leglerlen gekommen zu sein... Damit(mit der Ueber-tragung der Lieferungen bis 1907) soll der E n t st e h u n geines neuen Werkes der Boden entzogenwerden, da dieses dann auf Jahre hinaus von allenLieserungen für das Reich ausgeschlossen sein würde. Mankann kaum annehmen, daß das Reichsmarineamt ein der-art plumpes Manöver nicht durchschauen wird, durch welchesein immer noch exorbitant hoher Preis auf sechs Jahre an-dauernd festgelegt werden soll."� von dem„Berliner Tageblatt" gegebene Gegenüber»stellung der Preise vor und nach der Konkurrenz beweisen,welch enorme Preisherabsetzungen erlangt wurden, als man[$pGni.r�-lm � rregsministenum entschloß, die so lange ge-flissentlich ignorierte Firma Ehrhardt zum Wettbewerb zu-zulassen I—» oSachsengängerei und öffentliche Gesundheitspflege.Wie gefährlich die� Sachsengängerei, die Beschäftigung vonWinderarbcitern, für die öffentliche Gesundheitspflege ist, ergibtsich aus den jüngsten Veröffentlichungen des preußischen Kultus-Ministeriums über das Gesundheitswesen im preußischen Staate,m Jahre 1904. Bekanntlich wiederholt sich alljährlich die eigen.artige Erscheinung,� daß mit Beginn des Sommers und für dessenTaucr aus den Osiprovinzcn die Arbeiterbevölkerung in Scharennach dem Westen, besonders den Provinzen Brandenburg, Sachsenund Hannover zu Land- oder Jndustriearbeit, besonders in Ziege-leien, abwandert und daß an ihre Stelle in ihrer Heimat aus-ländische Arbeiter treten, in den letzten Jahren, nachdem der Zu-zug von Russen seitens der russischen Regierung erschwert wordenist, immer mehr Galizier und Ungarn. Im RegierungsbezirkBreslau z. B. betrug im Jahre- 1994 die Zahl der ausländischenSaisonarbeiter 13014, darunter L29S Russen und 10 594 Oester-reicher, im Regierungsbezirk Köslin 2142, davon 790 Russen und1339 Oesterreicher. Auch nach den westlichen Provinzen gehenviele Arbeiter aus Rußland, Galizien und Ungarn, da die aus denpreußischen Ostprovinzen zuziehenden Arbeitskräfte nicht aus.reichen. So kamen in vier Kreise des Regierungsbezirks Magde-bürg nicht weniger als 6991 ausländische Arbeiter, in vier Kreisedes Regierungsbezirks Merseburg 3601, im RegierungsbezirkHildesheim wird ihre Zahl auf 4000 geschätzt. Im Rheinland suchenbelgische und holländische Arbeiter vielfach Beschäftigung. Italienerwerden im ganzen Lande zu bestimmten Erd- und Steinarbeitenals geschickte und billige sl) Arbeitskräfte herangezogen. Auchaus manchen Gegenden des Westens wandern Arbeiter vorüber-gehend an entfernte Bcschäftigungsorte. So ziehen Arbeiter vomEichsfeld als Landarbeiter im Sommer, als Zuckerfabrikarbeiterim Winter oft weit von ihren Wohnsitzen fort, Steinhauer undZiegeleiarbeiter aus bestimmten Teilen Hannovers gehen nachWestfalen und Brandenburg.Die Bedeutung dieser Wanderungen für die öffentliche Ge-sundheitSpflege liegt auf der Hand. Einmal laufen die Arbeiterselbst gesundheitliche Gefahren, wenn sie in ungeeigneten, über-füllten Räumen auf der Arbeitsstätte zusammengepfercht werden,und zweitens entsteht eine beträchtliche Gefährdung der Gesund-heitsverhä'tnisse dadurch, daß die Arbeiter die ortsansässige Be-völkerung mit der Einschleppung von Krankheiten bedrohen. Amgefährlichsten für die Verbreitung ansteckender Krankheiten sind dieausländischen Arbeiter. Die aus Rußland und Oesterreich Stam-Menden kommen als Ueberträger von Pocken, Fleckfieber, Typhus,Granulöse und Krätze, die Italiener namentlich als Typhusver-breiter in Betracht, die holländischen und belgischen Gruben- undZiegeleiarbeiter sind die Träger der Wurmkrantheit.Trotz dieser großen Gefahr, die die ausländischen Arbeiter be-deuten, sind sie doch unleren Agrariern, die ja stets nur ihreeigenen Interessen, aber niemals die der Gesamtheit im Augehaben, höchst willkommen. Kein Wunderl Die nicht an eine hoheLebenshaltung gewohnten Arbeiter sind mit niedrigen Löhnen,schlechter Verpflegung und menschenunwürdigen Wohnungen zu-frieden, sie können, da sie oft auf tiefer Stufe der Kultur stehen,bei der Berechnung des Lohnes leicht übers Ohr gehauen werden,und— was das allerwichtigste ist— sie geben sich leicht dazu her,Streikarbeit zu verrichten. An und für sich ist gegen die Ver-Wendung ausländischer Arbeitskräfte gewiß nichts einzuwenden,und wir. als Vertreter der internationalen Sozialdemokratie.wären die letzten, die etwa eine Beschränkung der Freizügigkeitoder gar eine Sperrung der Grenzen fordern würden. Was wiraber verlangen, und was wir verlangen müssen, nicht nur imInteresse der Arbeiterklasse, sondern im Interesse der Gesamtheit,im Interesse der Kultur, ist, daß die ausländischen Arbeiter sichnicht dazu hergeben, die Löhne der heimischen Arbeiter zu drückenoder ihnen bei Lohnkämpfen in den Rücken zu fallen. Kommen dieausländischen Arbeiter zu uns als Brüder, die Schulter an Schul-ter mit den einheimischen Arbeitern um die Herbeiführung bessererLohn- und Arbeitsbedingungen kämpfen wollen, so sind sie unswillkommen. Hoffentlich gelingt es der fortgesetzten Aufklärungs-arbeit der politischen und gewerkschaftlichen Organisationen, auchdie jetzt noch tiefstehenden ausländischen Arbeiter zu klassenbewußtenKämpfern zu erziehen und sie auf eine höhere Stufe der Kulturemvyrzuheben,.Dentfches Reich.Die Ueberprofite der Firma Wörmann.Seinen gestrigen Artikel über die Ueberprofite derMonopolfirma Wörmann ergänzt heute das„BerlinerTageblatt" durch folgende Ausführungen über die derFirma in Gestalt von Liegegeldern zugeflossenen Riesen-summen:Die Kolonialabteilung hatte Sachverständige inSwakopmund und in Deutschland. Es war allgemeinbekannt, daß im günstigsten Falle in Swakopmundwöchentlich etwa 4000 Tonnen gelöscht werden konnten.Trotzdem hat man Dampfer über Dampferhinausgesandt. ES lagen mitunter sieben bis achtDampfer auf der Reede, welche etwa 30 000 Tonnen enthielten. Diese mußten nun so lange warten, bis sie zumEntlöschen an die Reihe kamen. Für die Verzögerung liquidierteWörmann hohe Liegegelder. Bis 4. Februar 1906 sind derWörniann-Linie 1 537 000 M. gezahlt worden. Die Schuld trifftdie Kolonialabteilung. welche nicht dafür gesorgt hat, daß nurso viele Frachten hinausgesandt werden, wie der Landungs-apparat in Swakopmund unter Berücksichtigung der� bekanntenschwierigen Verhältnisse bewältigen konnte. Auf diese WeiseHalle sicherlich 1000000 M. erspart werden können. Man be-hauptet. daß an Liegegeldern 3 000 000 M. gezahlt wurden. Istdie Differenz zwischen den gezahlten 1 537 000 Mark anderweitigverrechnet? EveUwell unter welchemTitel?Die Firma Wörmann betreibt unter der Bezeichnung C. Wör-mann in Westasrika außerdem Handelsgeschäfte. DieKolonialabteilung hat der Firma wiederholt schon sehr großeLieserungen an Lebensmitteln usw. übertragen. AlsReeder hat Wörmann Einblick in die Schiffspapiere und kann sichüber die Preise und den Bedarf der Regierung genau orientieren.Auf diese Weise kann er im Submissionswege sehr leichtErfolg haben. An der Küste von Westafrika, von Liberia bisnach dem französischen Kongo, besitzt die Firma C. WörmannHandelsmederkassunaen. 78 Schnapskonzessionen sollauf diese Weise Wörmann allein besitzen. Sobald die Re-gierung die Konkurrenz auch zur Verfrachtung von Re-gierungsgütern heranziehen würde, würde sie segenbringend wirken.Man begreift danach sehr gut die Kolonialbegeisterungjener Hanseaten, denen solche Gewinnste zufließen oder dieauch nur hoffen dürfen, auch einmal bei dem Kolonialrebbachan die Reihe zu kommen!—_Arbeiter als Abgeordnete.Die famose Gründung einer„christlich-sozialcn Arbeiter-Partei", die von Essen aus erfolgen soll, ist bereits der„Post"derart in die Glieder gefahren, daß sie gegen solche Arbeiterkandi-daturen lebhaft Front macht. Selbst von diesen Arbeiterkandi-baten, die doch unter dem Patronat der Stöcker, Mumm und Kon-sorten stehen würden, mag das Scharfmacherorgan nichts wissen,da es davon eine Gefährdung der kapitalistischen Plusmachereibefürchtet. Die„Post" schreibt:„Die ganze neue Bewegung zielt auf nichts weiter, als dieGründung einer Art evangelischen Zentrums, das unter demSegen des katholischen zustande kommen soll. Für oas deutscheBürgertum gilt es, solchen Plänen gegen-über aus der Hut zu sein, denn wenn es sich über diewahren Ziele dieses politischen Mummenschanzes täuschen läßt,kann es nach den nächsten Wahlen ein sozialpolitisches Weit-rennen unter den Mehrheitsparteien im Reichstage entstehensehen, daß ihm die Haare zu Berge stehen. Die K o st e nsolchen s oz i a l r e f o r m er i sch en Uebereifershaben natürlich das Bürgertum und die be-sitzenden Kreise zu tragen. Von der Regierung, welcheihre Aufgabe nur noch darin zu sehen scheint, sich einfach denVerhältnissen anzupassen, ist kein energischer Widerstand zu er-warten gegenüber den Bestrebungen der sozialpolitischen Heiß-sporne, deren Ziel es ist. die große Masse von möglichst allenAbgaben zu befreien und den Kreisen, welche noch etwas be-sitzen— und sei es auch nur äußerst wenig— allein alle Lastenfür die Allgemeinheit aufzubürden.Wenn auch die nationalen Arbeiterabgeordncten sich nichtbesonders zusammenschließen, sondern sich auf die einzelnenpolitischei Parteien verteilen sollen, denen sie nahe stehen, sowerden sie sich doch in allen sozialpolitischen Fra-gen nur als Arbeiter fühlen und entscheiden.Es mag angebracht sein, wenn auch einige Arbeiter imReichstag sitzen, aber ein systematisches Streben nach derWahl von Arbeitern als Abgeordnete ist ganz verkehrt.Alle solche Erwägungen lassen es angebracht erscheinen, denBestrebungen gegenüber, systematisch nationale Arbeiterkandi-daturen zu schaffen, sich recht zurückhaltend zu zeigen.Wir glauben auch, daß den neuesten Bestrebungen dieser Artkein besserer Erfolg beschieden sein wird, als früheren An-regungen in dieser Hinsicht."Die christlichen Arbeiter ersehen hieraus, wie wenig die be-sitzende Klasse, deren offenherzigste Wortführerin die„Post"zweifellos ist, daran denkt, selbst nicht sozialdemokratischen Ar-beitern einen irgendwie erheblicheren Einfluß auf die Gesetzgebungeinzuräumen. Zwar bildet die Arbeiterklasse die Mehrheitder Nation; aber die Klinke der Gesetzgebung hat sie gleichwohlvon den Vertretern der besitzenden Minderheit Hand-haben zu lassen!—_Zur Puttkameruner Mißwirtschaft.Wir brachten vor einigen Tagen die Darstellung eines Kennersder Kameruner Verhältnisse, in der unter anderem auch daraufhingewiesen war, daß der Bau des neuen Kameruner Gouverne-mcntspalais in Buea nach der allgemeinen Auffassung der Käme-runer Kreise von Mitteln bestritten worden sei, die zu der Ver-besserupg der sehr im argen liegenden Verkehrswege bestimmtgewesen waren.Daß in der Tat zu dem Bau ves neuen Gouvernements-gebäudcs erheblich größere Mittel verwendet worden sein müssen,als dafür im Etat ausgeworfen worden waren, beweist schon einephotographische Abbildung dieses Gebäudes, die sich indem unlängst erwähnten Buche des nationalliberalen AbgeordnetenS e m l e r über„Togo und Kamerun" befindet. Nach dieser photo-graphischen Ansicht präsentiert sich das Gouvernementsgebäude alsein überaus st ältlicher Bau. Auch die Gartenanlagenmit gewaltigen Terrassen und einer mächtigen Ballustrade müssenbedeutende Summen verschlungen haben. Für den Bau diesesGebäudes waren im Etat 20 000 M. ausgeworfen worden, inWirklichkeit sollen dafür nicht weniger als 20« VM M. ausgegebenworden sein, wie sich aus den im amtlichen Besitz befindlichen Ab-rechnungen ergeben soll. Bemerkt zu werden verdient noch, daß sichdas GouverncmentSgebäude hoch im Gebirge befindet unddeshalb auch die Kosten des zu ihm führenden breiten Berg-weges ganz erhebliche gewesen sein müssen. Diese Straße, diefür den Handelsverkehr absolut nich't in Fragekommt, wird aber als die einzige bezeichnet, die sich in Togoüberhaupt in gutem Zustande befinde I Alles das beweist, wieunter dem Regime PuttkamerS mit den Geldern gewirtschaftetworden ist.—_Furcht vor dem Eindringen sozialdemokratischen Geiste?in die Armee.Sechs Wochen Gefängnis. 125 M. Geldstrafe und Schließungdes Vereins der Lehrlinge und jugendlichen Ar«beiter für Königsberg und Umgegend, so lautete dasUrteil der Königsberger Strafkammer am 14. August er. SiebenAngeklagte mußten auf die Anklagebank, weil sie gegen Z 8a desVereinsgesctzeS vom 11. März 1850 verstoßen haben sollten. Unterden Angellagten befand sich auch der Genosse K r ll g er. der alsSpiritus rootor angesehen wurde.' Schon am 2. März d. I. warder Verein vom KönigSberger Polizeipräsidium geschlossenworden, nachdem es dem Berein unmöglich gewesen war,auch nur eine Versammlung abhalten zu können.Seit der Zeit hat die Anklagebehörde eifrig gearbeitet, um Beweis-Material heranzuschaffen, daß der Verein ein politischer sei und dieFörderung sozialdemokratischer Propaganda betreibe. Artikel ausder„Gleichheit", der.Königsberger Volks-zeitung" sowohl, als auch Aeußerungen von Königs-berger Parteigenossen in Versammlungen über die Frageder Jugenderziehung mußten zu dem Zwecke herhalten. Von demVereinsstatut, in dem ausdrücklich steht, daß der Verein derWahrung der wirtschaftlichen, rechtlichen undgeistigen Interessen dienen und keinen religiösenund politischen Charakter tragen soll, meinte der StaatsanwaltSchirrmacher, die Statuten scheiden aus denBeweismitteln auS. da sie zu dem Zwecke ge-macht sein können, die wahren Gründe zu ver-s ch l e i e r n. AuS demselben Grunde haben auch, wie derStaatsanwalt ebenfalls meinte, die Aussagen der An-geklagten aus den Beweismitteln auszuscheiden, dadie Angeklagten ein Interesse haben, die Wahrheit zu verschleiern.Krüger sei besonders hart zu bestrafen, weil er junge Leutein eine extreme Partei hineinhetzen und ver-führen wollte, politische Gegner in hetzerischerWeise anzugreifen. Die Schließung des Vereins müsse aus-gesprochen werden, weil er den Zweck gehabt hat, politische Gegen-stände zu erörtern.Vom Verteidiger wurde die Behauptung des Staat?»anwalts scharf zurückgewiesen, daß die Aussagen der Angeklagtenund die Statuten erlogen seien. Die ganze Anklage verdanke ihrDasein lediglich der Furcht, daß die sozialdemokratischen Lehren indie Armee eindringen könnten. Ueber die Schließung des Vereinshätten nicht die Strafrichter, sondern das VerwaltungS-gericht zu entscheiden. Trotz alledem kam das Gerichtzu dem eingangs erwähnten Urteil und zwar wurdenverurteilt: Genosse Krüger zu sechs Wochen Gefängnis,ein Angeklagter zu 50 Mark Geldstrafe, drei zu je26 Mark Geld st rase und zwei Angeklagte wurden freigesprochen.Der Staatsanwalt hatte gegen Krüger zwei Monate Ge-fängnis und gegen alle übrigen Angeklagten je 30 MarkGeldstrafe beantragt.Am selben Tage gelangte dann noch eine Anklage gegen den Re-dakteur der„KönigSberger VollSztg.", den Genossen Marchioniniund gegen den Genossen Jöckel wegen angeblicher Beleidigungdurch die Presse vor derselben Strafkammer zur Verhandlung. DieBeleidigung soll in einem Artikel der„Königsberger Volks-zeitung" enthalten sein, der in ruhiger und sachlicher Weisedie Vorgänge schilderte, als die Lehrlinge nach Auflösung einerangeblichen Versammlung des Lehrlingvereins von Schutzleuten ge-waltsam aus dem Abstinentenheim herausgebracht wurden. In demArtikel war behauptet, daß Lehrlinge von Schutzleuten härter an-gefaßt worden seien, als es nötig gewesen wäre. Genosse Jöckelsoll die Schutzleute in einem Eingesandt, das dieselben Vorgängebespricht, ebenfalls beleidigt haben. Die Schutzleute erklären vorGericht, daß sie sich maßvoll benommen und niemand hart angefaßthätten. Sie hätten nur mit den flachen Händen geschoben. ZeugeGehlhaar war Mitglied deS Lehrlingvereins und gibt an. daß ervon einem Beamten hinausgebracht wurde, wobei der Beamte ihnam Arm gefaßt und ihm das Futter zerrissenhätte. Ein anderer Zeuge gibt an. gehört zu haben, wieein Schutzmann ausgerufen hat:„Euch(den Lehrlingen) gehörtsicheinpaarindieFresse zuhauen." Noch zwei IveitereZeugen machen ähnliche Angaben. Ein lveiterer Zeuge will vonden Schutzleuten so heftig am Arm gefaßt worden sein, daß er nocham nächsten Tage Schmerzen hatte. Ein anderer will von zweiLehrlingen gehört haben, daß sie auf der Polizeiwache durchgehauenworden sind. Aus diese Aussagen schien das Gericht wenigGewicht zu legen, denn es kam zu der vollen Uederzeugung, daßdie Angeklagten schuldig zu sprechen sind. Genosse Marchioniniwurde zu 150 M. und Genosse Jöckel zu 75 M. G e l d st r a f e ver-urteilt.—_Einen offenen Brief an den bayerischen BerkehrZministerrichten vier Witwen verunglückter Post- bezw. Bahnbediensteten inAugsburgcr Blättern anläßlich einer Aeiißerung des betreffendenMinisters im bayerischen Landtage. Der offene Brief lautet:„Protest gegen die Aeußerung Seiner Exzellenz Ministerv. Frauendörfer anläßlich der Beratungen des Postetats. Unter-zeichnete Frauen aeben Hiermit öffentlich bekannt, daß ihre lieben,unvergeßlichen Männer nicht Alkoholiker waren, welche Arak,Schnaps, Kognak usw. in Mengen tranken, fondevn sehr sparsam,nüchtern und als charaktervolle Männer gelebt haben, infolge-dessen könnten wir unsere Männer noch dreißig Jahre alsErnährer und Familienvorstand besitzen. Nach Aussage der Aerztewaren die Ueberanstrengungen im Dienste die Ur«fachen der schlimnien Krankheiten und Unfälle. Ferner fragenwir alle Herren, welche mit unseren Männern Dienst gemachthaben, ob oben Gebrandmarktes bestätigt worden ist. Anna Pade.Babette Dorstewitz. Kunigunde Nothelfer. Josefine Karl."Die bürgerliche Presse, die sich über diese heftige Anklage gegendas Sparsystem bei der Eisenbahnverwaltung lustig macht, hatfür den erschütternden E r n st. der in diesen Zeilen steckt, keinVerständnis.—_____Wegen fahrlässiger Tötung hatten sich vor dem Kriegsgericht der20. Division der Unteroffizier Deerberg und der MusketierRudolf vom Infanterieregiment zu Hameln zu verantworten.Am 12. Juli d. I. ertrankbeim Baden in der Militär-S ch w i m m a n st a l t der Musketier Ihr, während ihn derMusketier Rudolf an der Leine hielt. Da die Aussagen von Augen-zeugen die Vermutung aufkommen ließen, daß der Tod des Soldaten.auf ein fahrlässiges Verhalten Rudolfs sowie des aufsichtführendenUnteroffiziers Deerberg zurückzuführen sei, wurde auf Veranlassungder Staatsanwaltschaft die bereits beerdigte Leiche wieder aus-gegraben und seziert. Das Ergebnis der Sektion im Verein mitden Zeugenaussagen führte zur Erhebung der Anklage. Beide An-geklagte wurden für schuldig befunden und zu je sechs MonatenGefängnis verurteilt.—Wieder einer. Weil er„etwas zu viel Bier getrunken", schlugder Unteroffizier Günther vom ersten Chevauleger-Regiment inNürnberg einen Soldaten fünfmal ohne jeden Anlaß ins Ge-ficht. Der rohe Kerl kam vor dem dortigen Kriegsgericht mit21 Tagen Mittelarrest davon.-»Husland.Schweiz.Eine klerikale Zuchtanstalt. Wie viele ändere SchweizerStädte, so hat auch Basel ein sogenanntes Arbeiterinnenheim. Wiees dort zugeht, das zeigen die Bestimmungen der Hausordnung, dieder Baseler„Vorwärts" zum Abdruck bringt. Danach sollen alleJungfrauen im Hause jeden Tag%5 Uhr nach gegebenem Zeichenohne Zögern aufstehen, beim Erwachen„das Herz alsogleich zu Gotterheben", sich stillschweigend, schnell und sittsam ankleiden und dannzum gemeinschaftlichen Gebet verfügen. Nach dem Gebet geht eszur Arbeit in die Fabrikräume. Erst um 12 Uhr kehren die Mädchenzurück, müssen dann, ehe sie etwas zu essen erhalten, selbstverstän>.lich von neuem beten, nach dem Mittagessen ebenso, und dann gehtes wieder zur Arbeit. Des Abends das gleiche Rezept: Beten, Essen,Eibanung, um 9 Uhr gemeinschaftliches Nachtgebet.„Gewissens-forschung", kurze Angabc des Punktes für die Morgenbetrachtung.Tann geht es schlafen. Ueberdies soll jedes Mädchen täglich denheiligen Rosenkranz für sich allein oder in der Kirche beten undauch an der heiligen Messe soll jede womöglich teilnehmen. DieAufnahme in der Anstalt beruht zwar angeblich auf Freiwilligkeit,in Wirklichkeit werden allerhand Manipulationen angewandt, umjunge Mädchen nach dem Arbeitcrinnenheim zu bringen. DieKirche stellt vorzügliche Arbeitsvögte I—Frankreich.PiuS X. zum Trcnnungsgesetz.Die lang erwartete Enzyklika des Papstes zum Gesetz über dieTrennung von Staat und Kirche ist endlich erschienen. Sie ist halbFanfare, halb Schamade. Das heißt die Kirche gibt, getreu ihreralten Taktik, keinen ihrer Ansprüche aus, findet sich aber, so gut es geht,mit dem neuen Stand der Dinge ab. Sie wendet sichin scharfen Ausdrücken gegen das Gesetz und seine Vertreter, fordertaber nicht zum Widerstand gegen das Gesetz auf. Sie wagt keine offeneKriegserklärung gegen Frankreich: Aber ihre jetzige Aeußerung läßtihr die Freiheit, in einem günstigen Moment sie zu einer Kriegs-erklärung umzudeuten und zum direkten Angriff zu schreiten.Die am Dienstag in Rom veröffentlichte, vom 10. Augustdatierte, mit den Worten„Graviskimi officii" beginnende EnzhMu»de? Papste« an die Bischöfe Frankreichs erinnert zunächst an dieVersammlung der französischen Bischöfe und sagt, der Papst be-stätige nach Rücksprache mit mehreren Kardinälen alle Be-schlüffe dieser Versammlung. Dann verbietet der Papstdie Einrichtung von Kultusvereinigungen, erklärtaber seine Zustimmura zur versuchsweisen Bildung