Wedenen LiveraliSmuS gesetzt wmden, mögen zeitweiligbei einigen.Revislonisten�gröher gewesen sein.Fast sieht es aus, als ob gerade in dieser Frage der Pessimismusrecht behalten sollte."Genosse Janrös wird also begreifen, daß fein gut gemeinterRat für die Sozialdemokratie um einige Dezennien zu spät kommt!—Dentfches Rdch,FraktionsscMsale.Der Rückschlag in der Mandatszahl, den die sozialdemolra-tische Fraktion in der letzten Wahlschlacht erlitten, legt die Fragenahe, welche Schicksale andere Parteien in gleicher Weise er-litten haben. Und da zeigt sich, daß eS verschiedenen bürgerlichenParteien zeitweilig recht schlecht gegangen ist und z. B. dieNationalliberalen sogar niemals wieder zu jener Stärkegelangten, die sie in den Reichstagen der 70er Jahre hatten.Die Nationalliberalen standen auf dem Höhepunkt ihrer Machtin der Reichstagsperiode von 1L74— 1K77. Damals erlangten sieeine Stärke, wie keine Partei sie vor- oder nachher erlangt hat. Siezählten 150 Mitglieder; sie bildeten also fast allein die Mehrheit desReichstages. 1877 sanken sie auf lüö Mitglieder; 1878 nach derAuflösung des Reichstages infolge der Attentate sanken sie auf537; 1884 waren sie auf 50 gesunken, 1800 erreichten sie 40; siewaren also jetzt nur noch etwas über ein Biertel so stark, wie 1874.1803 stiegen sie wieder auf 45 und sie haben gegenwärtig 50 Mit-gliedcr, etwas mehr als ein Drittel der Fahl von 1874. Daß sie'jemals wieder auch nur annähernd die Stärke der 70er Jahre er-langen, ist ausgeschlossen, obgleich sie mittlerweile Konservativeund Agrarier als Hülfstruppen bei den Wahlen gestellt bekommen.Die Freisinnigen hatten 1884 00 Abgeordnete. 1887sanken sie auf 31, 1800 waren sie wieder auf 04 gewachsen, diehöchste Zahl, die sie überhaupt erreichten. 1803 sanken sie auf 21;auherde», erlangte die freisinnige Vereinigung, die sich mittlerweilegebildet hatte, 11 Mandate. Im letzten Reichstag hatte die frei-sinnige Volkspartei L5 Mandate, die freisinnige Vereinigung 11.Bei den Neuwahlen haben sie eine Verstärkung um ungefähr8 Mandate erfahren. Beide Fraktionen einschließlichder süddeutschen Volkspartei haben aber beiweitem nicht wieder die Stärke von 1890 er-reicht, wo dieselben zusammen 74 Köpfe stark waren. Alle dreiFraktionen zusammen erreichen nicht einmal 60 Köpfe. Die Süd-deutsche Volkspartei, die 1800 10, 1803 sl Mitglieder zählte, 1887mit Ausnahme deö bayerischen Abgeordneten ganz aus dem Reichs,tag verschwunden war, zählt heute 0 Mitglieder, nlso auch nochzwei weniger als 1803.Diese Zahlenaufstellung zeigt unwiderleglich, daß derdeutsche Liberalismus aufgehört hat, eine po-litis che Macht zu sein, und die Politik, die erjetzt treibt, wird ihm endgültig den Hals brechen.Die ganze bürgerliche Linke ist im neuen Reichstag nur Zweidrittelso stark, als im Jahre 1874 die Dtationalliberalen allein!Die Konservativen gegen den Liberalismus.Der, H an n o v ersch e Kurier' hatte die Anmaßung de-seflen, sür den Liberalismus für sein Zusammengehen mit der Re-gicruiig gewisse liberale Zuge st änd nisse zu verlangen.Dieser Artilel entfesselt aber sofort den Ingrimm der„Kreuz-Zeitung", Wenn das nationalliberale Organ meine, daßohne den Liberalismus im neuen Reichstage nicht zu re-gieren sei und daß deshalb die Regierung auch aus denunentbehrlichen Liberalismus N ü ck s i ch t nehmen müsse, sosei das eine Unverfrorenheit. Wenn die Regierung Partei-politische Zugeständnisse mächen wolle, sq hätte; sieja ebensogut daS Geschäft mit dem Zentrum»lachen können. Die Nationalliberalen sollten, statt Forde-rungen zu stellen, erst einmal zu Wege bringen, daß die freisinnigenParteien bei der„nationalen Stange hielten" und sichvor Seitensprüngen zur Sozialdemokratie wahrten.Habe doch Herr Barth festgestellt. daß die Frei-sinnigen in zwanzig namentlichen Abstimmungen derletzten Rcichstagssession sechzehnmal mit den Sozial-demokraten. die Nationalltberalen selbst aber sechzehnmal mit dem Zentrum gegangen seien IDer anne LiberalisniuS I Er wird also, um eS seinen konser-vativen Verbündeten recht zu machen, künftig jedesmal mitden Junkern zusammengehen müssen! IrgendwelcheKonzessionen für diesen Priuzipienverrat würde er aber auchdann nicht fordern dürfen, denn die Regierung hat ja mit demZentrum nur deshalb gebrochen, um einzelnen Parteienkeine Zugeständnisse machen zu müssen!—Genosse Singer schreibt uns:.Nachdem die.Information"ihre Lüge über den Champagnerabend von Bebel und Singer im.Roland" endlich eingestanden hat, hängt da« edle Organ der Be-richtigung des Genossen Bebel folgende neue Schmutzerei an;.Uebrigens was ist mit Singer?. War der auch nichtim„Roland von Berlin"?"Für jeden anständigen Menschen war natürlich durch die Er-klärungen des Genossen Bebel— die sich naturgemäß auch aufm i ch bezogen— klar, daß weder Bebel noch ich den Geburtstagdeö Kaisers im„Roland" bei Sekt gefeiert haben.Um jedoch dem Wissensdrang der„Information" zu genügen,erkläre ich, daß ich am 27. Januar nicht im.Roland" war unddaß der Gewährsmann der.Information" ebenso wie Bebel auchmich nur im Ehampagner-Nebel gesehen haben kann.Meine Meinung über die.Information" und deren Gewähr«-männer, die in ebenso.nobler" als.ehrlicher" Weise das Privatlebender sozialdemokratischen Abgeordneten bespitzeln, fasse ich in die—damals an die Minister gerichtete— Einladung des verstorbenenkonservativen Abgeordneten v. Diest-Daber zusammen:»Die Herrenkönnen uns sonst was."Der Abgeordnete llioeren, bekanntlich Ober�andeSgerichtSrat,hat nach dem Berliner Tageblatt seine» Abschied aus demStaatsdienst erbeten. Das freisinnige Blatt behauptet,dieses Ausscheiden aus dem Staatsdienst sei durch seine maßloseSchroffheit gegen den.grünen Assessor" Brückner und seineAngriffe auf den Bezirksamtmann a. D. GeoA. S ch m i d t, die sich als h a l t l o S herausgestellt hätten, not-wendig geworden. Auch die Enthüllung seiner Versuche, sichals Nebenregicrung aufzuspielen, habe wohl zu seinem Entschlußbeigetragen.Daß Roerens Angriffe gegen Herrn Geo A. Schmidt sich als„haltlos" herausgestellt hätten, ist uns bis jetzt nicht bekannt ge-worden. Herr Geo A. Schmidt hat lediglich bestritten, wasRoeren von ihm behauptet hatte. Hoffentlich aber erachtet es HerrRoeren als feine parlamentarische Pflicht, diese Affäreendlich öffentlich, sei es im Reichstag, sei es in anderer Formzum Austrag zu bringen. Da das Zentrum von derneuen Regierungsmehrheit sowohl wie von der Regierung bishexnur Nasenstüber erhalten hat, wird es eine Übermensch-liche Nachsicht beweisen, wenn es nicht endlich- einmalgründlich der ganzen Kolonialkorruption zu Leibe gehen würde.Man wird ja sehen, ob die Zentrumsfraktion aus lauter solchenHelden besteht, wie Herrn Erzbergerl—Agrarische Enteignungsschmerzen.Unsere H a k a t i st e n erstreben bekanntlich ein Enteignungs-gesetz, um die„polnischen Kaninchen" gewaltsam von Hau» und Hof"'reiben»u kö"""'. Namentlich unsex? NationalNberälen.schwärmen für diese Idee. Unsere Agrarier haben jedochplötzlich ein Haar in dieser Hnteignungspolitik gefunden. Sie an-erkennen zwar, daß die bisherige Polenpolitik so gut wie nichtsgenutzt hat. sie geben ferner zu, daß durch die Ankäufe der An-siedelungSkoniiiiission die Boden- und Gllterpreise kolossal in dieHöhe getrieben worden sind. So der Preis für das Hektar von500 M. im Jahre 1886 auf 1410 M. im Jahre 1000! Eine„an-gemessene" Preiserhöhung sei ja. so schreibt die„Deutsche Tages-zeitung", eine-natürliche Begleiterscheinung derKultur.„Sie hintanzuhalten, wäre unzweckmäßig, bedenklichund unbillig." Das müsse unbedingt festgehaltenwerden. Immerhin müsse zugegeben werden, daß diese Er-höhung im Gebiete der Ansiedlungskommission sehr stark undbei weitem übernormal gewesen sei. Um diesem Uebelstanbabzuhelfen, sollx nun der Ansiedelungskommission das Enteignungs-recht verliehen werden. Gegen ein solches Entcignungsrechtsprächen eine Reihe von formalen Bedenken. Aber die fach-lichen Bedenken fielen noch schwerer ins Gewicht. Sei doch zubefürchten, daß das Enteignungsrecht der Kommission preisdrückendwirken müsse. Deshalb möge man an seine Durchführung nurdann denken,„wenn eine eminente nationale Gefahr vorliege, diedurch andere minder bedenkliche Mittel nicht abgewendet werdenkönne".Die biedern Strohdachflickenden zeigen hier»ihr wahresGesicht. Die Polenpolitik, die Güteraufkäufe waren sür sie nichtin erster Linie ein Mittel zur Entwurzelung des polnischenGrundbesitzes, sondern ein Mittel, die Güterpreise auch sür ver-kracht« germanische Junkereriftenzen maßlos in die Höhe zu treiben!Zahlreiche deutsche Großgrundbesitzer haben ihre Güter an dieAnsiedelungslommission verkauft und dabei einen Riesenrebbachgemacht! Kommt nun das Zwangßenteignungsgesetz, so werdennatürlich polnische Besitzungen enteignet werden. Unsere g e r»manischen Junker aber habest keine Gelegenheit mehr, ihreGüter zu W n ch e r p r e i s e n an die AnsiedelungSkömmisston los-zuschlagen. Deshalb aus einmal ihre ernstlichen Bedenken!—Dernburg und die evangelischen Arbeitervereine,Der bekannte tzizentiat Weber in M.-Gladbach ist so entzücktüber den Ausfall der Reichstagswahl, daß er alle Welt im Namender evangelischen Arbeitervereine, deren Verbandsvorsitzender er ist,antelegraphiert. So hat er dem Kaiser seine Glückwünsche ge-drahtet, dann dem König von Sachsen, weiter dem Fürsten Bülowund endlich auch Herrn Bernhard Dernburg. Der Kolöipial-direktor hat dem gescheitelten Gratulanten ein Schreibon geschickt,worin er ausdrückt, daß ihm die Glückwünsche der evangelischenArbeiter zu dem Ausfall der Reichstagswahl eine große Freudebereitet hätten, und daß er dafür seinen besten Dank ausspreche.Weiter heißt eS dann:„Mit Interesse Hab» ich das Programm desVierten sozialen Ausbildungskursus der evangelischen Arbeiter-vereine verfolgt. Meine besten Wünsche begleiten Ihre segensreicheArbeit."Was eS mit der„segensreichen Arbeit" des Pastors Weberund insbesondere mit vejn Ausbildungskursus seiner Arbeitervereine auf sich hat, zeigen die Mitteilungen des evanaelisch-sozialenKongresses, worin es bezüglich des Weberschen AuSbildungSkursusheißt:„DaS Verfahren gleicht, wie leider die Erfahrungen derletzten Jahre immer mehr bestätigt haben, zu sehr einer„S ch N e l l b l e i ch e"— um den Ausdruck eines hervorragendenSozialreformers zu gebrauchen. In vier bis sechs Wochen sollenArbeiterführer herangebildet werden, Die ausgebildetenKursisten gerieren sich vielfach als ausstudierte Herren, statt diestete Mahnung und Warnung einsichtiger Dozenten zu beher-.zigen, die bei reinem Kursus gefehlt hat: w e n i ger zuredenund zu lehren, vor allem weniger zu agitieren und dafür in allexRuhe weiter zu lernen und zu studieren,..- Wir haben denEindruck, als suche man mit dieser unermüdlichen Aufeinander-folge der Kurse nicht die Zwecke wissenschaftlicher Alrfklärung inden dringendsten sozialen Fragen, als wolle man nicht evange»lische Arbeiter zu einem sicheren. und begründeten Urteil überunser wirtschaftliches und soziale« Leben, über Arbeiterrechteund-pflichten anleiten, sondern als sollten vielmehr allerleipolitisch« Nebenzwecke verfolgt werden, als wolle manum jeden Preis rasch Leute fertig machen, in Ver-sammlung und Prosse ein paar agitatorische Worte zu roden undfür Parteien, vor allem die ch r i st I i ch s o z i a l e, zu arbeiten.Solche Kurse sind für uns kein Bedürfnis, so dringend die Ar-bejterbildungssxage für uns Evangelische bleibt. Solche Ar?beiterführer werden keine Schlachten ge-Winnen« Wie e« gemacht werden muß, können wir in allerwünschenswerten Deutlichkeit sowohl von den Sozialdemokratenwie von den Katholiken in M.-Gladbach lernenl"Der Papst und die deutschen Reichstagswahlen.Wie die Z e n t r u m s p r e ss e mitteilt, hat Papst Pius X.regen Anteil an den deutschen Reichstagswahlen genommen. Zueinem ihm sehr nahestehenden Geistlichen machte er gleich nach derAuslösung des Reichstages folgende Aeuherung:„Es würde mir außerordentlich leid tun, wenn das Zentrumhei den Wahlen auch nur. einen Sitz verlöre. Ich werde alle Tagein der hl. Messe beten, daß diese tapferen Männer all« wiederauf ihren Posten zurückkehren."An dem für da» Zentrum günstigen Wahlausgänge scheinenuns doch andere U m st ä n d e als die Gebete des Papstes schuldzp sein.—_Die Borschriften des Bundesrats über die Einrichtung undden Betrieb ver zur Anfertigung von Zigarren bestimmten An-lagen enthalten insofern eine Verbesserung der bestehenden Bundes-ratsvcrordnnng, als jetzt ein Luftraum von mindestens zehnKubikmeter für jede beschäftigte Person gefordert wird.Die Verordnungen vom 8. Juli 1803 und vom 0. April 1905forderten nur einen Luftraum von sieben Kubikmetern.Hygientker und auch das Reichsgesundheitsamt be-haupten, daß mindestens ein Luftraum von 15 Kubikmetern vor-Händen sein muh, wenn die Gesundheit der Ardeiter nicht gefährdetwerden soll.Von echt Bülowschen sozialpolitischem Geist zeugt die Be-Handlung der Zigarette narbeiter. Früher fanv die Ver-ordnung auf Zigarettenfabriken Anwendung. Dann beschritt ein be-strafter Zigarettenfabrikant den Rechtsweg, und da erkanntedas Kammergericht, daß die Verordnung aus Zigarettenfabrikenkeine Anwendung finde. Statt nun die Verordnung e n t-sprechend zu ändern, bleibt die Lücke bestehen. Frauen,die Tabak rippen, dürfen in tiefen Kellern, auf Boden mit unver-schalten Dächern, in Räumen, Wo Darren stehen, arbeiten, wenn derabgerippte Tabak zur Ziaarettenfabrikatjon verwandt werden soll.Für Zigarettenarbeiter ist kein Mindestluftraum vorgeschrieben.Obwohl alle Mißstände, die den Erlaß der Verordnung herbei-sehnten, sür Zigarettenfabriken auch bestehen. Wird den in diesenFabriken beschäftigten Frauen und Mädchen der Schutz nicht ge-währt. Bei Beratung des ZigarettensteuergesetzeS wurde auf dieseMißstände hingewiesen. Aber für sozialpolitische Maß-nahmen ist unter der Führung des Fürsten Bülow noch wenigerStimmung, als bei seinen Vorgängern!„Das Reich." Der Verlag der„nationalen Tageszeitung fürsoziale Reform: Das Reich" schickt uns folgende Berichtigung:An die Redaktion d»s.Vorwärt»" HierEinschreiben« Lindenstraße.In Ihrem Blatte vom 16. j». Mt». teilten Sie unter derUeberschrifl.Die Htöckerreptile durch Scharfmachermittel saniert"mit, daß die Zeitungen„Reich" und„Staatsbürger Zeitung" vom„Deutschen Verlage"„auSgehalten werden würden". Diese Nach-richt ist unwahr, lvahr ist, daß wir mit dem„Deutschen Verlage",wie wir sofort in unserem Blatte mitteilten stvas Sie aberIhren Lesern nicht mitteilten), einen einfachen Lohndruckverirag gb»geschlossen haben.'»DaS Reich" G. tn. b. H.''Der Verlag de».Reich' hätte, statt sich zu entrüsten, den«Vor-wärts" vom 17. d. M. nachlesen sollen. Sofort, nachdem wir in derZwillingSschwester des„Reich", der„Staatsbürger-Zeitung" die Notizgefunden hatten, daß unsere Mitteilung vom 16. d. M. nicht richtigsei, haben wir sie berichtigt. Deutlich heißt es in Nr. 41 des»Vor-wärts":„Die ehrsame„Staatsbürger-Zeitung" fühlt sich tief gekränkt,daß wir gestern meldeten, sie werde durch Scharfmacher„saniert"und illnflig vom Deutschen Verlage pusgehalten werden.„Wirhaben", schreibt sie,„schon erklärt und wiederholen angesichts derVerdächtigungen des Organs der Umstürzler die Erklärung,daß wir politisch mit den„Berliner Neueste Nachrichten"und ihren etwaigen uns ganz unbekanmen„Hintermännern" garnichts zu schaffen haben. AuS Gründen, die nur geschäftliches,aber keinerlei politisches Juteresse haben, haben wir in vollemFrieden unseren bisherigen Druckereivertrag gelöst und haben mitdem Deutschen Verlag einen rein geschäftlichen Lohudrnckvertrag ge-schlössen, da der Deutsche Verlag eine große und leistungssähsgeZeitungsdruckerei besitzt."Die Mahnung des Verlages ist also völlig überflüssig. Vielleichtaber nimmt er' Veranlassung, der Redaktion des„Reich" zuempfehlen, daß sie Berichtigungen anderer Blätter ebenfalls promptaus eigenem Antrieb aufnimmt.—Amtliche Kousumvereinsveriimpfung.„Der Gcmeinderat inL u n g w i tz bei Kreischa sSachse») hatte den MalermeisterMüller, der auch Mitglied des Konsumvereins Kreischa ist, zumGemeindeältesten gewählt. Der Mann wurde darauszum Amtshauptmann beschieden, der im erklärte, eS seider Amtshauptmanuschaft unmöglich, ihn als Gemeinde-ältesten zu bestätigen. weil er dein sozialdemo-kr a tischen 0) Koirsum verein angehöre. Müller ver-suchte nun. den, Amtshauptmann klar zu machen, daß ernur auS wirtschaftlich en Gründen dem Konsumverein an-gehöre. Es half ihm aber alles nichts! Er fand keine Gnade vordein Amtshauptmann Dr. Mehnert, der rundweg erklärte,der Konsumverein Kreischa stehe unter„sozialdemokrati-scher Leitung" und aus diesem Grunde dürfte ihin einGemeindeältester nicht angehören. Wolle er sMftller) alsG e m e i n d» ä l t e st e r bestätigt sein, s o müsse erans alle Fälle erst anS dem Konsumvereinaustreten! Diese Erklärung des AmtshauptmannS hattenun auch den Erfolg, daß Müller aus dem Konsunivereinaustrat. Darauf ist er bestätigt worden l Das ist nunschon der zweite derartige Fall am Orte. Im ersten Fallehat der Betreffende jZ»nn>erer Fleischer) dem Herrn Amts-Hauptmann gezeigt, daß ihm die Kousumvereinsmitgliedschaftlieber ist als der Posten eines Gemeindsältesten. Er wurde vani»auch nicht bestätigt I Im letzten Falle ist aber die Behörde alsSieger hervorgegangen IAns der Kaserne. Vor dem Breslauer Kriegsgericht der elftenDivision unter Vorsitz des Majors Rausch stand angeklagt derllnterpffjzier Lange vom Trajnbataillon 6 in Breslau derSoldatenmihhandlung und vorschriftswidrigenBehandlung. Nach Aussage de« Trainsoldaten Ernst Gehlhabe der Unteroffizier den Mann am 24. Januar während de»Stalldienstes(warum kann der Mann sich nicht erklären) mit derFaust einen kräftigen Schlag unters Kinn gegeben. Dannrief er ihm zu!„Bist Du noch nicht gleich weg?" und versetztejhm eine», heftigen Fußtritt in den Unterleib. Als der Mann sichunter Leibschmerzen ivand und jammerte, rief der Unteroffizierdem Holdgten zu; �„Stehst Du noch nicht gleich still, komm' malHerl" und ohrfeigte ihn wieder. Der Unteroffizier gibt nur zu,den Mann mit„Du" angeredet und geohrfeigt zu haben, weil eran ihn angestoßen habe, was der Gemißhandelte bestreitet. DerVertreter der Anklage, Kriegsgetichtsrat Diehl, meint, derUnterossizier werde wabl den Mann nicht ohne Grund zurE-rregung geschlagen haben, auS Wollust schlage wohlniemand, vielleicht habe er ihn aus Versehen angestoßen, oderweil er mit dem Dung Strohhalme fortgeschafft. Gleichwohl be.antrage er zehn. Tage Mittelarrest. Das Kriegsgericht erkannteauf vierzehn Tage Mittelarrest, indem der Verhandlungsführer.Kriegsgerichtsrat Esche, in der Urteilsbegründung das Verhaltendes Unteroffiziers scharf rügte. Das Gericht sei über das be-antragte Strafmaß hinausgegangen, weil das Verhalten desUnteryffiziers sich als ziemlich i;oheS geoffenbart habe,—Feldzug gegen ein Witzblatt. Eine Vertreterversammlunn derKriegervereine deS LandfreiseS Bonn am Rheinnahm dieser Tage unter dem Vorsitz deS königl. L a n d r a t SGrafen von Galen Stellung gegen den. S i m p l i»cissimus". Ueber den„Antrag auf Ausschließung der Zeit-schrift„Simplicissimus" auS den Vereinslokalitäten" referierte, wiedie Bonner„Deutsche Reichszeitung" schreibt, der Schriftführer. Er gingdavon aus, daß„eZ mit dem Wesen der Kriegervereine nicht vereinbarsei. eine derartige Zeitschrift in den Lokalitäten der Kriegervereineauszulegen". Sein Vorschlag, fernerhin den„Simplicissimus" ausden Aereinslokalen auszuschließen, fand nach einigen bezüglichen Be-merkungen des Vorsitzenden Grafen Galen einstimmig die Zu-sttmmung der Versammlung.DaS Münchener Witzblatt soll also in sämtlichen Orten deSLandkreises Bonn au« den SitzungSlokalen der Krieger entferntwerden. Es ist kaum anzunehmen, daß die Wirte dem unver-frorenen Ansinnen«wer kleinen Minderheit ihrer Gäste in merklicherZahl sich widersetzen werden. Jedenfalls zeigt der unter Mitwirkungdes königlichen Landrat» gefaßte Beschluß, daß die Hiebe de« Witz-blattes gesessen haben.Chronik«der Majcstätsbrleidigungsprozesse. Wegen Beleidigungdes Königs von Sachsen wurde der Fabrikarbeiter Sterzel inRothenkirchen vom Landgericht Plauen zu zwei Monaten zweiWochen Gefängnis verurteilt. Die Beleidigung hatte er in derTrunkenheit begangen.In Sachsen werden nach.einer kürzlich veröffentlichten Re»gierungserklärung Beleidigungen des Königs nur mit dessen Zu»Nimmung verfolgt. Aus diese Weis« soll dem Anwachsen der MajestatS-beleidigungsprozesse vorgebeugt werden.Landtagöcrfatzwahl. Bei heutigen Landtagsersatzwahl in Brühl(Köln 2) wurde Rentner Theodor Pinge» in Bonn(Zentrum) mit342 von 343 abgegebenen Stimmen gewählt.Parlamentarisches.Dem Reichstage sind folgende wichtige Anträge zugegangen:Antrag des Grafen v- Hompesch. Dr. S ch a d l e r,Dr. Spahn, Aröher. Der Reichstag wolle beschließen, dieverbündeten Regierungen zu ersuchen:a) tunlichst bald einen Gesetzentwurf betreffend Aenderungder Gewerbeordnung vorzulegen, in welchem vorgeschrieben wird,daß besondere Beamte für die Baukontrolle(Z 1305) in ge-nügender Zahl angestellt und gewählte Vertreter der Arbeiter beider Kontrolle zugezogen werden;-d) Verordnungen zum Schutze der Bauarbeiter auf Grunddeö Z 120e der Gewerbeordnung zu erlassen;c) zur Sicherung einer zweckmäßigen Gestaltung der Vor»schriften sub a und b vor Erlaß derselben beteiligten Arbeit»gebexn und Arbeitnehmern unter besonderer Berücksichtigung der, bezüglichen gesetzlichen Vertretungen(Handwerkskammern,Jnnungsverbände. Gesellenausschüsse usw.) Gelegenheit zu gut»achtltcher Aeußerung zu geben-Antra ad er Herren v. Staudy, Grafv. Carmer»Osten, v. Maltzan, Freiherr zu Wartenberg undPenzlin. Der Reichstag wolle beschließen:die verbündeten Regierungen zu ersuchen, dem Reichstage nochin der gegenwärtigen Session einen Gesetzentwurf vorzulegen,. durch welchen die Zuckersteuer vpn 14 Mari auf höchstens 1V Markfür den Doppelzentner herabgesetzt wird.