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den Punkt Strafrecht, Strafreform und Strafprozeßl Sprach, einen ausgezeichneten Vortrag erwarten. Diese Erwartungen wurden denn auch nicht enttäuscht, obgleich der Redner, dessen Bor­trag in der ursprünglich beabsichtigten Form die doppelte Zeit in Anspruch genommen hätte, sich angesichts der vorgerückten Beit mit dem Extrakt dessen begnügen mußte, was er anzuführen für not wendig gehalten hatte. Der Vortrag des Genossen Haase basierte in allen seinen Teilen fest auf der theoretischen Grundauffassung des wissenschaftlichen Sozialismus. Er betonte, daß alle strafrechtlichen Anschauungen stets die ideologische Spiegelung der jeweiligen fozialen Struktur gewesen seien. Das Strafrecht sei der Ausfluß des Selbsterhaltungstriebes der herrschenden lassen und das Schutz­mittel der jeweilig bestehenden Gesellschaft gegen ihr wiederstrebende Tendenzen. Von dieser historischen und theoretischen Fundierung ging der Rebner zur festen und wuchtigen Kritik der heutigen Strafrechtstendenzen über. Er geißelte die kapitalistische Justiz, wie fie in Majestätsbeleidigungsparagraphen, Strafbestimmungen wegen Aufreizung zum Klaffenhaß, wegen Verächtlichmachung von Staats­einrichtungen zum Schutz der Kapitalistentlasse Ausdruck findet. Ein massenhaftes Material brachte er zur Charakteristik dieser schreienden Klassenjustiz vor. Der Redner beschäftigte sich ferner mit dem Ver­brechen als spezifischer Erscheinung unseres Klassenstaates, er berief sich auf den bekannten Strafrechtslehrer Professor v. Liszt , der eben b. bet chat falls das Verbrechen als soziale Erscheinung auffäßt. Unsere Straf­rechtsreformer würden deshalb am besten für eine wirksame Sozialreform eintreten, statt am Strafrecht herumzuflicken.

Genosse Haase schloß seine Ausführungen unter stürmischem Beifall mit Aufzählung der Maßnahmen zur Besserung des Straf rechts und Strafvollzugs, für die die Sozialdemokratie schon heute einzutreten verpflichtet sei.

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Damit war die Tagesordnung des Parteitages in den Haupt­punkten erschöpft. Nach Erledigung der Anträge wurde die Tagung mit einer wirkungsvollen Ansprache Singers geschlossen. Die Bes tonung der Einmütigkeit und Geschlossenheit, die gerade der Mann tonung der Einmütigkeit und Geschloffenheit, die gerade der Mann heimer Parteitag mit seltenem Nachdruck befundet hat, fand begeisterte Zustimmung.

Pro Pod.

Der Oberpräsident der Rheinproving, Freiherr v. Schorlemer , Der Oberpräsident der Rheinproving, Freiherr v. Schorlemer , hat sich vor einigen Tagen auf einem aus Anlaß der landwirt­schaftlichen Ausstellung in Cleve abgehaltenen Festessen über die Fleischteuerung geäußert und unter anderem gesagt:

" Wenn wir( Landwirte) Schutz beanspruchen, dann müssen toir auch zeigen, daß die Forderung( der Grenzsperre) begründet ist. Wir stehen in einer Zeit von hohen Vieh- und Fleischpreisen, und sehen damit einer ernsten Zeit für die Landwirtschaft ent­gegen. Denn ich fann nicht sagen, daß wir bisher allen Ansprüchen der Konsumenten genügt haben. Es ist daher unsere Pflicht, möglichst viel und gut zu produzieren und dafür zu forgen, daß allen Ansprüchen von Produzent und Konsument Rechnung getragen wird. Um das zu erreichen, ist ein engerer Zusammenschluß der Landwirte nötig, als er bisher in der Rheinprovinz bestand."

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Das Wörmann- Monopol. Der langen Rede furzer Sinn ist der: Das Zentrum fühlt sich Die Dortmund . 3tg." veröffentlicht eine Zuschrift aus Süd- in Not; die Wahlen von 1908 machen ihm zu schaffen, namentlich im Westen, wo in wichtigen städtischen Wahlkreisen( Düsseldorf , westafrika , die höchst interessante Mitteilungen über die Rücksichts- Köln, Essen ) die Sozialdemokratie dem Zentrum beängstigend nahe losigkeit enthält, mit der die Wörmann- Linie ihr Transportmonopol gerückt ist und der sozialistische Sieg sicher zu erwarten ist, wenn gegenüber der Regierung ausnüßt und sich enorme Einnahmen nicht das Zentrum in der Stichwahl starte Hülfe von den anderen aus ihren für die Solonialverwaltung ausgeführten Verfrachtungen bürgerlichen Parteien erhält. Wenn es nach dem Zentrum ginge, zu sichern weiß. Fast scheint es, als wenn diese Dampferlinie das fäme wohl ein Wahlbündnis bereits für den ersten Wahlgang zu­Verdienen" in noch weit gründlicherem Maße versteht als stande derart, daß das Industriegebiet zwischen Liberalen und Alerifalen aufgeteilt würde. Das ist der Grund, weshalb das die Firma Tippelskirch. Das Dortmunder Blatt schreibt: Zentrum jeht mehr als je in Toleranz macht und weshalb es sich Als im Juli 1902 die Swakopmunder Mole allerdings nur bereit erklärt für eine christlich- nationale Gemeinbürgschaft gegen für kurze Zeit gebrauchsfähig wurde, hoffte hierzulande alles die Feinde von Thron und Altar".- auf einen erheblichen Abschlag in den Landungsgebühren. Es lag Bom glorreichen preußischen Vereins- und Versammlungsrecht. auf der Hand, daß die in Brandungsbooten nach der alten Zoll­stelle gelandeten Güter ungleich höhere Kosten berursachten als die Das Oberverwaltungsgericht hat entschieden, daß in 50 Tonnen- Leichtern zum Molenhafen und dem neuen Zollhaus mit Dampfpinassen geschleppten Ladungen. Allen Versuchen, die die Auflösung einer Versammlung zu Recht geschehen damals vom Swakopmunder Bezirksausschuß unternommen wurden, ist, da der Referent erörterte, daß Massenstreit und das Wörmann- Monopol zu durchbrechen, jepte der lotale Vertreter Straßendemonstrationen in besonderen Fällen anzu­der Karl Wörmann - Linie, Kapitän Henneberg, auf Grund des wenden seien! Der Genosse Redakteur Arthur Crispien hielt am 14. Januar Regierungsvertrages erfolgreichen Widerstand entgegen. Ja, in der Ausnutzung der Konjunktur ging die Wörmann- Linie so weit, 1906 in einer Versammlung im Ludwigshof zu Königsberg einen die Landungsgebühren ohne Rüdsicht auf die Festsetzungen des Hamburger Frachtbriefes nach Vortrag über: Massenstreik und Straßendemonstration". Die Bem Tonnengewicht oder nach dem Rubiinhalt Versammlung wurde während des Referates aufgelöst und der zu berechnen, wie gerade, der höhere Betrag Polizeipräsident billigte die Auflösung unter Bezugnahme auf die u hetedim. woner Bers 3 ustande tam. Die Praris galt natürlich auch für die Re- Bestimmung bes§ 5 des preußischen Vereinsgesetzes, wonach die gierungsfrachten. Eine Révision der Reichszahlungen an Lan- Auflösung einer Versammlung erfolgen kann, wenn in der Ver­Sungsgebühren dürfte in dieser Beziehung allein schon manche jammlung Anträge oder Vorschläge erörtert werben, die eine Ueberraschung zeitigen. Noch eigentümlicher ist aber, daß die Kolonialverwaltung ge- Aufforderung oder Anreizung zu strafbaren Handlungen ent­awungen gewesen ist, unter anderem solch hohe Landungsgebühren halten. Und zwar stützte sich der Polizeipräsident auf die Notizen auch zu zahlen für das von Hamburg bei den Pferdetransporten, des überwachenden Polizeikommissars. Danach soll Crispien bei bon Stapstadt aus für die Ochsen- und Maulefeltransporte mit Erörterung der Kampfesmittel des Proletariats gesagt haben: geführte Futter Heu, Hafer und so fort, welches auf der Welche Waffen haben wir? Wir haben die Presse, das Vereins­Seereise verbraucht worden war. Zweifellos ist auf diese Eigen- und Versammlungsrecht, die politischen und gewerkschaftlichen tümlichkeit der Berechnung noch niemand gekommen; immerhin Organisationen, das Wahlrecht. Wenn uns nun diese Rechte ge­dürfte aber das Reich auf diese Weise sich ein Guthaben" Organisationen, das Wahlrecht. Wenn uns nun diese Rechte ge­bei der Firma Karl Wörmann geschaffen haben, das mehrere nommen werden, dann müssen wir zum letzten Mittel greifen: zum Massenstreik und zur Straßendemonstration. Bei diesen Worten wei Ilionen betragen soll. wurde die Versammlung aufgelöst.

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Was für Unsummen die Landungsgebühren in beiden Häfen, auch in der ruhigen Lüderiz- Bucht verschlingen, davon nur ein Beispiel. Ein vom Rittmeister Grafen v. Königsmart, dem Mires nach Lüderiz- Bucht mit einer Heuladung abgeschicktes Schiff früheren Rennreiter, der hier Erstklassiges leistet, bon Buenos kostete: an Fracht( an eine unabhängige Reederei gezahlt) 18 000 Mart, an Landungsgebühren( für die Firma Karl Wörmann ) 20 000 M. Obwohl die von Buenos- Aires fommenden Vieh dampfer meist nur den einen( Hin-) Transport nach dem Schuh­gebiet hatten und oft die Holzberschläge für die Pferde, Ochsen und Efel nachher berbrennen mußten, betrugen die Frachtfäße pro Tier bei einer 18tägigen Reise nur einige 80 M. Die Wör­mann- Dampfer, die zwischen Kapstadt und Lüderiz- Bucht stetige Viehtransporte hatten, blieben dagegen für die zweitägige teise bei dem festen Sage bon 82 Mart( 4 funb Sterling) für den Ochsen oder den Mauleset." So verschwinden die dem arbeitenden Volk durch Belastung seiner notwendigsten Lebensmittel abgezwackten Millionenfummen. Begreiflich, daß die an derartigen Verfrachtungen beteiligten Sam burger Reeder und ihre Mitinteressenten sich für den möglichst schnellen weiteren Ausbau der deutschen Kolonialpolitik be­geistern.

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Die Verhöhnung" der Polizei, die nach dem Strafgesetzbuch höchstens einige Wochen Gefängnis eintragen kann, wird also in dem liberalen" Bayreuth als todeswürdiges Verbrechen betrachtet, das mit dem Tode geahndet werden muß.

Nürnberg scheint wirklich Schule zu machen.-

Die Braunschweigerei.. Auf Beschluß der welfifchen Bartei war eine Abordnung aus Braunschweig unter Führung des Reichs. tagsabgeordneten von Damm nach Gmunden zum Herzog von Cumberland entfandt worden. Die Deputation wurde vom Serzog empfangen, der auf die ihm unterbreitete Bitte, nunmehr die Thron folgefrage in einem für Braunschweig günstigen Sinne zu lösen, ben Braunschw. t. Nachr." zufolge erwiderte: er sei bereit, den Wünschen der braunschweigischen Bevölkerung so weit als möglich entgegenzukommen, befürchte aber, daß Kaiser Wilhelm keine Ver­ständigung wünsche.

Dem Intelligensblatt der Landbündler paßt diese Auslaffung nicht in seine tägliche Behauptung, daß die deutsche Landwirtschaft allen berechtigten Ansprüchen des deutschen Fleischkonsums voll= ständig zu genügen vermöge und bisher auch immer genügt hätte. Gs leistet sich deshalb folgende Abfertigung der Schorlemschen Aus dem gemütlichen" Süddeutschland . Eine merkwürdige Be­Rede: gründung gab der Magistrat von Bayreuth einen Beschlusse, die Daß es Pflicht der Landwirtschaft ist, möglichst gut und viel dortige Polizei besser zu bewaffnen. Die Schuhleute sollen nämlich zu produzieren, das weiß die Landwirtschaft selbst; fie be- a la Berlin neben dem Säbel noch mit Armeerevolvern ausgerüstet durfte der besonderen Anregung des Freiherrn werden, weil sie in letzter Zeit öfters von streitenden Arbeitern ver­b. chorlemer in dieser Beziehung nicht. Die Land­wirtschaft kann aber nur genügend produzieren, wenn sie in aus- höhnt worden seien! reichendem Maße gegen die Gefahr der Seucheneinschleppung ge= schützt wird. Fällt dieser Schuh fort oder wird er erheblich ab­geschwächt, dann dürfte das erheblich höhere Risiko eine Abnahme der Produktion bewirken. Wenn der Oberpräsident der Rhein­probing ferner sagte, daß die Landwirtschaft allen Ansprüchen der Konsumenten bisher nicht genügt habe, so möchten wir demgegenüber betonen, daß diese Bemerkung für die Landwirtschaft im allgemeinen nicht gelten kann. Ob sie vielleicht für die Rheinprobing gelte, barüber werden die rheinischen Landwirte sich mit ihrem Ober­präsidenten auseinandersezen müssen; wir unfererseits zweifeln auch daran. Welchen unmittelbaren 3wed die Ausführungen des Freiherrn v. Schorlemer überhaupt gehabt haben, ist uns nicht recht erfindlich. Die linksliberale und demo­fratische Presse verzeichnet sie mit großer Genugtuung. Sie er­wähnt bei dieser Gelegenheit, daß reiherr v. Schorlemer als tünftiger Landwirtschaftsminister genannt worden ist und schließt aus seiner Rede, daß demnächst eine Aufhebung der Grenzsperre und eine Ermäßigung der Rölle zu er= Unsere Gegner fcheinen allmählich eingesehen zu haben, wie warten sei. Wenn Herr v. Schorlemer diese Schlußfolgerung liest, bergeblich es ist, der Sozialdemokratie den nahen Untergang zu wird er vielleicht zu der Ueberzeugung fommen, daß es im all- prophezeihen. Sie finden zwar bor wie nach ein kindliches Ver­gemeinen und im besonderen Interesse zweckmäßiger gewesen wäre, gnügen darin, sorgsam von allen Auseinandersehungen in unserer wenn er seine Ausführungen etwas anders abgetönt und zugefpikt Bartei Kenntnis zu nehmen und sie bis ins Ungemessene auf­hätte." zubauschen, aber sie haben es sich doch abgewöhnt, das als die Vor­Indes ist es nicht nur die Erregung darüber, daß der Ober- zeichen des sicheren und baldigen Berfalls der Partei zu deuten. präsident der Rheinproving die Schweine- und Rindviehtheoretik Selbst das Zentrum hat sich zu der befferen Einsicht burchgerungen, der bekannten großen Autoritäten des Bundes der Landwirte daß es mit der Hoffnung auf eine Zersplitterung der Sozialdemos noch nicht kapiert hat, die das Bündlerorgan zu seinem Ausfall fratie nichts ist. So heißt es in einem Artikel, der sich in einer veranlaßt. Die Abfertigung hat noch einen anderen Zwed. Wie Anzahl Zentrumsblätter befindet: verlautet und das Blatt bestätigt, soll Freiherr v. Schorlemer zum dereinstigen Nachfolger des Herrn v. Podbielski ausersehen sein, und um diesen Plan zu stören und Podbielski auf dem Minister­sessel weiterbalancieren zu lassen, scheint dem ehrsamen Bündler­blatt die Gelegenheit günstig, gegen den Herrn v. Schorlemer in gewissen einflußreichen hochfeudalen Hoffreisen Stimmung zu machen.

Deutfches Reich.

" Der Kluge Mann baut vor".

Daß Herr v. Podbielski seine Amtsgeschäfte wieder über­nommen hat, wurde bereits gemeldet. Jekt bringt die N. G. K." aus dem Landwirtschaftsminister nicht fernstehenden Streifen" folgende bezeichnende Auslassung:

Das Zentrum als Wahlfourtisane.

Crispien beschwerte sich wegen der Auflösung beim Regierungs­präsidenten und, nach Abweisung, noch beim Oberpräsidenten, der präsidenten" verwarf. Diese Gründe gingen dahin: Es sei der die Beschwerde ebenfalls aus den Gründen des Regierungs­Vorschlag erörtert worden, Straßendemonstrationen zu unter­nehmen, wenn gewisse Voraussetzungen einträten. Straßendemone ftrationen würden aber gegen§ 17 des preußischen Vereinsgesetzes berstoßen, der die Teilnahme an nicht genehmigten öffentlichen Auf­zügen sowie die Aufforderung dazu unter Strafe stelle. Somit sei ein Vorschlag, der eine Anreizung zu strafbaren Handlungen im Sinne des§ 5 des Vereinsgefehes enthalte, erörtert worden. Also baß die Notigen des Polizeikommissars richtig seien. wäre die Auflösung berechtigt. Die Behörden gingen davon aus,

Crispien flagte dann noch gegen den Oberpräsidenten von Osto preußen beim Oberverwaltungsgericht. Er bestritt, wie schon in den Beschwerden, die Richtigkeit der polizeilichen Notizen. Die Auf­lösung sei erfolgt, als er ausgeführt habe: Wenn uns das Vereins­und Versammlungsrecht genommen werden sollte, wenn man die Organisationen der Arbeiter zertrümmere, wenn uns das Wahl­recht entzogen werden sollte, dann würde es zunt Massenstreit und Straßendemonstrationen kommen, weil... Bei diesem Worte sei er durch die Auflösung unterbrochen worden. Die ganze Presse Königsbergs habe im Sinne seiner Angabe über die Rede berichtet. Durch die Abschneidung des Wortes sei es ihm unmöglich geworden, zu erörtern, ob und unter welchen Umständen die letzten Mittel überhaupt angewendet werden könnten. Er habe keinen Vorschlag erörtert, der eine Anreizung zu strafbaren Handlungen enthalte. Er habe nur dargelegt und darlegen wollen, was kommen würde, wenn dem Volke seine Rechte genommen werden sollten. Im übrigen brauchten Massenstreit und Straßendemonstrationen über­haupt nicht gegen Geseze verstoßen.

Der erste Senat des Oberverwaltungsgerichts ties jedoch die Alage ab, indem er annahm, daß Crispien, einen Vorschlag" erörtert habe, der eine Anreizung zu strafbaren Hand­lungen enthalte. Um diesen Tatbestand zu schaffen, bedürfe es nicht einer Empfehlung solcher Handlungen. Es genüge die Grörterung eines Vorschlages, der eine Anreizung dazu in fich schließe. Und das sei hier anzunehmen. Die Auflösung der Ver­sammlung wäre deshalb gerechtfertigt.

Nach dieser Logit ließe sich so ziemlich jede Versammlung auf­lösen, in der die Hypothese erörtert wird, daß Provokationen der Reaktion die deutsche Arbeiterschaft unter Umständen einmal zu Straßendemonstrationen treiben fönnten! Das nennt man gefehlich garantierte Meinungs- und Versammlungsfreiheit!

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Ein Kinderstreich und zwei Jahre Gefängnis. Das Dienstmädchen Emma Gimon aus Spornit, geboren am 28. November 1891, also noch nicht 15 Jahre alt, hatte zu Ostern 1906 bei dem Erbpächter Ahrendt in Damm einen Dienst als Klein­mädchen angetreten. Von Anfang an wurde das Kind von Heim weh geplagt, das von Tag zu Tag größer wurde, so daß ihr ganzes Denken darauf gerichtet war, wie sie wieder von ihrem Dienstherrn fortkommen könnte. Schließlich fam sie bei ihrem Grübeln auf " Der rote Parteitag in Mannheim muß natürlich vor allen den Gedanken, daß sie am leichtesten und sichersten ihrem anderen Parteien gebührend beobachtet werden. Wir möchten aber Dienst entkommen könnte, wenn sie das Grundstück ihres Herrn in von vornherein warnen vor einer Ueberschätzung der Dinge, die sich Brand stecke. Sie schritt also zur Ausführung dieses Gedankens, dort abspielen. Es wäre namentlich verfehlt, wenn man auf und am Nachmittage des 19. April, also wenige Tage nach ihrem die Meinungsverschiedenheiten und Zwistigkeiten, die auf den sozial- Dienstantritt, als sie mit der Hausfrau allein zu Hause war, steckte Parteitagen hervorzutreten pflegen, demokratischen Soff sie das Stroh im Kuhstall und das Strohdach des Wohnhauses an. nungen auf einen 3erfall oder einen Rüd- Die Angeklagte hatte sogleich nach dem Ausbruche des Feuers ihre gang der Partei begründen wollte. Die Erfahrungen seit wenigen Habseligkeiten zusammengerafft und war ohne weiteres Sem Jungbrunnen" von Dresden sollten doch allen schon flar ge- nach Spornik zu ihren Eltern gegangen, weil sie annahm, daß ihr macht haben, daß die rote Partei eine ungeheure Portion von häus- Dienst nun zu Ende sei. Ginige Tage darauf erhielt sie indes lichem Streit vertragen kann. In dem grund stürzenden von dem Erbpächter Ahrendt einen Brief, in welchem sie aufgefordert Haß gegen die ganze bestehende Ordnung find wurde, wiederzukommen, um ihren Dienst wieder anzutreten, denn bie Leutchen vollständig einig, und wenn es zu den Wahlen geht, ein Verdacht der Brandstiftung war ihrer großen Jugend und ihres so steht gegen die reaktionäre Masse", in die unterschiedslos alle sonstigen guten Betragens wegen nicht auf sie gefallen. Der Erb­bürgerlichen Parteien geworfen werden, die ganze sozial- pächter Ahrendt hatte sich inzwischen bei dem Erbpächter Hinrichs demokratische Masse in geschlossener Sturm- eingemietet und besorgte von dessen Haus aus seine alte Wirtschaft. Die Angeklagte mußte also den Dienst wieder antreten, aber schon Der Artikel rät daher denen, die für die Erhaltung der nach wenigen Tagen wurde sie wieder von Heimweh geplagt, und Falls der Minister sich noch vor Schluß dieses Jahres ba- Staats- und Gesellschaftsordnung eintreten", sich nicht auf die sie beschloß nun, sich abermals in derselben Weise zu befreien! für entscheiden sollte, sein Abschiedsgesuch einzureichen, Fehler der Sozialdemokratie", sondern auf die Kraft und die Am frühen Morgen des 3. Mai gündete fie auf dem Hausboden das so wird man diesen Schritt nicht mit den Affären Tugenden der bürgerlichen Parteien zu verlassen. Mit diesen dort lagernde Hinrichssche Heu an, um das Gebäude dadurch eins Tippelstirch, Fischer usw. in Verbindung Tugenden, so meint die Zentrumspresse, fehe es aber bei den auäschern. Das Feuer wurde jedoch rechtzeitig bemerkt und konnte bringen dürfen. Der Minister hat sich nicht durch die öffent bürgerlichen Parteien zurzeit noch schlecht aus, troßdem das Wahl- auf den Dachstuhl beschränkt werden. Auch diesmal war die An­lichen Angriffe und die Aergernisse berührt gefühlt, die diese jahr 1908 schon sehr nahe gerüdt fei. Wenn die bürgerlichen geflagte fofort wieder nach Spornis gelaufen, wurde jest aber als Affären für ihn im Gefolge hatten jedenfalls hat er Barteien bei den kommenden Wahlen der Sozialdemokratie Boden berdächtig eingezogen und hat dann auch ein Geständnis abgelegt. diese ergernisse längst überwunden. Wenn Herr v. Podbielski geht, so tut er es, um bon langjähriger und abgewinnen wollen, fo müßten sie möglichst einig vorgehen. Und Das Urteil der Schweriner Straffammer lautete auf zwei Jahre da empfiehlt der Artikel denn den bürgerlichen Parteien als Vor- Gefängnis. aufreibender Tätigkeit im Dienste des Staates auszuruhen und bild das Zentrum; dessen Anhänger hätten nicht bloß in Hagen - Der ganze Jammer unserer sozialen Zustände und der fänd­sich nur noch der Bewirtschaftung seines ländlichen Befizes au Schwelm durch die Tat, sondern auch in Effen und bei sonstigen lichen Dienstverhältnisse zumal spricht aus dieser furchtbaren widmen. Gerade bei dem Minister von Podbielski wäre der Gelegenheiten durch feierliche Erklärungen gezeigt, daß sie auf einer Kindertragödie. Wunsch nach einem Lebensabend als Landwirt und Jäger, ohne höheren Warte stehen und ihrerseits reif und bereit sind für eine die Sorgen eines öffentlichen Amtes, um so erklärlicher, als er, christlich- nationale Gemeinbürgschaft gegen die feine Tätigkeit als Staatssekretär der Reichspost eingerechnet, Feinde von Thron und Altar. Die Hauptfrage für ein bon allen feines Ranges am längsten im Amte ist." Zusammengehen gegen die Sozialdemokratie sei für das Zentrum: Das Ammenmärchen, das uns hier aufgebunden werden soll, Stann dort, wo die Zentrumspartei die stärkste unter den bürger­dürfte selbst bei noch so findlichen Politikern keinen Glauben lichen Parteien ist, unser Kandidat ebenso auf die unter finden. Es verschleiert nicht einmal, sondern enthüllt stübung der protestantischen Konservativen und die Tatsache, daß Pods Stellung unhaltbar ist, und daß man ihn Liberalen rechnen, wie deren Kandidaten in den anderen nur aus Staatsraison" noch eine Galgen- und Anstandsfrist lang Wahlkreisen auf die Unterstübung der katholisch en über Waffer hielt. Minderheit?"

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tolonne da."

Ausland. Spanien .

Zur Berurteilung Acevedos. Wir berichteten fürglich, daß Genosse Acevedo wegen Majestätsbeleidigung" zu 8 Jahren Ges fängnis verurteilt wurde und daß die Partei beschloß, im ganzen Lande Protestversammlungen zu veranstalten. Wie wir jet ere fahren, hat die Regierung bereits givei dieser geplanten Versamma lungen verboten, nämlich eine in Santander und eine in Bilbao ,