tt.«, üi»« i. ininp Jorairts" Kcrlim ilolliülilntt.Die mtssische Revolution.Bor der Hauptwahl.Petersburg, 2. Februar.(®tg. Ber.)Nur noch eine kurze Spanne Zeit scheidet uns von den letztenStadien der Wahlen. Die Wahlen der Bevollmächtigten in der Fabrik-arbeiterkurie, der Kurie der kleinen Landeigentümer und denGemeindeversammlungen sind dem Abschlüsse nahe, so daß ein Versuchgemacht werden kann, die Resultate zu prüfen und die Ge-wählten nach ihren politischen Anschauungen zu gruppieren. Dasist aber keineswegs leicht. Die offizielle Telegraphenagenturist beim Umlagen der Wahlresultate ertavpt und die privaten Mit-teilungen der Presse sind noch ziemlich unvollständig. Immer-hin lassen sich schon jetzt einige Züge in den Wahlergebnissen klarerkennen.Was vor allem die Kurie der Fabrikarbeiter anbelangt, so hatdiese durchweg sozialistisch gewählt und nur wenige Stimmen sindauf die Kandidaten mit unklaren oder schwankenden Parteiansichtenentfallen. Die einzelnen sozialistischen Gruppen halten sich ungefährdie Wage, doch wäre eS verfrüht, hierüber schon jetzt ein ab-geschlossenes Urteil zu fällen. Erwähnenswert ist noch, daß dieWahlbeteiligung in tzer Arbeiterkurie immerhin zu wünschenübrig läßt: Nach den bis zum 18.(31.) Januar vorliegenden Ziffernwählten in den Provinzstädten von 22 152 Arbeitern etwa 53 Proz.Ungefähr dieselbe Höhe erreicht die Beteiligung in Petersburg undMoskau.Die Bauernwahlen teilen sich in zwei Kategorien: die derkleinen Landeigentümer und die der Gemeindeversammlungen, der„Mir". Die Beteiligung in der Kurie der kleinen Land«cigentümer war auch bei den ersten Duniawahlen gering: es er-schienen damals auf den Wahlzusammenkünften nicht mehr als15 Prozent I Diesmal ist das Resultat ein ähnliches: Von den42 122 Wahlberechtigten in 18 Gouvernements erschienen zur Wahlnur 6327— also nicht mehr als 13 Prozent. Nach anderen Be-rechnungen erreicht der Prozentsatz nicht einmal diese Höhe. Daserklärt sich dadurch, daß die aktiven, mehr aufgeklärten Elementedieser Kurie durch die Senatsentscheidungen von der Wahl fern-gehalten wurden. Nicht genug mit diesem Wahlraub, taten die Ne-gierungSorgane alles, um die Beteiligung noch weiter auf dasMinimum herabzudrücken: Der Wahltag wurde bis zum letztenAugenblick geheim gehalten und der Wahlort so gewählt, daß dieWähler oft große Distanzen zurücklegen muffen. Betrugen diese beiden ersten Wahlen z. B. im Gouvernement Petersburg 20 bis60 Kilometer, so diesmal gar 60 bis 100 Kilometer 1 1 Das großeGebiet des Kreises Lug mit 6000 Wählern hatte nicht mehr als zweiWahlstellen, an anderen Orten waren die Wahlen in der Kurie derkleinen Landeigentümer zur gleichen Zeit mit den Wahlen in den Gemeinde-Versammlungen angesetzt, was viele verhinderte, ihr Wahlrecht auchin ihrer besonderen Kurie auszuüben. Bon allen Seiten wird ein-stimmig berichtet, daß außerdem noch die Administration allesgetan hat, um den Kleinbesitzern die Prüfung der Wahllisten zuerschweren. Gleichzeitig mit diesen Machinationen war der höherenProvinzgeistlichkeit der Befehl gegeben, die Dorfpopen als kleineLandeigentümer aufzubieten, und diese erschienen denn auch involler Zahl. Das Wahlresultat war so von vornherein bestimmt.Im Gouvernement Podolien sind von 517 Bevollmächtigten477 Popen, im Gouvernement Kiew von 784 Bevollmächtigten453 Popen usw. Im ganzen waren unter den bis zum 81. Januargewählten 8301 Bevollmächtigten in der Kurie der kleinen Land-Eigentümer 1516 Popen l Mit Galgenhumor fragt angesichts dieserZahlen die.Rußi":.Reichsduma oder Kirchenkonzil?"Diese Kurie wiro jedenfalls nicht wenig Anhänger der Regierungenthalten, wenn auch nicht jeder Dorfpope reaktionär ist.Nach den heute vorliegenden Berechnungen sind unter den Ge«wählten immerhin nicht weniger als 44 Proz. Oppositionelle, zu denGemäßigten und Parteilosen müssen etwa Ä Proz. gezählt werden,so daß die Anhänger der Stollfpin und Compagnie trotz der Wahl-räubereien und des Aufgebotes der schwarzen Schar selbst in d e rKurie. auf die man mit den letzten Agrargesetzen am meistenspekuliert hatte, 30 Proz. nicht übersteigen. Auf den Ausgang derWahlen im letzten Stadium kann die Kurie der kleinen Landeigen«tllmer im allgemeinen nur einen geringen Einfluß ausüben.Zweifelhast erschienen in den ersten Tagen die Resultateder Wahlen der Gemeindeversammlungen, auf derenFälschung die Telegraphenagentur besonderes Gewicht gelegthatte. Dieser Stimmungsmacherei war aber bald das Handwerkgelegt, und das Bild der Wahlen in dieser wichtigsten und größtenKurie des Landes tritt immer klarer hervor. Die.Monarchisten"des Telegraphenapparats verwandeln sich in P r o g r e s s i v e undin Anhänger der äußeren Linken. Die„Rjetsch" berechnet bis zumgestrigen Tage, daß von den 7S4 Bevollmächtigten nichtweniger als 585 Wahlmänner zur Opposition gehören, dresomit auf etwa 73 Prozent zahlen kann. Als wirklicheMonarchisten entpuppen sich nur 17 Prozent.— Die Wahlbeteiligungin dieser Kurie ist stärker als in allen anderen: es wählten nichtweniger als 63 Prozent.In den Städten beginnen bereits die Wahlen des zweitenStadiums, d. h. die eigentlichen Wahlmännerwahlen. Heute ist nurdas Wahlresultat aus der Stadt Kaluga bekannt, nach dem dieRegierungspartei der„Oktobristen" eine vollständige Niederlage erlittenhat. Armer Stolypin I— �Petersburg, B. Februar.(28. T. B.)„Ruß" meldet aus Moskau,dort bestehe allgemein die Ansicht, daß die gestrigen Wahlen dasErgebnis aller Wahlen in der Stadt und dem GouvernementMoskau im voraus entschieden hätten. Es würden vorzngsweiseKadetten gewählt werden, welche aber einen oder zwei Sitze denVertretern des sozialistischen Blocks würden überlassen müssen.—Hue der parte!«Und wiederum der Zeugniszwang. Das Zeugniszwangsverfahren»m Prozeß gegen den Redakteur Thiele wurde gestern fortgesetzt.Rechtsanwalt Suchsland klagt vor dem Schöffengericht nicht gegenden verantwortlichen Redakteur Molkenbuhr. sondern gegen den ver»mutlichen Verfasser Thiele wegen Beleidigung. Genosse Molken«buhr, in der Sache als Zeuge geladen, verweigerte zweimal dieAussagen, da er das RedaktionSgeheimniS nicht preisgeben und zweitensnicht wissen könne, ob Thiele die inkriminierten Artikel verfaßt habe.Darauf wurde Molkenbuhr im Zwangsverfahren mit 75 M. und150 M. Strafe belegt. Hiergegen wurde bei dem LandgerichtBeschwerde geführt; die Beschwerde wurde als unbe-gründet zurückgewiesen. In der gestrigen Verhandlungsagte nunmehr Zeuge Molkenbuhr aus, daß er unterkeinen Umständen den Verfaffer nennen würde; im vorliegendenFalle könne er aber aussagen, daß er nicht wisse, ob Thiele dieArtikel geschrieben habe. Der Privatkläger Suchsland beantragtenunmehr die Protokollierung der Aussage und Vereidigung Molken-buhrS. Amtsrichter Fleischmann lehnte aber beides ab. da eS beiMolkenbuhr. selbst wenn bezüglich einer event. Strafverfolgung gegenihn Verjährung eingetreten sei, dabei bleibe, er habe sich mitstrafbar gemacht. Nunmehr beantragte Rechtsanwalt SuchS-land, den Kollegen MolkenbuhrS, Redakteur Däumig als Zeugen zuladen, um von diesem auszukundschaften, ob Thiele die Artikel ge«schrieben habe. Diesem Antrage wurde stattgegeben, weshalb dieSache vertagt wurdeWir man auf eine Niederlage antwortet.Die Augsburger Parteileitung hat für Freitag fünfgroße Versammlungen einberufen, in der die durch denVerlust des Augsburger NeichStagsmandats geschaffene Situationbesprochen werden soll. In der Ankündigung sagt die„Volks-t r i b ü n e":In ihrer bisherigen EntWickelung hat die deutsche Sozialdemo-kratie noch nie Niederlagen, nur hier und da einmal eine Schlappeerlitten. Stets folgte auf eine Schlappe später ein um so größererSieg. Das kommt daher, daß wir es verstanden haben, ausunseren Mißerfolgen zu lernen, daß wir nie entmutigt wurden unddaß wir nach dem Tage, an dem wir geschlagen worden waren,sofort daran gingen, in unermüdlicher Arbeit künftige Erfolge vor-zubereilen.So muß es auch jetzt wieder sein. Wir haben viel Arbeit voruns und mannigfaltige Aufgaben sind zu bewältigen, die sich ausder jetzigen Situation ergeben._Vom Fortschritt der Presse. Der Hannoversche„Volks-Wille" hat jetzt eine Abonnentenznhl von über 25 000 erreicht.Das„V o l k s b l a t t für K a s f e l' hat in den letzten Wochen1365 neue Abonnenten gewonnen.Die„ V o l k s w a ch t" zu B r e§ l a u ist in der letzten Wocheum über 1000 Abonnenten gestiegen.Die„Norddeutsche Volks st imme" zu Bremer-Häven gewann in zwei Tagen 118 neue Abonnenten.Die„Schwäbische Tagwacht" zu Stuttgart hat amletzten Monatswechsel 1000 Abonnenten gewonnen, seit Oktober 1306beträgt der Zuwachs 60001Totenliste. In Leipzig starb der Genosse SchneidermeisterBier. Genosse Bier, der den Ehrennamen„Vater Bier" führte,war einer der ganz alten Garde. Er gehörte mit Bebel demArbeiterbildungsverein in Leipzig als Mitglied an und als dieserdem Sozialistengesetz zum Opfer fiel, schloß er sich dem Fortbildungs-verein für Arbeiter an, der als Ersatz für den Arbeiterbildungs-verein 1879 gegründet wurde. Im alten wie im neuen Vereinbekleidete er getreulich 24 Jahre lang den Posten eines Haupt-kassierers. Dem Arbeiterverein gehörte er bis zu seinem Todeals Mitglied an. Bier lebte in äußerst ärmlichen Verhältnissen und konnte bei seinem hohen Alter nicht mehr positiv mit-arbeiten, aber dennoch nahm er am politischen Leben regsten Anteil.Da« negative Resultat der Wahl am 25. Januar hatte ihn tief er-schüttert. Einen Tag nach der Wahl traf ihn ein Schlaganfallwährend des Bades. Unter lebhafter Beteiligung der Leipziger Ge-nossen wurde Bier beerdigt. Am Grabe gedachte Genosse Bosse derVerdienste um die Arbeiterbewegung und seiner treuen Anhänglichkeitan die große Sache des Proletariats. Die Sänger des Arbeiter-Vereins sandten ihm den letzten Gruß nach.In Sülz bei Köln starb dieser Tage Genosse AntonProbst. Er war mehr denn 30 Jahre Mitglied der Partei undeiner ihrer treuesten, arbeitseifrigsten Anhänger. Jahrelang warer Vertrauensmann. Unter dem Sozialistengesetz hat sichProbst als ein Genosse gezeigt, auf den man in Zeiten derNot unbedingt rechnen konnte. Oftmals find Pakete und Kisten,ja Zementtonnen mit Schriften und Broschüren, wenn sie inKöln nicht mehr sicher waren, nach Sülz in die Obhut deS Altengebracht worden. Daß er bis zuletzt treu zur Partei hielt, beweistam besten die Tatsache, daß er am Tage der Wahl sich einen Wagenbestellen ließ, um sein Wahlrecht ausüben zu können.potizciUches, GerichUicbco ulw.Deutsche Justiz über deutsche Justiz. Am 8. August vor. Js.wurde Genosse S e g e r von der'« Leipziger Volkszeitung"wegen Beleidigung Jnsterburger Richter vom Landgericht Leipzig zudrei Monaten Gefängnis verurteilt. Die Beleidigung solltein einem„Deutsche Klassenjustiz" überschriebenen Artikel enthalten sein,der am 80. April 1906 in der„Leipziger Volkszeitung" und tagSdarauf in der„Altenburger Volkszeitung" erschienen ivar. In dieseinArtikel waren drei Urteile der Gerichte in Neubrandenburg, Jnster«bürg und Göttingen wiedergegeben und durch einige Frage- undAusrufungSzeichen und mit einigen Worten glossiert. Inkriminiertwar nur derjenige Teil des Artikels, der sich mit demJnsterburger Urteil beschäftigte, durch daS der GutsinspektorNeufang in Kutkehmen, der sich wegen fahrlässiger TötungdeS Arbeiters Wolter zu verantworten hatte, freigesprochenworden war. Am Schlüsse waren die Worte angefügt: Wie wäredas Urteil wohl ausgefallen, wenn der Arbeiter den Inspektor er«schössen hätte? Darin, in Verbindung mit der Ueberschrift„DeutscheKlassenjustiz" und den angebrachten Frage- und AusrufungSzeichen,soll den Jnsterburger Richtern der Vorwurf der absichtlichen Rechts-beugung und der Parteilichkeit gemacht worden sein. Gegen diesesUrteil war Revision eingelegt worden, die vom Reichsgerichtverworfen wurde._GewerkfcbaftUcbee«Berlin und Umgegend.Die Automobilführrr, die ausgesperrten sowohl als auch die fahren«den, hielten am Montagabend eine starkbesuchte Versammlung in denArminhallen ab. F. R e t t i g gab einen ausführlichen Bericht überden Verlauf der Aussperrung in den verflossenen fünf Wochen. Ererklärte, daß die Ausgesperrten um so fester ausharren müßten, jehochmütiger die Unternehmer werden, die alle Friedensvorschlägerundweg abgelehnt haben. Die fahrenden Kollegen ersuche erum mehr Unterstützung als bisher, nicht um materielle Hülfesondern um Hülfe in der Agitation und Kontrolle.Jeder Fahrer sollte jeden Kollegen, den er nicht persönlichkennt, nach seiner LegitimationSkartr fragen. Kein Fahrer darfzögern, auf eine solche Frage sofort die Karte vom Verband zuzeigen. Nur derjenige, der ein schlechtes Gewissen hat. wird dieFrage al» eine Belästigung empfinden. An den Halteplätzen sollteinan mit gutem Beispiel vorangehen. seine Karte hervorholen undjeden auffordern, ebenfalls zu beweisen, daß er kein Streikbrecherist. Wenn die Fahrenden helfen, so kann die notwendige Kontrolleum vieles erleichtert werden. Die Behauptung der Unternehmer,daß sie 50 Wagen fahren lassen, sei unrichtig und auf Täuschungberechnet. Die Kontrolleure der Organisation haben bis jetzt höchstens15 Wagen gezählt und es sei auch schon öfter gelungen, diese Zahlwieder auf 7 und 8 zu reduzieren. Die Lehrlinge der Äedag-Firmahatten am Sonntag am Kurfürstendamm eine Versammlung, in derRettig— zuerst unerkannt— zugegen war. Dort wurde auchberatschlagt, wie man den Ausgesperrten am besten den Glaubenbeibringen könne, daß sehr viele Wagen im Betriebe seien. Alsman Rettig erkannte, mußte er den Saal verlassen. Er hatte abergenug gehört, um die Ausgesperrten zu warnen, sich durch keinerleiManöver verblüffen zu lassen. Die Diskussion zeigte, daß die AuS-gesperrten gar nicht daran denken, nachzugeben, wenn die Unter-nehmer kein Entgegenkommen zeigen.Veuekcbeo Reich,Achtung, Goldleistenarbeiter!Ueber die Goldleistenfabrik von WeyerSberg. Köln a. Rh. ist dieSperre verhängt, weil die Firma die alten Arveiter, die sich Lohn-abzlige nicht gefallen lassen, aufs Pflaster wirst und dafür jüngerebilligere Kräfte einstellen will.Zuzug ist darum streng fernzuhalten.Die Zentralkommission der Vergolder Deutschlands.Die Schutztruppen der gelben Gewerkschafte«.Dieser Tage wurde in einem Vorort von Augsburg die achtegelbe Gewerkschaft gegründet. MS Geburtshelfer waren anwesend:der Unternehmer, die Werkmeister und ein starkes Aufgebot vonPolizei und Gendarmen.Die Poscner Maßschneider beabstchsigen, in eine Lohnbewegungeinzutreten. In einer im Posener Vereinshause abgehaltenen zahl-reich besuchten Versammlung wurde die Aufstellung eines Lohntarifsbeschlossen. Bei Ablehnung desselben durch die Arbeitgeber soll ineinen Streik eingetreten werden.Huolnnd.Die Schriftsetzer in Hermannstadt sind in den Streik getreten.Infolgedessen können die Zeitungen nicht erscheinen.Ein Kampf um die Ehre einer Arbeiterorganisation.Der Streik der Arbeiter der Reinigungs- und Abfuhrgesellschaftin Kopenhagen, der Ende August dieses Jahres ausbrach, führte be-kannrlich zu dem Ergebnis, daß den Arbeitern der Lohn für dieStreiklaos ausgezahlt, die Streitfragen jedoch einem Schiedsgerichtüberwiesen wurden, bestehend aus zwei van den Arbeitern, und zweivon der Gesellschaft gewählten Vertretern sowie einem vom Magistraternannten Obmann. Dieses Schiedsgericht hat nun endlich am1. Februar fein Urteil abgegeben. In fünf der sechs Streitfragenwar durch Vermittelung des Magistrats eine Einigung zwischen denParteien erzielt worden, während in einer das Schiedsgericht ent-scheiden mußte. Diese bestand aus drei Teilen. Erstens verlangtendie Arbeiter das Recht, sich vor dem Direktor und Inspektor in ge-bührender Weise über ihren Dienst betreffende Beschuldigungen undKlagen zu äußern, und dahei vor allen Schimpf-warten und Beleidigungen gesichert zu sein.Diese Forderung erkannte das Schiedsgericht als selbst-verständlich und berechtigt an. Zweitens handelte eS sich darum.daß den Arbeitern„planmäßiges Faulenzen" und ebenso„planmäßig und korporationsmäßig ausgeübteBetrügerei" vorgeworfen wurde, die sie mit gefälschten Ueber-zeitarbeitszetteln begangen haben sollten. Diese Beschuldigungensind schon vor den ordentlichen Gerichten als ganz unbegründeterwiesen worden und das Schiedsgericht schloß sich diesem Urteil an.Drittens forderten die Arbeiter, daß ihrem OrganisattonsvorfitzendenC h r. I e n s e n. der wegen jener Beschuldigung drei Tage Unter-suchungShaft ausstehen mußte, für den dadurch verlorenen Arbeits-lohn sowie für die erlittene Schmach 100 Kronen Erstattungvon der Abfuhrgesellschaft gezahlt werden sollten.Auch diese Forderung erklärte das Schiedsgerichtfür berechtigt, und zwar, wie die beiden anderen Forderungen,einstimmig, so daß also auch die beiden von der Gesellschafternannten Schiedsrichter Jensens Unschuld unbedingt anerkannten.Ueber ein Jahr lang sind jene unverschämten Verleumdungengegen die Reinigungs« und Abfuhrarbeiter immer von neuem auf-getischt und von der reaktionären Presse zu einer schamlosen Hetzegegen die ganze organisierte Arbeiterschaft ausgenutzt worden. Nu»endlich ist den Arbeiterfeinden dies Agitationsmittel genommen unddas Recht der Arbeiter anerkannt. Der ehrliche Name, den manihnen und ihrer Organisation zu rauben suchte, ist gerettet.Der Ausstand in den Naphthawerken von Baku gewinnt an Aus-dehnung. Die Arbeiter stellten weitere Forderungen, so daß derenZahl jetzt 84 beträgt. Unter anderem fordern sie die EinführungdeS achtstündigen Arbeitstages. Die Erfüllung der Forderungenwürde die Betriebskosten nach Angabe der Unternehmer um jährlich25 bis 38 Millionen Rubel erhöhen und das Pud Naphtha um 5 bis7 Kopeken verteuern. Wir können natürlich nicht nachprüfen, obdiese Berechnung stimmt. Ihre Verbreitung erweckt aber den An-schein, als wollten die Petroleumbarone die Bewegung zu einerPreiserhöhung ausnutzen._Gerichts-Zeitung.Ein folgenschwerer Straßenunfall,bei welchem ein blühendes Menschenleben vernichtet worden war,beschäftigte gestern die 1. Strafkammer des Landgerichts III.Wegen fahrlässiger Tötung war der Mörtelwagenkutscher ErnstWitte angeklagt.— Der Angeschulidigte. welcher bereits wegeneines Fahrlässigkeitsvergehens bestraft worden ist, war als Kutscherbot der Berliner Mörtelgefellschaft am Salzufer angestellt. Seitensder Charlottenburger Bürgerschaft wird seit langer ZeitKlage darüber geführt, baß einzelne Kutscher es abends gegenFeierabend überaus eilig haben, nach ihren Stallungen am Salz-ufer zurückzukehren und nun wie unsinnig mit ihren schweren Fuhr-werken, die einen ohrenbetäubenden Lärm hervorrufen, durch dieStraßen jagen. Dieses eilige Nachhausefahren eines Kutschershatte am 20. Oktober einen entsetzlichen Unfall zur Folge. DerAngeklagte war mit seinem Mörtelwagen auf einem Neubau inSteglitz beschäftigt gewesen und kam nun, um möglichst schnell aus-spannen zu können, in überaus schnellem Tempo die Kaiseralleeentlang gefahren. An der Ecke der Meierottostraße spielte derneunjährige Schüler Fritz Neumann. Der Angeklagte bog plötzlichin scharfem Trabe um die linke Ecke in die Meierottostraße ein.Ehe einer der Passanten hinzuspringen konnte, hatten die Pferdeden kleinen N. gefaßt und ihn zu Boden geworfen. Ohne einenSchrei auszustoßen wurde das unglückliche Kind von den Rädern,des viele Zentner schweren Wagens förmlich zermalmt. Der Angeklagte, der nun erst merkte, daß er einen Menschen überfahrenhatte, hieb wie toll auf seine Pferde ein und jagtedavon. Während einer der Augenzeugen die Verfolgung auf-nahm, nahm sich ein unter den Passanten befindlicher Arzt desKindes an. Es war jedoch zu spät. Der kleine N., der innere Zce-reißungen erlitten hatte, starb auf dem Transport zur Unfall-station in der Droschke.— Vor Gericht gab der Angeklagte zu,daß er angetrunken tvar und vorschriftswidrig in scharfem Trabeum die Elfe gefahren war. Staatsanwalt Michaelis hielt denAngeklagten einer überaus gröblichen Fahrlässigkeit für überführtund beantragte einen Monat Gefängnis. Das Gericht er-kannte jodoch auf 6 Monate GeföngniS, da eine derartige Fahr-läfsigkeit, durch welche ein blühendes Menschenleben vernichtetworden sei. gar nicht schwer genug bestraft werden könne.ßriefbaften der Redaktion.Di» Inriftitch« Svr«itift»nd« findet Frtcdrichstr. AN, Aufqava 4,«ine Treppe sHandcISstiitte Bellenlliance, Turchgang auch Ltndenftr. U»I),»vocheiitiiältch von?>/, bis w/, Uhr abends statt. Geöffnet 7 Uhr.eonnabend» beginnt dt« Sprechstuiidc»i»« Ilhr. Jeder>1l»frage ist ei»Buchstabe und et», Kahl als Merkzeichen beizufügen. Brieflich« Ilutwortwird nicht erteilt. Eilige Frage» trage man in der Sprechstunde vor.«. H. 10«. VIS zum Schlüsse dieses Jahres haben Sie Kirchensteucruzu zahlen.— G. S. 1«. Wendcu Sie sich direkt an da» Statistische Amt.— A. 3«. Ihr Bater kann mit seinem Eigentum zu seinen Lebzeitenmachen wa» er will. Sie können also gegen die Ueberlassung an dieSchwester nicht» ausrichten.— R. P. 7. Schlaslcute und Ehambrcgarnlstcn,die monatliche Miete zahlen, haben bis am 15. zuin 1. zu kündigen. Eineumgekehrte KündigungSsrist gibt c» nicht.— O. B. Uns nicht bekannt.Das muß Ihr Statut ergeben.— B. 1VY. Soweit uns bekannt, um 19Ausnahmen sind vorhanden.— Alter„Vorwärts-, Leser 8. Sie kSnncupsünden wie bei jedem anderen. Der Sold ist aber nicht piändbar.— E. R. 3». 1. Ja. 2. Nein. 3. Ja.— F. R. 10«. Ja— M. Vi. 4. 1. DaS ist möglich. 2. Nein. 3. Die Gtlmmcnfind zersplittert heißt, die angegebene Etinimenzahl ist aus ver-schiedene Kandidaten entsallen, deren Namen nicht genannt sind.—(f.®. Ntrdorf. J. Ja. 2. Magistrat und Polizeibehörde.— Ivv(£.Ja.— M. T. 100. Nein.— Friedelstrape 44». Wie wir ausdrücklichdargelegt haben: mehr.— R. H. 3«. 1. Sie können-einen Teil der Möbelverlangen, müßten aber volle Alimentation leisten. 2. Ja.— B. B. 6.1. Nein. 2. Wenn Sie nicht erscheinen, werden Sie verurteilt.—A. 3. 1. Ja. 3. und 3. Nein.- F. H. 17«. Ja.— L. L.«1. Wennes der Wahrheit entspricht, ja.-». M. 14. Ja.- W. T.«««. Ja,Sie müssen sich an Ihr BezstkSkommando wenden.<— fll. R.«8. Nein.