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Sberzeugt, und nur aus finanziellen Gründen mußte damals eine solche Anstellung unterbleiben. Bei der vorjährigen Maifeier aber wurde der Kassierer des Verbandes, Kollege Müller, während der Erfüllung seiner Pflicht plötzlich krank und mußte sechs Wochen das Bett hüten. Es mußte eine Hülfskraft angestellt werden, und als solche wurde Kollege Bernhard Schulz ausersehen. Diese Hülfs- kraft ist bisher beibehalten worden. Das Kartcllverhältnis zu den Bruderorganisationen in Oesterreich und in Budapest fand seine Erledigung dadurch, daß sich diese Organisationen mit dem öfter- reichischen Metallarbeiterverbande verschmolzen. Gegenwärtig be- steht noch ein Kartellverhältnis zum dänischen Verbände der Kupfer- schmiede, das sich in recht erfreulicher Weise entwickelt. Der dänische Verband hat auf seiner Generalversammlung seine ge- samten Einrichtungen denen des deutschen Verbandes entsprechend gestaltet, so daß insbesondere die reisenden Kollegen beider Organi- sationen im Auslande die Unterstützung in gleicher Weise erhalten, wie in ihrem Lande. Das Organ des Verbandes, derKupfer- schmied", erscheint seit 1893 alle vierzehn Tage. Im Zeitalter der Plötzlichkeiten sei es notwendig, daß sich der Verband nun ein wöchentlich erscheinendes Organ schafft. Lindner-Hamburg erstattet hierauf defl Kassenbericht, der ebenfalls im Druck vorliegt. Der Verband vereinnahmte in der letzten Geschäftsperiode an Beiträgen 281 947,49 M. Ins­gesamt balanzieren Einnahme und Ausgabe mit 325 622,92 M. Aus den verschiedenen Ausgabeposten seien erwähnt 37 125,22 M. Reiseunterstützung, 49 328,35 M. Ortsuntcrstützung, 36 918,93 M. Streik- und Gematzregeltenunterstützung, Jnvalidenunterstützung 6697,68 M., Umzugsunterstützung 2577,50 M., Sterbegeld 16 925 M. und Rechtsschutz 178,04 M. Den Bericht des Ausschusses gibt Christiansen- Kiel . ES sind über die Tätigkeit des Vorstandes insgesamt nur sechzehn Beschwerden eingegangen, die an sich auch nicht erheblich genug waren, um mit der Tätigkeit des Vorstandes unzufrieden zu sein. Die Diskussion über den Geschäftsbericht erstreckt sich auf 'den übrigen Teil der Bormittagssitzung und wird am Nachmittage fortgesetzt. Aus zahlreichen Orten werden hinsichtlich der Geschäfts- führung eine Anzahl von Wünschen vorgebracht. lieber verschiedene Beschwerden, die sich im Laufe der Ge- schäftsperiode angesammelt haben, gibt der Vorstand ausreichende Aufklärung, worauf ihm einstimmig Decharge erteilt wird. Inzwischen sind weitere Bcgrüßungstelegramme eingegangen, und zwar aus Stettin , Kiel , Lüneburg , Bielefeld und Fürsten - walde. Die Berichte der Bezirksleiter liegen zumeist eben- falls gedruckt vor. Vom achten Agitationsbezirk berichtet W e g n e r- Bielefeld, daß er nur während der letzten zwei Monate der Berichtsperiode als' Bezirksleitcr fungiert habe. Der Bericht sei noch von seinem Vorgänger verfaßt worden. Seit jener Zeit ist eine Lohnbewegung erfolgreich durchgeführt worden. Früher ver- dienten die Kupferschmiede in Bielefeld bei zehnstündiger Arbeits- zeit 4,59 M. pro Tag, und nach der Lohnbewegung bei O�hstündiger Arbeitszeit 4,70 M. Ebenso fügt Schröter-Leipzig dem Bericht des dreizehnten Bezirkes hinzu, daß außer in Gera in Leipzig selbst zwei Lohnbewegungen erfolgreich durchgeführt worden sind. Ein cinwöchentlicher Streik verursachte 450 M. Kosten, die aus der Filialkasse gedeckt wurden, da die rechtzeitige Anmeldung der Lohn- bcwegung beim Hauptvorstande unterlassen worden war. Aus den Berichten der Filialen interessiert besonders, daß auf der kaiserlichen Werft in K i e l fast alle Kollegen organisiert sind. Im August vorigen Jahres wurde die neunstündige Arbeits- zeit eingeführt. In der Hauptsache wird im Akkord gearbeitet. Die sogenannten Wohlfahrtseinrichtungen verdienen Anerkennung. Es sind zwei Aerzte angestellt und die Arbeiter sind angewiesen, sich auch bei den kleinsten Unfällen sofort nach der Unfallstation zu be- geben. Dagegen läßt die Ventilation noch zu wünschen übrig. Die Behandlung durch die Vorgesetzten bietet keinen Anlaß zu irgend- welchen Ausstellungen. In der letzten Stunde deS ersten TageS ging man dann zur Frage des Anschlusses an den Deutschen Metallarbeitcrverband über. DaS Referat war, wie bereits berichtet, Scholz- Hamburg übertragen worden. Redner legte mit Hülfe eines umfangreichen Zahlenmaterials die Vorteile einer Verschmelzung mit dem großen Jndustrieverbande dar. Scholz wies im Verlaufe seiner Aus- führungen darauf hin, daß es für die Mitglieder der Organisation darauf ankommt, wie sie regiert werden, ob der Vorsitzende ein Kupferschmied oder ein anderer Metallarbeiter sei. Gegen- wärtig, wo der Verband der Kupferschmiede gut dastehe, sei auch die 'beste Gelegenheit für den Anschluß. Man könne zurzeit vom Metallarbeitervcrband für die eigene Branche Konzessionen er- langen, die dieser nicht gewähren werde, falls einmal die Auflösung der Berufsorganisation zu einer Notwendigkeit würde. Letzteres sei aber noch keineswegs ausgeschlossen. Seinen günstigen Stand verdanke der Verband der günstigen Konjunktur, während man nie wissen könne, was in Zukunft eine schlechte Geschäftskonjunktur über die Organisation zu bringen vermag. Zurzeit verfügt der Verband über zwei Beamte und einen weiteren in der Zahlstelle Berlin , deren Zukunft man eventuell nur jetzt sicherstellen könne, wo man dem Metallarbeiterverbande Bedingungen zu stellen vermag. Eine energische Agitation durch besoldete Gauleiter, wie sie notwendig ist, wäre für den Verband der Kupferschmiede Zeit- und Geld- Verschwendung. Es tritt dazu, daß an zahlreichen Orten nur eine recht geringe Zahl von Mitgliedern vorhanden ist, die vom Vereins- leben nichts haben, im Interesse ihrer-Ausbildung liege der Zu- sammenschlutz. In zahlreichen Betrieben genießen schon heute die Kupferschmiede Errungenschaften, die durch den Metallarbeiter- verband und nicht durch die eigene Berufsorganisation erreicht wurden. Man rede davon, daß eine große Organisation den Unter- nehmern größere Angriffsflächen für ihre Aussperrungsgclüste biete, man vergesse dabei nur, daß der Angriff um so schwieriger, je größer die Angriffsfläche ist. Der Beitrag ist in beiden Organi- sationen der gleiche und die Untexstützungscinrichtungen sind eben- falls so ziemlich gleichwertig. Redner empfiehlt zuletzt die Annahme folgenden Antrages: Die Generalversammlung beschließt: Der Zentralvorstand wird beauftragt, unter Hinzuziehung von fünf Kollegen, welche von den fünf größten Filialen gestellt werden müßten, mit dem Hauptvorstande des Deutschen Metallarbeitervcrbandes in Ver- Handlung zu treten, unter welcher Bedingung ein Uebertritt er- folgen kann. Mit der Bekanntgabe des Resultates über die Ver- Handlungen hat der Zentralvorstand eine Urabstimmung behufs Anschluß an den Metallarbeiterverband' vorzunehmen. Dgrauf wurden die Beratungen auf Donnerstag vertagt, 8o2iales. Ist das Krankengeld für IKZ oder für nur 1K2 Tage zu zahlen? Die Landesversicherungsanstalt Berlin hat eine grund- faßliche Entscheidung des Obcrwaltungsgerichts über die Fryge herbeigeführt, ob die Krankenkassen der Versicherungsanstalt 26 Wochen oder 26 Wochen und einen Tag im Fall des§ 18 des Jnvalidenversicherungsgesetzes zu erstatten haben. Das Oberwaltungsgericht hat, wie die amtlichen. Mitteilungen der Berliner Landesversicherungsanstalt berichten, die ver- klagte Betriebskasse am 3. Januar zur Zahlung von 26 Wochen und einem Tag verurteilt. Nach dieser auch für Arbeiter erheblichen Entscheidung steht dem Erkrankten ein Anspruch auf Krankengeld für 163, nicht nur für 162 Tage zu. Die Gründe dieser Entscheidung gipfeln darin, daß gemäß der Bestinimung des§ 78u Absatz 2 des K.-V.-Gesetzes, welche auch für die Berechnung der Krankengeld-Unterstützungsdauer anzuwenden sei, eine nach Wochen bestimmte Frist mit Ablauf desjenigen Tages der letzten Woche endigt, welcher durch seine Benennung dem Tage entspricht, an welchem die Frist be- gönnen hat. Nach ß 18 des Jnvalidenversicherungsgesetzes ist die Ver- siche'rungsanstalt befugt(nicht verpflichtet), falls ein Versicherter dergestalt erkrankt, daß als Folge der Krankheit Erwerbsunfähigkeit zu befürchten ist, zur Abwendung dieses Nachteils ein Heilverfahren in dem ihr geeignet erscheinenden Umfange eintreten zu lassen. Läßt sie ein Heilverfahren ein- treten, so gehen bei Versicherten, welche der reichsgesetzlichen oder landesgesetzlichen Krankenfürsorge unterliegen, vom Be- ginne dieses Heilverfahrens an bis zu dessen Beendigung die Verpflichtungen der Krankenkasse gegen den Versicherten aus die Versicherungsanstalt über. Dieser hat die Krankenkasse Ersatz zu leisten in Höhe desjenigen Krankengeldes, welches der Versicherte von der Krankenkasse für sich beanspruchen konnte. Dem Versicherten steht nach{?§ 6 und 20 des Kranken­versicherungsgesetzes im Falle der Erwerbsunfähigkeit ein Krankengeld für 26 Wochen zu. Da Z 78a des Kranken­versicherungsgesetzes(in Uebereinstimmung mit Z 187 B.-G.-B.) festlegt:Eine nach Wochen oder Monaten be- stimmte Frist endigt mit Ablauf desjenigen Tages der letzten Woche oder des letzten Monats, welcher durch seine Benennung oder Zahl dem Tage entspricht, an welchem die Frist begonnen hat" so steht dem Erkrankten ein Anspruch auf 163 Tage Krankengeld, nicht wie die verklagte Betriebskasse an- genommen hatte, nur auf 162 Tage zu. Unseres Wissens ist die besprochene für Arbeiter nicht unwesentliche Frage zum ersten Male und zwar wie die angezogenen Paragraphen ergeben, durchaus im Sinne des Gesetzes vom Ober- verwaltungsgericht entschieden. Die Mittrlständler unter sich. Ein Verein der Mittelständler in Augsburg hat sich zur Auf- gäbe gemacht, gegen»unlauteren Wettbewerb" unreeller Firmen energisch anzukämpfen, und zwar durch Schimpfen und gerichtliche Anzeigeerstattung. In der letzten Generalversammlung hat nun der Vorsitzende»die bedauerliche Tatsache" konstatiert, daß die meiste n Aktionen des Vereins sich»leider" gegen die eigenen Mitglieder richten mußten! Die Be- treffenden haben sich wahrscheinlich gedacht, der»unlautere Weit- bewerb" soll nur»den anderen" verboten werden, für sie selbst seien aber alle Mittellauter" ganz wie Weinpantscher Sartorius und Genossen im und außerhalb des Reichstages. Vom Bolksschulelend. Das Volksschulelend wurde vor dem Schöffengericht in Halle durch eine Verhandlung gegen den Baumeister Matzen von Döllnitz beleuchtet. Dieser ist beschuldigt, seine Kinder ohne Grund vom Besuch der Dorfschule ferngehalten zu haben. Der Angeklagte hatte früher bessere Zeiten gesehen und seine Kinder in der höheren Töchterschule bezw. durch Hauslehrer unterrichten lassen können. Durch Fallissement war er gezwungen, die Kinder in die- Dorfschule zu schicken. Er sagt, als besorgter Bater habe er seine Kinder nicht in jene Schule schicken können. Die Klassen seien überfüllt gewesen ein Lehrer bestätigt, daß er in einer Klasse einmal 118 Kinder zu unterrichten hatte und die Kinder- k r a n k h e i t Scharlach grassierte im Dorfe derartig, das in kurzer Zeit 14 bis 16 Kinder gestorben wären; auch er habe durch Scharlach einen Sohn eingebüßt. Wegen weiterer Ansteckungsgefahr habe er seine anderen Kinder schützen müssen. In der Schule habe es an ausreichenden Desinfektionsmitteln gefehlt. Die interessante Ver- Handlung mußte vertagt werden. Es soll zum nächsten Termin der Kreisphysikus erscheinen, um Auskunft darüber zu geben, ob in der Schule genügend desinfiziert worden ist. Läge die Döllnitzer Schule nicht in Preußen, so wäre unver« ständlich, weshalb bei diesen zun, Himmel schreienden Mißständen nicht sofort auf Freisprechung erkannt und die Akten der Staats- anwaltschast zur Strafverfolgung gegen die Organe übergeben sind, die für ausreichende und gesunde Schulräume verpflichtet sind, durch Nichterfüllung dieser Pflicht aber fahrlässig die Gesundheit der ihrer Obhut anvertrauten Kinder gefährden. Wo rührt der Arbeitrrmangcl in der Textilindustrie her? Der Arbeitermangcl in der Textilindustrie ist seit längerer Zeit, insbesondere während der gegenwärtigen Hochkonjunktur Gegenstand eifriger Erörterungen in der einschlägigen Fachpresse. Während bisher alles Mögliche und Unmögliche als Ursache dieser Erscheinung zu deuten versucht wurde, scheint nun endlich ein Unternehmer die wahre Ursache gefunden zu haben. Er schreibt dariwer im .Konfektionär", daß der Mangel an geschulten Arbeitern für Weberei und Spinnerei darauf zurückzuführen sei, daß es an geeignetem Nachwuchs fehle, denn die junge Generation finde in anderen Industriezweigen zusagendere und vor allem lohnendere Be- schäftigung als in der Textilindustrie. In vielen Industrien haben die Arbeiter schon lange ein Mittel gefunden, wodurch die Lohn- und Arbeiteverhältnisse verbessert werden konnten: eine st arke Organisation! Die Sklaven der Textilindustrie sind, wie die letzten Reichstagswahlen gezeigt haben, leider zum großen Teil, zumeist infolge der grauenerregenden Arbeitsbedingungen, noch weit ab von dieser Erkenntnis. )Ziis Xndurtm und ftandd* Kapitalrente. Zu den Gesellschaften, deren Dividenden einen erheblichen Betrag darstellen, gehören die beiden größten deutschen Schiffahrtsunter- nehmen. Welche Summen da für das Kapital herauskommen, zeigt folgende Zusammenstellung: Bruttogewinn Reingewinn M. M. 1903 1906 1903 1906 Hamvurg-Amerika-Linie 23421202 37322274 6,474,249 I042I371 Norddeutscher Lloyd .. 28011127 36373388 6,459,048»278657? Die-beiden Gesellschaften haben bei Abschreibungen von zu- ämmcn rund 34 Millionen Mars im letzten Jahre noch emen Rein- gewinn von 23 207 950 M. zur Verfügung gehabt. Und wenn die Herren zusammenkommen, um den Profit zu verteilen, dann sind Arbeiterfragen undiskutabel. Man will sich nicht durch Sentimentali- täten die Arbeit des Dividendenschlnckens erschweren lassen. Kognak. Was das oft für Zeug ist, das der andächtige Trinker über die Zunge laufen läßt, wenn er sich mal etwasGutes" lefften will und einen Kognak riskiert, das ivurde kürzlich in einer Ver- Handlung in Hau, bürg festgestellt. Ein Kaufmann war der Nahrungs- mittelfälschung angeklagt. Er hatte von einem Kognakfabrikanten 69 Kisten a 12 Flaschen Kognak, pro Kiste zu 10 M. gekauft und diesen.Herzwärmer" wieder zu 1,10 bis 1,25 M. pro Flasche weiter verkauft. Bei einem seine« Abnehmer wurde der.Kognak" an- gehalten; die Untersuchung ergab, daß er aus Wasser, Sprit und Extrakten hergestellt war. Der Fabrikant hatte genommen: 4 Teile SOprozcntigen Sprit, 5,7 Teile Wasser und 0,3 Teile Kognak- extrakt. Alles ordentlich geschüttelt, abgefüllt, Kisten, Flaschen und Korken mit Etiketten versehen, die die hochtönende FirmaDumas als, Kognak", trugen, ergab dann den lraftspendenden Lebenstrank. Der angeklagte Kaufmann behauptete, in gutem Glauben gehandelt gl haben, und erkannte das Gericht aus subjektiven Gründen auf Freisprechung. Welche Mengen solchen Kognaks mögen wohl auf den Markt kommen? Aus der elektrotechnische« Industrie. DieMitteilungen desVereins zur Wahrung gemeinsamer Wirt- schaftsinteressen der deutschen Elektrotechnik"'berichten folgendes: Das Geschäftsjahr 1906 war für die deutsche elektrotechnische In- dustrie die Periode der stärksten Beschäftigung seit ihrem Bestehen, zugleich aber auch der größten Unruhe infolge äußerer Verhältnisse, hauptsächlich des Rohmaterialicnmarktes.... Beachtenswert in ihrer äußeren Entwickelung ist das stärkere Hervortreten der grotzindustriellen Produkttonsweise.... Während früher nur zwei Großfirmen vorhanden waren, die in ihren Produktions- stätten ungefähr sämtliche elektrotechnischen Erzengnisse her- stellten, ist in letzter Zeit ein drittes Werk hinzu- getreten, das durch Aufkauf kleinerer Spezialfabriken und Aufnahme neuer Betätigungsgebiete einen gleichen Kreis in der Fabrikation zu schließen sucht...'. Im Berichtsjahre war es namentlich der Berg- bau, der in verstärktem Maße elektrotechnische Maschinen und Apparate bezog. Die gesteigerte Produktion unserer Industrie brachte natur- gemäß auch eine Vermehrung der Arbeiterzahl mit sich, und zwar durchschnittlich von 15 bis 20 Prozent, so daß die Summe der be- schäftigten Arbeiter und Angestellten von rund 82 990 im Jahre 1902 auf 95 990 bis 199 999 Köpfe im Jahre 1997 gestiegen sein dürfte. Auch die Betriebskapitalien mußten eine Verstärkung erfahren. Die für die Fabrikation in Betracht kommenden 32 Aktiengesellschaften vermehrten ihre Betriebsinittel um rund 70 bis 75 Millionen Mark, so daß in der elektrotechnischen Fabrikation rund 710 Millionen Mark tätig waren, gegen 625 Millionen Mark im Jahre 1995. Rechnet man hierzu noch die in den Elektrizitätsanlagen, also in Elektrizitäts- werken und elektrischen Bahnen investierten Gelder hinzu, so darf man annehmen, daß heute die gesanite deutsche Elektrotechnik rund 28/4 Milliarden Mark unseres Nationalvermögens in Anspruch nimmt. Ein so erfreuliches Bild die vorstehenden Zahlen und Tatsachen auch für die guantitativen Leistungen unserer Industrie geben, ebenso bedauerlich ist der Umstand, daß das geschäftliche Endergebnis des letzten Jahres hinter der äußeren Entwickelung weit zurückblieb. Die Steigerung der Produktivität unserer Fabriken wurde durch das Emporschnellen der Preise für die wichtigsten Rohmaterialien auf- gehoben. Derartigen Preisbewegungen gegenüber befindet sich die elektrische Industrie in einer sehr üblen Lage." Hud der frauenbewegung* Versammlungen Veranstaltungen. Berlin . Montag, den 8. April, 8'/z Uhr, Kommandantenstraße 72, Vortrag Dr. Heinrich Lux:»Die technischen Einrichtungen Berlins ". Groß-Lichterselde und Umgegend. Montag, den 8. April, abends 8 Uhr, im WirtshausZum grünen Kranz", Lankwitz , Callan- drellistratze 27/29, Vortrag Frau Stürmer:»Mutter und Säuglingspflege"._______ Vermilcbtea* Zur Mordaffäre in Beuthen . Die Vernehmung Liberias durch den Untersuchungsrichter Dr. Passauer hat gestern vormittag ein interessantes Ergebnis ge- habt. Liberia gestand ein, den Mord an dem Arbeiter Josef Bronner aus Charley, den sogenanntenHeumarktsmord" begangen zu haben; außerdem gestand er ein, in den letzten Jahren noch -drei weitere Morde in der Umgegend Beuthcns verübt zu haben. Di« Mordtaten, bei denen die Ueberfallenen erstochen oder erschossen waren, blieben damals unaufgeklärt, obwohl die Leichen bald nach der Tat aufgefunden wurden. Jetzt wird das Dunkel dieser Morde durch die Aussage Liberias mit einem Schlage er- hellt. Das Motiv aller Taten ist in der Rachsucht Liberias zu suchen. Dieser gestand ferner ein, er habe sich in den letzten Wochen mit dem Gedanken getragen, auch seinen Schwager zu ermorden, sei aber an der Ausübung seiner Tat durch seine Verhaftung ver- hindert worden. Der Untersuchungsrichter hat ferner gestern vormittag an du Polizei in Könitz die tclegraphische Bitte um Auskunft darüber gerichtet, ob Liberka in der Tat zur Zeit des Konitzer Morde? dort geweilt habe. Hierauf wurde mitgeteilt, daß sich in den Akten über die Konitzer Mordaffäre der Name Liberka überhaupt nicht finde. Auch in den Gefangenenlisten stehe ein solcher Name nicht. Der Roßschlächter, der um jene Zeit wegen eines anderen Ver- gehens am Mönchsanger verhaftet wurde, sei ein Schlächter namens Schulze gewesen, der seine Strafe verbüßt habe. Auf dem Bürger- meisteramt ist um jene Zeit weder ein Liberka angemeldet noch abgemeldet worden. Auch die Gcsellenliste des Schlächters Schulz enthält den Namen Liberka nicht. Doch sollen die Nachforschungen nach einem etwaigen Aufenthalt Liberias in Könitz fortgesetzt werden. Die Genickstarre. Nach dem Wochenbericht der Belfaster Sani- tätSbehördcn haben die Fälle von Genickstarre seit dem letzten Donnerstag um 33 zugenommen, so daß sie insgesamt 261 be- tragen. 136 von diesen sind tödlich verlaufen. Es sind keine An- zeichen dafür vorhanden, daß die Epidemie zurückgeht; sie hat sich bereits über alle Teile Belfasts verbreitet. Gestrandet. Nach einer Llohddepesche aus Punta ArenaS ist das deutsche viermastige Segelschiff;,Polymnia" auf der Reise von Pissagua nach Europa in der Magclhaensstraße bei Bahly Jsle am 19. März gestrandet. Schiff und Ladung sind vollständig ver- loren, die Mannschaft ist gerettet und stt Punta Arenas gelandet. Im Streit erstochen. In Hersfcld bei Soest erstach ein zwölf- jähriger Knabe im Streit einen achtzehnjährigen Burschen. Der Frühling in Rußland . Infolge bevorstehenden Eisgangs auf der Wolga und Samara stellt die Samara Slachust-Bahn die Annahme und Ausgabe von Gütern in Station Samara-Pristan am 21. März alten Stils bis auf weiteres ein. Eine Falschmünzerwerkstätte wurde gestern in Rathenow in der Rhinowerstratze entdeckt. Verschiedene Gipsformen, gefälsi�te der Rhinowerstraße entdeckt. Verschiedene Gipsformen, gefälschtes Geld und Werkzeuge zur Falschmünzerei wurden von der Polizei beschlagnahmt; ein Mann namens August Becker wurde ver- haftet._ Ein Fabrikant in der Hölle. ImMusterländle" hat sich, wie derDeutsche Maschinist und Heizer" erzählt, folgender Fall zugetragen: Ein durstiger Fabrikant, welcher in der Nähe von Offenburg wohnt, hatte auch dem Weine sehr zugesprochen. Als er nun spät abends auf dem Heimweg war, welcher am Waldcsrand entlang führte, lag es ihm bald wie Blei in den Gliedern, und so war er. als er über eine Baumwurzel stolperte, nicht mehr imstande, sich zu erheben und schlummerte ein. Ein Mann, der schon zu früher Morgenstunde des WegeS kam, um seines Dienstes als Heizer in einer Fabrik zu walten, sah den dunklen Gegenstand liegen und erkannte bald, was dem Schläfer fehlte. Mit größter Mühe schleppte er ihn mit sich in das Kesselhaus und legte Ihn dort nieder, damit er, da er halb stcifgefroren war, wieder etwas warm würde. Endlich erwachte der Schläfer. Zufälligerweise hatte der Heizer gerade die Feuerung geöffnet, um Kohlen aufzugeben. Als nun der erste Blick des Erwachenden auf die schreckliche Glut und den dabeistehenden rußigen Heizer fiel, der mit blitzenden Augen. eine Schaufel in den Händen, nach ihm hinsah, konnte er nicht anders glauben, als sei er schon an dem Höllentor angelangt und vor Schreck und Entsetzen schrie er:Ach lieber Herr Oberteufel, machen Sie'S gnädig mit mir, ich bin in X. im Rausch gestorben"»