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Rentsch, in der sie sich als politische Redakteure der Volks­zeitung" bezeichneten und den von dem Oberstaatsanwalt ohne jeden Schein einer Berechtigung erhobenen Vorwurf der Feigheit als leichtfertige Verdächtigung" zurückwiesen, zu der Sicherheit gelangt, daß, drei politische Redakteure vor­handen find! Was muß diefer Staatsanwalt für eine Bor stellung über die Art der Herstellung einer Zeitung haben! Seine naive Auffassung übertrifft ja noch bei weitem die Kenntnislosigkeit jenes Berliner Staatsanwalts, der ernsthaft Die bekannte Abkürzung W. T. V. für Wolffs telegraphisches Bureau Wiener Tageblatt" las. Aber die Unkenntnis über die Presse teilten auch Richter. Der Vorsitzende des Gerichts hatte die Bemerkung gemacht, daß er vor 12 Jahren in Wurzen einen Sigredakteur fennen gelernt habe, der nicht mal feinen Namen habe schreiben können. Daß die Erinne­rung den Vorsitzenden fäuscht, haben wir bereits mitgeteilt, ebenso daß mit der Legende des Sizredakteurs durch die Be­fundigungen des Genossen Hänisch gründlich aufgeräumt ist. Uebrigens ist unerfindlich, weshalb die Herren, die an der Legende eines Sitredakteurs festhalten, Antlage gegen den Redakteur erheben. Ist jemand nur Sigredakteur, hat also weiter nichts zu tun, als zu zeichnen, um eventuell bestraft werden zu können, so ist er nur Scheinredakteur und nach stän­diger Judikatur des Reichsgerichts nicht verantwortlicher Re­dakteur im Sinne des Preßgesetzes.

Politifche Ueberficht.

Berlin , den 31. Dftober. Pod oder Bülow?

Artifel der Köln . 8tg." gegen die Regierung gerichteten heftigen Die in dem gestrigen" Quousque tandem" betitelten Angriffe werden von einigen Blättern dahin gedeutet, daß es in der tritt Bülows in Frage komme. Man meint, das häufig offiziös Regierung bedenklich krisele und daß möglicherweise selbst der Rüd­bediente Blatt, könne unmöglich die Gesamt regierung mit einem derartigen Angriff bedacht haben, wenn es die maßgebende Persönlichkeit noch für attionsfähig gehalten habe. So äußert 3. B. das Leipa. Tagebl." eine solche Auffassung: wahrscheinlich werde noch vor dem 13. November ein Stanzlerwechsel ein­treten. Das sei übrigens die Meinung aller ernsthaften politischen Beobachter".

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Die Deutsche Tageszeitung" erklärt ihrerseits alle Gerüchte von einer bevorstehenden Kanzlerkrisis für hintergrundlos". Es sei freilich nicht unmöglich, daß sie durch einen Hintergrund erhielten! Müsse es doch überall berartige Artikel, wie den der Köln . 8tg.", den Eindruck der Zerfahrenheit" machen, wenn solche Artikel in einem als offiziös geltenden Blatte veröffentlicht würden. Rönne man" folche Publikationen nicht verhindern, so müsse, man" wenigstens auf der anderen Seite die Konsequenzen ziehen und dafür sorgen, daß der Nimbus der Offiziosität einem Blatte genommen" werbe, das zu solchen Vorstößen sich für befugt"

erachte.

erhalten hätte und nun

flassenwahlrechts durch das allgemeine gleiche, geheime und direkte Wahlrecht einnimmt:

Bor jeder Landtagswahl heißt es jedesmal in dem Wahl­aufruf, das Zentrum wird dafür eintreten, daß das elendeste aller Wahlsysteme, das preußische Dreiklassenwahlrecht, abgeschafft wird. Wie ist unsere Zentrumspartei diesem Versprechen nach­gekommen?

Jm vorigen Jahre wurde im Reichstage eine Interpellation eingebracht, das allgemeine gleiche Wahlrecht auf die einzelnen Staaten auszudehnen. Hiergegen nahm unsere Zentrumspartei eine sonderbare Stellung ein, indem sie durch Graf Hompesch folgende Erklärung abgeben ließ: Das Zentrum steht nach wie vor auf dem Standpunkte des allgemeinen, gleichen Wahlrechts für den Landtag, erwartet aber, daß die Regierung selbst die Initiativen ergreife.

Daß die Regierung eine Aenderung des Dreiflaffenwahla systems nicht will, war der Zentrumspartei bewußt, mithin war die Erklärung des Grafen Hompesch ein ablehnender Standpunkt. Nichts tann klarer, nichts kann logischer sein, unsere Zentrums­partei hat sich von einer Volkspartei zu einer agrarisch reaftionären Regierungspartei durchgemausert. Sehen wir uns die Zusammenſegung unserer Zentrumspartei einmal an. Dann wird uns deren politische Tätigkeit erklär­lich. Die Partei setzt sich zufammen aus 31 Juristen, Richter, Landräte, Advokaten, 29 Großgrundbesitzer, Rittergutsbesitzer, 18 Geistlichen, 12 Rentner, Kaufleute, Fabrikanten, 8 Professoren, Aerzte, Lehrer, ein Handwerker, ein Arbeiter. Also auf 99 An­gehörige der besitzenden Klasse, darunter ein Prinz, drei Grafen, ein Dugend Freiherrn , kommt ein ganzer Arbeiter. Unsere Zentrumspartei hat es demnach nicht verstanden, mit dem arbeitenden Volke in Fühlung zu bleiben.

Wer war es, der zur Zeit des Kulturkampfes hinter seinen Abgeordneten stand? Es war das katholische werktätige Volt! Wer stand zur Zeit des Kulturkampfes hinter seinen Geist­lichen? Es war das katholische werktätige Volk!

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Die paar Proben mögen genügen, um das Urteil, das wir eingangs des Artikels ausgesprochen haben, vollauf zu rechtfertigen, und derartige Proben fönnten aus den Ver­handlungen um das Zehn- und Zwanzigfache vermehrt Offenbar spielt sich wiederum hinter den Kulissen eine jener werden. Ob das Reichsgericht in der Tat das ungeheuerliche Urteil aufrecht erhalten wird, wissen wir nicht. Von allem anmutigen politischen Intrigen ab, wie sie der Nachwelt dann später Suristischen und Bolitischen abgesehen, fällt bei dem Teil des durch Memoirenwerke in ihrer ganzen Kläglichkeit enthüllt zu werden Urteils, der die Falstaffsche Ausdrucksweise für den schmach- pflegen. Es wäre an sich ja nicht ausgeschlossen, daß die Noch hat die Zentrumspartei vermittelst der Geistlichkeit einen bollen Vorwurf einer Feigheit nicht für einen solchen Vorwurf ölnische Zeitung", die sich so lange von den Abfällen starten Einfluß auf die katholischen Arbeiterkreise; doch auch in Bülowscher Offiziösenküche genährt hat, die Witterung von diesen beginnt es zu tagen. erklärt, die sonderbare Moralanschauung auf. Nicht den Auch anderswo sind die katholischen Arbeiter mit der Ber­einzelnen Richtern, die geurteilt haben, fällt die durch ihr einem in den höchsten Regionen eingetretenen plöglichen Um­Windes schlagen des Vorgehen erfolgte Dokumentierung des Niedergangs der bereits teuerungspolitik des Zentrums nicht zufrieden. Die Delegierten­Rechtspflege zur Last. Zur Last fällt sie dem System, das die Personen, denen sie speichelleckerisch aus der Hand gefressen hat, versammlungen der katholischen Arbeitervereine in Düsseldorf und mit den bekannten Eselsfußtritten regalierte. Viel wahrscheinlicher Krefeld , welche rund 20 000 Arbeiter umfassen, haben sich gestern die Rechtspflege zur gehorsamen Dienerin des Unternehmer- ist es freilich, daß der Artikel der rheinischen Offiziösen feine Spitze für die alsbaldige Deffnung der Grenzen für lebendes Bieh und tums und zum Instrument im Klassenkampf gemacht hat. Mag das Reichsgericht selbst dies ungeheuerliche Urteil be- nicht gegen Bülow, sondern gegen Podbielski, den Sieger des eine vorübergehende Ermäßigung der Zollsätze auf eingeführtes ge­ſtätigen. Der Bwed, die Arbeiterklasse in ihrem Vorschreiten Duells Bülow- Podbielski vom Auguſt dieses Jahres, richtete. Es schlachtetes Vieh ausgesprochen. Zweck, wäre dann nur ein durchsichtiger Trick des Dertel Organs, an die zu hemmen, wird durch derartige Urteile nicht erreicht. Im Stelle Pods, des Lieblings der Brotwucherer und des unentbehr Gegenteil können sie nur dazu beitragen, die Arbeiterschaftlichen dritten Mannes beim kaiserlichen Stat, den Reichskanzler aufzuklären über den Klassencharakter unserer heutigen felbst zu schieben, obwohl doch der Hauptverantwortliche für die Rechtsprechung. Aushungerungspolitik des Volkes kein anderer ist, als der Er­tompagnon der Firma Tippelskirch!

Die russische Revolution.

Die Ruhe",

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Die Deutsche Tageszeitung" wird ja deutlich genug! Noch sei von einer Kanzlerkrisis keine Rede; aber eine solche könne tat sächlich entstehen, wenn nicht der Angriff gegen den wackeren Pod schleunigst offiziös dementiert werde!

Deutsches Reich .

Wer und was steckt dahinter?

Sensation rief die Mitteilung hervor, Minister Delbrück habe in einem Telegramm an den Bergbaulichen Verein er­klärt, er stehe dem bekannten Artikel in der Norddeutschen Allgem. Zeitung" vollständig fern, auch entspreche dieser nicht Moskau , 31. Oktober. Die hiesige Filiale der Staatsbank der Auffassung der Regierung. Die Wirkung solcher Kund­hat die Bankinſtitute benachrichtigt, daß die Beförderung von machung war vorauszusehen. Bis dahin konnte man nach Wertsendungen und Geldpaketen nach den Gouvernements Die Agrarier wollen also ihren Pod nicht fallen lassen- den Stimmen in der bürgerlichen Presse annehmen, die Werks­Astrachan, Saratow und einigen Orten des Gouvernements lieber soll Bülow, der ja nach seinem Nervenchoe die Eigen verwaltungen würden wenigstens mit irgend einem Organ Rajan wegen der auf den Wegen herrschenden Unsicherheit schaften des starken Mannes" noch mehr als früher vermissen läßt, der Arbeiter wegen der Forderungen verhandeln. PI 53­eingestellt ist. über Bord gehen! lich trat ein Stimmungswechsel ein, die scharf­Die schnelle Justiz. Wer als Sieger, aus dieser neuesten Intrige hervorgehen wird, macherischen Töne drangen wieder durch, und zweifellos hat Letzten Freitag mittag haben etwa 20 verwegene Burschen in wird ja die nächste Zukunft zeigen. Jedenfalls dürfte, wenn Bodiene Meldung mit bewirkt, daß die Verwaltungen Petersburg auf offener Straße einen von Gendarmen geleiteten fällt, auch Bülow sich baldigst auf den Umzug aus der Wilhelm- die Forderungen glattweg ablehnten, teilweise sogar Wagen, der Staatsgelder enthielt, überfallen und das hübsche Straße einrichten müssen.­in ziemlich brüsfer Form. Sümmchen von ungefähr 700 000 m. erbeutet! Die Eskorte des Interessengegensätze im Zentrum. Wagens Gendarmen, Soldaten, Beamte benahm sich nicht gerade heldenhaft. Bei dem Handgemenge gab es auf beiden Seiten Rheinlandes opponiert gegen die Belastung ihres Lebensunterhaltes Im Zentrum gärt es weiter. Die tatholische Arbeiterschaft des Je mehr sich die Negierung blamiert, desto schneller will sie bei durch die von den Zentrumsgrößen befolgte Steuer-, Zoll- und den jezigen Zeitläuften wenigstens Rache üben. So sind denn die Agrarpolitik. Bald da, bald dort erheben sich in den Zentrums. Attentäter vom vergangenen Freitagio weit sie der Polizei in bersammlungen Arbeiterstimmen, die bittere Vorwürfe gegen die die Hände fielen Bereits vorgestern( Dienstag) prozessiert worden! Bentrumsfraktionen des Reichs- und Landtages richten und auf die Das Feldgericht, dem die 11 Mann vorgeführt wurden, verurteilte Folgen der von der Zentrumspartei im Jahre 1902 unterſtügten acht von ihnen zum Tode und übergab die anderen drei dem Militärgericht. Die Todesurteile wurden bereits gestern( Mittwoch) Rekrutenanshebung in Polen .

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Tote und Verwundete.

bollstreckt!-

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Die Sozialdemokratie Russisch- Polens und Litauens hat ein Die Sozialdemokratie Russisch- Polens und Litauens hat ein Flugblatt massenhaft in polnischer und deutscher Sprache verbreitet,

aus dem wir einige Stellen hervorheben:

offiziellen Zolipolitik hinweisen. So fand am 14. Oftober in München- Gladbach eine öffentliche Versammlung fatholischer Arbeiter statt, in der an dem Verhalten der katholischen Arbeiter bertreter", besonders der Herren Giesbert und Wessel, strenge Stritif geübt und die Stellungnahme der Zentrumspartei zu den Lebensmittelzöllen verurteilt wurde. Zugleich wurde die Leitung ber Versammlung beauftragt, die Forderungen der Versammlungen zu präzisieren und ein Flugblatt herauszugeben.

Die Rekrutenaushebung steht vor der Tür. Die Regierung von Mördern und Dieben will, wie alljährlich, Hunderte und Tausende Dieses Flugblatt( verlegt von Nath. Lammert und Joseph von Söhnen des Bolles von der heimatlichen Scholle reißen, fie in Brochfitter in München- Gladbach) ist jetzt erschienen. Nach einer Stafernen stecken, ihnen die Flinte in die Hand drücken und sie auf Stritit des Verhaltens der lokalen Zentrumsgrößen Gladbachs und Strafexpeditionen schicken, sie zu Pogroms und Massenmorden be- der Stellungnahme der Zentrumsstadtverordneten Dortmunds zu nußen. Die Regierung des zarischen Bluthundes braucht die bem dortigen Straßenbahnerstreit beschäftigt sich das Flugblatt mit Refruten nicht gegen den Landesfeind, sondern zum Kampfe mit dem der Agrarpolitik des Zentrums: eigenen Volke.

Es merke sich jeder Rekrut, daß er in den Militärdienst geht, um zum Henker und Mörder zu werden, um die widerwillig be­waffnete Faust gegen Wehrlose, gegen Vater und Mutter zu richten. Man wird ihn zwingen auf streikende Arbeiter Salven abzugeben, Bauern niederzumachen, Dörfer einzuäschern und Städte zu bom bardieren, weil die Bewohner dieser Dörfer und Städte nach Brot und Freiheit hungern, weil sie nach einem besseren Lose schmachten, Da steigt doch die Frage auf: sollen wir unsere Brüder hergeben, damit betrunkene Offiziere und Feldwebel sie mit Füßen treten und mißhandeln, damit sie durch Hunger und Prügel, Schnaps und Angst zu gefügigen blutigen Werkzeugen gemacht werden?

Nun steigt vor Dir, junger Rekrut, die Frage auf, ob Du Dich den Händen derer ausliefern willst, die Deine Seele zugrunde richten und einen Mörder aus Dir machen wollen? Dente nach. ob Du gleich jenen Siedlcer Mördern Deine Hände mit dem Blute von Frauen, Kindern und Greisen beflecken, ob Du gleich ihnen morden und plündern willst, ob Du in die Reihen derjenigen treten willst, die die mörderischen Kugeln gegen die Freiheitskämpfer richten? Willst Du gegen Freiheit tämpfen, wenn Dein Bruder, der Arbeiter, auf die Barrikaden steigt?

" Die Antwort liegt klar und offen vor Dir:

" Der Regierung von Henkern und Mördern keinen einzigen Soldaten! Kein einziger darf freiwillig sich zum Dienste stellen, wenn er nicht Mitschuldiger der zarischen Bluthunde, wenn er nicht zum Brudermörder werden will.

" Das ganze Volk der Dorfarbeiter wie der städtischen Prole­tarier muß sich der Aushebung widersetzen.

" Das arbeitende Bolt muß auf jede Weise die Aushebung zu verhindern suchen. Die Aushebung der Listen in den Gemeinden muß verhindert, die Listen müssen vernichtet werden. Wo die Ne­gierung zur Aushebung schreitet, da stoße sie, wo es nur irgend möglich, auf unseren Widerstand.

Keinen Retruten der Mörderregierung! Es lebe die Nevolution!

Warschau , im Oftober 1906."

Von den Universitäten.

Petersburg, 81. Oftober. Die hiesige Universität war, wie fich jetzt eriveist, nur für einen Tag, den 30. d. M., geschlossen. Heute finden wieder Vorlesungen statt.

Mostau, 31. Oktober. Auf Anordnung des Nektors ist die hiesige Universität von heute bis zum 12. November geschlossen worden.

Das arbeitende Bolt muß zum großen Teile, durch die agrarfreundliche Politit unserer Zentrumspartei , das Fleisch

entbehren:

1. Durch die von unserer Zentrumspartei so entschieden herbei­geführte Bollerhöhung auf einzuführendes Vieh und Fleisch." 2. Durch ihr Einverständnis mit der Grenzsperre, um angeblich das deutsche Vieh vor Seuche zu bewahren.

Dem gegenüber hat das Landwirtschaftsministerium in diesem Jahre im Deutschen Reiche dreimal so viel Viehseuchen festgestellt wie im gesamten Auslande. Der wahre Zweck der Grenzsperre besteht also nur darin, daß das Vieh zum Nußen der Agrarier verteuert wurde.

Die damalige Sensation wird durch eine neue weit in habe sich bei dem Verein für die bergbaulichen Interessen in den Schatten gestellt. Der Bergbauliche Verein gibt nun bekannt, die Behauptung, der Handelsminister Delbrück Essen wegen des Bergarbeiterartikels in der Wochenschau der Norddeutschen Allgem. Zeitung" telegraphisch dahin ent­gutgeheißen, sei vollständig erfunden. Der Handels­schuldigt, er hätte diesen Artikel weder veranlagt noch minister habe weder in seiner amtlichen Eigenschaft, noch als Privatperson, ebensowenig in einem Telegramm als in einer seiner Mitglieder gegenüber zu dem Artikel Stellung ge­Sonstigen Buschrift an den Bergbaulichen Verein oder einem nommen. Weder der Verein, noch eines feiner Mitglieder habe ein solches Telegramm oder eine solche Zuschrift, auch nicht von irgend einem Beamten des Handelsministeriums erhalten.

Wer hat die Nachricht erfunden? Daß der Erfindung die vorstehend besprochene Wirkung als Zwed und Absicht zugrunde lag, kann wohl kaum bezweifelt werden. Daß Unternehmer direkt oder indirekt zu solchen Mitteln greifen, ist ja auch weiter nicht verwunderlich. Was aber im höchsten Grade Verwunderung erregen muß, ist das voll­ständige Schweigen des Herrn Delbrück und der Regierung. will der Minister sich vielleicht damit entschuldigen, die Wir­fung jener Nachricht nicht vorausgesehen zu haben? Gut, dann ist das Urteil gesprochen! Hat aber auch niemand der Geheimräte den Zweck der Mache erkannt? Das anzunehmen ist schlechterdings unmöglich.

Was also steckt dahinter, daß die Regierung, die so eilig ein Dementi wegen des berufenen Artikels veranlaßte, die unwahre sensationelle Telegrammeldung wochenlang voll­ständig unwidersprochen ließ?!

Der Kolonialsekretär auf Vorschuß.

Hatten die Werksherren das angeordnet Im Einverständnis mit der Regierung haben die bürgerlichen oder geschah es nur auf Grund eines stillschweigenden Ueber­Parteien, vornehmlich unsere Zentrumspartei , dem arbeitenden einkommens? Was geht vor im Schoß der Regierung? Wolfe die Lebensmittel verteuert, durch Erhöhung der indirekten Steuern und sogenannten Schutzölle und somit die Lasten für das Reich zu drei Viertel auf die Schultern des armen Volkes ab­Der verflossene Kolonial- Prinz hat offenbar selbst die offiziösen gewälzt. Das beweist der dem Zentrumsabgeordneten Dr. Spahn Dementierübungen gegenüber der Behauptung, er habe als Kolonial­nicht allzu freundlich zuneigende Bentrumsabgeordnete Erz- direktor bereits das Gehalt eines Staatssekretärs bezogen, für so un­berger in einem Aufsatz in der Sozialen Kultur", Jahrg. 1905, genügend gehalten, daß er nun selbst einem Berliner Blatt folgende Heft 11, in dem er schreibt: Berichtigung gesandt hat:

Da außerdem direkte Steuern vom Reiche nicht erhoben werden, so kann man mit Recht sagen: Alle diese Militär-, Marines, Pensions, ginsen- und Weltpolitiklasten des Reiches werden nicht von den Befißenden, von den Millionären, Kommerzienräten, Großgrundbesißern und Großindustriellen auf. gebracht, sondern von der breiten Masse des arbeitenden, im harten Kampf um seine Existenz ringenden Volkes."

Wer hat im Jahre 1902 in der hl. Weihenacht, in einer 18stündigen Reichstagssigung unter Bertrümmerung der Geschäfts­ordnung und Entheiligung des hl. Weihnachtsfestes dem arbeitenden Bolte in so unerhörter Weise die Lebensmittel verteuert? Vor­nehmlich unser Zentrum. Wer beantragte die Befreiung der fürstlichen Personen von der Erbschaftssteuer? Nur unser Zentrum.

Das nennt unsere Zentrumspartei : Schuß den wirtschaftlich Schwachen, und ausgleichende Gerechtigkeit".

Richtig ist, daß, als ich die Leitung der Kolonialverwaltung unter der ausdrücklichen Voraussetzung übernommen hatte, demnächst als Staatssekretär an die Spize eines selbständigen Reichsamtes zu treten, und daran ging, die mit einer entsprechenden Niederlassung in Berlin verbundenen zahlreichen Anschaffungen zu bewerkstelligen, mir auf meinen Wunsch ein Vorschuß gewährt wurde, welchen ich alsdann in Form bon Abzügen an meinem etatsmäßigen Gehalt an die Die an dem Gehalt Reichstasie zurüderstattete. eines Staatssekretärs fehlende Differenz ist mir nachträglich weder aus dem Kaiserlichen Dispositionsfonds noch aus irgend einem anderen Fonds gezahlt worden; ich habe vielmehr, wie be­reits festgestellt worden ist, während meiner Amtsführung ledig­lich dasjenige Gehalt bezogen, welches mir nach dem Etat zu stand."

Besonders klar ist auch diese Berichtigung nicht abgefaßt. Sie Jm bayerischen Landtage wurde beantragt, das Vereins- und bestreitet im Grunde nur, daß dem Kolonialprinzen nicht nach Versammlungsrecht zu verbessern. gesamte bayerische träglich" aus dem Dispositionsfonds oder einem anderen Fonds Bentrumsfraktion, mit Ausnahme von vier Arbeitervertretern, die fragliche Differenz gezahlt worden sei. Daß er einen Vorschuß stimmten gegen den Antrag. Durch diese ablehnende Haltung a fonto des erwarteten Gehalts als Staatssekretär erhalten hat, der Zentrumspartei wurde ein sozialpolitisches Gesetz von weit tragender Bedeutung zu nichte gemacht.

Dann wendet sich das Flugblatt gegen die Stellung, die die Bentrumspartei aur Forderung einer Grfekung des preußischen Dreis

gibt Hohenlohe- Langenburg sogar direkt zu. Die Angelegenheit fönnte erst dann als aufgehellt gelten, wenn die Deffentlichkeit er­führe, wie hoch der Vorschuß" war und wann mit den Abzügen begonnen wurdel­