den Kriminalbeamten von dem Anblick d«r rote» Farbe, indem erdie Schleife in die innere Tasche seines Ueberziehers versenkte. Umsie aber nicht unansehnlich zu machen, steckte der Träger dieSchleife lose in die Tasche, so daß wohl ein Zipfel unter demUeberzieher hervorlugte. Das bemerkte aber der eifrige Beamte,der mit einer Droschke den Leichenzug umschwärmte, erst vorauf-fahrend und dann zurückkehrend. In der Elsasserstraße sprang derMann plötzlich aus der Droschke, um sich der diesergestalt noch etwassichtbaren Schleife zu bemächtigen. Damit hatte er aber kein Glück.Auf dem weiteren Wege, den der Leichenzug nahm, fuhr der Beamtewiederum voraus, dabei verschiedene Kreuzfahrten machend undimmer wieder den Zug umschwärmend, ein zweites Attentat auf dieprofanen Blicken entzogene rote Schleife vermeidend. Es ist kaumglaublich, was die rote Farbe alles anrichten kann.Kinematographen schießen in allen Gegenden der Stadt wiePilze aus der Erde. Um eine raschere Erledigung der Zensurgegenüber den kinematographischen Schaustellungen herbeizuführen,ist jetzt zur Probevorsührung kinematographischcr Bilder ein be-sonderer Raum im Gebäude des Polizeipräsidiums eingerichtet. InZukunft findet also eine zensurpolizeiliche Besichtigung kinemato-graphischer Bilder in den Räumen der Schausteller nicht mehr statt,sondern nur noch im Polizeipräsidium. Die Schausteller habendaher in denjenigen Fällen, i» welchen Bilder aus den zur Zensureingereichten Programmen vorläufig, unter Vorbehalt der Besichtigung.gestrichen sind, die betreffenden Films zur Vorführung im Polizei-Präsidium vorzulegen, falls sie deren Genehmigung noch wünschen.Derartige Vorführungen können im Polizeipräsidium täglich in derZeit von 10 bis 12 Uhr vormittags vorgenommen werden. Ent-sprechende Anträge sind in der Theaterabteilung zu stellen.Selbstmordversuch im UutersuchungsgesängniS. Der Privat-Wächter Paul Waldeck, der sich wegen Mordes an seiner Braut, derKöchin Elisabeth Michaelis, im Untersuchungsgefängnis befindet, ver-suchte in einein Nebenraume des Gefängnisses seinem Leben durchErhänge» ein Ende zu machen. Er hatte sein Bettlaken zusammen-gedreht und zu einer Schlinge geformt, die er am Gashahn be-festigte. Nachdem er seinen Löffel durch einen Stein geschärst hatte,riß er sich damit die Wunde wieder auf, die er sich nach dem Mordein der Laubenkolonie an der Prenzlauer Allee beigebracht hatte, undsteckte den Kopf dann in die Schlinge. Blutüberströmt wurde ervon einem Gefangenaufseher aufgefunden und durch einen Arztins Leben zurückgerufen. Waldeck wurde nach der Charits gebracht.Aus der Wohnung eitles Armenkommissionsvorstehers. DieStadtverordnetenversammlung wird vom Magistrat ersucht, sichdamit einverstanden zu erklären, daß der Vorsteher der 87. Armen-iommission, ein Fuhrherr Pippo(Watzmannstr. 17), 340 M. zurückerstattet erhalte, die ihm im vorigen Jahr aus seiner Wohnungentwendet worden sind. 70 M., die in einer verschlossenenKommode aufbewahrt wurden, kamen ihm im August abhanden;die übrigen 270 Mk. lagen unverschloffen auf dem Tisch und ver-schwanden am 1. September. Die Nachforschungen nach dem Diebesind ergebnislos geblieben, und der Bestohl-ene hat schließlich dieArmendirektion um Erstattung gebeten. Die Armendirektionempfiehlt, den Wunsch zu erfüllen, und der Magistrat schließt sichihr an. Armendirektion und Magistrat erklären die Möglichkeiteines solchen Diebstahls aus den Wohnungsverhältnissen undLebensgewohnheiten des Herrn Pippo, der als Junggeselle Wirt-schaftet. Ein Mitglied der Armendirektion hat den Fall geprüftund berichtet darüber, P. habe eine„sehr bescheiden»"Wohnung, die nur aus einem Schlafzimmer mit Vorraum be-steht. Er verwahrt das ihm von der Armendirektion überwieseneGeld in der Wohnung seines Bruders unter sicherem Verschlußund überbringt den Kommissionsmitgliedern die auszuzahlendenBeträge erst am Tage vor dem Monatsersten. Den etwa ver-bleibenden Rest verwahrt er in der Kommode seines Schlaf-zimmers, was— so sagt der Bericht—„insofern verständlich ist,als er in diesem mit den Armen verhandelt und in dringendenällen etwas Geld zur Hand haben muß." Zufällig mußte ernde August eine größere Summe bei sich behalten, weil er selberfür ein Mitglied die Auszahlung zu besorgen hatte. Wie.die70 M. aus der Kommode herausgekommen sein können, das wirdin dem Bericht merkwürdigerweise nicht gesagt. Die 370 M. aberbüßte er ein, weil er sie am Abend in seinem Schlafzimmer aufden Tisch legte und am anderen Morgen, als er vor 5 Uhr inseinen Pferdestall ging, die Wohnungstür wohl nicht sorgfältighinter sich schloß. Es scheint dann eine fremde Person hinein-gekommen zu sein und ihn bestohlen zu haben. Um ihm nun nichtdie Amtsfreudigkeit zu trüben, will man ihn den Verlust nichtselber tragen lassen. Wir haben nicht die Absicht, hier die Er-ftattungsfrage zu erörtern. Aber e i n Punkt fällt uns in dieserSchilderung doch auf, der eine öffentliche Besprechung verdient.Herr P. hat eine Wohnung, die nur aus Schlafzimmer und Vor-räum besteht, und er empfängt die Armen in seinem Schlaf-zimmer?! Sind nicht solche Wohnungsverhältnisse für das Amteines Armenkommissionsvorstehers eilt bißchen zu„bescheiden"?Es ist vorgekommen, daß freisinnige Stadtverordnete gegen dieUebertragung eines kommunalen Ehrenamtes an einen Ar-b e i t e r nur deshalb stimmten, weil ihm seine Wohnung für diebei ihm zu erwartenden Besuche ratsuchender Personen zu kleinerfchien. Soll das für Herrn Armenkommissionsvorsteher Pipponicht gelten? Im übrigen wird doch Armenkommissionsvorstehernaus dem Stadtsäckel eine Vergütung von jährlich 300Mark gezahlt, damit sie ein besonderes Zimmer bereit haltenkönnen! Was mag denn Herrn Pippos ganze Wohnung wert sein?Im Zeichen des Verkehrs. Ein Leser schreibt unS:„Es wirdkein preußischer Untertan von jetzt ab mehr bezweifeln können,daß der preußische Eisenbahnfiskus die Höchstleistung im langsamen,aber auch desto unsicheren Befördern von Fahrgästen erreicht hat.Brauchte doch derjenige, der am Sonnabend 1,27 Uhr vom LehrterBahnhof abfuhr, um nach Pritzwalk zu gelangen, volle 7 Stunden,um die etwa 118 Kilometer lange Strecke zurückzulegen.Sollte aber noch jemand vorhanden sein, den die häufigenEisenbahnunfälle in Erstaunen versetzen, so nehme er folgendesack notarn und er wird wissen, wie Eisenbahnunfälle zustandekommen.Fahrplanmäßige Abfahrtszeit ist 1,27 Uhr. Um 1,40 Uhrkönnen wird endlich abfahren. Grund: Die Lokomotive war defektund das Maschinenpersonal, welches bereits siebzehn Stundenununterbrochen Dienst getan, wollte die Verantwortung nicht fürden Transport übernehmen.Bis Nauen schleppt die Maschine mühsam den Train.Das Maschincnpersonal erklärt sich dann außerstande, nocheine Stunde länger Dienst zu tun, nachdem es nunmehr achtzehnStunden schwer gearbeitet hatte; im übrigen sei die Maschinekaput und es könne wer weiß was passieren.Der Stationsvorsteher holt von einer Rangicrmaschine denHeizer und Führer und nun müssen beide mit der defektenMaschine, die notdürftig geflickt wird, weiter fahren.Um 3,3S Uhr bleibt der ganze Transport zwischen Friesack und'Neustadt mitten auf der Strecke liegen, weil die Maschine voll-ständig defekt geworden ist. Was scheren die paar Hundert Fahr-gaste im Zuge den EisenbahnfiskuS?— Sie haben ja ihre volleFahrt bezahlen müssen und das genügt!Räch halbstündiger Ruhepause ist die Maschine wieder not-dürftig repariert und im Eselstrapp langen wir endlich in Neustadtan der Dosse um 4,10 Uhr an.Der Zug nach Pritzwalk ist selbstverständlich lange weg undnun preußischer Eisenbahnfahrgast wappne Dich in Geduld. Seifroh, daß nicht ärgeres Dich getroffen! Eine kleine Kessel-crplosion hätte Dir vielleicht für immer das Murren ausgetrieben.Und kannst Du auch Deinen Geschäften nicht so nachgehen wieDn es wünschst, tröste Dich:„Wir leben im Zeichen des Vor-kchrs!"—Das Berliner Aquariuni vermag den Besuchern und Natur-fpiuntoi mehrxrx Exemplare eines vordijchel» Vogels porzujichrw,den man sonst in Gefangenschaft nur selten Gelegenheit hat zusehen. Die kurzen schmalen Flügel und weit hinten eingelenktenFüße des Vogels lassen ihn auf den ersten Blick als einen Vorzugs-weise oder fast ausschließlich schwimmenden und tauchenden, Wasser-bewohner erkennen, dessen Aufenthalt das weite offene Meer bildet.Dieser Eigenheiten wegen auch hat man die merkwürdigen, in derGröße und allgemeinen Körpergestalt einer kleinen Ente ähnlichendunkelbraunen und weißen Tauchervögel oder„Lummen" nicht imVogelhaus, sondern in einem der geräumigsten unteren Seewasser-bassins untergebracht, wo sie von Zeit zu Zeit ihre ausgezeichnetenSchwimm- und Taucherkünste, bei denen sie ab und zu inmittender Wassermassen förmlich zu schweben scheinen, zeigen. Dadurch,daß man hier vor der Wassermasse steht und wagerecht in diesehineinblickt, also nicht von oben ein Gewässer beschaut, lassen sichalle Bewegungen der Vögel im Wasser aufs genaueste und schönstebetrachten und verfolgen, und man wird immer wieder aufs neueangezogen und gefesselt von der Eleganz und Gewandtheit, mit derdie Ruderstöße, die Drehungen und Wendungen ausgeführt werden.Arbeiterbildungsschule Berlin, Greuadicrstr. 37. In ver-gangener Woche haben die Unterrichtskurse begonnen: Montag:Geschichte; Mittwoch: Soziale Gesetzgebung; Donnerstag:Rednerschule; Freitag: Nationalökonomie; Sonnabend:Literaturgeschichte. In dieser Woche werden noch neue Teil-nehmer aufgenommen und wollen sich die Arbeiter und Ar-beiterinnen recht zahlreich einfinden.Der Unterricht in Nationalökonomie muß an diesemund dem folgenden Freitag ausfallen, da Genosse Grunwaldwegen der Nachwahl in Mühlhaufen-Langensalza nicht in Berlinanwesend sein kann..Feuerwehrbericht. Am Dienstagabend wurde die Feuerwehrnach der Landsberger Allee gerufen. Dort war an der Ecke derStraße 17 die Straße vollständig überschwemmt. Um die Ueber-schwemmung zu beseitigen, hatte die Feuerwehr drei Stunden zutun. Bor dem Hause Hufelandstr. 3 brannten Aether, Schmalz,Backwaren, Holzteile eines Wagens u. a. Zwei Wohnungsbrändewurden aus der Köthenerstr. 46 und Sttalsunderstt 6 gemeldet.Betten. Kleider u. a. brannten in der Matternstr. S, eine Waschküche mit Inhalt in der Werneuchenerstt. 4, ein Schornstein ufw. inder Wrangelstr. 117. Grober Unfug lag einer Feuern, eldung zu-gründe, die nachts vom Vineta-Platz einlief, der Täter ist ent-kommen. Ferner hatte die Wehr noch in Brückenstr. 14 und Kösliner-sttaße 6 zu tun._Vorort- JVachncbternWilmersdorf.Die Stadtverordnetenstichwahlen der dritten Abteilung habenden vereinigten bürgerlichen Parteien den Sieg gebracht. Von8000 eingeschriebenen Wählern in der dritten Abteilung kamenfür uns höchstens 1800— 2000 in Betracht; alle übrigen 6000Wähler gehören zur besitzenden Klasse und zum größten Teiledem Beämtenstande an, welch letztere Schicht ja bei öffentlicherStimmabgabe infolge ihres Abhängigkeitsverhältnisses keinenSozialdemokraten wählen kann. Außerdem wurde ja bekanntlichnoch nach dem verwerflichen Listenwahlmodus gewählt. Im all-gemeinen war die Beteiligung sehr flau, speziell in den Kreisen,aus denen sich unsere Wählerschaft rekrutiert. Es muß gesagtwerden, daß die Arbeiterschaft Wilmersdorfs in der Stichwahl—zum Gaudium der Gegner— ihre Schuldigkeit nicht getan hat.So leicht darf man einem Feind den Sieg nicht überlassen. Schondas Verhalten unserer Gegner hätte jeden Arbeiterwähler mitNachdruck zum Wahltisch treiben müssen. So ist die Rathausburgwieder den Gegnern ausgeliefert. Die Liberalen, welche vor derWahl ihre feindlichen Brüder aus dem anderen bürgerlichen Lagerso schroff bekämpften, haben in der Stichwahl zum größten Teilderen Kandidaten gewählt. Unsere Kandidaten erhielten in derauptwahl eine Höchststimmenzahl von 1388, dagegen bei dertichwahl nur 10S0. Aber auch die beiden Gegner zusammenhaben denselben Verlust zu bezeichnen. Die Höchststimmenzahlder Sieger beträgt 1800.Weitzensee.Wie in der letzten geheimen Sitzung der Gemeindevertretungmitgeteilt wurde, wird der neugewählte zweite besoldete Schöffe,Bürgermeister Wedel aus Memel, seinen Posten nicht antreten.Aus seinem an den Gemeindevorsteher gerichteten Schreiben sindGründe nicht angegeben, jedoch ist anzunehmen, daß die fort-jährenden Mißhelliakeiten zwischen Dr. Pape und der Gemeinde-Vertretung, die ein kollegiales Zusammerarbeiten für die nächste Zu-kunft ausschließen, ihn abhalten, den Posten anzunehmen. Die letzteSitzung mußte wieder gegen Dr. Pape Stellung nehmen, da er sichkonsequent von dem Besuch der Kommisfionssitzungen fernhält. AufAntrag deS Gemeindevertreters Gernich(Grundbesitzerverein) wurdeDr. Pape von sämtlichen Kommisstonsposten entbunden. ImDisziplinarverfahren auf Amtsentlassung sind die Verhandlungen imGange, während andererseits Herr Dr. Pape mehrere Gemeinde-Vertreter wegen Beleidigung angeklagt hat. Wie verlautet, soll auchder erst vor 1'/« Jahr m sein Amt getretene Gemeindevorsteher sichmit Demissionsgedanken tragen, was für die Gememde augenblicklichnicht von Votteil sein könnte.Mahlsdorf a. d. Ostbahn.Ein erfreuliches Wachstum der Organisation haben die OrteMahlsdorf, Kaulsdorf und Dahlwitz zu verzeichnen. Nach dem Bericht,den der Vorsitzende in der letzten Generalversammlung erstattete, hatsich die Mitgliederzahl des Wahlvereins im letzten Jahre verdoppelt.sie ist von 60 auf 128 gestiegen. In KaulSdorf steht den Genossenimmer noch kein Lokal zur Verfügung, wodurch die Aufklärungsarbeitfehr erschwert wird. In den Borstand wurden folgende Genossengewählt: Erster Vorsitzender Genosse Robert Oertel. zweiter Vor-sitzender Genosse Z e u n e r, Kassierer Genosse Schmidt und Schrift-sichrer Genosse Hanne. Als Beisitzer wurden die GenossenWienicke und Angerhofer, zu Revisoren die Genossen Pag el,Fuchs und G i e s e, als Bibliothekar Genosse Dietrich und indie Lokalkommission der Genosse Bartsch gewählt. Bezirkskassierersind die Genossen Finster, Spennemann. Schulz undD e m e r. Zur Generalversammlung Groß- Berlins und der Kreis-Generalversammlung'wurden die Genossen Schmidt und Bartschdelegiert. Nach längerer Debatte wurde den Delegierten aufgegeben,für eine Erhöhung des Monatsbeittages um 5 Pf. einzutreten. DerVorsitzende verwies zum Schluß darauf, daß am Sonntag, den24. Februar, eine Flugblattverbreitung stattfindet.Königs-WusterHausett.Der Ausfall der Reichstagswahle» war in der letzten General-Versammlung des Wahlvereins Gegenstand lebhafter Auseinander-seyungen. Wie allenthalben, so warfen auch hier die Genossen dieFrage auf. ob in den letzten Jahren genug geschehen sei, um dieIndifferenten und Lässigen für die Sozialdemokratie zu gewinnen.Angesichts der bewegten politischen Vorgänge hatten die Genossensicher auch ein bedeutend günstigeres Resultat am Ott erwartet. Esist jedoch vorwärts gegangen mit der Organisation und Abonnenten-zahl des„Vorwärts". Wie aus dein Bericht des Vorstandes hervor-ging, ist die Mitgliederzahl des Wahlvereins von 134 am Schlußdes Jahres 1905 auf 208 am Schluß deS Jahres 1906 gestiegen.Die Zahl der„Vorwätts"-Abonnenten hat sich nahezu um 100 von150 auf 249 vermehrt. Stattgefunden haben im ver-flossenen Jahre 12 Wahlvereinsversammlungen, 25 Vorstands-sitzungen und 10 öffentliche Versammlungen. Bei den imvorigen Jahre stattgehabten Kommunalwahlen unterlagen unsereKandidaten gegen wenige Stimmen, jedoch ist begründeteAusficht vorhanden, daß bei der nächsten Wahl unscteGenossen als Sieger hervorgehen. Die Einnahmen des vergangenen Jahres betrugen 581,33 W. und die Ausgaben 313,86 W.,an den Kreis abgeliefett wurden 267,19 M. Gewählt wurden alserster Vorfitzender Genosse Kaiser, zweiter Vorsitzender GenosseOtt, Schriftführer Genosse G r u n d i g und als Kassierer GenosseSchmidt. Als Revisoren wurden die Genossen Dietze.B e h r e n d und P ö r s ch k e, und in die LokaltommissionSpazier, Behrend und Dietze gewählt. Genosse Bau-mann wurde wieder mit dem Amt als Spediteur bettaut. Inder Diskuision über den Vorstandsbettcht ermahnte Genosse Dietzedie Anwesenden, von nun an nach besten Kräften für die Parteiund sozialdemokratische Presse zu agitieren. Daß noch ein großesStück Aufklärungsarbeit zu leisten ist, bewies Genosse Kaiser,indem er feststellte, daß annähernd 100 Arbeiterwähler von ihremWahlrecht keinen Gebrauch gemacht haben. Diese für uns zu ge-Winnen, müsse das erstrebenswette Ziel jedes einzelnen sein.Blumberg.Dem Tode entgangen. Vom Zuge erfaßt wurde gestern ein mitdrei Personen besetztes Gefährt des Landwirtes Wegemund aus demWeißenseer Gemeindebesitztum Birkholz. W. hatte sich mit zwei Be-kannten auf der Fahrt nach Berlin befunden. Als das Fuhrwerkden Bahnübergang bei Blumberg passierte, kam plötzlich ein Zugherangebraust und erfaßte den Wagen. Die Insassen wurden imgroßen Bogen aus dem Gefähtt herausgeschleudett und auf dieBöschung geworfen. Nur durch diesen Umstand blieben sie vordem fchlimmsten bewahrt. Das Pferd dagegen wurde auf derStelle getötet.Tegel.Zu der letzten Gemeindevertretersitzung war ein großer An-drang von Zuhörern, sodaß der kleine ihnen ceserviette Raum baldgefüllt war. Zunächst wurde mitgeteilt, daß die Firma A. Borsigauf Veranlassung der Potsdamer Handelskammer sich bereit er-klärt habe, die Bestrebungen der Gemeinde auf Einführung derOrtsportotaxe zu unterstützen. Auf die letzte Eingabe der Ge-meinde hat die Postbehörde geantwortet, daß„auch nach noch»maliger Prüfung die Einführung nicht möglich sei". Das Straf»gefängnis, die Bernauerstratze und die Berliner Gasanstalt seien„weit abliegende Ausbauten". Der Vorsitzende erklärte, es macheihm den Anschein, als ob die Postbehörde nicht wolle. Die„Aus-bauten" lägen näher an Tegel als an Reinickendorf. Es wurde be»schlössen, in einer neuen Eingabe darauf hinzuweisen, daß dieBefürchtungen, der Umsatz werde in Tegel zurückgehen, nicht stich.haltig sei, da jetzt bereits die Gemeinde und fast alle TegelerIndustriellen ihre Briefschaften in den Kasten am Strafgefängnislegen liehen. G.-V. Borsig bat in Zukunft alle falsch frankiertenBriefe abzulehnen und kein Strafporto zu bezahlen. Als Grundder Haltung der Postbehörde wurde auch die mit dem Ortsportoverbundene Verbilligung der Telephongebühren erwähnt. ZurUebernahme der Bernauerstraße hat sich noch keine Verständigungfinden lassen. Von Kreis und Provinz, auf die der Fiskus, als erstatt 177 000 M. 80 000 M. bot, hinwies, sind, wenn überhaupt.höchstens 9000 M. zu erwarten. Der Fiskus soll benachrichtigtund aufgefordert werden, ein höheres Gebot zu machen. Für dieRücklagen zum Pensions- und Witwenfonds der Lehrpersonen derhiesigen Realschule wurden 1974 und 2843 M. bewilligt, desweiteren für die Hinterbliebenen der Opfer der Grube Reden100 M. Der Antrag unseres Genossen Lichtenberg, 500 M.zu geben, wurde trotz Sympathieerklärung des Gemeindeverord-neten Unger und des Vorsitzenden abgelehnt. Gegen die Bewilli-gung stimmten daher unsere Genossen Lichtenberg undR o d e i k e. Der Erlaß eines Ortsstatuts aus§ 33 Absatz 3 derReichsgewerbeocdnung, um auch bei mehr als 15 000 EinwohnernTegel die Bedürfnissrage für Gast- und Schankwirtschafts»konzcssionen zu bewahren, wurde gegen die Stimmen der Ge-meindcverordneten Fritz Müller, Rodeike und Lichten-b e r g genehmigt. Die vorher gehörten Gastwitte Tegels hattensich für das Ottsstatut ausgesprochen. Das Gesuch des Bundes derVereine für naturgemäße Lebens- und Heilweise um Ueberlassungvon 20 Morgen zur Errichtung eines Krankenhauses und einerErholungsstätte, mußte mangels geeigneter Grundstücke abgewiesenwerden. Die Gemeindevertretung crklätte sich jedoch bereit, einGesuch an den Forstfiskus für Tegel Forst-Nord in jeder Weise zuunterstützen. Zu der vertagten Beratung des Erweiterungsbauesdes Verwaltungsgebäudes lagen Skizzen für die Möglichkeit, dasProjekt an ein kunstiges Rathaus anzugliedern, vor. Der Baudes Erweiterungsgebäudes wurde darauf einstimmig genehmigt.Der Bau soll bis 1. Oktober vollendet sein. Die vorgelegte Rat-Hausskizze gefiel so gut, daß sie aufbewahrt werden soll. 3fr vertraulicher Sitzung wurde dann noch über das Angebot einergrößeren Geldsumme als Anleihe beraten.Potsdam.Ein rätselhafter Vorfall wurde dieser Tage m Senst bei Nedlitzentdeckt. Dott brannte am Donnerstag der Stall des Otts«Vorstehers Lohmann nieder. Bei den später vorgenommenen Auf»räumungsarbeiten stieß man-auf eine Leiche. Kopf und Füße warenbis zur Unkenntlichkeit verbrannt. Die Feuerwehr hat bei derLöschung eine Explosion gehört, die vermutlich von Patronen her-rührte, weshalb man jetzt annimmt, daß sich der Mann in demStall das Leben genommen hat. Ein Jagdgewehr und Patronen-hülsen wurden ebenfalls noch vorgefunden. Wer der Mann war undwie er in den Stall gekommen, ist noch ein Rätsel.Siebevter Zlerbandstag der Stkinseher. Pflasterer undDerufsgeuoffen Deutschlands.Zweiter Verhandlungstag.Leipzig. IS. Februar.AuS der Debatte über den Vorstandsbericht sei hervorgehoben:Allgemeine Differenzen zwischen Vorstand und Mitgliedern bestehennicht. Die Differenzen zwischen Steinsetzern und Rammern inBerlin seien nunmehr beigelegt. Beim Braun schweizerStreik standen die Behörden auf der Unternehmerseite. Die Filialesteht trotz der Schlappe schon wieder für das Frühjahr kampfbereitda. Im Schlußwort bemerkt A. K n o l l- Berlin: Die glimpflicheArt der Kritik gegen den Vorstand beweise, daß er seine Pflicht ge-tan habe. Beim letzten Streik in Dresden habe das Stadtbauamtden Unternehmern erfreulicherweise keinen Aufschub zur Fertig-stellung der Arbeiten bewilligt. Im allgemeinen wären bei Streiksdie Kollegen den Intentionen des Hauptvorstandcs nachgekommen.Hierauf wird als besonderer Punkt der Tagesordnung dieLeipziger Streikangelcgcnheit, die zu Differenzenzwischen der Leipziger Filiale und dem Hauptvorstand geführthatte, behandelt. Während die Leipziger behaupten, daß sie für dieunorganisierten ausländischen Arbeiter und mit diesen streikten»weil deren Löhne als Rammer traurig niedrige gewesen seien, be-hauptet der Zentralvorstand dagegen folgendes: Die Leipzigerhätten sich dagegen gesträubt, daß die Rammerarbeiten nicht mehrvon Steinsetzern, sondern von Rammern gemacht würden. DerStreik sei nichts als ein Kampf gegen die neue technische Arbeits-teilung gewesen. Allein schon aus prinzipieller Gegnerschaft gegeneine solche unmoderne Auffassung mußte der Vorstand die Zustim-mung und Gelder zum Streik versagen. Der Kongreß entscheidet,daß prinzipiell und formell der Vorstand durchaus korrekt gehandelthabe, daß aber den Leipzigern die Streikkostcn zurückerstattetwerden sollen, da sie im guten Glauben gehandelt hätten.Ferner genehmigt der Kongreß einstimmig den Entwurf fürdaS Internationale Sekretariat.Der internationale Sekretär A. Knoll berichtet sodann, daßdie internationale Organisation der Stein-s e tz e r usw. ständig fortschreite. Erst gestern habe das große Pa-riser Syndikat seinen Beitritt erklärt.Aeußerst interessant in sozialer und politischer Beziehung warder Ergänzungsbericht des ausländischen Delegierten Quirin-Wien. Wir haben fortgesetzt einen schweren Kampf mit denWiener christlichsozialen Kollegen zu führen. Es ist unglaublich.waö disic od Turrnriswus und Verleumdungen gegen uns durch