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Nr. 205. 23. Jahrgang. 2. KkilM des ,|otiDärto" Kcrlim KslKsdlM Dienstag, 4. September 1906. W» NarteiKouferen; für Kerlin und die Provin; Krandenburg. Die Verhandlungen der Parteikonferenz fanden am Sonntag im festlich geschmückten Saale des Gewerkschaftshauses statt. Un­mittelbar vor Eröffnuim der Verhandlungen trug der Gesaugverein »Norddeutsche Schleife� einige stimmungsvolle Lieder vor, die all- gemeinen Beifall fanden. Genosse Schubert- Berlin eröffnete die Konferenz. Er hieff die Delegierten willkommen, verwies auf die Bedeutung der bevor- stehenden Verhandlunge» und sprach die Erwartung aus, daß auch die diesmaligen Arbeiten der Konferenz zur Förderung der Partei beitragen mögen. In das Bureau wurden gewählt al« Vorsitzende Zucht « Berlin , S ch a d o w- KottbuS, als Schriftführer Schubert- Pritzwalk, Gehrmann- Berlin . Mit der Prüfung der Mandate betraute man eine Kommission, bestehend aus den Genossen Knoche. Eckermann, Thiels, Krasemann, Bittorf. Die borgelegte Geschäftsordnung fand unveränderte Annahme. Zum Bericht der Agitationskommissiot» erhielt der Referent Zucht- Berlin das Wort. Er besprach zunächst die Kaffenverhältnisse, über die ein gedruckter Bericht Auskunft gibt, dem wir folgendes entnehmen: Einnahmen: Bestand am 12. Ok- tober 1S05 294,71 M., vom Verband Grod-Berlin 16 997,80 M., für Kalender 1278 M.. für Kalender-Jnserate 1642,75 M., für»Die Fackel* 1273,65 M., zusammen 21 456,91 M. Ausgaben: Für den Kalender»Märkischer Landbote* 7954,35 M., Broschüren, Flug- blätter zc. 488,91 M.,»Die Fackel* 4845,25 M., Agitation in der Provinz 4762,82 M.. Referenten und Beschickung von Kreis- tonferenzen 1865,40 M., Porto 42,25 M.. Verschiedenes 15,20 M.. zusammen 19 974,18 M. Ts bleibt ein Bestand von 1482,73 M. Der Redner führte unter anderem aus: Mit Rücksicht auf die Neuorganisation der Gesamtpartei erstreckt sich der gegenwärtige Bericht nicht aus ein volles Jahr. Er läuft vom 12. Oktober 1905 bis 29. August 1906. Der Bericht umsaht also nur einen Zeitraum von'/4 Jahr, während sich der vorjährige Bericht auf 1'/� Jahr erstreckre. Trotzdem zeigt der diesjährige Bericht einen gröjzeren Umfang der Agitationsarbeit als der vorjährige, ebenso die Kassen- Verhältnisse. Von Groh-Berlin hat die Kommission in diesem Jahre fast doppelt so viel Gelder bekommen wie im vorigen Jahre. Das ist zum Teil darauf zurückzuführen, daß seit der Zentralorganisation von Groh-Berlin alle Beiträge an die Kommission gehen, während vordem einzelne Berliner Kreise direkte Zuwendunzen an verschiedene Provinzkreise gehen liehen. Für diese« Jahr hat Groh-Berlin einen Betrag von 20 000 M. kür die Agitation in der Provinz aus- geworfen. Dazu kommen noch andere Einnahmen, so dah dieKom- Mission im ganzen über etwa 26 000 M. verfügt. Damit werden die schwachen Kreise tatkräftig unterstützt und die Agitation gefördert werden können. Die Korrespondenz der Kommission hatte folgenden Umfang: Eingegangen sind 247 Briefe, 406 Postkarten, ausgegangen 449 Briefe und 464 Postkarten. Anlählich der Wahlrechtsbewegung hat die Kommission eine leb- hafte Agitation in der Provinz entfaltet. Am 21. Januar wurden 70 Referenten in die Provinz gesandt, die Zahl der Versammlungen dürfte fast doppelt so groh sein, da verschiedene Orte selbst Referenten gestellt haben. Am 18. März hat die Kommission 67, am 1. Mai 30 Referenten gestellt. An sonstigen Versammlungen sind 113 mit Referenten au« Berlin versorgt worden, wobei es sich in vielen Fällen um die Kandidaten der Kreise handelt. Die Verbreitung der»Fackel* hat einen gröberen Umfang er- reicht wie in den Vorjahren. Im Jahre 1904 wurden 165 600. im Jahre 1905 sl'/« Jahr) 271 500 und im Jahre 1906<»/. Jahr) ebenfalls 271 500 Exemplare der.Fackel" verbreitet, dazu kommen noch 86 000 Exemplare, die im Juli und Augnst verbreitet worden sind. Die in dem Kottbuser Prozeh festgestellten Verhältnisse der Senftenberger Bergarbeiter hat die.Fackel* als Agitationsmaterial benutzt und damit in den Bergnroeiterkreisen guten Erfolg gehabt. Der Kalender.Märkischer Lnndbote* ist im vorigen Jahre in 265 000, in diesem Jahre in 295 000 Exemplaren verbreitet worden. Im laufenden Jnhre werden etwa 800 000 Exemplare gebraucht werden. Der Kalender wird von der Landbevölkerung gern angenommen und gelesen, seine agitatorische Wirkung wird deshalb eine immer ausgedehntere. Gegen die Verbreiter de« Flug- blattes zum 21. Januar ist die Polizei in einer Reihe von Fälle» vorgegangen und sind Strafmandate und Beschlagnahmen erfolgt. gegen die gerichtliche Entscheidung beantragt wurde. In den meisten Fällen sind die angeklagten Genossen jedoch vom Gericht freigesprochen worden. Eine schon früher erhobene Klage ist auch jetzt wieder erhoben worden, nämlich die. dah die Partei wenig für die Agitation unter den Landarbeitern tue. Die Kommission hat eine Konferenz mit Vertretern des Verbandes der Fabrik-, Land- und HülfSarbeiter ab- gehalten, um Mittel und Wege zu suchen, wie die Landarbeiter- agitation besser gefördert werden könne. ES ist ja schwer, unseren Ideen unter den Landarbeitern eine solche Verbreitung zu geben, wie wir eS wünschen, aber eS geht auch in. dieser Hinsicht vorwärt», wenn auch der Erfolg noch nicht so ist. wie es gewünscht werden muh. Ein Schmerzenskind fei unsere Provinzpreffe insofern, als wir mit der Verbreitung derselben nicht zufrieden sind. Wenn die »Brandenburger Zeitung* und die.Märkische Volksstimme* zusammen nur 10000 Abonnenten haben, so sei da» eine wenig befriedigende Tatsache. Mit Rücksicht auf die geringe Verbreitung der beiden vor- handenen Parteiblätter hat die Kommission einen Antrag der neu- märkischen Genossen abgelehnt, welche für die neumärkischen Kreise ein eigenes Prehorgan haben wollten. Die Agitationskommission stimmt dem Beschluh der Prehkommission der.Märkischen Volk«- stimme* zu, welcher fordert, dah das Blatt von Forst nach KottbuS verlegt wird, weil e« von dort auS schneller und besser verbreitet werden kann und dadurch den Klagen über verspätete Zustellung ab- geholfen werden kann. In verschiedenen Kreisen hat die Agitationskommission die Kandidatenfrage geregelt. Für die Ostpriegnitz ist Benno Maah aufgestellt, an Stelle des Genossen S i l b e r s ch m i d t, der von der Kandidatur in Züllichau -Krossen zurücktrat, weil er in einem anderen Kreise kandidiert, ist Genosse Grauer getreten. In Friedeberg- ArnSwalde , wo bisher Genosse O b st kandidierte, ist Genosse Eugen Brückner aufgestellt. Westpriegnitz ist zur Zeit ohne Kandidaten; der bisherige Kandidat. Genosse Wehl ist au« Gesundheitsrücksichten zurückgetreten. Die Kommission hatte sich auch mit den Streitigkeiten in Forst zu beschäftigen. Wa» sich dort abgespielt hat. ist im Interesse der Partei tief zu bedauern. Die Reibungen der Genossen in Sarau- Forst sind derart, dah man sagen kann, dort sind die Personenfragen zum Nachteil der Parteiutteressen in den Bordergrund getreten. Dagegen muh entschieden Protest erhoben werden. Die Kommission hält e» für angebracht, nachdrücklich zu betonen, dah solche Dinge, wie sie sich in Sarau- Forst zugetragen haben, nicht wieder vorkommen dürfen. Die Kommission hat sich bemüht, eine Statistik über die BuS- breitung der politischen und der gewerkschaftlichen Organisation in der Provinz aufzustellen, da« ist aber nicht in wünschenswertem Mahe gelungen, weil kein vollständiges Material zu erlangen war. Soweit festgestellt werden konnte, zählen die politischen Organi- sattonen in der Provinz rund 16 000 Mitglieder. Die Zahl der gewerkschaftlich Organisierten dürfte dagegen daS Zehnfache der politisch Organisierten betragen. In SchwiebnS ist von 103 gewerk- schaftlich organisierten Maurern nicht einer politisch organisiert. Aehnliche Verhältnisse sind auch auS anderen Orten bekannt ge- worden. Es muh dafür eingetreten werden, dah die baugewerblichen Arbeiter, welche in der Provinz wohnen und in Berlin beschäftigt sind und sich hier als gute Parteigenossen auSgeben, ihr Partei- genössischeS Gefühl auch in ihren Heimatorten betätigen und dort für die Partei wirken. Wer in Berlin arbeitet, ist doch in seinem Heimatort wirtschaftlich so unabhängig, dah er dort, ohne Schaden für sich befürchten zu müssen, füc die Partei eintreten kann. Der von der vorjährigen Parteikonferenz angenommene Antrag, wonach aus den Wahlkreisen halbjährlich Berichte an die Kommission gesandt werden sollen, ist leider nicht ausgeführt worden. ES muh darauf gehalten werden, dah in Zukunft diesem Antrage gemäß ge- handelt wird. ftjn der Beschaffung von Versammlungslokalen müssen die Genosien in vielen Orten der Provinz immer noch einen lebhaften Kampf führen. Polizeiliche Mahregeln gegen die Wirte, welche uns ihre Lokale überlasse», sind keine Seltenheit. In Sttahburg(ll.-M.) hat die Polizei einen jahrelangen Kampf gegen einen Wirt geführt, der mit der KonzcssionSmtziehung endete, so dah der betreffende Wirt existenzloS geworden ist. In Güstebiese haben sich die Partei- genossen selbst ein VereinShauS gebaut, die Polizei schreitet nun da- gegen ein, dah in dem Bereinshause Getränke zu haben sind. Gegen daS Borgehen der Polizei ist der Klageweg beschritten. Die Lokalliste erstreckt sich jetzt auf die ganze Provinz. waS besonders wertvoll ist für die Radfahrer, die weite Touren machen, und die. wie eS auch schon geschehen ist, die von unseren Gegnern schikanierten Wirte unterstützen können, indem sie bei ihren Touren nur bei diesen Wirten einkehren. Auch für die Erlangung von Lokalen könnte es dienen, wenn die Radfahrer bei GesellschaftS- touren ihre Einkehr bei einem Wirte davon abhängig machen, dah er seinen Saal zu Versammlungen hergibt und dah sie bei Ver- Weigerung dieser Forderung weiterziehen ohne einzukehren. Das Organisationsstatut für die Provinz steht heut als be­sonderer Punkt auf der Tagesordnung. Hoffentlich gelingt eS uns, der Organisation in der Provinz ein festes Gefüge zu geben, damit wir unsere Parteiarbeiten noch erfolgreicher als bisher betreiben können. Die Diskussion wird eröffnet. Benno Maah- Berlin verweist auf das vom Referenten er- wähnte Mißverhältnis in den Zahlen der politisch und gewerkschaftlich Organisierten. Die Maurer seien noch am ehesten in der Lage, für die Ausbreitung der politischen Organisatton etwas zu tun. Von dieser Ansicht ausgehend, hätten sich Parteigenossen von Berlin auS an die Filiale des Maurerverbandes in einem Provinzorte gewandt. Eine Besprechung habe stattgefunden, um die betreffenden Maurer für die Unterstützung bei der Gründung eines WahlvereinS zu ge- Winnen. Danach habe ein Mitglied der Maurerfiliale in einem Briefe an einen der Genossen geschrieben, der Vorsitzende des Zweig- verein» der Maurer habe erklärt: Unsere Mitglieder wollen von einem Wahlverein nichts wissen. So sei denn auch die Unterstützung durch die Maurer ausgeblieben. Diese Tatsache sei wichtig in Rück- ficht auf die gegenwärtigen Debatten über Partei und Gewerkschaft. In einem Kreise, der eine Domäne des Junkertums ist, müsse man doch von den Gewerkschaften erwarten, dah sie die Partei unterstützen. S y d o w- Brandenburg ftogt an, ob die Agitationskommission Mittel bewilligt habe, damit Provinzkreise Delegierte zum Parteitag senden können. Kreise, welche keine eigenen Mittel dazu haben. schicken diesmal einen bis zwei Delegierte nach Mannheim , und zwar seien es Berliner, die mit dem Mandat betraut werden. Wenn die Kommission Mittel für die ParteitagSdelegation gebe, dann solle auch darauf gehalten werden, dah Genoffen aus den betreffenden Kreisen nach dem Parteitag geschickt werden. Die Unterstützung durch die Kommission sei an sich zu billigen, doch sei dagegen Einspruch zu erheben, dah die Mandate von den Perlinern mit Beschlag belegt werden. UebrigenS habe sich doch Genosse Wels auf dem Dresdener Parteitage scharf dagegen ausgesprochen, dah Genosse Benchard, um auf den Parteitag zu kommen, sich em Mandat auS einem Provinz- kreise geholt habe. Schmidt- Sonnenburg: Die Partei habe sich der Land- arbeiter mehr annehmen müssen, leider habe sie daS jetzt der Ge­werkschaft überlassen. Was der VerbandStag der Fabrik-, Land- und HülfSarbeiter hinsichtlich der Laudarbeiterorganisation beschloffen hat, daS sei ein Unding. Die Partei kenne die Lage der Landarbeiter besser, sie sei deshalb in erster Linie berufen, die Landarbeiter zu organisier'en. Jeder Landarbeiter, der agitatorisch tätig sei, würde gematzregelt. Woher wolle die Gewerkschaft die Mittel nehmen, die- selben zu unterstützen. An regelmäßige BeittagSzahlung sei in Rücksicht auf die wechselnde Arbeil und den daraus sich ergebenden häufigen Ortswechsel nicht zu denken. Die Partei müsse die Organisation der Landarbeiter in die Hand nehmen. ES müsse so gehandelt werden, dah die Partei solche Land- arbeiter. die sich in der Agitation bewährt haben, in kleinen Orten sehhast macht, damit sie von dort aus ihre Tätig« teit entfalten können, ohne daß die Gegner die Möglichkeit haben, den Agitator durch Maßregelung zu entfernen, wodurch alle Arbeit und dle für die Agitation ausgewandten Gelder nutzlos gemacht würden. P e u S: ES fei ausgeschlossen, dah die Gewerkschaften gegen die Partei Stimmung machen, wie Maah es hingestellt habe. Unsere Gegner sagen zwar. Partei und Gewerkschaften sind eins, aber sie machen doch einen Unterschied und behandeln die Gewerkschaften nicht so abweisend wie sie die politische Organisation behandeln. So bekämen die Gewerkschaften eher einen Versammlungsoal ivie die Partei. Wenn nun in einem Orte, wo solche Verhältnisse berrschen, eine Parteiorganisation gegründet werden solle, und die Gewerkschaften fürchten, wenn sie sich an derselben beteiligen, da» zu verlieren, was sie erlangt haben, so dürfe man solche Vor- ficht nicht als Feindschaft gegen die Partei auslegen. Die Partei müsse sich darüber klar sein, daß sie daS was sie will, aus eigener Kraft tun muh. Die Partei werde erst dann besser vorwärts kommen, wenn sie berufsmäßige Agitatoren, Parteisekretäre anstellt und wenn sie das in dem Mahe tun könne, wie die Kirche Pfaffen anstellt. Die Mittel seien vorhanden, um in allen Kreisen der Provinz Parteisekretäre anzustellen. WaS dafür ausgegeben werde, da» komme durch die fruchtbringende Tättgkeit der Parteisekretäre wieder ein. Wels- Berlin : Die Ausführungen von PeuS seien an sich zu- treffend, eS lasse sich nichts dagegen sagen, aber sie seien in der Hauptsache Zukunftsmusik. Für die Tättgkeit von Parteisekretären müsse der Boden erst langsam vorbereitet werden. Im ersten Stadium der Agitation sei die unbezahlte Arbeit der Genossen die am besten angebrachte. Nachdem so vorgearbeitet worden sei, komme die Zeit, wo die Anstellung eines Parteisekretärs erforderlich ist. Wir werden auch in der Provinz zur Anstellung von Parteisekretären kommen, jetzt sei dieselbe aber noch verfrüht. Die politische Orga- nisation sei leider in der Provinz weit schwächer wie die gewerk- schaftliche. Der Wahlverein in Oderberg zähle nur 15 Mitglieder. gewerkschaftlich organisiert seien dagegen 400. Die Genosien legen sich mehr auf die gewerkschaftliche Arbeit und glauben oft. sie hätten damit auch als Parteigenossen ihre Pflicht erfüllt. wenn sie die Arbeiter der Gewerkschaft zuführen. DaS sei ein Zustand, der der«enderung bedürfe. ES müsse mehr für die Ausbreitung der Partei getan werden. Besonder» sei zu fordern, dah die in Berlin tätigen Bauarbeiter in ihren Heimatorten für die Partei arbeiten. Bei der Frage, ob die Kommission Mittel für Delegationen zum Parteitage bewillige, habe Sidow auch ge- sagt, Redner habe sich doch aus dem Dresdener Parteitage in bezug auf daS Mandat Bernhards dagegen erklärt, dah sich Berliner ein Mandat auS der Provinz holen. Hierzu müsse er, Redner, sagen, mit dem Mandat Bernhards liege es doch ganz anders wie mit den hier in Rede stehenden Mandaten von Berliner Genossen. Bernhard habe sein Mandat nicht durch eine Wahl erhalten, sondern er habe als Mandat einen mit siebzehn Namen unterschriebenen Zettel vorgewiesen. Gegen diese Art, durch Vetternwirtschaft und Freundschaft Mandate zu erhalten, habe sich Redner in Dresden als Mitglied der Mandatsprüfungskommission gewandt. Bei den Delegationen aus der Provinz, von denen Sidow gesprochen habe, handele eS sich in den meisten Fällen um diejenigen Genossen, welche die betreffenden Kreise agitatorisch bearbeiten und die Ver- Hältnisse der Kreise genau kennen. Sie seien von den Geiwssen der betreffenden Kreise gewählt worden, also könne man gegen die Wahl nichts sagen. Genosse Zucht habe als Vorsitzender der Kommission deshalb ein Delegiertenmandat erhalten, damit er in der Lage sei, den Standpunkt der Kommission zu vertreten. wenn die hämischen Angriffe, welche die Frankfurter Volksstimme* gegen den juristischen Beirat der Kommission gerichtet hat, auf dem Parteitage zur Sprache kommen. Die Frage, ob die Kommission Delegationskosten zahle, sei dahin zu be- antworten. dah die Kommission allerdings der Meinung sei, sie müsse diejenigen Kreise unterstützen, die über eine nennenS- werte Zahl von Parteigenossen verfügen und deshalb wohl einen Anspruch auf Vertretung, aber nicht die Mittel zur Bestreitung der Kosten haben. Wen die Kreise dann wählen, das sei ihre Sache, darüber habe die Konferenz nicht zu entscheiden. S ch i k o l s- Slamen kritisiert die Redaktionsführung der Fackel*. Der Inhalt des Blattes eigne sich wohl für die Genossen, welche in der Agitation tättg sind, aber nicht für die Leser, sür welche das Blatt bestimmt ist. Es mühten kurze, leicht verständliche Artikel gebracht werden. Die Diskussion des Geschäftsberichts tvurde nunmehr unter- brachen durch den Bericht der MandatSPrüfungskommission, den B i tt o r f- Berlin erstattete: Anwesend sind 75 Delegierte, und zwar 24 aus Groh-Berlin . 51 aus der Provinz, ferner 11 Mit- glieder der Agitationskommission, 16 Reichstagsabgeordnete und Kandidaten. 4 Vertreterinnen der Frauen und 5 Vertreter der Partei- presse. Gegen die drei Delegierten des Kreises Sarau- Forst ist ein Protest eingegangen, derselbe stützt sich darauf, dah als Folge der leidigen Zwistigkeiten im Kreise dem Zentralvorstande des Kreiswahlvereins auf der Generalversammlung das Stimmrecht ab- erkannt worden ist, was gegen das Statut des Kreise? verstößt. Der Zentralvorstand habe darauf die Generalversammlung verlassen. Die Delegiertenwahl sei durch diese Vorgänge statutenwidrig zu stände gekommen. Die Kommission hält deshalb den Protest für begründet und beantragt. dah die drei Mandate aus Sora»- Forst nicht an- erkannt werden. Ueber diese Angelegenheit entspann sich eine längere Debatte. Das Verhalten der Mehrheit der Sora»- Forster Generalversamm« lung wurde fast allgemein als unstatthaft und der Protest als be- gründet erachtet, damit aber der Kreis nicht ohne Vertretung sei, beschloh die Konferenz, die Delegierten von Sora»- Forst anzu- erkennen. Nunmehr trat eine Mittagspause ein. Nach Beendigung der« selben wurde die Diskussion über den Bericht der Agitationskommission fortgesetzt. F a b e r- Frankfurt sprach über die Lokalfrage. Er empfahl strenge Beachtung der Lokalliste und trat dafür ein, daß regelmäßige Berichte über die Situation in den Kreisen der Agitationskommission eingesandt werden. Schade- KottbuS verwies auf die Notwendigkeit der Agitation unter den Landarbeitern. Von den 80 Dörfern des KreiscS gebe es 50, mit denen unsere Parteigenossen ständige Verbindung haben. In jedem dieser Dörfer sei em Vertrauensmann, der Bericht über die Verhälttttsse im Dorfe gibt und für unsere Partei arbeitet. Eine feste Organisation der Landarbeiter werde wohl schwerlich zustande kommen. Eugen Brückner- Berlin : Peus habe das Richtige ge- troffen, wenn er für die Anstellung von Parteisekretären eintrat. Die Gewerkschaften seien durch die Anstellung von besoldeten Beamten bedeutend vorwärts gekommen. Derselbe Erfolg würde sich auch für die Partei zeigen, wenn sie mit der Anstellung von Sekretären vorginge. Sechs Prodinzkreise wären in der Lage, Partei- sekretäre anzustellen. Wenn diese Kreise den Anfang machen, werde sich der Erfolg dieser Einrichtung zeigen; sie könnte die Agitation in den benachbarten Kreisen unterstützen, die Kosten würden durch den Erfolg reichlich belohnt werden. Notwendig sei es, dah die politische Bewegung auch von gewerkschaftlicher Seite unterstützt werde. Die Gauleiter der Gcwerlichasten mühten ersucht werden, bei ihrer gewerkschaftlichen Tätigkeit auch auf die Notwendigkeit der politischen Organisation hinzuweisen. Krasemann- Neuruppin : Wir versprechen uns nicht viel von der Anstellung von Parteisekretären. Was die Beteiligung der Gewerkschaftler an der politischen Tätigkeit betrifft, so sagen viele gewerkschaftlich organisierte Arbeiter deshalb Partei und Gewerk- schaft ist einS, damit sie sich der Parteiarbeit entziehen können. Wenn dagegen gesprochen wurde, dah Berliner Genossen in Provinz- kreisen als Delegierte zum Parteitag gewählt wurden, so meine er... warum solle man denn Abneigung gegen die Berliner be- künden, wenn sie gut sind. Die betreffenden Berliner seien lediglich deshalb als Delegierte gewählt, weil sie in den Kreisen tätig sind. K ie se l- Berlin: Parteisekretäre könnten erst dann eine nutz- bringende Tätigkeit entfalten, wenn durch freiwillige Arbeit das Feld vorbereitet sei. Wo die Organisationsarbeit erst ihren Anfang nimmt, da werde sie von den Gegnern und der Polizei mit allen möglichen Mitteln zu unterdrücken versucht, und da könne auch der Parteisekretär nichts machen. B ö s k e- Rixdorf: Die Klagen über die Wahlen von Berlinern als Parteitagsdelegierte der Provinzkreise würden dadurch als un- begründet erwiesen, daß unter den 40 Delegierten aus der Provinz 19 Reichstagskandidaten sind, die doch sicher mit Rücksicht auf ihre Tätigkeit im Kreise gewählt wurden. Die von Pens befürwortete Anstellung von Parteisekretären werde sich nicht so leicht bewerkstelligen lassen. Weiter betonte der Redner, dah die Gewerk- sckaften die polittsche Tätigkeit unterstützen mühten. Im Kreise Teltow -Beeskotv gebe es viele gewerkschaftlich organisierte Arbeiter, aber an der Unterstützung der politischen Bewegung liehen sie es fehlen. Natürlich hätten za auch die Gewerkschaften in der Provinz viel mit Schwierigkeiten, polizeilichen Maßregeln und dergleichen zu kämpfen. Infolgedessen wagen sie es mitunter nicht, eine ge- werffchaftliche Zahlstelle zu gründen, geschtveige Venn die Partei zu unterstützen. Das müsse aber gefordert werden: Wo die Gewerk- schaften Versammlungssäle haben, da mühten sie auch dafür sorgen, dah die Partei den Saal erhält. Winsinger- Rathenow : Die Klagen über mangelnde Unterstützung der Partei durch die Gewerkschaften seien unbegründet. Durch die Gewerkschaften werde die Partei bereits nach Möglichkeit unterstützt. Besonders treffe daS zu für die Maurer. Der Redner befürwortete die Anstellung von Parteisekretären und sprach dann über die Frage der Parteitagsdelegation. Wenn vier Berliner auf einmal in etnen Kreis kommen, um denselben für eine Dclegiertenwahl zu beeinflussen, das könne doch nicht gebilligt werden. Es müsse dagegen Front gemacht werden, dah Berliner delegiert werden, die nicht im Kreise tätig sind. Eckermann- Rathenow , der ebenfalls über diese An- gelegenheit sprach, sagte, et solle vorgekommen sein, dah die Agitationskommission ihre Unterstützung nur für den Fall in Aus- ficht stellte, dah ein Berliner gewählt wird.(Rufe: Wo denn? Beweis« I) PeuS: Er wundere sich, dah seine Empfehlung der An- stellung von Parteisekretären allzu ernsthaft genommen werde. Er habe sie momentan ernsthaft nicht gemeint, sondern mehr für die Zukunft empfohlen. Er stehe aus dem Standpunkt: Wie der Staat