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aufteilen und den Preußentag noch auf Pfingsten einzuberufen. Wenn wegen des gleichzeitigen TagenS anderer Organisationen der Preußentag ein bescheideneres Aeußere erhält, so erscheint daS durch- aus erwünscht. Dem Bedenken, daß der Parteitag für den weit« aus größten Bundesstaat dem deutschen Parteitag Abbruch tun könnte, wird schon hierdurch begegnet. Das wichtigste ist und bleibt, daß eine Instanz geschaffen wird, die unter der Kontrolle der preußischen Organisationen ihre ganze Kraft auf das Studium und die Bearbeitung der ausschließlich preußischen Angelegenheiten der- wendet und ihrerseits den Organisationen sowie der Presse daS notwendige Material liefert. Daß diese Aufgabe möglichst lange vor den nächsten Landtagswahlen in Angriff genommen werden muß, liegt auf der Hand. Schon aus diesem Gmnde sollte der Preußentag zu Pfingsten einberufen werden." Genosse Arons zeichnet sodann w großen Strichen die wichtigsten Aufgaben, die die Partei in Preußen zu lösen hat, die Wahlrechts- reform, die Schaffung einer wirklichen kommunalen Selbstverwaltung, die Verweltlichung der Schule, die Trennung von Staat und Kirche. Die Erörterung dieser Aufgaben im gegenwärtigen Moment würde nicht nur die Arbeit der Genossen im Lande befruchten, sondern gleichzeitig den Kritikern der Partei in Deutschland und im Aus- lande.Veranlassung zur Revision ihrer mehr oder minder harten Aeußernngen geben". .Die Machtentfaltung der deutschen Sozialdemokratie", sagt Ge« nosse Arons zur Begründung dieser Meinung,wird vielfach unrichtig beurteilt, indem man die deutschen Verhältnisse als durch das Reichstagswahlrecht �charakterisiert betrachtet. Daß die reaktionären Parteien und ihr regierender Ausschuß das stärkste Bollwerk im preußischen Landtag befitzen, wird vielfach übersehen.... Und doch sind gerade im preußischen Landtag die wichtigsten Aufgaben zu lösen, zeigt gerade die Kritik der preußischen Verhältniffe am klarsten die politische Rückständigkeit innerhalb der deutschen Grenzen, be- weisen gerade die preußischen Zustände, wie schwach und bedeutungslos der Liberalismus i st, dessen Bundesgenossenschaft zu suchen uns unsere gütigen Kritiker raten." Außerdem erscheint es dem Genossen AronS nicht aus- geschlossen, daß der preußische Landtag in diesem Jahre aufgelöst wird. Er schreibt dazu: Die Regierung hat es stets bequem ge- funden, die Erregung der Reichstagswahl und der preußischen Landtaaswahl in dem gleichen Jahre vorübergehen zu lassen.... Eines besonderen Grundes bedarf es dazu(zur Auflösung) nicht; so- gar in parlamentarisch regierten Ländern erfolgt häufig genug die Auflösung nur aus dem Grunde, um einen geeigneten Termin für die Neuwahlen zu haben.... Im Jahre 1873 war der Reichstag bei vollstem Einvernehmen zwischen Regierung und Majorität am 2S. Juni geschlossen worden; am 29. November wurde durch kaiser- lichen Erlaß seine Auflösung ausgesprochen, bevor er wieder zusammengetreten war und obgleich seine natürliche Lebensdauer bis in den März 1374 reichte. Endlich verweist Genosfe AronS darauf, daß in einem Leit- artikcl der.Neuen Zeit" vom 8. Dezember 190S dem Preußentag die Aufgabe zugewiesen wurde, der Beteiligung an den Landtags- Wahlen als einer»unnötigen Kraft- und Zeltverschwendung" endlich ein Ziel zu setzen. Es>ei notwendig, sagt Genosse Arons dazu, .möglichst bald und möglichst lange vor den Wahlen selbst eine Entscheidung zu treffen, damit nicht wieder eine Verwirrung Platz greift, wie vor den Landtagswahlen von 1893". Es würde uns freuen," schließt Genosse Arons,wenn diese Zeilen zu einer Aussprache in der Parteipresse und in den Organi- sationen führen würde, auf Grund deren die mit der Einberufung des Preußentages betrauten Berliner Parteigenossen ihre nur durch die Geschäftslage hervorgerufenen Bedenken zurücktreten ließen und unter Aufhebung ihres Beschlusses den Preußentag auf Pfingsten einberufen würden." Bon den Organisationen. Der Sozialdemokratische Verein Stuttgart hielt am Donnerstag seine Generalver- sammlung ab. Der Bericht deS Vorsitzenden und Kaffierers lagen gedruckt vor. Der Verein hielt, abgesehen von den Wählerver sammlungen, im abgelaufenen Berichtsjahre 17 V e r s a m m> lungen für das ganze Stadtgebiet ab. Außerdem veranstalteten die 13 Bezirke, in die der Verein zerfällt, noch 51 Mitgliederver sammlungen ohne Vorträge, 197 mit Vorträgen und 16 öffentliche Versammlungen. Der Besuch der Mitgliederversammlungen wird im allgemeinen nicht als günstig bezeichnet. Der Mitglieder- st a n d ist jedoch befriedigend. Er wuchs von 3649 auf 4539, also um 899; in den Vorjahren war die Zunahme stets geringer. Auch die Verbreitung der Presse ist günstig zu nennen. Der Abonnenten» stand derSchwäbischen Tagwacht" wuchs im Stuttgarter Stadtge- biet von 6725 auf 8798, so daß jetzt auf je 2,7 Reichstagswähler in der Stadt je ein Abonnement des Parteiblattcs kommt. Ein be> sonderer Zweig der Vereinstätigkeit ist die Agitation für die Er> Werbung des Bürgerrechts. Durch den Verein wurde für 121 Personen die Erwerbung des Staatsbürgerrechts, für 512 die Er Werbung des Gcmeindebürgerrechts und für 231 das Staats- und Gemeindebürgerrecht vermittelt. Zur würftembergischen Land- tagswahl, deren erster Gang am 5. Dezember stattfand, wurden im Stadtgebiet insgesamt 18 Wählerversammlungen veranstaltet, die fast alle sehr besucht waren. Bei dieser Wahl wuchsen die sozial demokratischen Stimmen in Stuttgart von 13846 im Jahre 1899 auf 19 522, also um 5676 49,9 Proz. Am 9. Januar fand der zweite Gang der Landtagswahl, die Landesproporzwahl, statt, vor der noch drei besondere Wählerversammlungcn abgehalten wurden. Am 14. Dezember hatte inzwischen die BürgerauSfchuß- wähl stattgefunden, bei der die Sozialdemokratie mit der Volks- Partei einen gemeinsamen Zettel aufstellte und auf diese Weise von den 16 zu besetzenden Mandaten 8 für die Sozialdemokratie gewann. Bei der Reichstagswahl zählen 19 städtische Bezirke zum 1. württembergischen Reichstagswahlkreis. Für diese fanden 7 Wählerversammlungcn statt. Die Zunahme der sozialdeinokratischen Stimmen betrug im Wahlkreis 2333, wovon 1679 auf den städtischen Teil des Kreises entfielen. Der Kassenbericht dieses arbeitsreichsten Jahres, das der Verein seit langem gehabt, weist eine Einnahme von 19 275,21 M. auf, wovon 12 938,95 M. auf die Mitgliederbei. träge entfallen. Die Ausgaben betrugen 21 242,55, wovon 2872,78 M. an den württembergischen Landesvorstand und 2358,56 M. an den Kreisverein ds 1. württembergischen Reichstagswahltreis(der davon die Hälfte an den Parteivorstand nach Berlin abführte) gingen. Der Bericht spricht sich auch in finanzieller Beziehung über die zu er- wartende EntWickelung der Organisation sehr günstig aus. Am 39. September 1996 zählte der Sozialdemokratische Orts- verein der Stadt Braunschweig 1818 Mitglieder, jetzt dagegen: 2793. In 5 Monaten eine Zunahme von 975 Mitgliedern! Rund 29 Proz. der sozialdemokratischen Wähler vom 25. Januar 1997 in der Stadt sind also politisch organisiert. Im Juli vorigen JahreS hatte das gefamte Herzogtum Braunschweig nur 2679 politisch organisierte Parteigenossen. I» Mecklenburg verbreiteten die Genoffen am Sonntag die Rede Bebels im Reichstag vom 26. Februar, als Sonderbericht der »Mecklenb. Volksztg.', wo sie vorder nach dem stenographischen Be- richt veröffentlicht worden war. Wenn der Reichstag auf Grund der vielen amtlichen Unregelmäßigkeiten die Mandate der.Abgeordneten" Linck- Rostock und Dröscher-Schwerin für ungültig erklärt, so zieht die sozialdemokratische Partei mit ganzer Kraft gegen den Kolonialmischmasch in den Kampf. Rats- syndikus Linck wurde bekanntlich an Stelle des Genossen Herz- feld.gewählt". Fortschritt der Parteipreffe. Im sozialdemokratischen Verein Nürnberg wurde über den Stand des Nürnberger Parteigeschäfts Bericht erstattet und u. a. mitgeteilt, daß die Auflage der. F r ä n k. Tagespost" von Ende Dezember 1995 bis Ende Dezember 1996 von 13 867 auf 17 845, also um rund 4999 Abonnenten gestiegen ist. Zurzeit beträgt der Stand 18 699, ist also in zivei Monaten wiederum uni nicht ganz 899 gestiegen. Die.Fürther Bürgerzeitung" hat um 1999 Abonnenten zugenommen, der gegenwärtige Stand beträgt 6299. Ferner wurde berichtet, daß beabsichtigt ist. ein eigene« Heim für, die Parteidruckerei zu schaffen, das bis spätestens 1. Juli 1998 be­zogen werden soll. Dann sollen auch die in Nürnberg hergestellten nordbayerischen Parteiorgane ein handlicheres Format das des Vorwärts" bekommen, so daß anch der Inhalt Keffer aus- gestaltet werden kann. Die B o l k s st i m m e" zu F r a n k f u r t a. M. teilt mit: .Das Grundstück Großer Hirschgraben Nr. 17 ist nunmehr für 429 900 M. käuflich in den Besitz der Uniondruckerei übergegangen. Ein größerer Umbau des rechten Seitenflügels, wodurch uns zirka 599 Quadratmeter benutzbarer Raum mehr zur Verfügung steht, wird uns in die Lage versetzen, zum Zeitungsdruck eine dritte Rotationsmaschine(eine 32er), für die Akzidenzdruckerei einige Schnell- pressen zu stellen und sonstige zeitgemäße Neueinrichtungen zu schaffen. Mit dem Umbau und den Neuanschaffungen gedenken wir bis Oktober fertig zu werden. Personalien. Am 12. März übernahm Genoffe Kurt Eigner die Ehefredaktion der.Fränkischen Tagespost" zu Nürn - b e r g. Der bisherige Chefredakteur Genoffe Adolf Braun verläßt in den nächsten Tagen Nürnberg , wo er nach seiner Ausweisung aus Preußen drei Jahre am Arbeitersekretariat und fünf Jahre an der .Fränkischen Tagespost" gewirkt hat. Er wird, einem schon lange kundgegebenen Wunsche der österreichischen Genossen folgend, nach Wien überfiedeln, um in die Redaktion der dortigen.Arbeiterzeitung" einzutreten. In die Redaktion der»Weimarschen VolkSzeitnng" trat der Genosse Wilhelm Faber ein. Unsere Toten. In Magdeburg starb am Montag der Genosfe Hugo Gärtner im Alter von 57 Jahren. Er hat unterm Ausnahmegesetz eifrig für die Partei gearbeitet. Er verlor darüber seine Arbeitsstätte, wurde im großen Magdeburger Geheimbunds- prozeß von 1887 zu sechs Monaten und acht Tagen Gefängnis ver« urteilt mid hatte nach seiner Entlassung schwer um seine Existenz zu ringen. Er mußte sich nacheinander» als Flaschenbierhändler. als Kolporteur derVolksstimme" durchschlagen. 1993 fand er eine Stelle als Kassenbote bei der Kaufmännischen Ortskrankenkasse. Bon 1897 bis 1993 vertrat er die Magdeburger Genossen im Stadt- Parlament. Trotz der schweren Sorgen, mit denen er ständig zu kämpfen hatte und der schweren Leiden, die ihm die letzten Monate verdüsterten, ist er der Partei treu geblieben bis zum letzten Atemzuge. Die sozialdemokratische Partei Ungarns veranstaltet am Sonn- tag, den 17. d. M., einen Aufmarsch zum Pctöfi-Denkmal, um dort das Andenken des Vorkämpfers des Proletariats und großen Dichters Petöfi zu ehren. Em Induftnc und ftandel. Deutschlands Außenhandel in Maschinen. In der Generalversammlung des Verbandes deutscher Maschinenbauanstalten referierte Dr. Schrödtec über Maschinen- Ein- und Ausfuhr. Er führte unter anderem aus: Die Einfuhr hat eine Zunahme von 13,7 Proz. gegenüber dem Vorjahre er- fahren, sie betrug 88 936 Tonnen und war größer als die Einfuhr in irgend einem der letzten 5 Jahre, während sie die Höhe wie in der letzten Hochkonjunktur nicht erreichte. Im Jahre 1899 wurden 93 756 Tonnen und im Jahre 1999 199 794 Tonnen fremde Maschinen bei uns eingeführt. Die Maschinenausfuhr im Jahre 1996 erreichte nahezu die Höhe derjenigen des Vorjahres, das die größte bis jetzt dagewesene Ausfuhr aufzuweisen hatte; sie betrug 396 472 Tonnen gegen 399 714 Tonnen im Jahre 1995 und 273 679 Tonnen im Jahre 1994. Wie die einzelnen Länder an der Ausfuhr beteiligt sind, zeigt folgende Aufstellung: 1899 1895 1999 1995 1996 in Prozenten der Gesamteinfuhr Belgien ..... 4,9 5,9 6,0 6,2 4.4 Btalien...... 8.2 4,0 7,8 7,3 13,6 eslerreich-Ungarn .. 17,8 17.9 11,9 19,1 11.3 Rußland..... 16,9 21,2 19,2 13,4 8,4 Rumänien ..... 3,5 1,7 2,3 1,8 1,0 Schweiz ..... 5,5 6,0 4,8 4,6 4,1 Frankreich ..... 9,1 9,2 11,1 7,8 8,2 Großbritannien ... 3,6 2,6 4,3 7,3 4,4 Vereinigte Staaten. 1.3 9,5 1.3 1,5 2,2 Aus diesen Zahlen einen Schluß auf die Ungefährlichkeit der neuen Handelsverträge ziehen zu wollen, wäre mehr als gewagt, denn einmal ist zu beachten, daß wohl manche Sendungen, die be- stimmt waren, noch vor dem Inkrafttreten der neuen Handels- Verträge versandt zu werden, nicht rechtzeitig mehr herauskamen; dann aber auch ist die Konjunktur gegenwärtig in fast allen Ländern eine anormale, und endlich ist der zum Vergleich verfügbare Zeit- räum von zehn Monaten viel zu kurz, um einigermaßen sichere Schlußfolgerungen daraus zu ziehen. Die Ausfuhr nach Rußland . das im letzten Jahrzehnt unser bester Maschinenabnehmer war, ist stark zurückgegangen. Leider sei es nicht möglich, irgend eine Ziffer über die Produktion an Maschinen zu geben. Eine Statistik darüber existiere noch nicht. Verhandlungen über diesen Gegen- stand sind als gescheitert anzusehen. Ein nicht unwesentlicher Teil der Mitglieder des Verein? sei nicht bereit, durch Hergabe der Pra duktionsziffern an der Statistik mitzuwirken. Sechshondertvierundvierzig Mark Reingewinn pro Arbeiter. Die Arenbergsche Aktiengesellschaft erzielte im letzten Geschäfts jähre einen Reingewinn von 8 529 176 M. gegen 2 857 358 M. im Borjahre. Bei einem Vergleich der beiden letzten Jahre ergeben sich folgende Resultate: 1995 1996 Arbeiterzahl........ 5197 5766 Rohgewinn überhaupt.... M. 3 863 628 5 949 591 Reingewinn...... 2 857 858 3 629 176 Rohgewinn pro Kopf der Arbeiter, 743 922 Reingewinn...»>» 659 644 Jeder Arbeiter hat 644 M. Reingewinn erbracht, trotzdem jammert man über Lohnsteigerungen und Begehrlichkeit der Lohn- fronder._ Norddeutscher Lloyd . Die Bruttoeinnahmen des letzten Jahres belaufen sich auf 36 373 589 M. Der Reingewinn beträgt 12 786 579 Mark, im vorigen Jahre 11959 239 M. Die Dividende ist auf 8Va Prozent festgesetzt. DieEintracht", Braunkohlenwerke und Brikettfabriken, weisen pro 1996 einen Ertrag in Höbe von 2 788 999 M.(1995: 2 938 999 Mark) auS. Der Reingewinn beträgt 1 587 999 M, im Vorjahre 1963969 M. Die Dividende gelangt mit 29 Prozent zur Verteilung. Erntestatistik 1L06. In dem ersten Vierteljahrsheft zur Statistik des Deutschen Reichs 1997 werden die Ergebnisse der Erntestatistik für daS Jahr 1996 mitgeteilt und besprochen. an Winterweizen. Sommerweizen Winterspelz Winterroggen. Sommerroggen Sommergerste. . Hafer.... Kleeheu.. Luzerneheu. Wiesenheu. Dem Vorjahre gegenüber beträgt die Mehrernte an Brotgetreide 230 488 Tonnen oder 4- 1,7 Prozent. Sommergerste und Hafer, die hauptsächlich zur tierischen, in gewissem llmfange aber doch auch zur menschlichen Ernährung dienen, ergaben zusammen ebenfalls eine Mehrernte von 2 974 233 Tonnen oder+ 21,9 Prozent. Auch Klee -, Luzerne- und Wiesenheu ergab einen Mehrertrag von 5114 355 Tonnen oder-s- 13,7 Prozent. Dagegen betrug die Minderernte an gesunden Kartoffeln 3 774 445 Tonnen oder 3,4 Prozent. Für das Erntejahr vom 1. Juli 1995 bis 39. Juni 1996 standen für menschliche und tierische Ernährung und gewerbliche Zwecke zur Verfügung auf den Kopf der Bevölkerung an Roggen 149,9, an Weizen 92,8, an Spelz 7,9, an Gerste 73,4, an Hafer 112,7 und an Kartoffeln 687,9 Kilogramm. Der Erntestatistik sind zehn schematische Karten und eine Tafel graphischer Darstellungen über die Ernteverhältnisse der wichtigsten Früchte beigegeben._ Die Ausfuhr der schweizerischen Uhrenindustrie im Jahre 1906 betrug 169 491 627 Frank gegenüber 131 299 418 Frank in 1905, im ersteren also um Uber 19 Millionen Franken mehr. Mit den 159 Millionen hat die schweizerische Uhrenindustrie daS bisherige Ausfuhrmaximum erreicht. Die eidgenössischen Kontrollämter haben 818 565 goldene(1905: 661 688) und 3 497 213 silberne(3 937 242) Uhrenschalen abgestenipelt, total 4 225 776(3 698 939) Stück. Expor- tiert wurden 4 462 971 Nickel- und Metall- sowie 3 135 991 Silber- uhren, ferner eine Menge Uhrenschalen und andere Teilstücke. Die gute Geschäftslage in der Uhrenindustrie dauert ungeschwächt fort. Soziales. Eine Ausweisung. Anläßlich eines Streiks in Czersk, woran mehrere hundert Arbeiter beteiligt waren, hatte sich der Tischler O. bei Reibungen mit Arbeitswilligen hinreißen lassen, einen solchen zu schlagen. Die allgemeine Erregung in Czersk wuchs, als galizische Streikbrecher von denFörderern des nationalen Geistes" importiert wurden. Es erfolgte eine große Menschenansammlung. O. äußerte in der Menge, er werde die Fabrik in der Nacht an- stecken. Diese offenbar nicht ernst zu nehmende Aeußerung stempelte indeffen das Landgericht in einem Strafverfahren gegen O. zu einer Drohung mit einem Verbrechen in einer den öffentlichen Frieden gefährdenden Weise. O. wurde wegen dieserDrohung" und wegen Körperverletzung zu einem Jahre Gefängnis verurteilt. Nachdem er im vergangenen Jahre in Berlin an- gezogen war, wurde er auf Grund des§ 2 des vorsintflutlichen Gesetzes über die Ausnahme neuanziehender Personen von 1842 aus Berlin und den anschließenden Ortschaften ausgewiesen. Nach dem S 2 kann die Landespolizeibehörde,wenn fie es nötig findet, einen entlassenen Sträfling von dem Aufenthalte an gewissen Orten ausschließen. Hierzu ist sie jedoch nur in Ansehung solcher Sträflinge befugt, welche zu Zuchthaus oder wegen eines Verbrechens, wodurch der Täter sich als ein für die öffentliche Sicherheit oder Moralität gefährlicher Mensch darstellt, zu irgend einer anderen Strafe verurteilt worden oder in einer Korrektionsanstalt eingesperrt gewesen ist.". Der Oberprnsident verwarf die Beschwerde deS Mannes, der sich inzwischen verheiratet hat und eine gute Stellung in Berlin einnahm. Das Oberverwaltungsgericht hat jetzt auch seine Klage abgewiesen. Die Begründung ging dahin: Der Verwaltungsrichter habe nicht die Notwendigkeit oder Angemessenheit der Ausweisung nachzuprüfen, sondern nur ihre Recht- Mäßigkeit. Rechtmäßig sei sie aber. Es muß immer wieder die Forderung erhoben werden: Fort mit diesem Gesetz vom 31. Dezember 1842! Vo» der biß ins hohe Alter gesicherten Existenz. Vor dem Schöffengericht in Halle sollte am Dienstag der be- jährte Aufseher Otto Rost in alsDieb" erscheinen. DerAn- geklagte" hatte sich jedenfalls aus falscher Scham vom Erscheinen zur Hauptverhandlung entbinden lassen und zu Protokoll erklärt, daß er, nachdem er aus dem Rittergute in Hohenturm 29 Jahre fleißig gearbeitet und sich gut geführt habe, plötzlich entlassen und wegen Diebstahls denunziert worden sei. weil er dem Rittergutsbesitzer Weizen und Spreu im Werte von 2 Mark weggenommen haben soll. Als Schwurzeuge war ein junger Verwalter erschienen, den der Richter mit den Worten anredete:«Sagen Sie einmal, erschien das, was da vorlag, ausreichend, einen Mann, der 29 Jahre im Dienste ist, deshalb zu denunzieren und zu entlassen?" Zeuge: Ja, wir hielten das für angemessen." Richter:So?" Der Amtsanwalt bedauert, daß der Mann nach 29 jähriger Tätig. keit entlassen und auch noch um einen Wert von 2 Mark denunziert worden ist; es liege aber Diebstahl vor. Das Gericht bestrafte den Mann unter Ausdrücken des Bedauerns mit der niedrigst zulässigen Strafe von einem Tage Gefängnis. Sollte die seitens der Gutshcrrschaft erstattete Anzeige nicht ge« eignet sein,verschiedene Klassen der Bevölkerung in einer den Frieden gefährdenden Weise anzureizen?" »cbwng! Lederarbeiter! Freitag, den 15. d. M.. abends 8 Uhr, im Marienbad . Badstraße 35/86 Oeff entliehe Versammlung aller in der Lederfabrikation beschäftigt. Arbeiter». Arbeiterinnen, als Weißgerber, Lohgerber, Färber, Handschuhmacher nsw. Tage«-Ordnung: Bortrag mit Borführung von Licht« bilder» über Nervenkrankheiten, Neurasthenie. DeS außerordentlich ivlchtigen Vortrages wegen ist zahlreiches imd pünktliches Erscheinen notwendig. Der Vorstand. Neu erschienene Broschüren: Die materialistische GesehichtsauHassnng. Leichtfatzlich dargestellt von Hermann Greulich . Zweite, durchgesehene Auslage. Preis 85 Pf. Äie Sozialdemokratie und die Wahlen zum deutschen Reichstage. Von Paul Hirsch und Bruno Borchardt . Mit einer farbigen Ueberstchtskarte und zwei graphischen Darstellungen. - Preis 1 Mk.- Reitlings-Fremdwörter und politische Sehlagworte. Verdeutscht und erläutert von Adolf Brann. Zweite, bielsach verbesserte und wesentlich vermehrte Auflage. - PretS S« Pf.- LxpsSMon desVorwärts", Serlln SW. SS Ltudenftr. 69. Laden« 233/9*