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nicht on die reale Macht der gesellschaftlichen Kräfte, sondern an die imaginären Mächte der.öffentlichen Meinung', derGerechtigkeit" Wahrheit" und wie all die schönen Dinge sonst noch heißen.Wir glauben prinzipiell nicht an die Macht, und wir verlassen uns nicht darauf; wir glauben und vertrauen uns nur dem Rechte und der Gerechtigkeit an." so schreibt Prof. Gredeskul in derRjetsch" Nr. 173. Und das erklärt fich leicht aus der Zusammensetzung der Partei, die zwar eine bürgerliche ist, aber doch keine bestimmte Schicht des Bürgertums tzertritt; in ihr sind alle möglichen Elemente zusammengewürfelt: neben Gutsbefitzern finden wir etliche Bauern, neben großbürgerlichen kleinbürgerliche Elemente. aber das Tonangebende ist die Intelligenz, gerade dasjenige Element, welches die sogenannteöffentliche Meinung" schafft. Darin liegt eben die Schwäche der Partei, daß sie im großen Rußland keine feste Stütze, keinen Rückhalt in irgend einer gesellschaftlichen Klasse hat und deshalb bei jeder Aktion, tvenn es sich um breite Schichten handelt, so z. B. bei der Steuer- und Rekrutenverweigerung, ver- sagen muß. Die bunte Zusammensetzung der Partei bewirkt auch, daß sich fast auf jedem ihrer Parteitage prinzipielle und taktische Meinungs Verschiedenheiten geltend machen; so hat auf dem dritten Parteitage die Agrarfrage, diesmal der passive Widerstand zu heftigen Au-s einandersetzungen Anlaß gegeben; aber trotzdem erwiesen sich die Erwartungen einer Spaltung als trügerisch. Der Zement, der diese verschiedenartigen Elemente vom sozialistisch angehauchten radikalen Intelligenten bis zum vorsichtigen Semstwomann zu sammenlittet, sie zwingt, zu einander zu halten, ist die Furcht vor der Revolution, das Streben nachfriedlicher Erneuerung" auf dem Boden derGesetzlichkeit", desKonstitutionalismus Parlamentarismus" usw. im Gegensatz zur revolutionären Be- Ivegung des Proletariats und Bauerntums. Und diese Furcht ist es, die bewirkt, daß die einzige nennenswerte oppositionelle Partei Rußlands keinen fördernden, sondern einen hemmenden Einfluß auf die Entwickelung der Revolution, auf den Freiheitskampf des Volkes ausübt. Die Agrarfrage. Mitau , 18. Oktober. In der Reformkommission zur Agra>.j.�ge ist eine Spaltung entstanden. Die Großgrundbesitzer traten für freie Vereinbarung beim Landkaufe ein. die Bauern für Zwangs- cnteignung deS Großgrundbesitzes zugunsten Landloser und für Regulierung der Landfrage durch Landeinricknungskominissionen. die hier noch nicht eingeführt sind. Eine Verständigung scheint schwierig. AuS Lodz . Lodz , lg. Oktober. sW. T. B.> Zwei Fabrikanten, die durch Auszahlung von Löhnen an ihre Arbeiter während der Dauer des AusstandeS gegen die Verfügung des Generalaouverneurs verstoßen haben, sind heute verhaftet worden. Gegenwärtig ruht der Betrieb in 49 Fabriken, die zusammen 6000 Arbeiter beschäftigen. politlfcbc öcbcrficht. Berlin , den 19. Oktober Die politische Bedeutung des Köpenicker Gaunerstreichs. Die konservative und militaristische Presse ist krampfhaft bemüht, die symptomatische Bedeutung des Köpenicker Streichs für den Subordinationsgeist des Bürgertums wie für die Sicherheiks- und Rcchtszustände in Preußen zu leugnen und den Vorfall als ein rein lokales Ereignis, als einen lustigen Schildbürgerstreich hinzustellen, der nur in Köpenick passieren konnte. Es paßt ihr nicht, daß gerade zu der Zeit, wo noch dem Publikum ihre Tiraden über die Tage von Jena und die herrlicheWiedergeburt" eines netten Preußens in den Ohren summen, der Treppenwitz der Weltgeschichte ihr patriotisches Geschwätz in einer Weise ironisiert, daß rings aus allen Kulturländern ein tausendfaches Hohngelächter er- schallt. Ein so unwiderlegbares Dokument dafür, daß noch immer in Preußen jener blinde Uniformenkultus und jene gedankenlose Subordination herrschen, die vor hundert Jahren Preußens tiefste Erniedrigung herbeiführten, ist ihnen höchst unbequem. Deshalb existtert für die konservativen Blätter nur die komische Seite des Köpenicker Vorfalles. Ihr gilt wenigstens der breiten Oeffentlichkeit gegenüber die ganze Sache nur alsein fauler Witz"; und die Krons- beinschePost" hat sogar herausgefunden, daß die Sozial- demokratie zu einer politischen Betrachtung des Handstreichs nur der Wunsch treibt, die Disziplin des Heeres zu lockern und die hehre preußische Autoritätsgläubigkeit zu vernichten nach ihrer Auffassung ein Unterfangen, das sich als Hoch- verrat qualifiziert. Tatsächlich erblicken jedoch auch die liberalen, ja selbst die ultramontanen Blätter, soweit der Starrkrampf vor der Militärunifonn ihnen noch nicht jede politische Besinnung geraubt hat. in dem Köpenicker Rathausüberfall eine dring- liche und ernste Lehre. So schreibt z. B. das Hauptblatt der Zentrumspartei , dieGermania ": Im Angefichte der.Schietzautomaten" so kaim man die blind dem Befehle gehorchenden Soldaten mit Recht netmen würde wohl kaum jemand anders gehandelt Haben. Was diese Komödie die ihre 4090 M. wert ist überhaupt möglich gemacht hat, ist dte Vertrauensseligkeit de§ Militär­kommandos. Die Soldaten durften nicht blindlings dem ihnen unbekannten Offizier zu der Verhaftung folgen....>. Außer der Untersuchung, die wegen dieses Schildbürgerstückchens eingeleitet ist. interessiert die Oeffentlichkeit an erster Stelle die Frage, welche Vor- kehrungen sind seitens der Militärbehörden getroffen, um zu verhindern, daß derartige Tölpeleien, wie sie von dem Militärkommando hier ge- macht sind, vorkommen können, und wie konnte, wenn solche Vor- schristen bestehen, dieser unglaubliche militärische Mißgriff ge- schehen? Nachdem die Geschichte sich jetzt zugetragen und vor der ganzen Welt der Kadavergehorsam preußischer Soldaten bloß- gestellt hat, wird man ja wohl Vorkehrungen treffen, um eine Wiederholung ähnlicher Vorkommnisse zu vermeiden." Das nationalliberaleLeipziger Tageblatt "(die Nätional-Zeitung" haben wir bereits vorgestern zitiert) meint: Dieser Mann hat seine Zeit verstanden. Er hat das offizielle Deutschland der Gegenwart, das mit der deutschen Kultur so wenig zu tun hat, bis auf die Knochen durchschaut, hat mit - unerhörter Bra vour die logischenKonseq Uenzen aus seiner Erkenntnis gezogen und seine Rolle durch- geführt. Der Mann wußte, daß das offizielle Deutschland zwar ver- fassungsmäßig ein konstitutioneller Staats daß aber in allen seinen Funktionären noch ein unbeschränkter Respekt steckt, vor allem, was von oben kommt. Daher operierte er mit zwei Mitteln, die nie ver- sagen und in ihrer Zusamtitettwirkutta die festesten Tore öffnen. Er steckte sich in eine Uniform ttnd stellte sich selbst eine aller- höchste Kabinettsorder aus. Voilä tout. Zwar war die Uniform eines Offiziers vom ersten Garderegiment zu Fuß alles andere eher als vorschriftsmäßig. Der Mann trug Schärpe und Mütze. eine ganz unmögliche Zusammenstellung. Aber er vertraute auf die bis zur Kritiklosigkeit gesteigerte Disziplin deS deutschen Heeres und auf den Vorrang, den das Bürgertum der Militärgcwalt ein- einräumt. Wieviel Behörden wären dem Manne in Uttiform mit der KabinettSorder auf dett Leim gegangen. Man muß hierbei bedenken, daß der Vorfall sich in der un- mittelbaren Umgebung Berlins , in der Interessensphäre der kaiser- lichttl Gewalt abgespielt hat. Man ist es in Berlin und den um­liegenden Ortschaften gar nicht anders gewohnt, als daß Seine Majestät zu allem Bedeutsamen sich irgendwie äußert. Bald in- hibiert der Kaiser einen Brückenbau, bald weist er der Straßen- bahn die Linienführung an, bald greift er hier ein, bald dort. Also weshalb soll sich Majestät nicht auch mal um Köpenick kümmern? Natürlich ist der ganze Vorgang der Besetzung des Rathauses, der Beschlagnahme der Kaffe, der Ver- Haftung von Zivilbeamten durch Militär durchaus ungesetzlich. Und so töricht ist man sicher auch in Köpenick nicht, daß man das nicht wüßte. Aber schließlich, wenn Majestät es nun einmal befohlen hat, so wäre es doch wohl nichtroyal", sich zu widersetzen. Daß auch die höchste Form der Treue ihre natürliche Grenze in der Gesetzmäßigkeit findet, sobald es sich um Vorkommnisse in normalen Zeitläuften handelt der Gedanke kommt den Leuten nicht. Er wäre auch doch schon zu revolutionär für den Magistrat von Köpenick . Wir sehen hier die Folgen des p r e u ß i s ch- d e u t s ch e n R.e g l e m e n t i e r s y st e m s, der Allgegenwart von Polizei und Mlitär. Hier find an einem Musterbeispiel die unerfteulichen und gestehen wir es beschämenden Ergebnisse der Polizeierziehung des deutschen Volkes ver- einigt. Die systematisch produzierte Unselbst- ständigkeit, die Nachgiebigkeit gegen alle An- ord nungen einer höheren Instanz, dieses ganze Bevormundungsregime, das allen deutschen Rückwanderern den Aufenthalt in der Heimat so beengend erscheinen läßt, das sind die hier aufgedeckten Scbäden des noch heute praktisch bestehenden Polizei st aates. Und sie allein haben in dem.regiertesten" Staatswesen der Gegenwart ermöglicht, was sonst nur in Brigantenstaalen vorkommen kann." DasBerliner Tageblatt" äußert sich in einer Betrachtung über denmilitärischen Gehorsam": ... man wird sich der Einsicht nicht verschließen dürfen, daß dergleichen Dinge auf Grund der zurzeit herrschenden Zu st än de jeden Augenblick von neuem vorkommen können. Ob eine Verhaftung gesetz lich oder ungesetzlich ist, hat der Soldat nicht zu prüfen, er wendet auf Befehl des Vorgesetzten rücksichtslos Gewalt gegen den Beamten oder Bürger an, der siw einer völlig ungesetzlichen Verhaftung durcki irgend einen Schwindler widersetzt, und er- forderlichenfalls schießt er den Betreffenden ohne Zögern nieder auch dann, wenn z. B. der befehlende Vorgesetzte irrsinnig ist. So ist die tatsäckliche Lage der Dinge." Und bezüglich der Stellung des Reserveoffiziers zu seinem höchsten Kriegsherrn" heißt es in demselben Blatt; Der Reierveoffizier sieht mit dem Heere jedenfalls in in- timeren Beziehungen als der verabschiedete Offizier. Die Krone ist also sehr zurückhaltend, wenn sie sich auf Ehrenstrafen beschränkt, kein Gesetz hindert sie, jeden Augenblick Freiheit und Leben zum mindesten aller der Männer anzutasten, die mit dem Heere in irgendeiner Beziehung stehen oder jemals gestanden haben. Und dagegen gibt es heutzutage keinen Schutz durch die Gerichte. Man werfe nicht ein, daß man kein Ding bis in seine letzten Konsequenzen durchtreiben dürfe, wo es zum Wahnsinn werde. Eine nicht weit hinter uns liegende Vergangenheit lehrt uns, daß es solche wahnsinnigen Könige gegeben hat, die in ihrem krank- haften Zustande jahrelang' regierten und gegen ihre eigenen Minister ähnliche Gewaltstreichc planten. Und kann nicht einst ein despotischer Gewalthaber auf ähnliche Mittel der Regierungskunst verfallen? In der demütigen Unterwürfigkeit des Reserveoffiziers Langer- Hans gegen einen Akt, der in jedem Falle gesetzwidrige Willkür gewesen wäre, spiegelt sich mit erschreckender Deutlichkeit die sittliche und materielle Abhängigkeit wieder, in der das O f f i z i e r k o rp s des Beurlaubten- standes von den Militärbehörden zur Stärkung der Regierungsgewalt gehalten wird. Insofern verbirgt sich hinter dem grinsenden Faungesicht einer beispiellosen Burleske die nur in Deutschland und Rußland möglich i st ein ernster Zug inneren Leidens." Die fteisinnig-dolksparteilicheVoss. Ztg." äußert sich über den Uniformenkultus wie folgt: Der Respekt vor den EpauletteS ist den Deutschen durch Gesetz und Verwaltung seit Menschengedenken anerzogen worden. In der Tat, des Königs Rock, oder vielmehr der Offiziers- rock ist eine rechtliche, vom Gesetz privilegierte Ein- r i ch t u n g. ganz unabhängig von der Person, dte in dem Rocke steckt. Wenn ein Mann im Osfiziersgewand am hellen Tage in der Frieorichstraße einem zufällig vorübergehenden Bürger ein paar Ohrfeigen versetzt, oder wenn er eine Majestätsbeleidigung ver- übt, oder wenn er das Bedürfnis fühlt, an einem halb Dutzend Läden die Schaufenster zu zertrümmern. s o hat kein Bürger und kein Schutzmann das Recht, den Mann fe st zunehmen und nach dem Polizeibureau zu bringen, um seine Persönlich- k e i t festzustellen. Denn der Offizier in Uniform i st e in e geheiligte Person. Allerdings mir in Uniform. Hat näm- lich derselbe Mann dieselben Taten im Zivilkleide verübt, s o kann er von jedermann, selbstverständlich auch vom Schutz- mann, dingfest gemacht werden. Das Ausnahmerecht steht mit- hin nicht dem Offizier, sondern seinem Rock zu. Aber auch nur dem OsfizierSrock. Denn einer Unteroffiziers- uniform, obwohl ebenfalls des Königs Rock, kommt die gesetzliche Ausnahmestellung nicht zu." Und die., Frankfurter Zeitung " schreibt: DeS Königs Rock" in Wirklichkeit wird die Uniform vom Staate auf Kosten der Steuerzahler geliefert gilt fast als etwas Heiliges, und wiederholt ist für ihre Träger ein Recht derEhren- notwehr" bei jedem Konflikt in Anspruch genommen worden. Und nimmt man hinzu, daß durch das Rcserveoffiziertum die Anschauung der unbedingten nnlitärischen Unterordnung unter Verfügungen von Vorgesetzten sich auch schon auf viele bürgerliche Kreise übertragen hat, und daß der be- kannte kaiserliche Ausspruch, daß nur sein Wille gelte, offenbar in manchen Köpfen einige Verwirrung inbezugauf.die Rechtsbegriffe her vorgerufen h a t, so findet man eine Erklärung dafür, daß sich viele Leute von dem falschen Hauptmann haben düpieren lassen, trotz aller Inkorrektheiten und Unwahrscheinlichkeiten eine Erklärung freilich, die auf unsere staatliche» Verhältnisse ein grelle« Licht wirft...... Die blinde Unterwerfung unter die militärische Autorität und unter den vermeintlichen allerhöchsten Willen hat zu dem Tage von Köpenick geführt. Sie hätte ebensogut die Folge haben können, daß der Bürgermeister und der Reudant von Köpenick , wenn sie Widerstand geleistet hätten, niedergeschossen worden wären, und daß es dann statt der freiwilligen Ucbergabe der Kasse zum Raub mit Hülfe des Militärs und unter mittelbarer Assistenz der Polizei und Gendarmerie gekommen wäre, die ja ebenfalls den Anordnungen des Herrn Hauptmanns gegen ihr städtisches Oberhaupt dienstwillig Folge leisteten. Das sind die Rechts» und Sicherheitszustände int viel- gerühmten Rechts st aate Preußen, von denen zur Abwechslung einmal ein Gauner mit unleiigbarer Begabung Ge­brauch gemacht hat."_ Die württembergische Regierung und die Lebensmittel- tenernng. Stuttgart , 17. Oktober. (Eig. Ber.j Der württembergische Landtag hatte über die Frage einer Teuerungszulage für die Staatsbeamten, Lehrer und staat- lichen Arbeiter zu befinden. Er überwies die Frage zur Prüfung einer Finanzkommiffion, und diese wiederum veranlaßie die Regie- rung zur Vorlegung statistischen Materials über die Bewegung der Lebensmittelpreise in Württemberg bis Sep» tember 1996, das auch jdurch den Finanzrat Dr. Trüdinger beigebracht wurde. In dem gedruckten Bericht der Finanzkommiffion ist dieses Material wiedergegeben und eine nähere Betrachtung des- selben ist angesichts der Argumentation, die von agrarischer Seite der Teuerung gegenüber immer noch beliebt wird, von großein Jntereffe. Zunächst berichtet Dr. Trüdinger über die Bewegung der Fleischpreise. Die ersten Monate des Jahres 1906 zeigten auf dem Fleisch- und Viehmarkt einen Stillstand der Aufwärtsbcwegung, ja sogar bei den Schweinen einen Rückgang der Preise. Neuerdings setzte dann jedoch eine abermalige Preissteigerung ein. In einer kleinen Tabelle wird die Bewegung der Engrospreise auf dem Stuttgarter Schlachtviehmarkt wiedergegeben. Danach betrug der Preis für 1 Kilogramm Schlachtgewicht I., bei Kühen II. Qualität: bei bei bei Stieren foj bei bei Ochsen Farren ändert?' Kühen Kälbern Schweinen l.SZ 1,36 1,33 1,66 1,70 1,76 Sepibr. 1905 Novbr. 1905 Februar 1906 Mai 1906 Juni 1906 Sepibr. 1906 Danach 1,60 1,60 1,54 1,66 1,67 1,75 beträgt 1,31 1,33 1,34 1,42 1,49 1,55 1,81 1,73 1,82 2,05 1,94 2,03 1,52 1,58 1,57 1,37 1,40 1,59 1,25 1,26 1,25 1,30 1,37 1.42 die Erhöhung des Durchschnitts Preises pro Kilogramm im Monat September 1906 gegen den gleichen Monat des Vorjahres: Ochsen(1. Qual.)...... 15 Pf. 9.4 Proz. Farren(l. Onal.)...... 24 18,3 Stiere und Jungrinder(I. Oual.) 21 13,5 Kühe(II. Oual.)...... 17= 13,6 Kälber(1. Oual.)...... 22---12 Schweine........ 7 4,6 Diese Steigerung der Viehpreise vollzog sich, ohne daß eine merkliche Abnahme des Zutriebs auf dem Stuttgarter Schlachtvieh- markt festzustellen gewesen wäre. Auch bei den Detailpreisen hat gerade die letzte Zeit, der September 1906, eine ganz empfindliche Preis steige- So betrug der Durchschnittspreis für 1 Kilogramm rung gebracht. in Stuttgart : Ochscnfleisch. Rindfleisch Kalbfleisch Schweinefleisch Hammelfleisch 19011905 . 1.51 M. . 1.36 . 1.53. . 1.47, . 1,23. 1906 Zunahme -J- 19 Pf.-- 12.6 Proz. 24 2?. 29. 27.. daß 17,6 17.6 -->".7. 21,9 diese Preis- 1,70 1,60 1,80 1,76 1,50 Der Bericht zeigt dann noch des näheren. steigcrung sich nicht nur in Stuttgart , sondern auch im ganzen Lande vollzog. Eine eingehende Wiedergabe aller hierfür an- geführten Zahlen erscheint nicht nötig. Es genügt zu erwähnen, daß die Preise imLandesmittel" ld. h. im Durchschnitt von 51 Ge- meinden, in denen Erhebungen stattfanden) im gleichen Zeitraum bei Ochsenfleisch um 14,7 Proz., bei R i n d f l e i s ch um 18,9 Proz., bei K a l b f l e i s ch um 16,8 Proz., bei Schweinefleisch um 20 Proz., bei Hammelfleisch um 25 Proz., also meist in noch stärkerem Verhältnis als in Stuttgart gestiegen sind. Der agra- rischen Behauptung, daß nur die großstädtische Bevölkerung am Sinken der Fleischpreise interessiert sei, wird durch diese Mitteilungeit eine klatschende Ohrfeige versetzt. Dann geht der Bericht zu den sonstigen Lebensmitteln, hauptsächlich Brot. Milch, Butter, Mehl, Eier über und meint, daß die Preiserhöhungen, die in letzter Zeit hier vor» gekommen sind, nicht allgemeinen, sondern lokalen Charakter tragen. So sei der Preis der Milch in Stuttgart , Backnang , Ebingen , Calw , Nagold , Göppingen . FriedrichShafen , Zuffenhausen , Böckingen um Pf. für den Liter, in anderen Orten um 1 Pf. gestiegen. Auch Schweineschmalz(bestes amerikanisches), daß schon in den Monaten März und April 1906 aufgeschlagen hatte, ist im August utd kostet jetzt 62 Pf. für ein'/, Kilogr. Die Preiserhöhung gegen den Durchschnitt der Jahre 19011905 beträgt hier 10,7 Proz. Nach diesen und nach einer Reihe anderer Feststellungen be- pricht der Bericht den Einfluß der Preissteigerung auf den HauShaltungSaufwand. Es wird hier auf eine frühere für 39 Gemeinden des Landes angestellte Untersuchung Bezug genommen, welche ergeben hatte, daß sich bei einer Gegenüber- stcllung der Preise vom Dezember 190ö und dein Durchschnitt der Preise von 19011904 der Auswand einer fünf- köpfigen Familie<Mantt, Frau, 3 nicht erwachsene Kinder) für Fleisch, Brot und Mich um durchschnittlich 59,40 M.= 10,4 Prozent gesteigert hatte, wovon weitaus der größte Teil, 50,20 M., auf die Steigerung der Fleischpreise zurückzuführen war. Die jetzt erneut angestellte Untersuchung hat sich auf dieselben 89 Gemeinden erstreckt und die Preise im Durchschnitt der Jahre 19011904 den Preisen im Durchschnitt deS September 1906 in Vergleich gestellt. Diese Vergleichung ergibt, daß die Ver» tenerung der Lebenshaltung, hauptsächlich unter der Wirkung der erhöhten Fleischpreise, seitdem Vorjahr noch eine wesentlich größere geworden ist, denn sie berechnet sich im Durchschnitt der 39 Gemeinden auf88M. 15,4 Prozent, wovon 73,90 M. auf die gesteigerten Fleischpreise und 14,10 M. auf die gefteigerUit Brot- und Milchpreise zurückzuführen sind. Von den einzelnen Orten war die geringste absolute Steigerung(63,50 M.) in Tuttlingen , die höchste(112,10 M.) in Ludwigsburg , die geringste relative <10,6 Proz.) in Friedrichshafen , die höchste(20 Proz.) in Mcrgentheim zu konstatieren. Auch hier ist wiederum der Beweis erbracht, daß die Be» Völkern ng kleiner Landorte unter der Teuerung in gleichem Maße leidet wie die großstädtische. a eigentlich sogar noch in stärkerem Maße, da daS Bareinkommen in den Landorten geringer zu sein pflegt als in den Städten. Diese von der württembergischen Regierung herrührenden Fest« stellttngen sind in mehrfacher Beziehung wertvoll. Zunächst ist ihre Quelle einwandsfrei und der Vorwurf tendenziöser Färbung kann von agrarischer Seite kaum gegen sie erhoben werden. Dann aber geben sie auch einen vortrefflichen Maßstab für die Beurteilung der Berechtigung der«rdetterfordernngett ans wesentliche Lohnerhöhungen. ES ist durch diese Erhebung in völlig zweifelSfreier Weise anerkannt, daß diejenigen Arbeiter oder sonstige BcvöllerungSkreise, wie kleine Beamte, Lehrer, Handwerker usw., denen eS vielleicht gelungen, eine Steigerung ihres Einkommens von 1901/1904 zu 1906 um 15 Prozent zu erzielen und das werden sicher sehr wenige sein dmutt ihre Lebenshaltung noch nicht um cinea Deut vcrbcffett, sondern durch ihre Einkommens» steigerung nur zu einem Mehrverdienst der Land» wirte, namentlich der Viehproduzenten bei» getragen haben. In den seltensten Fällen werden die tatsächlich erfolgten Lohnsteigerungen eine Höhe von 15 Prozent erreicht haben. Es wird demnach nur ganz vereinzelt den Arbeitern gelungen sein, die durch die agrarische Jnteresjenpolittk, die im Deutschen Reich Trumpf ist, ihnen zugefügte Schädigung ihrer Lebenshaltung wieder auszugleichen. Zu einer wirklichen Verbesse- rung der Lebenshaltung ist es nach den obigen Feststellungen trotz der Lohnerhöhungen sicherlich nirgeittwo gekommen.