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tlOOOOO Flugblätter. Die mündliche Agitation durch Versamm- iluugen wird außerordentlich erschwert durch den Lokalmangel» der- ursacht durch klerikale und behördliche Saalabtreibungen. Das Zentrum spielt sich als Hüter und Schützer der Volksrechte auf und fordert für sich Toleranz und immer wieder Toleranz. ES selber aber arbeitet in solchen Orten und Gegenden, wo es noch unein- geschränkt herrscht, gegen die sozialdemokratische Agitation mit den brutalsten und gemeinsten Mitteln. Daß alle Schwierigkeiten den Vonnarsch der Sozialdemokratie nicht aufhalten, zeigen die angc- führten Zahlen und Tatsachen. In der sich an die Berichte des AgitationskomitecS anschließen- den ausgiebigen Diskussion wurden zahlreiche Anregungen und Wünsche laut, die auf die künftige Agitation fruchtbar einwirken werden. Eine Anzahl Anträge, die sich auf die Werbearbeit be- ziehen, wurden dem Agitationstomitee zur Berücksichtigung über- wiesen. Es wurde von den Diskussionsrednern wiederholt die Wichtigkeit der Kleinagitation betont, und vielfach wurde die Teil- uahmslosigkeit der gewerkschaftlich Organisierten gegenüber der politischen Arbeiterbewegung beklagt. Ferner wurde gefordert, an- gesichts der Lügen der Gegner erneut durch Schriften und Ver sammlungen Aufklärung über die wirkliche Stellung der Soziab demokratie zur Religion zu schaffen. Es wurde ein dahinzielendcr Beschluß gefaßt. Ueber den internationalen Kongreß 1907 in Stutt gart referierte Meerfeld (Köln ). Der Parteitag beschloßt zwei Delegierte zu entsenden und wählte als solche die Genossen H 0 f r i ch t e r und Meerfeld. Dann folgt« ein sehr instruk tiver Bortrag des Genossen B. Müller(Köln ) über die für die Agitation und Organisation wichtigen gesetzlichen Bestimmungen. Hieran schloß sich ein Vortrag des Genossen H o f r ich t e r über die jüngsten Reichstagswahlen. Der Vortrag so wohl als auch die daran anknüpfende Diskussion zeigten, daß die Parteigenossen gar nicht daran denken, sichniedergeritten" zu fühlen. Niemand nahm den Wahlausgang tragisch? wohl, aber war jeder Redner bestrebt, die nötigen Lehren aus den Erfahrungen zu ziehen. Insbesondere wurde die Notwendigkeit betont, syst« matisch daran zu gehen, die für die Sozialdemokratie bei den Wahlen gewonnenen Anhänger zu überzeugten und zielklaren Parteigenossen zu erziehen. Als Ort, wo das künftige Agitationskomitee seinen Sitz haß wurde wiederum Köln , als Ort des nächstjährigen Provinzial- Parteitages O b e r st e i n(Fürstentum Birkenfeldj bestimmt. Der Leiter, Genosse Honrath(Aachen ), schloß den Parteitag mit einem Rückblick auf die gediegenen, von brüderlichem Geiste getragenen und zu besten Hoffnungen berechtigenden Verhandl lungeiu_ Borbereitungeu zur Maifeier. Die Nürnberger Zahlstelle des Verbandes der Bau» üülfsarbeiter beschloß, den Wcltfeiertag durch vollständige Arbeitsruhe zu begehen. Wer gezwungen ist zu arbeiten. wurde verpflichtet, 1,S0 M. in die Lokalkasse zu bezahlen. Die Zahlstelle hat seit Beendigung der Bewegung m 14 Tagen über 800 Neuaufnahmen gemacht und zählt jetzt mehr als 1400 Mit' glieder._ Vom Fortschritt der Presse. DieAltenburger Volkszeitung" ist am l. April in oen Besitz einer aus vier Personen bestehenden Gesellschaft m. b. H. übergegangen. Die Firma heißt:Altenburger Volkszeitung Stritzke u. Co. In das Eigentum der Gesellschaft ist auch das in der Frauenfelsstraße gelegene Haus Nr. 4 übergegangen. Damit ist dieAltenburger Volkszeitung" in den Besitz eines eigenen Heims gelangt, das infolge des sich stetig erweiternden Geschäftsbetriebs sich als unumgänglich notwendig erwies. Sckion längst waren die bisher geniieteten Räume unzulänglich, und schon lange hatte man sich mit dem Gedanken der Erwerbung eines eigenen Heims ge- tragen._ Sozialistische Kinder-SonntagSschulen. In England haben die Kindec-SonntagSschulen der Partei sich als sehr gutes AgitationS mittel erwiesen. Der e r st e Mai soll diesmal in London auch von den Kindern festlich begangen werden. Man lvird sie nach dem Hydepark führen und dort spielen lassen. Die Mittel dazu sollen durch freiwillige Sammlungen aufgebracht werden. In Glasgow bestehen heute schon 13 sozialistische Schulen, die darauf ausgehen, eigene Liederbücher und eigene, von freiem Geist erfüllte Schulbücher einzuführen. polireiUcbes, Lcrlcbtllcbes uftv. Wahrung berechtigter Interessen hat das Amtsgericht München I derMünch en er Post" bezw. dem Genossen Gr über als verantwortlichen Redakteur zugebilligt in einem Beschluß, der die Zulassung der Privatklage einer Tiefbaufirma gegen dieMünchener Postl ablehnt. Die.Münchener Post" hatte vor Zuzug gewarnt und die Arbeitsbedingungen der Firma kritisiert. Das Gericht er- klärte:- Den von den Privatklägern angestellten Arbeitern kann unter keinen Umständen das Recht abgesprochen werden, eine Verbesserung ihrer Lage anzustreben. Aeußerimgen, die zu diesem Zwecke gemacht werden, dienen zur Wahrung berechtigter Interessen und sind darum nur strafbar, wenn aus ihrer Form oder aus den Umständen, unter denen sie gemacht werden, das Vorhandensein einer Beleidigung sich ergibt.(R.-St.-G. B. Z 193.) Der Beschuldigte befindet sich in der gleichen Rechtslage. Er ist Redakteur eines Blattes, das sich die Vertretung der Interessen der Arbeiter zur besonderen Aufgabe gemacht hat. Unter diesen Um- ständen sind seine Aeußerungen, die diesem Zwecke dienen, ebenso zu würdigen, als wären sie von den unmittelbar Beteiligten selbst gemacht, und stehen in der gleichen Weise unter dem Schutz des A 193 des Reichsstrafgesetzbuches. Das Vorhandensein einer Beleidigung läßt sich im vorliegenden Falle weder ans der Form der Aeußerung noch aus ihrem Zusammen hange entnehmen. Die Aeußerung ist sachlich gehalten, der Zusammen hang läßt eine beleidigende Absicht nicht erkennen, eS liegt auch kein Nachweis dafür vor, daß die darin enthaltenen Behauptungen wider besseres Wissen aufgestellt find. Sie sind somit nicht für strafbar zu erachten...." Es komint leider recht selten vor, daß von deutschen Gerichten solche vernünftige Entscheidungen ergehen. Eine unbefugte Rede. Der Genosse W. Schulz ans Frank­ furt a. O. legte am 24. Februar d. I. bei der Beerdigung seines Kollegen Wilhelm Droge in Kunersdorf einen Kranz auf dem Grabe des Verstorbenen nieder, indem er dabei sagte:Im Namen Deiner Organisation lege ich hier diesen Kranz nieder!" Auf An- trag der Staatsanwaltschaft erhielt er am 17. März er. einen amts- richterlichen Strafbefehl über 6 M. Geldstrafe oder 2 Tage Haft zugestellt, w�il er unbefugt am Grabe eine Rede gehalten habet_ Straffreiheit für Wahl- und Urkimdenfälscher? In Nr. 23 unseres Blattes hatten wir von einem besonders flagranten, aber auch typischen Fall von schamloser Verletzung des Wahlgeheimnisses aus dem Kreise LandSberg-Soldin be- richtet. Die Wahlkouvcrts wurden in einem Dorfe unter Miß- achlung des Gesetzes nach der Reihe in einemUrne" benannten Kasten aufeinander aufgeschichtet. Dann wurde dieUrne" umgestülpt und fein säuberlich in umgekehrter Reihe als die Stimm- zettel abgegeben wäre», die Stimmzettel vom Wahlvorsteher zur Ver- lesung gebracht. Ein Untergebener des Wahlvorstehers führte eine Neben- liste, notierte erst der Reihe nach die Wähler, die die Stimmen abgaben, und setzte während der Verlesung der Stimmzettel den einzelnen Namen hinzu, wen der einzelne gewählt hatte. Diese dreiste Ver- Wandlung der geheime» Wahl in rwe öffentliche wurde von einem Genossen entdeckt. Der Tatbestand wurde neben anderen Wahlbeeinfluffungen zum Gegenstand eines Wahlprotestes ge- macht und diesem Wahlprotest die Liste beigefügt. Außerdem machte der Entdecker dieser Wahl- und Urkundenfälschung, Schuh- machcrmeister Hermann Behrend in Cladow i. M. Anzeige bei der Staatsanwaltschaft. Von dieser erhielt er dieser Tage folgende Antwort: Auf Ihre Anzeige vom 7. d. M. wegen Verletzung des Wahl- gehcimnisses einzuschreiten bin ich nicht in der Lage, da darin eine nach den Strafgesetzen zu ahndende Handlung nicht liegt. Ich muß es Ihnen überlassen, sich wegen etwaiger Anfechtung der Wahl an die zuständige Stelle zu wenden. Name unleserlich. Diese verblüffende Antwort der Staatsanwaltschaft ist nur durch die Annahme erklärlich, der Anzeigende habe den Tatbestand nicht völlig geschildert oder der Staatsanwalt habe die Darstellung falsch aufgefaßt. Liegt der Tatbestand so, wie wir ihn hier wiederholt geschildert haben, so liegt eine ebenso niederträchtige wie straf- bare Handlung vor, die der Staatsanwalt von Amtswegen zu ver- folgen verpflichtet ist. Nach der Verfassung(Artikel 20) geht der Reichstag aus allgemeinen und direkten Wahlen mit ge heimer Abstimmung hervor. DaS Wahlgesetz und das Wahl reglement betonen nochmals diesen Grundsatz. DaS Wahlreglement hat zur Sicherung des Wahlgeheimnisses die Wahlkuverts und die Jfolierräume eingeführt. Es ist ausdrücklich vorgeschrieben (8 11 des Wahlreglements), daß Vorsorge dafür zu treffen ist, daß der Wähler unbeobachtet seinen Stimmzettel in den Umschlag zu legen vermag. In dem Protokoll ist zu beurkunden, daß der Wähler seinen Stimmzettel unbeobachtet in den Um schlag steckte." Ein Beamter, der in striktem Gegensatz hierzu, zwar wie vorschrieben, protokolliert, in der Tat Vorkehrungen trifft, durch die sich ermitteln läßt, wie der Wähler gestimmt hat, macht sich einer mit Zuchthausstrafe bedrohten Wahlfälschung und Urkundenfälschung schuldig. Schon die Aufl einanderschichtung der Kouverts und das Abheben der selben in der geschilderten Weise ist eine solche straf- bare Handlung. In dem Fall, dessen Straffälligkeit der Staatsanwalt nach dem oben abgedruckten Bescheid verneint zu haben scheint, tritt noch das komplottmäßige Zu sammenarbeiten des Nebenlisten-FührerS mit den Leuten des Wahlvorstandes hinzu. Es muß verlangt werden, daß die be schriebene» Verbrechen zur strafrechtlichen Verantwortung gezogen werden. Hoffentlich legt der Antragsteller event. bis zur letzten Instanz Beschwerde ein, denn unsere Rechtszustände können noch nicht so weit gesunken fein, daß Verbrechen und Vergehen wie die in Rußland von der Hallunkenschaft der schwarzen Hundert begangenen Frevel straflos bleiben, weil sie gegen Bolksrechte ausgeübt sind. Die Kassation der Wahl allein reicht nicht aus, um den schamlosen, insbesondere auf dem platten Lande vorgenommenen Wahlfälschungen ähnlicher Art für die Zuluuft einen Riegel vorzuschieben. Der Nerbandstag der Porttfeuiller. Am fünften und letzten VerhandlungStage wurde zunächst die Debatte über den AbsatzZahlstellen" des Statuts fortgesetzt. Sie führte dazu, daß gegen 2 Stimmen ein Antrag von Heller- Oftenbach aingenommen wurde, wonach die Gehälter der Lokal- beamten und die Unterhaltungskosten der Bureauräume der Zahl- stellen aus der Zeutralkass« bestritten werden. Ferner wurde gegen vier Stimmen beschlossen, daß die Zahlstellen 10 Prozent der Verbandsbeiträge statt bisher 15 Prozent am Ort be- halten sollen. Die Summen, die infolge dieses Beschlusses den Zahlstellen verbleiben, werden sich kaum verringern, da die Herab- setzung des Prozentsatzes durch die beschlossene Beitragserhöhung ausgeglichen wird. Der Abschnitt über den Verbandstag bleibt im allge- meinen wie im alten Statut bestehen. Der Verbandstag findet alle drei Jahre während der Osterwoche statt. In außerordent- lich dringenden Fällen können VcrbandSvorstand und Ausschuß auch in der Zwischenzeit einen Verbandstag einberufen. Unter den Angelegenheiten, die der Berbandstag zu erledigen hat, wurde neu aufgeführt, daß er den Ort, wo der nächste ordentliche Ver- bandstag stattfinden soll, festzusetzen hat. Außerdem wurde statt: Je 150 Mitglieder haben das Recht,«inen Delegierten zu ent- senden," gesetzt:Je 200 Mitglieder". An dem AbschnittUrabstimmung" wurden wesentliche Aenderungen nicht vorgenommen. Die grundlegenden Bcstim- mungen lauten: Urabstimmungen werden anberaumt: 1. Vom Verbandstag in Fällen, wo das Urteil der gesamten Mitgliedschaften von Wichtigkeit erscheint. 2. Vom Verbandsvorstand und Ausschuß zur Erledigung dringender Fragen, die den Verband in seiner Gesamtheit berühren, die Anberaumung eines Verbandstages aber nicht tunlich erscheint. Bei allen Abstimmungen entscheidet die absolute Majorität, jedoch bleibt es dem Verbandstag vor- behalten, in besonderen Fällen ein anderes Abstimmungs- Verhältnis festzusetzen." Die Abschnitt«B e r u f S st a t i st i k" undPresse" bleiben bestehen wie im alten Statut. Ein Antrag, die Pretzkommission abzuschaffen, wurde abgelehnt. Die Schlußbestimmungen des Statuts nahm der Verbands- tag in der vom Verbandsvorstand vorgeschlagenen Fassung an. Sie sind gegenüber dem alten Statut in einzelnen Punkten er- gänzt und verbessert. Hierauf wurde daS Strrikreglement zur Beratung gestellt. Der Entwurf, den der Verbandsvorstand ausgearbeitet hat, wurde ohne längere Debatte angenommen. Die Streikunterstützung wird erhöht und zwar für weibliche Mitglieder von 6 auf 7 Mark, für männliche ledige Mitglieder von 9 auf 12 Mark und für männliche verheiratete Mitglieder von 12 aus 15 Mark. Für sedes Kind wird außerdem 1 Mark pro Woche gezahlt. Im übrigen sind die Bestimmungen des Streikreglements inhaltlich dieselben wie im alten Statut, doch sind sie genauer und übersichtlicher abgefaßt. Am Wahlreglement nahm der Verbandstag keinerlei Aende- rungen vor. Damit war die Statutenberatung beendet. DaS neue Statut wurde dann auch im ganzen vom Verbandstag angenommen. Die erhöhten Beiträge sollen vom 1. Juli 1907 ab gezahlt werden; die erhöhten Unterstützungssätze treten am 1. Oktober 1907 in Kraft. UnterAllgemeinen Anträgen" wurden Beschlüsse von größerer Bedeutung nicht gefaßt. Ein Antrag, mit Rücksicht auf die starke Ausbreitung der LungentuberkuloseDie sanitären Zustände in den Fabriken und Werkstätten der Portefeuilleindustrie" auf die Tagesordnung des nächsten Verbandstages zu setzen, wurde dem Verbandsvorstand überwiesen. Beim nächsten Punkt der Tagesordnung: Wahlen wurde lu- nächst darüber beraten, ob ein zweiter Verbandsbeamter dauernd an- gestellt werden soll. Der Berbandstag beschloß, vorläufig von der Anstellung eine« zweiten Beamten abzusehen; sollte sich jedoch während der Tarifvewegung die Anstellung notwendig machen, so ist die Stellung auszuschreiben. Dann wurden die Gehälter /estgesetzt und zwar für den Geschäftsführer(Verbands- Vorsitzenden) auf 2400 M., steigend nach dem ersten Jahr um 100 M., dann um 50 M. jährlich bis zum Höchst- geholt von 3000 M.; für den eventuell anzustellenden zweiten Verbandsbcamten und für die Lokalbeamten auf 1800 M., steigend jährlich um 100 M. bis zum Gehalt von 2100 M., dann um 50 M. bis zum Höchstgehalt von 2400 M. Die Beiträge zur Kranken- und Jnvalidenkosse werden ganz, die zur Unterstützungsvereinigung zur Hälfte von der Verbandskasse gezahlt. Das Amt des Berbandsvorsitzenden und Redakteurs soll auch fernerhin von einer Person verwaltet werden. Der Sitz des Ver- bandes ist nach wie vor Offenbach a. M. Als Verbandsvorsitzender und Redakteur wurde Hermann Weinschild einstimmig wieder- gewählt. Als Verbandskassierer wurde Johann Buch gewählt. Der Sitz des Verbandsausschuffes bleibt in Berlin . Als Ausschuß- Vorsitzender wurde Hermann Wolf gewählt. Dem bis zu diesem Verbandstage provisorisch angestellt gewesene Kassierer Eisig. der eine Wiederwahl abgelehnt hatte, soll das Gehalt für die kommenden 14 Tage Weiler bezahlt werden. Ein Antrag, dem Holzarbeiter-Verbande als Sympathiebezeugung für den Kampf gegen die Anmaßungen der Unternehmer 1000 Mark zu geben, wurde dem Berbandsvorstande zur Berücksichtigung überwiesen, nachdem der Verbandsvorfitzende Weinschild erklärt hatte, daß der Verbandsvorstand sich bereits mit dieser Frage befaßt hat und eventuell über diese Summe hinausgehen will. Irgend ein Gesuch seitens der Holzarbeiter liegt übrigens nicht vor. Im übrigen wurden beim letzten Punkl der Tagesordnung: Anträge und Verschiedenes", Beschlüsse von allgemeinem Interesse nicht gesaßt. Als Ort für die Abhaltung des nächsten ordentlichen Verbandstages wurde Offenbach gewählt. Damit waren die Arbeiten des zweiten Vcrbandstages der Portefeuiller erledigt. In kernigen und anfeuernden Worten sprach der Verbandsvorsitzende Weinschild seine Genugtuung über den guten Verlaus und die ftucht» bare Tätigkeit des Verbandstages aus und forderte zu weiterer unermüdlicher Arbeit für den Verband wie für die Ziele der Arbeiter» bewegung auf. Nachmittags 4 Uhr wurde der Verbandstag mit Hochrufen auf die Organisation und die moderne Arbeiterbewegung geschlossen. 6. ordeutliche Gevkralverssimmlung des Verbaudes der Kupferschmiede. Breslau , 3. April 1907. In Breslau tagt zurzeit die sechste Generalversammlung deS Verbandes der Kupferschmiede. Neben einer Reihe für den Ver- band selbst wichtiger Fragen steht die für weitere Kreise wichtige Frage des Anschlusses an den Deutschen Metallarbeiterverband auf der Tagesordnung. Dienstag, abends 8 Uhr, fand imKühlen Strand der Oder" die Begrützungsversammlung statt. Als Vertreter des Hauptvorstandes sind Friedrich Bischof und Emil L i n d n e r- Hamburg, als Vertreter des Ausschusses Wilhelm Christiansen» Kiel anwesend. Eingeleitet wurde die Versammlung durch einen Gesangs- Vortrag des MännergesangvereinsLiederhort", der auch im weiteren Verlaufe des Abends noch mehrere Lieder zu Gehör brachte. Der Vorsitzende des Hauptvorstandes» Friedrich Bischof- Hamburg, eröffnete hierauf die Sitzung mit einer kurzen Be- grüßungsansprache. Hierauf ergriff der Vorsitzende der Ortsgruppe Breslau , Albert Sperling, das Wort. Er begrüßt die Kollegen, die zum Teil wohl Bedenken getragen haben mochten, ob sie hier nach dem Osten, nach der russischen Grenze, zu kommen vermochten nach alledem, was die Presse im vorigen Jahre aus Breslau hinaus» zutragen hatte. In ihrer freien Zeit würden sie sich wohl aber davon überzeugen können, daß es in Breslau besser ist als sie sich gedacht haben. Die Kupferschmiede haben sich hier bereits in den achtziger Jahren, noch unter dem Sozialistengesetz, zusammen- gefunden, aber nur unter großen Mühen und Opfern konnte die Organisation festen Fuß fassen. Sie hatte Kämpfe mit der damals noch existierenden Bruderschaft und vor allen Dingen auch solche mit der Polizei zu bestehen. Der Gründer und erstmalige Vor- sitzende der Filiale, K ö p k e, ist noch bis zum heutigen Tage Mit- glicd. In den neunziger Jahren wurde die Bruderschaft auf- gelöst und ihre Mitglieder traten zum Verband über, mit Aus- nähme der in den königlichen Werkstätten beschäftigten Kollegen. Unter lebhaften Beifallskundgebungen erörterte Redner hieraus die Entwickelung der politischen Arbeiterorganisation in Breslau . Diese EntWickelung ist zum guten Teile denen zu verdanken, die glaubten, durch ein möglichst scharfes Vorgehen die Bewegung zu sprengen. An der Metallarbeiterausspcrrung im vorigen Jahre, die die Polizeischlacht am Stricgauer Platze, die Verwundung un- zähliger Personen und die Handabhackerei mit sich brachte, waren 30 Kupferschmiede beteiligt. Die Aussperrung traf Familienväter, die oft mehr als 30 Jahre in einem Betriebe gearbeitet hatten, als ein besonders schwerer Schlag. Von ihrer Organisation aber ließen sie sich nicht abschrecken. Die Einführung eines Tarifes hat den Breslauer Kupferschmieden eine kleine Lohnerhöhung gebracht. Redner verweist sodann auf die freundliche Begrüßung, die die Volkswacht" der Generalversammlung gewidmet hat. Im allge- meinen ist in Breslau Rodearbeit zu leisten. Hier erhalten die zurückgebliebenen Elemente die erste Schulung, in anderen Städten lernt man sie bereits als bessere Kräfte kennen. Zum Schluß wünscht Redner, daß die Versammlung ihre Arbeiten zur Zu- friedcnheit der Mitglieder erledigen möge. Zu Vorsitzenden wurden darauf Bischof- Hamburg und S a u p e- Magdeburg, zu Schriftführern Rabe- Dresden und Segel- Dortmund, sowie zur Führung der Rednerliste Gart- mehr- Nürnberg und Christiansen. Kiel bestimnit. Hierauf gelangten eine Reihe von Formalien. Festsetzung der Geschäftsordnung, Wahl verschiedener Kommissionen usw. zur Er- ledtgung. Beschlossen wurde dabei, das Referat über die Frage des Anschlusses an den Metallarbeitcrverband an Scholz. Hamburg und das Korreferat an Hecht- Berlin zu übertragen. » Er st er Verhandlungstag. Begrüßungsschreiben sind eingegangen von Sumatra , sowie aus Kehl (Strahburg), Brandenburg , Ro stock, Danzig und Halle(Saale) . Den Verhandlungen wohnt der Vorsitzende des dänischen Verbandes der Kupferschmiede, I. C h r i st e n s e n- Kopen- Hagen, bei, der vom Vorsitzenden der Versammlung mit warmen Worten begrüßt wird. Der Bericht des Vorstandes liegt gedruckt vor. Bischof- Hamburg gibt dazu noch einige er gänzende Erläuterungen. Die vorige Generalversammlung fand am Ende einer Periode des wirtschaftlichen Niederganges statt Die ungünstige Konjunktur hatte auf die Verhältnisse in der Organisation äußerst ungünstig eingewirkt. Das Vermögen betrug nur noch etwa 18 000 Mark, das sich auf die verschiedenen Filiale, verteilte. So hat sich der Vorstand veranlaßt gesehen, eine Anleihe in Höhe von zehntausend Mark aufzunehmen. Die Hamburger Generalversammlung führte daraufhin eine staffelweise Regelung des Untcrstützungswescns ein. Inzwischen hat sich unter einer günstigen Geschäftskvnjunktur die Zahl der Arbeitslosen und damit Unterstützungsbedürftigen erheblich gemindert. Alle diese Umstände haben dazu geführt, daß das Vermögen des Verbandes wieder au, 91 000 Mark angewachsen ist. Von den großen wirtschaftlichen Kämpfen an der Unterweser , in Süddeutschland , SchleSwig-Holstein Berlin , Breslau , Dresden , Braunschweig , Hannover usw. wurden auch Mitglieder deS Kupferschmiedeverbandes in Mitleidenschaf» gezogen, jedoch nicht in übermäßig großer Zahl. So war es de Organisation möglick, die in die Kämpfe mit hineingezogener Kollegen in bester Weise zu unterstützen. Auch den kämpfender Arbeitern anderer Berufe gegenüber hat der Verband sein Schuldigkeit getan. Die Zahl der Filialen stieg in der verflossenen Geschäftsperiode von 78 auf 88, die Zahl der Mitglieder von 320 auf 4100. Schon die vorige Generalversammlung war von de Notwendigkeit der Anstellung eines weiteren VorstandSbegmte.