Nr. 260.
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Vorwärts
9. Jahrg.
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Sernfpred- Anschlug Amt I, Nr. 4186.
Redaktion: SW. 19, Beuth- Straße 2.
Die Ihren
Des Dr. Beumer.
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Sonnabend, den 5. November 1892. Expedition: SW. 19, Benth- Straße 3.
flüssige, unpraktische Vorschrift" zu bezeichnen sich herauss nahm!
gemaßregelte Kölner Fabrifinspektor Jäger als Gespenst aus der Versenkung auftauchen mußte. Den sonstigen Inhalt der bundesräthlichen Verordnung berührte der Hüttensekretär Nach dieser Erläuterung ist jedes weitere Wort über mit feinem Worte. Und darin liegt das Bezeichnende des die Keckheit des Düsseldorfer Protestes überflüssig. Es ist Von dem guten Herzen" des Generalsekretärs der ganzen Vorfalls.. nur der neuerliche Beweis dafür geliefert, daß die neue Aera" deutschen Eisenhütten- Besizer für die von letzteren be- Man muß nämlich wissen, welche weitgehenden Zu- mit ihren Zugeständnissen an die Großunternehmer weiter Schäftigten jugendlichen Arbeiter hat der„ Vorwärts" seinen geständnisse an das Unternehmerinteresse diese ganze nichts bewirkt hat, als den selbstsüchtigsten Widerstand gegen Lesern schon erzählt. Bekanntlich hielt dieser Angestellte Verordnung macht. Um es kurz zu sagen: sie ver- die geringfügigsten Arbeiterschutz- Bestimmungen zu wecken der Eisenhütten- Besizer, Herr Dr. Beumer, auf der schlechtert die Schuhvorschriften für jugendliche Arbeiter und zu verstärken. Nun – das hat die neue Hera mit Jahresversammlung dieser Unternehmer, die ani 23. v. M. in bezug auf die Eisenhütten, Walz- und Hammerwerke sich selbst und mit der politischen Entwicklung der nächsten zu Düsseldorf stattfand, einen großen Entrüstungsvortrag ganz erheblich. Für sonstige Fabriken schreibt die neue Jahre abzumachen. Für die Kapitaliſten vom Schlage der gegen die bundesräthliche Verordnung vom 29. April d. J., Gewerbe- Ordnung vor, daß die Arbeitsstunden der jugend- Eisenhüttenleute und für ihre bezahlten Angestellten vom welche die Vorschriften der neuen Gewerbe- Ordnung lichen Arbeiter nicht vor 1½26 Uhr Morgens beginnen und Schlage des Dr. Beumer aber gilt dasjenige, was der die Beschäftigung jugendlicher Arbeiter für nicht über 1/29 Uhr Abends dauern dürfen. Für Eisenhütten lettere bezüglich des Mangels richtig gehender Uhren auf wie, wird diese Schutzvorschrift, die wahrlich noch Raum genug den Werken der Herren sagte. Die Uhren dieser Herren
über
Politische Uebersicht.
Walz und Hammerwerke besonders regelt davon wird gleich die Rede sein. Das gute Herz" zur gründlichsten Ausnußung jugendlicher Arbeitskräfte gehen alle sehr bedenklich nach in dieser Zeit tiefgehender Les vortragenden Unternehmerangestellten, der selbstverständ- läßt. durch die bundesräthliche Verordnung einfach auf sozialer Gährungen. Kein Wunder, wenn ihnen die Stunde lich den„ lebhaften und allseitigen Beifall" seiner Auftrag gehoben und die Nachtarbeit der jugendlichen der Abrechnung über den Kopf kommen wird, ehe sie es geber fand, äußerte sich, wie die Genossen wissen, in der Arbeiter in dem gefährlichen und gesundheitsschädlichen vermuthen. Sorge darüber, daß die Eisenhütten nicht mehr ganz soviel Betriebe erlaubt. Für sonstige Fabriken ist die Bevielleicht noch weniger, weil ihnen die nene bundesräthliche gänzlich verboten; für Eisenhütten wird dieselbe durch die Verordnung mit zuviel bureaukratischen Belästigungen" Verordnung erlaubt, wenn sie vor 6 Uhr Morgens oder verknüpft ift. ist. werden, die man dadurch brot- und verdienstlos macht? jugendlichen Arbeiter nach der neuen Gewerbe- Ordnung Was soll nun aus den armen Jungen nach 6 Uhr Abends fällt. In anderen Fabriken müssen die tapitalistische Jammer ist vom händeringend; und dieser täglich zwei Stunden Pause gewährt bekommen, eine einVorwärts" schon so stündige Mittags und je eine halbstündige Vor- bezwv. treffend beleuchtet worden, daß kein Wort mehr dazu ge- Nachmittags; außerdem muß den Jungen während dieser Barteien sich mehr und mehr mit dem Gedanken abfinden, die fagt zu werden braucht. Bausen ein Aufenthalt möglichst außerhalb der Betriebs: neneste Militärvorlage- natürlich mit einigen Modifikationen Wohl aber verdient die gesetzgeberische Seite der intereffanten ränme ermöglicht werden. Die letztere Vorschrift ist durch und gegen die entsprechenden Trinkgelder zu bewilligen, Angelegenheit noch eingehende Würdigung; dieselbe führt die bundesräthliche Verordnung für Eisenbfitten außer schwillt die Volks bewegung gegen die ungeheuerlichen uns in den ganzen Fammer des deutschen Arbeiter Kraft gefeßt; und als Pause brauchen die Auftraggeber Forderungen des Militarismus immer gewaltiger an. Die des Dr. Benmer ihren jugendlichen Arbeitern gar nur Thatsache, daß diese Parteien mit den Strömungen und Stim
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schutzes ein.
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lich als Angestellter der deutschen Eisenhütten- Unternehmer eine einzige Stunde, die in eine halbe Stunde, wahr recht klar zu Tage. Das Zentrum und die Konservativen In seinem Januarvortrage führte Dr. Beumer näm- eine einzige Stunde in jeder Schicht zu gewähren, mungen im Volk sich nicht decken, tritt bei dieser Gelegenheit Der dasjenige an, was ihm und seinen Auftraggebern aus scheinlich für's Mittagessen, sowie in zwei Viertelstunden werden von ihren eigenen Wählern im Stiche gelassen; und den neuen Schutzbestimmungen für jugendliche Hüttenarbeiter getheilt werden kann. Wohin die letzteren Bausen fallen sogar die polnische Fraktion, die alles zu bewilligen nicht paßt; das ist die Vorschrift, daß dem Verzeichniß sollen, ist abweichend von der Gewerbe- Ordnung nicht geneigt war, ist bei ihren Wählern auf heftigen Widerstand der jugendlichen Arbeiter eine Tabelle beizufügen ist, in vorgeschrieben. Es sind eben den Herren Unternehmern gestoßen und muß jetzt erklären, daß sie für Mehrbelastung Anfang und Ende der darin gewährten Pausen eingetragen fräfte welche während oder unmittelbar nach jeder Arbeitsschicht für die richtige Ausnutzung der ingendlichen Arbeits- Des Bolkes nicht stimmen könne. die weitestgehenden Ausnahmezugeständnisse ge- Trotzdem ist der Militärvorlage eine Mehrheit gesichert, Um dieser„ bureaukratischen Belästigung" willen macht. Und um der Unternehmerwillkür bei Vertheilung wenn das Volk nicht auf der Wacht ist. setzte der Eisenhütten- Sekretär Himmel und Hölle dieser färglichen und beschnittenen Arbeitspausen gar keine
wird."
in seinem Vortrag in Bewegung. Man brauche besondere unbequeme Schranke zu ziehen, ist bestimmt, daß das Ver- Die beiden Löwen, die sich bis auf den Schwanz Beamte mit besonderen Uhren, um diese Beſtimmung auszeichniß der jugendlichen Arbeiter eine Angabe über die auffreffen, müssen jetzt in der offiziösen Presse die Lage führen zu können; eine Brobe habe ergeben, daß der Weiſter Bausen, wie es für andere Fabriken vorgeschrieben ist, nicht der europäischen Staaten darstellen. Das„ Militär- Wocheneines Stahlwertes gar nicht fertig damit geworden wäre, zu enthalten braucht. Nur die Folge dieser Ausnahmen blatt" und die„ Norddeutsche Allgemeine Zeitung" bringen wenn nicht der„ Betriebschef" und der Aſſiſtent die übrigen im Unternehmerinteresse ist die von Dr. Beumer mit solcher große Aufsäge, in denen sie den Nachweis führen, wie geDbliegenheiten desselben zum Theil mit übernommen hätten. Entrüstung besprochene Vorschrift, daß die Pausen lediglich waltig überlegen Rußland und Frankreich dem Deutschen Die Beschaffung und Benußung richtig gehender Uhren nachträglich in eine Lifte einzutragen sind, wie sie willkürlich Reich und den gesammten Dreibund seien. Unumſtößlich mache die größten Schwierigkeiten. Ueberflüssig“,„ zweck- während der Arbeitsschicht gewährt wurden! Es ist also die wird nachgewiesen, daß, wenn diese Löwen einmal aufLos", unpraktisch" waren die geringſten Stofenamen, die auf das dentbar geringste Maß eingeschränkte Verpflichtung der einanderstoßen, Deutschland bis auf den Schwanz aufgefressen Dr. Beumer obiger Borschrift beilegte. Schließlich wurde Hüttenunternehmer gegen ihre jugendlichen Arbeiter, welche der wird, während Rußland und Frankreich noch einen ganzen die„ Denunziationssucht der Arbeiter gewedt, wobei der bezahlte Angestellte dieser, Herren unter ihrer„ lebhaften Stummel übrig behalten. Zu bewundern bleibt hiernach die wegen seines gegen die Arbeiter bewiesenen Entgegenkommens Bustimmung" als„ bureaukratische Belästigung", als über- Friedensliebe Rußlands und Frankreichs , welche trotz ihrer
Feuilleton.
Naorud verboten.]
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nach den Speisen hervor, die man ihm anbot. Norbert von Varenne wetteiferte mit ihm; einige Male fielen ihm Saucetropfen auf das Oberhemd.
Lächelnd und ernsthaft überwachte Forestier das Ganze. Zuweilen tauschten er und seine Frau einen Blick des Einverständnisses aus, wie zwei Gehilfen, die zusammen ein schweres Werk verrichten, das nach Wunsch gelingt.
Die Gesichter wurden roth, die Stimmen lebhaft. Von Zeit zu Zeit flüstert der Diener den Gästen ins Ohr: " Corton Chateau- Larose?"
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Frauen betheiligten sich lebhaft an dieser Arbeit und Untersuchung. Ganz in gleicher Weise wurden andere Vorgänge der letzten Zeit erläutert, durchgesprochen, nach allen Seiten gewendet und nach ihrem Werth geschäßt, so wie die Käufer beim Krämer die vorgelegten Waaren prüfen, herumdrehen und abschäßen; und bei alledem offenbarte sich der rasche, praktische Blick des Kenners und die besondere Art, die Dinge anzusehen, wie sie allen Händlern mit Neuigkeiten eigen ist, die die Komödie des menschlichen Roman von Guy de Maupassant . Lebens zeilenweis ausschlachten. Dann kam die Rede auf ein Duell, und hier führte Duroy hatte den Corton nach seinem Geschmack ges Duroy fand zwischen Frau Marelle und ihrer Tochter Rival das große Wort. Das war sein Fall; hier konnte funden und ließ sich jedes mal fein Glas füllen. Wunderseinen Platz. Wieder fühlte er sich geniet; er hatte Angst fein anderer mitkommen. gegen den herkömmlichen Gebrauch der Gabel, des Löffels bar fröhlich wurde ihm zu Muth. Heiße Lebensgluth stieg Bei diesen Gesprächen wagte Duron nicht ein Wort ihm vom Magen zum Kopfe, lief durch seine Glieder und oder der Gläser zu verstoßen. Bier Gläser standen vor ihm; dazwischen zu werfen. Zuweilen sah er auf seine Nach- nahm ganz Besitz von ihm. Herz und Kopf, Körper und eines davon leicht blau gefärbt. Was mochte daraus ge- barin. An ihrem Ohrläppchen hing, wie ein Wassertropfen, Seele schwammen im Wohlbehagen. Während der Suppe war jeder still; dann fragte Norbert von Barente: Haben Sie den Prozeß Gauthier gelesen? Eine fonderbare Geschichte!"
trunken werden?
der auf die Haut fallen will, ein Diamant am goldenen Und eine Lust zu reden, sich bemerkbar zu machen, Faden. Von Zeit zu Zeit warf sie eine Bemerkung in das angehört und beachtet zu werden, wie diese Männer, von Gespräch, die ein Lächeln auf aller Lippen hervorrief. denen er kein Wort verlor, kam über ihn. Muntere, kindische Einfälle sprudelte sie heraus; ihr Geist Da führte das Gespräch, das in fortwährendem Flusse Nun wurde der Fall besprochen. Es handelte sich um glich dem eines neckischen, aber durchaus nicht unerfahrenen die Gedanken mit einander verband und auf ein Wort, ein einen Ehebruch, der mit Erpressung verbunden war. Man Mädchens, das die Dinge ungenirt ansicht und sie mit leiser, Nichts hin von einem Gegenstand zum andern sprang, woplaudert darüber nicht, wie sonst in Familien über die wohlwollender Stepsis beurtheilt. bei im Fluge tausend Fragen berührt wurden, endlich Dinge geredet wird, die in der Zeitung stehen, sondern wie Vergebens strengte sich Duroy, an ihr ein Kompliment wieder aus der langen Reihe der Tagesereignisse auf die ein so beschäftigte Interpellation des Herrn Marel über die Skolonisation über Gemüse unterhalten. Niemand entrüstete sich, niemand mit ihrer Tochter, bot ihr zu trinken an, reichte ihr die Algiers zurück. underte sich über die Dinge. Mit geschäftsmäßiger Neu- Schüsseln und bediente sie. Das Kind, daß nicht so lustig Selbst, sudjte man nach seinen legten verborgensten Gründen. Kopfniden:" Sie sind sehr liebenswürdig". Bier, aber völliger Gleichgiltigkeit gegen das Verbrechen wie die Mutter war, dankte mit ernſter Stimme und leichtem hafte Bemerkungen darüber hin; er hatte ſaftigen Humor Man wollte die Ursachen für die That entdecken, wollte nachdenklichem Gesichtchen.hörte es den Reden der Großen zu. morgen darüber geschrieben hätte, und Ja cques Rival ver
Herr Walter warf zwischen zwei Gängen einige scherzUnd mit und war ein Skeptiker. Forestier erzählte, was er für
Das Diner war ausgezeichnet und die Gäste ließen es langte für Algier Militärverwaltung.
als wissenschaftlich festzustellende, nothwendige Folge eines sich schmecken. Herr Walter aß wie ein Wolf. Er sprach jedem Offizier nach dreißig Jahren Kolonialdienst eine ßte bestimmten Geisteszustandes entstanden war. Auch die faft gar nichts und schielte unter der Brille nur immer stimmte Landstrecke überwiesen werden.