Einzelbild herunterladen
 

Nr. 84. 24. Zahrganz. 2. Stil»p Ks Jorairts" Inlinn lolMlott. Ssiwabtvd.ß.FebrMlM. Partei-?Zngelegendeiten. Znr Lokalliste. Am 10. d. MtS. veranstaltet die HI. Jugend» adteilung der.Turngemeinde Berlin" im.Ostbahn» Restaurant", Küstriner Platz, ihr Stiftungsfest. Da dos genannte Lokal der Arbeiterschaft nicht zur Verfügung steht, weise man alle etwa an» gebotenen Billetts entschieden zurück. Im V. KreiS steht uns das Lokal von Paul Müller(Logen- Restaurant) zu den bekamiten Bedingungen zur Verfügung. Die Lokalkontmisfion. Pankow . Billetts zu dem am Sonnabend, den 16. d. M.. in den Kurfürstensälen, Berlinerstr. 162, vom Wahlverein veranstalteten Pankower Fliederfest geben die Bezirkslassierer aus (Herren SO Pf.. Damen 30 Pf.) Berliner JVachricbtene Etz weht ein Bor dem Depot. schneidend kalter Wind. Depot« der städtischen Strabenreinigung warten viele Männer, und junge, mit und ohne Paletot. Es ist kurz vor sechs Bor dem Tor« eine» alte . Uhr morgens. Auch ich trete zu ihnen, vielleicht gibt es heute Arbeit. Heute ist's kälter wie jcstern." sagt einer auS der Menge. .Haste denn heite Handschuh?" Ja, ick Hab' mcr jestern welche jekooft. Verdammt, die Ohren. heit' mutz man die Mütze drieber ziehen." Du, det last' man sin. nachher schwitzte Dir die Mütze von de Ohren fort und weg sin se." Wo mutz man sich denn hier melden?" fragt einer, der auch heute zmn erstenmal da ist. Na. wenn wat ist. wirste schon sehn," ruft ihm ein anderer zu. ,.JS' dem« noch nich t'echse?" Nee, noch fünf Minuten." Jetzt kommen die Aufseher. .Wer gestern bei mir gearbeitet hat. stelle sich hierher an die Laterne," ruft der eine. .Ja. ick weetz nich, waren wir bei dem?' .Na. det mutzte doch wissen, wir müssen drüben hin bei den Kleenen." So bilden sich drei Abteilungen. Die Aufseher verlesen die Namen, hier und da fehlt noch einer. Bor dem Tore stehen noch » bis 30 Laute. Na für uns wird'S wohl nichts geben?" meint einer. .Ich kann niemand mehr brauchen, meine Zahl ist voll," sagt der Kontrolleur, der eben herauskommt. .Ra, wat wird meine Olle sagen, die hat jestern schon gesagt: Wat, Du kriegst kerne Arbeet, janz Berlin is ja noch voller Schnee l" Eben kommt noch einer, der sich verspätet hat, und nennt seinen Namen. .Ra. Du kommst wohl morgen um fieben," neckt ihn einer, und verlaugst doch Deinen Daler!" Die drei Abteilungen marschieren ab, der Kontrolleur geht tvieder hinein, die Nichteingestellten folgen ihm bis an sein Pult. Gibt'« denn heute wullich kerne Arbret?" Na jeht man, na jeht man", tröstet der Kontrolleur. Fester knöpft mancher seinen Rock zu und schiebt loS, auch ich mache kehrt und gehe mit schnellen Schritten vorwärts, um meine steif gefrorenen Fütze zu erwärmen, während mir beständig die Worte durch den Kopf gehen, die bei meinem Weggehen meine Frau zu unserem Aeltesten sagte: .Wird Vater heute Glück haben?" «eun Schüler kneipen wollenl In Berlin -Südost war von Schülern der dort gelegenen siebenten Realschule(Mariannenstratze) eine geheime Bereinigung gegründet worden, die den einzigen Zweck hatte, schon unter der Realschuljugend daö Verständnis für die edle Kunst studentischer Kneiperei zu fördern. Dem Direktor der Anstalt gelang es, diese Verbrüderung zu ermitteln und die bierfreudigen Hungen in ihrer Kneipe zu überraschen. Das Ende vom Liede war, daß neun Schülern der beiden obersten JaHreSkurse die Strafe dar Verweisung aus der Schule zudiktiert werden mutzte. In der bürgerlichen Presse wird diese Affäre viel besprochen. Ma» lätzt durchblicken, datz die Strafe eigentlich doch ein bißchen hart ausgefallen sei. Nun ist die Verweisung aus der Schule gewiß sehr schmerzlich, wenn nicht für die hoffnungsvollen Herrn Söhne, so doch für die bedauernswerten Eltern, die allerdings mitunter nicht ganz unschuldig an solchem Treiben sind. Schmerzlich genug sind aber derartige Borkommnisse und die notwendig gewordene Verweisung in der Regel auch den Lehrern. Nur ist das Lehrer- kollegium da an Borschriften gebunden, zu deren Milderung cS wenig oder nichts tun kann. Der Direktor der siebenten Real schule hat den Vertreter eines hiesigen Blattes, der ihn aufsuchte, mit dankenswerter Ausführlichkeit darüber belehrt, warum die Schule der Meinung ist. daß sie gegen geheime Schülerverbindungen dieser Art nachdrülÄich einschreiten müsse. Für diejenigen unserer Leser, die mit dem Wesen der Realschule nicht vertraut sind, wollen wir hinzufügen, daß sie nur sechs Jahreskurse hat und ihre Schüler nur bis zum Einjährigen-Zeugnis fördert. In den meisten Real- schulen Berlins beträgt das durchschnittliche Alter der Schüler im obersten JahreSkursu» weniger als 17 Jahre, im nächstfolgenden JahreSkursu» weniger al» 16 Jahre, während da» Minimalalter im obersten JahreSkursu? sogar bis zu 16 Jahren, im nächstfolgenden bi» zu 14 Jahren hinabreicht. Wir glaubten zunächst, kaum einen Anlaß zu haben, uns an der Erörterung dieses Vorkommnisses zu beteiligen. Uns fällt aber auf. daß die bürgerliche Presse gegenüber dem Treiben dieser jungen Leute bisher kein deutliche» Wort der Mißbilligung gefunden hat. Wenn Schüler kneipen wollen, dann gilt das der bürgerlichen Presse, so scheint eS. als ein harmloses Vergnügen. Möge sie eS unsertwegen dafür ansehen! Wenn wir unS aber des wüsten Geschimpfes erinnern, das sich dort drüben erhob, als die freien Jugendorganisationen für den proletarischen Nachwuchs gegründet wurden, dann müssen wir uns doch sehr über die rasche Bereitwilligkeit wundern, mit der jetzt den Schüler- Verbindungen Verzeihung gewährt wird. Die bürgerliche Presse war nicht wenig stolz auf daS Heldenstück, jene Jugendorganisationen als.LauSbubenvereine" zu brandmarken. Wenn Handwerks- lehrlinge und jugendliche Arbeiter unter dem Beirat reifer Männer in vollster Oeffentlichkeit zusammentreten, um gemeinsame AuS- spräche über ernste Fragen zu pflegen, dann ist das ein.Lausbuben- verein"! Wenn aber Schüler desselben Alters eine geheime Per- cinigung gründen, um in dem verschwiegenen Hinterzimmer eines abgelegenen Lokals dem Gambrinus und vielleicht auch schon der Venus zu huldigen, dann ist das selbstverständlich keinLauS- bubenverein" I Jene tapferen Federhelden könnten es sich mal hinter ihre Ohren schreiben: In diesen Organisationen deS proletarischen Nachwuchses steckt bei aller Unfcrtigkeit doch soviel ehrliches Streben uud heißes Ringen nach Weiterbildung, daß es sie b e s ch i ur p f c n hieße, wenn wir sie in Parallele stellen wollten mit den Sauf- Ii Verbindungen von Studenten oder nachäffender Schuljungen. Der giftige Haß, mit dem von dort aus die freien Jugendorganisationen verfolgt werden, erklärt sich aus einem Klasseninstinkt der bürger liehen Zeitungsschreiber. Von dem proletarischen Nachwuchs, der zu den freien Jugendorganisationen sich hingezogen fühlt, befürchtet da? Bürgertum, daß er dermaleinst die Reihen der Sozial demokratie verstärken werde. Die Schuljungen aber und die Studenten, die in Saufverbindungen ihre Jugendkraft ausschäumen. entwickeln sich in der Regel zu wertvollsten Stützen der bürger lichen Gesellschaft. Bon.Wahlmogeleien" wird in der bürgerlichen Presse allemal dann erzählt, wenn bei einer Wahl die Sozialdemokratie den Sieg davongetragen hat und die bürgerlichen Parteien unterlegen sind. Besonders von der Presse des Berliner Freisinns wird seit langem der Sport getrieben, sich überWahlmogeleien" zu entrüsten. Dabei läßt sie dann mehr oder minder deutlich durchblicken, daß die.Mogler' selbstverständlich nur im Lager der Sozialdemokratie suchen seien. Diesmal aber hat nach den Wahlen die FreisinnSpre über das Mogelthema nicht viel zu sagen gewußt. Darüber mutz man sich eigentlich wundern; denn da der Freisinn in Berlin nur seinen ersten KreiS zu behaupten vermocht hat. so hätten die Kenner deS MogelnS allen Grund, wieder nach berühmten Muster die Freifinnsnicderlagen im zweiten, dritten und fünften Kreis als «in Ergebnis sozialdemokratischer EngroSmogelei hinzustellen. Aufgefallen ist unS besonder? die Schweigsamkeit über ein hierher gehöriges Vorkommnis, das amtlich festgestellt und pro tokolliert worden ist und daS von der Freisinnspresse zweifellos alsMogelei" denunziert worden wäre, wenn es sich dabei um einen Arbeiter handelte. Da bisher kein bürgerliches Blatt sich dieses Falles hat annehmen wollen, so wollen jetzt wir ihn einer breiteren Oeffentlichkeit zur Kenntnisnahme vorlegen. Im e r st e n KreiS, im Wahllokal deS 23. Bezirks desselben, in dem der Reichskanzler wohnt und seine Stimme für den Herrn Kämp in die Wagschale werfen durfte erschien am Tage der Haupt wohl ein Herr von aristokratischem Aussehen, nannte den Namen des in der Wählerliste verzeichneten Grafenvon Perponcher» Schlitz Ii(Wilhelmstraße 66) und gab einen Stimmzettel ab. Al« das Kuvert samt dem Zettel bereit? im Schlitz der Wahlurne verschwunden war, erkannte der Wahlvorstand aus einer Aeußerung dieses Herrn, daß er gar nicht der Graf von Perponcher-Sedlitzki war, auf dessen Namen er gewählt hatte. Man hat uns mitgeteilt, de r Herr habe sich jetzt als einen Sohn dieses Wählers bezeichnet und habe erklärt, schon öfter für seinen Vater gewählt zu haben. Wir wissen nicht, ob diese Angaben deS PseudowählerS zutreffen. Wenn sie aber der Wahrheit entsprechen, so haben wir hier einen sehr interessanten Beitrag zu dem Thema der., Wahlmogeleien Wir müssen eS der bürgerlichen Presse überlassen, ob sie den Stellvertreter" als bewußtenMogler" einschätzen will oder nicht. W i r sind überzeugt, daß der Herr nur auS Unkenntnis ge handelt hat, und wir würden selbst bei dem in der Wählerliste der- zeichneten Grafen Unkenntnis annehmen, wenn derStell Vertreter" etwa gar mit dessen Einwilligung gehandelt haben sollte. Wir haben keinerlei Neigung, gegen den Grafen und seinenStell- Vertreter" raschfertig jenen Vorwurf zu erheben, mit dem die bürgerliche Presse sofort bei der Hand ist, wenn es sich um einen Arbeiter handelt. ES ist unS nicht zweifelhaft, daß eS in allen Schichten der Bevölkerung Leute gibt, die über die Rechte des Wählers im unklaren sind. Wir sind übrigens neugierig, zu erfahren, ob gegen den Pseudo Wähler bereits Anzeige erstattet worden ist, ob die Staatsanwalts schaft die Untersuchung gegen ihn einleiten will und was schließ. lich dabei herauskommen wird. Wie solche Affären enden, daS erfährt allerdings die Oeffentlichkeit in der Regel nur dann, wenn der vermeintlicheMogler" ein Sozialdemokrat ist und ein Gericht ihn schuldig spricht. Ei« empfindlicher Kälterückschlag ist während der letzten Nacht erfolgt. Während vorgestern schon ein gelindes Tauwetter einsetzte, rrschte heute früh strenger Frost. Das Thermometer zeigte um 8 Uhr morgens 9 Grad CelfiuS. Die Kälte setzte gegen Mitter- nacht ein und bewirkte, daß Bäume, Sträucher, Drähte usw. in den Morgenstunden mit prächtigem Rauhreif bedeckt waren. Bielfach zeigten die Sträucher in den öffentlichen Barls und Anlagen eine kristallhelle Eisrinde, die auch die kleinsten Zweigekandiert" er» scheinen ließ. Der plötzliche Uebergang vom Tauwetter zum Frost hat auch vielfach die Bildung von Eiszapfen in ganz außerordentlich großen Dimensionen zur Folge aehabr. An manchen Hausdächern, wo der Schnee im Tauen begriffen war. sieht man dicke Eiszapfen von fast anderthalb Meter Lange herabhängen. Für die Hausbesitzer bedeutet dieses interessante Naturschauspiel eine recht erhebliche Gefahr, denn Eiszapfen in dieser Stärke können beim Herabfallen ganz beträchtliche Verletzungen anrichten, für die der Hauswirt dann haftbar wäre. Die Bockbiersaison will trotz der gewaltigsten Reklame nicht so recht in Fluß kommen. DaS Mißvergnügen. vaS in den weitesten Kreisen der Gastwirte über den immer früheren Anfang dieser Saison empfunden wird, hat sich in recht bemerkenswerter Weise auch auf das Publikum übertragen. Esmacht nicht mit". So kommt es, daß die Brauereien ihr diesjähriges Bockbier mehr und mehr unter anderem Namen absetzen müssen. Bezeichnend für die Bockbierverhältnisse in diesem Jahre ist die riesige Reklame einiger Gastwirte, die in ihren Räumen den.Bockbier-Jubel und-Trubel" um jeden Preis haben wollen. Sie künden auf mächtigen Plakaten an, daß jeder, der in der Zeit vom 1. bis. Februar 75 Glas Bockbier bei ihnen vertilge, einegutgehende Taschenuhr" gratis erhalte. Lange Hochvahnzüge. Die starke Benutzung der Hoch- und Unter arundbahn und in ihrem Gefolge die Uebcrfüllung der Wagen hat schon längst zur Erörterung der Frage geführt, in welcher Weise der Hochbahnbetrieb dein wachsenden GerkeHrsbedürfniS Rechnung zu tragen in der Lage wäre. Wie Oberingenicur Burkhardt von der Hoch- und tlnterarundbahngesellschast auf Anfrage mitteilt, soll eine schnellere Folge der Hochbahnzüge aus betriebstechnischen Gründen unmöglich sein. Dagegen werde sich bald die Notwendigkeit heraus- stellen, die einzelnen Hochbahnzüge zu verlängern; während jetzt die Züge meist nur auS drei Wagen bestehen, werde man bei einem weiteren Wachstum de» Verkehrs Zuge von 58 Wagen einstellen müssen. Die Bahnhöfe würden dann allerdings entsprechend der- längert werden müssen. Zur Erleichterung der Güter-Aa- und-Mfuhr. Nach Mitteilung der kgl. Eisenbahndirektion Berlin sind die Berliner Güterabferti- gungen angewiesen, im Jntereffe deS verkehrstreibenden Publikums auch am S o n n t a g, den 10. d. M. F r a ch t st ü ck g ü t e r in der Zeit von morgen« 8 Uhr bis abend» 7 Uhr auszuliefern sowie die Be- und Entladung von Eisenbahnwagen auf den Güterbahnhöfen wie an den Wochentagen zu gestatten. Von der zwangs­weisen Abrollung von Frachtstückgütern und von der Erhebung von Lagergeld zur Erleichterung der Abfuhr von WagenladnngSgütern wird auch am 9. und 10. Februar noch Abstand genommen werden. Die Besetzung der Straßenbahn über die Stormalzahl. Zu unserer kürzlich gebrachten Mitteilung über die Ber- ügung deS Polizeipräsidenten , nach der einige Personen über die in den Wagen angeschriebene Zahl hinaus mitgenommen werden dürfen, erfahren wir, daß diese Verfügung nur vorläufigen Charakter besitzt und nur mit Rücksicht auf die gegenwärtigen schwierigen Ver- kehrSverhältnisse erlassen wurde. Die endgültige Entscheidung über die zulässige Personenzahl steht noch au». Ueber die in der Ver­fügung angegebene Zahl der mehr mitzunehmenden Fahrgäste(drei im Mittelgang und je eine auf beiden Plattformen) darf keinenfallS hinausgegangen werden. Die Verwaltung der Großen Berliner Straßenbahn hat den Schaffnern strengste Beachtung dieser Vor- schrift zur Pflicht gemacht. Die Schnerbeseitigung bettifft ein Antrag des Stadtv. Haber­land, der folgenden von mehreren Stadtverordneten unterstützten Antrag bei der Stadtverordnetenversammlung eingebracht hat:Die Versammlung ersucht den Magistrat, zu erwägen, in welcher Weise bei größeren Schneefällen eine schnellere Beseitigung der Schnee- massen herbeigeführt werden kann." Er war zu alt. Weil er von seinem Arbeitgeber entlaffen worden war, hat sich gestern abend der 64 Jahre alte Fabrikarbeiter August Saager auS der Emdenerstr. 6 da» Leben genommen. S. war schon viele Jahre hindurch in einem Fabrikbetriebe in Moabit tätig gewesen, als ihm jetzt plötzlich die Stellung gekündigt wurde. Der alte Mann nahm sich dies derart zu Herzen, daß er den Eni- schluß faßte, au» dem Leben zu scheiden. Gestern abend wurde er in einem Kellerverschlag seines Wohnhauses erhängt aufgefunden. Ein hinzugerufener Arzt vermochte nichts mehr auszurichten. Genickstarre bei den Garde-Kürafsicren. Von den Garde- Kürassieren ist gestern ein Mann an Genickstarre erkrankt und in daS Garnisonlazarett in Tenchelhof eingeliefert worden. ES ist der Rekrut Meinke von der ersten Schwadron. M. erkrankte unter ver- dächrigen Begleitumständen und wurde vorgestern abend von zwei Aerzten untersucht. Sie konstatierten beide Genickstarre und unter den«öligen Vorsichtsmaßregeln wurde der Erkrankte nach dem Lazarett gebracht. Aufsehen erregte. eS gestern in den Straßen Berlin », daß militärische Gespanne zu Vorfpannzwecken für SpedittonSwagen be- nutzt wurden. Das Garde-Train-Bataillon hatte Pferde und Leute zur Verfügung gestellt. Wie heißt, loar in der Abfuhr der Güter ,folge der schlechten Wegeverhältnisse eine Stockung eingetreten und Interessenten hatten sich deshalb um Hülfe an die Militär- Verwaltung gewendet, die denn auch in der bereitwilligsten Weise gewährt wurde. Zu lvclchen Zwecken daS Militär dienen muß. ist kaum glaub- lich I An der einen Stelle muffen Soldaten Landarbeiter spielen, an einer anderen streikenden Arbeitern in den Rücken fallen, an wieder anderen Umzüge bewerkstelligen, als Schneeschipper fungieren und schließlich Kutscher spiele». Und da erzählt man uns immer, daß die zweijährige Dienstzeit nicht ausreiche, um die Leute im Kriegs- Handwerk gehörig auszubilden. Die obige Tatsache scheint unS eher das Gegenteil zu beweisen. In der Rauiaffaire auf der Fürstenwalder Chaussee ist gestern eine zweite Verhaftung erfolgt, und man hofft, daß man nun die beiden Täter hinter Schloß und Riegel hat. Auf dem Bahnhof in Frankfurt a. O. wurde ein Mann unter dem Verdacht der Mittäter- schast festgenommen. Die Beschreibung, die über einen der Räuber gegeben worden ist, paßt genau auf den Verhafteten. ES ist ein Schlossergeselle und bei seiner Vernehmung behauptete er, dem Ueber- fallenen bereits schon einmal gegenübergestellt worden zu sein, worauf seine Freilassung wieder erfolgt sei. Der Verdächtige wurde in Haft behalten. Erfroren aufgefunden wurde in der vergangenen Nacht vor dem Grundstück Engelufer 20 eine unbekannte etwa 50 Jahre alte Frau. Ein Schutzmann brachte die Bedauernswerte nach der Unfallstation, wo ber Arzt jedoch nur noch den Tod feststellen konnte. Die Leiche wurde dem Schauhause zugeführt. Die Tote war mit schwarzer Bluse, grauem Rock, dunklem Umfchlagetuch, schwarzen Strümpfen und Halbschuhen bekleidet. In dem Portemonnaie wurden 4,22 M. und zwei Schlüssel gefunden. Die Krsseldiebe auf derGeschäftsreise". Beim.Verschärfen" sind gestern Einbrecher verhaftet worden. Am Donnerstag war auf das Grundstück Prinzen Allee 54/56, aus dem sich die Gerberei und Lederfabrik von Meyer befindet, eine Diebesbande gedrungen und hatte fünf schwere Kessel ausgebrochen und dapongefchleppt. Die Täter nahmen dann ein Fuhrloerk an und machten sich nun daran, ihre Beute zuverschärfen". Sie fuhren von einem Trödelkellcr zum anderen und landeten schließlich mit dem letzten Kessel vor einem Produktenleller in der Bremerstraße in Moabit . Die Kriminal- Polizei war den Burschen jedoch bereits auf der Spur und während die Bande noch mit dem Trödler in Unterhandlung stand, erschienen plötzlich mehrere Beamte auf der Bildfläche und verhafteten zwei der Täter. Zwei Komplicen, die auf der Straße auf der Lauer gelegen hatten, entkamen. Die beiden Verhafteten wurden in das Polizeipräsidium eingeliefert. In daS Brrbandsdureau der Bauarbeiter, Engel-Ufer 16, wurde, wie uns erst jetzt berichtet wird, in der Nacht vom 1. zum 2. Februar ein Einbruch verübt. Der Geldschrank wurde erbrochen und der Inhalt nebst einer Kassette mit 5953,93 M. geraubt. Bis jetzt ist es nicht gelungen, den oder die Täter zu ermitteln. Der Schaden ist durch Versicherung gedeckt. Ei« Opfer der Glätte wurde gestern abend der 7g jährige Almosenempfänger Franz Mender aus der Grllnthalerftraße 5. Der alte Mann kam beim Passieren der Badstraße ins Rutschen, ver- mochte sich nicht auf den Beinen zu halten und stürzte nieder. Er zog sich einen komplizierten Oberschenlelbruch zu und fand im Lazarus-Kranlenhause Aufnahme. Großfeuer in einer Lederfabrik. Gestern früh wurde die Feuer- wehr in großer Stärke nach dem Grundstück Thaerstraße 29/30 gerufen, wo die Lederfabrik von Gebrüder Steinlein in Flamme» stand. DaS Feuer war in einem isoliert stehenden zweistöckigen Ge- bände durch Ueberheizung in den Unterräumen entstanden, in denen größere Vorräte von Eichen- und Kiefernrinde in Säcken lagerten. Von hier hatten sich die Flammen dem Obergeschoß mitgeteilt und waren auf den sogenannten Trockenraum übergesprungen, wo ferttge Lederhäute zum Trocknen aufgehängt waren. Die Feuerwehr ging sofort mit sechs Schlauchleitungen, die an Dampfspritze» an- beschlossen waren, vor. Branddirellor Reichel Übernahm selbst die teitung. Die Löscharbeiten gestalteten sich aber insofern recht chwierig, als das Gebäude inwendig verbaut ist und die Sappeure nicht von allen Seiten an den Brandherd gelangen konnten. Bis Mittag waren noch vier Dampffpritzen in Tätigkeit. Der ganze oberste Stock brannte total aus, ebenso ist der Dachstnhl vernichtet. Der Schaden ist ganz bedeutend, da viele wertvolle Häute mit verbrannt sind. Da» Passage-Theater bringt in seinem Februarprogramm eine zweiaktige Posse von Leopold Elh:.Mal was Anderes!" Der Inhalt ist kurz und erbaulich. Auf seinen Irrfahrten als Don Juan trifft der Schwiegervater mit seinem nicht minder als Lebe- mann sich betätigenden Schwiegersohn zusammen und jeder hat sich, ohne daß einer vom anderen weiß, dieselbe polnische ZirkuSdireltoriir als Ziel seiner Wünsche erkoren. ES gibt drollige Szenen und tolle, mitunter haarsträubende Späße, die erst durch das famose Spiel der Josefine Dora als Zirkusdirektorin und der Herren Georg Kaiser und M a r t i n B e» d i x alsTiger" nirdLöwe" eine durchschlagende Wirkung erzielten. So ganz m ihrem Element war die Dora wieder in ihrem Couplet:Maxe, Du mein zuckersüßer Maxe l" Außer dieser Posse enthätt da» Programm noch zahlreiche Spezialitätennummeni, von denen besonders eine pikante Eilt- lletdungsszene stark beklatscht wurde. Im Wintergarten wirkt neben der S a h a r e t als Tänzerin noch immer Otto Rentier mit seinen humoristischen Einfällen und prickelnden Witzen. Daneben produzierte sich eine Japanertruppc in der vollendetsten Weise auf dem Gebiete der Lntipodenspiele