bedeutenden Preisrückganges halten die Preise im D etailhandel sich noch immerauf alter Höhe. Nur In einigen Gegenden haben vereinzelt die Schlächter die Schweinefleischpreise etwaS ermäßigt, das Gros der Herren Fleischermcister hingegen hält noch immer die Preise auf der Höhe, die diese in: Spätherbst und im Winter erreichten, obgleich sie heute das Borsten- Vieh um 13 bis 20 Proz. billiger einkaufen. Es wiederholt sich die alte Erscheinung, die wir schon am 8. August vorigen Jahres mit den Worten kennzeichneten: Die Schlächter suchen nach dem Fall der Biehpreise ihre Kleinverkaufspreise noch längere Zeit auf dem höheren Stand zu halten und folgen erst allmählich mit deren Ermäßigung. Aller- dingS hinkt dafür auch die Erhöhung der Fleischpreise immer der Erhöhung der Biehpreise nach, doch läßt sich, wenn man die obige Zusammenstellung(die Schlachtvieh- und Fleischpreise) mit denen anderer Städte vergleicht, nicht bestreiten, daß die Schlächter schneller bei der Hand sind, bei einer Steigerung der Viehpreise ihre Verkaufspreise hinaufzusetzen, als sie im entgegengesetzten Fall zu ermäßigen." Als im vorigen Jahre die Schlachtviehpreise stiegen, waren die Schlächtermeister unter Berufung aus die Steigerung sofort bei der Hand, die Detailpreise hinaufzusetzen, mehrfach sogar in noch stärkerem Maße, als dem Aufstieg der Vieh­preise an den Schlachtmärkten entsprach; jetzt aber wieder die Preise herunterzusetzen, fällt ihnen nicht ein. Gegen hohe Profite an sich haben sie nichts einzuwenden, nur gegen hohe Profite der Viehzüchter und Viehhalter sträubt sich ihr Ge- wissen. Hohe Profite der Schlächtermeister erscheinen ihnen dagegen völlig gerechtfertigt. Es wird nötig sein, daß sich die Innungen und Jnteressenverbände des Schlächtergewerbes ernstlich mit der Frage beschäftigen und auf ihre allzu profitgierigen Mitglieder einen nachhaltigen Druck ausüben; s o n st bleibt der Arbeiterschaft und ihrer Presse nichts anderes übrig, als gegenüber den Praktiken der Herren Schlächtermeister zu denselben Agitationsmitteln zu greifen, wie gegenüber den Agrariern. Recht eigenartig ist das Verhalten der liberalen Presse. Als die Viehpreise stiegen, spielte sie den Anwalt der arbeitenden Bevölkerung und donnerte unter Berufung auf die Belastung des Lebensunterhalts der Arbeiter gegen die Agrarier. Jetzt gegen die Herren Schlächtermeister denselben Vorwurf zu erheben davor scheut fie jedoch ängstlich zurück, denn dann könnte den Liberalen deren Stimmen bei den Reichstags-, Landtags- und Kommunalwahlen verloren gehen, und die Herren Hofschlächter sind bei der Dreiklassen- wähl vielfach Wähler erster Klasse. ' Deutlches Reich. Nochmals:Ein Fälscherstückchen". DieVoss. Ztg." leugnet, mit ihrer Behauptung, der»Vorwärts" habe die Barth, Naumann usw. wegen ihrer Dannstädter Wahl- parole mit einem Hohngelächter überschüttet, die Tatsachen gefälscht zu haben. Sie stagt. worin ihr Gefasel und ihr frecher Schwindel bestanden habe, wenn sie geschneben habe: Das Hohngelächter war schon dieser Tage zu vewehnien. als derVorwärts" die Gefolgschaft der Herren Barth und Nau- mann alsliberale Spießbürger" und eine Verbindung mit ihnen auch nur in der Wahlrechtsfrage alskindische Techtelmechtel«" bezeichnete." Zunächst ist diese Stelle in dem Zusammenhang zu würdigen. in dem sie in derBoss . Ztg.* stand. Dort unterstrich fie die Be» haupwng derMunchener Mg. Ztg.". daß den Nationalsozialen das Hohngelächter aus dem roten Lager entgegengellen werde. DaS heißt: die Sozialdemokratie werde den guten Willen der National- sozialen mit gellendem Hohn beantworten. Und dieVoss. Ztg." fügte hinzu, daß dieses Hohngelächter bereits imVorwärts" zu vernehmen gewesen sei. Dies war aber Schlvindel, denn der Vorwärts" hatte lediglich die der Darmstädter Wahlparole spottende Jämmerlichkeit des Gros der Darmstädter steisinnigen Wähler festgenagelt. Aber auch die obige Stelle derVoss. Ztg." an sich enthält grobe Fälschungen, der Ausdruckliberale Spießbürger" stammt nämlich nicht, wie dieVoss. Ztg." glauben zu machen sucht, vom Vorwärts", sondern von Bernstein . Aber auch Bernstein hat nicht dieGefolgschaft der Herren Barth und Naumannn" als Spieß- bürger bezeichnet, sondern gerade alsweiße Raben". Und das Hohngelächter" desVorwärts" richtete sich wiederum nicht gegen die Herren Barth und Naumann, die unseres Wissens ja gar mcht die Nichtbeteiligung der Berliner Sozialdemokratie an den steisinnigen Versammlungen als etwasBeschämendes" bezeichnet hatten, sondern gegen diese sonderbare Auffasiung des Genossen Bernstein . Es bleibt also dabei, daß dieVoss. Ztg." gefaselt und geschwindelt hat! Deutsch -schwebischer Handelsvertrag. Wie daS Stockholmer Svenska Dagblad" mitteilt, wurde der deuffch-schwedische Handels- vertrag gestern von dem hiesigen deutschen Gesandten und dem schwedischen Minister des Aeußern unterzeichnet. Heute wird die Regierung im Reichstage cmen Gesetzentwurf einbringen, welcher die Ratifizierung des.Handelsvertrages fordert. Gleichzeitig wird die Regierung einen Gesetzentwurf betreffend die Regelung des Erzexports vorlegen. Amtliches Resultat der Wahl im Kreise Darmstadt-Groß-Gerau. Abgegeben wurden 32 642 Stimmen, davon erhielten Berthold(Soz.) 16 632, Dr. Stein(natl.) 15 805 Stimmen, während 205 ungültig waren. Berthold wurde also mit 827 Stimmen Majorität zum Reichstagsabgeordneten gewählt. Konto St. Wegen Stübelbeleidigung erhielt, wie ein Telegramm aus Harburg vom 9. Mai meldet, der Genosse Redakteur Koepke vom Harburger Volksblatt" von der Strastammer zu Stade 500 M. Geldstrafe zudiktiert. Die Beleidigung soll in einem Arttkel geschehen sein, der die Konten P. und St. in den Ge- schästsbüchern der Firma Tippelskirch behandelt. Schlappe Kerls. Bekanntlich hatte in diesem Jahre zum 1. Mai die stanzösische Bourgeoisrepublik daS erhebende Beispiel Preußens nachgeahmt und 50000 Mann Truppen in Paris konsigniert, denen scharfe Patronen ausgehändigt worden waren, die steilich nur für den äußersten Fall Verwendung finden sollten. Diese Maßnahme hat nun selbst in stanzösischen Militärkreisen Anstoß erregt. Lesen wir doch in denVerl . Neuest. Nachr.": Merkwürdigerweise spricht bei dieser Gelegenheit die France militaire" ihr Bedauern aus, daß für solche Fälle nicht weniger gefährliche Geschosse verfeuert werden können, die wohl verwunden, aber nicht töten, wie das in anderen Armeen(in welchen?) vorgesehen sei. Solange ein solches Geschoß nicht da sei, sollte man die Soldaten mit Platz- Patronen(I) ausrüsten, die auf nahe Entfernungen wohl verwunden, aber nicht töten könnten. Eine Salve mit Platz- Patronen würde großen Eindruck auf die Aufrührer machen(I) und viele von ihnen, namentlich Frauen und Kinder, würden die Flucht ergreifen". ES versteht sich von selbst, daß daS deutsche Scharfmacherblatt derartigesentimentale Anwandlungen" in Militär« kreisen höchst merkwürdig und auffallend findet, da doch gegenAuf- rührer" das h u m a n st e" Mittel das sei, den Auffuhr mit aller Energie niederzuwerfen. Die herrschende Klasse Deutschlands be- trachtet eben das Proletariat unter demselben polittschen und stra» tegischen Gesichtswinkel, wie unsere Kolonialfexe die HereroS und Hottentotten oder die chinesischen Boxer betrachteten. Wer das Blut selbst proletarischer Frauen und Kinder möglichst zu schonen sucht, der ist ein s ch l a p p e r K e r l. Solche Auffassungen führen dann naturnotwendig zu Heldentaten, wie in Breslau l Wo die WahlfSlscher sitze«. Im Wahlkreise Darmstadt-Groß-Gerau können sich die unterlegenen Nationalliberalen gar nicht über ihren Rein- fall beruhigen, und sie verkünden jetzt schon in ihren Amtsblättern, daß Material genug vorhanden sei zur KassierungderWahl Berthold s. Als größter Trumps wird da die Behauptung aus» gespielt, daß von Sozialdemokraten Stimmzettel aus den Namen Theobald Stein ausgegeben seien und dadurch eine Anzahl von Wählern des braven Theo d o r Stein düpiert worden seien. Weiter sollen Verstorbene als Wähler aufmarschiert sein, die Wählerlisten unregelmäßig geführt und auch Ausländer zur Wahl zugelassen sein. Angesichts der Tatsache, die demOffenbacher Abendblatt" berichtet wird, daß bei der Hauptwahl von 70 ungültigen Stimm- zetteln allein über 50 auf daS Konto BertholdS gesetzt wurden, er- scheinen diese nationalliberalen Behauptungen in einem recht eigen- artigen Lichte, und der unverschämten Behauptung gegenüber, daß Stimmzettelfälschungen durch Sozialdemokraten begangen seien, ist es wohl nur eine recht gelinde Abwehr, wenn derartige Aus- streuungen als Flunkereien bezeichnet werden. Wie dagegen die wackeren VaterlandSretter, die anderen ihre Mogeleien gern an die Rockschöße hängen, in der Tat bei Wahlen arbeiten, zeigt eine am 7. Mai in Darmstadt stattgefundene Strafkammersitzung. All- dort wurde festgestellt, daß bei der letzten Bürgermeisterwahl in dem bei Offenbach gelegenen Dorfe Lämmerspiel der Wirt BeHeim den Landwirt Seeger veranlaßte, dem nationalliberalen Kandidaten, der denn auch mit wenigen Stimmen Mehrheit siegte, seine Stimme zu geben, wofür dem so Beeinflußten 30 Silber- linge nach der Wahl dann als klingender Lohn gezahlt wurde. Dieser Stimmenkauf trug dem Käufer«nen Monat, dem Gekauften drei Monate Gefängnis und drei Jahre Ehrverlust ein. Wenn man das KapitelBürgermeister- und Beigcordnetenwahlen in Hessen " einmal weiter aufrollen wollte, würde wohl für die um die nationale Fahne Geschalten manches zutage kommen, was die Erinnerung an das bekannte Wort vom Steinewerfen aus dem GlaShause sehr angebracht erscheinen ließe.-_ LandeSverratsprozeß. Vor dem vereinigten zweiten und dritten Strafsenat deS Reichsgerichts in Leipzig begann heute die Ber- Handlung in dem Landesverratsprozeß gegen den RegierungS- sekretär a. D. Otto Senftleben aus Steglitz , den Monteur Konrad und den Geschäftsreisenden Lücke, beide aus Berlin . Dieselben sind beschuldigt, einen zu einer Seemine gehörenden Tiefensteller und Anker, sowie Zeichnungen und eine vollständige Seemine der Bot- schaff der Vereinigten Staaten Amerikas vorgeführt, auch Zeich- nungen nach Rußland und Nordamerika geschickt zu haben. Senft- leben und Lücke sollen ferner eine vollständige Mine in Brüssel gegen Zahlung von 2000 Mark und Ersatz der Kosten durch einen französischen Abgesandten haben besichtigen lassen. Lücke soll weiter für Vorlegung einer Mine in Paris mindestens 2000 Mark erhalten haben. Es sind 19 Zeugen erschienen und ein Marine-Sachver- ständiger. Die Angeklagten leugnen. Für die Vernehmung des Sachverständigen und das Verhör der Angeklagten wurde gegen 9% Uhr die Oeffentlichkeit ausgeschlossen. Ungeheuere Menschenopfer verschlingt fortgesetzt die.Beruhigung«- arbeit" in unserem herrlichen Deutsch-Qstafrika. Ueber die im März und April stattgehabten Gefechte in Deutsch - Ostafrila sind folgende weitere Meldungen deS Gouvernements ein- gegangen: Die vereinigten DetachementS v. Wangenheim und v. Hassel durchstreiften in der zweiten Hälfte deS Monats März den südlichen Teil des M a h e n g e b e z i r k e s. Der Gegner hatte in mehreren Gefechten einen Verlust von etwa 200 Toten. v. Hassel wurde am 21. März von zahlreichen WagwdoS am Lukuba angegriffen, schlug aber den Femd zurück, der 66 Tote hatte, und von dessen Leute diele im Luwegu ertranken, b. Hassel hatte nur geringe Verluste. Die Operattonen wurden durch Hoch« Wasser und Nahrungsmangel erschwert. Die Mteilung Sehbolt« storff traf, von Kilwa kommend, am 11. April in Mahenge ein. Die Kompagnie Schön berg operierte mit Erfolg in der Umgebung von Bembaw. Im Norden des Songea-BezirkeS hatte die Kompagnie Kleist mehrere siegreiche Gefechte, wobei der Gegner 150 Tote hatte und 110 Gefangene sowie 650 Stück Vieh verlor. Auf feiten der Kom- pagnie K l e i st wurden drei Askaris verwundet und einige Hülfs- krieger fielen. Major Johannes begann eine konzentrische Operation gegen Upangwa und Ukiuga. Der Sultan Meiere stellte zahlreiche Hülfskrieger. Welch herrliche Kulturarbeit. Ein Ende des Schlachtens ist dabei noch nicht abzusehen trotz allerglänzenden Erfolge der deuffchen Waffen!" Patriotisches und sozialdemokratisches Turnen. Der Kreis« schulrat in Mainz erließ vor einigen Tagen eine Verordnung, durch die den Schulkindern die Beteiligung an den Uebungen in den Turnvereinen untersagt wurde. So lange die bürgerlichen Turn- vereine, deren Haupttätigkeit bekanntlich in Kneipen und patriotischer Begeisterung besteht, allein die Schulpflichtigen zu ihren Uebungen herangezogen haben, so hörte man nichts von Verboten. Aber jetzt sind die Arbeiterturnvereine, denen es bekanntlich um das Turnen sehr ernst ist, auf den Plan getteten, und das bereitete den Vaterlandsrettern arges Bauchzwicken. Es gibt zwar überhaupt keine sozialdemokratischen Turnvereine, die Statuten deS Arbeiter» turnverems besagen ausdrücklich, daß Polittk vollständig ausgeschlossen ist. aber Turnen ohne Hurrahpatriotismus ist nach Ansicht der Schulbehörden den Kindern nicht gut! Berichtigung. In der Notiz in der Dienstag-NummerIn den Tod geliefert"(Hauptblatt S. 3, Sp. 1) muß ver Name des von einem Memeler Spitzel verratenen Lehrers nichtMezki", sondern Alrtzki lauten. Husland. Frankreich . Bomben und Granate«! Die Depeschen- BurcauS schwelgen in Mitteilungen über Bomben- Geschichten, Höllenmaschinen- Affären und dergleichen. Dahinter müssen im Augenblick selbst die Kammerwahlen und was mit ihnen zusammenhängt, zurücktreten. Wir registrieren ein paar von den vielen Bomben-Depeschen deS Wolffschen BureauS: PariS » 9. Mai. Die Untersuchung hat ergeben, daß es sich bei den drei gestern in Montrouge wegen der Explosion einer Höllen- Maschine verhafteten Personen nicht um eigentliche Anarchisten handelt. Ihre Verhaftung ist aufrecht erhalten worden. Paris , 9. Mai. Der wegen der Bombenexplosion im Viertel Montrouge verhastete Zimmermann erklärte dem Polizeikommissar, daß weder er noch seine Mitschuldigen Anarchisten seien, sondern Anhänger deS Syndikats der revolutionären Streikbewegung, der sogenannten Action dirccte, daß sie entschlossen seien, ihre For- oerungen um jeden Preis durchzusetzen, und daß sie, falls vies nicht auf gesetzlichem Wege zu erreichen sei, zu terroristischen Mitteln, selbst zu Bomben, greifen würden. Die Polizei glaubt, daß diese? Geständnis aufrichtig ist; die Ueberwachung dieser Art von revolutionären Bewegungen sei schwieriger als die der Anarchisten, welche der Polizei zumeist bekannt seien. Parts, 9. Mai. In Bincennes wurde ein Artillerist in dem Augenblicke verhaftet, als er in einem Fort seinen Brotbeutel mit Geschützpatronen füllen wollte. Er wurde sofort in Haft genommen. Bon der Militärbehörde wurde eine strenge Untersuchung ein« geleitet, über deren Ergebnis jedoch Stillschweigen bewahrt wird. Italien . Die Marinrrnquete vor dem Parlament. Rom , den 7. Mai. (Eig. Ber.) Die heutige Interpellation über die Marineenquete ist weit ruhiger verlaufen, als zu erwarten war. Der Marineminister Mirabello, der auch nicht eben glänzend aus der Enquete hervorgeht, hat die Marineverwaltung zu verteidigen gesucht und die üblichen Klagerufe über die unpatrrotische Presse ausgestoßen, die durch ihre Veröffentlichungen daS Dekorum der Kriegsmarine schmälere I Der Herr scheint oaS Dekorum für wichtiger zu halten als gute Panzerplatten und Kanonen. Die mißglückte Verteidigung MirabelloS genügt natürlich nicht, um die Kammer von einer DiS- kussion der Enquete absehen zu lasten. S o n n i n o hat sich bereit erklärt, den 30. Mai für diese Diskussion festzusetzen. Die äußerste Linke hat aber um eine Verschleppung zu vereiteln einen Au- trag eingebracht, der die Diskussion für den dritten Tag nach der Verössciulichung der Enquete, also etwa für den 20. d. M. fordert. Es ist anzunehmen, daß der Marineminister nach den heutigen Er» fahrungen demissionieren wird. Portugal . Respektl-S! Nach Meldungen aus Lissabon wurde infolge de« jüngsten Bor- gehenS der Polizei gegen die republikanischen Parteigänger die Königin bei einem öffentlichen Stierkampf am Dienstag wütend ausgezischt und auSgejohlt. Der König war dem Stierkampf fern» geblieben, um feindliche Kundgebungen zu permeiden. England. Der erste Konflikt. London » 8. Mai.(W. T. B.) Unterhaus. Die Frage der Zusammensetzung der Kommission zur Beratung des Gesetzentwurfs betreffend die Heimarbeiter brachte die Mitglieder der Arbeiter» Partei in Opposition zu der Regierung und zu den Mitgliedern der Trade Union « und den Mitgliedern der Arbeiterpartei, die auf den ministeriellen Bänken sitzen. In der Kommission befinden sich nach dem Regierungsvorschlag zwei Mitglieder der liberalen Arbeiterpartei, aber kein Mitglied der sogenannten Arbeiterpartei. Keir Hardie behauptet, daß die Arbeiterpartei ein Recht darauf habe, in allen Kommissionen vertreten zu sein, insbesondere bei Kommissionen, die mit den Interessen der Arbeiter zu tun hätten. Er habe gegen die Ernennung von Mitgliedern der Trade Union -Arbeiterpartei nichts einzuwenden, er müsse aber dagegen Verwahrung einlegen, daß ihre Ernennung zum Vorwand benutzt werde, um die eigentliche Arbeiterpartei auszuschließen. Fenwick (Trade Union-Arbeiterpartei) weist unter lautem Beifall der Mi- nisteriellen den Anspruch Keir HardieS zurück und sagt, er hätte nichts dagegen, wenn dieser und seine Freunde sich als Arbeiter- Partei bezeichneten, er müsse aber Widerspruch gegen den Versuch erheben» ihn und andere Arbetterparteiler auf der liberalen Seite nicht zu den Arbeiterbertretern zu rechnen. Whiteley(Liberal� erklärt, die Forderung der Arbeiterpartei sei anmaßend und unter Umständen gar nicht durchführbar. Die Zusammensetzung der Kommission nach dem RegierungS« Vorschlag wird darauf mit 320 gegen 43 Stimmen genehmigt. Niederlande . 75 000 Gulden für Puppenspielerei! Haag. 7. Mai.<W. T. B.) Obschon zurzeit noch nicht genau feststeht, daß die zweite Friedenskonferenz in diesem Jahre zu- sammentreten wird, beantragte der Minister des Aeußern bei der Kammer, unverzüglich einen Kredit von 75 000 Gulden zu be» willigen für einen würdigen Empfang der Delegierten. Türkei . Der Konflikt. In Konstantinopel fand am Montag und am Dienstag wegen der Tabakangelegenheit außerordentlicher Ministerrat statt, der auf Befehl de« Sultan « eine Lösung der Angelegenheit herbeizuführen