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In den Arm, so hätten wir das Schauspiel, daß in China und Persien Fortschritte im staatlichen Leben gemacht werden, während in Preußen das Dreiklassensystem geflickt wird! Amerika . Danville sJllinois). 16. August. Die Konferenz der republikanischen Partei des Kongreßwahllreises von Illinois hat ein- stimmig beschlossen, den jetzigen Präsidenten des Repräsentanten- Hauses, Joseph G. Ca nn o n, als Kandidaten für die Präsidentschaft der Unionsstaaten aufzustellen. New Uork, 17. August. Cannon erklärte in einer Rede, der Zolltarifmüsse bleiben, besonders da die Arbeiter dadurch Vorteil hätten. Cannon widmete den letzteren den Hauptteil seiner Rede, zweifellos im Hinblick auf Gompers Agitation gegen die Republikaner.(Frkf. Ztg.') Hus der Partei. Der italienische Parteitag. R o m, 17. August.(Privattelegramm.) Das Referendum über den Parteitagssitz ergab für Rom 516 Stimmen, für Modena 436. Der Parteivorstand beschloß auf Antrag mehrerer Abteilungen, den Kongreß bis zum 7., 8. und 9. Oktober zu vertagen. Zum Parteitag in Mannheim nahm am Donnerstagabend die Mitgliedschaft Altona des Parteivereins für den 8. und 16. schleswig -holsteinischen Wahlkreises Stellung. Redakteur Emil Fischer besprach eingehend die Tagesordnung de« Parteitages und befaßte sich auch mit der Haltung der auf der Konferenz der Gewerkschaftsvorstände als Redner aufgetretenen Abgeordneten in bezug auf die Beschlüsse des Jenaer Parteitages zur Frage des Massenstreiks. In der Diskussion wurden allseitig die auf dieser Konferenz geäußerten Ansichten einer eingehenden Kritik unterzogen, indem man sich auf den Boden der in Jena gefaßten Beschlüsse stellte. DerHirtenbrief" der Abgeordneten des 6., 8. und 16. schleswig -holsteinischen Wahlkreises entspreche keineswegs den Intentionen der Parteigenossen, was offen ausgesprochen werden müsse. Einstimmig lvurde eine Resolution angenommen, in der er- klärt wird, daß die Altonaer Parteigenossen nur die Beschlüsse des Parteitages in Jena in der Frage des Massenstreiks für sich als bindend anerkennen und jedeAuslegung" derselben zurückweisen. Eine Landesvcrsammlung der sozialdemokratischen Partei Ham- burgs tagte am Donnerstagabend in Tütges Etablissement in Hamburg . Den einzigen Punkt der Tagesordnung bildete der Bericht der Preßkom Mission, den wir schon auSziiglich wiedergegeben haben. Gegen die prinzipielle und taktische Haltung deSHamb. Echo' wurden Einwände nicht erhoben. Gestreift wurde auch die Frage der Verlegung und des Neubaues unseres Partei- geschäftes. Auf die Dauer sind die Räume in der Fehlandstratze zu eng, so daß sich ein Neubau nicht wird umgehen lassen. Es handelt sich aber nun darum: Wo soll später das Parteigeschäft errichtet werden? Gegen das seinerzeit ventilierte Barmbecker Projekt sprechen zu viele Gründe, vor allem die bedeutende Entfernung vom Pulsschlag der Großstadt" und der Verkehrseinrichtungen. Dann wurde die Wahl der Mitglieder zur Preßkommission vollzogen. Zum Mannheimer Parteitag. Es wird bekannt, so schreibt die Franks.Volksstimme', daß nach dem Wortbruch der Mannheimer Stadtgewaltigcn in der Lokalangelegenheit des Parteitages nun auch in Heidelberg staatserhaltende Kräfte am Werke sind, um die für einen Abend der Parteitagswoche geplante festliche Beleuchtung des Heidelberger Schlosses zu hintertreiben. Man sieht, dasliberale" Baden geizt nach dem Ruhme des reaktionären Altenburg , dessen Regierung im vorigen Jahre bekanntlich dem Jenaer Parteitage den Besuch der Leuchtenburg unmöglich machte. Im übrigen brauchte der Parteitag nicht zu trauern, wenn die mehr spießbürgerlichem, als künstlerischem Naturgenuß entsprechende bengalische Schloßbeleuchtung wegfiele. Ein Nachmittag im Heidelberger Grünen ist unendlich schöner und geschmackvoller, als die Illumination der Ruine. poltzeiliches, ßericbtllrhcs utw. Die russische Schandwirtschaft in deutscher Hut. Die Magdeburger Volksstimme" meldet: Als Herr Stolypin , der russische Ministerpräsident, die Duma nach Hause geschickt hatte, erließ er an die Gouverneure ein Rund- schreiben, in dem er verschiedene Maßnahmen zur Aufrechterhaltung derOrdnung" empfahl. DieVolksstimme" druckte dieses Rund- schreiben ab und gab ihrer Vermutung über die Aufnahme, die es in Rußland finden werde, Ausdruck, indem sie Stolypin alsreif für die rächende Bombe" bezeichnete. Darin sieht nun die Magde« burger Staatsanwaltschaft die Aufforderung zur Begehung einer strafbaren Handlung(§ III des Strafgesetzbuchs), und sie beabsichtigt, Anklage gegen unseren Redakteur, den Genossen Wittmaack, zu er- erheben. Die preußische Justiz sollte doch eigentlich an dem Königsberger Prozeß genug haben I... Der empfindliche Stadtrat. Der Rat der Stadt Chemnitz hat Strafantrag gestellt gegen den Verantwortlichen derVolks- st i m m e', Genosten Mendel. Durch eine Notiz in Nr. 143 deS Chemnitzer Parteiblattes fühlt sich der Rat in seiner Ehre schwer gekränkt. Jedenfalls geht der Strafantrag vom Oberbürgermeister Dr. Beck aus. von dem in der Notiz gesagt wird, er betone bei Gelegenheit mit öliger Salbung, daß den ärmeren Mitbürgern Wohl- wollen gezeigt wird. Daran knüpfte sich eine Kritik, in der eS u. a. hieß, daß man die Reden und die sozialpolitischen Taten der Be- sitzenden richtig zu beurteilen verstehen müsse. SewerKseKaftlieKes. Gewerkschaftliche Uuterrichtskurse. Vor uns liegt das Programm der gewerkschaftlichen Unterrichtskurse, die, von der Generalkommission veranstaltet, am kommenden Montag ihren Anfang nehmen. Wir sehen daraus, daß die Gewerkschaftsbewegung bereits die vom Genossen Bringmann vermißte Theorie hat; natürlich nicht in dem Sinne, daß sie eine andere Gesellschaftslehre ausstellt, als die bahnbrechenden Theoretiker des Sozialismus sie fanden. Aber eine Theorie der Gewerkschaftstaktik ist natürlich vorhanden und muß vorhanden sein, wenn nicht der Gewerkschaftsführer planlos von Fall zu Fall sich mit den Verhältnissen abfinden soll, ohne festes Ziel vor den Augen, ohne die Wirkung seiner Maßnahmen übersehen zu können. Wie wir das Programm der Unterrichtskurse vor uns sehen, scheint es wohl geeignet, der Gewerkschaftsbewegung Segen zu bringen. Es schafft nicht neue Waffen im Kampfe mit dem Kapitalismus, aber es schärft die vorhandenen, macht sie schneidiger in der Hand der Kämpfer und die Kämpfenden gewandter in ihrer Handhabung. Genosse Legten wird reden über: Geschichte und Theorie der deutschen Gewerkschafts- bewegung. Paul U m b r e i t über: Die gegneri- schen Gewerkschaften in Deutschland . Eduard B e r n st e i n behandelt: Die Gewerkschafts- bewegung im Auslande. Ueber Versichern ngs- gesetzgebung sprechen Gustav Bauer und Robert Schmidt . Den Arbeiterfchutz behandelt abermals U m b r e i t. Ueber den gewerblichen Arbeits- vertrag spricht K a tz e n st e i n, über National- VerantW.Nedakt.: Carl Mermuth, Berlin -Rixdorf. Inserate verantw ö k o n o m i e Max Schippet, über Kartelle und Unternehmerve reinigungen Richard C a l w e r, Max Schippe! wird außerdem in die S t a t i st i k ein- führen und Johannes Sassenbach in die Gewerk- schaftliche Literatur. Gewissermaßen programmatisch für den geistigen Inhalt der Kurse scheint uns der Punkt 10 des Legten schen Vortrags- kursus zu sein, den wir deswegen wiedergeben. Er lautet: Die Theorie der Gewerkschaftsbewegung. Die Gewerkschaften haben ihre Aufgaben innerhalb der bürger- lichen Gesellschaften zu erfüllen. Sie wirken in ihren Be- strebungen dahin, daß die Produktion(der Fabrikbetrieb) vom Absolutismus zur Konstitution und schließlich zur Demokratie kommt. Indirekt wirkt so ihre Tätigkeit auch auf die Demo- kratisierung des Staatsorganismus hin. Die Gewerkschaften können offiziell als geschlossene Organisation keiner politischen Partei angehören. Sie sind aber bei Erreichung ihrer Zwecke au die Mitwirkung der sozialdemokratischen Partei angewiesen und haben deshalb diese Partei als ihre politische Vertretung anzuerkennen und zu unterstützen. Das aus dem Programm der Kurse. Es ist ein für die Arbeiterbewegung erfreulicher Fort- schritt, daß fast genau in demselben Moment Partei und Ge- werkschaften das Bedürfnis nach theoretischer Vertiefung im deutschen Proletariat so sehr empfinden, daß beide sich ent- schloffen haben, ihm Rechnung zu tragen. Wir beglückwünschen beide zu diesem Schritt I_ Berlin und Umgegend. Zum Streik bei der Paketfahrt. Die Streikenden lieferten gestern, Freitngmorgen, ihre Sachen wie Uniformen. Marken und dergl. bei der Gesellschaft ab und zwar abteilungsweise, wie verabredet. Zur Verwunderung der Streikenden mischte sich auch da die Polizei hinein und wo zwanzig oder dreißig beisammen waren, da war sie mitten unter ihnen und verlangte, daß sich ein solcher Trupp in drei Teile, die Ritter- straße entlang bewege, sodaß man glauben konnte, die Arbeiter seien Staatsbürger zweiter Klasse, wenn nicht gar Verbrecher. Auf dem Hofe der Paketfahrt hatten die Arbeiter die Augen offen und konnten wahrnehmen, daß die Versicherungen der Gesellschaft, der Betrieb werde bald wieder im besten Gange sein, recht unbe- gründet sind. Es herrscht gegenwärtig eine große Unsicherheit im Betriebe, die für die Kundschaft oft geradezu abschreckend ist. Ein Rollkutscher traf auf dem Hofe ein und wurde gefragt, wo er seinen Wagen habe:Auflm Bahnhof", so antwortete er kurz, und fügte zornig hinzu:Warum habt Ihr mir nicht gesagt, daß ich hier Streikarbeit tun soll; jetzt holt Euch Eure Sachen selber!" Manchen der Streikenden wurden gute Worte gegeben und bedauert, daß Leute, die viele Jahre so treu im Dienste standen, plötzlich zu streiken anfingen; aber es ließ sich niemand betören. Von verschiedenen Seiten haben die Streikenden gute Winke bekommen, daß es im inneren Betriebe sehr schlecht bestellt sei, was natürlich immer ihren guten Mut noch stärkte. Sie wissen alle, daß sie nur noch eine Weile ausharren müssen. A. Werner berichtete in der letzten Versammlung über die Verhandlungen der Kommission der Rollkutscher und der S p e d i t e u r e, die am Vormittag in derVurgstraße zusammengetreten war. Den Vorsitz führte Kommerzienrat Jacob. Der Zentral- verband machte seine Forderung geltend, daß die Zwangsabrollung von den Bahnhöfen für die Pakelfahrt nicht statthast sei und Maß- regeln dagegen ergriffen werden würden. Herr Jacob erklärte, daß die Spediteure kein Interesse daran hätten, der Paketfahrt- gesellschaft Dienste zu leisten und sie erkennen die Forderung des Zentralverbandes als berechtigt an, soweit die Paketfahrt selbst in Betracht kommt. Dagegen werden Aufträge, die direkt von der Kundschaft der Paketsahrt kommen, erfüllt werden und man werde sich bemühen, dre Aufträge auch gut auszuführen aus Geschäfts« interesse. Die Unterhandlungen dauerten zwei Stunden, und es kam auch die Rede auf die schwarzen Listen. Man hatte nämlich die Arbeiter damit schrecken wollen, daß sie nirgends eine Stellung finden würden. Die Spediteure wollten aber von schwarzen Listen nichts wissen, obgleich die Paketfahrt es wünschte. Darüber haben die Streikenden so eine eigene Meinung. Sie glauben auch nicht an die schwarzen Listen, denn sie haben die Erfahrung gemacht, daß Leute von der Paketsahrt gern genommen werden.Sie waren bei der Paketsahrt? na, da können Sie ja arbeiten," heißt es nicht selten. Es ist bekannt, wie schwer die Leute da arbeiten müssen. Ein Vertreter der Hausdiener und Packer brachte den Streikenden die Versicherung der Sympathie und vollen Unterstützung von feiten seiner Organisation, was mit Befriedigung aufgenommen wurde. Die Bautischler haben in den letzten Wochen in allen vier Organisationsbezirken Berlins Branchenversammlungen abgehalten, teils um über die Abschaffung von Mißständen im Berufe, besonders des Zwischenmeistertums, zu beraten, teils um Vorbereitungen zur Tarifbewegung zu treffen. Die Branchenversammlung für den 1. Bezirk, die am Donnerstag im Hofjäger-Palast in der Hasenheide stattfand, war so zahlreich besucht, daß der. große Saal fast bis auf den letzten Platz besetzt war. Der Branchcnleiter Reiche sprach über die Frage: Wie stellen wir uns zu den Fiühlingsmeistern in unserem Berufe? Es handelt sich hierbei umMeister", die in Stall, Küche, Keller oder in anderen unzweckmäßigen Räumen für andere wirkliche Arbeitgeber Arbeit, wenn nicht zu geringerem, so doch zum selben Preise herstellen, wie die Gesellen in der Werkstatt. Sie tzeben noch Leim und andere Zutaten darauf und ihr einziger besonderer Vorteil sind die Holz- abfülle. Besonders lästig und schädlich ist diese Konkurrenz den Werkstattarbeitern dadurch, daß jene Leute meistens gerade die Ar- beiten erhalten, woran an» meisten verdient wird, für die Werkstatt- arbeiter aber nur die minder vorteilhafte Arbeit übrig bleibt. Es gibt allerdings auch Zwischenmeister, die in eigenen Werkstätten an 26 und mehr Gesellen beschäftigen und den Tarifvertrag anerkannt haben. Gegen sie vorzugehen, liegt im allgemeinen keine Ursache vor. Es müßte jedoch verlangt werden, daß st ä d t i s ch e Arbeiten von den Unternehmern ausgeführt werden, die sie übertragen er­halten. Allgemein war aber die Versammlung der Uebcrzeugung, daß mit den eigentlichen.Frühlingsmeistern' aufgeräumt werden muß. Ebenso stimmten alle Diskussionsredner dem Referenten darin bei, daß der Tarif, der zum Januar abläuft, dringend der Verbesserung bedarf. Die Branchen- kommission hat bereits einen bis ins kleinste ausgearbeiteten Entwurf fertiggestellt, der noch den Verlrauensmännersitzungen und Branchenversammlungen zur Begutachtung vorgelegt werden wird. Ferner sind Werkftattsragebogen ausgegeben worden, die, gewissen- hast ausgefüllt, bis Sonnabend wieder abgeliefert werden sollen. Die Versammlung befaßte sich dann mit der Frage einer besseren Regelung der Abschlagszahlung bei der Akkordarbeit. Es wurde hierbei allgemein erklärt, daß die üblichen Sätze von 27 und 36 M. die Woche bei den teuren Lebensverhältnissen keines- Wegs mehr ausreichen und mindestens 33 und 36 M. gezahlt werden müssen, was bei der andauernd guten Konjunktur auch nicht schwer zu erreichen sein wird und allgemein verlangt werden soll. Schließlich wurde es in der Versammlung scharf gerügt, daß einzelne Kollegen eS sind freilich nicht viele mehr noch ,mmer statt deS Vorwärts' die.Morgenpost' und dergleichen Blätter halten. Der Verband der Schmiede hat, wie gestern berichtet, die Streitigkeiten mit den Jnnuiigsmeistern über den Arbeitsnachweis in der Mulackstraße durch einen Vergleich zu erledigen gehofft. Am Donnerstag abend hatte der Gesellenausschuß mit dem Jnnungs- vorstand eine gemeinsame Sitzung und machte entsprechende Vor- schlüge nach den Beschlüsse» der letzten Versammlung. Der JnnungS- : Dt- Glocke. Berlin . Druck u. Verlag: Vorwärts Buchdr. u. VerlagsanMj borstand lehnte alle Vorschläge ab und am''nächsten Donnerstag wird eine Versammlung der Gesellen endgültige Ent- scheidungen in dieser Angelegenheit treffen. Verbandstreue Schmiede dürfen nur den Arbeitsnachweis in der S t r a l a u e r st r a ß e 48 benutzen._ Achtung, Friseurgehülfen! Die Differenzen bei Puff, Löwestr. 26 und P r e u t s ch a ck. Lübbenerstr. 28, sind beigelegt. Die Firma Friedrich, Charlotten- bürg, Nehringstr. 29, ist für unsere Mitglieder bis auf weiteres gesperrt. Verband der Friseurgehülfen Deutschlands , Zweigverein Berlin und Vororte. I. A.: Paul Licre. Zur Erklärung. In Nr. 196 desVorwärts' teilt Herr K a c z i n s k i, Emdcnerstraße 16, mit, daß seine Gehlllfen im Zentralverband organisiert sind. Demgegenüber erklären wir, daß Herr Kaczinski die Forderungen der Gehülfen bei uns weder unter« schriftlich anerkannt hat, noch, daßsein" Gehülfe bei uns Mit- glied ist. Die vom Lokalvcrband gesperrten Geschäfte gelten auch für unsere Mitglieder als gesperrt. Verband der Friseurgehülfen Deutschlands , Zweigverein Berlin und Vororte. I. A.: Paul Liere. Erklärung. Gegenüber der Erklärung des Meisters KaczinSki', Emdenerstr. 16. halten wir das aufrecht, was in dem Artikel der Nr. 185 desVorwärts" gesagt ist. Die Firmen in derselben Nummer bleiben nach wie vor für Friseurgehülfen gesperrt. Nur da sind or- ganisierte Gehülfen beschäftigt, wo die Kontrollkarte vorhanden ist. Verband deutscher Barbiere, Friseure und Perückenmachergehülfen Berlins . Schillingstr. 15/16. Achtung! Textilarbeiter! Der Streik in der Teppichfabrik Protzen u. Sohn scheint jetzt eine Wendung zu nehmen. Die Firma versendet an ihre Arbeiter und Arbeiterinnen ein Zirkular, worin dieselben ermahnt werden, wieder zur Arbeit zurückzukehren, natürlich unter den alten Bedingungen. Auch würden die Arbeiter, wenn sie bis Sonnabend die Arbeit nicht aufgenommen haben, als entlassen betrachtet und die Papiere auf dem Amtsbureau nieder- gelegt werden. Nach erfolgter Aufnahme will man angeblich unter- handeln. Diese Tricks sind schon von anderen Unternehmern" an- gewandt worden, so daß wir aus Erfahrung wissen, wohin man damit zielt. Ist es erst gelungen, die Arbeiter dadurch kopfscheu zu machen, so ist der Ausgang des Lohnkampfcs ein zweifelhafter. Will man seitens der Firma unterhandeln, so sind die Arbeiter gerne bereit dazu; aber gerade die ablehnende beleidigende Haltung der Firma ist der Ausgangspunkt des Kampfes gewesen. Besonders bemüht ist man, durch Inserate in derBerliner Morgenpost " tüchtige geübte Arbeiter und Arbeiterinnen heranzulocken. So haben sich denn einige dazu Auserkorene besonders berufen gefühlt, den Betrieb zu retten. Besonders ein Meister scheint sich besondere Gunst er- werben zu wollen; vielleicht bleibt der wohlverdiente Lohn nicht aus. Durch Inserat verlangt man geübte und tüchtige Leute bei hohen Löhnen. Glaubt man etwa, es sind hohe Löhne, wenn man Leute mit 6 bis 12 M. entlohnt. Es würde sich empfehlen, wenn man von feiten der Firmenleitcr einmal einen Versuch macht, mit solch hohen Löhnen auszukommen, dann erst würde man ein Bild der heutigen Lebenshaltung bekommen und die Schlagworte, hohe Löhne, würden bald verschwinden. Es gilt also vor allen Dingen. den Zuzug fernzuhalten; dazu bedarf es der Mitwirkung aller Ar- bciter und Arbeiterinnen. Vom Ausgang dieses Kampfes hängt die Existenzfrage aller hiesigen gleichartigen Berufskollegen und Kolleginnen mit ab. Zentralverband deutscher Textilarbeiter, Ocutkches Reich. Warnung. Da der Streik bei der Firma Rheinische Möbelstoff- Weberei vorm. Dahl u. Hmische, Barmen, welcher schon fünf Wochen währt, noch nicht beigelegt ist, aber der Scharfinacherverband im In- und Auslande durch Annoncen und Agenten Streikbrecher zu werben sucht, ersuchen wir alle Kollegen, ein offenes Auge darauf zu haben und bitten alle arbeiterfteundlichen Blätter des In- und Auslandes um Abdruck dieser Zeilen. Alle Anfragen sind zu richten: an das Streikbureau, Barmen, Restaurant Hildebrand, Alleestr. 42. Achtung! Schuhmacher. Der Streik in der' Schuhfabrik von Dorndorf u. Comp, zu Breslau dauert unverändert fort. Verhandlungen haben zu keinem Resultat geführt. Die Streikenden haben das Gewerbegericht als Einigungsamt angerufen und werden sehen, ob die Firma dort erscheint. Die Haltung der Ausständigen ist musterhaft. Sollte die Firma einen weiteren ablehnenden Stand, Punkt einnehmen, wird die Organisatton den Zweigbetrieb in Wald« heim ins Bereich ihrer Betrachtung ziehen müssen. Von den Streikenden sind keine abgefallen. Vor Zuzug wird gewarnt. Zentral-Verband der Schuhmacher. filuslund. Der Mühlenarbelterstreik in Budapest ist beendet. Zwischen den ausständigen Arbeitern und den Verwaltungen der Mühlen ist eine Vereinbarung zustande gekommen. Die Arbeiter nehmen heute früh in allen Mühlen die Arbeit wieder auf. Letzte JVachnchten und Depefchca In gefährlicher Situation. KSln, 17. August. (W. T. B.) DieKölnische Zeitung ' meldet auS Brüffel. Vor 7 Tagen wurden in dem Vorort Uccle durch den Einsturz eines Brunnens 3 Arbeiter verschüttet. Diese 3 Ar- bciter sind noch am Leben. Auf die Zeichen, die ihnen gestern durch Klopfen gegeben wurden, vernahm Man deutliche Anttvortzeichen. Umwandlung der Todesstrafe in zwanzigjährige Zwangsarbeit. Sewastopol,� 17. August. (W. T. B.) Der Oberkomman- dierende der Schwarzmeerflotte hat bei vier Angeklagten, die wegen der Unruhen im November zum Tode verurteilt worden waren, die Todesstrafe in zwanzigjährige Zwangsarbeit umge- wandelt, im übrigen aber die gefällten Urteile bestätigt. Nischni Nowgorod , 17. August. (W. T. B.) In das Kontor der Reedereigescllschaft Stadejda drangen heute abend sechs mit Re- volvern bewaffnete Personen ein, überwältigten den diensthabenden Polizeibeamtcn, raubten aus der Kasse 16 666 Rubel und entflohen mit dem Gelde. Einer der'Beteiligten ist mit einem Teil des Geldes gefaßt, von den anderen hat man keine Spur. Der Gou- verneur hat die Bildung von ständigen Kosakcnwachtabteilungen zum Schutze der Masse angeordnet. Verheerendes Erdbeben in Südamerika . New A-rk, 17. August. (Auf deutsch -atlantischem Kabel.) Hier eingetroffene Kabelmeldungen besagen, daß Valparaiso (Chile ) durch ein Erdbeben heimgesucht worden ist. Viele Personen seien getötet und viele verletzt. Alle Gebäude seien beschädigt und in allen Teilen der Stadt wüteten Feuersbrünste. Die Kabelverbindungen nach den südamerikanischen Punkten seien zerstört; nur die Ver« bindung via Lissabon sei offen. New Dork, 17. August. (Auf deutsch -atlantischem Kabel.) Die Central Southamcrican Telegraph Company hat die Verbindung mit Valparaiso wieder hergestellt. Ein hier von dort eingegangenes Telegramm besagt, daß Teile der Stadt die ganze Nacht hindurch brannten und daß Hunderte von Menschen unter Trümmern be« graben seien. Kaul Singer LcCo., Verlin S1V. Hierzu 3 Beilagenv.UnterhaltungStlatt