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Der Tag" bringt folgende Privatdepesche:

Moskau , 12. Juli, 11 Uhr 15 Min. nachts. Auf den Panzer­schiffen Rzesima" und" Panteleimon " haben während des Kreuzens des Schwarzmeergeschwaders vor Kertsch große Unruhen stattge­funden. In Sewastopol ist die Stimmung sehr erregt. Der Gouverneur von Wilna benachrichtigte das Ministerium des Innern, daß unter der in Wilna stationierten Brigade in der letzten Zeit eine heftige Gärung bemerkbar ist. Man war bereits genötigt, ein Regiment aus Warschau heranzuziehen, jedoch wird noch eine weitere Verstärkung der Garnison durch loyale Truppen erforderlich sein.

Politifche Ueberlicht.

Berlin , den 13. Juli.

Nachwehen der Englandfahrt.

Das Sonntagsruhegesetz.

London , 18. Juli. Central News" berichtet aus Sewastopol , I hungernden Bauern nicht den Semstwos, den Städteverwaltungen daß in der Nacht vom Mittwoch zum Donnerstag aufständische Ma- und freien Organisationen, sondern der Bureaukratie in die Hände Paris , 12. Juli. ( Eig. Ber.) trofen dabei ertappt wurden, als sie sich durch drahtlose Telegraphie zu geben, derselben Bureaukratie, die sie selbst öffentlich als eine mit den Besatzungen der von Admiral Tschuknin vor einer Woche Bande Hooligans, Diebe und Verbrecher hinstellen! Die Deputiertenkammer hat gestern mit allen gegen eine auf eine Kreuzfahrt entsandten fünf Kriegsschiffe in Verbindung Stimme das Gesetz über die wöchentliche Arbeitsruhe in der vom setzten. Man fürchtet, die Aufständischen an Bord der Kriegsschiffe Ja! Es hieße unvergleichlich naib und vertrauensselig sein, Senat beschlossenen Fassung angenommen und so diese längst fällige werden sich der Schiffsartillerie bemächtigen. In derfelben Nacht wenn man von einem kadettischen Ministerium einen Kampf bis aufs sozialpolitische Reform unter Dach gebracht. Das Gesetz stellt einen meuterten Soldaten in der Festung und weigerten sich, Offiziere Messer erwarten würde. Ein kadettisches Ministerium wird und bedeutenden Fortschritt dar, wenn auch die Sozialisten noch manchen hereinzulassen. Es herrscht große Erregung. Gleichzeitig wird dem kann diesen Kampf nicht führen. Und gegen die Reaktion gibt es empfindlichen Mangel nachweisen konnten. Die wichtigsten Grund­" Standard" aus Odessa gemeldet, daß man befürchtet, eine Ver- eben doch nur ein Mittel: die Revolution! säge sind: Es ist verboten, einen Angestellten oder Arbeiter schwörung bestehe zivischen Matrosen und Seesoldaten, um die am Schwarzen Meer befindlichen Festungen in Besitz zu nehmen. einer industriellen oder Handelsunternehmung( im allerweitesten Sinne; einbezogen sind auch Spitäler, Museen, Lehranstalten usw.) Die mehr als fechs Tage in der Woche zu beschäftigen. Ruhezeit beträgt im Minimum 24 Stunden ohne Unterbrechung. Der Ruhetag ist der Sonntag, doch sind, wo es die An die auf die Einladung des deutsch - englischen Freund- Interessen des Publikums oder die normalen Funktionen des Be­schaftskomitees erfolgte Meerfahrt deutscher Journalisten triebs erheischen, Abweichungen verschiedener Art gestattet: schließt sich seit einigen Tagen in der bürgerlichen Bestimmung eines anderen Ruhetages für das ganze Personal; Presse ein allerliebster Eifersuchtsspektakel, allerliebster Eifersuchtsspektakel, der nach Arbeitsruhe von Sonntag mittag bis Montag mittag; freier Sonn­träglich nicht nur alle unsere Bedenken gegen die tag nachmittag verbunden mit einem vollen Ersakruhetag einzelne beweist, wie richtig wir den Charakter des größten Schichten; ein wöchentlicher Ruhetag bei Einteilung in Schichten. Art dieser Veranstaltung rechtfertigt, sondern auch bis ins einmal in vierzehn Tagen und Einteilung der Arbeiter in Teils der Englandsfahrer und den Einfluß der Reise auf ihre Diese Einteilung in Schichten ist außer in der Lebensmittel Gesinnung eingeschätzt haben. Zuerst begnügten sich die branche und in Tabak- und Naturblumengeschäften, Transportunter deutschen Preß- Gentlemen a la Kronsbein nach ihrer Rück- nehmungen, Beleuchtungs- und Bewässerungsanlagen usw. auch bet Das herrschende funft von Englands Gestaden damit, die Mitherausgeberin 8eitungsunternehmungen gestattet. der Neuen Gesellschaft" anzurempeln- wozu allerdings die System der Verbreitung durch den Straßenverkauf nur bei ganz naive, selbstgefällige Art und Weise, in der diese ihre Londoner wenigen Zeitungen spielt das Abonnement eine Rolle läßt die Eindrücke schilderte, manchen Anlaß bot. Ein Teil der bürger- Ausdehnung der eigentlichen Sonntagsruhe auf die Preſſe zur Zeit lichen Presse, und zwar nicht nur der konservativen und noch nicht möglich erscheinen. nationalliberalen, sondern auch der freisinnigen findet selbst noch heute Gefallen daran, allerlei tiefsinnige Betrachtungen über das Verhalten der Leiterin der Neuen Gesellschaft" bei den allzureichlichen Toasten auf getrönte Häupter anzustellen. Besonders wird darüber gespottet, daß sie auch noch ihren zehn­jährigen Sohn mit nach England genommen, ihn in einen Matrosenanzug gesteckt und ihm eine Müze gekauft hatte, auf der die Inschrift prangte: S. M. S. Iltis.( Seiner Majestät Schiffltis".) So schreibt z. B. höhnisch die linksliberale Königsberger Hartungsche Rtg.":

Volkskampf gegen die staatlich monopolisierte Branntweinpest. Petersburg, 13. Juli. ( W. T. V.) Hier kam es am geftrigen Feiertage zu bedeutenden Ausschreitungen in der Ligowlastraße. Eine große Bolksmenge, die den Wagenverkehr in dieser Straße unmöglich machte, überfiel eine Anzahl Lastfuhren der Branntwein­monopolverwaltung, entleerte die Flaschen und stürzte die Wagen um. Hinzukommende Polizeimannschaften und Kofaten wurden mit Steinen beworfen; die Kosaken machten von ihren Nagaiten Ge­brauch. Erst am späten Abend gelang es, den Ruheſtörungen ein Ende zn machen. Durch die Steinwürfe wurden der Polizeimeister, einige Polizeioffiziere und Schuyleute schwer verletzt.

Aus der Duma.

Petersburg, 13. Juli. Das Haus beschäftigt sich mit der Auf­forderung zur Teilnahme an der interparlamentarischen Konferenz in London . Aladjin und Naboloff erklären, daß die Duma das einzige Parlament der Welt sei, in dem alle Deputierten in dem Wunsch einig seien, für die Beseitigung des Krieges zu wirken. In den anderen Parlamenten gebe es nur Gruppen, die dieser Auf­fassung huldigen, aber niemand zweifle daran, daß die ganze Duma eine einzige folche Gruppe darstelle und daher der Führer in dieser neuen Befvegung der Völfer werden könne, die dagegen ge­richtet sei, den Krieg als Mittel für die Lösung internationaler Fragen zu betrachten. Die Duma beschließt dann, das Telegramm aus London zu beantworten und sechs Deputierte auszuwählen, die am Montag nach London abreifen sollen.

Das kadettische Ministerium.

Immer von neuem tauchen Gerüchte auf, die die bevorstehende Demission des Ministeriums Goremykin und die Bildung eines kadettischen Ministeriums verkünden. Was die Gerüchte über den Rücktritt des gegenwärtigen Minifteriums anbetrifft, so scheint ein Körnchen Wahrheit in ihnen zu stecken; denn seine Lage wird von allen Seiten als gänzlich unhaltbar bezeichnet, da es der Hofclique zu unentschlossen und der Duma zu reaktionär ist. Aber die Hoffnung" auf ein tadettisches Ministerium, als den wahrscheinlichen Nachfolger Goremblins beruht auf völliger Berkennung der tatsächlichen Verhältnisse.

Die bloße Bildung eines solchen Kabinetts ift an und für sich allerdings denkbar, aber eine längere Eristenz, eine fruchtbringende Tätigkeit ist in der gegenwärtigen Si­tuation ein Ding der Unmöglichkeit. Vor allem fällt hier das Vor­handensein jener geheimen Regierung, der Hoffamarilla, schwer ins Gewicht: sie hat noch Kraft und Einfluß in Hülle und Fülle, fie wird alle Hebel, alle ihr zu Gebote stehenden finsteren Mächte in Bewegung setzen, um jedes halbwegs vernünftige Beginnen eines Ministeriums zu bereiteln, zuschanden zu machen, zu hintertreiben, das Kabinett zu stürzen, wenn es nicht im Bewußtsein feiner Macht losigkeit vorher selbst demissioniert. Auf eigene Fauft einen Kampf mit der Kamarilla unternehmen - das kann ein rein tadettisches Ministerium nicht; es muß im Lande und in der Duma unterstützt werden. Im Lande aber schwindet der Einfluß der St.-D. merklich, bie Sympathie der Massen wendet sich immer mehr der Arbeitsgruppe und der Sozialdemokratie zu. In der Duma haben die St.-D. teine absolute Mehrheit zu ihrer Verfügung, fie müssen sich daher mit der Rechten oder mit der Linken verbünden. Eine Koalition mit der Rechten würde die K.-D. nun aber um ihr letztes Restchen von Ansehen bringen und scharfen Widerwillen in der Bevölkerung erregen. Da­her werden sie es-trog ihres heißen Sehnens nach Miniſter portefeuilles faum wagen, sich mit der Rechten zu koalieren. Gegen das Bündnis mit der Linken, d. h. mit der Arbeits­gruppe, wehren sich die K.-D. mit Händen und Füßen. Das ist leicht verständlich; denn ein Ministerium, das auf die Unterstügung der Linken angewiesen wäre, müßte notgedrungen ein Ministerium der entschlossenen Tat, ein Kampfministerium sein, das sich nicht scheut, den Konflikt mit der geheimen Regierung auf die Spige zu treiben. Es würde also die Revolution fördern, anstatt sie zu entwaffnen", wie die R.-D. sich ausdrücken.

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So scheinen denn den K.-D. beide Bündnisse gleich ver­werflich, und fie bleiben am Gedanken eines rein tadettischen" Ministeriums fleben, ohne zu berechnen, daß ein solches zwischen dem Amboß der Reaktion und dem Hammer der im Anwachsen begriffenen revolutionären Bewegung zugrunde gehen müßte.

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Das Erfreulichste an dem Gesetze ist, daß die Bemühungen einiger Reaktionäre, es durch ein paar mittelstandsretterische Paras graphen zu verschlechtern, bereitelt worden sind, so namentlich die fakultative Ersetzung des wöchentlichen Ruhetages der Bäcker durch vierzehntägige Ferien, was praktisch auf die Konfiskation der Arbeits­ruhe überhaupt hinausgelaufen wäre, da die Meister vor den Ferien nur hätten zu kündigen brauchen! Für die Ablehnung dieser Ver­schlechterungen im Parlament haben die betroffenen Gewerkschaften eine energische Attion entfaltet und so ein Beispiel einer richtig aufgefaßten, birekten Aktion" gegeben.

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Deutfches Reich.

Amnestie und Präsentiermarsch.

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" Nur eines noch: Sie hält sich pharisäisch darüber auf, daß die Herzogin von Sutherland und andere vornehme Damen Perlen und Edelsteine tragen, während in London so viel Glend zu Hause ist. Nur hütet sie selbst sich, wie eine Proletarierin sich zu kleiden und so zu leben; sie zieht die Tracht einer vornehmen Dame vor. Sie hält sich auch nicht prunkvollen Festmählern fern Daß troß aller ihrer Mahnungen Wilhelm II. sich noch immer in der sozialistisch- menschlichen Erwägung, daß zu gleicher Zeit nicht aus Anlaß der Geburt eines neuen Hohenzollernsprossen zu Hunderttausende von Brüdern und Schwestern hungern. Und sie einem Amnestieerlaß zu entschließen vermag, stachelt einzelne liberale hat auf der Fahrt nach England ihren zehnjährigen Jungen mit Blätter zu wilder Entrüstung auf. Die National- 8tg." sieht bereits genommen, wahrscheinlich, damit er in der reichen Umgebung sich alle Stüßen des deutschen Patriotismus wanken und versteigt sich an das Elend der Welt gewöhne, und sie hat ihn in einen Ma- in ihrem Schmerz zu pathetischen Tiraden, deren verrückte Geschrautt trosenanzug gesteckt und ihm eine Müße mit der Inschrift: S. M. S." Iltis" auf die Locken gefeht, auf daß er Abscheu empfinde heit befürchten läßt, daß der Donner der Salutschüsse" trotz der be­vor den Kriegsrüstungen und Flottenbauten der Nationen." trächtlichen Entfernung vom Lustgarten bis zum Redaktionslokal Doch für den größten Teil der journalistischen Englands- der National- Btg." dort hysterische Krampfanfälle ausgelöst hat. fahrer ist das Thema Braun" bereits erledigt. Um so schärfer Das Blatt schreibt nämlich: Ein Kaiferentel ward geboren! das Kind Deutschlands . aber bricht der Unwille über die Anmaßung des von den Unser Bolt, in seiner überwältigenden Mehrheit monarchisch auch Teilnehmern der Fahrt unter sich gewählten engeren Fest­heute noch, will ihn an sein Herz nehmen. Helle Freude in den fomitees los, das sich bekanntlich nach Beendigung der Fahrt Gesichtern, wohin man blicken mochte, am 4. Juli. Seit den Tagen nicht einfach aufgelöst, sondern sich als Ausschuß fonstituiert der gnädigen Frau von Parez", seit ein großes, gütiges, warmes hat, der die Einladung englischer Redakteure nach Deutsch­Königinnenherz die Voltsseele auch dem Familienleben der land betreiben soll. Den konservativen Teilnehmern an der Hohenzollern eroberte, haben wir nicht aufgehört, uns an jedem Englandfahrt paßt es nämlich nicht, daß dieser Ausschuß fast Sonnenstrahl zu wärmen, der ins Fürstenhaus fiel, seine Feste als unsere zu feiern, seine Kinder als unsere zu lieben, um seine ausschließlich aus liberalen Journalisten besteht, die man ,, als Kranten uns zu sorgen, um seine Toten zu weinen. So find fie berufene Vertreter deutscher Anschauungen" nicht bezeichnen uns mehr geworden als jedem anderen Volte seine Dynastie. tönne. Maßgebend sollen im Ausschuß die konservativen Den Begriff des Landesvaters und der Landesmutter fennen nur Journalisten sein, damit derartige Zaftlosigkeiten", wir, mur bei uns fonnte er einen inneren Gehalt haben eine wie sie das deutsch - englische Freundschaftskomitee nach Ansicht Tradition werden! dieser Leute begangen hat, vermieden werden, das heißt nicht Leute eingeladen werden, die nicht auf höfisch- patriotische Ge­sinnung geeicht sind. So schreiben z. B. die" Hamburger Nachrichten"( und konservative Blätter drucken diese Aus­führungen zustimmend ab):

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Mindestens ein Drittel von den 48 Teilnehmern haben gegen die vorgeschlagene Komiteelifte gestimmt. Ebenso falsch ist die Behauptung, daß nach dem Besuche das Komitee einstimmig be­stätigt worden sei. Als am legten Tage in London eine aber­malige Versammlung der Teilnehmer es war nach der Bremer Versammlung die zweite und legte allgemeine Versammlung- anberaumt wurde, war ein großer Teil der Festteilnehmer, und zwar derjenige Teil, der nicht den Weg über Plymouth wählte, sondern den Weg über Vlissingen , bereits abgereist. Von dem Rest der Teilnehmer, der ermüdet aus Greenwich zurückkehrte, haben sich ebenfalls durchaus nicht alle an der Versammlung be= teiligt, sondern im ganzen vielleicht 20 Herren. Von diesen 20 von den 48 Teilnehmern hat eine Majorität, zu der die Komiteemitglieder selbst gehörten, das Fortbestehen des Komitees, dem das Recht der Kooptation gegeben wurde, beschlossen. Es waren dies dieselben Herren, die auch in Bremen dieses Komitee, das auf lebhaften Widerspruch bei allen nichtliberalen Wertretern stieß, gewählt haben. Hatte dieser kleine Rest der Teilnehmer über­haupt ein Recht, noch eine Wahl vorzunehmen? Wenn weitere falsche Behauptungen von Komiteemitgliedern verbreitet werden, wird man sich nicht wundern dürfen, wenn das Schweigen über die Verhandlungen der beiden Versammlungen gebrochen und die ganzen Vorgänge nach ihrem wirklichen Hergange geschildert werden. Es wird sich dann am deutlichsten zeigen, daß das Komitee nicht das allgemeine Vertrauen genoß, und daß fich wiederholt lebhafte Unzufriedenheit kundgegeben hat. Die" Tägl. Rundschau" scheint das auch selbst zu fühlen, denn sie sagt am Schlusse der obigen Bemerkungen ja selbst wörtlich, es sei selbst­verständlich, daß das Komitee für den Besuch der englischen Re­dakteure in Deutschland eine Erweiterung oder Neubildung" er­fahren müsse. Wir sind aber der Meinung, daß nicht eine Er­weiterung, sondern nur eine vollständige Neubildung in Frage kommen kann. Wenn bei dem Besuch der eng­lischen Redakteure in Berlin unangenehme Vorkomm nisse und Tattlosigkeiten, wie z. B. der bedauer­liche Fall, daß man einen Vertreter des deut­ schen Kaisers hinter der Genoffin" Braun her. gehen läßt, bermieden werden sollen, dann wird es eines überaus umsichtigen, nicht bloß aus liberalen Elementen bestehenden Komitees bedürfen. Es wird keine Leichte Aufgabe sein, die richtige Wahl zu treffen, unter allen Um­ständen aber kann von einem Weiterfunktionieren des jebigen Komitees teine Rede sein.

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Dieses Verhältnis zwischen Herrscher und Volt, heißt es dann weiter, erfordere aber, daß bei einem solchen Familienereignis im Bollernschloß" wie der Entbindung der Kronprinzessin die Krone von ihrer Prärogative der Gnade Gebrauch mache. Aber noch immer höre man nichts von Amnestie:

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Wir haben für den 4. Juli ein Zeichen erwartet vom Landesvater, dem unsere Herzen so warm entgegenschlagen, der uns so viel mehr ist als ein gerechter Herr. Wir sehnten uns mit allen Fibern nach dem Beweis dafür, daß unserem Kaiser auf seinen zahllosen Reisen und inmitten seiner militärisch- höfischen Umgebung das unmittelbare Erfaffen und Verstehen ber Volksseele nicht verloren gegangen ist. Wir dachten an eine Amnestie, weil die Ausübung des Rechtes der Gnade hier immer das finnfälligste Symbol bleibt, aber wir hätten uns auch jedes anderen Zeichens gefreut, das herausfiel aus dem Kleinfram höfischer Gunstbeweise, der nachgerade so künstlich, vielverschlungen und damit dem gesunden Denken im Bolte so fremd wird, daß es fich in alldem nicht mehr zurecht­zufinden bermag.

Und was hat uns nun der 4. Juli gebracht? Die Verleihung eines Bräsentiermarshes an die Yacht Hohenzollern".. Wir bescheiden uns! Das Recht der Gnade ist ein Recht des Fürsten , nicht des Volkes. Die Geburt des Kaiserentels ist ein Familienfest der Hohenzollern , ein Familienfest, über das sich der Mann auf der Straße freuen oder nicht freuen kann, wie es ihm beliebt, ein Fest jedenfalls, das den Sündern nicht leuchtet so werden wir belehrt."-

Herabdrückung der Lehrergehälter.

Ueber die Regelung der Lehrerbesol. Sungsfrage hat Kultusminister Dr. v. Studt folgende Verfügung an die Bezirksregierungen erlassen:

" Durch den Staatshaushaltsetat für das laufende Etatsjahr find unter Kapitel 121 Titel 34 neue Mittel zu laufenden wider­ruflichen Staatsbeihülfen für leistungsschwache Schulverbände zu dem Zwecke bereitgestellt worden, tunlichst eine Erhöhung des Mindest grundgehaltes der ersten und allein­stehenden Lehrer auf 1100 m., der übrigen Lehrer auf 1000 M., der Lehrerinnen auf 800 M. und des Mindestsatzes der Alters­zulagen für sämtliche Lehrer auf 120 M. und der Lehrerinnen auf 100 M. herbeizuführen.

Die Angst vor der revolutionären Erhebung des Volkes läßt die K.-D. das Schwarze weiß sehen und jedes Mittel gutheißen, das ihnen geeignet scheint, ein erneutes Auflodern des Kampfes zwischen Volt und Absolutismus zu verhindern. In dem reinen kadettischen Ministerialismus erblicken fie ein solches Mittel und preisen es als den Uebergang zum Konstitutionalismus. Aber es braucht kaum darauf hingewiesen zu werden, daß mit einem parlamentarischen Ministerium der Konstitutionalismus noch lange nicht erreicht ist. Gehört denn der Reichsrat, dieses Bleigewicht an den Füßen der Duma, gehört denn die bis ins Lächerliche beschränkte Kompetenz der Boltsvertretung, der die wichtigsten Fragen der Finanz, des Krieges und Friedens, des Heeres und der Marine entzogen sind, gehören des Kriegszustandes, Straferpe­benn Verhängung ditionen usw. auch mit zum Konstitutionalismus? Und kann man denn von einem kadettischen Ministerium den Mut und die Kraft ertvarten, daß es sich im Kampfe gegen diese ent­würdigenden, jedem Konstitutionalismus Hohn sprechenden Zustände über die vom Zarismus gestellten Gesetzesschranken hinweghebt, mit entschlossenem Handeln sich die Unterstügung des Volkes erobert und Wir haben in Anbetracht der eigenartigen Geistesver­so an der Spitze der revolutionären Armee den Sturm gegen die fassung vieler Teilnehmer an der Pressefahrt nichts anderes Reaktion wagt? Es wäre recht töricht, fich folchen als solche kleinlichen Eifersüchteleien und gegenseitige An­Hoffnungen hinzugeben. Die Kadetten haben deutlich genug feindungen erwartet und sind deshalb durch die nachträglichen gezeigt, Geistes Kinder fie Auz find: lauter freundschaftlichen Krakelereien durchaus nicht überrascht. Der Respekt vor den selbstherrlichen Gesetzesparagraphen haben sie artige Höflichkeiten gehören zu dem Begriff des gesellschaft­davon Abstand genommen, der Duma eine Amnestievorlage vorzu- lichen Tatts jener Herren. Was werden aber die englischen legen, und aus demselben Grunde erklären sie jezt: Falls eine solche Gastgeber zu solchen Bänkereien sagen? Nicht nur Herr von der Arbeitsgruppe eingebracht werde, dagegen stimmen zu Bernhard Shaw, auch manche mit den deutschen politischen wollen! Aus Furcht vor der Drganisation der Massen haben sie Verhältnissen etwas genauer bekannte englische Parteigenossen den Vorschlag der Arbeitsgruppe: frei erwählte lokale Bauernkomitees mögen uns verdacht haben, daß wir jede Beteiligung an der Aus dieser Verfügung ersehen die Lehrer, wie sorgsam zur Erörterung der Agrarfrage einzusetzen, in einer Kommission be- Pressefahrt ablehnten. Die jetzigen Nachwehen dieser Fahrt die Regierung um ihre Gehaltsregulierung bemüht ist. Freilich graben. Aus der ihnen man möchte sagen: angeborenen in der deutschen Presse werden ihnen zeigen, daß man deutsche im Sinne einer Herabdrückung der Lehrergehälter. Den Kompromißsucht haben sie es vorgezogen, das Hülfswerk für die Verhältnisse nicht nach englischen Analogien beurteilen darf. Gehaltserhöhungen durch die Städte soll entgegen.

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Die Maßnahme zielt darauf ab, auf dem Gebiete des Be­soldungswesens der Volksschullehrer und Lehrerinnen eine größere Gleichmäßigkeit und Stetigkeit herzustellen und der Landflucht Ser Volksschullehrer entgegen= zuwirken. Daraus folgt, daß die königlichen Regierungen und die ihnen unterstellten Organe in der Besoldungsfrage keine Schritte unternehmen dürfen, die dieses Ziel in Frage stellen könnten. Wenn demnächst Schulverbände, insbesondere Stadt. gemeinden, eine weitere Erhöhung des Grund­gehaltes und der Alterszulagen ihrer Voltsschullehrer und -Behrerinnen beschließen sollten, so ist von der königlichen Re­gierung vor der Bestätigung des Erhöhungsbeschlusses sorg­fältig zu prüfen, ob dadurch das von der Staats regierung verfolgte Biel gefährdet werden würde. Ge= langt die königliche Regierung zu der Ueberzeugung, daß der Beschluß in dieser Beziehung erheblichen Bedenken unterliege, so ist der Fall mir vorzutragen...."

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