Clteitt, die heute möglich ist und notwendig werden kann". Inher Tat, für diese Aengstlichkeit, durch nüchterne Bergegenwärti-gung dessen, was nach der Logik des unerbittlichen Klassenkampfeseinmal kommen kann, bei der Bourgeoisie anzustoßen, haben wirnicht das geringste Verständnis! Eine solche Vogelstraußtaklikwürde— falls sie praktiziert würde— die ganze proletarische Klassenbewegung total entnervenAber ist eS denn allein die Genossin Luxemburg, die sichder.Revolutionsverbrämung" schuldig macht? Gehören nicht zudieser Sorte Revolutionsromantitcr auch Genossen, die Bernstein fürsehr besonnene Politiker halten wird? Hören wir doch einmal, wasGenosse Legien in Jena sagte:.Nur noch ein Wort: Kommt der Generalstreik, oder wieman ihn sonst nennen will, dann bedeutet das für mich denAnfang der Revolution. Gehen die Massen einmal auf dieStraße, dann gibt es kein„Zurück" mehr. Dann heißt esBiegen oder brechen.... Ich habe die Auffassung, daß Revolutionen im alten Sinne heute nicht mehr möglich sind, niegeteilt. Ich bin überzeugt, wenn unsere Macht so gewachsenist, daß wir der Bourgeoisie gefährlich werden, dann setzt siedas Spiel auf eine Karte. Dann wird sie uns vor dieBajonette treiben. Aber kommt dieser Zeitpunkt, dann dersagen die Bajonette, dann versagt das Machtmittel, über dasdie Bourgeoisie verfügt. Ist nicht der größte Teil unsererLeute Soldaten gewesen? Wissen sie nicht mit denGewehren umzugehen? Ich sage also: Kommt es einmalzur Massenaktion, dann stehen wir tatsächlich vorder Revolution. Man darf die Generalstreikfragenicht so wie Heine einfach von der Judikatur abhängigmachen."Und genau in dieselbe Kerbe hieb Genosse v. Elm:„Nun meint man, ohne Blutvergießen kann das nicht a&gehen. Das i st ganz sicher. Wer dnS glaubt, daß diebürgerlichen Klassen, wenn sie unS das Wahlrecht nehmen, nichtzum äußersten entschlossen sind, der ist ein Narr, einTor. Sie sind auch entschlossen, zu schießen. Damit müssenwir rechnen. Wir wollen selbstverständlich kein Blut ver«gießen, aber die Gegner werden unS in die Situationtreibe», und dann wird auch Bebel nicht wollen, daß wirstill halten. Wenn eS soweit kommt, werden wir unserenMann stellen und unser Leben für die Freiheit in die Schanzeschlagen... Ich habe mit Bebel manchmal die Klinge gekreuzt, aber im Geiste waren wir häufig einiger als er weiß.Hier sind die Schranke» zwischen Revisionisten und Radikalengefallen. Wir können und dürfen uns den Raub der Volksrechte nicht gefallen lassen. Wenn ein solches Attentat kommt,dann müssen wir uns wehren, und dann gibt eS lein anderesMittel, als den Massenstreik zu organisieren."Man sieht also, daß sich die„Revolutionsromantiker" vomSchlage der Genossin Luxemburg in der Gesellschaft sehr an-gesehener Gewerkschaftler befinden. Ja, Genosse v. Elm ist sogarder„ R e v o l u t i o n S r o»i a n t i k e r" schlechthin. Er gehtfür den Fall eines Wahlrechtsraubes noch bedeutend weiter alssogar der Genosse Stadlhagen I"Wir waren damals so optimistisch, uns wirklich ein-zubilden, der Legende von der Revolutionsromantik des„Vor-lvärts" endlich das Lebenslicht ausgeblasen zu haben. Undwas mußten wir erleben? Daß sieben Wochenspäter, auf der Gewerkschaftskonferenz, der törichte Klatschvon der Revolutionsromantik, dem seit der Neubesetzung der,,Vor>värts"-Redaktion dort eingezogenen„Geiste Friedebergs",so skrupellos kolportiert wurde, als handele es sich um eherneTatsachen und nicht um, milde ausgedrückt, längst gründlichkorrigierte Irrtümer und Mißverständnisse!Wir haben seitdem unzählige Male, zuletzt in unserenArtikeln über die.erneute Massenstreikdebatte, unsere politischeAuffassung in ganz unmißverständlicher Weise dar-gelegt. Und der Erfolg? Der„Vorwärts" wird nach wievor von Gewerkschaftlern als das Werkzeug einer„anarcho-sozialistisch-lokalistisch-radikalistischen Schieberkolonne" unterFührung Katers und FriedcbergL denunziert! Wahrhaftig.es ist weit gekommen in der Partei!Soll dies Spiel noch weitergetrieben werden? Wäre esuns nicht um das Wohl der Partei zu tun, trieben wirBosheitspolitik, so könnten uns solche polemische Sitten unsererGegner ja ganz willkommen sein, schlägt doch Unwahrhaftig-keit zuletzt ihre eigenen Verbreiter in den Nacken.Die russische Revolution.Ein Bluttag in Warschau.240 Tote und Verwundete, darunter etwavierzig Polizisten, so lautete das Telegramm ausWarschau, das wir gestern noch veröffentlichen konnten.Es ist ein wütender Kampf zwischen den polnischen Genossenund Polizei und Militär geführt worden. Unmögliches habendie Genossen unter dem Kriegszustand erdulden müssen, sodaß sie endlich an die Stelle des Einzelattentats auf besondersschuldige Polizeibestien einen regelrechten Vernichtungsfeldzugunternommen haben. Genauere Meldungen liegen noch nichtvor. Ein Korrespondent des„Verl. Tagebl." berichtet:Petersburg, 16. August.Im westlichen Rußland, speziell in Warschau, sind gestern Dingevor sich gegangen, die große Aehnlichkeit mit der historischenBartholomäusnacht aufweisen. Am gestrigen Tage wurden dortachtundzwanzig Schutzleute, Polizeiosfiziere, Soldaten und Gendarmenermordet. In Lodz wurden 15 Schutzleute und Kosaken getötet oderverwundet. Den letzten Nachrichten zufolge wird in den Straßenvon Lodz unaufhörlich geschossen, wobei es viele Tote und Ver-wundete gibt. Trotz des zahlreich anwesenden Militärs halten dieUnruhen an. Die Revolutionäre führen einen erbitterten Ver-nichtungskampf gegen Polizei und Militär, um den Betveis zu er-bringen. daß der Kriegszustand das Gebiet nur unnötig aufregt.Schuld an diesen empörenden Vorgängen ist die nachlässige Verwaltung in dem ganzen Gebiet, die es nicht versteht. Ordmmg zuschaffen.Die Polizei wütet also diesem liberalen Manne nochnicht genug in Russisch-Polen.Die„Voss. Ztg." bekam aus Warschau selber vom15. August folgenden Bericht:Es war heute ein blutiger Tag. Die Revolutionärequittierten für die Verhaftung der 140 Arbeiterdes Emailllierwerkes„Labor". Um 10 Uhr frühfielen, wie auf ein gegebenes Zeichen. Schüsse an ver-schiedenen Punkten der Stadt. Alle waren gegen die?3 o l i z e i und die Militärposten gerichtet. Den An-ang' machte ein junger Mann in der Vorstadt Praga,der einen Soldaten und einen Polizisten niederstreckteund sich darauf in einen nahen Laden flüchtete. Einer derihn verfolgenden Soldaten feuerte in den Laden hinein undtötete— die Ladenbesitzerin. Mit einem zweiten Schuß verwundeteer den Flüchtling, einen jungen Juden, namens Szaja Fabergnt.der. nachdem ihm ein Notverband angelegt worden war. nach demMilitärlazarett gebracht wurde. Auf der Solnastraße wurde einRevieraufseher getötet; auf der Mallschallstraße fielen drei Polizistenund zwei Soldaten, auf der„Neuen Welt" wurde ein Polizistverwundet, auf der Nybakistraße wurden zwei Polizisten ver«wundet; auf � der Pawiastraße zwei Soldaten getötet: auf derHoschastraße ein Soldat verwundet: auf der Katolinskastraße zweiGendarmen getötet, auf der Wolskastraße ein Polizist getötet, ausder Dzikastraße ein Soldat und ein Revieraufseher getötet, auf demAltstädtischen Markte ein Polizist getötet, auf der Obozuastraßeein Polizist verwundet, auf der Targowstraße zwei Polizisten ver-wundet, auf der Moschastraße ein Polizeifeldwebel getötet.Diese Liste ist noch bei weitem nicht vollständig: ich verzeichnehier nur, was ich persönlich an Ort und Stelle kontrollierenkonnte. Selbstverständlich war das Militär nicht unfähig undfeuerte an verschiedeneu Stellen blindlings auf das Pu»b l i k u m los. Die Zahl der dabei Getöteten und Verwundetenläßt sich vorläufig auch nicht annähernd bezeichnen. In das Leichen-schauhaus auf der Theodorstraße, das militärisch bewacht wird, werdenuuaiifhörlich Leichen der auf den Straßen Getöteten gebracht. VieleVerwundete versteckten sich, da das Militär jeden Verwundeten der-haftet. Die Freiwillige Rettungsgesellschaft wurde bis3 Uhr nachmittags nicht weniger als vierundsiebzig malgerufen. Vom Sommerlager wurde da? Militär nach der Stadtbeordert. Starke Patrouillen von 20 bis 50 Mann zu Pferde undzu Fuß. die Reiterei mit schußbereiten Waffen, durchstreifen dieSlraßcn und durchsuchen die Passanten. Es wird offenbar nur nachWaffen gesucht, denn die Durchsuchren werden nur oberflächlich betrachlet.Die Stiminung in der Stadt ist sehr gedrückt. Die Straßen imjüdischen Stadtviertel sind menschenleer: dann die patrouillierendenSoldaten schlage» auf etwa Vorübergehende cknit dem Gewehrkolben ein. Gegen 2 Uhr mittags wurden in das Gebäude desVII. Polizcibezirks zwei Bomben durchs Fenster geschleudert. Indem Zimmer befanden sich einige Polizisten und Revieraufseher,wie auch der Gehülfe des Polizeiiommissars. Sonderbarerweisewurde niemand getötet, doch wurden etwa 17 Polizeileute und20 Straßengänger verwundet. Gegenüber dem Polizeibureaubefindet sich die BorromäuSkirche. die anläßlich des katholischenFeiertages sMariä Himmelfahrt) überfüllt war. Unter den Kirchewbesuchern entstand eine Panik, welche aber von einigen Besonnenen beschwichtigt werden konnte. Gleich darauf erschien diePolizei mit Militär, sperrte die Kirche zu und ließ nur die hinaus,die ein Ausweispapier hatten. Alle anderen wurden verhaftet. Be-merkenswert ist, daß. als die Freiwillige Rettungsgesellschast ankam,die Soldaten zum Schießen auf die Aerzte anlegten und erst durchEinschreiten des Polizeikommissars am Schießen verhindert wurden.Die Aerzte meldeten den Fall sofort telephonisch an die Kanzlei desGeneralgouvcrneurs und verlangten für die Zukunft Garantie fürihre persönliche Sicherheit.Vom 16. August wird dem Blatte von demselben Kor-respondenten telegraphiert:Heute nacht haben Soldaten in jüdischen Stadt-vierteln die Passanten massakriert. Mehrere Per-onen sind tot, viele verwundet. Viele Straßen wurden ab-gesperrt, die Häuser durchsucht. In Wloclawek wurden gesternabend noch fünf Polizisten getötet. In R a d o m wurde eineBombe ins Polizeiamt geworfen. Ein Toter, mehrereVerwundete. In P l o ck sind sieben Polizisten getötetworden. Militär gab Salven ab. Wiederum Tote und Ver-wundete. Zahlreiche Verhaftungen wurden vorgenommen.Von einer anderen Seite der Tätigkeit einer Fraktion derpolnischen Revolutionäre gibt ein offizieller Bericht' Kunde,der im„Robotnik", dem Organ der polnisch- sozialistischenPartei(P. P. S.). von der Parteileitung über die Eisen-bahn-Ueberfälle, die in letzter Zeit von dieser Parteivorgenommen wurden, erstattet wird. Es heißt da:„Am 28. Juli hat die Kampforganisation unserer Partei einenUeberfall auf einen Eisenbahnzug der Warschau-Wiener Bahn verübtund 166 36g, 55 Rubel konfisziert. An dem Ueberfall beteiligtenich fünfzehn Genossen und zwei Anführer. Man verständigte sichdurch Zeichen« und Horusignale. Während der ganzen Aktion wehtedie rote Standarte mit der Auffchrift P. P. S. Die konfiszierteSumme floß in die Kaste der C. K. R. P. P. S.(Revoluüons-Zeiitralkafi'e der P. P. S.)-- Am 27. Juli überfiel unserekampforganisation einen Eisenbahnzug auf der Strecke Herbh—Czeustochau. Hierbei beteiligten sich 10 Personen. Nach einem blindabgegebenen Schuß warfen sich unsere Geuoffen auf die das Geldbewachenden Soldaten, um sie zu entwaffnen. Aus einem anderenAbteil wurden Schüsse abgegeben, die einen unserer Genossen tot zuBoden streckten. Das war ein Zeichen zum Kampfe, in dessen Berlauf 5 Soldaten, 2 Generale und em Oberst fiel. Man kon-iszierte 6000 Rubel. Die ganze Summe floß in die C. K. R.P. P. S."Sonstige Meldungen.Petersburg, 15. August.(Von einem besonderen Berichterstatter.)Die Zeitung„Dwadzatji Wel" wurde auf Grund des Zustandesdes verstärkten Schutzes suspendiert; auch in der Provinz werdenunausgesetzt revolutionäre Blätter unterdrückt, dagegen wurdeProfessor Kowalewski(Kadett) die Herausgabe einer neuen ZeitungStrana" gestaltet.Samara, 15. August. tVon einem besonderen Berichterstatter.)Ueber die Eisenbahn Samara— Slatoust wurde mit Rücksicht auf dieAgrarunruhen der Kriegszustand verhängt.Die finnische Sozialdemokratie und die Rote Garde.Innerhalb der finnischen Arbeiterbewegung ist infolge der Ereignisse in Svcaborg eine Spaltung entstanden, die wesentlich aufdie Frage zurückzuführen ist, ob und inwieweit eS zweckmäßig undPflicht war, die russischen Revolutionäre durch einen Massenstreikoder mit anderen Mitteln tatkräftig zu unterstützen. Darüber, daßder Massenstreik als ein Kampfmittel zu politsschen Zwecken überhaupt brauchbar ist, herrscht wohl kein Zweifel in der finnischenSozialdemokratie; eS handelte sich eben nur darum, ob es geradejetzt im Juteresse des finnischen Volkes wie der russischen Revolutionlag, ihn in ganz Finnland durchzuführen. Einer der finnischenKorrespondenten des schwedischen Parteiblattes„Sozialdemokraten"'chreibt ihm darüber:„Es ist vor allem notwendig zu konstatieren, daß die Ver-hältnisse eine direkt revolutionäre Partei innerhalb der finnischenArbeiterbewegung geschaffen haben, die, repräsentiert von derRoten Garde, mit den russischen RevolutionskomiteeS intim zu-sammenarbeitet. Es ward Kapitän Kock und das revolutionäreKomitee, die unter Uebergehung der Parteibehörden die Leitungbei der Revolte übernahmen und sogar mit dem Revolver in derHand daS Maffenstreikkomitee und den Parteivorstand zur Fort«setzung des Massenstreiks zwingen wollten. Sie waren es auch.die das Ultimatum stellten, daß die Stadt beschossen werden sollte,falls man den Streik beenden wollte, eine Drohung, die aberwohl nur als Drohung aufzufassen war.Die Folge von alledem war. daß der Parteivorstand sich ge-nötigt sah, die eigenmächtig handelnden Abteilungen der Gardeaus der Partei auszuscheiden, sowie die Partei selbst von allerVerantwortung für die eingeschlagene gewaltsame Taktik zu be-freien.Trotz all der Ereignisse ist nicht anzunehmen, daß die Tätig-keit der Partei in höherem Matze behindert werden wird."Welche Stellung der finnische Parteivorstand zu den Ereignisseneingenommen hat. geht im übrigen ans einer Proklamation hervor,die er in dem Helsingforser Parteiorgan„Työmies" veröffentlichte.ES heißt darin:«Einige Abteilungen der Roten Garde in Heising-orS haben durch aktive Teilnahme an dem russischen Freiheits-!ainpf, unter Bruch ihrer Statuten und ganz entgegen den Massen-trei.kregeln der Partei gehandelt, in denen ausdrücklich ermahntwird zur„Vermeidung von allen phantastisch- dummdreistenUnternehmungen, welche die Tätigkeit der Partei in ein'chiefeS und unvorteilhaftes Licht stellen können". AusGrund einer unüberlegten Handlungsweise und durch absichtlicheIrreführung von feiten solcher Personen, die außerhalb der Parteilehen und teilweise nicht einmal den sozialistischen Kreisen ange-hören, wurden diese Abteilungen der Roten Garde veranlaßt, ineiner Weise zu verfahren, die nicht all da« Resultat einer reifenUeberlegung und sachlicher Beratung anzusehen ist und darum auchnicht als geeignet gelten konnte, die Freiheitsbewegung des russischenProletariats hinreichend wirksam zu fördern ebensowenig wie unsereStellung, abgesehen davon, daß die finnische sozialdemokratlichePartei, der die Garde in ihrer Eigenschaft als Ordnungstorps an«gehörte, eine solche Art des Verfahrens nicht gutgeheißen und folg«lich auch dem Parteivorstand nicht Vollmacht dazu gegeben hat."—Weiter heißt es jedoch in der Proklamation:„Da inzwischen in der Stadt eine durch die außergewöhnlichenVerhältniffe hervorgenifene Aufregung und Spannung entstand,billigt der Parteivorstand die Maßnahmen, zu denen zu schreiten daSStreikkomitee sich nach Beratimg mit Mitgliedern des Parteivor«standeS für verpflichtet hielt."—Von einer Ausdehnung des Massenstreiks auf daS ganze Landhatte der Parteivorftand vorher abgeraten, gleich nachdem KapitänKock erklärt hatte, daß alle Versuche, den Massenstreik zu verzögern»mit Waffengewalt unterdrückt werden sollten.Die schweren Bedenken, die der Parteivorstand in seiner obenerwähnten, von den Genossen Emil Pertillä und UrjöS i i r o l a iliiterzeichneien Proklamation gegen das Vorgehen derRoten Garde geltend macht, haben offenbar in der Partei keineswegsallgeinein Anklang gesunden. In der Parteipresie wird die Lageteilweise etwas anders beurteilr. So schreibt„Arbetaren",daS Organ der finnischen Genossen schwedischer Zunge:„Wir haben keinen Sinn für die höhere Diplomatie, die soängstlich von allem abrät, was der russischen Freiheilsbcwegung eineuninitrelbare Hülse sein könnte. Man erzählt uns, wir hätten jetztFreiheit und die Gesetzlichkeit wäre wiederhergestellt. Das ist keines-wegS durchaus wahr. Wie schon oft müssen wir auch jetzt erfahren,daß die wiedergewonnene Freiheit eigentlich darin besteht, daß dieBajonette nun zurzeit von anderen Leuten ausgenommen sind. Eine„Freiheit", die auf Kaiserworten beruht! Die Eroberung Sveaborgshätte der Funke im Pulverfaß sein können. Hätte nur die Eisenbahn-Unterbrechung mit größerer Kraft durchgeführt werden können, sowäre jetzt wohl vieles anders."—Ein anderes finnisches Parteiorgan,„Kansan Lehti", schreibt:„Nur ein glücklicher Abschluß der russischen Revolutiongarantiert unserem Lande seine jetzige unabhängige Stellung.Die Leiden, die vielleicht über unser Land infolge derUnterstützung der Revolution kommen können, sind unbedeutend imBergleiche zu dem großen Ziele der Revolution. Wenigstens be«deuten sie nicht viel für die Proletarier. Die Siege derProletarier find international. Darum loird das finnischeProletariat wie auch das der anderen Länder die russische Re-Volution unterstützen.".______politische öeberlicbtBerlin, den 16. August.Der Segen der Monopolwirtschast.Zur Kennzeichnung der ungeheuren Profite, die einzelnenMonopolfirmen auf dem Gebiete der Panzerplatten- undGeschützproduktion in den Schoß geworfen worden sind, Ver-öffentlicht das„Berliner Tageblatt" folgendeinteressante Gegenüberstellung früherer und gegenwärtigerPreise:1893 kostete ein 1S«Zentimeter« Geschoß bei Krupp 45,00 Markjetzt kostet1900 kosteten Kanonenrohre,, Seelenrohre undMantelblöcke„„ Vollrohrblock1397 und 1898 kosteten Stahlkernefür IS-Zentimeter-GranatenEhrhardt 17,00 MarkKrupp 3330,00 MarkEhrhardt 1950,00 Mark. 1300,00 MarkKruppEhrhardtWittenBochumPhönix35.00 Mark30,50 Mark84,40 Mark32,25 Mark28,00 Mark1903 kosteten dieselben bei allen nicht mehr als 17,20 bis 20,00 Mark1900 kosteten IS Zentimeter«Gr an uten bei Krupp(selbst) 40.50 Mark1900EhrhardtBochumPhönixStaatliche»Betriebenbei Kruppkosteten 21 gentimeter-Granatenbei allen anderen nur.........Inzwischen find Ehrhardt u. Witten für 21 Zentimeter«Granaten auf............»heruntergegangen.Infolgedessen berechnet Krupp seit 1903.....Früher war er also 35 Mark(über 60 Proz.) teurer.1901 kosteten 21 Zentimeter« Granaten.....und27,85 Mark27,85 Mark26,50 Mark31,30 Mar!102,00 Mark89,00 Mark68,60 Mark67,50 Mark113,00 Mark125,00 Mark114,00 Mark98,00 Mark1904 dagegen infolge Heranziehung der KonkurrenzDie Klagen über unerhörte Preistreibereien der beidendeutschen Fabriken von Nickelstahlpanzerplatten, Krupp undSwmm, sind schon vor einer Reihe von Jahren erhobenworden. Bereits beim zweiten Flottengesetz kam dieseSchröpfung des Reiches und der Steuerzahler zur Sprache.So wurde 1966/1961 in der Budgetkommission festgestellt,„daß es dem Marineamt der Vereinigten Staaten bereits imVorjahre gelungen sei, eine Preisreduktion auf 455,52 Dollaroder 1926 M. zu erlangen, während die deutsche Marine-Verwaltung 2326 M. pro Tonne oder zirka 466 M. pro Tonnemehr zahle. Da jeder Jahresetat der Marine etwa 7566Tonnen dieses Materials enthalte, bilde die Nachforderungder deutschen Produzenten einen Nachteil von etwaZMillionenMarkjährlichfür das Deutsche Reich."Die Kommission fordere deshalb, entweder die ausländischeKonkurrenz zu den Lieferungen heranzuziehen oder die Er-richtung eines Nickelstahlpanzcrplattenwerkes für Rechnungdes Reiches anzustreben. Bald darauf teilte dann der Staats«sekrctär v. Tirpitz mit. daß Krupp seinem Patriotismus einenStoß versetzt habe und 156 M. pro Tonne nachlassen wolle,das Reich sollte also nurum256 M. ProTonneüber«teuert werden!Ende Mai 1961 trat die Angelegenheit abermals in einneues Stadium. Die Panzerplattenpatrioten sollten sichbereit erklärt haben, nicht 2326 M. und auch nicht 2676 M..sondern 1926 M. vom Reiche zu nehmen, wenn ihnen derMarinegesamtbedarf bis zum Jahre 1967 fest übertragenwerde. Die klerikale„Köln. Volksztg." bemerkte dazu:„Die maßgebenden Personen dürften sehr wohl wissen, daßdie seither mit 2326 M. pro Tonne bezahlten Platten denHerstellern nur 956 bis 1666 M. pro Tonne kosten und daßselbst wenn sie jetzt eine Herabsetzung des Preises auf 1926Mark erreichen, den Fabrikanten immer noch einNutzen von 166 Proz., auf die Herstellungskosten be-rechnet, bleiben würde. Glaubt nun das Reichsmarineamtwirklich, unter allen Umständen 166 Proz. teurer fabrizierenzu müssen, und womit will es diese Ansicht begründen? Schonvor längerer Zeit ist mitgeteilt worden, daß ein rheinischesKonsortium sich bereit erklärt habe, vom Jahre 1963 ab gleicheQualität Nickelstahlpanzerplatten zu 1556 M. pro Tonne,also 776 M. billiger, als seither an die Lieferanten bezahltwurde, zu liefern, wenn ihm nur die Zusage eines entsprechen-den Teiles der künftigen Lieferungen gegeben werde. DieseOfferte scheint auch zur Kenntnis der seitherigen Privi-