einiger gesetzlicher, kanonischen Charakter tragendensellschaften. Aber auch diese Vereinigungen sollen sich erst kon-stituieren können, wenn festgestellt ist, daß die Rechte des Papstesund der Bischöfe sowie die Kirchengüter und namentlich die demKultus dienenden Gebäude durch die obenerwähnten Vereinigungengeschützt werden. Der Papst ermahnt die Bischöfe, alle Mittel an-zuwenden, um die Bürger dahin zu einigen, daß sie Gottesdiensteeinrichten. Der Papst werde dazu seinen Beistand leihen und seinenRat und seine Autorität zur Verfügung stellen.Die Enzyklika erklärt die Angriffe für unwahr, die gegen denPapst erhoben werden, wegen seines angeblichen Widerstandes gegendie republikanische Regierungsform, Sie wendet sich gegen dieAnschuldigung, der Papst sei gegen Frankreich weniger entgegen-komniend als gegen andere Staaten. Wenn ein Staat sich vonder Kirche trenne, ihr aber die Freiheit für alle ihre Mitglieder undund freies Verfügungsrecht über die Güter belasse, handle er ungerecht,aber er bereite der Kirche keine unerträgliche Lage. DasTrennungsgesetz in Frankreich aber sei ein ttntcrdrülkungsgesetz. Dievolle Verantwortung treffe diejenigen, die aus Hast gegen denkatholischen Namen bis zum äußersten gegangen seien.Der Unterrichtsminister Briand erklärte einem Vertreter einesPariser Blattes über die Enzyklika: Sie wollen meine Meinunghören? Das ist im Augenblick unmöglich. Ich werde jedem, derdie Enzyklika gelesen hat, verbieten, aus dieser irgendwelche klareoder präzise Schlußfolgerungen zu ziehen. Man wird abwartenmüssen, bis der französische Klerus die Enzyklika in Taten umsetzenwird. Irgendwelcher Widerstand gegen ein Gesetz, das von dergroßen Mehrheit des Landes gutgeheißen ist, ist unnötig, das Gesetzwird das letzte Wort sprechen.—Bulgarien.Die Griechenverfolgungen. Wie der„Frankfurter Zeitung"aus Belgrad gemeldet wird, passieren tagtäglich viele griechischeFamilien Serbien, die aus Bulgarien nach der Türkei und Griechen�land auswandern, da sie neue Gewalttätigkeiten der Bulgaren be�fürchten. Die Flüchtlinge erzählen, der bulgarische Pöbel werdefortwährend voN Agitatoren gegen die Griechen aufgereizt und drohen-it einer allgemeinen Niedermetzelung derGriechen.Nach einer amtlichen Meldung aus Sofia ist der griechischeBischof von Anchialo gestern in einem halbverbrannten Hause lebendaufgefunden worden, wohin er sich mit mehreren griechischen No-tadeln geflüchtet hatte. Ter Bischof wurde verhaftet unter derBeschuldigung, die Griechen zum Widerstande gegen die demonstrierenden Bulgaren aufgereizt zu haben.—Südafrika.Nach Trothas Rezept. Die Londoner„Daily News" veröffen�liehen eine Zuschrift aus Durban, in der die Grausamkeiten oerenglischen Truppen während des letzten Aufstandes in Natal gcschildert werden. Der Schreiber betont ausdrücklich, nicht etwa ein„Negrophilist"(Ncgcrfreund) zu sein; der rebellierende Neger, someint er, müsse erschossen werden. Aber bei den letzten Kämpfensei man weit darüber hinausgegangen. Wie es scheine, haben dieEngländer nach dem Grundsatz gehandelt, alles nieder zu schießen,zu stechen oder zu hauen, was schwarz ist, weder Männer, Frauennoch Kinder zu schonen. Dagegen haben sich die Schwarzen durcheine humane Kriegsführung ausgezeichnet. Der Schreiber bestreitet entschieden, daß die Schwarzen sich Grausamkeiten gegenWeiße haben zuschulden kommen lassen. Wohl seien zerstückelteLeichname von Weihen gefunden worden, es sei aber in allen Fällenfestgestellt worden, daß die Zerstückelung der Körper, vorgenommenwahrscheinlich von den Zauberern(Doktoren), immer erst nach eingetretenem Tode erfolgt ist. Die unbewaffneten Weißen sind stetsvon den Schwarzen geschont worden, die ausdrücklich betonten, daßsie nur diejenigen töten wollen, die ihnen nach dem Leben trachten.Wie die Dinge gelegen, hatten die Schwarzen die Möglichkeit ge-habt, alle außerhalb der Städte wohnende weiße Bevölkerung zutöten. Das sei aber nicht geschehen.Soweit die Korrespondenz. Es wiederholt sich also auch hierdasselbe Schauspiel, wie bei allen Kolonialkriegen. Die Weißen,die als Träger einer höher stehenden Kultur kommen, begehen imNamei» der christlichen Religion die unmenschlichsten Scheußlich-leiten.—Amerika.Die Fleischinspektion. Das Agrikultur-Departement hat neueBestimmungen erlassen, die sich auf das Schlachten und den Versanddes Viehes für den zwischenstaatlichen Handel und den Exportbeziehen. Die allgemeinen Bestimniungen verlangen, daß die In-spektion sich über das Schlachten, Pökeln und über alle Etablisse-ments erstrecke, in denen Fleisch für den zwischenstaatlichen Handeloder für den Export verpackt wird. Alle Tiere und Fleischproduktesollen in Zukunft einer strengen Inspektion unterworfen werden.Ferner enthält die Verordnung Vorschriften über die sanitärenZustände der Betriebe; es wird verlangt, daß die Räume genügendbeleuchtet und ventiliert werden. Alle benötigten Geräte undWerkzeuge, Utensilien und Maschinen sind tagtäglich sorgfältig zureinigen, und die Angestellten dieser Betriebe müssen Kleidungtragen, die leicht gereinigt werden kann. Die Toilettenräume usw.sind von den Arbeitsräumen separat zu halten. Arbeiter, die mitSchwindsucht oder sonstigen ansteckenden Krankheiten behaftet sind,dürfen nicht beschäftigt werden. Schließlich sind Bestimmungen er-lassen über die Zusätze an Farbe, Chemikalien und Erhaltungs-stoffe, soweit solche zur Konservierung der Fleischprodukte erlaubtsind. Danach sind alle Stoffe unzulässig, die geeignet sind, dieNährkraft des Fleisches zu schwächen. Keine anderen Erhaltungs-stoffe sind zu gebrauchen als gewöhnliches Salz, Zucker, Holzrauch,Essig, reine Gewürze und Salpeter. Fleisch und Fleischprodukte.die für den Export bestimmt sind, dürfen gewisse Erhaltungsstoffeenthalten, jedoch gerade nur so viel, daß nicht gegen die Gesetze derLänder verstoßen wird, nach welchen die Produkte geschickt werden.— Wie der„New Aorker Volkszeitung" aus Chicago mitgeteilt wird,sollen die Fleischpacker entschlossen sein, alles zu tun, um den An-Ordnungen der Regierung zu entsprechen. In den Packhäusern vonSüd-Omaha haben alle Arbeiter weiße Kleidung erhalten, dietäglich gewechselt wird. Die Fleischbarone haben alle Ursache, denAnordnungen der Negierung Folge zu leisten, haben sie doch durchihre unerhörten ekelerregenden Manipulationen den Widerwillender ganzen Welt auf sich gezogen.—GewerhlchaftUcbcö.Der Boykott als gewerkschaftliches KampfmittelWährend des Streiks der Bäckergesellen in Kiel imMärz 1904 forderte die Streikleitung in Flugblättern undzahlreichen Inseraten die Bevölkerung von Kiel und Um-gegend auf, Backwaren nur ans solchen Bäckereien zu kaufen,welche die Forderungen der Bäckergesellen bewilligt hätten,zugleich wurde eine Liste derjenigen Bäckermeister und Brot-fabriken, welche dies getan, bekannt gegeben. Das Gewerk-schaftskartell in Kiel beschloß, den Streik zu unterstützen undwies in einem Artikel in der„Schleswig-Holsteinischen Volks-zeitung" darauf hin. daß es die Pflicht der organisierten Ar-beiter sei, sich streng an den Boykottbeschluß zu halten, undferner, daß die Gewerkschaften sich verpflichtet hätten, alleMitglieder bei vorkommenden Verstößen zur Rechenschaft zuziehen.Einige der boykottierten Bäckermeister erhoben daraufKlage gegen den Leiter des Streiks, gegen die Inhaber der„Schleswig-Holsteinischen Volkszeitung" und gegen das Ge-Werkschaftskartell in Kiel mit dem Antrage,die Beklagten usiter Strafandrohung zu verurteilen, zu unterlassen, Boykottkundgebungen zu veröffentlichen oder zu verbreitenund einen Schadenersatz von insgesamt 8133 M. zu zahlen.Der sechste Zivilsenat des Reichsgerichts hat durch Urteilvom 12. Juli 1906 die Klage endgültig abgewiesenDie leitenden Grundsätze dieser Entscheidung sind die folgenden:1. Boykott oder Streik im Lohnkampf sind nicht rechtswidrig. D i e Unternehmer können Ersatz derVerluste, welche sie infolge derselben erlittenhaben, nicht verlangen.2. Darin, daß ein Verein von Arbeitnehmern, der in einenLohnkampf zur Erringung günstiger Lohn- und Arbeitsbedingungen eingetreten ist, in Gemäßheit seiner Satzungen denjenigen seiner Mitglieder, die sich am Kampfe nicht beteiligenwürden, lediglich den Verlust ihrer Mitgliedschaft in Aussichtstellt, ist eine„Drohung" im Sinne des§ 153 derGewerbeordnung nicht zu finden.3. Es ist k e i n e d u r ch Z 153 der GewerbeordnungverboteneDrohung, wenn die Partei, welche durch an sicherlaubte Kampfmittel günstigere Lohn- und Arbeitsbedingungenzu erlangen strebt, den Gegnern die bevor st ehende AnWendung dieser Kampfmittel ankündigt unddadurch auf deren Entschließung über die Streitfragen einznwirken sucht.4. Es verstößt nicht gegen die guten Sittenwenn Arbeitnehmer zur Erringung günstiger Lohn- und Arbeitsbedingungen und zur Beseitigung von Zuständen und Einrich�tungen, durch welche sie sich beschwert fühlen, die M i t w i r-kung weiter Kreise des Publikums durch diePresse oder durch Flugblätter anrufen.Diese Rechtsgrundsätze sind von weittragender Bedeutung.Sie werden auch im Strafrecht Anwendung finden müssenwelches sie bisher sämtlich verneint hat.Zunächst geben sie den Gewerkschaften die Möglichkeitden Boykott im gewerkschaftlichen Kampfe mit größerer Freiheit als bisher zu handhaben. Dann aber werfen sie diegegen die Gewerkschaften bisher geübte Erpressungsjudikaturvollständig über den Haufen. Das Urteil und seine Begründung sind deshalb auch für den gewerkschaftlichen Kampfvon größter Bedeutung._Berlin und Umgegend.Die Paketfahrtgesellschaft will nicht unterhandeln.Die Direktion der Paketfahrt hat an den Vorsitzenden de?Lokalvoreins der Spediteure unter dem Datum vom 16. d. M. ge-schrieben, daß sie„nach reiflicher Erwägung und eingehenderPrüfung zu dem festen Entschluß" gekommen sei,„eine VorHandlung mit den Verbandsvertretern ablehnen zu müssen". Esheißt in dem Schreiben weiter:„Wir sind aber nach wie vor gernbereit, unseren früheren Beamten das weitgehendste Entgegenkommen zu zeigen und wir können dies umsomehr, als die Lohnfrage ja kein Streitobjekt mehr bildet."— Unter dem Ausdruck desBedauerns, daß„trotz zweimaliger längerer Verhandlung es nichtgelungen sei, eine Aussprache herbeizuführen, teilte KommerzienratJacob dem Zentralverband diesen Entschluß der Paketfahrtgesellschaft mit.In der letzten Versammlung der Streikenden wurden diese Briefevorgelesen. Die ablehnende Haltung der Direktion machte durchauskeinen niederschlagenden Eindruck, man konnte die Ablehnung er-warten. Es gilt jetzt noch mehr als bisher, eine energischeAgitation zu entfalten. Die organisierten Arbeiter, z. B. dieHansdiener in den Geschäften, mit welchen die PaketfahrtgesellschaftVerbindungen hat, müssen darauf aufmerksam gemacht werden, wieund bei welchen Gelegenheiten sie der Sache der Streikenden ambesten nützen können. Die Paketfahrtgesellschast will keine FriedensUnterhandlungen pflegen, also wird der Krieg mit neuerEnergieaufgenommen. Die Streikposten müssen eifriger wie bisher ihrevolle Schuldigkeit tun. Die Gesellschaft kann den Betriebnicht entfernt in dem früheren Umfange wieder aufnehmen;sie gibt sich der Hoffnung hin, daß 60 bis M oder70 von den alten Leuten bald wieder anfangen werden, um Streikbrecher anzulernen, aber eS wird ihr nicht gelingen. VielenStreikenden sind blaue Briefe zugegangen mit dem Ersuchen.bis zum 16. August abends die Uniform und alle der Gesellschaftgehörenden Ausrüstungsgegenstände abzuliefern, sowie die Markenbestände und etwa eingezogenen Gelder mit der Betriebskasseabzurechnen. Am Schlüsse dieser Briefe heißt es in einer geradezubeleidigenden Weise:„Im Falle Sie dieser Aufforderung nicht ent-sprechen, werden wir die Hülfe der StaatSanwaltschast anrufen."Die Versammlung beschloß. nicht einzeln, sondernabteilungsweise und gemeinsam die Sachen bei der Gesell-schaft abzuliefern. Heut, Freitag früh, sollen die Rollkutscher, Bodenarbeiter, Paketkutscher und Schaffner in je einer Abteilung vomVersammlungslokal, Ritterstr. 76. sich nach der Paketfahrtgesellschaftbegeben und ihre Angelegenheiten ordnen.In einer Resolution taten dann die Streikenden kund, daß siefest entschlossen sind, auszuharren, allen Versuchen, ihre Einigkeit zuuntergraben, widerstehen werden und alles zu vermeiden, was gegendas solidarische Handeln organisierter Arbeiter verstößt.Genosse Werner teilte mit. daß heute. Freitagvormittag, derBeschluß der Rollkuffcher aus der Montagsversammlnng bei Kellerzur Ausführung kommen werde. Die Verzögerung entstand alleinmrch die begonnenen Verhandlungen der Spediteure mit der Paketzährt.ES handelt sich bekanntlich um die Stellungnahme der Rowkutscher zu der Zwanasabrollung von den Bahnhöfen. EineKominission der Rollkutscher und der Spediteure soll darüber beraten. Der Zentralverband wird die Zwangsabrollung für diePaketfahrt nicht dulden und die Rollkutscher sind bereit, danach zuhandeln,Genosse Werner sprach auch von neuen VermittelungsVorschlägen, die der Vertreter der Firma Schlichting u. Co. gemachthat. Es kommt nur auf die Paketfahrt an, ob Unterhandlungentattfinden sollen._Zum Lohnkampf der Glaste wurde in der gestrigen Streik-Versammlung mitgeteilt, daß der von der Freien Vereinigung derGlasermeister anerkannte neue Lohntarif zwischen beiden Organi-sationen am Sonnabend vor dem Einigungsamt des Berliner Ge-Werbegerichts rechtsverbindlich festgelegt werden soll. Bei den69 Firmen der Freien Vereinigung arbeiten bisher 328 Gehülfenzu den neuen Bedingungen. Im Streik resp. in der Aussperrungstehen noch 443 Gehülfen bei 102 Firmen. In Betracht kommendavon eigentlich nur 48 Firmen, die mehr wie zwei Gehülfenbeschäftigen, und von diesen beschäftigen wiederum nur 21 Firmenje mehr wie 10 Mann. Der Stand des Streiks wurde als eindurchaus befriedigender bezeichnet. Die Streikenden und Aus-gesperrten halten nach wie vor in voller Einmütigkeit zusammenund sind gewillt, den Kampf event. solange fortzuführen, bis diein 6 bis 8 Wochen eintretende Herbstwitterung die Unternehmervon selbst zum Nachgeben zwingt.Zu der Berichtigung resp. Erklärung der Firma Otto Siemundhaben wir zu bemerken, daß es doch sonderbar ist, wenn man be-hauptet, daß der Geschäftsinhaber von den» Inserat„keine Ahnung"hatte, es jedoch gestattet wird, daß der Meister Prinz und nochein Herr von der Firma G i l l i s ch e w s k i in dem Geschäftslokalvon S i e m u n d sich aufhalten, um arbeitsuchende Werk-zeugmacher zu engagieren.Außerdem kann doch nicht bestritten werden, daß in der„Volks-Zeitung" sowohl, wie in der„Morgenpost" arbeitslose Werkzeug-niacher aufgefordert wurden, sich in der Eisenwarenhandlung vonOtto S i e m u n d, Reinickendorferstr. 78, zu melden. Wenn nundiese Annonce ohne Wissen des Herrn S i e m u n d fein Geschäftals Arbeitsnachweis für die Firma Gillischewski bekannt macht«,warum wurden noch am Montag von der EisenwarenhandlungOtto Siemund arbeitslose Werkzeugmacher zu G i l l i s ch e w§ k igeschickt, obgleich es in dem Geschäft bekannt war, daß bei Gill:»schewski gestreikt wird?Ortsverwaltung des Deuffchen Metallarbeiter-Verbandes.Ei» neuer Jsolicrertarif. Die Isolierer Berlins hielten Mitt-woch abend bei Patt eine Mitgliederversammlung ab, in welcherein neuer Lohntarif endgültig zur Annahme gelangte, derin seinen Hauptpunkten folgendes festsetzt:„Die tägliche Arbeits-zeit von neun Stunden bleibt bestehen. Der Minimallohn fürIsolierer beträgt 70 Pf. die Stunde(nach dem alten Tarif60 Pf.) Für Hülfsarbeiter 66 Pf.(bisher 45 Pf.) Für Ueber--stunden, Nacht- und Sonntagsarbeit ein Zuschlag von 50 Prozent.Für Arbeiten in den Vororten eine Zulage von 1 M.. beziehungs-weise 1,60 M. den Tag. Für Fernorte eine Landzulagevon 3.00 M.(bisher 2,50 M.) pro Tag. Zur Saison inBade- und Kurorten sowie Ausstellungsorten eine Sonderzulage von1 M. den Tag. Führt der Hülfsarbeiter Jsoliererarbeiten selbständigaus, so ist dafür der angesetzte Lohn zu zahlen. Akkordarbeit istgänzlich ausgeschlossen. Arbeiten im Auslande(die jetzt häufig vor-kommen) unterliegen der freien Vereinbarung und hat der Unter-nehmer die Verpflichtung, stets den Isolierer auf Krankheit undUnfall zu versichern. Der Tarif tritt am 1. Oktober d. I. in Kraftund gilt bis zum 1. Oktober 1907. Die Verbandsleiwng soll beauf-tragt werden, den bestehenden Tarif zu kündigen und den Unter-nehmern den neuen Tarif zur Annahme zu unterbreiten.Folgende Zuschrift erhalten wir unter dem überflüssigen Hinweisauf Z 11 des Preßgesetzes:In der Nummer 186 des„Vorwärts" vom 11. August d. I. be-findet sich unter der Stichmarke:„Achtung, Friseur-gehülfen I" eine Veröffentlichung von tarifbrüchigen Firmen imFriseur- und Barbiergewerbe, unter welchen auch ich genannt bin.Es wird mir nachgesagt, daß ich das Gebaren meines Gehülfendem Verbände gegenüber unterstütze.— Demgegenüber erkläre ich:Es ist unwahr, daß der Meister Kaczinski das Gebaren seinesGehülfen, der nicht treu zum Verbände hält, unterstützt. Wahr istdagegen, daß der Gehülfe im Zentralverbande organisiert ist undihm in dieser Beziehung keinerlei Hindernisse in den Weg gelegtsind.— Unwahr ist auch, daß die Kundschaft durch das ausgehängtePlakat hintergangen wird. Wahr ist dagegen, daß ich bewilligt habeund auch tatsächlich den Forderungen der Gehülfen voll und ganznachkomme. Franz Kaczinski. Barbier und Friseur.Oeutfesies Reich.Der zahlungsunfähige Montantrust.Am Donnerstag sind etwa 800 Ofen- und Walzwerksarbeiterdes„Aachener Hütten-Aktien-Vereins" wegen einiger geringfügigerLohnfordernngen in den Ausstand getreten. Die Direktion lehntejede Verhandlung mit den Arbeitern, den Organisationen und auchinit der Gewerbeinspektion ab. Sie erklärt, nicht zahlen zu könnenund nicht zahlen zu wollen. Wir gaben schon in Nr. 183 ein kleinesBild von der glänzenden Lage des Unternehmens, das mit seinenIlVa Millionen Aktienkapital einen Börsenwert von 72 Millionendarstellt. Heute sei im einzelnen nachgewiesen, wie hoch die Dividendender Aktionäre wachsen müssen, ehe diese mal in die Lagekommen, einige lumpige Pfennige für die Erzeuger ihrerReichtümer abzugeben. Es erhielten die Aktionäre: 1886:26 Proz.; 1836: 26 Proz.; 1387: 20 Proz.; 1888: 17Vz Proz.;1889: 26 Proz.; 1890: 26 Proz.; 1891: 26 Proz.; 1892: 30 Proz.;1893: 20 Proz.; 1894: 20 Proz.; 1896: 20 Proz.: 1896: 30 Proz.;1897: 60 Proz.: 1398: 60 Proz.: 1899: 40 Proz.: 1900: 40 Proz.;1901: 26 Proz.; 1902: 20 Proz.; 1903: 30 Proz.: 1904: 30 Proz.;1905: 29'/, Proz.Außerdem erhielten die Aktionäre bei der Errichtung der Jnter-essengemeinschaft Schalke-Gelsenkirchen-Rothe Erde eine bare Zu-läge von 464 000 M.Und diese Leute erklären sich insolvent für höhere Lohn-Zahlungen.Die Ablöhnung der Streikenden erfolgte im Laufe des Donners-tag gruppenweise. Die Direktion hat der gesamten Arbeiterschaftdes Werkes, etwa 6000 Personen, zum 31. August gekündigt, bemerktaber, daß sie die Kündigung zurücknehme, falls sich bis dahin ge-nügend Leute melden würden, damit der Betrieb der Oefen und Walz-werke wieder aufgenommen werden könne. Von den Streikenden ge«hören 460 dem Gewerkvereine, 200 dem„christlichen" und 70 demfreien Metallarbeiterverbande an.Achtung, Metallarbeiter! Bei der Firma Konrad Stein, fMa-schinenfabrik und Eisengießerei, zu Steinbach-Micheistadti. O. sind die Arbeiter in den Ausstand getreten wegen Nicht-bewillignng der von ihnen gestellten Forderungen. Einigessollte bewilligt werden, die Leute dafür aber aus dem Verbändeaustreten, worauf diese nicht eingingen. Seit dem Ausstande ar«beiten die Arbeitswilligen von früh 6 Uhr bis 6 Uhr abends,Zuzug nach hier streng fernzuhalten.Wilder Solidaritätsstreik.Als eine E m d e n e r Firma einen Hafenarbeiter we�en Beleidi-gung eines ihrer Beamten entlassen hatte, stellten sämtliche Hafen-vrbeiter die Arbeit ein; sie beschlossen aber in einer am Abend ab-gehaltenen Versammlung, die Arbeit wieder aufzunehmen, da dieFirma sich verpflichtete, den Arbeiter binnen drei Tagen wiedereinzustellen, wenn er die Beleidigung zurücknehme; in der Ver-ämmlung wurde ausgesprochen, daß eine allgemeine Arbeitsein-tellung wegen jener Privatsache nach dem Statut des OrtsverbandeZnicht zulässig sei.Hueiand.Ein neuer Trambahnerstreik in Rom?Rom, 14. August.(Eig. Ber.)Die hiesigen Trambahner sind von neuem bereit, in Ausstandzu treten. Als sie nämlich vor genau einem Monate die Arbeitwieder aufnahmen, erklärten sie, sofort wieder zu streiken, falls dieStadtverwaltung weitere Schutzleute zum Tramdienst anlernen ließe.Nun scheint es, daß die Gesellschaft zum Lernen eine Anzahl jungerLeute zugelassen hat, die zwar nicht Schutzleute sind, denen manaber versprochen hat, daß sie nach Ablegung ihrer Prüfung alsTrambahnführer Schutzleute werden sollen. Als sich diese Nachrichtverbreitete, wollten die Trambahner gestern früh ihre Wagen insDepot führen, wurden aber von einigen älteren Genossen davon ab-zebracht. Hoffentlich werden die Streikbrecher in sxs sofort entlassen.mmit es nicht zu einem neuen für alle Einwohner der Hauptstadto schwer zu ertragenden Streik kommt.Eingegangene DmcKfdmften.Süddeutsche Monatshefte. Hest 8. Herausgegeben von P. NCoßmann. Preis pro Jahr 15 M. Quartal 4 M. Einzelhest 1,56 M.Verlag A. Bong u. Co., Stuttgart.tzrchtv sür Sozialwissenschast und Sozialpolitik. Herausgeber: W.Sombart, Max Weber und G. Jaffä. 23. Band. 1. Hest. Beilage: Rußlands Ucbcrgang zum ScheinkonstitutionalismuS. Preis 3 M. VerlagI. C. B. Mohr in Tübingen.Protokoll über die Verhandlungen der 11. ordentlichen General-Versammlung des Zentralverbandes der Schuhmacher Deutschlands.224 Seilen. Preis 15 Ps. Selbstverlag.Letzte JVachnchten und DepcfchcaDie Aussperrung beendet.Troppau, 16. August.<W. T. B.) Im Industriegebiete vonBielitz und Biala ist die Aussperrung der Textilarbeiter heut« be«endet und die Arbeit wieder aufgenommen worden. Nur in vierFabriken der Stadt Bielitz wird wegen noch bestehender Differenzennicht gearbeitet.Verantw. Redakt.: Carl Mermuth, Berlin-Rixdors. Inserate verantw.: Dt. Glocke, Berlin. Druck U.Verlag: Vorwärts Buchdr.u.BerlagSanstalt Paul Singer LcCo., Berlin 5 W. Hierzu 2 Beilagen u.Unterhaltuugsblatt