GcwerftfcbaftUcbea* Tie Konkurrenzklausel. Die Klagen der Handlungsgehülsen über die sogenannte„Konkurrenzklausel" sind in Berlin in den letzten Tagen besonders stark an die Oeffentlichkeit gekommen, und mit Bewunderung wird so mancher gewerkschaftlich organi- sierten Arbeiter vernommen haben, welche unwürdigen Be- dingungen sich die gebildeten und„standesbewußten" Herren und Damen aus dem Handelsstande gefallen lassen. Im ge- werblichen Leben der übrigen Arbeiter existiert nichts, was der infamen Konkurrenzklausel des Handlungsgehülsen auch nur entfernt ähnlich sähe! Wir sind überzeugt, daß die meisten Arbeiter noch nicht einmal wissen, was sie sich unter einer ttonkurrenzklausel vorstellen sollen, und deshalb wollen wir das zunächst einmal sagen: die kaufmännischen Prinzipale lassen sich vielfach von ihren Angestellten einen Revers unter- schreiben, wodurch diese sich verpflichten, später, nach etwaigem Austritt aus dem Geschäft, in keinem Konkurrenz- g eschäst Stellung zu nehmen, auch kein eigenes Konkurrenzgeschäft zu begründen! Tun sie es doch, so zahlen sie Strafe. Auch kann die Fort- setzung der neuen Tätigkeit vom Gericht verboten werden.— Wir möchten denjenigen gewerblichen Arbeiter— sei er nun Schlosser oder Schuster oder Maurer— sehen, der selbst das bloße Ansinnen, einen solchen Revers zu unterschreiben, nicht als� unverschämte persönliche Beleidigung einpfände. Wie schlimm muß es in Wirklichkeit um die Handlungsgehülsen stehen, wenn solche gchäufte Beleidigung sich zu einer Sitte hat auswachsen können! Nun hat bekanntlich am letzten Sonntag der„Verein der deutschen Kaufleute" eine Proteswersammlung einberufen, weil das Warenhaus W e r t h e i m in der Ausnutzung der Konkurrenzklausel noch um einen Schritt weiter gegangen war. Und in dieser Versammlung hat man eine Resolution gefaßt, in der es am Schluß heißt: „Von den gesetzgebenden Körperschaften er- wartet die Versammlung, daß sie unverzüglich Schritte zur Aufhebung der Konlurrenzklausel tun werden." Trotz des nicht ganz einwandfreien Deutsch versteht man wohl, was gemeint ist, nämlich: Schaffung eines Gesetzes, welches jede Konkurrenzklausel für ungültig erklärt. Die Absicht ist löblich. Aber leider ist der„Verein der deutschen Kaufleute" schon durch seine bloße Existenz eines der Hinder- nisse, welche die gesetzliche Beseitigung der Konkurrenzklausel bisher hintertrieben haben. Zu Nutz und Frommen der Handlungsgehülsen, welche über die Geschichte ihres eigenen Standes leider meist sehr schlecht unterrichtet sind, wollen wir das hier des näheren beweisen. Der„Verein der deutschen Kaufleute" ist ein Hirsch- Dunckerscher Gewerkverein, d. h. ein Anhängsel der frei- sinnigen Parteien, und seine Hauptaufgabe besteht— wie bei allen„staatserhaltenden" Gewerkvereinen— darin, die Sozialdemokratie zu bekämpfen und die Handlungsgehülsen nicht zur Erkenntnis ihres Klassengegensatzes gegen die Prinzipale kommen zu lassen. Nunistesabergerade die Sozialdemokratie, welche schon seit zehn Jahren die gesetzliche Beseitigung der Konkurrenzklausel anstrebt, und die„staats- erhaltenden" Parteien— darunter auch die freisinnigen— sind es, welche dieses Streben bislang vereitelt haben. Als das jetzt gültige Handelsgesetzbuch geschaffen wurde, in der Reichstagssession 1896/97, stellten die Sozialdemo- kraten folgenden Antrag:» „Eine Vereinbarung zwischen dem Prinzipal und dem An- gestellten, durch welche dieser für die Zeit nach Beendigung des Dienstverhältnisses in seiner gewerblichen Tätigkeit beschränkt wird, ist nichtig." Dieser Antrag wurde von den bürgerlichen Parteien ab- gelehnt. Darauf brachten die Sozialdemokraten einen neuen Antrag ein, wonach die Konkurrenzklausel nur auf ein Jahr, nur für ein Geschäft ganz gleicher Art und nur aus l Kilometer Entfernung vom Geschäft des Prinzipals Gültigkeit haben sollte. Auch das wurde von den bürgerlichen Parteien abgelehnt, und statt desien wurden die jetzigen ß§ 74 und 75 H.-G.-B. geschaffen. Diese lassen die Konkurrenzklausel auf eine Dauer von 3 Jahren und ohne ö r t l i ch e Be s ch r ä n k u n g zu. Nur soll eine„un- villige Erschwerung des Fortkommens des Handlungsgehülsen" ausgeschlossen bleiben. Wie wenig mit dieser verwaschenen Redensart anzufangen ist. das hat ja gerade der Fall jener Verkäuferin von Äertheim gezeigt und das zeigen nicht minder die gar nicht seltenen Urteile der Kaufmannsgerichte, welche Konkurrenzklauseln für ganz Europa und noch dariiber hinaus für zulässig erklären. Nur für minderjährige Gehülfen soll sie unzulässig sein, und außerdem für den Fall. daß der Prinzipal den Gehülfen entläßt(wovon aber wiederum ausgeschlossen ist der Fall,„daß ein erheblicher Anlaß vor- liegt, den der Prinzipal nicht verschuldet hat") oder„durch vertragswidriges Verhalten" ihm Grund zum Austritt gibt. Summa Summarum: wären vor 10 Jahren die Anträge der Sozialdemokraten angenommen worden, so wäre schon damals geschehen, was selbst jetzt der Hirsch-Dunckersche Verein als notwendig empfindet; statt dessen haben die „staatserhaltenden" Parteien mitsamt der Regierung den Handlungsgehülsen ein Bukett Redensarten geflochten, die ihnen praktisch gar nichts helfen. Mkm muß nämlich wissen, daß die Konkurrenzklausel in der jetzt zulässigen Form von vielen Prinzipalen geradezu zu nnem System der Ausbeutung benutzt wird. In Warenhäusern z. B. hat die Konkurrenzklausel sachlich gar keinen Sinn. Denn Geschäftsgeheimnisse können die dortigen Angestellten nicht verraten, weil sie keine kennen. Trotzdem lassen sich die Warenhausbesitzer splche Klauseln ausstellen, sogar von den jungen Mädchen, die gar keine Branchenkennt- nisse haben, sondern nur von den Etiketts der Waren die Preise ablesen. Zu welchem Zweck? Nun, sehr einfach: so ein armes Mädel, das vielleicht 20— 25 M. monatliches„Gehalt" bekommt und die Klausel unterschrieben hat. um nur überhaupt Stellung zu kriegen, ist nun an das Waren- haus gefesselt, auch wenn sie ihr Leben lang keine Zulage erhält. Sie kann ja bei der Konkurrenz keine besser bezahlte Stellung annehmen. Und so sichert sich der Waren- Hausbesitzer durch die Konkurrenzklausel gegen die Notwendig. keit, die Schundlöhne seiner Angestellten ein wenig aufzu- bessern. Darüber klagte schon im Jahre'1901 der ebenfalls liberale Dr. Silbermann, Generalsekretär des Vereins der weiblichen Angestellten. Aber trotzdem haben die Handlungsgehülsen auch 1907 wieder den..staatserhaltenden" Parteien Schlepperdienste bei der Wahl geleistet. So lange die Handlungsgehülsen sich im„Verein deutscher Käufleute" und ähnlichen„staatserhaltenden" Vereinen so Lerantw. Redakteur: Hans Weber, Berlin . Inseratenteil verantio.: über ihre wirklichen Interessen hinwegtäuschen lassen, so lang? sie sich an der Bekämpfung der Sozialdemokratie beteiligen, die als einzige Partei für ihre Interessen arbeitet, so lange sie nicht durch Eintritt in den Zentralverband der Handlungsgehülsen sich zu Klassenkämpfern entwickeln, so lange dürfen sie sich auch über solche BehanWung nicht wundern._ Berlin und Omgegend* Die fahrende» Automobilführer versammelten sich am Mit!- Wochmorgen und-abend(die Nacht- resp. Tagfahrer) bei Augustin, um sich über den Stand der Aussperrung zu unterrichten. Die Fahrenden unterstützen die Ausgesperrten nicht durch Extrabeiträge, um so mehr sollten sie sich aber verpflichtet fühlen, durch eifrige Agitation auf der Straße, durch Uebernahme der Kontrolle über die Arbeitswilligen und auf manche andere Meise noch den Ausgesperrten den Kampf zu erleichtern, das wurde sehr energisch in der Versammlung verlangt. Rettig, Becker, Kant und andere Redner erhoben Anklage, daß die Fahrenden diel zu selbst- süchtig seien und die Interessen der Organisation nicht genügend wahrnehmen; die meisten vergessen, daß die Ausgesperrten zugleich für die fahrenden Kollegen eintreten und kämpfen müssen. Wenn irgendwo Stellungen frei werden, dann solle man nicht an irgend einen guten Freund denken, sondern dem Verbände Mit- t e i l u n g machen, damit von da aus die freien Stellungen verteilt werden. Ebenso sollte man sich gerade jetzt hüten, durch allerlei Streitigkeiten, wie sie in einigen Betrieben vorgekommen sind, dem Verbände schwere Verlegcnh'eiten zu bereiten. Es ist auch darauf zu achten, daß auf allen Höfen Vertrauens- leute gewählt werden, was man hier und dort versäumt hat. Auf allen Halteplätzen sollten die Fahrer gegenseitig die Auswe, starten sich zeigen lassen. Die Zahl der Betriebe, die bewilligt haben, ist auf 97 gestiegen, die von 1— 16 Wagen fahren lassen, und 255 Ausweiskarten sind an Fahrer ausgegeben worden. Ausgesperrt wird noch in 35 Betrieben, die von 1— 100 Wagen auf den Höfen haben. Die kräftige Mithülfe der Fahrenden ist zu dem Erfolg der Ausgesperrten notwendig, und die Fahrenden dienen nur dem eigenen Interesse, wenn sie für die Ausgesperrten agitieren. Nur ein kleinlich denkender Mensch kann sich von dem erzielten Augenblicksvorteil verleiten lassen, anders zu handeln. In der Abcndversammlung machte F. R e t t i g noch interessante Mitteilungen über die Haltung der Unter- n e h m c r. In der Besprechung am Dienstagabend führten die Scharsmacher das große Wort und nahmen sich vor. am Freitag in der Unternehmerversammlung alles aufzubieten, um die Friedenspartci zum Schweigen zu bringen. Sie erklärten, daß „die 5OO0O M." des Vereins„bald alle" sein müßten und damit der Widerstand der Fahrer gebrochen wäre. Die Herren denken immer noch an den alten Droschkenführer-Verein und vergessen, daß jetzt der mächtige Zentralverband der Transport-Arbeiter hinter den Ausgesperrten steht. Die Scharfmacher erklären immer wieder, daß die Fahrer sich auf nichts einlassen wollen,.während doch feststeht, daß die Fahrer zu Verhandlungen bereit sind. Sie behaupten ferner den kleineren Besitzern gegenüber, daß die Fahrer den Ar- beitsnachweis unter alleinige Kontrolle haben wollen, während auch diese Behauptung als unrichtig längst erwiesen ist. indem die Fahrer aus einen eigenen Arbeitsnachweis verzichten wollen, wenn die Unternehmer dasselbe tun. Die Fach- und Fahrschule der Unternehmer befindet sich in sehr schlechtem Zustande. Die Lehrlinge, 40 an der Zahl, können nicht gut ausgebildet werden, weil die meisten Wagen„in Bruch" gefahren sind, wie der Fachausdruck lautet. Die Stern-Gesellschaft gibt ihren Betrieb auf, die Droschken werden zu Privatwagen um- gewandelt und mit den beschädigten Wagen können die Lehrlinge der Fahrschule nichts ansangen.— Gelingt es wirklich einige Lehr» linge auszubilden, so warten schon die Ausgesperrten auf sie, wie „der Teufel auf eine arme Seele". Die gelbe Vereinigung der B e d a g- Fahrer hat sich mit 16 Mann konstituiert. Der Vorsitzende ist der Arbeitswillige Will, ehemals Butterhändler, der geschworen hat, den Zentral- verband„einzubuttern". Eine Feier mit Musik und Hochrufen auf die Direktion wurde veranstaltet. Inspektor Schach machte die Honneurs. _ Eine Aussperrung der Tapezierer in Sicht! Wie die„Volls-Zeitimg" berichtet, tagte im„Deutschen Hof" in der Luckauerstraße eine zahlreich besuchte Versammlung der Arbeit- geber des Berliner Tapezierergeiverbes, in der auch diejenigen Firmen vertreten waren, die der Innung nicht an- gehören. Obermeister B r o s e von der Tapeziererinnung teilte den Beschluß der Innung mit, den am 1. März ablaufenden Tarifvertrag der Tapezierer zu verlängern, aber den Gehülfen keinerlei Zugeständnisse zu machen. da dies bei der gegenwärtigen Geschäftslage unmöglich sei. Andererseits sei die Innung entschlossen, die Verlängerung des Vertrages dadurch zu erzwingen, daß eine Generalau ssperruug sämtlicher Gehülfen an» 1. März erfolge, wenn der Gehülfen- verband nicht unter Zurückziehung seiner Forderungen in die Ver- längerung deS bisherigen Tarifvertrages willige. Weitere Ver- Handlungen mit den Gehülfen lehnten die Meister ab. Es komme darauf an. daß sich auch die übrigen Großfirmen rechtsverbindlich mit der Innung solidarisch erklären. Nach einer sehr ausgedehnten Debatte beschloß die Versammlung einstimmig, alle Forderungen der Gehülfen abzulehnen. Unterschriftlich verpflichteten sich die Anwesenden auf folgenden Beschluß: „Der Obermeister der Tapeziererinnung wird beauftragt, der Gehülfenschaft mitzuteilen, daß seitens der Arbeitgeber im Tapezierergewerbe auf dem Beschluß vom 14. Januar stehen ge- blieben wird. Sollten die Gehülfen den alten Vertrag nicht an- erkennen, so erklären sich die unterzeichueten Firmen solidarisch, keine Sinzelbeschlllsse zu treffen, sondern sich den Gesamtbeschlüssen der Innung anzuschließen." Die Gehülfen nehmen morgen abend in einer Werkstattdelegierten- Versammlung, die in unserem Inseratenteil angekündigt ist, zu der Situatton Stellung. Kein Delegierter darf fehlen! Achtung, Brauereiarbestter! Unter Bezugnahme auf die in der letzten Versammlung dsx Sektion I erörterten Vorgänge im Norddeutschen Brauhaus in Grünau wird hierdurch bekannt gegeben, daß die seitens der Vertreter der Sektionen I und II unternommenen Einigungsvr'rfuche gescheitert sind. Zentralverband deutscher Krauereiarbeiter. Zweigdsrew Berlin I und IL Di« auügesperrten Mobelp-same»ti«e Hielteu am Wontqg im GewerkschaftShauS eine öffentliche Versammlung ab. Wie aus dem Situationsbericht zu ersehen, habem wesentliche Veränderungen nicht stattgefunden; die Zahl der Ausgesperrten beträgt 155.- Nach- dem die vom Vorstande und den Vertrauensleuten ausgestellten Forderungen verlesen, wurden dieselben»zach kurzer Debatte ein- stimmig angenommen.' Im wesentlichen Linien jux Forderungen wie folgt: Die Arbeitszeit beträgt pro Wochx 48 Stunden und muß im Sommer um 5 Uhr und im Winter um P Uhr— Sonnabends um 5 Uhr— beendet sein. De r Mindest lohn beträgt 70 Vf. die Stunde. Wo jetzt schon hö.herx als die fest- gesetzten Minimalstundenlöhne von 55 Pf. geza.hlt worden sind. erhöht sich der Lohn um den Betrag, welcher prozentual auf den wirklich gezahlten Stundenlohn entfällt. Jetvm männlichen Arbeiter, welcher Posamentierarbeit verrichtet, ist dsx: M i n d e st- stundenlohn zu zahlen. In Betracht kommen: Zurichtere», Hand- und mechanische Weberei. Für Junggesellen stetragt der Lohn, wenn in derselben Werkstelle, wo derselbe ansgev'ernt, be- schäftigt, im ersten Halbjahr 55 Pf., im zweiten Halbjahr O0 Pf. Uh. Glocke. Berlin . Druck u. Verlag: Vorwärts Buchdr. u. Verlagdanstgli pro Stunde. Nach diesem Zeitraum ist der volle Lohn zu zahlen. In Akkord werden keine Arbeiten ausgeführt. Für Ueber- stunden ist ein besonderer Tarif vorgesehen. Die Ueberzeitarbeit ist eine freiwillige und dürfen auf Grund der Verweigerung derselben keine Maßregelungen respektive Entlassungen statt- finden. Der 1. M a i ist freizugeben. Die Organisation und ihr Arbeitsnachweis wird anerkannt.— Man ging dann zur Wahl einer Siebenerkommission über. Gewählt wurden E. Daus, O. Zehms. W. Hoffmann. M. Bröker. O. Köpsell, E. Müller und O. Friebel. und als Ersatzleute Vi. Alschner, A. Weyer. R. Göll, E. Falkenhagen und E. P f i tz e r. Nach einem Schlußwort des Gauleiter? F. Kotzke schloß die imposante Versammlung. Eine Lohnbewegung der Bäckergefellen in Sicht. Die Bäckergesellen Berlins hielten in den„Sophiensälen", Sophienstraße, eine Mitgliederversammlung ab, in welcher unter anderem eine Delegiertenwahl zur 2. Generalversammlung des Deutschen Bäckerverbandes in Kassel stattfand. Am Schlüsse der« selben gab Hetzschold die Erklärung ab:„Der Gesamtvorstand habe einstimmig beschlossen, infolge des tarifbrüchigen Verhaltens der Bäckerinnungen in der Zentralarbeitsnachweisfrage und der Ant- wort derselben auf den Vermittelungsvorschlag des Verbandes, in diesem Frühjahr in eine Lohnbewegung einzutreten." Eine Generalversammlung der Bäckergesellen, die zum Dienstag, den 26. Februar nach Kellers Festsälen, Koppenstratze, einberufen wird, soll dazu Stellung nehmen. Der Kampf werde ein sehr schwerer werden, das sei vorauszusehen, doch bleibe kein anderer Weg übrig. Durch den Brief des Obermeisters Schmidt seien alle Verbindungen abgebrochen worden. DeutfcKes Reich. Beendeter Streik. Der Streik der Schlepper und Pferdetreibcr auf Zeche Glückauf-Tiefbau bei Dortmund ist durch Beschluß einer Belegschaftsbersammlung beendet worden. Am Samstag wurden zwei Kameraden bei der Verwaltung vorstellig, letztere ließ sich aber auf nichts ein und bestand darauf, daß der„Rädelsführer" nicht wieder anfahren dürfe. Da nahm Genosse Hausmann vom Bergarbeiterverband die Sache in die Hand. Er wandte sich an die Inspektion der Grube mit dem Erfolg, daß die Kündigung des„Rädelsführers" zurückgezogen und ein Steiger mit der Regelung der Löhne beauftragt wurde. Die Streikenden verlangen für die Schlepper 4 M., für die Pferdetrciber 3.50 M. Schichtlohn. Beherzten Männern liefen in der Versammlung die Tränen die Wangen hinunter, als ein junger Mann erzählte, ihm sei 1,60 M. Schichtlohn gezahlt worden, wovon er seine Mutter und fünf jüngere Geschwister ernähren müsse. Schwere Mißstände wurden aufgedeckt und über direkte Mißhandlung Klage geführt. Schließlich stimmte man doch dem Antrag Hausmann zu, die Arbeit wieder auf- zunehmen. � Huelanck. Zu den Aussperrungen in Lodz . „Przelom" teilt mit, daß die Deputation von den Arbeitern der PosnanSki'schcn Fabrik, die nach Berlin entsandt worden war. mit Herrn Ignatius Posnanski eine Unterredung hatte. Derselbe teilte ihnen die Bedingungen der Unternehmer, die an den Aussperrungen teilnehmen, mit: Rückkehr zu der alten Arbeitsordnung, die vor den Aussperrungen bestanden hat. und Ausschließung von 98 Arbeitern. Die Deputation bestand ihrerseits darauf, daß die in der ProScriptionsliste bezeichneten Arbeiter eine Strafe nicht verdient haben und daher nicht ausgeschlossen werden dürfen. An dem darauffolgenden Tage wurde die Deputation auch von den übrigen Fabrikbesitzern empfangen. Sie bestätigten die Worte des Herrn Posnanski, wobei es deutlich zutage trat, daß die Fabrikbesitzer fest bei ihren Bedingungen verbleiben und bor » läufig zu Zugeständnissen nicht geneigt sind. Inzwischen wird die Not unter den Lodzer Arbeitern immer größer, die Mittel in Lodz selbst sind völlig erschöpft, die Arbeiter haben selbst ihre Kissen verkauft und müssen auf verfaultem Stroh schlafen; tausende Familien hungern; die meisten haben ihre Woh- nungen räumen muffen, da nicht alle Lodzer Hausbesitzer so human sind, mit der Bezahlung der Miete so lange zu warten, bis die Aussperrungen beendet sind. Unter den hungernden Arbeitern. besonders unter den Kindern, wüten die verschiedensten Krank- heiten, und die Krankenhäuser sind so überfüllt, daß die meisten keine Aufnahme mehr finden können und ohne ärztliche Hülfe bleiben. Die Not nimmt von Tag zu Tag immer größere Dimcn- sionen an. In Moskau wird eine ziemlich umfangreiche Kampagne anläßlich der Lodzer Aussperrungen geführt. In vielen Fabriken (Prochorow, Danilowssche Manufaktur, Filippow, Gressar u. a.) haben die Arbeiter während der Wahlen eine Reihe von Reso- lutioncn gefaßt, in denen sie den Lodz « Ausgesperrten ihre wärmste Sympathie ausdrücken, die Bereitwilligkeit, ihnen zu helfen, und den festen Entschluß, sich zu organisieren, um etwaigen Aussperrungsversuchen in Moskau den nötigen Widerstand cnt- gegenzusetzen.— Achnlichc Resolutionen wurden auch im Gouvernc- ment Wladimir angenommen, so z. B. in den Morosow'schcn Fabriken in O r e ch o w o. An einzelnen Orten bilden sich auch„ArbeiterkomiteeS zur Bekämpfung der Aussperrungen". Eine unter den Arbeitern veranstaltete Sammlung für die Lodzer Ausgesperrten hat 600 Rubel ergeben. Letzte jVacbnchtcn und Dcpelcben, Durch Einsturz getötet. Jena , 20. Februar. (W. T. B.) Heute mittag stürzte msolge des herrschenden Sturmes die eiserne Dachkonftruktion des im Bau befindlichen Maschinenhauses der Eisenbahnreparaturwerkstättc ein. Ein Zimmermann wurde auf der Stelle getötet, zwei Arbeiter wurden schwer» drei leichter verletzt. Feuersbrunst. Friedland i. Mecklbg., 20. Februar.(W. T. B.) In der ver- gangenen Nacht wütet« hier ein großes Schadenfeuer, dessen man erst gegen Morgen Herr wurde. Unter den niedergebrannten Ge- bäuden befinden sich auch beide Schulhäuser. Zwölf Familien sind obdachlos geworden. Menschen aber nicht zu Schaden gekommen. Der Verlust soll zum größten Teil durch Versicherung gedeckt sein. Unwetternachrichten. München . 20. Februar.(W. T. B.) Heute abend gegen b1,* Uhr trat, nachdem tagsüber stürmisches Wetter geherrscht hatte, heftiger Schneesturm ein. der ein plötzliches Sinken der Tempc- ratnr um 10 Grad zur Folge hatte. Die telegraphische und die telephonische Verbindung ist vielfach gestört. London , 20. Februar. kW. T. B.) Schwerer Sturm herrscht in England. Berichte über Schäden zur See und zu Lande lausen auL allen Teilen des Landes ein. Besonders heftig wütet der Sturm im Kanal; alle Dampfer, die den Kanal vom Kontinent aus passierten, hatten Verspätungen. Hagel, Schnee und Gewitter werden aus verschiedenen Distrikten gemeldet. Gegen Religionsunterricht in der Schule. Rom , 20. Februar.(W. T. B.) Bisiolati wird morgen mit noch 16 Deputierten, die fast alle der äußersten Linken angehören. in der Kammer eine Resolution einbringen, nach der die Kammer die Regierung ersucht, dem Elementarunterricht weltlichen Cha- »«Itter zu sichern und z« verbieten, daß Religionsunterricht in irgendwelcher Form erteilt werde. Beschränkung der Einwanderung. Washington, 20. Februar. W. T.-B. Präsident Rooscvclt unterzeichnete heute die Einwanderungsbill, nach welcher asiatische Arbeiter von den Bereiniaten Staaten ausgeschlossen werden. Paul SingerLiCo.. Berlin 2 W. HierzuZBeilagenn.Unterhaltungsblatt
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