schaftlers in einer Leipziger Versammlimg verweisen, welchebejagt:„Entgegen den Jdnenser Parteitagsveschliissen wolle derParteivorstand den politischen Massenstreik nicht mehr pro-pagicren. Im Gegenteil, er winke ah. Nicht nur bei dcnpreußischen und sächsischen Genossen habe er das getan, sondernauch den v o ni A k ti o n s a u s s ch n ß der BerlinerParteigenossen angenommeil en Antrag derGenossen des 6. ReichstagswahlkreiseS, denhalbtägigen Massenstreik betreffend, habeder Parteivorstand glatt abgelehnt."(Inder„Sachs. Arb.-Ztg." gesperrt. D. Einsender.)Wenn diese Mitteilung zutreffend berichtet— und es ist keinAnlaß, an ihrer Nichtigkeit zu zweifeln—, so kann der„Vorwärts"erkennen, daß die Berliner Parteigenossen selbst die Möglichkeitertvogen haben, wie ihr Kampf fortgeführt werden könne, ohnedaß sie darum der blinden Dranfgängerei geziehen werden könnenund ohne daß sie dabei die Existenz der Partei aufs Spiel gesetzthätten. Der Berliner Antrag weist darauf hin, daß esviele Möglichkeiten gibt, die gleichlveit abliegen von unsinnigerDraufgängerei, die der„Vorwärts" stets angstvoll befürchtet, undvon der vollständigen Resignation, die er jetzt als die einzig richtigeTaktik ausgibt.Der aus Leipzig der Frankfurter„Volksstimme" zugcgmrgeneBericht, auf welchen sich die„Sächsische Arbeiter-Zeitung" beruft,beginnt folgendermaßen:„Die Berliner Anarchisten Hetz und Lange......führten ungefähr folgendes aus."Dem dann folgenden ist obiger Satz entnommen, nur ist in derVorbemerkung aus den B e r l i n e r A n a r ch i st e n ein l o k a-listi scher Gewerkschaftler und in der Nachbemerkung ausden„ungefähren" mehr oder weniger präzisen Ausführungen derAnarchisten bezw. der Berichterstattung ein ganz bestimmter„BerlinerAntrag" geworden.Als Vorsitzender des Wahlvereins Berlin 6 bin ich in der an-genehmen Lage, der„Sächsischen Arbeiter-Zeitung" bei der Ent-schleierung von Tatsachen durch nachstehende Richtigstellung behülflichsein zu können:Ich weiß nicht, was die beiden Berliner Anarchisten in jenerLeipziger Versammlung erzählt oder behauptet haben, Tatsachejedoch ist, daß im Wahlverein des sechsten Berliner Kreises niemalsein solcher Antrag gestellt und somit auch nicht beraten oder be-schloffen worden ist. und da demnach ein solcher Antrag nichtexistierte, konnte derselbe nicht vom Aktionsausschuß angenommenund folglich auch nicht vom Parteivorstand„glatt abgelehnt" werden.Es sind somit auch alle in jenem Artikel von der„Sächsischen Ar-beiter-Zeitung" hieraus gezogenen Folgerungen hinfällig._ W. Freythaler.Huö Induftm und Kandel.Statistisches Jahrbuch für daS Deutsche Reich. Der 27. Jahr-hang des Statistischen Jahrbuches für das Deutsche Reich, heraus-gegeben vom Kaiserlichen Statistischen Amt, ist soeben im Verlagvon Puttkammer u. Mühlbrecht, Berlin, erschienen. In dem vor-liegenden Jahrgang sind folgende Uebersichten neu aufgenommenworden: Im Abschnitt I. Die Bevölkerung nach kirchlichen Bezirken, im Abschnitt IV: Hausschlachtungen, Schlachtvieh- undFleischbeschau, im Abschnitt VI: Der Seeverkehr des deutschenOstsee- und Nordsecgebietes, im Abschnitt VIII: Die seit 1397 zumBörscnhandel zugelassenen ausländischen Wertpapiere und diedeutschen Hypothekenbanken, im Abschnitt XII: Rechtsprechung inUnfall- und Jnvalidenversicherungssachen, im Abschnitt XVI: Diegesamte Arbeiterversicherung 1992, 1993, 1994, 1885/1994, diePrivatversicherung sowie eine Uebersicht aus der Betriebsberechnungund der Bilanz der landwirtschaftlichen Versicherung 1993 und inAbschnitt XXI: Sport, Turnen, Volks- und Jugendspiele, Athletikund Rudersport.Die als Anhang beigcgcbencn Internationalen Uebersichtensind durch die neuesten Daten fortgeführt und ergänzt. Neu auf-genommen wurden hier folgende Uebersichten: Zuckcrerzcugung inden hauptsächlich beteiligten Ländern. Ausländische Wechsel, Kurseder Auslandswechsel in Wien, Amsterdam, London, Paris,St. Petersburg und New Uork.Die graphischen Beilagen bringen zur Darstellung: dieKriminalität der Zivilbevölkerung im Durchschnitt der Jahre 1893bis 1992, getrennt nach: Gefährliche Körperverletzung, einfacherDiebstahl und Betrug, ferner der Anteil der Tarifvertragsstaaten,Meistbegünstigungsstaaten und der Staaten ohne Handelsverträgeam SpezialHandel des deutschen Zollgebietes, die Ausländer imDeutschen Reich und schließlich die Deutschen im Auslande.Fünfzehn Millionen gespart. Durch kürzlich erneute Entscheidungdes amerikanischen Bundes- Obergerichts ist der Negierung derPhilippinen die Zurückzahlung aller Zolleinnahmen aufgegeben worden,welche auf amerikanische Produkte in der Zeit vom 11. April 1899bis zum Datum des Friedensschlusses mit Spanien, dem 3. März 1992,auf Order des Präsidenten bei der Einfuhr amerikanischer Waren indie Philippinen erhoben worden sind. Das Bundes-Obergericht hatentschieden, daß Präsident Mae Kinley nicht die gesetzliche Befugnisbesessen hat, solche Zollerhebung anzuordnen. Der Prozeß basiert aufKlagen, IvelcheNewDorkerExporteure gegen die Bundesregierung behufsRückerlangung von 3 999 999 Doll. angestrengt haben. Man glaubtjedoch, daß solche Ansprüche sich insgesamt auf 15 999 999 Doll.belaufen dürften. Uni nun der Regierung die Rückzahlung einersolchen Summe zu ersparen, hat der Kongreß in der soeben be-endeten Session ein Gesetz angenommen, durch das dem Präsideutennachträglich jene Befugnis erteilt und seine damalige Anordnungfür gesetzniäßig erklärt tvird. Trotzdem werden neue Versuche ge-macht werden, die Ansprüche gegen die Regierung durchzusetzen, aufGrund der Behauptung, der Kongreß könne keine Anordnung desPräsidenten legalisieren, welche an sich ungesetzlich und un-konstitutionell sei._Gmcbtö- Zeitung»Vorsicht bei Unterschrift von Mietsverträgen?Eine für die Berliner Mietsverträge WichtigeFrage bildete gestern den Gegenstand einer Verhandlung vor derFerienstrafkammer des Landgerichts II. Wegen Betruges war derHausdiener Ewald B e r g e r und dessen Ehefrau Emilie B. an-geklagt. In den sogenannten Berliner Mietsvertragsformularenbefindet sich bekanntlich meist ein Passus, nach welchem der Mieterdem Hauswirt versichert, daß die von ihm eingebrachten Möbel seinEigentum seien. Diese Versicherung hatten auch die beiden An-geklagten abgegeben, als sie im Herbst v. I. in der Kurfürstenstraßeeine Wohnung bei einer Hausbesitzerin P. mieteten. Diese fragtedie B.'schen Eheleute vorsichtshalber noch ausdrücklich, ob auch dieMöbel ihr Eigentum wären, was von. ihnen bejaht wurde. DieAngeklagten hatten jedoch den größten Teil ihrer Sachen in einemMöbelgeschäft auf Abzahlung entnommen, hatten aber den Kauf-preis bis auf einen kleinen Rest bereits bezahlt. Als die An-geklagten infolge der Krankheit des Ehemannes später mit derMietezahlung im Rückstände blieben, wollte sich die Hauswirtinan den Möbeln schadlos halten. Nunmehr trat jedoch das Möbel-geschäft hervor und reklamierte das gesamte Mobiliar als Eigen-tum. da sich in dem mit den Angeklagten abgeschlossenen Miets-vertrag der Passus befand, daß die Möbel so lange Eigentum derFirma sind, bis der letzte Pfennig des Kaufpreises beglichen sei.Die Folge war eine Strafanzeige wegen Betruges. DasSchöffengericht Eharlottenburg verurteilte die beidenAngeklagten auch zu Geldstrafen von 59 bezw. 39 M. Auf dieB e r u f u n g der Verurteilten hin mußte sich die Ferienstrafkammergestern nochmals mit dieser Sacke beschästigen. In her Berusungs-instanz machte der Verteidiger geltend, daß die bisher unbescholtenenAngeklagten offenbar nicht auf einen Betrug gegen die Hauswirtinausgegangen wären, vielmehr bestimmt geglaubt hätten, die Möbel,auf die sie nur noch einen geringen Restbetrag schuldeten, in kurzerZeit zu ihrem Eigentum zu erwerben. Diese Absicht sei nur durchdie Krankheit des Ehemannes und die dadurch eingetretene schlechteVermögenslage nicht zur Ausführung gekommen. Die B e-r u f u n g s st r a f k a m m e r nahm an, daß die Angeklagten denfraglichen Passus in dem Mietsvertrage nicht richtig verstandenhätten. Sie seien sich auch nicht bewußt gewesen, daß sie noch nichtEigentümer der Sachen seien, obwohl sie den Kaufpreis bis aufwenige Mark bezahlt hatten. Unter Aufhebung des ersten Urteilserfolgte deshalb die Freisprechung von Strafe und denKosten beider Instanzen.Die Angeklagten sind also im wesentlichen deshalb frei-gesprochen, weil sie das Bewußtsein der Rechtswidrigkeit nicht hatten.Bei der großen Tragweite, die die Klauseln der Mietsverträgehaben, ist es geraten, vor der Unterschrift den Vertrag genau zulesen und zu durchstreichen, was nicht genehmigt werden soll.Der Kolporteur als Sittlichkeitszensor.Nach§ 42a der Gewerbeordnung in Verbindung mit§ 56dürfen auch innerhalb des Gemeindebezirks des Wohnorts oder dergewerblielxm Niederlassung von Haus zu Haus oder auf öffentlichenWegen, Straßen, Plätzen oder an anderen öffentlichen Orten nichtfeilgeboten werden solche Druckschriften, andere Schriften oder Bild-werke, welche geeignet sind, in sittlicher oder religiöser BeziehungAergernis zu geben. Hiergegen sollte der Kolporteur und Straßen-Händler Berger zu Berlin durch Feilbieten der Nr. 6 der Zeit-schrift„Das Leben" verstoßen haben. Das Landgericht der-urteilte ihn zu einer Geldstrafe. Ein Bild und ein Gedicht desHefts hielt das Gericht für geeignet,„in sittlicher Beziehung Aerger-nis zu geben". Es„stellte" Fahrlässigkeit des Angeklagten„fest".Ter erste Strafsenat des Kammergerichts, unter Vor-sitz des Senatspräsidenten Lindenberg, verwarf inseiner letzten Sitzung die Revision des Angeklagten mit folgenderBegründung: Nach Zeitungsnachrichten solle das Kammergerichtneue Bahnen eingeschlagen haben hinsichtlich der Verantwortlichkeitdes ambulanten Zeitungs- und Schriftenhändlers: es solle das Ge-setz gegen ihn ganz besonders streng anwenden. Das sei nicht derFall. Der Kolporteur habe genau dieselbe Verantwortung wievndere Hausierer. So wenig der Hausierer sich etwa darauf berufenkönne, er sei zu dumm, alte Sachen von neuen zu unterscheiden,oder zu wissen, was leicht brennbare Oele seien, ebensowenig könnesich der Kolporteur hinter seine angebliche Dummheit verkriechen.Ihm liege eine Prüfungspflicht ob, wie jedem Hausierer. Mindestensmüsse Fahrlässigkeit ausgeschlossen sein. Die Frage sei nur die, wofange die Fahrlässigkeit an? Das festzustellen, sei Sache der tat-sächlichen Feststellung der ersten Jnstemzen. Das Kammergericht habees immer ausgesprochen, daß der Kolporteur nicht seinen ganzenKram durchzulesen brauche. Dann müßte er ja schließlich auch russischund chinesisch lernen. Das sei ferne. Aber es müsse verlangtwerden, daß er sich Einblick verschaffe, soweit es ihm möglich sei.Wenn er z. B. eine illustrierte Zeitschrift zum Feilbieten erhalte, vonder er durch einen Ueberbtick wisse, daß sie allerhand Nuditäten ent-halte, dann müsse er sie sich näher ansehen und eventuell Bedenkentragen, sie feilzubieten, oder er müsse die Verantwortung über-nehmen. Das Landgericht habe nun hier festgestellt, daß der Ange-klagte als erfahrener Kolporteur gewußt habe, wie bedenklich inmoralischer Beziehung war, was er verschleißen wollte, und hieraushabe das Landgericht ohne Rechtsivrtum Fahrlässigkeit hergeleitet.Der Kammergerichtssenatspräsident beklagt sich mit Unrecht,daß die öffentliche Meinung sich gegen Urteile wie es das gefällte ist,wendet. Darin hat er recht, daß die Erfindung der besonderen Be-rufspflickt der Kolporteure, Zeitungsverkäuferinnen usw. als Zensorender Sittlichkeit nicht preußischen Ursprungs ist. Es war ein baye-risches und das oberste bayerische Landesgericht, die zuerst dieseWunderliche Berufspflicht ausstellten. Das war vor Jahren. Seit-dem ist ein zweiter Fall in Bayern nicht wieder vorgekommen. InBerlin ist aber diese neue Berufspflicht neu entdeckt. Mit Fug undRecht wendet sich das Rechtsbewußtsein gegen eine solche Recht-sprechung. weil sie dem Zeitungsverkäufer unmögliche Pflichten auserlegt, ihm die Stelle eines Obersittlicksteitszensors vindiziert undder Heuchelei Tür und Tor öffnet, jedes Druckerzeugnis als einsittlich-anstößiges hinzustellen. Eine Rechtsprechung, die dem un-sUtlichen Trängen der Lex Heinze-Männer nachgibt, gefährdet Kunst.Wissenschaft und jede auf Fortschritt abzielende Bewegung. In derRegel denkt der am sittlich-anstößigsten, der am meisten Anstoß anSchriften nimmt. Er nimmt meist an ihnen Anstoß, weil sie gegenHeuchelei und Prüderei sich richten. Gerichte sollten dafür dank-bar sein, daß man dagegen protestiert, sie zum obersten Nachrichtervon Gedanken zu machen, als dessen ersten Henker die kammer-gerichtliche Judikatur der neueren Zeit den Zeitungsverläufer stigma-tisiert hat._Versammlungen.Die„Freie Bereinigung der Bauarbeiter Berlins und Um-gegend" hielt am 15. Juli im„Englischen Garten". Alexander-st'.aße, eine Generalversammlung ab. Der Vertrauens.mann Norgel gab zunächst die Abrechnung vom ersten undzweiten Quartal. Einschließlich eines Bestandes vom viertenQuartal 1995 in Höhe von 2131,64 Mark betrug die Gesamteinnahme41333,84 Mark. Dem stand gegenüber eine Gesamtausgabe von7279,85 Miark, so daß ein Bestand von 4953,99 Mark verblieb. Davonwurden 2999 Mark der Bank übergeben. Es blieben in den Händendes Vertrauensmannes 2953,99 Mark. Auf der Bank hat die FreieVereinigung jetzt insgesamt 9199 Mark. Das Gesamtvermögen be-trägt demnach 11 153,99 Mark.— Dem Vertrauensmann wurdeEntlastung zuteil.Ueber:«Die letzten Ereignisse in der deutschenPartei- und Gewerkschaftsbewegung" referiertedann Norgel, der mit zu den 31 lokalistischen Gewerkschafts-führern gehört, die in der Nr. 25 der„Einigkeit" den Artikel:„Hinterden Kulissen" veröffentlicht beziehungsweise gezeichnet haben. Erwarf einen Rückblick auf die EntWickelung der modernen Arbeiter-bewegung in Teutschland, um dann die markantesten Vorkommnisseim Partei- und Gewerkschaftsleben der letzten Jahre zu schildern,unter besonderer Berücksichtigung der Agitation für den General-streik sowie der bekannten Stellungnahme der Lokalorganisationen,deL Kölner Gewerkschaftskongresses und des Jenaer Parteitages da-zu. Darauf erörterte er die durch die Veröffentlichung in der„Einigkeit" zur Diskussion gestellten Fragen und führte unteranderem aus: Jener Artikel enthalte durchaus keine Denunziation.Mit dem Ausdruck„Infamie" hätte sich der„Vorwärts" an dieZentralverbände wenden sollen. Von einer Indiskretion könne auchkeine Rede sein, schon deshalb nicht, weil zu den geheimen Be-sprechungen zwischen Parteivorstand und Generalkommission keinVertreter der Lokalorganisationen hinzugezogen worden sei. Wieverhalte es sich nun mit der Aufklärung, die bezüglich des Ver-Haltens des Parteivorstandes und speziell Bebels in Sachen despolitischen Massenstreiks habe eintreten sollen. Die Generalkom-Mission sage, es sei so, wie Silberschmidt nach dem Protokollüber die Konferenz der Zentralvorstände der großen Verbände ge.sagt habe, und sie bleibe dabei. Nach dem Parteivorstand solle da-gegen nur die gegenwärtige Propagierung des Massenstreiksabgelehnt worden sein usw. Redner getraue sich das nicht zu glauben.Beide Körperschaften hätten etwas auf dem Kerbholz. Das deutscheProletariat könne es sich nicht gefallen lassen, daß hinter seinemRücken Abmachungen getroffen würden, die dem, was aus demParteitage gesagt und beschlossen sei, entgegenstrebten. ES wäregeradezu Pflicht gewesen, dies der Oefsentlichkeit zu unterbreiten,nachdem man davon erfahren habe.— Eine Aufklärung sei nicht er-folgt. Selbst eine Anzahl Parteiblätter sprächen mehr oder minderverblümt oder unverblümt aus, daß hinter dem Widerspruch in denErklärungen des Mpteivprsiandes und der Qtemäßmmi IM etvgsstecken müsse. Nun habe ja auch der„Vorwärts" drei Artikel dazuveröffentlicht. Er habe sie gelesen, Klarheit habe er dadurch abernicht erhalten. Entweder sei der„Vorwärts" zu ungeschickt dazuoder er wolle die Sache verdrehen. Heute wisse Redner nach allenVeröffentlichungen zur Sache, die der„Vorwärts" namentlich brachte,immer noch nicht, was denn nun eigentlich die Wahrheit sei, wie dieDinge bei den Verhandlungen zwischen Parteivorstand und General-kommission wirklich verliefen. Dieser Meinung seien auch andereGenossen und Gewerkschaftler, mit denen er Rücksprache genommenhabe. Der„Vorwärts" drücke sich um die Sache herum, indem erz. B. von einem Inszenieren des Generalstreiks(Massenstreiks�spreche, wahrend es sich um ein Propagieren handele, d. h. um einBekanntmachen mit dem neuen Mittel, wie es der Parteitag be-schlössen habe. Das Proletariat werde es sich nicht gefallen lassen,daß man dem Kern der Streitfrage aus dem Wege gehe. Man wollevolle Ausklärung haben. Und man werde das deutsche Volk aufklärenüber Abwege, möge auf der anderen Seite noch so viel über„Ver-räter" und„Verleumder" geschimpft werden. Die Unterzeichner deSArtikels in der„Einigkeit" hätten Schufte sein müssen, wenn sie vonder ganzen Sache gewußt und das Proletariat nicht aufgeklärthätten darüber, daß"eine Anzahl seiner Führer nicht halten wollten.was der Parteitag unter großer Begeisterung angenommen habe.Die Vertreter der Lokalorganisationen ständen übrigens nicht alleinin dieser Sache. Auch von anderen Seiten werde kundgegeben, daßwan der Parteileitung und den Führern der großen Verbände aufdie Finger sehen wolle. Es werde auch so nicht gehen, wie es sichSimon nach dem Protokoll gedacht habe, daß die Mitglieder derVerbände in großen Scharen als Mitglieder der Wahlvereine ihrenEinfluß auf die Partei geltend machten und eventuell die Mehrheitder Delegierten zum Parteitag stellten. Man sei ja ebenfalls inden Wahlvereinen und»verde dem schon entgegenzutreten wissen.—Redner fand lebhaften Beifall.— Das Vorstandsmitglied Baum,ebenfalls einer der Unterzeichner des Artikels in der„Einigkeit",stellt in Vergleich die Ausführungen des Genossen Bebel in Jenamit ihren scharfen Wendungen und flammenden Worten und dieThesen von der Besprechung mit der Generalkommission. Danachmüsse man, meint er, zu der Einsicht kommen, welche in der„Einigkeit" ausgedrückt worden sei durch die Worte:„Achtet aufEure Tribunen!" Klar wäre trotz aller Erklärungen und Erläute-rvngen wenigstens so viel, daß sich der Parteivorstand von derGeneralkommission habe unter die Füße kriegen lassen. Es sei da-für zu sorgen, daß die Generalkommission verschwinde. Das Ge-werkschaftshaus verdiene als Ueberschrift:„Erziehungshaus fürLumpen".— Daß ein General- oder Massenstreik nickst über Nachtkommen könne, wisse jeder Genosse und Kollege, er müsse doch aberpropagiert werden, wenn er in Betracht kommen solle. Die Ab-lehnung seiner Propagierung sei ein Verstoß gegen die Beschlüssevon Jena.Sasse spricht von einer Abwürgung des Massenstreiks undbetagt, daß heute die Generalkommission der Gewerkschaften derDiktator der Partei sei.— H a f l e i t tritt für Propagierung desGeneralstreiks ein, wenn es auch heute noch nicht soweit sei, ihndurchzuführen.— S e we k ow knüpft an Worte L e g i e n s anund erklärt es für unverständlich, wie man als Gewerkschafts-führer sagen könne, die gewerkschaftlichen Verbände seien im Falleeines Generalstreiks nicht da, während sich doch die Gewerkschaftlerals Parteigenossen an dem Streik beteiligen müßten. Rednerwendet sich gegen die Aeußerung Bebels, daß die Lokalorgani-sierten verärgert seien, weil sie nicht vorwärts kämen. Sie feienin Wirklichkeit absolut nicht verärgert. Bebel verstehe sie nurnicht, weil die Generalkommission der Verbände diktiere, daß sienichts gelten sollten. Es Wäre nicht hübsch von einem Genossen wieBebel, daß er den Lokalorganisationen gleichsam noch Knüttelzwischen die Beine werfe.— In der Sache mit der Generalkom-Mission habe sich der Parteivorstand außerordentlich blamiert. Wiedie Dinge liegen, dürfte entweder Silberschmidt nicht mehrauf seinem Posten bleiben oder Bebel müßte verschwinden. Einervon beiden müsse geschwindelt haben.— Es hätte nichts geschadet,wenn man einen Vertreter der Lokalorganisationen zu der Be-sprechung mit der Generalkommission hinzugezogen hätte, sofern manüberhaupt die Frage eines eventuellen Massenstreiks intern be-sprechen wollte.— Der Parteitagsbeschluß über Massenverteilungder Bebel scheu Rede in Broschürenform hätte auch durch denParteivorstand strikte ausgeführt werden müssen.Folgende Resolution wurde einstimmig angenommen:„In Erwägung der sich immer mehr und mehr zuspitzendenKlassengegensätze zwischen Kapital und Arbeit, betrachtet die Ver-sammlung die Waffe des Generalstreiks als die wirksamste. Sieverwirft die Abmachungen zwischen der Generalkommission und demParteivorstand(die bekannten sechs Thesen), die den Beschlüssen desParteitags zuwiderlaufen, und erklärt sich mit der Veröffentlichungder 31 Genossen in der Nr. 23 der„Einigkeit" einverstanden. DerVorstand der Vereinigung wird beauftragt, die Sache weiter zuverfolgen, bis in derselben völlige Klarheit geschaffen ist."Die Versammlung erledigte dann noch einige Vereinsangelegen«heften.Zentralverband der Konditoren. Donnerstag, den IS. Juli,abends 8>/. Uhr, im Englischen Garten, Zllexanderstr. 27c, Halbjahr-Generalversammlung. Tagesordnung: Berichte der Lokalverwaltung undder Vertreter bei der Gewerkschastskommission. Verschiedenes. Mitglieds-buch mitbringen. Der Vorstand.Sozialdemokratischer Zentral-Wahlverein für den Reichstags-Wahlkreis Kalau-Lnckan. Berein Berlin. Die Monats-Versammlung sür Juli sällt auS. Nächste Versammlung im August.Berein der Lehrlinge und jugendlichen Arbeiter undArbeiterinnen Berlins und Umgegend.(Abteilung I und III.Abteilungsversammlung am Mittwoch, den 18. Juli, 8 Uhr bei Lier,Naunynslr. S, großer Saal. Vortrag. Diskussion. Verschiedenes.Berliner Marktpreise. Aus dem amtlichen Bericht der städlischenMarktKallen-Direktion.(Großhandel.) Nindfleisch la 70—74 pr. 100 Pfd.,IIa 64—69, Ula 58— 62, IVa 52—56, englische Bullen- 0,00, dänischeBullen- 0,00, holländische Bullen- 0,00. Kalbfleisch, Doppelländer 100—110,la 82—88, IIa 72—80, Qla 60-70. Hammelfleisch la 74—78, IIa 64—72.Schweinefleisch 61— 67. Rehböcke la p. Psd. 0,60— 0,80, IIa 0,44— 0,58.Rotwild la m. Abschußattest p. Psd. 0,40—0,60, IIa 0,00—0,00. DamwildIIa 0,56—0,68. Wildschweine p. Pfd. 0,30—0,45. Kaninchen p. Stück 0,40bis 0.50. Wildenten la p. Stück 0,90-1,10, IIa 0,60—0,80. Krickentenper Stück 0,40—0,75. Hühner, alte, per«tück 1,50—2,30, junge, per Stück0,40—0.90, Tauben, junge, per Stück 0,40, alte 0,00. Enten, ja p. Stück1,70—2,30, alte, p. Stück 0,00, junge 1,20—1,55, Hambmger, junge, p. Stück0,00. Gänse, junge la, per Psnnd 0,58—0,65, per Stück 3,00—4,20.Hechte 84—101. Schleie 76—87. Bleie 0,00. Aale, groß 113—125, mittel0,00, klein 0,00, uns. 72—103. Plötzen 0,00. Flundern, pomm. j,p. Schock 3,00—6,50. Kieler, Stiege la 4— 6, do, Nüttel per Kiste 2—3,do. klein per Kiste 0,00. Bücklinge, engl, per Wall 4,50—5. Kieler 2—4,50,Stralsunder 5—6. Aale, groß pro Psd. 1,10—1,30, mittelgroß 0.80—1.00,klein 0,50— 0,60. Heringe per Schock 4—5. Schellfische Kiste 2—4. Sardellen,1902et, per Anker 85,00, 1904ev 85,00, ISOöer 80,00. schottische Vollheringe1905 0,00, large 40— 44, füll. 36—38, med. 35— 42, deutsche 37— 44.Heringe, neue Matjes, per To. 60—120. Hummern, IIa, lOO Psd.0,00. Krebse, per Schock, mittel 17,00, kleine 0,00, unsortiert6—10,50, Galizier, mittel 0,00. Eier, Land-, per Schock 3—3,30, frische 0,00.Butter per 100 Pfund, la 109-111, IIa 106-109, IITa 102-105, ab-sallende 95—100. Saure Gurken, neue, Schock 4—6, Psefsergurken 4,50— 5,00.Kartofieln per 100 Psd. magn. den. 0,00, role Dabersche 0,00—0,00,neue runde 2,75— 3,00, neue blaue 3,00,-3,25, neue hiesige 0,00—0, neueZerbsler 2—2,50. Spinat, per 100 Psuud 10—12. Karotten per Schock 2,50 bis3,30. Kohlrabi, per Schock 1,00—1,50. Rettig, bahr,, per Schock 2,40— 4,80.Rhabarber, Hamb,, per 100 Bd. 0,00. Radieschen, per Schock-Bd. 0,60— 0,70.Salat, per Schock 1,25—2,00. Bohnen(grüne), per 100 Psd. 5—7. Schotenhiesige, per lOOPsd. 10—12. Psefferlinge per 100 Psd. 20—25. Mohrrübenper Schock-Bd. 1,50-2,00. Blnmenkohl per Mandel 1,00— 2,00. Wirsingkohl perMandel 1,00—1,50. Rotkohl per Mandel 3,50. Weißkohl per Mandel 3—4.Birnen, italienische per 100 Psd. 18—25, schlesische 10—20, Tiroler 25— 30.Johannisbeeren, hiesige, weiße, per 190 Psd. 6—10, do. rote 8— 10.Stachelbeeren per 100 Psd. 8—14. Kirschen, ilal., 10° Psd. 0,00.Natten, Werdersche 22-24. Werdersche Glas- 10-15. Natten 15-20,do. sauere 13—18. Schlesische 6—16. Himbeeren, Werdersche per 100 Psd.22—25. Blaubeeren per 100 Psd. 9—11. Erdbeeren, Holl, per 100 Psd.25—28, Garten- 0.00, Hamburger 13-25, hiesige 15—20. Wald- per100 Psd..45— 55. Pflaumen, ital. lange dunkle per 100 Psd. 18—24.Ital., lange gelbe per 100 Psd. 15—25, ital., runde per 100 Psd, 15—25.Zitronen. Messina. 300 Stück 11,00-16,00, 360 Stück 14,00-16,00, 200 Stück7,00-12,00, 420 Stück, klein 7,00.