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Welche Rolle dieKreuzzeitung " dem Frerfinn zumutet, igeht auch aus dem Rate hervor, der Freisinn möge sich hüten. Faetiatibanträge einzubringen, mif die sich Zentrum, Polen und Sozialdemokratie mit ihnen «intZen könnten? Einbringen könne man ja schlimmstenfalls -solche Anträge, aber man dürfe nicht auf ihrer Erledigung»e- -stehen, solange man wünsche, dag ohne das Zentrum regiert werde. Sehr unangebracht sei es, wenn der Freisinn sich auf seine Wahlerfolge, seine Popularität, so viel zu gute tue, seien seinekleinen Wahlerfolge" doch nicht die Früchte feiner eigenen Werbekraft, sondern nur die Folge der Unter- stützung der Regierung und der Rechtsparteien! Die»Deutsche Tageszeitung" gibt nicht nur dem Kreisinn derartige Ratschläge, sondern sie warnt auch den Reichs- tanzler: Er wird sich hüten müssen, Gesetzentwürfe einzubringen vnd Maßnahmen zu treffen, die als Sprengbomben wirken könnten. Die Gefahr liegt nicht sowohl auf dem eigentlich politischen Gebiete, als vielmehr auf dem der Wirtschaftspolitik. lieber eine Reform des Strafprozesses und deS Strafrechtes, des Vereins- und Versammlungsrechtes usw. wird man sich vielleicht herständigen können. Die konservativen Parteien weisen tvenigstens die Möglichkeit einer solchen Verständigung nicht grundsätzlich und nicht von vornherein ab. Ch aber eine solche Verständigung in der Börsenfrage möglich sei, erscheint außer- ordentlich zweifelhaft. Daß ferner bei den handcspolitischcn Abmachungen, die den Reichstag in nächster Zeit beschäftigen werden, die Mehrheit auseinandergehen werde, ist leicht möglich, ja vielleicht wahrscheinlich. Wir fürchten aber nicht, daß dadurch eine dauernde und tiefe Spaltung verursacht werde. Zweckmäßig dürfte es sein, nunmehr die grundsätzlichen Erörterungen über die Möglichkeit des neuen Kurses einzu- schränken und abzuwarten, wie der Hase läuft." Die Herren Agrarier und Konservativen erklären also dem Freisinn: Solange du dich jeder freisinnigen Betätigung enthältst, alle Heeres-, Marine- und Kolonialfooderungen bewilligst, unserer Agrarpolitik nicht im Wege stehst, das Proletariat durch Zuchthaus - ge setze knebeln hilfst, unsere Zirkel durch keinerlei Rückfälle in deine freisinnigen Allotria störst, bist du unser lieber Verbündeter und Bruder; solltest du aber irgend welche Gegenleistungen ver- langen, so werden wir uns genötigt sehen, mit unseren alten Zentrumsfreunden deine liberalen Forderungen glatt niederzu- stimmen. Dieser kleine eheliche Zwist soll uns freilich nicht ab­halten, jederzeit dann wiederum deine Hülfe in Anspruch zu nehmen, wenn das Zentrum sich etwa sperren sollte! Mit rücksichtsloserem Hohne ist von einem Ver» bündeten niemals ein Bundesgenosse behandelt worden!> Sie bekennen Farbe! DiePost" druckt heute eine Notiz derDeutschen dolks wirtschaftlichen Korrespondenz" beifällig ab, in der das Unternehmertum zum offenen Terror aufqefordert uird. Die Stelle lautet:. »Zunächst ist der Arbeitsplatz, unbestritten ob eigener oder gemieteter Besitz, immerhin aber Besitz der Arbeit- geber. Da hat der Arbeitgeber also nicht nötig, sich irgendwelche sozialdemokratische Uebergnffe gefallen zu lassen. Wer d a oder auf dem Hin» und Rückwege irgend einen Arbeitskollegen belästigt, ob durch Wort oder Tat, der stiegt. Wer, und sei es auch in einer Pause, den Arbeitsplatz zum Agitationsplatz macht, der stiegt, denn der Arbeits- platz ist zum Arbeiten, nicht zur sozialdemokrati- scheu Agitationsrede oder zur Schriften« Verteilung.'Ebenso selbstverständlich steht eS ja im Belieben eines Arbeitgebers, einen Arbeiter einzu- st e l l e n oder zu entlassen. Er ist keineswegs genötigt, Gründe dafür anzugeben. Was hindert ihn also, einen sozial- demokratischen Agitator, der die Arbeiter gegen ihn aufhetzt, den Streikmacher, der Arbeiter zur Stellung immer neuer Forderungen aufwiegelt, unter Beachtung gesetzlicher Vorschriften natürlich, zu entlassen? Wer hindert uns, die Lokale, die Geschäfte zu meiden, deren Inhaber, einerlei in welcher Weise, den Sozialdemo«'- traten Vorschub leisten? Wir tun dabei doch nur, waS die Sozialdemokraten uns längst vorgemacht haben. Und wenn die Arbeitgeber sich einig werden, wegen sozialdemokratischer Verhetzung entlassene Arbeiter nicht wieder em- zustellen, so tun sie auch nur, waö die Sozialdemokraten mit Boykott und Verrusscrkläxung uns längst vorgemacht haben." DiePost" erklärt ausdrücklich, sich diesen Darlegungen -nur durchaus anschlieffen" zu können:Durch solche Maß- regeln versöhnt� man zwar die Sozialdemokraten nicht, aber das beabsichtigen w,r ja auch keineswegs und das können wir auch gar nicht beabsichtigen, denn, wie das ge- nannte Organ sehr richtig bemerkt, die Herrschaften loollcn nicht versöhnt werden. Sie haben uns den Kanipf bis aufs Messer geschworen, und diesen Kampf wollen, ja müssen wir aufnehmen." Diese Scharsmacherfrechheit ist natürlich nichts als die mit aller brutalen Ehrlichkeit proklamierte Taktik, die das Unternehmertum seit Anbeginn geübt hat. Erst ihr gegen- über hat sich die Arbeiterschaft in jene Organisationen zu- sammengeschlossen, denen jetzt von dem Scharfmachertum Terrorismus vorgeworfen wird. Der TerroriSmuS des Unternehmertums hat den Widerstand der Arbeiterklasse hervorgerufen. Jetzt, nach demglänzenden Wahlsieg", ist dem Unternehmertum derartig der Kamm geschwollen, daß es nunmehr mit zynischer Offenheit das als Taktik vroklamiert, was es seit jeher geübt hat! Die Arbeiterklasse freilich wird dem vom absolutistischen Wahnsinn ergriffenen Scharf- machertum beweisen, daß auch sienochein Wörtchen mitzusprechen hat! Konservativ-fretfinnige Heuchlersipp«. Durch die ganze konservative und freisinnig« Presse laufen lange Artikel, in denen die angeblichen Schuldigen in der an dem Flottenverein verübtenDiebstahl" dem Staats- anwalt denunziert werden.- Daß die konservative Presse die jämmerliche Taktik übt, einen.Diebstahl" zu konstruieren und sich darüber sittlich zu entrüsten, statt die schamlose, behördlich subventionierte Wahlmache deS Flottenvereins zu brandmarken, versteht sich ja von selbst. Daß sich aber auch die freisinnig« Presse für einen derartigen DenunziationS- und EntrüstungSrumme! nicht für zu gut hält, ist charakteristisch für ihre moralische Ber« kommenheit! Es sind erst ein paar Monat« her, daß gerade auch die freisinnigen Blätter ebenfalls au» Kolonialakten die für die Regierung kompromiitierenbfteft Dinge abdruckten, obwohl ihnen ganz genau bekannt war, daß diese Aktenstücks auf einem ganz ähnlichen Wege in ihren Besitz gelangt waten, wie die Dokumente des Herrn Keim, die derBahe- rische Kurier" abgedruckt hatte. Während damals aber die frei- sinnige Presse diesegestohlenen" Aktenstücke skrupellos verwertet«, zetert sie jetzt unisono mit derKreuzzeitung " und derPost" über den angeblichen Diebstahl eine? anständigen Menschen, der sich das Verdienst erwarb, diese neueste politische Eiterbeule auf- zustechen. Ucbrigens druckt selbst dieNordd. Allg. Ztg." ein fnristisches Gutachten ab, worin der Verfasser zu dem Schlüsse kovMt' daß in der Keim-Affür« der Tatbestand des Diebstahls nicht uorlteg«. da e« de» Einbrech-W«» der Afrftäl der rechtswidrige« Zueignung, der ja nicht weggenommen'« n, sondern nur abgeschriebenen Dokumente gefehlt habe. Ebenso- wenig könne der Redakteur desBayerischen Kuriers" als Hehler aus§ 2ö8 des Strafgesetzbuches bestraft werden, da die Hehlerei das Vorhandensein eines Diebstahls voraussetze. Die Täter könnten höchstens wegen des Vergehens des Hausfriedens- bruches zur Verantwortung gezogen werden. Dem freisinnigenBerliner Tageblatt", daS noch im Herbst des vorigen Jahres alle möglichen Aktenstücke der Herren Pöplan- Wistuba abdruckte, gebührt das Verdienst, die ersten Enthüllungen über die..Diebstahls".Affäre desBayerischen Kuriers" gebracht zu haben. Geht Herr Stubt? Man munkelt wieder einmal, daß Herr Studt nun doch bald gehen würde, lieber die Ursache seines eventuellen Rücktritts kursieren verschiedenartige, obendrein auch bereits bestrittene Los- arten. Nur so viel steht fest, daß Herr Studt. wenn er geht, sicherlich nicht dem Liberalismus zum Opfer gebracht werden wird. Das konstatiert auch dieV o s s i s ch e Z e i t u n g". Sie meint, er sei ja nicht mehr jung und habe nichts mehr zu erreichen. Ter Schwarze Adlerorden schmücke ja bereits seine Brust. Wenn auch die Konservativen lebhaft für ihn einträten, sei ihm doch nicht unbekannt, daß er auch innerhalb der konservativen Partei vielfach Gegner besitze. Solle er wirklich gehen, so werde das unier Formen geschehen, daß alle Gründe eher als der Wunsch der liberalen Parteien für maßgebend erschienen". Und wer auch sein Nachfolger werden möge, auf mehr als politische Neutralität werde nickt zu hoffen sein, Wäre Studt während der Wahlkampagne geschieden, so wäre zweifellos die freisinnige Presse mit ihremTriumph" hausieren gegangen. Jetzt, nach der Wahl, mutz sie befürchten, wegen solcher Renommistcreicn gerade von derverbündeten" konservativen und Regicrungspresse verhöhnt zu werden. So gesteht sie denn resigniert, daß auch nach Studts Abgang alles beim alten bleiben würde. Daß dem so ist, hat ja auch hinlänglich der Wechsel im preußischen L a n d w i r t s ch a f t S m i n i st e r iu m bewiesen! Dir Schlächtermeister und die Fleischeinfuhr. Die Herren Schlächtermeister lieben es, sich über die hohen Viehpreise zu entrüsten und für diese ausschließlich die Profitsucht der Agrarier verantwortlich zu machen. Wie sehr sie sich aber selbst, ohne Rücksicht auf die fleischverbrauchende Bevölkerung, bei ihren Forderungen und Matznahmen von dem krassesten Eigen- interesse leiten lassen, beweist eine Eingabe, die"der Deutsche Fleischerverband an das ReichSamt deS Innern gerichtet hat. Die Herren Fleischermeister verlangen darin, daß den Vereinigten Staaten von Amerika in dem angekündigten neuen Handelsvertrag weder eine Ermäßigung des Zolls auf Speck , noch die Einfuhr von Büchsenfleisch in das deutsch « Zollgebiet zugestanden wird. Ferner erklärt sich der Fleischerverband entschieden gegen die Er- richtung von Grenzschlachthäusern, insbesondere wenn sie von der amerikanischen Fleischgroßindustrie übernommen werden. Niedrige Vieh- und möglichst hohe Fleischpreise: das ist das hohe Ideal der schlächtermeistcrlichen Schweincpolitik. Bera Bitlow-Liebert.Wegen Betätigung bei den Reichstag». Wahlen zugunsten der Sozialdemokratie" soll acht Russen in Dresden ein Ausweisungsbefehl zugegangen fein. Sicht den Steuerleuten des neuen Kurses ähnlich. ReichShauShalts-Notgesetz. In dar heutigen Plenarsitzung des Bundesrats wurden die AuSschußbcrichte üöer den Entwurf eines Gesetzes, betreffend die vorläufige Regelung deS ReichShmishaltZ für vie Monate April und Mai 1907, sowie über den Entwurf eines Gesetzes betreffend die vorläufige Regelung des Haushalts der Schutzgebiete für die Monate April und Mai 1907 angenommen.- Zu dem KapitelPrügclpädagogik in den preußischen Volks- schulen" ist abermals ein äußerst bezeichnender Fall registrieren. Genosse Franke von der DortmunderArbeiterze ,4�« n g", der am Freitag wegen Beleidigung eines Aplerbeker Lehrers zu 7b M. Geldstrafe verurteilt wurde, hatte sich am Sonnabend noch- mals wegen Beleidigung eines Duisburger Lehrers zu verant- Worten. Der katholische Volksfchullehrer Wehling in Duisburg hatte einen Knaben schwer gezüchtigt, weil dieser von zwei Mitschülern beschuldigt worden war, einen jungen Vogel aus dem Nest genommen zu haben. DieArbeiterzeitung" machte dem Lehrer zum Vorwurf, daß er die Züchtigung vorgenommen habe, ohne sich vorher von der Nichtigkeit der Beschuldigung zu überzeugen. Auch wurde Kritik an der Art der Bestrafung geübt. Der gezüchtigte Junge sagte aus. daß er falsch beschuldigt sn; er habe m Gegenwart seines Vaters auf dem Felde einen noch nicht flüggen Sperling aufgenommen. Diese Aussage wurde durch mehrere Zeugen gestützt. lieber die Art der Züchtigung und deren Folgen äußern sich der Knabe und dessen Mutter übereinstimmend, daß er acht Tage lang die Schule nicht habe besuchen können und mehrere Tage auf dem Bauch liegen mußte, um sich mit kalten Aufschlägen behandeln zu lassen. Der ärztliche Gutachter Dr. Diedrichs war der Meinung, daß von einer eigentlichen Züchtigung gar nicht geredet werden könne, der Junge hätte noch eine schärfere Züchtigung vor­tragen können. Schläge mit einem Rohrstock würden immer Streifen zurücklassen, Und fühlen müsse ein Junge die Strafe, sonst sei dochalles für die Katz". Aehnlich äußerte sich ein Rektor der Schule. - Nach solchen Gutachten stand natürlich fest, daß Arno Franke wieder verurteilt werden würde. Dem Lehrer war nach Ansicht de» Gerichts kein Vorwurf zu machen, denn er hätte sein Züchtigung«- recht nicht überschritten. DaS Urteil lautete auf SOO M.a rkGold- st r a f« eventuell SO Tage Gefängnis. MuoliMÄ. Schweiz . Zum Stadtpräfibenten von Biel wurde, wie uns ein Privat- Telegramm meldet, Genosse Reimann(Arbeitersekretär) mit 101b gegen 1745 Stimmen gewählt. England. Di« Londoner Grafschaftswnhlen haben ein Bild ergeben, da» eine genaue Kopie der letzten deutschen RsichStagSwahlen genannt werden kann. Die Progressisten erlitten eine schwere Niederlage, und dieGemäßigten" auchMunizipal-Nc- former" genannt erlangten eine Mehrheit von 41 Man­daten. Es sind gewählt 78 Gemäßigte, 37 Progressisten, 3 Kandidaten der Arbeiterpartei Uno ein Unabhängiger. Die Gemäßigten gewannen 44 Sitze, die Progressisten ver- loren 47. Dem Munizipalsozialismus ist damit ein em- pfindlicher Schlag versetzt worden, und die Londoner Be- völkerung wird es wohl bald an ihrem Leibe zu spüren be­kommen, was es heißt, wenn in der Kommune eme Partei die Obsrband erhält, welche den Standpunkt vertritt, daß städtische Unternehmungen mannigfaltiger Art privaten Nutznießern auszuliefern seien. Wie es kommen konnte, daß die Lmidoner Wähler init dem Wunizipalsozialismus so gruselig gemacht wurden, daß sie sich zum Block gegen die Progressisten zusammenschweißen baüeg wir hsreit» ja per Sountaasnummer ond&aam gsLeicksk. Auf die einzeln e n Erscheinungen ltt diesem merkwürdigen Wahlkampf werden wir noch zurückzukommen haben.-_ GcwerkfcbaftlicbeB. Die Trabanten des Reichsverbandes. Im ersten hannoverschen Wahlkreise(Stadt Hannover und Linden) wurde bei der Wahl ein nationaler Bürger- kandidat, der sich der k o n s e r v a t i v e n Partei anschließen wollte, der Klempncrmeistcr Plate aufgestellt. Er war der offizielle Kandidat des Reichsverbandes. Für ihn agitierte der deutschnationale HandlnngSgehülfenverband, der besonders unseren Gelverkschaften den Vorwurf politischer Be- tätigung macht, ganz offiziell. Schon während der Wahl- bewegung trat ein Mitglied der Hirsch-Dunckerschc» für den K o n s c r v a t i v e n(!) als einengewerkvereinsfreundlichen"! Mann ein. Die christlichen Gewerkschaften hielten zu den Welsen. Nach der Wahl nun hielt der Reichsverband eine Mitgliederversammlung ab, in der als. bemerkenswerteste Tatsache hervorgehoben wurde, daß zum erstenmal sich auch Vertreter der H ir s ch- D u n ck e r s ch e n und chrtst- lichen Gewerkschaften eingefunden haben I! ' Bemerkenswert ist diese Tatsache freilich und ganz de- sonders noch deshalb. weil der Reichsverband in Hannover nicht weniger als fünf(!) Flugblätter g e g e n die Gewerk- schaftsbcwegung vor der Wahl verbreiten ließ, in denen da» Menschenmöglichste zusammengefälscht worden ist. In einem heißt es, die Gewerkschaften hätten sich zu Feinden der bestehenden Gesellschaftsordnung, der Ar» beitgeber und des bestehenden Staate? gemacht, und diese sind NUN gezwungen, den ihnen angebotene n Kamps aufzunehmen trotz Anerkennung des Ko alit:onS- rechts!". Also Kampf gegen die Gewerkschaften! Um.diesen Kampf auch gegen ihre eigenen Organisationen besser führen zu können, schließen sich der d c u ts ch n ati o n a l e Handlungs- gehülfenverband. dieH ir s ch- D u n ck e rs ch e n und Christ« lichen dem Reichslügenverband an. Denn der Kampf soll geführt werdentros der berechtigten Seiten der Arbeiter- bewegung!" Die genannten Gewerkschaften sind also die Totengräber der Gewerkschaftsbewegung: durch ihren Eintritt in den Reichsverband billigen sie die Vernichtung der Gewerkschaften und durch Unterstützung des konservativen Kandidaten haben sie für die Zertrümmerung der Gewerk­schaften tatkräftig gewirkt. Ihr Verhalten bringt sie in den Verdacht, die Herausgabe jener 5 Flugblätter veranlaßt zu haben. NetteGewerkschaften l" Berlin und Qmgegend. In der Rolle der gekränkte« Unschuld produziert sich der Chef. redakteur derFachzeitung". Dr. L. Muffel mann. Er ver. Lfscntlicht in der neusten Nummer der genannten Zeitung einen mit seinem Namen unterzeichneten Artikel, worin er sich mit einem großen Aufgebot von sittlicher Entrüstung gegen den in Nr. 43 desVorwärts" angeblich gegen ihn erhobenen Vorwurf wehrt. er habe den in der vorigen Nummer derFachzeitung auS- geschlachteten Rachebrief fabriziert. Mit Bezug aus diesen Vor» wurf, den er in unserem Artikel in bezug auf den Rachebrief ge- fundcn zu haben glaubt, schreibt Dr. Müffelmann: .Dies geschieht mir gegenüber von einem Menschen, der sich bei seinem Tun wohlweislich in das Dunkel der Anonymität ver- kriecht und damit einen Standpunkt gewinnt, von dem er mich aus sicherem Hinterhalt mit Schmutz bewerfen kann."_ Mit dieser Phrase also glaubt uns der Dr. Müffelmann niederzuschmettern', der selber in einem anonymen Artikel erst jetzt stellt er sich als dessen Verfasser vor'(!) einen zweifach anonymen Brief man kennt weder Absender noch Empfanger -"sehr zweifelhafter Herkunft benutzt, um gegen die Leitung des Holzarbeiterverbandcs eine schändliche Verdäch- tigung zn schleudern. Wer im Glashause sitzt, daS möge sich Dr. Müffelmann gesagt sein lassen, der soll nicht mit Steinen werfen. Alsanständiger Kollege von der Presse" fühlt sich Dr. Müffelmann gekränkt. Diese Pose wirkt geradezu lächerlich. Keinanständiger Kollege von der Presse" cknd kein anständiger Mensch benutzt anonyme Schriftstücke, deren Herkunft niemand kennt, um damit Männer, die allgemein als ehrenhaft bekannt sind, schmählich zu verdächtigen. Das aber hat Dr. Müffelmann getan und das ist der Vorwurf, dm wir in unserer Nr. 43 gegen ihn erhoben haben. Daß Dr. Müftelmann drn Rachebrief selbst fabriziert habe, ist in unserem Artikel mit keinem Wort ge- sagt. Wir haben cS allerdings als möglich hingestellt, daß daS Machwerl in der Redaktionsstube derFachzeitung" entstanden sein könnte, haben es aber als sehr wahrscheinlich bezeichnet, daß zeinand außerhalb der Redaktion den Brief verfertigt und abgeschickt hat, um den Unternehmcrorganen Stoff zur Vcrleum- dung der Arbeitorganisation zu liefern. Wer mit anonymen Briefen Ehrenmänner zu verdächtigen sucht, der hat kein Recht, sich darüber zu entrüsten, bah man über die dunkle Herkunft der anonymen Sudeleien Vermutungen ausspricht, die dem Verbreite« de? anonymen Machwerks nicht angenehm sind. I» der Ver« teidigung gegen einen Vorwurf, der ihm gar nicht gemacht worden ist, wirbelt Dr. Müffelmann eine große Staubwolke sittlicher Eni- rüstung auf, hinter der er unsichtbar verschwindet, und sich so der Pflicht entzieht, auf den Vorwurf zu antworten, den wir ihm wirklich gemacht haben und den wir hiermit wiederholen: Dr. Müffelmann hat einen anonymen Brief zweifelhafter Herkunft, dessen Verfasser ein Mensch mit sehr niedriger Gesinnung sein muß, benutzt, um, nicht mit klaren Worten, sondern persteckt, aber doch deutlich genug, die Leitung des HolzarbeitervevbandeS der Urheber. schaft des anonymen Briefe» zu verdächtigen. Eine Verteidigung gegen diese Anklage hat Dr. Müffelmann nicht versucht. Such seine Mitredakteure, sowie die sonstigen Leiter der Arbeitgeber« vereine haben noch nicht erklärt, daß sie die haltlose Verdächtigung, welche in ihrerFachzeitung" gegen die Leitung de» Holzarbeiter- verbände» erhoben worden ist, mißbilligen, Diese Feststellung genügt einstweilen. S Die nützlichen Elemente. Seit der Alwsperrung der Antomobilführcr im Berliner Droschkengewerbe vermehren sich die AutomobilunfMe i" den Straßen Berlin » in unheimlicher Weiss. Organisierte Chauffeure sind an diesen Unfällen nicht beteiligt, denn in all den Fällen, wo die Zeitungen solche zu melden wußten, erfuhr die Verbandsleitung nichts von einer Beteiligung ihrer Mitglieder und diese hätten sich zweifelsohne schon um deswillen gemeldet, damit ihnen seitens der Organisation Rechtsschutz zu ihrer Verteidigung gewährt werde. Man kann also die Zunahme der Unfälle nur darauf zurückführen, daß die Straßen Berlins jetzt von ungeübten Streikbrechern unsicher gemacht werden. Ein geradezu entsetzlicher Vorfall ereiänete sich am Sonntag auf dem Wittenberg Platz. Dort fuhr der Führer der Bedag-Droschke 10 003 mit einer plötzlichen Wendung auf daS Trottoir, überfuhr ein fpielopdeS Kind und prallte an die Wand de« Hauses an. Erst dort kam der Wagen zum Stehen. Unter dem Hinterrad hervor holte man dann die Leiche eines etwa IlLährigen Knaben, dem der Kopf durch den schweren Msstckt wortum