Nr. 10. 24. Jahrgang.
Abgeordnetenbaus.
2. Sigung Freitag, den 11. Januar, mittags 12 Uhr. Am Ministertisch: Frhr. b. Rheinbaben, Dr. Beseler, Delbrüd, Dr. b. Stubt, Breitenbach.
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Kultusminister Dr. v. Studt weist den Vorwurf zurüd, daß er gerichtsdirektors Warnetsch. Ein in der Nr. 20 des zweiten Jahrbei der Besetzung theologischer Lehrstühle die orthodoxe Stichtung ganges der Zeitschrift Neue Gesellschaft" enthaltener Artikel unter einseitig begünstigt habe. Er sei awar selbst pofitib, halte aber an der Ueberschrift: Juristischer Kindermord" fritifierte das Urteil, das britte des Straffammer dem Grundsatz fest, daß den verschiedenen wissenschaftlichen Richtungen die Beuthen Landgerichts in der evangelischen Theologie Luft und Licht nicht verwehrt werden 4. Mai 1906 gegen den zwölfjährigen Schulfnaben Roman Schulz dürfe. Ein Eingreifen in die Fälle César und Römer wäre ein Eingriff und dessen dreizehnjährige Schwester Wilhelmine wegen Transportin die inneren Angelegenheiten der evangelischen Kirche gevejen. gefährdung erlassen hatte. Beide hatten in jugendlichem Unverstand Aus der bisherigen Haltung der Konsistorien, die Selbstverwaltungs- und Uebermut mehrere Steine auf die Schienen der KattowigDas Andenken der seit der letzten Seffion verstorbenen Mit förperschaften der evangelischen Kirche seien, fönne der Schluß ein Myelowiger Straßenbahn gelegt und wurden deswegen zu je glieder wurde durch Erheben von den Sigen geehrt. Sodann feitiger Berücksichtigung der orthodogen Richtung nicht gezogen einem Jahre Gefängnis verurteilt. In dem Artifel heißt wurde auf Antrag des Abg. Stengel( ft.) bas bisherige Präsidium, iverden. es: Das entfeßliche Urteil wäre nicht zustande gekommen, wenn die bestehend aus den Abgeordneten v. Stöcher( f.), Dr. Borsch( 3.), Was den Bremserlaß anlangt, so greift er weder in die Selbst- Richter mit pflichtgemäßer Sorgfalt vorgegangen wären und über der Kinder, den Grad der VernachDr. Krause( natl.) wiedergewählt. verwaltung der Gemeinden ein, noch beabsichtigt er eine weitere den ganzen Charatter Darauf begann die Aufbefferung der Lehrergehälter in den Städten unmöglich zulässigung ihrer Erziehung usw. vorher Feststellungen getroffen Die Frankfurter Bolts stimme machen. Eine Revision des Lehrerbesoldungsgefeßes stebt in naber hätten usw. usw. erste Lesung des Etats. diesen Artikel übernommen; ihr Redakteur Abg. Frhr. v. Erffa ( t.): Wir werden an dem Uebereinkommen Aussicht. Die Verhandlungen über die Mädchenschulreform sind ab- hatte feinerzeit im Seniorenfonbent, allgemein politische Fragen nicht zu erörtern, gefchloffen. Für die materielle Befferstellung der Lehrer zu sorgen war deshalb wegen Beleidigung angeflagt, von der Frantfesthalten, erhoffen aber dieselbe Enthaltsamkeit von den übrigen bin ich stets bemüht. Die Vorwürfe des Abg. Friedberg wegen der furter Straftammer aber freigesprochen worden. Parteien. Wir haben mit voller Abficht feine Anträge und Juter- Franziskanerniederlaffung find mir abfolut unbegreiflich. Gerade pellationen gestellt, weil wir den Anschein vermeiden wollten, als von nationalpolnischer Seite wurde ich wegen Genehmigung dieser ob wir hier Wahlagitation treiben. Es wird schwierig Niederlaffung hart angegriffen.( Bravo ! rechts.) sein, den Etat rechtzeitig zu verabschiedent, indes soll es an unserem Abg. Frhr. v. Bedliss( ft.): Tatsächlich schien es in legter Beit, guten Willen dazu nicht fehlen. Die bisherige Wirtschaftspolitik als ob es an einer einheitlichen Leitung im Staatsministerium fehlt. hat sich durchaus bewährt und der Freihandel hat glänzend Das war aber nur ein vorübergehender Zustand und hoffentlich Fiasto gemacht. Den neuen Landwirtschaftsminister bitten wir, greifen bald wieder wirklich fonftitutionelle Berbältnisse. Blag. in der Sorge für die Landwirtschaft in die Fußstapfen feines Vors Abg. Stychel( Bole): Den polnischen Mitbürgern wird das Recht gängers zu treten. Herrn v. Podbielsti spreche ich auch an dieser der freien Meinungsäußerung genommen. Hart ist auch der Druck Stelle für fein Wirken den Dank der deutschen Landwirtschaft aus, auf wirtschaftlichem Gebiet. Steine Scholle, fein Feuer, fein Dach ( Bravo rechts.) Mit Freuden begrüßen wir es, daß die Regierung im Etat eine so lebhafte Fürsorge für die Beamten gezeigt hat. Zur Hebung der Viehzucht tann gar nicht genug geschehen, damit die Landwirtschaft in den Stand gefegt wird, den Inlandskonsum zu deden. Der Arbeitermangel auf dem Lande wird immer drückender, so daß die bittere Not die westpreußische Landwirtschaftskammer zu dem Vorschlage veraulaßte, chinesische Kulis als landwirtschaftliche Arbeiter zu verwenden. Die neue Einkommensteuergefegnovelle hat gezeigt, daß es Arbeiter gibt, die bisher gar teine Steuern zahlten, aber tatsächlich ein Einkommen bon 1600 bis zu 2000 m. habent. Die sozialdemo fratischen Hezer werden von feltenen Ausnahmen reden, aber wir halten daran fest, daß es Arbeiter gibt, die sich besser stehen als manche Unterbeamte und fleine Gewerbetreibende. Unsere Arbeiter fürsorge hat uns bisher ja auch kein anderer Staat nachgemacht, und trop bes Sohnes der Sozialdemokraten über das bigchen Sozialreform" werden wir auf bem einmal begonnenen Wege fortschreiten. ( Beifall rechts.)
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Trotz dieses Freispruches hat der Präsident des Beuthener Gerichts auch noch den Strafantrag gegen den Angeklagten gestellt, wobei er erklärte, daß ihm der Artikel der Neuen Gesellschaft" erst nachträglich zu Geficht gefommen sei. Auf Antrag des Rechtsanwalts eine wurde das eingehend begründete freisprechende Ertenntnis des Frankfurter Gerichts verlefen; ebenso gelangten das Beuthener Urteil und einige Gutachten beteiligter Schulmänner zur Berlejung, wonach die Kinder verwahrlost feien und einer schleunigen Ueberführung in eine Fürsorgeanstalt bedürftig feien. Angeflagter erklärte: Wenn ihm das Urteil des Beuthener und des foll der Pole sein eigen nennen. Der allgemeinen antipolnischen Frankfurter Gerichts schon bei Abfaffung des Artikels im Wortlaute Suggestion unterliegen auch die Richter. Den Kindern nimmt man vorgelegen hätte und die darin festgestellten Tatsachen ihm belannt das Recht, den Religionsunterricht in der Muttersprache zu erhalten, gewesen wären, wäre feine Stritit wesentlich schärfer ausgefallen. man hantiert mit ihnen so als wären fie Staatseigentum.( Leb- Denn daraus ergebe sich für ihn der Vorwurf gegen das Gericht, baß es seine pflichtgemäße Sorgfalt den Kindern gegenüber nicht hafte Zustimmung bei den Polen .) genügend gewahrt und die Frage der Einsicht bei diesen unglücklichen, vollständig verwahrlosten Kindern nicht genügend geprüft habe. Erst nachher habe das Gericht es für notwendig gefunden, diese Prüfung vorzunehmen, nachher habe es fich lediglich damit begnügt, die Tatsachen festzustellen, aber nicht den Charakter und das Wesen der Kinder zu erforschen. Sein Artikel sei vollkommen frei von allen persönlichen Angriffen und Beleidigungen, bewege fid) auf dem Boden prinzipieller Erörterungen und wolle nicht die Beuthener Richter beleidigen, sondern unfere Gesetzgebung und die darauf beruhende Jubilatur angreifen und zu einer Befferung dieser Zustände anregen, zumal fich folche brafonischen Urteile gegen Stinder neuerdings in fredlichen Maße häufen. Der Angeklagte verties auf die in der Union , in Kanada , Australien usw. bestehenden besonderen Kindergerichtshöfe und fand es erstaunlich, daß eine solche Anklage noch einmal gegen ihn erhoben worden, nach dem schon einmal das Frankfurter Gericht auf Freisprechung ers tannt und der Staatsanwalt felbst das Urteil habe rechtsfräftig werden lassen. Der Vorsitzende ließ fich von dem Angeklagten„ als ehrlichem Mann" noch einmal die feste Versicherung geben, daß ihm jede Abficht einer persönlichen Kränfung ferngelegeit. Dann befragte er den Staatsanwalt, ob er unter diesen Umständen geneigt wäre, noch mals mit dem Ersten Staatsanwalt und dem Landgerichtspräsidenten zu Beuthen wegen etwaiger Bu rüdnahme bes Strafantrages in Rorrespon au benz zu treten. Staatsanw. Dr. Baumgarten: Nach der Erklärung, die der Angeklagte abgegeben, erkläre er sich bereit, mit den bezeichneten beiden Stellen in eine Sorrespondenz einzutreten, ob der Strafantrag noch aufrechterhalten werden soll. Wit Midficht auf diese Erklärung vertagte der Vorsitzende die Verhandlung.
Schluß 5% Uhr.
Die russische Revolution.
Der Kurs.
Kultusminister Dr. v. Stubt: Der polnische Schulstreit wird mit der Niederlage derer enden, die ihn als Kraftprobe frivol hervor gerufen haben.( Buruf des Abg. Sthchel: Das Vorgehen der Regierung ist frivol!) Bräs. v. Kröcher ruft ben Abg. Sthchel wegen dieses Zwischen rufes zur Ordnung. Kultusminister v. Studt( fortfahrend): Der Schulstreit zeitigt Früchte, die man als pädagogische Verbrechen bezeichnen muß Kinder, die aus Vertrauen zu den Lehrern deutsch antworten, geben nachmittags doch in die Arreststunde, um den Anschein zu erweden, als gehörten sie noch zu den Streitenden.( Sört! hört! rechts.) Wir werden unser Ziel die Beruhigung der polnischen Provinzen Abg. Graf Brafchma( 8.): Die glänzende Finanzlage Preußenstonfequent weiter verfolgen.( Bravo ! rechts.) erfüllt auch uns mit hoher Freude. Den Worten des Finanz- Hierauf vertagt das Haus die Weerberatung auf Sonnabend ministers über die gute Wirkung der Zollpolitik des Reichs und der 11 Uhr. Handelsverträge fann ich nur beipflichten. Dabei möchte ich darauf hinweisen, daß gerade meine Partei stolz darauf ist, das Zustande tommen des Zolltarifs im wesentlichen ermöglicht zu haben. Außerordentlich traurig ist es, daß in fast allen landwirtschaftlichen Betrieben fich die Einstellung ausländischer Arbeiter notwendig gemacht hat. Auch wir bedauern, an der Spige des Landwirtschaftsministeriums Die„ Russische Korrespondenz" erhält das nachstehende nicht mehr den Mann begrüßen zu dürfen, dessen warmes Herz für die Telegramm: Landwirtschaft in der Geschichte Preußens unvergessen bleiben wird. Im Petersburg , den 11. Januar. Handelsetat wünschen meine Freunde eine Vermehrung der Gewerbeinspektorinnen. Durch das neue Einkommensteuergefez hat sich die Nach Mitteilungen einer durchaus zuverlässigen Perfön. Bahl derjenigen bermehrt, bie zu Steuern herangezogen lichkeit ist der Glaube an die Fähigkeit Stolypins, die Rebo Iverden können. Allerdings muß gefagt werden, daß bei lution gu bändigen, beim Zaren und den Hoffreisen auf das zu der Berteuerung aller Lebensmittel heute ein Einkommen von äußerste erschüttert. Die Reaktionäre befürchten einen neuen neunhundert Mark nicht mehr dasselbe bedeutet wie früher. Im Umschlag nach der konstitutionellen Seite und machen daher Rultusetat vermiffen wir eine Erhöhung der Lehrergehälter in land äußerste Anstrengungen, um eine Verschärfung statt Unverständlich ist, wie gegenüber der Stritit eines Urteils überlichen Gemeinden. Einer Erhöhung der Ditmarkenzulagen treten wir auf einer Milderung des Regierungsterrors herbeizuführen. Haupt Antlage wegen Beleidigung seiner Väter hat erhoben werden bas entschiedenste entgegen. Weiter erwarten wir, daß uns der Eisenbahnminister nähere Erläuterungen zur Eisenbahntarifreform Die Rußtoje Snamja", das Organ des Verbandes des fönnen, wenn nicht gerade auf dem Gebiete der preußisch- deutschen gibt. So wünschen wir die Schnellzugszuschläge nur für die fo- russischen Voltes" bringt ungestüme Artikel gegen die Gesamt Justiz das Unverständliche oft das Selbstverständliche wäre. genannten D- Büge, nicht für Schnellzüge zwischen benachbarten opposition. Sie beschimpft den Fürsten Obolensky und den Industrieorten. In das Loblied des Finanzministers auf die Grafen Hayden als Vertrauenspersonen des Zaren, die für Synditate fann die Kleinindustrie nicht einstimmen. Die Finanzlage die Weichherzigkeit" des jezigen Kurses verantwortlich ge möglichst schnell durch Geschenk oder eventuell durch Kauf zu er der Einzelstaaten ist jegt eine fo gute, daß das Reich nicht zu macht werden. Der Verfasser sagt: Fortführung der jetzigen werben: neuen Steuern zu greifen braucht, sondern eher die Matrikular- Regierungsmethode könne nur zum Schafott führen natür beiträge erhöhen lann.( Bravo ! rechts.) Abg. Dr. Friedberg( natl.): In das Lob auf die Wirkung lich ist gemeint, daß die Dynastie auf dem Schafotte der Handelsverträge fann ich noch nicht einstimmen. Sie sind erft endigen würde, und man macht denn auch die äußersten An zu furze Zeit in Geltung und Profperität ist jetzt in allen Stultur- strengungen, um den garen wiederum einzuschüchtern. Die Ländern. Die Erhöhung der Beamtengehälter begrüßen wir ange Rußtoje Snamja" behauptet, aus allen Provinzen gelangten fichts der gestiegenen Lebensmittelpreise mit Freuden; sind doch auch an die Redaktion stürmische Gesuche mit der Bitte, es möge die Löhne der Industriearbeiter gestiegen. Recht bedauerlich ist, daß gestattet werden, daß das Volk alle Häupter der Revolution auf Grund des§ 23 des Einkommensteuergesetzes Arbeitgeber veranlaßt niedermache!- Der Artikel schließt:" Wenn die Stoly wurden, der Steuerbehörde vollständige Listen ihrer Angestellten zu pinsche Regierung auch nur einen Tag aufgehört hätte, die geben. Weiter muß ich mich entschieden dagegen wenden, daß der revolutionären Häupter zu beschüßen, wäre es mit der russischen Eisenbahnminister die Tarifreform in anderen Staaten abgeschlossen -Da nun tatsächlich die Feldgerichte hat, ohne den Landtag zu fragen. Das ist eine Rüdichtstofig Revolution zu Ende." feit gegen das Haus.( Sehr richtig! links.) Die Reform felbst mit den Revolutionären in furchtbarster Weise aufräumen, so bringt eine Verteuerung des Reisens und die durch die kann das Verlangen nur bedeuten, daß man auch die legale Gesek- ist die Wahlreform in Oesterreich noch immer nicht, aber dennoch kann die Gesetzwerdung des allgemeinen und gleichen Fahrtartensteuer veranlaßte Abwanderung aus den höheren Opposition dem Schwarzen Hundert zum Abschlachten aus Wahlrechtes als Bilang des vergangenen Jahres gebucht werden: in die niedrigeren Wagentlassen wird noch verstärkt werden. liefern solle. Es gilt nicht für ausgeschlossen, daß der Bar, was im Jahre 1905 glorreich begonnen, das ist im Jahre 1906 erDer neuen Berggesegnovelle gegenüber erfären wir, erklären wir, daß statt auf maßvolle Ratschläge zu hören, dem Andrängen des füllt worden. Die österreichische Wahlreform ist nicht nur die wir ein Staatsmonopol weder für die Kohle noch für das Salz Schwarzen Hunderts nachgibt, und es muß daher mit der größte Reform des Wahlsystems, die je ein moderner Staat bollzu au der Erwägung führen, ob nicht die gange Gerichtsorganisation Möglichkeit neuer Pogrome und politischer Morde gerechnet 180g, fie ist auch überraschend, vielleicht beispiellos fchnell Mängel hat. Der Fall des Hauptmanns von Köpenick hat uns die werden.
Mängel der Polizeiaufsicht gezeigt. Man sollte die Strafs
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Die Schnell- Justiz.
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Jahrgang 1888, 1., 2. und 3. Duartal, Jahrgang 1889, 1. und 2. Quartal, Jahrgang 1890, 1., 2., 3. und 4. Duartal. Die Partei und Gewerkschaftspresse wird um mehrmaligen Abdruck dieses Gesuches gebeten.
Das Jahr der Vollendung.
Kundgemacht
als verbindendes und verpflichtendes
vollendet worden. Zwischen dem Kurienhaus und dem Parlament des allgenteinen und gleichen Wahlrechtes steht an politischer Ent widelung eine Welt, und der Unterschied zwischen einer Volks. vertretung, von der nur der winzigste Teil aus allgemeinen Wahlen, die überwiegende Mehrheit aber aus den aufreizendsten Privilegien hervorging, und zwischen jener Volksvertretung, bie in Desterreich binnen furzem erwählt werden und gänzlich das Produft der Allgemeinheit und Gleichheit des politischen Rechtes sein wird, dieser Unterschied ist fein bloß quantitativer, sondern ein bölliger Unterschied in der Substanz. Diese Umgestaltung ist feine simple Reform, fie bedeutet einen kompletten Umsturz. Und sie ist unmittelbar die Frucht einer Bewegung von 15 Monaten!
register ber Polizei nach einer Reihe bon Jahren Petersburg, 11. Januar. ( B. 5.) Die Warschauer Bolizei nahm guter Führung löschen. Fragen möchte ich den Kultus- geflern über 100 Verhaftungen von Terroristen vor und beschlag minister, ob wir das Lehrerbesoldungsgesetz schon in der nächsten nahmte 18 Gewehre und 25 Revolver. Seffion erwarten können. Was macht die Mädchenschulreform? Petersburg, 11. Januar. ( B.§.) Das Kriegsgericht berurteilte Entschieden bekämpfen müssen wir den Bureaukratismus im Stultus gestern 5 Terroristen zum Tode. ministerium, der sich u. a. auch in der Richtbestätigung des Dr. Penzig, der von der Charlottenburger Stadtverordneten versammlung in die Schuldeputation gewählt worden war, äußert. Petersburg, 10. Januar. ( W. T. B.) Das Striegsgericht, das Ein anderes Zeichen des Bureaukratismus ist der Bremserlaß des heute in der Peter- Pauls- Festung zusammentrat, berurteilte den Kultusministers. Die Gemeinden haben auf dem Schulgebiet in Mörder des Generals Pawlow zum Tode durch den Strang. Der weit bescheidenere Erweiterungen des Wahlrechtes oder Verbesseder Hauptfache nur noch das Recht zu zahlen und selbst das sollen Angeklagte weigerte sich, feinen Namen und Stand zu nennen. rungen des Wahlsystems brauchten anderswo viele, viele Jahre; fie nicht einmal mehr ganz haben.( Seiterkeit.) Bei den Fällen Der Kaiser hat auf die Meldung vom Tode Pawlows geschrieben: und Wahlreformen in ungleich begrenzterem Gebiete, als ihn ein César und Römer handelt es sich um schwere Eingriffe in die Ein schwer zu erfezzender Verlust eines ehrlichen, zuverlässigen Gewissensfreiheit der Gemeinden. In der Polenpolitit wollen wire Mannes." die Regierung gerne unterstützen. Aber wie verträgt sich die Ge nehmigung einer Franziskanerniederlassung in Groß- Borek durch ben Kultusminister mit der Polenpolitit des Ministerpräsidenten? Groß Boret ist ein Wallfahrtsort nicht nur für die Deutschen , sondern auch für die österreichisch- ruffifchen Bolen geworden. Kann man angesichts folcher Vorgänge noch von einem einheitlichen Ministerium sprechen? Wir verlangen gewiß von unseren Ministern teine Parteipolitit, aber wir vermiffen jene Festigkeit in großen nationalen Fragen, bie gerade jegt notwendig ist. Der Reichstanaler, der so oft von den Sünden der Parteien spricht, sollte auch einmal an die Sünden der Regierung denken.( Beifall bei den Nationalliberalen.)
Abg. v. Pappenheim ( f.) erklärt zur Geschäftsordnung, baß seine Partei fich trotz der allgemeinen politischen Ausführungen des Bor rebners an die Vereinbarung des Seniorenkonvents halten werde, wonach bei der ersten Lesung des Etats nur unmittelbar zum Etat gehörende Fragen in der Debatte besprochen werden sollten.
Abg. Dr. Borsch( 8.): Auch wir werden bei der zweiten Lefung auf die Ausführungen des Abg. Friedberg zurüdtommen und dann auch ausführlich den Fall Groß- Vorel erörtern.
Abg. Dr. Friedberg( natl.): Im Seniorenkonvent ist nur be Beschlossen worden, die Reichspolitik aus der Debatte zu lassen, da gegen nicht die Landespolitik.
Abg. Sobrecht( nati.) bestätigt das als Vorsitzender des Senioren
Torbents
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Petersburg , 11. Januar. ( W. T. B.) Der Mörder des Generals Bawloff, welcher gestern vom Kriegsgerichte zum Tode durch den Strang berurteilt wurde, wurde im Laufe der Nacht hingerichtet.
Wahlkampagne.
In Petersburg wurden am 4. Januar die Wählerlisten ber öffentlicht. Im ganzen befizen in Petersburg nach dem Gesez vom 24. Dezember 185 400 Personen das Wahlrecht. Gestrichen sind im Vergleich zum bergangenen Jahre auf Grund der Senats Erläuterungen" etwa 10 000 Personen.( Im vergangenen Jahre betrug die Zahl der Wähler über 145 000.) Die überwiegende Wehr zahl ber Geftrichenen find Arbeiter, die eine eigene Wohnung befigen, niebere Angestellte" usw.
moderner Großstaat darstellt, sah man, bevor fie in Safen landeten, viele Male scheitern! Erst im Vergleiche also zu dem Zickzacfurs, den Wahlreformen sonst durchlaufen müssen, fann bie politische Groberung der geradlinigen, dem Ziele unaufhaltsam zuftrebenden Wahlreform in Oesterreich voll gewertet werden.
Fertig im technischen Sinne ist die Reform allerdings nicht: fie hat sowohl im Abgeordneten als im Herrenhaus noch cine leste Station gu paffieren. Nachdem den Herrenhäuslern der Ginfall mit der Alterspluralität so gründlich ausgetrieben worden ist, daß der betreffende Antrag( der in der Kommission mit Zweibrittelmehrheit beschlossen ward) im Blenum feine zwei Dußend Stimmen erhielt, gegen die mehr als hundert entschlossenen Anhänger des gleichen Stimmrechts haben sie sich auf die sogenannte Herrenhausreform bersteift oder richtiger zurückgezogen. Durch diese Reform" soll das Recht der Krone auf Ernennung von Mitgliedern auf Lebenszeit, welches jetzt unbeschränktes Recht ist, begrenzt werden, und zwar in doppelter Hinsicht, nämlich so, daß immer mindestens 150 folcher Pairs" borhanden sein müssen und mehr als 170 nicht ernannt werden dürfen. Die„ Reform" soll den 3wed haben, das Herrenhaus bor unliebsamen Ueberraschungen" durch tendenziöse Pairsschübe zu Schüßen, es von den augenblicklichen Absichten der jeweiligen ReWie die Thielesche Korrespondenz mitteilt, stand biefer Tage gierungen unabhängig zu machen. Die Sache hat aber nicht die wegen Beleidigung der Mitglieder der Beuthener Straffammer und geringste Bedeutung; denn der Fall, daß sich die Krone in Cefterdes bortigen Staatsanwalts Dr. phil . Heinrich Braun vor der reich ernstlich bemühen müßte, die Herrenhäusler zu gelvinnen, erften Straftammer des Landgerichts III unter Vorfig des Land- ift ebenso undenkbar als der, daß eine öfterreichische Regierung
Aus der Partei.
Genoffe Dr. Heinrich Braun unter Anklage.