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Br. 205. 23. Jahrgang. 1. Beilage des Vorwärts " Berliner Volksblatt.

Dienstag, 4. September 1906.

Die Wahlkreiseinteilung Berlins für fiegen fönnen, da wir schon bei der letzten Wahl fast die Hälfte aller Sozialdemokratie. Denn ohne Gewerkschaften ist ein sieghafter die nächsten Landtagswahlen. Das neue Gesetz betreffend die Landtagswahlkreise in Preußen Streifen I bis IV und VIII; im XII. Streise zählten wir ebenso viel Weniger als ein Drittel aller Wahlmänner erhielten wir in den teilt bekanntlich Berlin in zwölf Wahlbezirke mit je einem Ab- Wahlmänner wie die Freisinnigen; 30,8 Prozent entfielen dort auf geordneten. Im folgenden ist der Versuch gemacht, ein Bild der Ver- die Konservativen und sonstige, von den Wahlvorständen meist als teilung der Wahlmänner auf diese zwölf Bezirke nach dem Ergebnis umbestimmt bezeichnete. In der dritten Abteilung erzielten wir, der Wahl von 1903 zu geben. Zu diesem Zweck mußten die da- abgesehen vom I. und II. maligen Urwahlbezirke mit Hülfe der Stadtbezirkseinteilung auf die 40 Proz. in diesen beiden Kreisen springt die Zahl gleich auf 80 Proz. Kreise, gute Resultate. Bon neuen Bezirke verteilt werden eine umständliche Arbeit, die im III. Streise; die höchste Ziffer( 95,5 Proz.) entfällt für die dritte aber nur in einem Fall eine fleine Schwierigkeit bot, wo ein Abteilung auf den VI. Kreis. Jm IX. und XI. Kreise, in denen Urwahlbezirk auf zwei der neuen Wahlkreise verteilt werden das Gesamtresultat am günstigsten, brachte es die dritte Abteilung mußte. Das Material für die einzelnen Urwahlbezirke ist nicht mit nur auf 88,6 und 90,6 Proz.; in beiden Kreisen würde es bei absoluter Sicherheit zu erhalten; doch sind die Fehler nur flein und gleichen Erfolgen in der zweiten und ersten Atbeilung genügen, den ohne Einfluß auf unsere Endbetrachtung; einzelne fleine Ungenauig- Rest der dritten zu gewinnen. feiten machen sich, in der Tabelle durch*) gekennzeichnet, bemerkbar,( IX. und XI.) ist der Erfolg in der ersten und zweiten In diesen beiden Kreisen wo die Zahl der Wahlmänner in der ersten und dritten Abteilung Abteilung bei weitem am nicht miteinander übereinstimmt. Unter den von den Wahlvorstehern sind nahezu gleich, 9,5 in der ersten, 41,6 Proz. in der größten gewesen; die Ziffern als Wahlmänner ,, unbestimmter Parteirichtung" die in unserer Tabelle mit den wenigen zersplitterten zusammen entfernt heran; von ihnen brachte es der XII. Kreis mit 18,7 Prog. bezeichneten, zweiten Abteilung. An diese Zahlen reichen die anderen Kreise nicht unter sonstige" aufgeführt sind, befanden sich, offenbar eine ganze in der zweiten Abteilung und der V. Kreis mit 3,4 Proz. in der Anzahl Sozialdemokraten; denn während der Bericht des Wahl- ersten Abteilung am höchsten. Im I. Kreis wurden weder in der vorstehers zum Beispiel im alten dritten Wahlbezirk nur 1034 fozial- ersten noch in der zweiten Abteilung sozialdemokratische Wahlmänner demokratische Wahlmänner als gewählt aufführte, erhielten unsere gewählt. Genossen dort bei der Abgeordnetenwahl 1100 Stimmen! allgemeinen dürften also die von uns gegebenen Prozentzahlen der fozialdemokratischen Wahlmänner etwas zu niedrig sein. Bur Orientierung geben wir zunächst einen Ueberblick der neuen Landtags

Die letzte Spalte zeigt, daß wir im IX. und XI. Wahlkreise Klassenkampf und dessen Klarsten und entschiedensten Vertreter, die Wahlmänner stellten.

wahltreise; es umfassen:

Neuer

Stadtbezirke

Wahl­

freis

I

31-49, 56a- 61, 283-284b

II

6-30, 50-55, 57-60, 62-65

III

82-85, 97-101, 120-144

IV

66a- 78c, 114-119

79-81, 86-96, 102-113 b

VI

VII

VIII

IX

X

XI

XII

147-156, 159, 161-179 a 157, 158, 160, 179 b- 181d, 189a- 192,

193b und c

1-5, 145, 146, 182-188, 193 a, 194-208, 218-226, 228-231, 237-243

244-250, 254 a, 254 c, 254 e, 320a- 324 209-217, 227, 232-236, 251-253, 254b,

255-282, 305

306-308 b, 310-319, 325-326 b 285-304, 309

Im

Teile bom Reichstags­wahlkreis

Beeskow

Klassenkampf unmöglich. Könnten auch die Gewerkschaften, eben­daß sie die Gesamtheit des Proletariats umfassen, die durch die sowenig wie irgend eine andere Organisation, jemals dahin kommen, fapitalistische Tretmühle unfähig gemacht werden, sich zu organi fieren, so bilden die Gewerkschaften doch diejenige Form, die am ehesten imstande ist, alle organisierbaren Elemente des Proletariats Grade als die politischen Organisationen fönnen sie zu Massen­zu gemeinsamem Wirken zusammenzufassen. Jn viel höherem organisationen werden, und ohne sie ist es unmöglich, daß der kämpfende Teil des Proletariats das Maximum an Kraft und Schlagfertigkeit erhält, dessen er fähig ist. fampfes die Gewerkschaften ausschließt, baut sie sich vielmehr auf Weit entfernt also, daß die Theorie des proletarischen Klassen= ihnen als einem unentbehrlichen Faktor dieses Kampfes auf. Das ist keine neue Theorie, das ist eine Auffassung, so alt wie den Genossen Bringmann darauf verweisen, daß ich im Januar der Marxismus , zu der auch ich mich stets bekannt habe. Ich darf in den Augen mancher Parteigenossen die Aussichten für die Ge­1894, in einer Zeit wirtschaftlicher Decadence in Deutschland , als werkschaften sehr trübe waren, daß ich damals auf das entschiedenste vor jeder Unterschätzung der Gewerkschaften warnte, ihr Wachstum prophezeite und ihre Unentbehrlichkeit für den Klassenkampf und unsere Partei hervorhob.( In der Nenen Zeit", XII, 1, G. 577 ff. in Berlin auf einem völlig neuen Gebiet und unter den er- sation des Kapitals und die Gewerkschaften). Auch heute können wir sagen, daß das Wahlergebnis von 1903 in dem Artikel: Kapitalismus fin de siècle. IV. Die Zentrali­schwerendsten Verhältnissen ein anerkennenswertes war; die Wahlen von 1908 müssen sich zu einem noch wuchtigeren Protest gegen das Dreiklassensystem gestalten!

Partei und Gewerkschaft.

"

Genosse Kautsky hat zu diesem Thema in den Heften 48 und 49 der Neuen Zeit" drei Aufsäße veröffentlicht, von I, II, Teltow denen wir nachstehend das Wesentlichste wiedergeben. Sie fnüpfen zunächst an die Kritik an, die an Genosse Kautskys Stellung zu den Gewerkschaften auf der Gewerkschaftskonferenz geübt wurde und erweitern sich dann zu einer grundsäglichen Behandlung des Themas. Kautsky schreibt also:

I, II III, IV II, III III, IV IV

IV, V, Nieder­Barnim

Die Theorie, auf deren Boden ich mit der ganzen radikalen Gruppe in der Partei" stehe, die marristische Theorie des Klassen­fampfes, ignoriert nicht nur nicht die gewerkschaftliche Tätigkeit, sondern betrachtet sie als ein wichtiges, ja unentbehrliches Moment I, IV, V, VI bes proletarischen Klaffentampfes. Schon vor dem Kommunistischen VI Manifest haben Friedrich Engels in seiner Lage der arbeitenden Klasse in England" und Mary in seinem Elend der Philosophie " die Grundlagen zu einer Theorie der gewerkschaftlichen Tätigkeit gelegt, beide haben dann ihre Auffassung vertieft und vervollkommnet und in der Internationale ihren Grundsätzen entsprechend die moderne internationale gewerkschaftliche Bewegung begründet. Und nur durch die Theorie des Klassentampfes wird die gewerkschaftliche Bewegung verständlich.

VI

VI VI

In der großen Tabelle ist für jeden dieser zwölf Kreise zunächst die Zahl der Wahlmänner der einzelnen Parteirichtungen in jeder der drei Abteilungen angegeben; die fettgedruckten Ziffern geben die Summen für die drei Abteilungen, also die für die Ab­Allerdings ist nicht jede gewerkschaftliche Bewegung von vorn geordnetenwahl maßgebenden Zahlen. In einigen Urwahl herein schon ein Klassenfampf. Sie entspringt mit Naturnotwen Bezirken wurden wegen Nichterscheinens von Wählern Wahl- digkeit dem Klaſſengegensatz zwischen Kapital und Arbeit, aber die männer nicht gewählt; die Zahl der so ausgefallenen ist aus diesem Gegensatz entspringenden Kämpfe werden erst zu wirk­in der Spalte Nicht gewählt" verzeichnet. Fast alle entfallen lichen Klassentämpfen, wenn das Klassenbewußtsein erwacht und sie auf die erste Abteilung, nur im II. Streis sind seltsamerweise in lentt; wenn die Kämpfenden das Bewußtsein erhalten, daß es nicht einem Urwahlbezirk leine Wahlmänner in der dritten Abteilung bloß zufällige oder willkürliche Faktoren sind, die sie bekämpfen, gewählt worden! Es ist ein Urwahlbezirt, der die Kanonierstraße daß sie nicht bloß für sich kämpfen, sondern auch für ihre Klassen­zwischen Jäger- und Französischestraße und Teile dieser beiden genossen, daß diese ihrerseits auch an dem Siege ihrer Kameraden Straßen selbst umfaßt. In der vorlegten Spalte ist die Summe interessiert sind, und daß ein endgültiger Sieg über den Gegner nur aller Wahlmänner, in der legten die Zahl der sozialdemokratischen möglich ist als Sieg der gesamten Klaffe. in Prozenten gegeben.

I.

II.

123

1231

III.

Sa.

IV.

1235

123

86

145

28

V.

13

Sa. 288

147

4.

1231

VI.

Sa.

1235

-

124

-

-

3

000

2133

2533

Soz dem. in Proz.

-

1.2

Bezirk Abt.

Frei Konser Soz. Son­finn vativ dem. stige

Nicht

ge= Summa wählt

124

15

26

4 169

124

22

20

69

10

166 169

40.8

Sa.

334

41

69

56

4 504

13.7

127

33

22

3

185

134

31

3

13

82

18

73

10

181 185

1.7

39.5

343

82

76

45

551

13.7

152

-

167

1.8

13

-

167

7.8

133

167

79.6

Sa.

325

149

24

501

29.8/

136

4.

2

22

-

164

1.2

139

8

2

11

160

138

164

12 142

46

488

84.3 29.1

2

6

15

6 176*)

3.4

133

32

18

183

165

13

178

280

2

203

46

6

537

17.5 92.8 37.8

184

10

2

18

1

174

1

29

9

-

215*) 213

4

1

204

6

214

0.9 13.6 95.5

Sa.

362

11 235

33

1

642

36.6

117

4

1

10

134

0.7

102

3

24

134

17.9

6

126

134

Sa.

225

7 151

17

402

265

25

2

19

313)

273

20

10

313

30

278

-

314

568

45 290

35

940

108

5

14

19

1

69

2

61

14

-

3

132

14

-

147*) 146 149

Sa.

180

7 207

47

442

227

32

6

52

6

220

28

48

26

323*) 322

40

4 269

12

325

Sa.

487

64 323

90

970

33.3

85

8

11

12

4

43

8

47

15

115*) 113

9.6

105

11

-

116

41.6 90.6

Sa.

128

11 163

38

4

344

47.4

139

37

4

18

203*)

2.0

63

89

38

13

-

203

18.7

8

20 168

6

202

210 146 210

37

608

83.3 34.6

VII.

VIII.

IX.

X.

XI.

XII.

1235

Sa.

123 123

123 123

128

9

Sa.

-

-

152

1060

222IN.

9

55

94.3 37.6

0.6 3.2 88.1 30.9

9.5 41.7 88.6 46.9 1.8 15.0 82.9

-

Es ist also umgekehrt, wie es Bringmann darstellt: weder ich noch sonst einer der Marristen hat jemals die gewerkschaftliche Be wegung an sich außerhalb des Klassentampfes gestellt. Wir haben bloß von einer bestimmten Form der gewerkschaftlichen Bewegung ausgesagt, daß sie außerhalb des Klassentampfes, steht, ja ihn hemmt, und das ist jene zünftige Form, die sich selbst außerhalb des Klassenkampfes stellt, von ihm nichts wissen will. Das ist aber gerade jene Form der gewerkschaftlichen Bewegung, die wir be­fämpfen und bekämpfen müssen. Je tiefer man durchdrungen ist von der Bedeutung der Gewerkschaften, je mehr man erkennt, daß ohne sie ein erfolgreicher Selassenkampf nicht möglich ist, je flarer man endlich sieht, daß die Haltung der Gewerkschaften gegen­über dem Klassentampf nicht notwendigerweise von vornherein ge­geben ist und daß sie sehr viel von äußeren, namentlich politischen Einflüssen abhängt, desto energischer muß man in ihnen alle Ten­denzen und Anfäße zu zünftiger Beschränktheit und exklusivem Aristokratentum bekämpfen.

Dies die Anschauungen von Klassenkampf und Gewerkschaften, denen ich anhänge. Sie haben offenbar nicht das mindeste gemein mit jenen, welche auf der Konferenz als die meinen ausgegeben wurden, um dadurch den Marxismus zu kompromittieren." ( Schluß folgt.)

Aus der Partei.

Zum Parteitag.

In einer Parteibersammlung des 16. sächsischen Reich 8. tagswahlkreises( Chemitis) wurden zum bevorstehenden Parteitag in Mannheim folgende Anträge angenommen:

Die Parteiversammlung des 16. sächsischen Reichstagswahlkreises beantragt, der Parteitag wolle beschließen: dem Verlag und Herausgeber der Maizeitung" einen Tadel für die ganz unwürdige Ausstattung dieser Zeitung auszusprechen und den Barteivorstand aufzufordern, für eine der Partei würdigere Aus­gestaltung der Maizeitung" besorgt zu sein.

"

Der Barteitag wolle beschließen: Auf die Tagesordnung des nächsten Parteitages die Alkoholfrage" zu setzen. Der Parteitag wolle beschließen: Der nächste Parteitag findet in Chemniz i. S. statt.

Bartciliteratur.

Führer durch die Militärpensionsgesetze. Bereits vor längere Zeit fündigten wir einen Leitfaden durch obige Gesetze an. Die Arbeit ist soeben von der Buchhandlung Vorwärts in Berlin heraus: gegeben.

Zwischen den politischen und den gewerkschaftlichen Organi­fationen des Proletariats besteht nun der Unterschied, daß die ersteren von vornherein dem Klassenkampf dienen und daher not­wendigerweise früher oder später eine Schule des Klassenbewußt­feins werden, wenn sie ihm nicht direkt entspringen, indes das bei den Gewerkschaften nicht notwendigerweise der Fall ist. Im Staate stehen dem Proletariat nicht einzelne Kapitalisten oder Kapitalisten gruppen gegenüber, sondern die Herrschergewalt ganzer großer Durch die Gesetze vom 31. Mai 1906 über die Pensionierung Klassen; und die Macht des Staates erstreckt sich nicht bloß über ein der Offiziere sowie über die Versorgung der Personen der Unter­einzelnes wirtschaftliches Gebiet, sondern über die mannigfachsten wie zum Beispiel klassen des Reichsheeres, der Marine und der Schußtruppen ist den Gebiete gesellschaftlichen Wirkens, die oft direkt die Schule sehr wenig mit der Wirtschaft zu tun haben, alle aber selagen der beteiligten Kreise wenigstens zum Teil abgeholfen in das proletarische Interesse tief eingreifen. Wohl können die worden. Der vorliegende Führer bringt eine furze Schilderung des politischen Organisationen ebensowenig, ja noch weniger als die Offizierpensionsgesetzes und eine ausführliche Erläuterung des Gesetzes gewerkschaftlichen, jemals die Gesamtheit des Proletariats umfassen. über die Versorgung der Personen der Unterklassen. Allen Inter­Aber die Minorität, aus denen sie besteht, kann im politischen essenten sei der fachkundig zusammengestellte Führer bestens Kampfe nicht bloß ihre eigenen, besonderen Interessen vertreten, sie muß stets für die Interessen der Gesamtheit der Klasse, ja in­folge der eigentümlichen Lage des Proletariats als unterste aller Klassen, die Interessen aller Unterdrückten und Ausgebeuteten ein treten. So wird der politische Kampf zu dem Kampfe einer Minder­heit im Interesse der Gesamtheit, zu einer Schule der Selbstlosigkeit und des Idealismus. Auf der anderen Seite erweitert er den Arbeiter- Gesundheits- Bibliothek Geschlechtsverkehr und Geschlechts­politischen Horizont der Kämpfenden, da er sie über das enge Problem hinaus: Wie verbessere ich am besten meine persönliche Lage? zu dem ungeheuren Problem erhebt: Wie gestalte ich den Staat um? Wie benutze ich den umgestalteten Staat zur Um­gestaltung der Gesellschaft?

empfohlen. Der Preis beträgt 50 Pf. Ueber die früher im gleichen Berlage erschienenen Gefeßesführer gibt das Schriftenverzeichnis der Buchhandlung Vorwärts Auskunft, das auf Bestellung gratis und franko zugeschickt wird.

In zweiter, verbesserter Auflage wurde soeben das 7. Heft der frankheiten" von Dr. E. Gebert von der Buchhandlung Vorwärts herausgegeben. Der Verfasser, welcher als Spezialarzt für Haut­und Geschlechtskrankheiten über große Erfahrungen auf diesem Ge­biete verfügt, behandelt in dem vorliegenden, knapp und leicht ver­ständlich geschriebenen Heft den Geschlechtstrieb und seine Be­friedigung. Was versteht man unter Geschlechtskrankheiten? Wie erfolgt die Ansteckung? Wie schüßt man sich vor der Ansteckung usw.? Das Heft tostet 20 Pf. und kann durch jede Buchhandlung, jeden Kolporteur und Zeitungsausträger, sowie direkt vom Verlage, Buch­

Der gewerkschaftliche Kampf zeitigt nicht notwendigerweise die gleichen Folgen, obwohl er demselben Klassengegensatz entspringt wie der politische Kampf. Er ist zunächst nur ein Kampf der Organisierten um ihre eigenen, persönlichen Interessen, höheren Lohn, turze Arbeitszeit, bessere Behandlung und dergleichen. Welche Haltung die gewerkschaftlich Organisierten gegenüber der gesamten Arbeiterklasse annehmen, welche Resultate daraus für diese er- handlung Vorwärts, Berlin , gegen Einsendung von 23 Pf. bezogen wachsen, das ist nicht von vornherein durch das Wesen des gewerk werden. Auch die früher erschienenen Hefte sind noch sämtlich zu schaftlichen Kampfes bestimmt. Es sind wesentliche Einflüsse, die haben. von außen auf die Gewerkschaftler einwirken, namentlich politische Einflüsse, die bestimmen, welchen Charakter die Gewerkschaften an­nehmen, ob sie sich von der Masse des Proletariats abschließen, sich über diese und auf ihre Kosten erheben, zu einer engherzigen Aristokratie werden und damit schließlich nach einer mehr oder weniger kurzen Blütezeit erstarren und unfruchtbar, ja schließlich hemmend werden, oder ob sie sich zu einer Elite von Vorfämpfern gestalten, die die ganze Arbeiterklasse erhebt, auf diese Weise ihren Wirkungsfreis stetig erweitert, immer neue und größere Kräfte aus diesem Boden schöpft, in und mit der gesamten Arbeiterklasse unaufhaltsam emporwächst.

Von der Organisation.

Der sozialdemokratische Verein zu Bremen hatte am 1. Juli 1906 5354 männliche und 266 weibliche Mitglieder gegen 3710 männliche und 202 weibliche am 1. Jamiar.

Da nach dem 1. Juli schon weitere 465 Mitglieder aufgenommen sind, so hat sich die Mitgliederzahl seit dem 1. Januar um 2173 vermehrt.

Der sozialdemokratische Volksverein des Kreises Remscheid- Lennep- Mettmann hatte zu Beginn des Geschäftsjahres ( 1. Juli 1905 bis 30. Juni 1906) 1189, am Schlusse 1899 Mitglieder. Eben jezt veröffentlicht Genosse Sue in der Metallarbeiter Die Haupttasie hatte 2500,26 M. Einnahme, 1877,61 W. Ausgabe, zeitung" Briefe aus England, die den Gegensatz zwischen den zünf- 622,65 M. Bestand, 388,30 M. wurden außerdem für die russischen tigen, bornierten Gewerkschaften Englands und den dem Boden des Genossen gesammelt. An das niederrheinische Agitationskomitee Klaffentampfes entsprungenen Gewerkschaften Deutschlands in sehr wurden 664,25 M., an die Parteikasse zu Berlin 885,67 M. abge­interessanter Weise farlegen und bestätigen, was andere sozial führt. Der Kaffenbestand der Ortsvereine und Einzelmitgliedschaften demokratische Kritiker des englischen Gewerkschaftslebens schon stellte sich am 1. Juli 1905 auf 4498,28 m.; die Gesamt- Jahres­längst gesagt. Mit Recht hebt er die heutige Ueberlegenheit der einnahme inkl. Kaffenbestand auf 17 055,57 m2. Die Gesamtausgabe deutschen gegenüber den englischen Gewerkschaften hervor. Aber betrug 10 773,32 M., mithin Kassenbestand am 30. Juni 1906 hvem verdanken jene ihre Ueberlegenheit, wenn nicht der Sozial- 6282,25 M. demokratie, der sie entsprungen sind, die ihnen Klassenbewußtsein Jm 1. Hannoverschen Reichstags Wahlkreis und weiten Blick verlieh und sie vor der zünftigen Beschränktheit( Emden - Norden Leer ) zählen nach dem Bericht, der auf bewahrte? Die Kampfes und Entwickelungsfähigkeit der deutschen der zu Emden abgehaltenen Kreiskonferenz erstattet wurde, Partei­Gewerkschaften gehört mit zu jenen großen, prattischen Resultaten, mitglieder: Emden 350, gewonnen im verflossenen Geschäftsjahre auf die die deutsche Sozialdemokratie heute schon mit berechtigtem 256, Norden 129, gewonnen 70, Leer 78, gelommen 43, Norderney 21. Stolz zurückbliden fann. Gewerkschaftlich organisierte Arbeiter sind in Emden 2000, in Norden 450, in Leer 423 und in Norderney 90.

Der Charakter der Gewerkschaften ist also nicht von vornherein gegeben. Sie können ein Mittel des Klassenkampfes, können aber Die Parteipreffe( Nordd. Voltsblatt") wird gelesen im Wahl­auch ein Hemmnis für ihn werden. Welchen Charakter sie an- freise in 425 Exemplaren und zwar in Emden in 230, in Norden in nehmen, das ist aber keineswegs gleichgültig für den proletarischen 83, in Leer in 70 und in Norderney in 22 Exemplaren. Es ist