Nr. 145.
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Vorwärts
Berliner Volksblatt.
zo. Jayrg.
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Telegramm Adresse: ,, Sozialdemokrat Berlin".
Redaktion: S. 68, Lindenstrasse 69.
Fernsprecher: Amt IV. Nr. 1983.
Klaffenfcheidung.
Der Wahlausfall in Hannover gibt einem Teil der bürgerlichen Bresse wieder Anlaß, über den angeblichen stetigen Rückgang der Sozialdemokratie seit den letzten allgemeinen Reichstagswahlen zu reden. In ihrem Merger darüber, daß es trop aller Hülfe des Reichsverbandes und trotz aller enormen Anstrengungen nicht gelungen ist, das Mandat zu erobern, finden anscheinend die vereinigten Liberalen darin einen Trost, wieder mal nach ihrer Art eine Abflauung der sozialdemokratischen Bewegung zu konstatieren. Weil die fozialdemokratischen Wahlstimmen nur um ungefähr 2500, die Stimmen der sämtlichen Gegner aber um zirka 6000 zugenommen haben, soll sich ergeben, daß die Werbekraft der Sozialdemokratie erlahmt und ihre Anhängerschaft, wenn auch vorläufig noch nicht absolut, so doch im Verhältnis zu der Bevölkerungssteigerung abnimmt. Wir wollen nicht untersuchen, inwiefern diese Behauptung auf die Hannoversche Reichstagswahl zutrifft, die sich dieses Mal unter ganz besonderen, in gemijer Sinsicht abnormen Verhältnissen vollzogen hat; im ganzen geben wir offen zu, daß bei einem Teil der seit der letzten allgemeinen Reichstagswahlen vorgenommenen Nachwahlen die sozialdemokratischen Kandidaten die Stimmenzahl des Jahres 1903 nicht ganz wieder erreicht haben und daß in einigen anderen Fällen die Zunahme der fozialdemokratischen Stimmen hinter der Steigerung der gegnerischen Stimmen zurückgeblieben ist.
Für jeden der politisch zu rechnen gelernt hat, stand indes schon nach dem Vollzug der Wahlen von 1903 fest, daß ein gewiffer partieller Rückschlag kaum ausbleiben werde. Die Wahl von 1903 fiel in die Zeit der wirtschaftlichen Depreffion, Im Jahre 1902 hatte die nach der wirtschaftlichen Aufschwungsperiode 1895/1900 einsetzende Krise ihren Tiefstand erreicht. Ueberall Arbeitslosigkeit, Rüdgang der Produktionstätigkeit, des Konsums und Absages, Abnahme des Verdienstes. Manchem Arbeiter, manchem kleinen Geschäftsmann, der in Zeiten guten Geschäftsganges von Politik nichts wissen will, wurden dadurch erneut die Segnungen des fapitalistischen Wirtschaftssystems demonstriert. Dazu die Erhöhung des Bolltarifs, der außer den Arbeitern weite Kreise der kleinen Beamten, der Angestellten, der Angehörigen sogenannter freier Berufe eine mehr oder minder beträchtliche Verteuerung ihres Lebensunterhaltes in Aussicht stellte, ohne daß sich ihnen die Möglichkeit bot, diese Belastung auf andere Schultern abzuwälzen oder sie durch eine Einkommensteigerung auszugleichen. Und in dem Kampf gegen die Regierung, gegen eine zollmütige, vor feinem Verfassungs- und Rechtsbruch zurückschreckende Reichstagsmehrheit hatte die Sozialdemokratie die einzige fonfequente Opposition gestellt. Unter diesen Verhältnissen stimmten 1903 gar manche für unsere Kandidaten, denen das Erfurter Programm ein Nichts war, deren Anschauungen teilweise sogar zu ihm im offenen Widerspruch standen, die sich aber sagten:" Gegen dieses System der Lebensunterhaltsverteuerung die schärfste rücksichtsloseste
Opposition!"
Wer geglaubt hat, daß, nachdem dieser Kampf von den politischen Ereignissen überholt sein würde, nicht ein Teil fehren würde, kennt den geistigen Habitus der Schichten, aus dieser sogenannten Mitläufer in das bürgerliche Lager zurück denen sie sich rekrutierten, recht schlecht. Für jeden, der nüchtern zu beobachten versteht, dem nicht das eigene Wünschen die ruhige Betrachtung raubt, stand von vornherein fest, daß, wenn nicht ganz besondere Ereignisse eintreten würden, ein Rückschlag erfolgen werde. Dennoch erklärt dieser Umstand nicht allein den Rückzug eines Teiles der bürgerlichen Mit läufer. Hinzu kommt, wie wir offen zugestehen, denn bei den Bertuschungen kommt nie etwas Gescheites heraus- die Furcht vor der zunehmenden radikalen, Strömung in der Sozialdemokratie seit dem Dresdener Parteitag und besonders neuerdings seit Jena und dem„ Vorwärts"-Konflikt. Es ist keineswegs ganz unrichtig, was jüngst Dr. E. Razz in einem Leitartikel der Frankfurter Beitung" schrieb:
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Dienstag, den 26. Juni 1906.
Expedition: S. 68, Lindenstrasse 69.
Fernsprecher: Amt IV. Nr. 1984.
unferer politischen Geschichte, wie schnell der allgemeine Kredit sonstigen wachsenden Ausgaben die Kassen, bringt die Partei der Sozialdemokratie, unmittelbar nach ihrem gewaltigen Wahl- nebenbei in furzem Zeitraum Hunderttausende für die in sieg, gesunken ist.... Hier aber sieht man, wie die Sozial- Rußland kämpfenden Brüder auf, und steigt von Woche zu demokratie versagt. In Dresden hat sie die praktischen Arbeiter- Woche die Abonnentenziffer der sozialdemokratischen Blätter. intereffen dem Marrismus geopfert. Bebel hat sich in Jena Als die neue Redaktion des Vorwärts" ihre Tätigkeit bebesonders gerühmt, daß er dem Fürsten Bülow seine" libera- gann, hatte der Vorwärts" zirka 95 000 Abonnenten, jett lifierenden Neigungen" ausgetrieben habe. Während die Sozial- 112 000, in noch nicht 8 Monaten eine Zunahme von 17 000 demokratie im Westen zu einer mächtigen Welle der allgemeinen Abonnenten, über 2000 pro Monat: eine Zunahme, die selbst Freiheitsbewegung geworden ist, wirkt sie bei uns nur zu oft jene nach dem Falle des Sozialistiengesetes, ja sogar die Zuals Wellenbrecher. Damit hängt zusammen, daß die Sozial- nahme während des Wahljahres 1903 weit hinter sich läßt, demokratie diejenigen, die nicht industrielle Lohnarbeiter sind, denn in diesem Jahre betrug die Zunahme immerhin nur allmählich aus ihren Reihen abstößt. Sie verliert vor allem die zirka 15 000. Und diese Steigerung der Abonnentenziffer be " Intelligenz" und wird immer mehr eine reine Partei der schränkt sich nicht auf den Vorwärts". Aus Leipzig , HamIndustriearbeiter. burg, Bremen , Elberfeld , Erfurt , Stuttgart , Breslau , Königs berg usw. usw. wird eine starke und stetige Steigerung der Abonnentenziffer gemeldet.
Nicht dagegen ist etwas einzuwenden, daß die Arbeiter die Interessen ihrer Klasse vertreten, sondern daß sie in der For mierung einer unzwed mäßigen Klassen partei, die an ihre ursprünglichen Ziele selbst nicht mehr glauben kann, mit dem allgemeinen Fortschritt auch ihre eigenen Interessen gefährden. An diesem historischen lassen charakter der Sozialdemokratie tonnten die Mitläufer nichts ändern. Das wird ihnen allmählich flar, oft nur instinktiv, aber diese Erkenntnis trägt hauptsächlich dazu bei, daß sie sich politisch heimatlos fühlen. Wird doch die Sozialdemokratie nicht von ihren Wählern regiert, sondern von ihren organisierten und tätigen Mitgliedern. Der eigentliche Parteiapparat aber ist nicht allen den Boltsklassen angepaßt, an die sich die Sozialdemokratie in der Wahl wendet, er trägt durch aus Klassencharakter."
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Also auf der einen Seite Rückzug bürgerlicher mitläufer, auf der anderen Seite Stärkung der arteiorganisationen, schnelleres Anwach sen der Abonnentenziffer der Parteiblätter. Was bedeutet das? Wer die Vorgänge im einzelnen beobachtet, wer speziell die Hunderte von Zuschriften aus bürgerlichen und Arbeiterfreisen gelesen hat, die nach dem Vorwärts"-Konflift in der Redaktion einliefen, dem wird diese eigenartige Erscheinung sofort klar: ein Teil der bürgerlichen Elemente zieht sich aus Widerwillen gegen die radikale Strömung zurück, dafür aber tritt ein Teil der Arbeiterschaft, die sich bisher der Sozialdemokratie gegenüber mehr oder weniger indifferent berhielt, weil ihr manche Die weiten Kreise des Bürgertums", die Tausende" früheren Vorkommnisse nicht paßten, wieder als Mit. aus den„ Kreisen von Bildung und Besitz", die rote Stimm- tämpfer in unseren Reihen ein. zettel abgegeben haben sollen, werden von Dr. Raß zweifellos Klassenfcheidung: das ist es, was sich hier vollenorm überschäßt; aber daß seit einer Reihe von Jahren, bezieht. Elemente, die, durch besondere Verhältnisse angelodt, fonders seit dem offenen Auftreten des Revisionismus, ein die sozialdemokratische Bewegung zeitweilig durch ihre Wahlstarker Buzug von bürgerlichen Elementen zur Sozialdemo- stimmen unterstützt haben, ziehen sich wieder in das bürgerfratie stattgefunden hat, ist unbestreitbar. Das Näsonnement liche Lager zurüd, zu dem sie ihrer Selassenstellung und ihren des Revisionismus über die Ueberlebtheit der maristischen Klasseninteressen nach gehören. Dafür aberschwenfen Theorien erweďte in diesen Elementen die Hoffnung auf eine neue Arbeitertolonnen in unsere Reihen gründliche Mauserung der Sozialdemokratie, auf die ein. Die Folge dieses Vorganges ist, daß in solchen WahlUeberwindung„ des marristischen Klassen freisen, wo die eigentliche Arbeiterschaft relativ, schwach, die tampfes", wie Herr Kat sagt, auf die Entwickelung der bürgerliche Mitläuferschaft start war, zunächst ein Stimmensozialdemokratischen Partei zu einer allgemeinen Volkspartei, rüdgang, eintritt, der in einzelnen besonderen Fällen sogar welche die Aufgaben der bürgerlichen Demokratie übernimmt Mandatsverluste nach sich zieht. Wer in der Vermehrung der und sich auf deren Lösung beschränkt. Mit anderen Worten: Reichstagssite die erste und wichtigste Aufgabe unserer Partei man hoffte die Sozialdemokratie werde sieht, wird diese Klassenscheidung betrauern; wer das Hauptihren Charakter als Arbeiterpartei bergewicht auf die Stärkung unserer Organisationen und unserer Iieren und sich berbürgerlichen. Und diese Presse, auf die Einheitlichkeit und Schlagfertigkeit der Partei Spekulation wurde dadurch noch verstärkt, daß in revisionisti - legt, der kommt zu einem anderen Ergebnis.- fchen und halbsozialistischen Broschüren von einer rise des Marrismu 3" gesprochen und als deren Resultat eine Nüdfehr zu den bürgerlich- demokratischen Glaubenssäten der bormarristischen Periode prophezeit wurde.
Das bestimmte manche Elemente, vornehmlich jüngere Akademiker, Literaten, kaufmännische Angestellte usw., ihre Stimmen bei den Wahlen für sozialistische Kandidaten ab- Am 18. Juni meldete sich beim Deputierten Testta eine gegeben und deren Wahlziffern dadurch zu steigern. Damit Deputation von 16 Mann der Petersburger Garnison und dankte hörte allerdings auch meist die politische Unterstützungstätigkeit ihm und der ganzen Duma für ihre Bemühungen, die Lage der dieser Mitläufer auf. In die sozialdemokratischen Organi- Flotte und der Armee zu beffern; die Deputierten fügten hinzu, daß fationen traten nur sehr wenige von ihnen ein, und selbst die Gerüchte von einem Komplott der Armee gegen die Duma abfolut fich nur eine kleine Sahl. Sie lasen höchstenfalls diese alle ihre Sträfte aufbieten würden, um die Duma au unter zum Abonnement auf sozialdemokratische Zeitungen verstand falsch feien und daß die Petersburger Soldaten sehr gut wissen, wer die Interessen der Arbeiter und Bauern vertrete und daß sie Blätter in ihren Cafés, Restaurants oder ihren Vereinen. stützen!
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Diese Mitläufer haben sich, wie nicht nur die Wahlen, Die Gärung scheint also ins Herz der Reaktion hinein. sondern auch viele Einzelbeobachtungen lehren, in den letzten zugreifen; denn als neulich der Subchef des Gemeonowschen Regi Jahren mehr und mehr zurückgezogen. Sie fühlen sich nach mentes, Oberst Riemann( eine traurige„ Berühmtheit" Dresden und Jena in ihren Hoffnungen getäuscht. Sie sehen, feit den Hinrichtungen auf der Linie Moskau Rjasan ) fich daß die Sozialdemokratie anstatt ihre Formierung" als mit einer Ansprache an feine untergebenen Soldaten wandte, un 3 wed mäßige laffenpartei" aufzugeben, heute Diener des garen sein und im Kampfe gegen seine Feinde erbar in der er betonte, daß die Semeonowschen Soldaten stets treue unzwed ihren Klassencharakter noch schärfer als früher betont, daß sie mungslos vorgehen werden", da empfing ihn ein so beredtes durchaus nicht nach revisionistischem Rat gewillt ist, die rein Schweigen, daß er in der Meinung, nicht verstanden zu seindemokratischen Forderungen in den Vordergrund zu rücken die Mahnung wiederholte. Doch wiederum schwiegen die Soldaten, und die sozialistischen in der Versenkung berschwinden zu und der Oberst machte sich eiligst aus dem Staube. laffen. Dazu kommen allerlei Erfahrungen, die vielen dieser Mitläufer nicht paffen: der Streit verschiedener Krankenkassen mit der Aerzteschaft und die Stellungnahme der sozialdemofratischen Presse zu diesen Konflikten, die sogenannte Streit lust der Gewerkschaften, das Sympathisieren der deutschen Parteiblätter mit der russischen revolutionären Sozialdemofratie und ihre Kritik der Kadetten( demokratischen Konftitutionellen).
„ Bis vor wenigen Jahren hatten sich weite Streise des „ Bürgertums" daran gewöhnt, in der Sozialdemokratie ihre politische Hoffnung zu erblicken. Hier fanden liberale und demokratische Gedanken eine sachkundige und entschiedene Bertretung. Hier herrschte vielfach ein glänzendes, geistiges Leben. Man glaubte, die Tage des Utopismus, des margiftischen Klassentampfe3, des Mangels an staatspolitischem Bedeutet die Abschwenkung dieses Teils der bürgerlichen Sinn seien gezählt. Es erschien die Anziehungskraft der sozial- Mitläufer eine Schwächung der sozialdemokratischen Bedemokratischen Bewegung ebenso unaufhaltsam, wie der Rüd- wegung? Die bürgerlichen Blätter behaupten dies, und ein gang der bürgerlichen, freiheitlichen Parteien unvermeidlich. Man Teil unserer Parteiblätter, der sich gewöhnt hat, die Stärke traute der Sozialdemokratie zu, fie tönnte eine allgemeine Volts- unserer Bewegung lediglich nach der Zahl der Reichstagspartei werden und würde die Aufgaben der bürgerlichen Demo- mandate und der Wahlstimmen zu bemessen, wiederholt diese tratie erfüllen.... In Städten wie Berlin , München , Frankfurt , Behauptung. Wäre die Sozialdemokratie eine rein parlawählten keineswegs nur Kleinbürger sozialdemokratisch, Tau- mentarische Partei, dann könnte diese Bewertung gelten. Tatsende aus den Kreisen von„ Bildung und sächlich aber beruht die Kraft der sozialdemokratischen Partei Besiz" dürften rote Stimmzettel abgegeben haben. Das waren auf ihrer Organisation, auf der Verbrei. Leute, die vielleicht mit dem, was die liberalen Kandidaten tung und dem Einfluß unserer Presse, der rebeten, forderten, versprachen, ganz einverstanden gewesen sind. Opferwilligkeit der sozialdemokratischen Sicher eher, als mit dem Erfurter Programm der Sozial- Arbeiterschaft. Und sobald wir diese Faktoren in Bedemokratie. Aber sie trauten der sozialdemokratischen Bewegung tracht ziehen, ergibt sich ein ganz anderes Bild. Während ein mehr Schwungkraft und Zukunft zu. Teil der bürgerlichen Mitläufer sich zurückzieht, wächst die Nun stehen alle diese Kreise vor einer grauen Gr- Mitgliederzahl der sozialdemokratischen Vereine in bisher unalterung ist eine der merkwürdigsten Erscheinungen gefanntem Maße, füllen fich trok aller großen Streits und
Strana" meldet übrigens noch, daß man in demselben Regimente( das an den Straferpeditionen in Mostau teilgenommen hat) Broschüren gefunden habe und daß der Schuldige fofort verhaftet beim Gefreiten Roualcu eine Masse revolutionäre Beitungen und wurde. Es entstand darob große Unruhe unter den Soldaten, so daß man sich sogar beranlaßt fühlte, das Regiment Preobraschensky zur Hülfe zu rufen. Doch die Preobraschensth verweigerten kategorisch fede attive Mitwirkung in der Sache.
Dem B. T." geht folgende sensationelle Brivatdepesche gu: Petersburg , 25. Juni. Folgender Vorfall hat nicht nur bei Hofe, sondern auch im Kriegsministerium die größte Bestürzung hervorgerufen. Sonnabend ging dem Leibgarde- PreobraschenskyRegiment, in deffen Reihen der Zar gedient hat, der Befehl zu, nach dem Zapfenstreich nach Peterhof abzumarschieren und die Bes wachung des Hofes zu verstärken. Als nach dem Zapfenstreich der Befehl zum Abmarsch erfolgte, erklärte das ganze Regiment, daß es unter feinen Umständen nach Peterhof marschieren werde. Des Kommandeurs Gabon und aller Offiziere bemächtigte sich bei biefer Gehorsamsverweigerung große Aufregung. Großfürst Nikolat Nikolajewitsch wurde schleunigst benachrichtigt, er traf kurz darauf ein und befragte die Soldaten, warum fie ben Gehorsam ver. weigerten, worauf er in allen Bataillonen die gleichlautende Ants wort erhielt, daß das Regiment beschlossen habe, nicht nach Peters hof zu gehen, weil es genau wisse, daß es dazu bestimmt sei, bie Duma auseinander zu treiben und hierauf unter keiner Bedingung eingehen werde. Schließlich marschierte das Regiment Sonntag. nachmittag nach Beterhof ab, nachdem es bas feste Berbreden er