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hat sie mit ihren Kindern teils im Walde , teils auf dem Haus- baden kampiert, bis endlich die Polizei für anderweitige Unterkunft sorgte. Mit Betonung der unehelichen Mutter wollte Herr Dr. med. Bolle wohl auf die famosen Wohnungsverhältnisse aufmerksam machen. Gelegenheit macht Diebe, und da auf dem Mustergut in manchen Wohnungen Verheiratete und ledige Personen, die nicht zur Familie gehören, in einem Räume kam- Pieren müssen, so ist für Gelegenheiten genügend gesorgt. Wer ist da der Schuldige? Herr Dr. med. Bolle scheint sehr weit- fremd zu sein, wenn er darüber erstaunt ist, daß bei einem Tages- verdienst von 1,50 bis 1,70 M. die Kinder nicht mit der Kunst des Fleischessens vertraut sind. Sollte Herr Dr. med. Bolle der Meinung sein, daß die Oeffentlichkeit nun noch nicht genügend unterrichtet ist über die beneidenswerte Lage der Bolleschen Gutsarbeiter, dann hilft er hoffentlich durch eine weitere Berichtigung noch etwas nach. Arbeitslos wegen militärischer Dienstpflicht. Wie jemand für die persönliche Militärpflicht in seinem Zivil- Kben bestraft wird, belegt folgendes Entlassungszeugnis: Gr. Tabarz, den 1. August 1S0S. sThüringen) Bahnstation Waltershausen . Herr Arno Pöhlmann ist vom 12. Juni bis 1. August d. I. in der elektrischen Abteilung unserer Fabrik als Meister tätig ge- Wesen. Seine Führung und Leistungen waren gut und zufrieden- stellend, wir entlassen ihn wegen einer militärischen Uebung, und da das Werk ohne Meister nicht sein kann. Falk u. Merten. Bemerkt sei noch, daß ein Gesuch der Firma, ihren Angestellten von der Uebung zu befreien, weil ohne Meister der Betrieb nicht aufrecht erhalten werden könne, von der Militärbehörde abgelehnt worden ist, aus»wichtigen dienstlichen Gründen." Um seine Schutimanuschaft leistungsfähiger zu erhalten durch Enthaltung vom Alkohol, hat der Magistrat der Bierstadt Nürnberg versuchsweise zum ersten Male in den städtischen Haushaltungs- Voranschlag den Betrag von 2200 M. für unentgeltliche Beschaffung von Tee und Zucker für die im Dienst befindliche Schutzmannschaft vorgesehen. Dieser Versuch, der seit Neujahr eingeführt ist, hat, sich so gut bewährt, daß vom Magistrat jetzt beschlossen worden ist, j diese Einrichtung fortbestehen zu lassen, wie dieMünchener Neuesten Nachrichten" von ihrem Nürnberger Berichterstatter er- fahren._ Hud Induftnc und bandet Mäßige Preispolitik. MS vor einem Jahrzehnt kannte man bei uns die großen modernen industriellen Organisationen im großen Publikum nur aus den Schilderungen über amerikanische Trusts, folveit aus den Schilderungen objektive Urteile möglich waren. In den letzten Jahren haben wir sattsam Gelegenheit bekommen, aus eigener Erfahrung am Geldbeutel die Folgen solcher Organisationen kennen zu lernen. Die Kartelle und Syndikate lösten einen heftigen Unwillen aus, lediglich wegen ihrer Preispolitik. Es kam zur Kartellenquete. Bei den kontradiktorischen Verhandlungen verstanden es die Anwälte des Nheinisch-Westfälifchen Kohleusyndikats, die in den Vertretern der kombinierten Werke eine durch Jnteressensolidarität erklärliche Unter« stützung fanden, das Syndikat als eine für die deutsche Volkswirt- schaft überaus segensreiche Organisation hinzustellen, an der be- sonders die mäßige Preispolitik belobt werden müsse. Die Beweis- führung war nicht so schwierig. Vor der Gründung des Syndikats hatte die ungehemmte Konkurrenz unter den Zechen die Preise auf niedrigem Niveau gehalten und die Verbraucher hatten den Vorteil. Davon ging man aus, um die nächsten Preisheraufsetzungen zu rechtfertigen, und die Berechtigung der späteren Aufschläge demonstrierte man an den steigenden Preisen für Koks, Roheisen usw. Man vergaß dabei anzugeben, daß die Preistreiberei in der Kohlen verbrauchenden Industrie nicht die Kohlenverteuerung veranlaßt hatte, diese vielmehr der Anlaß zu jener war. Daß das Kohlcnsyndikat eine weniger sprunghafte Preispolitik verfolgte wie z. B. das früher selbständige Kokssyndikat und das Düsseldorfer Roheisensyndikat ist nicht zu leugnen, dafür nutzte eS aber auch in den Zeiten geschäst- ltcher Depression seine Macht gründlich au? und wälzte die Kosten der ungünstigen Konjunktur vollständig auf die Verbraucher ab. Und in den letzten Jahren hat das Syndikat weitere Proben seiner mäßigen Preispolitik gegeben. Nach dem amtlichen Bericht der Düsseldorfer Börse sind notiert worden lpro Tonne Mark): März 1904 März 190S 1. Gas- und Flammkohken: a) Gaskohle für Leuchtgasbereitung 11,0013,00 11,5013,50 b) Generatorkohle....... 10,5011,80 11,25-12,50 c) Gasflammförderkohle.... 9,7510,75 10,5011,50 <5. Fettkohlen: a) Förderkohle........ 9,00- 9,80 10,0010,50 b) beste melierte Kohle..... 10,5011,50 11,10-11,60 c) Kokskohle......... 9,5010,00 10,6011,00 t. Magere Kohle: a) Förderkohle........ 7,75- 9,00 9,00-10,00 b) melierte Kohle....... 9,5010,60 10,25-11,25 c) Nußkohle Korn II(Anthrazit).. 19,50-24,00 19,50-24,00 4. Koks: a) Gießereikoks........ 16,0017,00 17,0018,00 b) Hochofenkoks........ 15,00 14,6016,50 c) Nußkoks, gebrochen..... 17,00-18,00 17,00-18,50 Die Steigerung beträgt zwischen 50 Pf. bis 1,50 M. Für das Geschäftsjahr vom 1. April 1906 bis 31. März 1907 setzte das Syndikat die Preise weiter herauf; die Aufschläge betrugen 50 Pf. bis 2 M. per Tonne. Die Mehrlast, die der deutschen Volkswirtschaft dadurch aufgehalst wurde, ist mit 100 Millionen nicht zu hoch be- rechnet. Mit dieser mäßigen Erhöhung waren aber viele Syndikats Mitglieder nicht zufrieden. Der Stimmung hat das Syndikat willig Rechnung getragen und zunächst die Preise für Koks nochmals um eine Mark heraufgesetzt. Eine Festsetzung des Aufschlages auf Kohlen steht noch aus. Daß die Kohlen nicht unberücksichtigt bleiben, wird aber bestimmt versichert. Das Roheisensyndikat wird nun jedenfalls eilig folgen und ebenfalls die Preise erhöhen. Allerdings Eile scheint uns dabei notwendig. Trotz der täglich ausposaunten starken Beschäftigung der Industrie machen sich doch einige Erscheinungen bemerkbar, die anzudeuten scheinen, daß der Hochpunkt der Konjunktur bereits überschritten ist, und eine rückläufige Bewegung dürfte dann nicht allzulange mehr ausbleiben. Daß der Verkauf von Rohmaterialien auf längere Zeit hinaus keine Gewähr für Stabilität ist, hat ja das Jahr 1899 bewiesen. Wenn auch nicht gerade so wie damals, aber nahe bei der damaligen Situation scheinen die Verhältnisse heute doch zu liegen. Nicht nur zeigen die letzten Produktionsziffern in Roheisen und Kohle eine kleine Ab schwächung, was vielleicht noch bemerkenswerter ist, das ist die Ver> änderung in den Außenhandclsziffern. Nach der Zusammenstellung, die derNeichs-Anzeiger" über den deutschen Außenhandel in Roh Produkten veröffentlicht, ist die Roheiseneinfuhr im Juli gegen den Juni zurückgegangen, andererseits ist die Ausfuhr gestiegen. Das bedeutet ein Nachlassen deS Bedarfs der einheimischen Weiter Verarbeitung. Unter solchen Umständen kann sich die Preissteigerung als eine sehr gefährliche Maßnahme erweisen. Konscqueiiter Protektionismus". Unter vorstehender Spitzmarke schreiben dieMitteilungen des Handelsvertrags- Vereins": Die Metzer Handelskammer hat an das kaiserliche Ministerium in Straßburg ein Schreiben gerichtet, in dem sie die Zweckmäßigkeit der Einführung eines Ausfuhrzolles auf Eisenerze in Schweden her- vorhebt. Es liege durchaus im Interesse des lothringischen Erz- bergbaues, wenn Schweden auf diese Weise oder mit Hülfe von Frachterhöhnngen seine Eisenerze verteuere und so die lothringische Minette im Ruhrrevier konkurrenzfähig mache. Das kaiserliche Ministerium soll sich in diesem Sinne verwenden. An verschiedenen Stellen regt man sich über die Stellungnahme der Kammer gewaltig auf, und die«Köln . Ztg." beispielsweise meint, daß ein Ansinnen, wie es hier an eine kaiserliche Behörde gestellt werde, bisher in deutschen Landen wohl für unmöglich ge- halten worden sei. Wir vermögen diese Entrüstung nicht ganz zu teilen. Was die Herren in Metz fordern, liegt durchaus in der Richtung der Politik desSchutzes der nationalen Arbeit", wie sie jetzt getrieben wird. Sie gehen nur ein paar Schritte weiter als ihre vorsichtigeren Freunde, aber im System ändern sie nichts. Ob man im Interesse einer Minderzahl den eigenen Zoll erhöht oder die Bodenrente dadurch zu steigern sucht, daß man sich bemüht, das Ausland zur Einführung eines Ausfuhrzolles zu bestimmen, macht schließlich keinen großen Unterschied. DieKöln . Ztg." bedauert, daß die Metzer Handelskammer das kaiserliche Ministerium sogarzu einer die Verteuerung ausländischer Rohstoffe bezweckenden Maßregel" auffordert. Ist denn das in den Augen dieses Blattes etwas so Furchtbares? Verteuern wir nicht mit seiner und seiner Freunde Approbation, um von allem anderen zu schweigen, einen der wichtigsten Rohstoffe sür die Industrie, die Nahrungsmittel? Daß der Eisengehalt der Minette, die in immer größeren Teufen gewonnen wird, abgenommen hat und ihre Verwendung für die rheinisch- westfälischen Hütten unrentabel sein würde, wenn sie sie nicht mit hochwertigen ausländischen Erzen mischen könnten, ist bei der Beurteilung der Metzer Politik der Metzer Kammer von ge- ringem Belang."_______ Hua der frauenbewectunc� Ferien. Auf die Berge will ich steigen, Wo die dunklen Tannen ragen, Bäche rauschen, Vögel singen, Und die stolzen Wolken jagen. Während der heißen Sommermonate, in denen die fast senk- recht fallenden Sonnenstrahlen Hundstagshitze bewirken, eilen alle, denen der Geldbeutel es erlaubt, an die See oder in die Berge, um dort, fern von der Häuserenge, Erholung und Heilung von wirklichen und eingebildeten Leiden zu finden. Auch die Lehrer, sowie die in den staatlichen, kommunalen und privaten Bureaus beschäftigten Beamten haben den Wert und die Notwendigkeit desAusspannens" aus der Alltagsfron erkannt und sich deshalb Sommerferien gesichert. Leider aber gibt es für die arbeitende Klasse, für all die Männer und Frauen, die in langer, harter Lohnfron tagein, tag- aus Körper und Geist aufreiben und zerrütten, noch keine Sommer- ferien.Ferien" gibt es, von verschwindenden Ausnahmen ab- gesehen, für die Arbeiter nur. wenn das graue Gespenst der Ar- beitslosigkeit in Begleitung von Not und Sorge sich einstellt. Und doch hat vor allem die Arbeiterschaft ein Anrecht auf Ferien unter Fortzahlung des Lohnes; ist sie es doch, die der besitzenden Klasse durch ihre Arbeitsleistung den Platz am Tisch des Lebens bereitet hat, so daß sie die Schönheiten und Annehmlichkeiten des Lebens in vollen Zügen genießen kann. Wie man über Arbeiterferien im allgemeinen und wie man im besonderen über die Unternehmervertretungen im Lande der vielgepriesenen Sozialreform denkt, geht aus einem Antwort- schreiben, das die Chemnitzer Handelskammer der Bremer Handels- kammer gibt, deutlich hervor. In dieser Antwort wird betont, daß im Chemnitzer Handelskammerbezirk weder von Kommunen noch von Privatbetrieben Erholungsurlaub gewährt wird. In der Regel bestehe ein solcher Urlaub nur für Bureaubeamte, technische An- gestellte und vereinzelt auch für Werkmeister. D ann aber heißt es wörtlich weiter: Im übrigen dürfte eS auch viel zu weit gehen, ErholungS- Urlaub für Leute einzuführen, die nur körperlich tätig sind und unter die Gesundheit nicht schädigenden Verhältnissen arbeiten. Für Beamte, die geistig tätig sind und, wie eS in vielen Geschäften noch vorkommt, angestrengt tätig sein und häufig Ueberstunden ar- betten müssen, die bei ihrer Tätigkeit auch keine körperliche AuS» arbeitung haben, erscheint die Erteilung von Erholungsurlaub ge- rechtfertigt. Für Arbeiter dagegen ist ein solcher Urlaub in der Regel nicht erforderlich. Die Beschäftigung dieser Personen ist an sich eine gesunde. Eine geistige Anstrengung kommt nicht vor, auch von körperlicher Ueberarbeitung kann man nicht reden. Soweit Handarbeit überhaupt noch zu leisten ist, erfolgt sie in einer Weise und in einem Tempo, die von Ueberanstrengung der Kräfte weit entfernt ist. Die sanitären Verhältnisse Lüftung, Heizung, Be leuchtung, Trinkgelcgenheiten, schnelle Hülfe bei Unfällen usw. sind wohl ausnahmslos günstig. Die Arbeitszeit, dte neuerdings in der Mehrzahl der Betriebe zur Einführung gelangt ist(von früh 7 bis mittags 12 Uhr und von 1 bis 6 Uhr nachmittags) ist zudem so bemessen, daß den Arbeitern völlig ausreichende Zeit zur Er- holung und Bewegung im Freien bleibt. Aus allen diesen Gründen hat die Chemnitzer Handelskammer die Einführung des Sommerurlaubs für Arbeiter nicht als notwendig bezeichnet." Hört es, ihr Frauen! Ein Urlaub für die Arbeiter, für eure Männer, für euch selbst istnicht erforderlich", weil von einer Ueberarbeitungnicht die Rede sein kann" und weil die Beschäfti- gung an sich einegesunde ist". Jawohl! Die heute beliebten Arbeitsmethoden, Akkord- und Prämiensystem usw., sind durchaus gesund", erst recht, wenn sie durch Unterernährung so unterstützt werden, daß die Arbeiter meistens bereits Mitte der dreißiger Jahre abgearbeitet sind und ihre Spannkraft verloren haben, wenn sie nicht schon vorher einer tückischen Krankheit zum Opfer fallen. Und nun erst die Arbeiterin, die vielfach schon in ihren Kinder- jähren als Lohnsklavin ausgebeutet und früh ins Joch der Fabrik. arbeit gedrängt wird; die Frau, die ihre Jugend dem Moloch Kapi- talismus opfert und ihrer besten Kräfte beraubt in den Ehestand tritt! Für alle die bleichen, blutlosen Gestalten, die früh dem Siechtume und frühem Tode verfallen, sindFerien nicht not- wendig", weil sie nach Ansicht der dreimal Weisen der Chemnitzer Handelskammer nach zehn- bis elfstündiger Arbeitszeit noch Zeit genug haben, sich im Freien aufhalten zu können. Wie muß dem Unternehmertum das Herz im Leibe lachen ob solch einer wunderbaren Argumentation ihrer Jnteressenver- treter. Mit Recht schreibt das Korrespondenzblatt: DiesesGutachten" erweckt den Eindruck, als hätte der Gut- achter von den Arbeitsbetrieben nur von außen Kenntnis, als hätte er noch nie einen Fuß in einen Fabriksaal gesetzt. Daß er von der reichhaltigen sozialpolitischen Literatur, von den Ergebnissen der Arbeiterversicherung, von den Parlaments- usw. Verhandlungen über Fragen des Arbeiterschutzes nicht unterrichtet ist, macht ihn zweifelsohne zum Gutachter einer Handelskammer besonders ge- eignet." Nicht nur daß man für Arbeiter und Arbeiterinnen die Not- wendigkeit der Erholung leugnet, man scheint auch der Jugend des Proletariats nicht einmal die Schulferien zu gönnen. Die er- bärmliche Entlohnung der Eltern zwingt die Kinder, frühzeitig mit zu verdienen, und gewissenlose Arbeitgeber bemächtigen sich dieser billigen Arbeitskraft trotz aller Kinderschutzgesetze. Besonders schlimm sieht es mit der Ausbeutung der Kinder in der Landwirt- schaft aus. Die gesetzlichen Schulferien genügen den Herren Rüben- baronen nicht. In der Provinz Sachsen und auch in Pommern er- halten die beiden ersten Schulklassen besondere Ferien, damit die Herren über billige Arbeitshände zum Rübenverziehen verfügen können. Für 50 bis 80 Pf. Tagelohn werden diese jungen Arbeiter glühendem Sonnenbrande oder strömendem Regen �preisgegeben. Abends schleichen die Kinder znüde, mit schlaffen Zügen und ge- beugtem Rücken heim, Auch in den großen Sommerferien sind die Kinder auf dem Lande mit Arbeit überhäuft. Zur Zeit der Blaubeerenernte wan- dern die Kinder schon oft früh 4 Uhr mit ihren Müttern in den Wald, um Blaubeeren einzusammeln. Statt während der Ferien körperliche und geistige Erholung zu finden, nimmt die körperliche und geistige Verelendung verschärft ihren Fortgang. Für die Jugend des Proletariats heißt es nicht: Jugendzeit, wie bist du schön!" Frauen, Mütter! Es gilt, der Jugend die Jugendzeit zurück- zuerobern! Wollt ihr da zurückbleiben? In der modernen Ar- beiterbewegung habt ihr einen mächtigen Bundesgenossen; langsam zwar, aber sicher schreitet sie vorwärts, um mit jeder Form von Ausbeutung der menschlichen Arbeitskraft aufzuräumen. Frauen! Im Interesse eurer Lebenskraft und eurer Gesundheit und der eurer Männer und eurer Kinder dürft ihr in diesem Kampfe nicht untätig und gleichgültig bleiben. Vorwärts, Frauen!_ Versammlungen Veranstaltungen. Köpenick . Mittwoch, 8. August, 8 Uhr. Vortrag. Gerichts-Leitung. veberquellenber Patriotismus. Wie ein Vandale gehaust hat der Bauarbeiter Wilhelm K.. der stch gestern wegen Sachbeschädigung vor dem Amtsgericht Berlin-Mitte verantworten mußte. Im März d. I. war der An- geklagte als Militärpflichtiger zur Gestellung einberufen worden und hatte in bei Patrioten seines Schlages leider traditioneller Weise diesen Tag zum Feiertag gemacht und im Kreise gleich- gesinnter xnkünftiger Vaterlandsverteidiger bei Bier und Brannt- wein verschiedene Stunden nach der überstandenen Musterung in feucht-fröhlichster Stimmung verbracht. So war er schließlich in eine bedenklich unternehmungslustige Stimmung hineingeraten. Er leistete sich mit drei zukünftigen Kameraden eineTaxe ". Unter Singen und Lärmen unternahmen die vier künftigen Vater- landsverteidiger mit der Droschke eine Spazierfahrt in die Außen- bezirke Berlins . Vor einem Schanklokale am Weidenweg wurde Halt gemacht. Unter lautem Hallo ging es im Gänsemarsch hinein. Bevor noch die allein anwesende Ehefrau des Schankwirts das ver- langte Bier eingeschänkt hatte, ergriff der Angeklagte ein auf dem Schanktisch stehendes Tablett und warf es mit solcher Treffsicher- heit nach einer auf dem Büfettspind stehenden Gipsftgur. daß diese mit lautem Gepolter ihren luftigen Standort verlassen mutzte und in tausend Scherben zerbrach. Als die erschreckte Wirtin um Hülfe rief, goß ihr der Angeklagte die inzwischen eingeschänkten vier Glas Bier ins Gesicht. Nach VerÜbung dieses Exzesses ver- ließen die patriotischen Gäste lachend und johlend das Lokal, be- stiegen wieder den Taxameter und zogen zu neuen Heldentaten aus. Einige Straßcnzüge weiter kehrten sie wieder in ein Schank- lokal ein. Der Angeklagte bestellte vier Glas Bier und wollte diese mit 40 Pf. bezahlen. Als der Wirt aber 60 Pf. verlangte, begann K. mit den Biergläsern ein regelrechtes Bombardement, so daß die Glassplitter durch das ganze Lokal flogen und die übrigen Gäste die Flucht ergreifen mußten. Unter lautem Johlen ging es dann wieder zum Lokal hinaus. Die Droschke mutzte nun wenden und wieder in das Stadtinnere hineinfahren. Hierbei gerieten die braven Vaterlandsverteidiger dem ersten Wirt in die Arme, der mit Hülfe eines Schutzmannes den Taxameter an- hielt und ihn samt seinen Insassen zu der nächsten Polizeiwache dirigierte. K. wurde als der Alleinschuldige befunden und deshalb unter Anklage gestellt. Vor Gericht behauptete der Angeschuldigte, sinnlos betrunken gewesen zu sein. Der AmtSanwalt bedauerte es sehr, daß gegen so jugendliche Rowdies nicht die Prügelstrafe anwendbar sei, die bei derartigen Burschen vielleicht noch bessere Wirkung als eine längere Freiheitsstrafe habe. Der Gerichtshof kam auch dem Antrage des AmtSanwalts entsprechend zu einer exemplarischen Bestrafung des jugendlichen Rowdies und erkannte auf einen Monat Gefängnis. Wir glauben, daß wirksamer zur Vermeidung solcher Roheiten, als die vom Herrn Amtsanwalt vorgeschlagene Prügelstrafe, eine weniger aufs mordspatriotische gerichtete Erziehung der jungen Volksgenossen wäre. Bei den aus sozialistischdurchseuchten" Gegenden stammenden Gestellungspflichtigen sind derartige Exzesse ausgeschlossen._ Der beleidigte Patriotismus. Auf eigentümliche Weise zog sich der Glasergeselle Sennewald in Jena eine Anklage wegen Hausfriedensbruchs und B e l e i d i g u n g zu. Am Tage der Silberhochzeit des Kaiser- paares nahm er an einer patriotischen Feier des KriegervereinS Remda teil. Eine der Hauptnummern des Programms bestand in dem Auftreten eines Schnellmalers, dessen Spezialität in der Porträtierung" von Mitgliedern der kaiserlichen Familie bestand. Als derKünstler" ftug, wen er zeichnen solle, rief der Angeklagte in einem Anfall schalkhafter Bierstimmung wiederholt:Bebel!" Darob waren die Krieaervereinler natürlich sehr ungnädig und sie bugsierten den Störenfried zum Lokal hinaus. Daber leistete Sennewald Widerstand und beleidigte verschiedene Personen. Auf erhobene Anklage verurteilte ihn das Schöffengericht zu 3 Monaten Gefängnis! Das Landgericht Weimar als Berufungsinstanz er- mäßigte das Urteil auf 6 Wochen. Für eine Dummheit mehr als genügend._ Unserem Freunde und Genossen lllalli»« JLatter, Grüner Weg 60 tm Juliustnrm, zu seinem LSjährige» Jubiläum die herzlichste« Glückwünsche.(425 b rill»!« 1t erlin. Aiachraf. Den Mitgliedern zur Nachricht, daß unser Mitglied HsinHok Hau im Alter von 67 Jahren an Gallensteinkolil am Freitag, den 3. August, verstorben ist. Ehre seinem Anden kenl 201/4 Der Vorstand. Zentralverband der Töpfer Deutschlands . Filiale Berlin . Todes- Anzeige. Den Mitgliedern zur Nachricht, daß unser Mitglied Willy Tesch im Alter von 31 Jahren an Lungenentzündung am 6. August verstorben ist. Ehre seinem Andenken! Die Beerdigung sindet am Mittwochnachmittag 41/, Uhr vom Trauerhause, Hennigsdorf Burg- siraße 12, aus statt. 201/6 Der Vorstand. Ich bw von der Reise zurück Dr. Georg Masciike, Zahnarzt, Frlnzenstr. 3«. Zegtral-KraD )(eD-ii.Steriiekus8 der Tapezierer Dentseblanils. E. H. 36. Filiale Berlin I . Den Mitgliedern zur Nachricht, daß der Kollege krana Pflug am 4. August plötzlich verstorben ist. Ehr« seinem Andenken: 430b Die Ortsverwaltung. Von der Reise zurück Dr. Wallbach, 209/15} SO., Muskauerstr. 18. Dr. Slmmel, Spezialarzl sür 137/13* Haut- and Harnleiden. 102, 57. Sonntags 10 12, 24. SpezialitSt!(ca. 200 Genre). Elnz.Garnltoren spottbill. Spezial- Katalog .irr.. Emil Lefevre Oranienstr. 158*%?*