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Nr. 215.

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Berliner Volksblaff.

23. Jahrg.

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Telegramm Adresse: Sozialdemokrat Berlin ".

Zentralorgan der fozialdemokratischen Partei Deutschlands .

Redaktion: S. 68, Lindenstrasse 69.

Fernsprecher: Amt IV. Nr. 1983.

Wider die militariſtiſche Unkultur!

Sonnabend, den 15. September 1906.

Expedition: S. 68, Lindenstrasse 69. Fernsprecher: Amt IV. Nr. 1984.

fchenden Schichten der kapitalistischen Machthaber stellen sich, während die parlamentarische Minorität nicht weniger die Kolonien wertvolle Ausbeutungsobjekte dar. Man als 4 233 000 Stimmen vertrat. Trotzdem also mehr als hat es ja in Deutschland erlebt, welche Riesen- eine Million Wählerstimmen mehr sich gegen die Militär­gewinne einzelne Firmen aus unserer Kolonialpolitik gezogen vorlage ausgesprochen hatte, gelangte die Militärvorlage zur Die Kaisermanöver find wieder einmal zu Ende. Der haben. Wird die Monopolwirtschaft beseitigt, so fällt auch Annahme! Bei der Anhäufung proletarischer Wähler in den Krieg im Frieden", der die Kulturwidrigkeit des Militaris für eine Anzahl Konkurrenzfirmen ein entsprechender Vorteil Industriezentren und Großstädten vermag also auch im Reichs­mus im fleinen Maßstabe durch das Zerstampfen der Aecker ab. So erklärt sich die Aussöhnung der das Handelskapital tage je länger desto mehr die Minderheit die Majorität zu veranschaulichte, ist rascher zu Ende gegangen, als bei der repräsentierenden liberalen Parteien mit unserer Kolonialpolitik. terrorisieren! heutigen Entwickelung der militärischen Technik im Ernstfalle Von der Aera Dernburg erwartet man eine Beseitigung der Verschlingt der Militarismus schon im Frieden enorme Schlachten geschlagen werden können. Zweimalhundertausend Kolonialforruption hauptsächlich in dem Sinne, daß fünftig Summen, so sind die Opfer, die die Völker in Kriegszeiten Deutsche , die bisher dem militärischen Zwange unterworfen breiteren kapitalistischen Kreisen ein Anteil von der tolonialen aufzubringen haben, noch ungeheuerlicher. Die Kriege von waren, gelangen in wenigen Tagen zur Entlassung. Die Er- Beute gesichert wird. Die Kolonialpolitik aber führt un- 1852 bis 1878, also während eines Zeitraums von 25 Jahren, lebnisse während ihrer Dienstzeit werden sicher nicht ohne fehlbar zu internationalen Rivalitäten und Eifersüchteleien, der Krimkrieg, der österreichisch- französisch- piemontesische Krieg Einwirkung auf ihr ferneres Leben bleiben. Behntausende die durch keinerlei Friedensbeteuerungen und Journalisten- 1859, der preußisch- österreichische Strieg 1866, der deutsch­werden durch ihre im vornehmsten Rock" gesammelten Er- Meerfahrten zerstreut werden können. Die Kolonialpolitik französische Krieg 1870/71 und schließlich der russisch - türkische fahrungen erst empfänglich gemacht worden sein für die Umsturz- berkörpert so die eigentliche Kriegsgefahr, sie zwingt die Krieg 1877/78, erforderten zusammen nicht weniger als ideen", vor denen man sie so oft und so eindringlich gewarnt hat. Solonialmächte zu immer gewaltigeren militärischen Rüstungen. 30 534 Millionen Frank. Auch die Kriege der letzten Jahre, Freilich wird es unter den Entlassenen auch noch viele geben, 3u Rüstungen nicht nur zu Lande, sondern namentlich auch der Burenkrieg, der russisch - japanische Krieg, ja selbst die, so sehr sie auch unter dem Drill geseufzt haben, am zu einer immer uferloseren Vermehrung der Seestreitkräfte. unsere Kolonialfriege haben zahllose Milliarden ver­Tage ihrer Entlassung alles überstandene Leid vergessen Wie leicht durch eine derartige Kolonial- und Weltpolitit un- schlungen. Und den Nationen können jederzeit ähnliche, ja werden. Die ganze Romantik, mit der unser Militarismus absehbare Kriegsabenteuer heraufbeschworen werden können, noch größere Opfer auferlegt werden, wenn sich nicht endlich sich zu umgeben versteht, hat ihre Sinne umnebelt und gegen beweist ja mit abschreckender Deutlichkeit der Marotto- die proletarische Mehrheit der Nationen energisch zum Kampfe die Unwürdigkeit des blinden Kadavergehorsams und vielfach Handel. gegen Militarismus und Kapitalismus aufrafft! menschenunwürdiger Behandlung unempfindlich gemacht. Man Eine Hauptaufgabe der proletarischen Aufklärungs­

Die russische Revolution.

Blutdurst.

Vom Genossen Daszynski , Mitglied des österreichischen Parlaments, erhalten wir folgendes Telegramm:

Kratan, 14. September. Aus Warschau erfahre ich aus glaub­würdiger Quelle, daß die russische Regierung Sonnabend, 15. Sep­tember, oder einen der nächsten Tage einen Pogrom und Massenmord in den jüdischen und Arbeitervierteln von Warschau vorbereitet. Aus fernen Provinzgarnisonen wurden einige Bataillone rohester Soldateska zusammengezogen. Warschau wurde in Reviere geteilt unter der Gewalt militärischer Kommandanten, mit vollständiger Ausschließung der Zivilbehörden. Das Oberkommando wurde dem durch furchtbare Grausamkeiten und Strafexpeditionen in Sibirien berüchtigten General Meller- Sakomelstij übergeben. Unter der Bevölkerung, die in letzter Zeit fortwährend blutig von Soldaten verfolgt wurde, herrscht furcht­bare Panik.

hat ja das zweifarbige Zuch für den vornehmsten Rock" erklärt arbeit ist es deshalb, auf die Kulturwidrigkeit und Unsinnig­und alles aufgeboten, in den Mannschaften die Illusion zu feit dieser militaristisch kapitalistischen Politik immer wieder erwecken, als sei er etwas ganz besonderes. Die prunkenden, hinzuweisen. Was ein führender Geist des damaligen Bürger­blizenden Uniformen mit ihren schreienden Farben haben sich fums, wie Gottfried Herder , seinerzeit empfahl, in längst als kriegsuntauglich erwiesen. Wenn man aber nicht dem Gemüte des Volkes den Abscheu gegen den Krieg zu er­daran denkt, an Stelle dieser Uniformen eine friegsgemäß wecken, das ist jetzt Aufgabe des klassenbewußten Proletariats schlichte, unauffällige Bekleidung treten zu lassen, so geschieht geworden. Aufgabe der Sozialdemokratie ist es, in den das mit allem Vorbedacht. Man nehme dem Militarismus Köpfen der minder Aufgeklärten das Bewußtsein für die seine bunten Uniformen und das flingende Spiel, mit dem Schmach unseres heutigen Systems zu erwecken. Es gilt, die abgerackerten Mannschaften nach ihren Uebungen durch die gerade den jugendlichen Elementen des Volfes klar zu machen, Straßen ziehen, kurz man beraube ihn des glänzenden Nimbus, daß sie sich nicht durch den prunkenden Schein unseres Mili­und man wird selbst in den primitivsten Gehirnen nicht mehr tarismus täuschen lassen dürfen. Es gilt, ihnen klar zu die Illusion kultivieren können, daß der Soldatenrock der vor- machen, daß sich aud, der Mann im militärischen Rocke in nehmste Rock sei. Gerade die militärische Romantit, die ein erster Linie als Staatsbürger zu fühlen hat. Es gilt, ihnen fältige Gemüter noch immer zu blenden vermag, ist ein Haupt- Berständnis dafür beizubringen, daß unser Militarismus mittel, im Volte den Hurrapatriotismus zu fonservieren. nicht nur das schlimmste Hemmnis des kulturellen Fortschritts Wir haben schon des öfteren nachgewiesen, daß die ganze der Menschheit im allgemeinen darstellt, sondern daß durch Organisation des Deutschen Reiches förmlich auf den Mili- ihn auch die kulturelle und freiheitliche Entwickelung der Denkt man an die versteckten und offenen Drohungen des tarismus zugeschnitten ist. Zirka sieben Achtel aller wirklichen eigenen Nation bedroht wird. Man weiß ja, daß die Träger jüngst erlassenen Regierungs- Communiqués, vergegenwärtigt Ausgaben des Reiches werden im Interesse des Militarismus, des vornehmsten Roces nicht nur gegen den äußeren Feind man sich die zum Himmel schreienden Bestialitäten von des Marinismus und seines jüngsten Sprößlings, des Kolonial- verwendet werden sollen, sondern eventuell auch gegen den Siedlce , so darf man wohl schaudernd glauben, daß Furcht­militarismus, gemacht. Nicht weniger als 1200 Millionen inneren Feind, d. h. gegen die Vertreter des menschlichen bares im Werke ist so Furchtbares, wie es das Telegramm Mark werden jährlich für derartige militärische Zwecke ver- Fortschrittsgedankens, der sich im Sozialismus verkörpert. Daszynskis andeutet. ausgabt. Und diese kolossalen Ausgaben entbehren jeglichen Daß im Januar dieses Jahres große Teile unseres stehenden kulturellen Wertes, fie find lediglich des Stapitalismus wegen Heeres mobilisiert worden waren, um eine vermeintlich ge­notwendig. Man behauptet ja, daß die Kriegsrüstungen un- plante Straßendemonstration des wahlrechtheischenden Prole­entbehrlich seien und im letzten Grunde der Erhaltung tariats womöglich im Blute zu ersticken, sollte den vom des Friedens dienten. Bei einer vernünftigen Gesell- Militärdienst Entlassenen in aller Eindringlichkeit vor Augen schaftsorganisation, wie sie der Sozialismus erstrebt, wären geführt werden!

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Zu diesen Schreckensgerüchten, deren Verwirklichung das zibilisierte" Europa mit verschränkten Armen abwartet, paßt gerade recht folgende Meldung der Petersburger Telegraphen­Agentur:

Petersburg , 13. September. Der Kaiser und die Kaiserin haben heute nachmittag mit dem Großfürsten- Thronfolger und den übrigen kaiserlichen Kindern an Bord der kaiserlichen Jacht diese militärischen Rüstungen aber vollständig überflüssig. Der Militarismus ist der schlimmste Feind der Kultur­Standart" einen für mehrere Tage berechneten Ausflug nach dem Es läge nicht der mindeste Anlaß für die eine Nation vor, entwickelung. Er verkörpert das stärkste Bollwerk der finnischen Meerbusen unternommen. In ihrer Begleitung befinden über die andere herzufallen. Wie der Sozialismus die herrschenden Klassen gegenüber dem Drängen der bessere sich der Hof- und der Marineminister. Persönlichkeit jedes einzelnen Menschen respektiert, so wird er politische und soziale Zustände erstrebenden Massen des Was hat das zu bedeuten? Flucht? Keineswegs! auch die nationale Individualität respektieren. Ein sozia- Voltes. Die Bajonette des stehenden Heeres sollen die Privi- Die übermütigen Berater des Schattentaisers auf Rußlands listisches Deutschland hätte keinerlei Grund, mit einem sozia- legien der politischen und wirtschaftlichen Machthaber stützen! Thron erachten die Situation im Augenblick als eine für sie listischen Frankreich oder Rußland Händel zu beginnen. Aber Aber der Militarismus verhindert auch schon dadurch ein und ihren Nikolaus so günstige, so aussichtsreiche, daß der auch diejenigen Staaten, innerhalb deren verschiedene Natio- kulturelles Fortschreiten, daß die ungeheuren finanziellen Baren- ,, Ausflug" unmöglich als eine Flucht vor den nalitäten beisammen wohnen, würden in ihrem inneren Lasten, die er erfordert, dem Dienste des kulturellen Fort- Revolutionären ausgelegt werden kann. Er muß etwa als Frieden nicht gefährdet sein, sondern eine Föderation gleich schritts entzogen werden. Der Militarismus hat dem eine Flucht vor der öffentlichen Meinung be­berechtigter Staatengruppen bilden. Es ist lediglich der Deutschen Reiche und wie in Deutschland , so steht es mehr trachtet werden. Wenn nämlich in der Tat eine neue Aera Kapitalismus und sein Exekutiborgan, der in Waffen oder minder in allen tapitalistischen Ländern derartige des Terrors von oben, eine Epoche des privilegierten Mordes starrende, auf die brutale Gewalt pochende Militärstaat, der Lasten aufgebürdet, daß die bisherigen Steuerleistungen zu und Raubes anbrechen soll, so will man wenigstens das gute die Wesensart der fremden Nationalität mißachtet und zu seiner Befriedigung nicht mehr ausreichen. Alle die neuen Väterchen" aus dem Spiele haben. Nikolaus foll unterdrücken sucht. So fnebelt heute Preußen die polnischen Steuern, die die letzte Reichstagssession uns beschert hat, sind weiterhin als der brave Zar gelten, in dessen Abwesenheit Bevölkerungselemente seiner Ostmarken". Freilich mit durch- im letzten Ende zurückzuführen auf die abenteuerlich wachsen- gerade der Zufall" die neuen Mekeleien anheben aus negativem Erfolge. Die getretenen und entrechteten Polen den Ansprüche des Militarismus. Aber diese neuen Steuer- ließ. Dazu kommt noch, daß Väterchen" etwas nervös leisten umso erbitterteren Widerstand, so daß die ganze Bolen- leistungen reichen nicht einmal aus, um den Appetit und an den Anblick strömenden Blutes noch nicht gewöhnt politik Preußens zu dem kläglichsten Fiasko geführt hat. Die Polen des Moloch Militarismus auf die Dauer zu befriedigen. Schon ist, so daß ihn leicht eine Ohnmacht oder einer seiner haben nicht den Staub von ihren Pantoffeln geschüttelt, sondern trägt man sich mit neuen Steuerprojekten. Man plant eine epileptischen Anfälle überkommen könnte. der deutschen Kolonisation erfolgreich eine polnische Kolonisation Wehrsteuer, durch die die minder kräftigen, militärdienst- Sieht man gar von den Stolypinschen Drohungen im entgegen gesetzt. Trotz aller Zwangsmaßregeln, trotz der Ver- untauglichen Staatsbürger zu den militärischen Lasten heran- Communiqué und von den traurigen Begebnissen zu Siedlce geudung von Hunderten von Millionen für Ansiedelungszwecke, gezogen werden sollen, man denkt an neue Konsumsteuern, ab, so sprechen eine Unzahl anderer Nachrichten und Anzeichen ist die preußische Germanisierungspolitit jetzt vor die Alternative durch die die Lebenshaltung des Proletariats abermals ver- dafür, daß Rußlands Bolt schweren Tagen entgegensieht. Wir gestellt, entweder die Waffen zu strecken, oder aber durch eine schlechtert werden soll. Der Militarismus stellt derartige registrieren nur folgende Mitteilungen: Zwangsenteignung des polnischen Grundbesitzes das dreimal Anforderungen an die Leistungsfähigkeit der nichtbesitzenden geheiligte Prinzip des kapitalistischen Eigentums selbst schnöde Klassen, daß er schließlich sich selbst schädigt. Man flagt in anzutasten! reaktionären Kreisen über den wachsenden Prozentsaz der Wie bei einer b sozialen Gesellschaftsordnung Militärdienstuntauglichen, und weiß bei der Steuerscheu der für den Nationalitäten, ut Raum bliebe, so würde auch befizenden Klassen doch keinen anderen Ausweg, als den die Kolonialpolitik keinen Zantapfel für die Völker bilden. besiglosen Klassen immer neue indirekte Steuerlaften aufzu­Gerade die kapitalistische Kolonialpolitik bildet aber heute die bürden, durch die die Konsumfähigkeit dieser Massen, d. h. gefährlichste Reibungsfläche für den Völkerfrieden. Die also die Volksgesundheit, immer mehr ge= Massen des Volkes wollen auch innerhalb unseres heutigen fährdet wird!

tapitalistischen Wirtschaftssystems von der Kolonialpolitit nichts Der Kampf gegen den Militarismus steht im innigsten wissen. Das englische Proletariat beispielsweise hat Zusammenhang mit dem Kampf um die politischen Rechte des seinerzeit gegen den südwestafrikanischen Eroberungskrieg ebenso Volkes. Die bürgerlichen Parteien söhnen sich, je mehr sich protestiert, wie jetzt wieder seine Vertreter die neuesten der Klassenkampf zuspißt, immer mehr mit dem Militarismus Greuel des Kafferntrieges verurteilt haben. Das Proletariat, aus. Der Mangel gleicher politischer Rechte selbst im das ja die Mehrheit in allen kapitalistisch entwickelten Ländern Deutschen Reiche erschwert obendrein den Kampf gegen bildet, weiß, daß die Kolonien für das Gedeihen der Volks- den Militarismus. Als im Jahre 1893 die Militärvorlage wohlfahrt wertlos sind. Aber unsere herrschenden Klassen vom Reichstag angenommen wurde, geschah das gegen den fümmern fich natürlich nicht um die Wünsche und Interessen Willen der Majorität der deutschen Wähler. der proletarischen Mehrheit des Volkes. Für die herr- Die Mehrheitsparteien hatten nur 3 225 000 Wähler hinter

Petersburg , 14. September. ( W. T. B.) Wie Njetsch" aus Odessa gemeldet wird, geberden sich die Mitglieder des Ver­bandes Russischer Leute" in den letzten Tagen sehr aufgeregt. Sie ziehen bewaffnet und mit Signalpfeifen versehen durch die Straßen und mißhandeln die ihnen begegnenden Juden; alltäglich tommen solche Mißhandlungen vor. Die Polizei weigert fich diesem Vorkommnis eine ernstere Bedeutung beizumeffen.

Plozt, 13. September. ( W. T. B.) Gestern wurden von 5 bis 10 Uhr abends Haussuchungen im jüdischen Stadtteil, der von Truppen umzingelt war, vorgenommen. Es wurden Drucklettern vor­gefunden; zwei Personen wurden verhaftet.

Odessa , 14. September. ( B. H. ) Sämtliche Mitglieder des Lokalkomitees der Arbeiterpartei, bestehend aus neun Personen, wurden verhaftet und werden vor ein Kriegsgericht gestellt werden, weil sie die Arbeiter gegen die Terroristen im Falle eines neuen Pogroms bewaffnen wollten!!

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( Privat): Das Gouvernement Statropol ist von Militär und Kofaten überflutet. Das Dorf Schugult wurde mit Artilleriefeuer beschossen. Die Bevölkerung floh, von Entsezen ergriffen. Die Häuser sind zerstört, das Getreide ist niedergebrannt. Die Bes hörden drohen, das Dorf Petrowskoje, das bereits mit Artillerie

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