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zwängte. Man hatte ihn schleunigst benachrichtigt, daß die Sozial­Semokraten mit ihrer Versammlung als die Ersten am Plage den Reigen des Wahlkampfes im Kreise eröffneten, und mit Schnell"- zugsgeschwindigkeit war deshalb Herr Froelich aus Potsdam   herbei­geeilt, um sein bedrohtes Revier zu verteidigen. Nicht lange aber, fo tauchte auch der zweite Kandidat, der konservative Ritter gutsbefizer und Schloßherr v. Kaphengst im feudalen Otternpelz in der Versammlung auf. Während num der Antisemit die ihm gewährte Redefreiheit nach gern Kräften benutte, um seine Kandidatenrede an den Mann zu bringen, schien es dem Konservativen etwas uns

Die Kandidatur im Wahlkreise Teltow- Beeskow­Storkow- Charlottenburg.

Die Verlumpung des Freisinns.

Im Jahre 1887 wurde der Reichstag   aufgelöst. De

Es wird uns geschrieben: Verschiedene Berliner   Blätter brachten am Montag die Nach- Ursache dieser Auflösung bestand darin, daß die Mehrheit, richt, daß der bisherige Vertreter des Kreises Teltow- Beeskow- Freifinn, Zentrum und Sozialdemokraten, die Regierungs­Storkow- Charlottenburg, Genosse Friz 3ubeil, nicht wieder forderungen ablehnte. Freifinn und Zentrum nur deshalb, fandidieren will bezw. daß gegen seine Standidatur im Streise eine weil sie nicht das von der Regierung geforderte Septennat, lebhafte Gegenströmung sich bemerkbar gemacht habe. d. h. die Festlegung der geforderten Heeresstärke auf sieben Demgegenüber erklären wir, daß alle derartigen Gerüchte voll- statt auf drei Jahre, bewilligen wollten. Die freisinnige ständig aus der Luft gegriffen sind. Sämtliche Vorstände der Danziger Zeitung" schrieb damals, fast in wörtlicher 41 Wahlbereine des Kreises sowie sämtliche Funktionäre haben sich behaglich im Kamisol zu werden. Trotz der freundlichsten Einladung einstimmig für die Wiederaufstellung des Genossen Zubeil aus- Uebereinstimmung mit den diesjährigen Zentrums­unseres Genossen war er nicht zu bewegen, aufs Podium zu klettern. gesprochen. Die definitive Aufstellung kann infolge der eigenartigen la gen:" Die Regierung will eben keine Verständigung, sie Stolz wie ein Spanier ging er wieder von dannen, er hatte gehört Berhältnisse des ausgedehnten Kreises erst in der am nächsten heischt Unterwerfung, und da gilt: Es ist doch immer besser, und gesehen und wußte mun, daß ihm von dieser Zuhörerschaft sicher Sonntag, nachmittags 2 Uhr, im Boltshause zu Charlottenburg   statt- mit Ehren nunterzugehen, als mit Schande zu leben." kein Lorbeerkranz gewunden wäre. Herr Froelich aber redete, wie findenden Generalversammlung erfolgen. nur ein Antisemit reden kann, doch je mehr er schwigte, desto findenden Generalversammlung erfolgen. eisiger blieb die Versammlung. Stürmischer Beifall dagegen erscholl, als der Referent wie auch der vom ersten Preußentage her bekannte Genosse Schmidt- Sonnenburg den gewesenen Ab­geordneten entsprechend abführte.

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Die Versammlung dürfte gute Früchte für unsere Partei tragen. Kiel  , 17. Dezember.  ( Eig. Telegr. des Vorwärts".) Jm Wahl­berein Flensburg wurde an Stelle des bisherigen Reichstags­abgeordneten Genossen Mahlte, der auf die Kandidatur verzichtete, Genosse Michelsen als Standidat aufgestellt.

Der Vorstand des sozialdemokratischen Zentralwahlvereins für Teltow- Beeskow- Storkow- Charlottenburg. J. A.: P. Hirsch.

Ein beachtenswerter Wink.

In einem Aufruf des Landesvorstandes der altenburgischen Sozialdemokratie heißt es:

In jedem Verein ist ein Aft anzulegen, in dem alle von unserer und den gegnerischen Parteien herausgegebenen Druck­schriften, 8eitungsartikel einzubeften sind, um als Material in geeigneter Stunde benutzt werden zu können. Die Beachtung dieses Winkes wird für alle Wahlkomitees unferer Partei zu empfehlen sein.

Stärke der Fraktionen des Reichstags. Bei der Auflösung des Reichstags zählten die Fraktion der Deutsch  - Konservativen Reichspartei Deutsche Reformpartei Wirtschaftliche Vereinigung

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Ihren Eintritt in den Wahlkampf vollzogen am Sonntag die Parteigenossen Nürnbergs   durch eine Riefenversammlung im Herkulesvelodrom, dem größten Saale der Stadt, der zum Ersticken boll war. Der bisherige Abgeordnete Dr. Südetum sprach über die Auflösung des Reichstages. Seine scharfe Kritik des persönlichen Regiments und der gesamten Reichspolitik löste wahre Beifallsstürme aus. Besuch und Verlauf der Versammlung sind ein gutes Vor­zeichen für die kommende Wahl, alles deutet darauf hin, daß das politische Interesse ungeheuer gewachsen ist und der Tag der Ab­rechnung heiß herbeigesehnt wird. Als Kandidat wurde ein stimmig Genosse Südetum wiederum aufgestellt. Der Liberalismus hat sich von dem Schrecken über das Ereignis noch nicht erholt, er ist wie auf den Kopf geschlagen. Das Organ ⚫der Freifinnigen teilt in wenigen Worten mit, daß der geschäfts führende Ausschuß der örtlichen Parteileitung beschlossen habe, mit aller Tatkraft" in den Wahlkampf einzutreten und sich zum Zwede eines gemeinsamen Zusammengehens mit den übrigen Blodparteien ins Einvernehmen zu setzen. Es soll also wieder ein großer Freifinnige Vereinigung Ordnungsbrei angerührt werden. Deutschfreisinnige Volkspartei

( davon Deutsch  - Soziale 5, Christlich- Soziale 2, Bund der Landwirte 3, Bayrischer Bauernbund 3, Braunschweiger Welfe 1) Fraktion des Zentrums Fraktion der Polen  

" Nationalliberalen

Der Landesvorstand der badischen Sozial- Fraktion der Sozialdemokraten demokratie hat auf den zweiten Weihnachtsfeiertag einen Elsaß- Lothringer  außerordentlichen Landesparteitag nach Offen- Wilde( bei keiner Fraktion) burg einberufen. Auf der Tagesordnung steht: Mündlicher Bericht

52 Mitglieder

22

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6

14

103

16

"

51

10

60

78

9

7

Aber auch die übrige Freisinnspresse trat damals ent­schieden für die Wahrung der konstitutionellen Rechte der Reichstagsmehrheit ein. Das Ber­liner Tageblatt" schrieb:

Warum ist dieser Reichstag aufgelöst? So werden später lebende Geschlechter mit Erstaunen fragen, und man muß in der Tat ein Zeitgenosse sein und die ganze Vorgeschichte dieser mert­würdigen Auflösung mit durchgemacht haben, um sich in ihren Mysterien zurecht zu finden. Wie? ein Reichstag, der sich in patriotischer Entschließung um die Reichsfahne schart und alles bewilligt, was zur Stärkung der Wehrkraft von den Regierungen berlangt wird, muß auseinandergehen, als hätte er sich am Batera lande vergangen? 3 oder 7 Jahre, ist das in der Tat ein Streit­punkt, der Auflösung und Appell an das Bolk verlohnt?"

Die Vossische Zeitung" ließ sich also ver­nehmen:

Die Wähler sind berufen, ihr Urteil zu sprechen. Nun denn, in Fährden und in Nöten zeigt erst ein Volt sich recht!" Es war Twesten, der einst gerufen, es müsse eine Grenze geben zwischen einem politischen Charakter und einer Molluske. Bis an die Grenze ist die liberale Partei gegangen, jenseits deren die Volksvertreter zur Marionette geworden wären. Die Forderung des Septennats ist ein Mißtrauensvotum gegen das Bolt."

Im Jahre 1893 tam es abermals zur Reichstags­auflösung, weil die Mehrheit des Reichstages sich in der Frage der Heeresverstärkung unter Sicherstellung der zwei­jährigen Dienstzeit mit der Regierung nicht verständigen konnte. Wegen dieser Forderungen tam es zur Spaltung zwischen dem männlichen und dem weiblichen Frei­finn. Der männliche Freisinn, der die Forderung abgelehnt hatte, gab damals die Parole aus, daß das Volk durch die 394 Mitglieder Abstimmung dokumentieren müsse, daß das Reich im Innern die militärfreundliche Freisinnige Ver­ einigung   pertrat damals entschieden den konstitutionellen Standpunkt. In dem Aufruf der Freisinnigen Vereinigung  hieß es: Eine Voltsvertretung, die mehr sein will, als ein Schein­parlament muß gerade in Fragen der militärischen Belastung, bie so tief in alle bürgerlichen Verhältnisse eingreifen, den An­spruch auf volle Berücksichtigung gerechter Forderungen der Nation erheben."

des Landesvorstandes, die Reichstagswahlen und Auf- Durch den Tod erledigt waren 2 Size( Dreesbach, Sozial- ein Hort des freien Bürgertums zu sein habe. Aber auch stellung der Kandidaten. Der regelmäßige Jahresparteitag, demokrat), Breuer( Zentrum), durch Niederlegung des Mandats der am 28.124. Februar sein sollte, wird verschoben bis Ende Raab( wirtschaftliche Vereinigung) 1.

April.

Mehrere Kreise haben sofort bei der Nachricht von der Neichs­tagsauflösung Konferenzen. einberufen, die über die Auf­stellung der Kandidaten zu entscheiden haben. Jm 11. und 12. Streise sind die Kandidaten Dr. Frank und Landtags­abgeordneter Pfeiffle bereits aufgestellt. Den Genossen des 10. Streifes wird vom Wahlkreisvorstand Genosse Adolf Ged wieder als Kandidat vorgeschlagen.

Liste der Kandidaturen.

Sozialdemokratische.

In der Provinz Brandenburg   sind von unseren Genossen als Kandidaten aufgestellt:

Regierungsbezirk Potsdam  .

Westpriegnig: Emil Böste, Stadtverordneter.

Oftpriegnig: Benno Maa B, Kaufmann.

Ruppin- Templin  : Mat Kiesel, Bigarrenarbeiter.

Prenzlau  - Angermünde  : Otto Wels  , Tapezierer.

Ober- Barnim: Bernhard Bruns, Stadtverordneter.

Potsdam  - Dsthavelland: Dr. Karl Liebknecht  , Rechtsanwalt. Westhavelland- Brandenburg: Heinrich Beus, Schriftsteller. Bauch Belzig Jüterbog- Zudenwalde: Ferdinand Ewald, Stadtverordneter.

Es fehlen die Kreise Nieder- Barnim und Teltow   Beeskow­Storkow- Charlottenburg, in denen die Aufstellung der Kandidaten noch nicht erfolgt ist.

Regierungsbezirk Frankfurt   a. D.

Der Prozentsatz der sozialdemokratischen Wähler bei den Wahlen 1874-1903. Wieviel Prozent der Wahlberechtigten und der Wähler haben bei den verschiedenen Wahlen sozialdemokratisch gestimmt? Es tommen Sozialdemokraten bei der Reichstagswahl: auf 100 Wahlberechtigte:

im Jahre

"

So trat damals der Freisinn auf. Hente aber entwürdigt er sich zum Schrittmacher des selbstherrlichen Regiments, spielt auf 100 Wähler: er die schmachvolle Rolle eines Sturmbods gegen das tonstitutionelle Selbstbestimmungsrecht des Voltes!

1874

4,12

1877

5,52

6,78 9,13

1878

4,79

7,59

1881

3,43

6,12

1884

5,86

$ 9,71

1887

7,81

10,12

1890

14,07

19,75

1898

16,76

23,28

1898

18,47

27,18

24,03

31,71

1903.

Zwischen Winfeln und Drohen.

In dem Aufruf, den am Sonntag die drei freifinnigen Parteien, die Freisinnige Volkspartei  , die Frei. sinnige Vereinigung und die Deutsche Volks­partei erlassen, ist von einer Wahrung der konstitutionellen Rechte gegenüber den Anmaßungen des persönlichen und militaristischen Regiments feine Rede gewesen. Es heißt in dem Aufruf:

Der Reichstag   ist aufgelöst. Zentrum, Polen   und Sozial­demokraten haben die Mittel zur völligen Niederwerfung des Aufstandes in Deutschsüdwestafrika verweigert.... Unsere Parteien haben berkehrte Maßnahmen der Regierung auf tolonialem Ge biete, stets entschieden bekämpft, haben aber ihre Mitwirkung zur Wiederherstellung der Ordnung im Schutzgebiet nicht versagt. Sie unterstützen auch die verantwortliche( 1) Leitung der Reichs­geschäfte bei der Abwehr unverantwortlicher Nebenregierungen und unzulässiger Breffionen, von welcher Seite fie auch geübt werden." Also weil sich das Zentrum, von der Sozialdemokratie Auch das 8entrum hat jetzt seinen Wahlaufruf erscheinen laffen. Mit der ihm eigenen Demagogie hat es das Moment heraus- ganz abgesehen, nicht zu einer Molluske" und" Mario­gegriffen, mit dem es auf die Massen Eindruck zu machen hoffen nette" entwürdigt hat, glaubt jezt der Freifinn Schulter an Schulter mit Bülow, Arnim- Criewen den Kampf für Volks. darf. Die Parole: Gegen das persönliche Regiment. Der Wahlaufruf betont nachdrücklich, das verfassungsmäßige toloniale Abenteurerpolitit führen zu müssen! aus hungerung, Gewerkschaftstnebelung und Recht der Volksvertretung, nach eigenem Ermessen Regierungs- Bon der Fleischnot und dem Antigewerkschaftsgesetz, den forderungen anzunehmen oder abzulehnen. Die Aeußerung des Reichskanzlers, die Parteien des Reichstages trügen teine Ver- frechen Staatsstreichdrohungen der Junker und Großindustriellen, der Schulverpfaffung und den anderen Idealen der reaktionären Es fehlt der Kreis Sorau- Forst, in welchem die Aufstellung des antwortung, bekunde eine Auffaffung, die dem fürstlichen Absolutismus   Berbündeten des Freisinns ist nämlich in dem ganzen Aufruf vergangener Jahrhunderte angehöre und mit dem Wesen konstitutio- mit feiner Silbe die Nede!

Arnswalde  - Friedeberg: Eugen Brückner, Arbeiterfekretär. Landsberg  - Soldin: Wilhelm Bäzel, Erpedient. Königsberg  : Hermann Borgmann, Stadtverordneter. Frankfurt   Lebus  : Dr. Heinrich Braun  , Schriftsteller. Ost- und West- Sternberg: Georg Freiwaldt, Gemeinde­

bertreter.

Züllichau  - Krossen  : Oswald. Grauer, Gemeindevertreter. Guben  - Lübben  : Franz Rogte, Stadtverordneter. Rottbus- Spremberg  : Dr. Alfred Bernstein, Arzt. Kalau  - Luckau  : Hermann Schubert, Stadtverordneter.

Kandidaten noch nicht erfolgt ist.

Erfurt  : Heinr. Schulz- Berlin  .

Nürnberg  : Dr. Südekum.

Mannheim  : Landtagsabgeordneter Dr. Frant.

Heidelberg  : Landtagsabgeordneter Pfeiffle. Flensburg  : Michelsen.

Gegnerische.

Nationalliberale.

Offenbach  : Dr. Becker( Vertreter seit 1903). Worms  : Hehl zu Herrnsheim  ( bisheriger Vertreter). Emden  - Leer  - Norden: Dr. Semler( bisheriger Vertreter).

Freifinnige Bereinigung.

Glogau Naumann( bisher Hoffmeister, frs. Vgg.). Pyrin- Saatig: Dr. Breitscheid( bisher Krösell, Antis.). Freisinnige Volkspartei  . Hirschberg- Schönau: Dr. Ablaß( bisheriger Vertreter). Antisemiten.

390

Friglar: Liebermann v. Sonnenberg( bisheriger Vertreter). Kaffel: Lattmann( bisheriger Vertreter). Eschwege  - Schmalkalden  : Raab( bisheriger Vertreter). Eisenach  : Schack( bisheriger Vertreter). 3fchopan- Marienberg  ( 20. fächf.): Zimmermann( bish. Bertreter). Bauten( 3. sächs.): Gräfe( bisheriger Vertreter). Flatow  ( Westpreußen  ): Boeckler( bisheriger Vertreter). Friedeberg- Arnswalde  : Bruhn( bisheriger Vertreter). Randow- Greiffenhagen: Prof. Dr. Förster( soziald. Befizstand).

Verzichtleistungen.

-Nicht wieder kandidieren wollen u. a. Oertel( f.), der in Freiberg   Sachsen  ) nicht noch einmal durchfallen will; Dr. Bäumer( natl.), bisher Vertreter von Duisburg  - Ober­ hausen  , der den Durchfall ficher vor Augen sieht; Barbed ( frf. Bp.), der Fürth   vertrat; er soll. Gesundheitsrücksichten haben.

Kompromisse.

Die vereinigten Liberalen( Demokraten, Nationalsoziale und Freisinnige) in Borms haben befchloffen, teine eigenen Kandidaten aufzustellen, sondern schon im ersten Wahlgange für den national liberalen Kandidaten Frhrn. Hehl zu Herrnsheim   zu stimmen.

neller Staaten unvereinbar sei:

Die Auflösung des Reichstages ist nach unserer Ueberzeugung ein Angriff auf dessen Stellung als selbständigen, in eigener Verantwortung handelnden gleichberechtigten Faltors der Gesetzgebung.

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So endet der Freisinn in der Gosse!

Politische Uebersicht.

Berlin  , den 17. Dezember.

Nicht die Kommandogewalt des Raisers, sondern das Budgetrecht des Reichstages bildet ben Gegenstand des Streites. Jeder von uns hat die Pflicht, für die verfassungsmäßigen Rechte der Volts= bertretung einzustehen; seien wir des am Tage der Wahlfeinen Wahlaufruf veröffentlicht. Er ist auf denselben Ton eingedenk!"

Neu ist allerdings diese Zuspigung der Wahlparole für das Bentrum feineswegs. In den Jahren 1887 und 1903, wo sich das Zentrum ebenfalls unter der Majorität des aufgelösten Reichstage befand, betonte es, höchstens in noch schärferer Form, gleichfalls diese prinzipiell- konstitutionelle Auffassung. Irgendwelchen Ein­bruck vermag deshalb diese Zentrumsparole mur infofern zu machen, als sie von der absolutistischen Handlangerpolitik des Freisimms immerhin vorteilhaft absticht.

Freilich hebt der Wahlaufruf des Zentrums die Wirkung diefer Barole selbst wieder dadurch auf daß er seine Aufprüche auf die Bugehörigkeit zum reaktionären Regierungsblock und den Dant der Boltsausplünderer, Volksverdummer und Volksknebeler auch in dem Wahlaufruf dringlich in Erinnerung bringt:

Noch am Vormittag des Auflösungstages haben die Mit glieder der Fraktion in der Budgetfommission die Forde­rung für die Fortsetzung der Eisenbahn Aus- Keetmanushoop bewilligt, das beweist schlagend, daß wir die Mittel zur wirtschaftlichen Entwickelung und zur Sicherung des Schutz­gebiets zu gewähren bereit waren. Uebrigens schützt uns die ganze bisherige Haltung der Fraktion in den Fragen der Heeres- und Flottengesetze, der Zolltarife und der Finanzreform vor der Ver dächtigung, daß wir nicht immer bereit seien, für des Vaterlandes Ehre und Wohl einzutreten."

leischwucherer, die Flottenphantasten und die Mitfluder des neuen Das Zentrum mag fich getrösten: sollten auch die Brot und Steuerbuketts die Freundesdienste des waderen Zentrums für den Augenblid vergessen, die Sozialdemokratie wird diese Verdienste im Wahlkampf nach Gebühr würdigen! Auch die Verdienste des Sentrums um die Schulverpfaffung sollen ihm von der Sozialdemo tratie nicht vergessen werden!

Der Wahlaufruf der Landbündler. Auch der Vorstand des Bundes der Landwirte hat jetzt

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gestimmt wie der Wahlaufruf der Kreuzztg." und bekundet wie jener, die Sehnsucht nach einem starfen persönlichen Re­giment vorausgefeßt, daß sich dieses auf der konservativen Linie hält und sich nicht, wie der Fall Podbielski, liberalen Einflüsterungen zugänglich erweist. So naib wie die Kreuzztg.", die mit dem Schlachtruf: Für den deutschen  Kaiser!" in die Wahlschlacht ziehen will, ist allerdings das bei der Bündler- Trifolium nicht. Es setzt dort, wo Kreuzztg." das Wort Kaiser  " stehen würde, einfach Reichs­regierung. Im übrigen aber leistet es sich ganz dieselbe Ent­rüstung gegen die freche Reichstags- Bande", die sich nicht blindlings dem allerhöchsten Willen unterordnete, wie das Organ der Raubritterepigonen. So heißt es z. B. in dem Aufruf über die Ablehnung des für Südwestafrika ge­forderten Nachtragsetats:

" Hiermit nahm die Reichstagsmehrheit für sich das Recht in Anspruch, in der nationalen Frage der Verteidigung des deutschen  Befizzes ihr Urteil über dasjenige der Reichs. regierung und ihrer militärischen Autoritäten zu stellen. Sie hat damit der Regierung die Behauptung des deutschen   Besizes, der mit viel teurem deutschen   Blute gewonnen und bis jetzt gehalten ist, zur Unmöglichkeit gemacht und hat die Wahrung deutscher   Ehre gefährdet. Die verbündeten Regierungen haben dies durch Auflösung des Reichstages mit Entschiedenheit zurüdgewiesen. Wir sind überzeugt, daß alle Mitglieder des Bundes der Landwirte über diesen hierdurch bekundeten festen Willen der verbündeten Regierungen, die Stellung und das Ansehen des Deutschen Reiches in der Welt traftboll zu behaupten, erfreut sind und daß hier,