OewerbrcbaftUcbc� Berlin und Umgegend. Der Kampf in der Holzindustrie. Die Zeichen mehren sich, welche dafür sprechen, daß der Kampf eine entschiedene Wendung zugun'sten des Holzarbeiter- Verbandes nimmt. Am Montag meldeten sich nur S2 Mit- glieder, die am Sonnabend ausgesperrt worden sind. Die Gesamt- zahl derjenigen, die im Laufe der vergangenen Woche ausgesperrt wurden, ist erheblich geringer als die Zahl derer, welche die Arbeit wieder aufnehmen konnten bei solchen Unter- nehmern, welche die Aussperrung zurückgezogen und in aller Form Frieden mit dem Holzarbeiterder- band geschlossen haben. Hierzu gehören unter anderem die bekannten größeren Firmen Heinrich Mittag, Fliege u. Lehmann, sowie E n d e r s. Eine Anzahl kleinerer Arbeit- gcber, welche ebenfalls die Aussperrung zurückgezogen haben, tonnen öffentlich nicht genannt werden, weil sie sonst S ch ä d i- gungen durch den Terrorismus der Schutzver- bandsführer zu fürchten haben. Solche Befürchtungen halten auch manchen Kleinmeistcr ab, seiner besseren Einsicht zu folgen und den Kampf aufzugeben. Die Scharfmacher bieten alles auf, um ihre Gefolgschaft bei der Fahne zu erhalten. So haben sich die Herren Gieseke von Firma Hülsenbeck u. Kroll und Gehrke von der Firma Heim u. Gehrke nicht weniger wie viermal am Sonn- abeno bei Szhmans u. Erdmann eingefunden, welche geneigt waren, die Aussperrung zurückzunehmen. Den vierfachen An- strengungcn der beiden Scharfmacher ist es denn auch gelungen, die zum Frieden bereiten Arbeitgeber auf ihrer Seite zu behalten. Auch die Herren Hübner von der Firma Hergesell u. Hübner, sowie Altendorf und Schaar sind in der gleichen Weise mit großem Eifer tatig. Die Geschäfte dieser Herren werden durch die Aussperrung wohl wenig oder gar nicht leiden, denn ihnen ist es gelungen, sich beizeiten mit Hirsch-Duncker scheu und unorganisierten Arbeitswilligen zu versehen, so daß sie ihre notwendigen Arbeiten ohne Schwierigkeit fertigstellen konnten. Solchen Führern, die sich selber vor den Folgen des Kampfes gesichert haben, fällt es natürlich nicht schwer, andere ins Feuer zu treiben. Dem unseren Lesern durch seinen Berichtigungseifer bekannten Tischlermeister T h o m s in der LandSbergerstraße scheint es nicht gelingen zu wollen, soviel Arbeiter zu bekommen, als er augenblick- lich gern haben möchte. Nachdem er verschiedentlich in auswärtigen Zeitungen Arbeiter verlangt hatte, suchte er jetzt 20 Tischlergesellen durch die„Berliner Volkszeitung". Dabei gab er jedoch nicht seine Adresse an, sondern die eines Restaurateurs Hase, Hirtenstr. 12. Hier stellten sich 14 arbeitsuchende Tischler ein. Bald erschienen auch zwei Herren, engagierten die Arbeitsuchenden. sagten aber nicht, bei wem sie arbeiten sollten. Die Arbeiter sollten nun mitkommen. Durch eine Hintertür entfernten sich die Unter- nehmer mit den eben geworbenen Arbeitern. Als der Zug in der LandSbergerstraße anlangte, merkten die Arbeiter, wohin die Reise gehen sollte. Kurz und bündig erklärten sie: Bei ThomS fangen wir nicht an, machten kehrt und ließen die beiden Herren mit langen Gesichtern stehen. Die„Fachzeitung" erzählt in ihrer letzten Nummer wieder eine Geschichte, welche zeigen soll, daß die Ausgesperrten, be- ziehungsweise der Holzarbeiterverband, die Arbeitgeber geradezu anbetteln, um sie zur Wiedereinstellung der Ausgesperrten zu be- wegen. Die„Fachzeitung" schreibt:„Kam da jüngsthin einer der Kollegen von einem Gange nach Hause. Zu seinem Erstaunen fand er auf seinem Hof die von ihm ausgesperrten Gesellen. Sie baten um Wiedereinstellung und legten zugleich ein Schriftstück vor." Nun wird das Schriftstück wörtlich zitiert. Es ist eine Ver- einbarung, wie sie der Holzarbeiterverband mit jedem Arbeit- geber abschließt, der die Ausgesperrten wieder einzustellen wünscht. Die Vereinbarung geht dahin, daß sich der Arbeitgeber verpflichtet, die Aussperrung zurückzunehmen, sich an ihr nicht mehr zu beteiligen und d i e Löhne und Arbeitsbedingungen einzuführen, welche bei Beendigung der Aussperrung zwischen den beiderseitigen Organisationen vereinbart werden. Dagegen verpflichtet sich der Holzarbeiterverband, bis zum Abschluß eines Vertrages zwischen ihm und den Berliner Tischlermeistern bei dem be- treffenden Arbeitgeber keine Forderungen zu stellen und nicht zu streiken.— Wie die„Fachzeitung" weiter erzählt, haben die Ausgesperrten, die den Meister um Aiedereinstellung baten, diesem noch andere Arbeitgeber namhaft gemacht, welche sich auf derselben Grundlage mit den Arbeitern verständigt hätten, durch eine Nachfrage bei den Benannten habe aber der Meister festgestellt, daß die Mitteilungen der Aus- gesperrten ein ganz gewöhnlicher Schwindel seien. Wenn auch die.Fachzeitung" so vorsichtig ist, den Namen dessen zu verschweigen, der um Wicdereinstellung gebeten worden sein soll, so weiß man doch beim Holzarbeiterverband ganz genau, wer gemeint ist. Es händelt sich um den Tischlermeister Weiß, Fruchtstr. 2v. Nach dem, was uns die an der Angelegenheit be- teiligten Vertreter deS Holzarbeitervcrbandes mitteilen, ist die Darstellung der„Fachzeitung" in allen wesentlichen Punkten das Gegenteil der Wahrheit. Der Fall Weiß sieht vielmehr so auS: In der Werkstatt des Herrn Weiß hatte man bisher nichts Von Aussperrung wahrgenommen.-Erst in der vergangenen Woche meldeten sich drei Avbeiter, welche angaben, von Herrn Weiß aus- gesperrt zu sein, während noch etwa 20 oder mehr Arbeiter weiter beschäftigt wurden. Der Holzarbeiterverband vcranlaßte eine Werkstattsitzung, um den Fall zu untersuchen. Während die Sitzung in einem Restaurationslokal stattfand, erschien Herr Weiß in demselben Lokal. Die beiden anwesenden Vertreter deS Holzarbeitervcrbandes fragten Herrn Weiß, ob die Entlassung der drei Arbeiter als Aussperrung anzusehen sei und machten ihn auf die möglichen Folgen aufmerksam. Herr Weiß versicherte, es handle sich nur um Entlassungen wegen„Blaumachens" und schlechter Arbeit, er denke gar nicht daran, sein« Arbeiter auszusperren. Im Laufe dieser gelegentlichen Besprechung zeigte sich Herr Weiß ac- neigt, zwei der Entlassenen wieder einzustellen, sich auch in aller Form gegen die Aussperrung zu erklären, falls dec Holzarbeiter. verband ihn mit Forderungen und Streik verschone. Darauf glaubten die Verbandsvertretcr eingehen zu können. Sie erschienen am folgenden Tage mit dem genannten Schriftstück bei Herrn Weiß, es wurde auch unter Teilnahme des Ausschusses der Weiß- schen Werkstatt über diese Angelegenheit verhandelt, und als Herr Weiß mit Rücksicht auf seine Kollegen Bedenken gegen die Ver- einbarung erhob, wurde ihm der Wahrheit gemäß gesagt, daß sein Nachbar und Spezialkollege Rittncr ebenfalls die Aussperrung zurückgezogen habe. Weiß ersuchte nun um Bedenkzeit, die ihm natürlich gewährt wurde. Er hat sich dann mit seinem Kollegen Rittner in Verbindung gesetzt, diesen wieder zur Teilnahme an der Aussperrung bewogen, er hat die Vereinbarung nicht unter- zeichnet, sondern das Schriftstück der„Aachzeitung" übermittelt, die nun an die Veröffentlichung Hesselben eine gänzlich unwahre Darstellung knüpft, um ein wenig Stimmung zu machen unter denen, die lieber heute als morgen Frieden mit den Arbeitern machen möchten, wenn sie nicht die Rache der Scharfmacher zu fürchten hätten. Wenn die„Fachzeitung" meint, die Meister seien nicht so töricht, um solche Separatverträg« mit dem Holzarbeiterverband abzuschließen, so kennt sie ihre Pappenheimer schlecht. Verblüffend scharfsinnig ist dagegen die Schlußfolgerung der„Fachzeitung", daß es sich bei dem fraglichen Schriftstück, weil eS mit der Schreibmaschine hergestellt ist, nicht um ein vereinzeltes Exemplar handelt. Das stimmt. ES haben schon viele Tischlermeister den Separatvertrag unterzeichnet und die Nachfrage da- nach ist bereits so stark, daß man die betreffenden Schriftstücke nicht mehr mit der Schreibmaschine herstellen kann. Sie sind jetzt Leiastw. Redakteur: Hans Weber, Berlin . Inseratenteil verant«� in gboßer Anzahl gedruckt und finden lebhaften Absatz. Wenn der„Fachzeitung" nächstens ein gedrucktes Exeuiplar der Vereinbarung zu Gesicht kommen sollte, dann wird sie durch den Anblick desselben ihre scharfsinnige Schlußfolgerung, daß e.s sich„nicht um ein vereinzeltes Exemplar" handelt, bestätigt finden. Ob zu ihrer Freude?_ Die Aussperrung der KraftdroschkenführSr hat die Scharfmacher dieses Gewerbes allmählich in eine starke Verlegenheit gebracht. Die Droschlenführer stehen noch so fest wie am ersten Tage und die Firmen, welche sich der Aussperrung nicht anschlössen, schöpfen jetzt das Fett von der Brühe. Das wird den beteiligten Unternehmern auch allmählich klar, denn im „Börsen-Courier", einem Unternehmerorgan, wie es im Buche steht, lesen wir: „Der Kampf der Kraftdroschkenführer scheint seinem Ende entgegen zu gehen. Unter den Mitgliedern des Vereins der Kraftdroschkenbesitzer hat sich bereits eine Anzahl besonders dec kleineren Unternehmer zusammengetan, um, entgegen den früheren Beschlüssen, eine Verhandlung mit den Führern zur Beilegung des Kampfes anzu- bahnen. Es wird sich schon in nächster Zeit entscheiden, ob die Friedenspartci im Arbeitgebervecein die Oberhand erhält." Im beiderseitigen Interesse wäre das sicher zu begrüßen. Zu derselben Sache schreibt die„Arbeitgeber-Zeitung": „Der Ausgang des Kampfes im Kraftdroschkengewerbe hängt tatsächlich davon ab, ob die Unternehmer die genügende Anzahl neuer Chauffeure hier ausbilden können, welche die Streikenden ersetzen." Sehr richtig. Bisher ist es aber den Ausgesperrten gelungen, die Mehrheit der Ausgebildeten wieder auf ihre Seite zu be- kommen. Und bei der Eigenart des Chauffeurberufes, der eine gewisse Intelligenz verlangt, die ihrerseits Selbstbewußtsein und Ehrgefühl erzeugt, stehen die Aussichten auf Gewinnung von Arbeitswilligen sehr schlecht. Die Unternehmer täten deswegen gut, sich mit dem erhöhten Gewinn aus dem neuen Tarif zufrieden zu geben und nicht außerdem noch die Löhne ihrer Angestellten zu beschneiden._ Tarifbewegung der Hcrrenmaßschneider. Der Schneiderverband hatte am Sonntag eine Mitglieder- Versammlung der Herrenmaßschneider im Feenpalast veranstaltet, die über die Forderungen an die Arbeitgeber Beschluß faßte. Der riesige Saal war gedrängt voll, ein Beweis für den Ernst und Eifer, womit die Schneider dieser Branche die Verbesserung ihrer Arbeits- bedingungen anstreben. Der von der Lohnkommission und ver- schiedenen llnterkommissimien im Einvernehmen mit der OrtS- Verwaltung ausgearbeitete Lohntarifentwurf war den Anwesenden am Eingänge des Saals überreicht worden. Der Referent Kunze erwähnte in seinem Vortrage die früheren Bestrebungen der Herren- Maßschneider, einen einheitlicken Lohntarif für Berlin durchzuführen, schilderte die gegenwärtige Lage und erläuterte den borliegenden Entwurf. Im Laufe der letzten 14 Jahre haben drei solche Be« wegungen stattgefunden. Gleichwohl sind die Tarifverdältnisse in Berlin noch sehr zerfahren und unbefriedigend. während eS in anderen Städten deS Reiches schon gelungen ist, einheit- lichen Tarifen Anerkennung zu verschaffen. In Berlin existieren für die Branche ungefähr 200 verscbiedene Tarife, die mit den einzelnen Arbeitgebern abgeschlossen sind. Sie werden aber zu einem großen Teil nicht strenge innegehalten. Nur für 60 Geschäfte kann man die Tarifverhältnisse als geregelt ansehen. Dabei würden ungefähr 500 Geschäfte mit öoOV Arbeitern in Betracht kommen. Es ist also noch viel zu tun. um etwas Allgemeines und Einheitliches zu schaffen. Das starke Wachstum der Organisation bürgt jedoch dafür, daß das Ziel erreichbar ist. Allerdings ist auch d,e Orga- nisation der Arbeitgeber gewachsen, und ihre Vertreter haben schon davon gesprochen, daß sie eine allgemeine Aussperrung vornehmen wollten und erklärt, daß sie gar nichts bewilligen könnten, wie das ja bei den Arbeitgebern aller Berufe gang und gäbe ist. wenn Forderungen gestellt werden. Nun ist jedoch vor einigen Tagen zwischen dem Allgemeinen Deutschen Arbeitgebcrverband für das Schneidergewerbe und dem Verband der Schneider, Schneiderinnen und verwandten Berufsgenossen Deutschlands ein Uebereinkommen zustande gekommen, das ein Schema zu örtlichen Tarifverträgen, Be- stiinmungen über Tarifüberwachungskommissionen und Schiedsgerichte enthält und die örtliches Organisationen beider Parteien verpflichtet, bei Streitigkeiten mit einander zu verhandeln. Danach wird fich wohl auch der Verband Berliner Gewerbetreibender der Maßschneiderei zu richten haben. Sollten die Arbeitgeber dennoch den Kampf wollen, so sind selbstverständlich die Gehülfen bereit und gerüstet, ihn aufzunehmen. Der Tarifentwurf ist bis ins kleinste sorgfältig ausgearbeitet. Er umfaßt 33 Oktavseiten. Die Akkord- wie die Zeitlöhne sind je nach den Anforderungen, die an die Arbeit gestellt werden, in vier Klaffen eingeteilt. Die Zeitlöhne, die verlangt werden, sind stir die 1. Klaffe 37,50 M.. für die II. 36 M.. für die III. 38 M. und für die IV. 30 M. Wochenlohn. Die Arbeitszeit soll 0 Stunden sein. Die Stundenlöhne sollen betragen für die I. und II. Klasse 70, für die III. 65 und für die IV. 65 Pf.; die Stundenlöbne zum AenderungS- torif für die I. und II. Klasse 60, für die HI. 55 und für die IV. 60 Pf. Für Ueberstunden bis 10 Uhr abends werden 25 Prozent Aufschlag, nach 10 Uhr sowie für Sonntagsarbeit, wenn sie not- wendig sein sollte. 60 Prozent verlangt. Unter den allgemeinen Be- stimmungen ist die wichtigste die, daß die Arbeitgeber für eigene, den Anforderungen der Hygiene entsprechende Werkstätten sorgen sollen. Hierauf wurde vom Referenten sowohl wie in der Diskussion großer Wert gelegt. Im übrigen wurde besonders hervorgehoben, wie dringend notwendig eS ist, daß die Lohnverhältniffe endlich der Verteuerung der Lebenshaltung angepatzt und einheitlich geregelt werden. Die Versammlung endete mit der Annahme folgender Resolution: „Die Mitgliederversammlung deS Verbandes der Schneider er« klärt sich mit dem seitens der Lohnkommission ausgearbeiteten Lohn- tarif einverstanden. Sie beaustragt die Ortsverwaltung, ihn dem Verband Berliner Gewerbetreibender der Maßschneiderei alsbald zu überreichen mit dem Ersuchen, über die Neugestaltung der Tarife in Verhandlungen einzutreten. Bon den Mitgliedern des Arbeitgeber- Verbandes erwartet die Versammlung, daß sie mit der Gehiilfenschaft zusammen die seit sieben Jahren bestehenden Lohntarife einer zeit- gemäßen Revision unterziehen.�_ Achtung, Friseurgehülfen! Die Forderungen durchbrochen hat zum zweiten Mal« die be- kannte Firma K a k s ch i n s k i. Emdenerftr. 10. Der Herr Meister scheint jedenfalls den Streit zu provozieren, denn er hat sich wieder denselben Fall zuschulden kommen lassen, den er sich schon einmal im Laufe des Sommers geleistet hat. Ferner sind noch Differenzen entstanden bei B l a h n e r, Thaerftr. 24, und D ö r f e r t. Gaudy- straße 3. Die Arbeitgeber haben bisher(hauptsächlich im Winter) noch immer versucht, die Forderungen der Gehülfen illusorisch zu machen; aber eS ist ihnen diesmal nicht gelungen. Um ein öfteres Durchbrechen der Forderungen vorzubeugen, ist e» nötig, daß die von der Organisation ausgegebenen Borschriften genau befolgt werden. Dazu gehört in erster Linie die ordnungsmäßig ab- gestempelte Kontrollkarte. Denn nur diese ist ein Ausweis dafür, daß der Gehülfo organisiert und zu den aufgestellten Arbeits- bedingungen beschäftigt ist. Darum Kollegen, haltet treu zur Or- ganisation und beweist den Arbeitgebern, daß wir die mühsam erkämpften Errungenschaften auch fernerhin festhalten wollen. Hoch vie Solidarität! Verband deutscher Barbier-, Friseur- und Perückenmachergehülfen Berlins . Bureau: Schillingstr. 16/16. Die Konkurrenzktausel. Au» Anlaß der in den letzten Tagen stattgefundene« Protestversammlungen gegen die Konkurrenz- klausel, wobei von einem großen Warenhaus in der Leipzigerstraße H ), Glocke, Berlin . Druck u. Verlag: Vorwärts Vuchdr. u. verlagSävM gesprochen wurde, ersucht uns die Firma Warenhaus Hermann T i e tz zu bemerken, daß derartige Abmachungen bei ihr nicht existieren. Deutsches Reich . Bergarbeiterstreik. Seit Donnerstag boriger Woche streiken auf der der Dortmunder„Union" gehörigen Zeche„Glückauf-Tief- bau" die Schlepper und Pferdetreiber. Die Streikenden verlangen eine Lohnerhöbung, die ihnen die Verwaltung nicht zugestehen will. Am Sonnabend hat der Streik an Umfang zugenommen. Viele Hauer, die angehalten wurden, die Arbeit der Schlepper zu ver- richten, weigerten sich dessen und fuhren aus der Grube. Die Förderung der Zeche hat infolge des Streiks erheblich abgenommen. „Glückauf-Tiefbau" ist die Zeche, auf der vor einigen Monaten der Betriebsführer Hahne von einem Arbeiter erschossen wurde. Das Schwurgericht in Dortmund verurteilte den Täter zum Tode. Inzwischen ist ein neuer Betriebsführer eingestellt worden, der ein noch viel strengeres Regiment führt, wie der Ermordete. Auf mehreren benachbarten Gruben macht sich ebenfalls eine Erregung unter den Schleppern und Pferdetreibern bemerkbar, Der„Zentralverbaud deutscher Reeder" auf dem Kriegspfade. Erst am 6. Februar er. ist in Berlin dieser neue Scharfmacher- verband gegründet und schon nach Verlauf von ein paar Tagen er- scheint er auf dem Plan, um den Kamps mit den ihm so sehr ver- haßten Organisationen aufzunehmen, sie zu zerstören. Anlaß zum Vorgehen glaubten die Unternehmer schon nehmen zu sollen, als vor kurzem in Hamburg wegen einer ungezienienden Aeußerung eines Bicen Differenzen zwischen diesem und den Arbeitern entstanden waren. Als sich die Schauerleute aber nicht provozieren ließen, veröffentlichten die Unternehmer in den Arbeits- nachweisstellen einen Ukas, nack, welchem fürderhin wieder die ganzen Nächte und Sonntags gearbeitet werden sollte. Die Hamburger Schauerleute haben nun in einer Versammlung beschlossen, es bei den bestehenden Zuständen zu belassen, d. h. die Nachtarbeit nach 10 Uhr abends und die Sonntagsarbeit zu ver- weigern. Durch diesen Beschluß wird an den bestehenden Zuständen nichts geändert! Seit fast einem Jahre wird, mit Z u st i m- mung der Hamburger Reeder, keine ganze Stacht und Sonntag mehr gearbeitet. Trotzdem' lügt die gegnerische Presse(auch die anständig sein wollende), die Schauerleute hätten den Reedern den Krieg erklärt I Das ist eine Verleumdung, darauf berechnet, die öffentliche Meinung zu irritieren. Nicht die Schauerleute, sondern die Reeder wollen an den bestehenden Zuständen rütteln; nicht die Schauer- leute, sondern die Reeder versuchen fortgesetzt die Schauer- leute zu provozieren, damit sie eine allgemeine Aus- sperrung vornehmen und rechtfertigen können. Weil bei einer eventuellen Aussperrung der Hafenarbeiter so vielerlei Interessen kollidieren und weil dabei soviel direkt unbeteiligtes Kapital in Mitleidenschaft gezogen wird, wollen die Reeder nicht gern als die Angreifer erscheinen; sie möchten so gern einen Grund für ihre scharfmacherischen Allüren haben, um ihr Vorgehen als eine reine Abwehrnmßregel erscheinen zu lassen. Deshalb die fort- gesetzten Provokationen! Sie glauben die Schauerleute zu einem aggressiven Vorgehen verleiten zu können, um dann über sie her- zufallen. Die Schauerleute resp. der Hafenarbeiterverband wollen den Kampf nicht. Nach dem Betragen des Scharfmacherverbandes fragt eS sich nur, ob sie ihm dauernd werden ausweichen können, zumal man ja nicht wissen kann, welche Mittel der Oberscharfmacher Ballin noch anwenden wird, um seinen Zweck zu erreichen. Der Hafen- arbeiterverband bittet deswegen dringend um Fernhaltung jeden Zu- zuges, besonders ungelernter Arbeiter; femer bitten er um mög- lichst schnelle Benachrichtigung, sobald sich irgendwo Streikbrecher- agenten zeigen. Alle arbeiterfreundlichen Blätter, ganz besonders aber die in den Hafenstädten erscheinenden Parteizeitungen werden um Abdruck gebeten._ Der bevorstehende erneute Kampf im Baugewerbe von N ü r n- berg-Fürth wird durch allerlei Borboten angekündigt. Be- kanntlich wurde im Oktober vorigen Jahres der monatelang mit größter Hartnäckigkeit geführte Kampf von den Arbeitern ab- gebrochen, da die Saison schon weit vorgerückt war und der Magi- strat durch das Streitpostenverbot die Ausübung des Koalitions- rechts nahezu unmöglich gemacht hatte. Die christliche Organi- sation hatte sich damals beeilt, mit den Unternehmern einen Ver- trag abzuschließen, der fast gar keine Verbesserungen brachte. Dieser Tarif sollte nunmehr den frei organisierten Arbeitern, die in der überwiegenden Mehrheit sind, aufgezwungen werden, was jedoch energisch zurückgewiesen wurde. Tie Arbeiter wollten nicht monatelang gekämpft haben, um schließlich Zugeständnisse zu er- reichen, die gar keine waren und die sie schon vor Ausbruch des Kampfes hätten erreichen können. Der Streik war nur deshalb abgebrochen worden, um ihn bei günstigerer Zeit mit den alten Forderungen wieder erneuern zu können. Vor einem neuen Kampf hat das Unternehmertum Respekt, deshalb will es sich sichern und die Arbeiter durch einen Vertrag binden, ehe die lebhaftere Bauzeit wieder beginnt. Da nun der Frühling vor der Tür steht, bat der Arbeitgeberverband beschlossen, den in Betracht kommenden Gewerkschaften zu eröffnen, daß bis 25. Februar ein Tarifvertrag auf Grund der neuncinhalbstündigen Arbeitszeit abgeschlossen sein muh, widrigenfalls sich der Unternehmerverband zu„weitereu Matznahmen" gezwungen sähe. Die Arbeiter beharren jedoch auf der neunstündigen Arbeitszeit, auch entspricht ihnen die angebotene ungenügende Lohnregelung nicht. Es ist. deshalb angebracht, schon jetzt allen Zuzug von Bauarbeitern aller Branchen nach Nürnberg -Fürth fernzuhalten. Letzte JVacbrichten und Dcpefcbcn, Verworfene Revision. Leipzig , 18. Februar. (W. T. B.) DaS Reichsgericht hat die Revision des MöbelhäudlerS Meyer verworfen, der vom Schwur- gericht zu Kassel am 11. Dezember 1306 wegen Raubes mit Todes- erfolg, begangen an der Witwe Vogel in Bad Wildungen , zu fünf- zehn Jahren Zuchthaus verurteilt worden war. Verschüttet. Straßburg » 13. Februar. (B. H. ) In der Lehmgrube des Ziegeleibesitzers Hatteler in Bergheim stürzte eine Lehmwand auf zwei junge Burschen. Einer war sofort tot» der andere ist leicns- gefährlich verletzt._ Brutalitäten gegen politische Gefangene. Petersburg, IS. Februar.(B. H. ) Nach Meldungen aus Kasan haben die städtischen SemstwoS den Staatsanwalt holen lassen und verlangten von ihm die Einleitung einer Untersuchung gegen die GefängniSverwaltnug» welche die Sträflinge gegen die politischen Ge- fangenen aufhetze» nud dieselben auffordern, die wegen politischer Delikte inhaftierten Frauen zu vergewaltigen. Berlin SW. Hierzu 3 Beilagen u. Unterhaltungsblatt
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