Einzelbild herunterladen
 

Scnsatiönchen. Ein Skandalprozeß schwebt zurzeit gegen daS königliche Haus in Italien . Die Gräfin Cösarina Hercolani be- hauptet, im Jahre 1884, als sie noch minderjährig war. vom der- storbenen König Humbert verführt worden zu sein und beansprucht Alimente für den aus diesem Unigang entsprossenen Sohn. Vertreter der königlichen Familie ist der General Ponzio Vatlia, Flügeladjutant des Königs. Derselbe hatte beantragt, den Beweis durch das Zeugnis der Klägerin nicht zuzulassen. Dieser Antrag ist Sonnabend vom Gericht zu Rom abgewiesen und der Beweis zugelassen worden. Da ferner fest steht, daß die Gräfin im Jahre 1884 erst IS'/z Jahre alt war, so würde die Verführung einer Minderjährigen vorliegen. Es wird deshalb der Gräfin aufgegeben, zu beweisen: 1. dag sie im Jahre 188S nochunbescholten" war, 2. daß das im Jahre 1886 geborene Kind wirklich der Sohn des Königs Humbert ist. Man kann sich denken, welches Aufsehen dieses Urteil in ganz Italien erregt. Asien . DaS strebsame Japan . DerManchester Guardian" berichtet aus Siam, daß die Mehrzahl der Lehrer- und Lehrerinnenposten zurzeit von Japanern besetzt sind, welche die übrigen Ausländer»ach und nach verdrängen. Auch zahlreiche Handelsleute japanischer Nationalität haben sich dort angesiedelt und machen den übrigen Ausländern ernste Konkurrenz. Afrika . Unruhen in Kapstadt . Wie die LondonerTimes" aus Kapstadt berichten, sind dort e r n st e U n r u he n ausgebrochen. Eine Anzahl Läden wur- den geplündert. Einzelheiten fehlen noch.- <3e werk fcbaftUchcs» Fürchterliche Entdeckung. DieNational-Zeitung" hat eine neue Sortesozial- demokratischen Terrorismus" entdeckt und die übrige Presse, voran dieKreuz-Zeitung " des Wechselreiters Hammer- st e i n, bemüht sich, der Sache weitere Verbreitung zu der- schaffen. Hören wir die Blätter selbst: Es dürfte vielfach unbekannt sein, welche rücksichtslosen Zwangsmittel die Sozialdemokratie anzuwenden pflegt, um streikende Arbeiter, welche gern wieder arbeiten möchten, von der Arbeit gewaltsam abzuhalten. Die Arbeiter, welche streiken und deshalb Streikunterstützungen aus der Verbandskasse beziehen, müssen über die empfangenen Beträge Wechsel unter. schreiben. Diese Wechsel bei Sicht zahlbar werden dem betreffenden Arbeiter nicht zur Zahlung vorgelegt, so lange er während der Dauer eines Streikes in diesem bcharrt. Wehe aber dem Unglücklichen, der in der Erkenntnis, daß die Streikgelder für seinen oder seiner Familie Unterhalt nicht aus reichen, oder der ohne Aussicht auf einen günstigen Ausgang des Streikes die Arbeit wieder aufnimmt! Er ist in den Augen seiner Genossen nicht nur gebrandmarkt, sondern fast immer dem Elend und der Not preisgegeben. Denn ohne Verzug werden ihm nunmehr die von ihm unterschriebenen Wechsel über die bisher erhaltenen Streikunterstützungsbeträge zur Zahlung vorgelegt. Wehe dem Arbeiter, welcher alsdann nicht über Ersparnisse verfügt, um die Wechsel bezahlen, also die empfangenen Unterstützungen der Verbandskasse zurück erstatten zu können. Die Wechsel werden protestiert, und der Gerichtsvollzieher erscheint in der Wohnung des Arbeiters, um zu pfänden. Das sind die Folgen und die Wirkungen der Streik- Unterstützung. Mit dem Zeitpunkte, wo der Arbeiter meist aus Unkenntnis über die schlimmen Folgen die scheinbar so verlockende Unterstützung annimmt, existiert für ihn ein eigener, freier Wille nicht mehr. Er kann weder vor, noch zurück seine Hände sind ihm durch die sozialdemokratische Organisation gebunden, deren Terrorismus und Willkür er sich selbst auf Gnade und Ungnade ausgeliefert hat." Unsere Lpser werden nicht wenig erstaunt sein, welche Wandlungen in den Spalten der bürgerlichen Presse die alte Gewerkschaftsgepflogenheit erfahren hat, Nichtorganisierten und nicht bezugsberechtigten Arbeitern die Streikunter stützung nur gegen Schuldschein zu verabfolgen. Diese Gepflogenheit hat sich notwendig gemacht, weil sich unter den Nicht organisierten sehr oft unsichere Kantonisten befinden, welche die Kassen der Gewerkschaften leeren helfen und dabei heimlich arbeiten. Wenn es Terrorismus ist, das von derartigennützlichen Elementen" durch Betrug er langte Geld zurückzuverlangen, dann muß die bürgerliche Presse unsere Justiz der Beihülfe bei diesemTerrorismus" anklagen. Wir können der Scharfmacherpresse verraten, daß in allen so gelagerten Fällen die Zivilgerichte auf Herausgabe der erschwindelten Unterstützungen erkannten und die Kreuz-Zeitung " speziell wird es interessieren, zu erfahren, daß auch die Kriminalgerichte in einer recht erklecklichen An zahl von Fällen Arbeiter, die so ihre Kollegen nicht nur ver- rieten, sondern sie auch noch betrogen, genau wie im Falle Hammer st ein wegen des offen zutage liegenden Be� truges hinter schwedische Gardinen steckten. Noch eins: Vielleicht erkundigt sich dieNational Zeitung" einmal in ihr nahestehenden Kreisen über die Rolle, die der Wechsel im wirtschaftlichen Kampfe bei den Unter- n e h m e r n spielt!_ Berlin und dnigegend. Deutscher Metallarbeiterverband. OrtSverwaltung Berlin . In der Metallwarenfabrik GillischewSki. Uferstraße 6, haben die Werkzeug nr acher wegen Differenzen mit der Firma die Arbeit niedergelegt. Der Betrieb ist bis auf weiteres gesperrt. Wir ersuchen die Kollegen, den Betrieb zu meiden. In den Ambroinwerken in Pankow sind am Dienstagmittag die Former, Maschinenformer, Kernmacher und Hülfsarbeiter wegen Nichtanerkennung eines ArbeiterauSschusieS bezw. einer Gietzereikommission und wegen sanitärer Mißstände (schlechte Luft beim Gietzen und keine Ventilation) in den Ausstand getreten. Zuzug von Formern, Maschinensormern, Kernmachern und Hülfsarbeitern ist streng fernzuhalten. _ Die OrtSverwaltung. Die Glasermeister Berlins und der B o r o r t e waren zu gestern abend wieder zu einer Versammlung nach Kellers Festsälen. Köpenickerstraße. einberufen worden, um zu der gegenwärtigen Lage deS Kampfes Stellung zu nehmen. Der Vorsitzende meinte. eS liege gar kein Grund vor. sich über die neugegründete Vereinigung der Meister zu beunruhigen. Der Erklärung gegenüber, welche diese in einem Rundschreiben an die Baugeschäfte usw. erlassen hätten, sei eS erforderlich, eine Gegenerklärung an die in Frage kommenden könig- lichen und kommunalen Baubehörde» sowie die Baugeschäfte, zu richten, in welcher unter Angabe der Namen der betreffenden Meister klar gestellt werde, daß diese Vereinigung keinen nennenswerten Einflutz ausübe. Da auch Mitglieder der Freien Vereinigung anwesend waren und wiederholt daS Wort ergriffen, so gestalteten sich die Ver- Handlungen zuweilen ziemlich stürmisch. Es wurde zum Schluß folgende Resolution angenommen:.Die Versammlung beschließt, auf dem bisherigen Standpunkt gegenüber der Gesellenorganisation zu verharren. Ohne Rücksicht auf die Dauer und Folgen des Streiks wollen die Meister ihre Forderungen durchführen und keine Kon--_______- Zessionen machen. Die Versammelten lassen sich durch die Gründung teilte in einem Schreiben mit. daß eine Anzahl größerer Kupfer- derFreien Vereinigung der Glasermeister" nicht hindern, den Kamps i schmiedereibesitzer, welche über die Hälfte der in Betracht kommenden geschlossen durchzuführen." Wie lange der Mut in der Brust der Glasermeister noch seine Spannkrast üben wird, bleibt abzuwarten. Die Bauarbcit wird immer dringender, da der Oktoberumzug langsam näher rückt und viele Neubauten gewohnheitsmäßig lauge vor diesem bezogen werden. Iii den Holzbearbeitungöfabriken der Firma H. Nadge, Berlin , Palisaden st ratze 77/73, und Rummels bürg, am Wilhelm st rand, stehen die Arbeiter nun schon die fünfte resp. vierte Woche im Streik, weil das seinerzeit gegebene Versprechen, vom I.Juli ab auch im Berliner Betrieb die 52stündige Arbeitszeit einzuführen, nicht erfüllt worden ist, seitens der Firma also ein gegebenes Ehrenwort gebrochen ist. Am Montag fanden auf Ver- anlassung des Gewerbegerichtsdirektors v. Schulz Verhandlungen vor dem Einigungsaml des Berliner Gewcrbegerichts zwischen Herrn Hermann Nadge und dem Arbeiterausschuß der beiden Betriebe unter Hinzuziehung der Organisationsvertreter der Arbeiter statt, welche jedoch noch zu keinem Resultat führten. Es sollen am 21. August weitere Verhandlungen vor dem EinigungSamt stattfinden. Herr Nadge wünscht sogar. daß erst nach vier Wochen weiter verhandelt würde, damit seine Geschäfts- und Werkführer erst noch ihren Urlaub nehmen könnten. Er gibt sich also den Anschein, als ob er eS noch gar nicht nötig habe, sich mit seinen Arbeitern zu verständigen. In Wirklichkeit sieht eS natürlich anders aus. Im Berliner Betriebe sind nur einige wenige brauchbare Arbeitswillige vorhanden, so daß von einer Aufrechterhaltung des Betriebes gar nichr die Rede sein kann. Im Rummelsburger Betriebe hatten 78 Arbeiter die Arbeit niedergelegt uiib_ zirka 60 Hülfsarbeiter waren drin geblieben. Herr Nadge erklärte vor dem Einigungsamt, daß am Sonnabendabend in Rummelsburg 105 Arbeiter beschäftigt waren und Montag früh eine große Zahl angefangen hätte. Wie weit diese Angaben von der Wahrheit abweichen, zeigt die von den Streikenden am Montagabend vor- genommene Feststellung, nach welcher inklusive Meister resp. Vor- arbeiter 8 0 Mann im Betriebe sind, also von einer Vollbesetzung deS Betriebes nicht im entferntesten geredet werden kann. Gelernte Maschinenarbeiter sind übrigens nur 2 christlich organisierte im Be- triebe, alle anderen jetzt an den Maschinen tätigen Leute sind voll- ständig ungeübt und müssen erst angelernt werden. Von den Streikenden(78 in Rummelsburg und 110 in Berlin ) ist noch keiner abtrünnig geworden, und wird auch Herr Nadge mit seiner Ver- schlcppungStaktik nicht erreichen, daß die Arbeiter von ihrer Forderung, daß Herr Nadge das gegebene Versprechen einzu- lösen hat, Abstand nehmen. Daß die Arbeiter die Taktik des Herrn Nadge durchschaut haben, bewies die am Montagnachmittag abgehaltene Versammlung der Streikenden, welche einstimmig der Ansicht Ausdruck gab, daß Herr Nadge den Streik nur darum in die Länge zieht, um dadurch die Arbeiter wankelmütig nnd uneinig zu machen. Die Streikenden erklärten einmütig, den Kanrpf ruhig und besonnen weiter zu führen. Daß übrigens nur der Protzen- standpunkt des Herrn Nadge Schuld an dem Kampfe ist, kann man daraus ersehen, daß eine große Zahl weniger kapitalskräftigcr Firmen die 52 stündige Arbeitszeit seit Jahren haben und bedeutend höhere Löhne zahlen wie Herr Nadge. Die Arbeiter aber haben keine Ursache, Herrn Nadge gegenüber irgend welche Rücksicht zu nehmen. Zuzug ist nach wie vor fernzuhalten. Achtung, Friseurgehiilfen! Die Differenzen mit den Arbeilgebern N e u m a n n, Hermannstraße 256, Rixdorf, und I e z i e r s k i. Cadinerstraße 8, sind als geregelt zu betrachten. Durchbrochen haben die Forderungen, was besonders zu beachten ist, die Firmen P a r- d u h n, FriedrichSfelderstratze 13, M e n d e, Rüdersdorferstraße 40, N e u m a n n, Zorndorferstraße 60, und Krause, KopernikuS stratze 14. Verband deutscher Barbier-, Friseur« und Perückenmachergehülfen Berlins . Bureau: Schillingstr. 15/16. Telephon Amt VII. 2324. Oeutfches Reich. Im Eisenwerk Kaiserslautern haben, wie uns ein Privat- telegramm von dort meldet, 270 Arbeiter infolge von Lohn- differenzen die Kündigung eingereicht. Die Löhne in diesem Eisen- werk gehören mit zu den niedrigsten. Alle Wünsche und Gesuche um Lohnerhöhung wurden bisher von der Direktion abgelehnt. Nunmehr wird es zweifellos zum Kampfe kommen. Zuzug von Metallarbeitern aller Branchen sowie von Hülfsarbeitern ist deS wegen streng fernzuhalten. Husfond. 7000 österreichische Weber ausgesperrt. Die von den Leitungen der Textilfabrikcn in Bielitz-Biala und Umgebung beschlossene Aussperrung ist gestern von 55 Unter- nehmungen durchgeführt worden. Dadurch sind 7000 Arbeiter aus- gesperrt. In einigen Betrieben wird weitergearbeitet. Für die Abschaffung der Nachtarbeit der Böcker hatte der Nieder- ländische Bäckerverband am Sonntag in Delst eine Demonstration veranstaltet, an der 33 Organisationen, darunter auch die Vorstände- bünde aus Rotterdam , Dordrecht , Haag, Delft und Leiden, sowie Delegierte aus verschiedenen anderen Städten teilnahmen. Einer der Redner des TageS, Te Boekhorst, sagte unter anderem, man mache den Bäckern zum Vorwurf, daß sie lediglich für die Abschaffung der Nachtarbeit kämpften und für die anderen Forderungen der Gewerkschaftsbewegung kein Verständnis hätten. Tatsächlich liege die Sache so, daß die Bäcker infolge der Nachtarbeit so demoralisiert seien, daß man erst nach Abschaffung dieses Uebels an andere Forderungen denken könne. Die Versammelten forderten die Re- gierung auf, baldigst einen Gesetzentwurf zur Abschaffung der Böckernachtarbcit einzubringen. Versprochen hat das der Minister deS Innern, veranlaßt durch den Genossen Troelstra, bei der dieS- jährigen EtatSdcbatte.. Aber schon vor sieben Jahren hat ein nieder- ländischer Minister versprochen. daS Verbot der Nachtarbeit in Bäckereien herbeizuführen, und der Ministerpräsident Kuhper machte ebenfalls einen Versuch dazu. Sein, übrigens mangelhafter Gesetz- entwurf wurde jedoch eingezogen. Die Arsenalarbeiter in Palermo drohen mit dem Generalstreik Wegen der Entlaffung von 67 Arbeitern. Versammlungen. Eine Versammlung des Verbandes der Kupferschmiede tagte am Donnerstag in den Musikersälen. Vor Eintritt in die Tages- ordnung fand eine lebhafte Diskussion statt über den am 24. Juli iniVorwärts", derZeit am Montag" und derVolkszeitung" er- 'chienenen, zum Teil ungenauen Versammlungsbericht über eine Ver- Sammlung vom 14. Juli. Der Vorstand wurde beschuldigt, den Bericht an diese Zeitung gesandt oder ihn einem Berichterstatter gegeben zu haben, obgleich von der in Aussicht genommenen Lohn- bcwegung noch nichts in die Oeffentlichkeit kommen sollte, bevor die Sache nicht spruchreif wäre. Der Vorsitzende verwahrte sich gegen diesen Vorwurf und erklärte, seit vor einigen Jahren der Beschluß gefaßt worden ist, Versammlungsberichte sind vom Vorstand nur an >enVorwärts" zu senden, sei er diesem Beschluß immer nach- gekommen. ES wurde beantragt, den Vorstand zu beauftragen, ich mit der Preßkommission desVorwärts" in Verbindung zu setzen, um festzustellen, durch wen der Bericht in denVorwärts" gelangt ist. Ter Vorsitzende lehnte dieses Ansinnen ab, weil er selbst daran beteiligt sein solle, und empfahl der Versammlung, den Antragsteller mit dieser Aufgabe zu betrauen. Die Versammlung stimmte diesem Vorschlage zu. Zu Punkt I: Bericht über unsere Bcwegung teilte der Vorsitzende mit, daß der neue Lohntarif, welcher bekanntlich eine Ostündige Arbeitszeit und 65 Pf. Stundenlohn vorsehe, an sämtliche in Betracht kommende Firmen versandt worden ist. ebenso offiziell an den Vorsitzenden deS Vereins der Kupferschmiedereicn Deutsch- lands, Bezirksverein Brandenburg, und an den Obermeister der Kupferschmiede-Zwangsmnung. Der Stellvertreter de? erstcrcn Gesellen beschästigen, zurzeit nicht in Berlin wären und es ihm im Laufe der Woche unmöglich sei, eine beschlußfähige Versammlung zu bekommen. Er ersuchte, die Sache auf einige Zeit zu vertagen. Der Altgeselle des Gesellenausschusscs teilte mit, daß er vom Ober- mcister der Innung ein Schreiben erhalten habe, in dem derselbe mitteilt, daß die Innung sich vorläufig ablehnend zu dem ein- gesandten Tarif zu verhalten gedenkt. Erst wenn die Gesellen nach- weisen, daß der größte Teil der in Frage kommenden Firmen an- nähernd das Verlangte zahle, würden auch sie bereit sein, in Ver- Handlungen zu treten. Es erfolgten nun die Berichte der Werk- stellenvertrauensleute der 8 Agitationsbczirke Groß-Berlins. Der Vertrauensmann der Firma B o r s i g, welche 76 Kupferschmiede beschäftigt(also mehr als sämtliche Meister der Zwangsinnung), war von der Firma beauftragt zu erklären, daß sie für sämtliche Arbeiter ihres Werkes bereit ist, die Ostündige Arbeitszeit einzu- führen, daß sie bereit ist, die Montagen wie im Tarif zu bezahlen, dagegen könne sie einen Garantielohn von 65 Pf. nicht bewilligen, ebenso müsse sie sich weigern, die Zuschläge für Ucbcrstundcn zu zahlen. Sie habe die Absicht, so viele Leute einzustellen, daß keine Uebcrstunden gemacht zu werden brauche. Betreffs des Stundenver- dienstes hat die Firma feststellen lassen, daß die Kupferschmiede im vergangenen Jahre einen Durchschnittsverdienst von 73,5 Pf. die Stunde gehabt hätten, also erheblich mehr als die verlangten 65 Pf. Stundenlohn. Die Abschlagszahlungen bei größeren Akkorden, welche bis jetzt 50 Pf. die Stunde betragen haben, sollen erhöht Ivcrden. Der Vertrauensmann der Firma Sckiwartzkopff(Stadt) teilte mit, daß die Firma für das ganze Werk die Ostündige Arbeitszeit ein- führen gedenke. In ähnlichem«inne wie die beiden Vertrauensleute der genannten Maschinenfabriken äußerten sich alle übrigen. Die Fabrikanten, die Mitglieder des Kupferschmiedercien-Vereins sind, berufen sich auf die Beschlüsse, die ihr Bezirksverein für die Provinz Brandenburg fassen würde. Ebenso äußerten sich die meisten Jnnungsmeister. Sechs Firmen erklärten sich bereit, ohne Vor- behalt nach dem Tarif zu zahlen, ebensoviel kommen nicht in Betracht, weil daselbst beffere Verhältniffc bestehen. Es entspann sich über die gehörten Berichte eine zum Teil sehr erregte Debatte, und erklärte ein Teil der Versammlung, sofort in den Streit ein- treten zu wollen, während von anderer Seite darauf hingewiesen wurde, daß in dem Begleitschreiben an die Fabrikanten von Ge- Hülfenseitc Verhandlungen gewünscht wurden. Man könne nicht, nachdem solche vom stellvertretenden Vorsitzenden des Kupfer- schmiedcreien-Vereins zugesagt sind, ohne auf diese einzugehen in den Streik treten. Ferner verlange das Streikrcglcment, daß, bevor in einen Streik einzutreten sei, alles versucht werden müsse, um eine Verständigung herbeizuführen. Zudem beginne für Berlin erst jetzt die beste Geschäftskonjunktur. Ein Antrag, eine Kam- Mission zu wählen, bestehend aus solchen Kollegen, die bei Mit- gliedern des Kupferschmiedereien-Vereins arbeiten, und daß dieselbe innerhalb 14 Tagen zusammenzutreten hätte, wurde von% der Anwesenden angenommen. Nach der Abstimmung verließen� die Gegner des Antrages demonstrativ den Saal. In die Kommission wurden 5 Kollegen gewählt, und zwar von den größten der in Betracht kommenden Firmen je einer. Nachdem noch vom Vor- sitzenden aufgefordert wurde, rege für die Bewegung zu agitieren, erfolgte Schluß der Versammlung. Ter Zimmererverband(Zahlstelle Berlin ) hielt Donnerstag in denArminhallen" seine regelmäßige Zahlstellcnversammlung ab. Nach der üblichen Ehrung von 14 verstorbenen Mitgliedern legte W e l l s o w die Abrechnung vom zweiten Quartal vor. Tie Ein- nahmen und Ausgaben der Zentralkaffe bilanzieren in der Summ« von 20 436,15 M. Die Lokalkasse" verfügt über einen Bestand von 102 568,16 M. Am Quartalsschluß gehörten der Zahlstelle 46871 Mitglieder an. W e l l so W begründete sodann einen Antrag deck Vorstandes, wonach den Mitgliedern ein Ortszuschuß zur allgemeinen Arbeitslosenunterstützung«des Verbandes gezahlt werden solle., Nach lebhafter Debatte wurde dazu folgender Beschluß gefaßt:Wer der Zahlstelle Berlin und Umgegend ein Jahr angehört, erhält auS der Lokalkasse einen örtlichen Zuschuß zur Arbeitslosenunterstützung von 25 Pf. pro Tag. Nach dreijähriger Mitgliedschaft erhöht sich der Zuschuß auf 50 Pf. pro Tag. Wer von Berlin abreist, dann innerhalb eines Jahres wieder zurückkehrt und feine Beiträge ordnungsgemäß in einer anderen Zahlstelle entrichtet hat, erhält die früher in Berlin und Umgegend bezahlten Beiträge mit angerechnet. Dieser Beschluß tritt sofort in Kraft." Der vor« gerückten Zeit halber wurte die Erledigung der übrigen TageS, ordnung dann bis zur nächsten Versammlung verschoben. Letzte JVacbncbten und Depefeben« Holzarbeiter-AuSstand. Effen, 7. August.(83. H.) Die Holzarbeiter find, nachdem sich die Verhandlungen vor dem Einigungsamt für daS Baugewerbe zerschlagen haben, heute in den Ausstand getteten. Neun Bergarieiter getötet! Charleroi , 7. August.<B. H. ) In dem Schachte BoiS du Cazier in Marchinelle stürzte heute ein Förderkorb, worin sich neun Berg- leute befanden, infolge Bruches deS Förderseiles mehrere hundert Meter tief hinab. Sämtliche Insassen des FörderkorbeS blieben sofort tot. Vor der Grube spielen sich herzzerreißende Szenen ab t Eltern und Angehörige der Verunglückten verlangen stürmisch die Herausgabe der Leichen. Es steht noch nicht fest, wen die Schuld an der Katastrophe trifft._ Zu dem Untergang de»Sirio" wird noch berichtet: Eartagena, 7. August. (B.$.)' Nicht nur der Kapitän. sondern auch sämtliche Ofiziere und die Mannschaft des Schiffe» haben sich feige benommen. Der Kapitän stürzte sich einige Minuten nach dem Auflaufen des Schiffes in ein Boot und rief: Rette sich, wer kann!" Die Offiziere folgten seinem Beispiele und ihr Verhalten war die Veranlaffung zu einer allgemeinen Panik. Der italienische Konsul hat Taucher angeworben, um wenigstens etwas von der Ladung zu retten. Spenden für die Schiffbrüchigen laufen zwar von allen Seiten ein. doch reichen sie kaum für die nötigsten Bedürfniffe aus. Der Kapitän des französischen DampfersPoitou" dementiert das Gerücht, wonach verschiedene Schiffe am Orte der Katastrophe vorbcigedampst seien, ohne Hülfe zu leisten; er habe sich sofort nach Bekannt- werden der Katastrophe an Ort und Stelle begeben und sich an den Rettungsarbeiten beteiligt. Minifterwechsel. Petersburg, 7. August.<B. stattgefundencn Audienz dem .) Stolypin hat in der gestern aren den ehemaligen Reichs- kontrolleur Filipposow zum Handels- und den ehemaligen Ver» Walter des Roten Kreuzes Fürst Wassiltschikow zum Landwirt- schaftsminister vorgeschlagen. Man glaubt, daß der Zar sein« Einwilligung bereits erteilt hat. Ein Dementi. Petersburg, 7. August. (W. T. B.) Das an der Börse ver» breitete Gerücht von der bevorstehenden Demission StolypinS ent- behrt jeder Begründung._ Wüten der Reaktion. Petersburg, 7. August.<B. H. ) Heute noch wurden 150 politisch Verdächtige verhaftet. DaS Lokal des Verbände» der Druckerei- arbeiter wurde gesperrt und amtlich versiegelt. Madrid , 7. August. (D. H.) Wie verlautet, wird der Minister deS Innern zum Botschafter beim Vatikan ernannt werden. Bestien in Menscheiigestalt. New York , 7. August. (B. H. ) In Salisburh(Nord-Carolina) wurden sechs Neger gelyncht. Leuuitw, Redakt.: LarlWermuch, Lnlelatkvttaüw.: rz. Visite, Lrtlm. Sunt u. vlllag: mtimiiti Lu�tr. u. Raul Singer L-Co..VerlwLW. Hierzu 2 Beilagen u. UnterhaltnngStlatt