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Die Unwissenden. Auf Befehl des Zaren ist eine desondere Kommission unter den, Vorsitz des Generals Wodar gebildet worden, der es obliegt, die Ursachen für den Niedergang der Disziplin in der russischen   Flotte zu untersuchen. tRuss. Kurier.") Die Requisitionen. Das Moskauer Komitee der Sozial-Revolutio« .lären Partei erklärt, da sich die Fälle im Gouvernement Moskau   mehren, wo Plünderungen und Naubtaten angeblich im Auftrage der Sozial-Nevolutionären Partei geschehen, daß es mit den Expropriationen von Privateigentum in keiner Ver- bindung steht(Nowyj Putj", IS. September). Auf Staats- eigentum erstreckt sich diese Erllärung nicht. Zarenschergen in Berlin  . DerTowarisch" vom 20. September meldet: Nach Berlin   sind Agenten entsandt worden, init der speziellen Aufgabe, auf die Zufuhr von Waffen aus Deutschland   nach Rußland   aufzupassen. Jagd auf Revolutionäre   in Schweden  . Stockholm  , 22. September. sW. T. B.) Bei einer gestern in der Wohnung von zwei Sozialisten vorgenommenen Haussuchung wurden fünf Kilogramm Dynamit aufgefunden. Man ver­mutet, daß es finnischen Flüchtlingen gehört, die bei ihnen wohnen. Am Abend wurden die beiden Sozialiften sowie eine größere Anzahl Finnen verhastet, der eine Sozialist wurde lväter freigelassen. Auszeichnung? Man schreibt uns aus Petersburg  : Der Polizeichef des 1. Be- zirks der Stadt Bialystok  , Schercmetjcw, der an der Organisation des dortigen jüngsten Pogroms stark beteiligt war, hat jetzt einen Posten in der Petersburger Polizei bekommen. Also eine Aus- Zeichnung I Die Breslauer Polizeischlacht vor Gericht. �elegrvphischer Bericht. Unbcr. Nachdr. Verb.) Breslau  , den 22. September. �Zer Prozeß, der hier das Tagesgespräch bildet, wurde heute fortgesetzt. Unter den zu heute vorgeladenen Zeugen befindet sich auch der Untersuchungsrichter Firle, dessen Maßnahmen in der Voruntersuchung gegen den Major von Zander bekanntlich bereits den Gegenstand heftiger Erörterungen bildete und der auch dieses Mal von der Verteidigung schon wieder- holt in die Verhandlung hineingezogen wurde. Der erste Zeuge war der Schutzmann H o s r i ch t e r. Er be­kundet, er habe gesehen, wie ein Schutzmann auf dem Striegauer Platz hinter einem Mann herlief. Der Mann stürzte und da sei der Schutzmann über ihn gestolpert. Davon, daß mehrere Schutzleute gleichzeitig auf einen am Boden liegenden Mann losgeschlagen hätten, wie es die Angeklagte Haase gesehen haben will, könne keine Rede sein. Der Zeuge hat weiter gesehen, wie sein Kollege M a r k w a r t von der Menge umringt worden sei. Plötzlich sei aus der Menge auf Markwart ein Mann zugetreten, der ein gezücktes Messer in der Hand hatte.Machen Sie, daß Sie herauskommen", rief er dem Markwart zu,man will Sie stechen!" Vors.: Kennen Sie den Mann wieder? Zeuge: Ja, es ist der Angeklagte Schneider. Schneider gibt zu, zur fraglichen Zeit auf dem Striegauer Platz gewesen zu sein. Es sei auch richtig, daß er ejn Messer in der Hand gehabt habe. Aber davon, daß er den Schutzmann habe stechen wollen, könne keine Rede sein. Zeuge Schutzmann Markwart sagt aus, er habe gesehen, wie zwei Fußschutzleute von einem Menschenknäuel hart bedrängt wurden. Er sei deshalb in den Knäuel hineingeritten, um ihn auseinander- zutreiben. Das gelang ihm aber nicht, denn die Menge schloß sich nun um so dichter zusammen. Plötzlich sei ein Mann aus der Menge herausgetreten mit einem gezückten Messer in der rechten tand und habe nach den Schutzleuten gestochen. Vors.: Wissen ie genau, daß der Mann einen Beamten stechen wollte? Zeuge: Seiner Haltung nach zu urteilen, muß ich das an- nehmen. Vors.: Ist es der Angeklagte Schneider gewesen? Sehen Sie sich den Mann recht genau an. Zeuge: Schneider ist der Mann.(Bewegung.) Vert. Justizrat Hein: Ist es möglich, daß das gezückte Messer Ihrem Pferde gegolten hat? Zeuge: Das glaube ich nicht. Zeuge Schutzmann Hoppe schildert den gleichen Vorfall. Auch er erkennt den Schneider wieder, dem die Menge bereitwilligst Platz gemacht habe, während sie den Schutzleuren den Weg versperrt habe. Der Angeklagte Schneider gibt an, an jenem Abend be- trunken gewesen zu sein. Er gebe zu, geschimpft zu haben, aber nicht auf die Arbeitswilligen oder die Schutzleute, sondern auf die Steuern.(Heiterkeit.) Zeuge Kommissar Bernert erklärt, er habe von dem Messerangriff nichts gesehen. Zeugin Haase. die Mutter der einen weiblichen Angeklagten, bekundet, daß ihre Tochter durch den Lärm veranlaßt ans Fenster gestürzt sei und im hellen Zorn heruntergerufen habe: So eine Gemeinheit, so eine Roheit, die Schutzleute sollten sich schämen, zu Fünfen über einen Mann herzufallen!" Den Vorgang selbst hat die Zeugin nicht mehr ge- sehen. Zeugin Therese Haase, die Schwester der Angeklagten, er- klärt, an der Ecke der Schwizerstratzc hätten etwa 70 Schutzleute gestanden. Von diesem Haufen lösten sich etwa 5 oder 6 Schutz- l e u t e los und fielen über einen Mann her. Meine Schwester und ich sahen das, und meine Schwester schimpfte herunter. Daraus sahen die Schutzleute zu uns empor und ließen von dem Mann ab. Er schleppte sich dann am Arm seiner Frau, die den Vorgang mit beobachtet hatte, langsam davon. Der für den Striegauer Platz zuständige Kommissar bekundet. daß sich niemand wegen erlittener Mißhandlungen beschwert hätte. Zeuge Kommissar M i t t m a n n soll darüber Auskunft geben, wie es kommt, daß viele Personen auf dem Rücken Verletzungen davon getragen haben. Er schildert einen Fall, in dem ein Schutz- mann angegriffen wurde und bei der Abwehr den Angreifer auf den Rücken traf. In einem anderen Fall traf der Säbelhieb die Haustür, da der Angreifer sich hinter derselben versteckte. liebet den Widerstand, den der Angeklagte Jnschek geleistet haben soll, wird der Schutzmann M a r k w a r t ebenfalls vernonimen. Jaschek sei seinem Pferde in die Zügel gefallen. Bert. Justizrat Hein: War es nicht das Benehmen eines Mannes, der sich vor dem Pferde fürchtete und es abwehren wollte? Zeuge: Nein, ich wurde ja angegriffen. Zeuge Klose bestätigt, daß der Angeklagte Jaschek aggressiv gegen die Schutzleute vorgegangen ist.Reißt sie runter vom Pferde", habe er gerufen. Die Menge, die den Jaschek unterstützte, habe sich auf etwa 300 400 belaufen. Zeuge Arbeitswilliger Hanke: Als wir aus der Fabrik kamen, sah und hörte ich, daß Jaschek unS beschimpfte. Er nannte mich einenLumpen" und ver- sperrte mir den Weg. Arbeitskollegen bekunden, daß Jaschek nicht der Mann war, der dem Schutzmann in die Zügel fiel. Im weiteren Verlauf bekundete der nochmals vorgerufene Schutzmann Hoppe, daß er gehört habe, wie der Angeklagte Hoffmann die SchutzleuteSchweinehunde" geschimpft habe. Hoffmann bestreitet das. Er sei an jenem Abend betrunken ge- Wesen und seine Frau habe ihn deshalb gar nicht aus dem Hause gelassen. Der nächste Zeuge ist der Direktor der Maschinenbauanstalt Breslau, Neumann, der aussagt: An der Aussperrung waren die im Verband und die im Hirsch-Dunckerschen Gewerkverein Organisierten beteiligt. Vors.: Weshalb wurden diese Organisationen von der Aus- sperrung betroffen. Zeuge: Weil nach den Erfahrungen der früheren Jahre gerade diese beiden Organisationen am meisten zum Streik neigen. Am Tage der Krawalle war der Zeuge nicht in Breslau  , gibt aber seiner Ueberzeugung dahin Ausdruck, daß die Ausgesperrten durch ihre Ansammlungen auf dem Striegauer Platz die Arbeitswilligen ebenfalls zur Niederlegung der Arbeit veranlassen wollten. Vert. Rechtsanwalt Weizmann: Warum haben die Angehörigen des Hirsch-Dunckerschen Gewerk- Vereins die Arbeit früher wieder aufgenommen? Zeuge: Es war von feiten des Hirsch-Dunckerschen Gewerkvereins auf Um- wegen das Ersuchen an uns gerichtet worden, mit ihnen über die Wiederaufnahme der Arbeit zu verhandeln. Jedenfalls haben wir uns auf Umwegen darüber verständigt. Vors.: Ist durch die Aussperrung Ihr Betrieb lahmgelegt worden? Zeuge: Es ging damals über ganz Deutschland   eine allgemeine Former- und Gießereiarbeiterbewcgung. Es ist klar, daß durch die Arbeits- einstellung der Former und Gießer auch die übrigen Betriebe mit in Mitleidenschaft gezogen wurden, weil nicht genügend Material, das von den Formern vorbereitet wird, vorhanden war. Indessen hat die Maschinenbauanstalt insoweit ihren Betrieb aufrecht er- halten, daß, als die Arbeit wieder aufgenommen werden sollte, sie den Betrieh sofort im vollen Umfang aufnahm. Vert. Rechts­anwalt Simon: Ist es richtig, daß den Arbeitern erklärt worden ist, sie würden nicht ausgesperrt werden, wenn sie aus ihrem Verbände austreten würden? Zeuge: In unserem Betriebe war das nicht der Fall. Ich bin ein prinzipieller Gegner jeder Maßregelung, ich will es aber nicht von der Hand weisen, daß in anderen Betrieben etwas derartiges geschehen ist. Leute, die aus der Organisation austraten, wurden tatsächlich weiter beschäftigt. Ob aber gesagt worden ist, Ihr müßt aus der Organisation austreten, weiß ich nicht. Ich weiß nur, daß davon gesprochen wurde, daß, wenn die weiter arbeitenden Arbeiter im Falle einer Lahmlegung der Betriebe Unterstützungen von den Industriellen erhalten wollten, sie vorher aus dem Verbände ausgetreten sein müßten. Vert. Rechtsanwalt Simon: Ich beziehe mich auf das Zeug- nis des Generaldirektors Glasenapp, daß tatsächlich den Arbeitern gesagt wurde, die Arbeiter müßten aus dem Verbände austreten. Staatsanwalt: Wieviel Personen waren nach der Aus- sperrung in Ihrem Betriebe beschäftigt? Zeuge: Eine be­stimmte Zahl kann ich nicht angeben. Staatsanwalt: Waren es etwa 2300? Zeuge: Ja. ungefähr. Vert. Rechtsanwalt Weizmann: Waren die Hirsch-Dunckerschen Gewerkvereine auch an der Lohnbewegung der Former beteiligt? Zeuge: Das ist sehr schwer zu beantworten. Ich weiß nicht mehr, ob auch ein Vertreter der Hirsch-Dunckerschen Gcwcrkvcreine bei den Verhandlungen zugegen war, da ich mich prinzipiell nicht nach der Zugehörigkeit der Arbeiter zu einer Organisation er- kundige. Als hierauf der Vorsitzende zur Herbeiholung eines von der Verteidigung als Zeugen gewünschten Schutzmannes einen Schutzmann wegschicken will, erhebt Vert. Rechtsanwalt Weizmann dagegen Einspruch. Vors.: Gegen diese Verdächtigung eines Beamten muß ich Verwahrung einlegen. Vert. Rechtsanwalt Weiz­mann: Und ich gegen den Vorwurf, ich hätte einen Beamten verdächtigt. Es ist doch aber ganz natürlich, daß die beiden Be- amten über die Sache miteinander sprechen und daß dadurch ganz unbewußt eine Beeinflussung erfolgt. Bezüglich des Angeklagten H o f f m a n n wird dessen Ehefrau vernommen. Auf die Frage des Vorsitzenden, ob ihr Mann an jenem Abend betrunken gewesen sei, ruft sie mit forscher Stimme in i>«n Saal:Betrunken war er nicht, Herr Staatsanwalt, aber gründlich besoffen."(Große Heiter- keit.) Beim Angeklagten R a d d a tz handelt es sich darum, ob er der Mann ist, der in einer weißen Mütze auf dem Striegaucr Platz die Polizistenverfluchte Schweinehunde",die man tot­schlagen müßte", genannt hat. Mehrere Schutzleute glauben den Angeklagten genau wieder zu erkennen. Bevor hierauf die Mittagspause eintritt, bittet der Staatsanwalt, die Verhandlung heute noch zu Ende zu führen. Vert. Justizrat Hein: Es hätte wesentlich zur Verkürzung der Verhandlungen beigetragen, wenn die Staatsanwaltschaft der Verteidigung die Einsichtnahme in die Akten gestattet hätte. Das ist aber rrotz wiederholter Proteste uns his zur Hauptverhandlung verweigert worden. In der Nachmittagssitzung wurde ein Cousin des Angeklagten Büchner vernommen. Der Zeuge, der gelähmt ist, wurde in einem Rollstuhl vorgefahren. Da die kleine Eingangstür zum Gerichtssaal sich als nicht ausreichend erwies, blieb nichts anderes übrig, als den Zeugen ourch die größere Tür zum Zuhörerraum in den Saal zu fahren und vom Zuhörer- räum aus erfolgte dann auch seine Vernehmung. Er gab an, daß sein Cousin sich am Abend des Ig. April auf dem Striegauer Platz aufgehalten habe. Solange er ihn beobachtete, habe er sich auch nicht an dem Krawall beteiligt. Zeuge Schutzmann Gottschlich wird in Sachen des Angeklagten Mandel vernommen. Mandel stand vor dem Hause Hildebrandtftratze 21 und wurde von Gottschlich ins Haus gejagt. Dabei wurde Mandel mit der Klinge vor die Brust gestoßen und Mandel soll dabei ausgerufen haben:Ihr Bluthunde." Angekl. Mandel: Ich habe ja gar nicht an der Haustür, sondern nur an der Hintertür gestanden. Vert. Rechts­anwalt Hein: Hat der Angeklagte den Schlag auf der Straße oder im Hausflur bekommen? Zeuge: Ich glaube, es war drinnen. Angekl. Mandel: Es war auf dem Hofe, wo er mich schlug. Vert. Justizrat M a m ro th: Warum haben Sie denn über- Haupt den Mann geschlagen? Zeuge G o t t s ch l ich: Weil ich glaubte, er wäre derjenige, derBluthunde" geschimpft hatte. Es wird nun nochmals der Bezirlsleiter des Metallarbeiter» Verbandes, Schlegel, aufgerufen, der auf Befragen des Justiz- rats M a m r o t h bestätigt, daß ihm zahlreiche Werkführer und Betriebsleiter mitgeteilt haben, die Arbeiter würden wieder ein- gestellt werden, sofern sie aus der Organisation austreten. Weiter gibt der Zeuge an. daß die Ausgesperrten durch Flugblätter und in den Versammlungen ermahnt worden seien, die Arbeits- willigen in Ruhe zu lassen. Die Organisationsleitung habe nämlich die Auffassung gehabt, daß der Betrieb mit den Arbeits- willigen allein nicht lange würde aufrecht erhalten werden können. Die Organisation habe immer zur Ruhe gemahnt. Vors.: Um so schlimmer für die Angeklagten. Staatsanwalt: Wie haben Sie sich zum Verlangen der Unternehmer auf Austritt aus der Organisation gestellt? Zeuge: Wir haben den?lrbeit«rn vollständig freie Hand gelassen. Auch der Leiter des Hirsch-Dunckcr- fchen Gewerkvereins M I a d e ck bekundet, daß die Mitglieder zur Ruhe gemahnt worden seien. Der letzte Zeuge namens H e i s i g hat am Krawalltage in der Friedrich Wilhelmstraße vor sich ruhig einen Mann seines Weges gehen sehen. Als der Mann in die Mariannenstraßc einbiegen wollte, kam von der anderen Seite ein Schutzmann herbeigestürmt, packte den Mann an der Brust und schlug ihm mit seinem Säbel, ohnd daß ein Grund dafür vorhanden war, über die Schulter und zweimal über das Gesäß. Vors.: Hat sich der Mann widersetzt oder haben Sie das nicht so genau sehen können? Zeuge: Der Mann ging ganz ruhig auf der Straße und kein Mensch war sonst in der Nähe zu sehen. Ich selbst ging rasch weiter, weil ich fürchtete, mir würde auch noch etwas passieren. Vert. Justizrat Ma mroth: Haben Sie etwa gesellen, daß der Schutzmann eine Bewegung machte, als wollte er die Personalien des Mannes fest- stellen? Zeuge: Nein. Der Schutzmann kam von der anderen Seite der Straße hergelaufen, mit dem Säbel in der Luft herum- fuchtelnd. Dabei stieß er unartikulierte Laute aus. Vors.: Wie klangen diese Laute? Zeuge: Das läßt sich nicht nach- machen. Ter Schutzmann benahm sich, als ob er ohne Besinnung handelte. Der nächste Zeuge war Generaldirektor Glasenapp vom Verband schlesischer Metallindustrieller. Vor s.: Es soll vor» gekommen sein, daß in Ihrem Betrieb den Leuten von den Meistern oder deren Beamten erklärt worden ist, wenn sie aus dem Ver- bände austreten würden, würden sie nicht ausgesperrt werden. Zeuge: Davon weiß ich nichts. Es mag sein, daß ein solches Ansinnen an die Arbeiter gestellt worden ist, eine Anweisung dazu lag aber nicht vor. Vert. Rechtsanwalt M a m r o t h: Sind Ihnen Fälle bekannt, daß Ausgesperrte, weil sie aus der Organi- sation austraten, wieder eingestellt wurden? Zeuge: In ein­zelnen Fällen habe ich davon Kenntnis bekommen. Vert. Rechts­anwalt Simon: Es kann sich aber doch nur um ein prinzipielles Vorgehen handeln, von dem Sie Kenntnis haben müßten. Zeuge: Es ist mir mitgeteilt worden, daß einzelne Arbeiter auS dem Verbände ausgetreten sind. Von einer generellen Anordnung kann keine Rede sein. Vert. Justizrat M a m ro th: Ich lege hiermit einen ReverS vor, in dem sich die Arbeiter verpflichten mutzten, aus dem Metallarbeitcrvcrband oder dem Hirsch-Dunckerschen Gewerkverein auszutreten. Zeuge: In meinem Betrieb hat daS Reversformular nicht Verwendung gefunden. Mehrere Breslauer Metallarbeiter bekunden, daß sie den Revers hätten unterzeichnen müssen, wenn sie weiter beschäftigt sein wollten. Auf eine große Anzahl weiterer Zeugen wurde verzichtet, worunter sich auch Untersuchungsrichter Firle befand. Die B e- weiLaujnahme wurde dann geschlossen und die Ver- Handlung auf Montag vertagt, wo die P l a i d o Y e r s beginnen sollen._ Hus der Partei. Georg Bernhard   als Hüter der Parteimoral. Georg Bernhard  , der Herausgeber desPlutus", beginnt. uns fürchterlich zu werden. Nach dem Dresdener   Parteitag wurde bekanntlich der Ausschluß des jetzigenPlutus'-HerausgeberS aus der Partei begehrt und von dem zur Beurteilung dieses Falles ein- gesetzten Schiedsgericht wurde ihm zwar nicht die Parteizugehörigkeit abgesprochen, aber doch attestiert, daß er in einem Falle eine wenig gefestigte Ueberzeugung gezeigt habe, daß sein Verhalten dabei geeignet war, die Achtung derParteigenossen vor den Vertretern der Literatur zu erschüttern, daß er zu tadeln sei, weil er eine gewisse Aeußerung einem politischen Gegner gegenüber gemacht habe, daß durch sein Vor- gehen das Ansehen der Partei und einzelner Parteigenossen ernstlich geschädigt wurde und daß sein Verhalten auf dem Dresdener   Partei- tage eine scharfe Rüge verdiene. Der so Gezeichnete droht jetzt mit Ausschlußanträgen gegen die Genossen, die sich erlaubt haben, seine Tätigkeit und sein Verhalten zu kritisieren. Er sendet uns heute folgendes Schreiben: An die Redaktion desVorwärts" Hier. Ich ftage hierdurch an. ob der Verfasser der imVorwärts" erschienenen, gegen mich gerichteten Notizen.Anfsichtsrats« Sozialismus",Auch einer von der Clique" undKritik der Martinschen Broschüre" bereit ist, mir seinen Namen zu nennen. Ich beabsichtige gegen ihn resp. wenn es mehrere sind, gegen sie den Ausschluß aus der Partei wegen ehrloser HandlungS« weise zu beantragen. Hochachtend Georg Bernhard  . Selbstverständlich ist da« Ansinnen des ,PlutuS"«HerauSgeberS prin- zipiell abzulehnen. Die Kritik, die er erfahre» hat, wird einmütig von der ganzenVorwärts'-Redaktion vertreten. Glaubt derPlutus"- Herausgeber also durchaus die Parteimoral retten und die Partei von ehrlos handelnden Genossen reinigen zu müssen, so muß er schon Ausschlußantrag gegen sämtliche Redakteure desVorwärts" stellen. Wir sind auf alles gefaßt.... Zur Stampfer-Fälschung. DieLeipziger Volkszeitung" schreibt'. Ein zweites Dresden  ? Morgen wieder lustik? König Jerome von Westfalen. Die Mitherausgeberin derNeuen Gesellschaft" verteidigte neulich in einer Polemik mit dem Organe des Herrn Liman, ihres Reisegefährten von der berühmtenMecrfahrt" her, ihre in einem Lexikon berühmter Zeitgenossen gemachte Angabe, daß sie in König Jerome von Westfalen ihren Ahnherrn verehre. Wir brauchen nicht zu sagen, daß sich das Organ des Herrn Liman dabei, wie üblich, gründlich blamierte. Es konnte nichts einwenden, als die Mithcrausgeberin derNeuen Gesellschaft" sich bereit erklärte, die Papiere vorzulegen, die urkundlich die Wahrheit ihrer Be- hauptung erhärten. Für uns bedarf es dieser Papiere aber gar nicht; ein Blick auf die neueste Nummer derNeuen Gesellschaft" genügt, um zu erkennen, daß sie nur eine Umschreibung des Wappenspruchs ist, den sich König Jerome erkoren hatte: Morgen wieder lustik I Der Herausgeber derNeuen Gesellschaft" hat vor drei Jahren die Komödie für den Dresdener   Parteitag inszeniert, in der die Freunde des Herrn Haiden so erbauliche Rollen spielten. Er will jetzt das Meisterstück in Mannheim   wiederholen, nur daß diesmal derVorwärts" das Opfer sein soll. DieNeue Gesellschaft" ver- öffentlicht einen von Friedrich Stampfer   verfaßten Artikel, der nachweisen will, daß derVorwärts" ein äußerst konfus redigiertes Blatt sei. Der Beweis wird dadurch geführt, daß eine Reihe ab» gerissener Zitate nebeneinander gestellt werden, Zitate, die schein- bare Widersprüche enthalten. Zuerst präsentiert der Verfasser natürlich sein wegen der Erfüllung einer grausamen Parteipflicht blutendes Herz, und darauf rückt er demVorwärts" in hämischem Spott vor, daß unser Zentralorgan einmal ein Schillersches Wort falsch gebraucht habe. An diesem Kratzen erkennt man gleich die ganze Katze. ES ist noch nicht dagewesen, daß eine angeblichsozialistische Wochen- schrift" ein Arbeiterblatt wegen eines Mangels an formaler Bildung verhöhnt. Das war bisher ein unbeneidetes Vorrecht der kapitalistischen   Presse. Es ist dabei nicht einmal festgestellt, ob es sich bei jenem falschen Zitat nicht bloß um einen Druckfehler handelt oder ob wirklich einem der Arbeiterredakteure desVor- wärts" das kleine Malheur zugestoßen ist, oder vielleicht auch einem seiner akademisch gebildeten Redakteure. Dem Schreiber dieser Zeilen passierte vor einigen Monaten, daß in einem von ihm ver- öffentlichten Artikel das Schillersche Wort vonseines Nichts durchbohrendem Gefühl" verschrieben oder verdruckt war alssein nichts durchbohrendes Gefühl". Da amüsierte sich die bürgerliche Presse aller Schattierungen einige Wochen als an einem Beweise für diemangelhafte Bildung" der sozialdemokratischen Presse. Das war eine Kampfmethode, die sich für diese Presse schickte, gleichviel ob ein Druckfehler oder eine augenblickliche Gedanken- losigkeit des Schreibenden vorlag. Aber daß eine angeblich sozialistische Wochenschrift solche Dinge einem Arbeiterblatt vor» rückt, in demselben Atemzuge, wo sie höhnisch sagt, die neue Re. daktion desVorwärts" besitze ja den Vorzug,einheitlich und prinzipienklar zu sein und die Meinung der Berliner   Genossen zu vertreten", das ist neu, und noch einmal: an bi-r- Kratzen